Die großen Western 155: Blutmond
Von Frank Callahan
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"Hängt den Bastard!"
Kalt klang die Stimme des Friedensrichters. Im Saloon von Croton Spring brach grenzenloser Lärm aus. Über fünfzig Männer johlten. Der Friedensrichter bearbeitete die Tischplatte mit einem Holzhammer. Es dauerte eine Weile, bis er sich verständlich machen konnte.
"Das Urteil wird sofort vollstreckt. Es wird den Rothäuten zur Warnung gereichen!"
Das Gegröle der meist angetrunkenen Saloongäste nahm erneut zu. Einige bedrohten den Verurteilten, beschimpften und bespuckten ihn. Sie wurden vom Sheriff und den beiden Deputys abgedrängt.
"Du wirst demnächst die Ewigen Jagdgründe kennenlernen, Red Horse", griente Ken Stuart, der Sternträger von Croton Spring. Er blickte den jungen Indianer mitleidlos an, der auf dem Stuhl kauerte.
Die Kette zwischen den Handschellen klirrte leise, als der Apache den Oberkörper aufrichtete. Er blickte den Gesetzeshüter aus dunklen Augen an, in denen Hilflosigkeit, aber auch Hass miteinander stritten.
"Bleib nur friedlich!", knurrte einer der Hilfssheriffs. "Wir können dir auch 'ne Kugel ins Fell schießen."
Die meisten Bürger der kleinen Town verließen die Whiskytränke und versammelten sich im Hof der Schenke.
Vom dicksten Ast des Cottonwood baumelte das Lasso.
"Du hättest dich nicht an der weißen Frau vergreifen dürfen, Hundesohn", stieß Ken Stuart böse hervor. "Du hast sie entehrt und dann getötet. Dafür hast du den Tod verdient."
Red Horse quälte sich in die Höhe. Das bronzefarbene Gesicht des jungen Indianers wies Hautabschürfungen und Schwellungen auf. Seine Peiniger waren nicht gerade sanft mit dem Apachen umgesprungen.
"Red Horse unschuldig", murmelte der Krieger. "Er nicht töten weiße Squaw. Er nur kommen vorbei."
Ken Stuart und die beiden Hilfssheriffs grinsten breit.
"Deine Lügen haben auch den Richter nicht
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Rezensionen für Die großen Western 155
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Buchvorschau
Die großen Western 155 - Frank Callahan
Die großen Western
– 155 –
Blutmond
Frank Callahan
»Hängt den Bastard!«
Kalt klang die Stimme des Friedensrichters. Im Saloon von Croton Spring brach grenzenloser Lärm aus. Über fünfzig Männer johlten. Der Friedensrichter bearbeitete die Tischplatte mit einem Holzhammer. Es dauerte eine Weile, bis er sich verständlich machen konnte.
»Das Urteil wird sofort vollstreckt. Es wird den Rothäuten zur Warnung gereichen!«
Das Gegröle der meist angetrunkenen Saloongäste nahm erneut zu. Einige bedrohten den Verurteilten, beschimpften und bespuckten ihn. Sie wurden vom Sheriff und den beiden Deputys abgedrängt.
»Du wirst demnächst die Ewigen Jagdgründe kennenlernen, Red Horse«, griente Ken Stuart, der Sternträger von Croton Spring. Er blickte den jungen Indianer mitleidlos an, der auf dem Stuhl kauerte.
Die Kette zwischen den Handschellen klirrte leise, als der Apache den Oberkörper aufrichtete. Er blickte den Gesetzeshüter aus dunklen Augen an, in denen Hilflosigkeit, aber auch Hass miteinander stritten.
»Bleib nur friedlich!«, knurrte einer der Hilfssheriffs. »Wir können dir auch ’ne Kugel ins Fell schießen.«
Die meisten Bürger der kleinen Town verließen die Whiskytränke und versammelten sich im Hof der Schenke.
Vom dicksten Ast des Cottonwood baumelte das Lasso.
»Du hättest dich nicht an der weißen Frau vergreifen dürfen, Hundesohn«, stieß Ken Stuart böse hervor. »Du hast sie entehrt und dann getötet. Dafür hast du den Tod verdient.«
Red Horse quälte sich in die Höhe. Das bronzefarbene Gesicht des jungen Indianers wies Hautabschürfungen und Schwellungen auf. Seine Peiniger waren nicht gerade sanft mit dem Apachen umgesprungen.
