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Die großen Western 160: Versorgungszug 13
Die großen Western 160: Versorgungszug 13
Die großen Western 160: Versorgungszug 13
eBook131 Seiten1 Stunde

Die großen Western 160: Versorgungszug 13

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Über dieses E-Book

Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).

Der Sechs-Gallonen-Hut stand wie ein Eimer auf der Theke. Als sein Besitzer sich umdrehte, warfen sich die beiden Männer neben ihm rasche Blicke zu. Sie warteten, bis der hünenhafte schwarzbärtige Bursche sich vollends abgewandt hatte und handelten dann blitzschnell. Sie hoben ihre gefüllten Whiskygläser und leerten sie in die Hutkrone … Will Hattman war ein Mann, den man nicht übersehen konnte. Wenn er in einen Türrahmen trat, dann füllte er diesen aus. Seine klotzige Gestalt stand mehr als sechs Fuß hoch in den Stiefeln und spannte jeden Teil seiner Kleidung. Sein kantiger Schädel erinnerte an einen unbehauenen Felsblock, und seine stahlgrauen Augen unter den buschigen Brauen an zwei Eiskristalle. Seine Hände waren schwielig. Schwarz wie ein Feuerloch war sein struppiger Bart. Quer über den Schädel zog sich eine feuerrote Narbe hin. Und auf die deutete er, als er sich zu einigen Männern an einem Tisch hinabbeugte.


Er begann zu sprechen. Und seine Stimme klang kratzend wie grobkörniger Flugsand.


"Hier, seht sie euch an! – Hohoho! Das hättet ihr nicht gedacht, wie? – Das kostet euch einen Whisky. Da beim Schopf haben mich die Rothäute erwischt! Vor drei Jahren! Und einer dieser Burschen hatte meinen halben Skalp zwischen den braunen Fingern. Ich saß dem Sensenmann schon auf der Schaufel. Ein verdammtes Glück habe ich gehabt, kann ich euch sagen!"


Die Männer lachten.


"All right, Will! Wir haben verloren. Du kriegst deinen Whisky!"


Will Hattman drehte sich um und stampfte zur Theke zurück. Seine Augen funkelten triumphierend. Ihm haftete ein strenger Geruch von Ruß, Harz, Maschinenöl und Zigarettenrauch
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum1. Sept. 2016
ISBN9783740908409
Die großen Western 160: Versorgungszug 13

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    Buchvorschau

    Die großen Western 160 - John Gray

    Die großen Western

    – 160 –

    Versorgungszug 13

    John Gray

    Der Sechs-Gallonen-Hut stand wie ein Eimer auf der Theke. Als sein Besitzer sich umdrehte, warfen sich die beiden Männer neben ihm rasche Blicke zu. Sie warteten, bis der hünenhafte schwarzbärtige Bursche sich vollends abgewandt hatte und handelten dann blitzschnell. Sie hoben ihre gefüllten Whiskygläser und leerten sie in die Hutkrone … Will Hattman war ein Mann, den man nicht übersehen konnte. Wenn er in einen Türrahmen trat, dann füllte er diesen aus. Seine klotzige Gestalt stand mehr als sechs Fuß hoch in den Stiefeln und spannte jeden Teil seiner Kleidung. Sein kantiger Schädel erinnerte an einen unbehauenen Felsblock, und seine stahlgrauen Augen unter den buschigen Brauen an zwei Eiskristalle. Seine Hände waren schwielig. Schwarz wie ein Feuerloch war sein struppiger Bart. Quer über den Schädel zog sich eine feuerrote Narbe hin. Und auf die deutete er, als er sich zu einigen Männern an einem Tisch hinabbeugte.

    Er begann zu sprechen. Und seine Stimme klang kratzend wie grobkörniger Flugsand.

    »Hier, seht sie euch an! – Hohoho! Das hättet ihr nicht gedacht, wie? – Das kostet euch einen Whisky. Da beim Schopf haben mich die Rothäute erwischt! Vor drei Jahren! Und einer dieser Burschen hatte meinen halben Skalp zwischen den braunen Fingern. Ich saß dem Sensenmann schon auf der Schaufel. Ein verdammtes Glück habe ich gehabt, kann ich euch sagen!«

    Die Männer lachten.