»Red Horse unschuldig«, murmelte der Krieger. »Er nicht töten weiße Squaw. Er nur kommen vorbei.«
Ken Stuart und die beiden Hilfssheriffs grinsten breit.
»Deine Lügen haben auch den Richter nicht beeindrucken können, Bastard. Du wirst baumeln. Und deine Stammesbrüder werden danach wohl einen großen Bogen um unsere Stadt machen. Wir nehmen es nicht länger hin, dass ihr Postkutschen und Ranches überfallt und unsere Frauen schändet.«
Der junge Apache senkte den Kopf. Er wusste nur zu gut, dass es sinnlos war, sich zu verteidigen. Keiner der Weißaugen glaubte ihm.
Sheriff Ken Stuart packte den Indianer am Arm und stieß ihn hart in Richtung des Hinterausganges. Die beiden Deputies flankierten den zum Tode Verurteilten, dessen Gesicht unbewegt blieb, als er die aufgebrachte Menschenmenge vor sich sah.
Der Stimmenlärm steigerte sich, und die Lawmen hatten große Mühe, sich eine Gasse zum Galgenbaum zu bahnen. Es hagelte erneut Schläge und Beschimpfungen, die Red Horse mit stoischer Ruhe über sich ergehen ließ.
»Zurück!«, brüllte Ken Stuart. »Zum Henker, macht Platz, oder ich bringe den Gefangenen ins Jail!«
Die Menschenmenge wich schimpfend zurück. Hasserfüllte Augen starrten den jungen Apachen an, der mit dem Leben längst abgeschlossen hatte.
Einer der Gehilfen führte ein Pferd heran. Kurze Zeit später saß der Indianer im Sattel. Jetzt hielten die Handschellen die Hände auf dem Rücken zusammen. Die Menschenmenge begann begeistert zu applaudieren, als der Sheriff dem Apachen die Lassoschlinge um den Hals legte und festzurrte.
»Aufhängen! Aufhängen!«, tönte es im Chor.
Der Vierbeiner tänzelte nervös auf den Hufen, und die Schlinge zog sich immer mehr zusammen. Der Todeskandidat schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
Dann trat eine fast unheimlich anmutende Stille ein. Nur das Röcheln und Würgen des Gefangenen war zu vernehmen.
Ken Stuart trat zur Hinterhand des Fuchshengstes. Nun wirkte auch sein Gesichtsausdruck unbewegt. Die Lippen pressten sich hart aufeinander und ähnelten einer schlecht verheilten Narbe.
Dann hob der Sheriff die rechte Hand.
»Du hast das Urteil vernommen, Apache«, stieß er dann mit gepresst klingender Stimme hervor. »Du bist zum Tod durch den Strang verurteilt. Ich werde das Urteil jetzt vollstrecken!«
Red Horses Körper straffte sich. Der Apache hatte die Augen geschlossen. Der zum Tode Verurteilte wirkte sehr stolz und ungebrochen.
Dann schlug Ken Stuart zu.
Der Vierbeiner trabte los, und der Apache wurde aus dem Sattel gerissen. Ein Aufschrei ging durch die Menge.
Sekunden später war es vorbei.
Red Horse war tot.
*
Frank Donovan zügelte den Fuchswallach und warf seinem Begleiter Mario Ramirez einen kurzen Blick zu. Einen Steinwurf entfernt standen die ersten Häuser der kleinen Town Croton Spring.
Der dicke Mexikaner verzog das breitflächige Gesicht zu einem Grinsen. Der buschige Schnurrbart schien sich zu sträuben.
»Ist wohl mächtig viel los in der Town, Amigo«, brummte Mario Ramirez. »Da scheint ’ne Feier stattzufinden. Da kommen wir gerade rechtzeitig, um tüchtig mitzumischen.«
Der groß gewachsene und schlanke Frank Donovan, der sich in den vergangenen Jahren einen fast schon legendären Namen als Revolverkämpfer gemacht hatte, nickte mehrmals.
»Mir ist’s völlig egal, ob es ’ne Hochzeit oder ’ne Beerdigung ist«, brummte der dicke Mexicano. »Hoffentlich haben die Jungs noch nicht alles aufgefuttert. Ich könnte ’nen ganzen Ochsen verdrücken.«
Wie zur Bestätigung der Worte, begann Mario Ramirez’ Magen zu knurren, was Frank Donovan mit einem müden Grinsen zur Kenntnis nahm.