    »All right, Will! Wir haben verloren. Du kriegst deinen Whisky!«

    Will Hattman drehte sich um und stampfte zur Theke zurück. Seine Augen funkelten triumphierend. Ihm haftete ein strenger Geruch von Ruß, Harz, Maschinenöl und Zigarettenrauch an, denn Will Hattman war Lokführer bei der Union Pacific Railroad Company in Benton, Wyoming. Er sah ganz so aus, als bestände sein Frühstück aus Maschinenöl mit Eisenbolzen. Und wer ihn kannte, fand das gar nicht so unwahrscheinlich. Will Hattman war ein stahlharter Mann. So hart wie der Schienenstrang, den die Union Pacific nach dem Bürgerkrieg wieder quer durch einen Kontinent trieb, der vom Klirren der Vorschlaghämmer und dem Kreischen der Dampfpfeifen widerhallte, einem Land, dem das Dröhnen von Stahl die Nationalhymne zu ersetzen schien. Amerika lag im Eisenbahnfieber.

    Tag für Tag wuchs der stählerne Trail um einige Meilen, schrumpften Entfernungen zusammen, kamen sich Küsten und ihre Menschen näher. Über himmelhohe Berge, höllentiefe Schluchten, reißende Ströme und durch endlose knochentrockene Wüsten. Will Hattman war immer dabei gewesen …

    Hattman hatte die Theke erreicht und griff nach seinem Hut. »Gib mir einen Whisky, Joe!«, rief er dem Keeper zu. Der Mann nickte.

    Hattman stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf und wollte etwas sagen. Doch er erstarrte plötzlich. Sein Gesichtsausdruck fror ein, und seine Züge waren wie aus Fels gehauen.

    Unter dem Hutrand hervor, über seine Stirn und an seinen Haarsträhnen herunter rann der beißend scharfe Alkohol und sickerte in den Stoff des Hemdes von Hattman.

    Erst glucksten nur unterdrückt die beiden Männer neben ihm. Dann sahen es auch die anderen. Wenig später schallte donnerndes Gelächter durch den Schankraum.

    Will Hattman lief rot an. Er stand steif und starr und rührte sich so lange nicht, bis es aufgehört hatte, zu tropfen. Dann nahm er den Hut ab und stellte ihn wieder auf die Theke zurück.

    »Joe! Mach ihn voll, bis oben hin!«, sagte er heiser. Und der Keeper starrte ihn ungläubig an.

    »Hörst du nicht, Joe? Mach ihn voll, Joe, sage ich dir! – Nimm den übelsten Hostetter-Fusel, und mach damit den Hut voll!«

    »Jawohl, Will!«

    Will Hattman grinste die beiden Männer neben sich schmal an. Sie waren stämmig und untersetzt. Doch gegen Hattman wirkten sie beinahe schmächtig.

    Sie wurden blass, als sie seine Blicke auf sich spürten. Sie wichen langsam zurück.

    »Aber, Will! – Will, du denkst doch nicht etwa … Du glaubst doch nicht …«

    Sie stotterten. Ihre Kehlen waren plötzlich wie zugeschnürt. Ihre Hände krampften sich um die blitzende Messingkante der Theke. Schweißperlen erschienen auf ihren Gesichtern.

    »Doch«, murmelte Hattman leise und sanft. »Doch, ich denke, dass ihr das gemacht habt!«

    »Aber, Will …« Der eine versuchte zu grinsen. Doch es gelang ihm nicht.

    »Ich mag keine Lügner!« Will Hattman machte einen raschen Schritt auf ihn zu und ließ seine dicht behaarte Pranke vorschnellen.

    Der andere kreischte auf, als er die riesige Faust wie ein Geschoss heranfliegen sah. Dann spürte er den stählernen Griff an seinem Hemd, fühlte sich herumgerissen und nach vorn geschleudert. Seine Arme wirbelten haltsuchend durch die Luft, er rang nach Atem, heulte schrill und schien dann plötzlich zu fliegen.

    Die Männer am Tisch sprangen auf und wichen rasch aus. Stühle fielen polternd um. Ein Whiskyglas zerbrach am Boden. Dann donnerte der Bursche schon gegen den Tisch und riss ihn um.

    Berstend und splitternd brach der Tisch zusammen. Der Mann überschlug sich, stürzte krachend auf die sägemehlbestreuten Dielen des Fußbodens, rollte noch ein Stück weiter und streckte dann mit leisem Seufzer die Glieder.

    Der Bärtige an der Theke wirbelte herum und setzte mit einem Sprung dem zweiten Mann nach, der sich gerade davonstehlen wollte.