»Irgendwann wirst du platzen«, meinte er. »Es ist natürlich auch möglich, dass du dich vorher schon totgesoffen hast. Du bist der größte Vielfraß unter Arizonas Sonne. Und dann wunderst du dich auch noch, wenn du immer dicker und fetter wirst. Mir tut dein armes Pferd leid.«
»Ach was, Compadre«, winkte Mario grinsend ab. »Mein Benito ist selbst ein stattlicher Vierbeiner.«
Frank Donovan trieb den Fuchswallach an. Die Main Street lag wie ausgestorben vor den beiden Reitern. Vor dem Saloon drängten sich über zwei Dutzend Pferde am Hitchrack.
Stimmenlärm wehte den Partnern entgegen, die ihre Vierbeiner unter einem Baum zügelten und aus den Sätteln sprangen.
Mario Ramirez grinste zufrieden, leckte über die vollen Lippen und tätschelte den ansehnlichen Bauch.
Kurze Zeit später betraten die beiden den Saloon. Es roch nach Alkohol, Nikotin und Pferdeschweiß. Blauer Zigarettenrauch hing wie Nebelschwaden über den Köpfen der mehr als fünfzig Gäste, die an den Tischen hockten, oder sich am Tresen in Doppelreihen drängten.
Mario Ramirez strahlte übers ganze Gesicht und übernahm die Führung. Er drückte den dicken Bauch noch weiter heraus, benutzte ihn als Ramme und bahnte sich so einen Weg an die Theke.
Der schwergewichtige Mexicano bekam zwar von einigen Männern Prügel angedroht, doch er grinste nur breit und tat so, als würde er kein Wort verstehen.
»Gibt’s hier Freiwhisky?«, fragte er, als er endlich den Tresen erreichte.
»Wenn du einen ausgibst, dann kann ich deine Frage bejahen«, sagte ein graubärtiger Oldtimer grinsend und zeigte dabei den einzigen ihm noch verbliebenen Zahn.
»Soll wohl ein Scherz sein, alter Biber«, antwortete Mario. »Hier wird doch etwas gefeiert, Amigo. Und bestimmt gibt’s kostenlos zu trinken und zu essen.«
Der Oldman schüttelte den Kopf.
»Hier hat’s bloß ’ne Gerichtsverhandlung gegeben, und danach hat der Sheriff den Verurteilten gleich baumeln lassen. Das ist schon alles. Du kommst drei Tage zu spät zu ’ner Hochzeit. Da hättest du was für deinen Bauch tun können.«
»Wer wurde hingerichtet?«, fragte Frank Donovan, der sich neben den graubärtigen Alten geschoben hatte.
»Nur ’ne Rothaut, Mister. Sie hängt noch draußen im Hof. Der Apache soll ’ner Lady Gewalt angetan und sie dann umgebracht haben.«
Eine tiefe Falte kerbte Franks Stirn. Er blickte den Oldtimer ernst an.
»Wer hat den Indianer zum Tode verurteilt?«
Der Oldman leckte über die Lippen und schielte dann auf das leere Whiskyglas, das vor ihm stand.
»Eure Fragerei macht mich verdammt durstig, Jungs«, ächzte er dann. »Spendiert mir erst mal ’nen Drink, und dann beantworte ich all eure Fragen.«
Ein Barkeeper schob drei volle Gläser über den Tresen, nachdem ihm Frank Donovan zugenickt hatte.
Der Alte trank schmatzend und wischte sich dann mit dem Handrücken über das Bartgestrüpp.
»Dirk Manson, der Friedensrichter, hat den Apachen zum Tode verurteilt«, sagte der Oldtimer, als er Frank Donovans fragenden Blick sah. »Es ist alles sehr rasch gegangen. Und wenn Manson den Indianer nicht verurteilt hätte, dann wäre die Rothaut gelyncht worden.«
»Wir sollten mal mit dem Sternschlepper sprechen«, brummelte Mario Ramirez und jagte dem ersten Drink einen zweiten hinterher. »Wenn Black Bull, der Apachen-Chief erfährt, dass einer seiner Leute von den Weißen umgebracht wurde, dann kann das der berühmte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Caramba, diese verdammten Hitzköpfe wissen anscheinend noch gar nicht, was sie angerichtet haben.«
Frank Donovan, der Revolverkämpfer,