    Der Mann schrie vor Schreck. Nackte Angst lag in seinem Blick. Hattman schleifte ihn zur Theke und wischte ihm mit einem Hieb der flachen Hand den Hut vom Kopf. Einige Haarsträhnen fielen dem anderen in die Stirn. Hattmans Linke packte ihn wie eine Eisenzwinge beim Genick und schüttelte ihn wie eine nasse Katze. Seine Stimme dröhnte zornig durch den Saloon: »Hast du den Hut gefüllt, Joe?«

    Der Keeper nickte. »Sicher, Will. Nur bitte keine Prügelei, Will, bitte nicht! Nicht wie beim letzten Mal. Die Einrichtung, Will …« Er zog sich hastig zurück. »Die Einrichtung!«

    »Ich bezahle alles!« Hattman schob den Mann an die Theke. »Setz ihn auf!«, befahl er mit bösem Grunzen. »Setz ihn auf, sage ich dir, Bruder! – Ho! Du wirst stinken wie ein altes Schnapsfass. Ein Skunk wird ein müdes Lüftchen gegen dich sein!«

    Der Mann hatte ein puterrotes Gesicht und schnappte nach Luft. »Nein!«, keuchte er und schüttelte wild den Kopf. »Nein, verdammt, nein! Das werde ich nicht tun, verstehst du? Ich mache das nicht!«

    »Hör zu!« Will Hattman schaute ihn freundlich an. »Du darfst wählen, Fellow: Entweder, du setzt den Hut auf, oder ich schlage dich so zusammen, dass du dich entschuldigen wirst, geboren worden zu sein und dich deine eigene Mutter nicht mehr wiedererkennt!«

    Der Mann blickte zögernd auf seinen bewusstlosen Kumpan, dann auf die riesigen Fäuste des Lokführers und schließlich auf den whiskygefüllten Hut. Er zitterte plötzlich am ganzen Körper. Hass stand in seinem Blick. Er holte tief Atem. Dann kniff er die Augen zu, presste die Lippen zusammen und griff nach dem Hut. Er setzte ihn sich blitzschnell auf und schüttete sich damit fast zwei Flaschen Whisky über den Schädel.

    Er spuckte, prustete, schleuderte den Hut zu Boden, rang nach Atem. Seine Kleidung war getränkt mit Alkohol, und von seinem Kopf troff der übel riechende Fusel, der den Mann nun mit einer penetranten Dunstwolke umgab, die ihn beinahe betäubte und ihm die Luft raubte.

    Er wollte sich herumwerfen, davoneilen, nur weg von hier, nur fort … Doch die Faust Will Hattmans war schneller.

    »Bleib hier, mein Junge, bleib hier! Wohin willst du so eilig?« Er grinste breit. »Du willst uns doch nicht allein lassen!«

    »Lass mich los, Hattman, verdammt, lass mich los!«, keuchte der Mann. Doch der Lokführer lachte nur.

    »Du hast gedacht, du könntest dir mit mir einen Spaß erlauben, wie? Ich bin humorlos, Bursche, völlig humorlos!«

    Damit holte Will Hattman aus. Seine gewaltige Hand klatschte dem Mann ins Gesicht, und dieser meinte, ihm würde der Kopf von den Schultern gerissen. Er torkelte wie ein Betrunkener hin und her. Und wenn Hattman ihn nicht gehalten hätte, wäre er gefallen. Seine Wange schwoll rot an.

    »Ho, Bruder. Und jetzt verschwinde! Das nächste Mal ersäufe ich dich im Whisky, wie eine Ratte!« Dann stieß er ihn durch die Pendeltür auf die Straße.

    Will Hattman schrie nach Whisky und begann grölend ein altes Südstaatenlied zu singen. Einige Männer fielen ein und hoben ihre Gläser.

    Als ein schlanker junger Mann in der Tür erschien, bemerkte Hattman ihn erst, als er ihm auf die Schulter tippte. »Will!«

    Der riesige Mann wandte sich um und stutzte. »Barry? – Was ist los? Wie hast du mich gefunden?«

    Der andere grinste. »Es war nicht sehr schwer, Will. Ich sah den Burschen durch die Tür fliegen.«

    Hattman grinste breit. Er trank sein Glas leer. Der junge Mann runzelte die Stirn. »Du hörst jetzt besser auf zu trinken und kommst mit, Will. – Vorhin kam eine Nachricht über den Draht. Das Camp bei Green River braucht Lebensmittel. Die Cheyennes lauern mal wieder um die Strecke. Sie scheinen es diesmal ernst zu meinen. – Der Zug steht unter Dampf in der Station. Du brauchst nur einzusteigen!«

    Will Hattman ließ sein Glas sinken. »Was sagst du da? Mitkommen? Einsteigen, abfahren? Heute? – Ich bin nicht im Dienst, Barry! Ich bin hier, um mich zu besaufen und dann in den ›Grünen Engel‹ rüberzugehen. Dort wartet meine Jeany, ein Weib mit Haaren, so rot wie ein Kesselfeuer und einem Temperament wie eine Baldwin-Lokomotive. Sie hat ein echtes französisches Bett! Hoho! Ist das nichts, in diesem lausigen Drecknest? Echt französisch …«

    »Jeany wird warten, Will. – Ab sofort bist du wieder im Dienst. Patterson ist

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