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Heimatlos: Sophienlust Extra 37 – Familienroman
Heimatlos: Sophienlust Extra 37 – Familienroman
Heimatlos: Sophienlust Extra 37 – Familienroman
eBook138 Seiten1 Stunde

Heimatlos: Sophienlust Extra 37 – Familienroman

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Über dieses E-Book

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie ist Denise überall im Einsatz. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Doch auf Denise ist Verlass.
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.

Hell loderten die von den Brandpfeilen der Indianer getroffenen Holzhütten außerhalb des Forts auf. Dominik von Wellentin-Schoenecker, in der kleidsamen dunkelblauen Offiziersuniform der Nordamerikanischen Kavallerie, schwang sich auf sein Pferd und gab mit erhobenem Säbel seinen Leuten das Zeichen zum Beginn der Attacke. Der Fähnrich sprengte mit wehender Standarte heran, und der Trompeter blies in erregendem Stakkato das Signal zum Angriff. Dominik erhob sich im Sattel und setzte sich in gestrecktem Galopp an die Spitze seines Zuges. Das Kriegsgeheul der Rothäute brach ab. Sie wendeten ihre Pferde und stoben in wilder Flucht davon. Doch gerade in diesem Augenblick, als die Sache am spannendsten war, endete Dominiks Traum. Nick, wie der Junge allgemein genannt wurde, brauchte einige Sekunden, um in die Wirklichkeit zurückzufinden. Dann wusste er, der aufregende Traum war nur das Ergebnis eines Western, den er am Abend zuvor im Fernsehen gesehen hatte. Er selbst war kein Offizier der Nordarmee, sondern ein fünfzehnjähriger Junge des zwanzigsten Jahrhunderts. Und nicht militärischer Lorbeer wartete dereinst auf ihn, sondern die Verantwortung für das Kinderheim Sophienlust. Denn seine Urgroßmutter, Sophie von Wellentin, hatte ihn zum Alleinerben eingesetzt, um damit begangenes Unrecht wiedergutzumachen. Doch bis zu seiner Volljährigkeit würde das »Haus der glücklichen Kinder«, wie man Sophienlust allgemein nannte, von seiner Mutter, Denise von Schoenecker, weiterhin in vorbildlicher Weise verwaltet werden. Nick warf sich auf die andere Seite, um vielleicht doch wieder Anschluß an seinen Traum zu finden. Plötzlich aber wurde er hellwach. Die Töne des Trompetensignals aus seinem Halbschlaf hatten sich in das gellende Auf und Ab der Feuersirene verwandelt. Nick schoss bolzengerade in die Höhe. Ohne Zeit damit zu verschwenden, Hausschuhe und Bademantel anzuziehen, rannte er über den Korridor zum Zimmer seiner Eltern. Dort klopfte er an und rief: »Vati – es brennt!«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum4. Mai 2021
ISBN9783740980108
Heimatlos: Sophienlust Extra 37 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Heimatlos - Gert Rothberg

    Sophienlust Extra

    – 37 –

    Heimatlos

    Wer kümmert sich um die kleine Cilly?

    Gert Rothberg

    Hell loderten die von den Brandpfeilen der Indianer getroffenen Holzhütten außerhalb des Forts auf. Dominik von Wellentin-Schoenecker, in der kleidsamen dunkelblauen Offiziersuniform der Nordamerikanischen Kavallerie, schwang sich auf sein Pferd und gab mit erhobenem Säbel seinen Leuten das Zeichen zum Beginn der Attacke. Der Fähnrich sprengte mit wehender Standarte heran, und der Trompeter blies in erregendem Stakkato das Signal zum Angriff. Dominik erhob sich im Sattel und setzte sich in gestrecktem Galopp an die Spitze seines Zuges. Das Kriegsgeheul der Rothäute brach ab. Sie wendeten ihre Pferde und stoben in wilder Flucht davon.

    Doch gerade in diesem Augenblick, als die Sache am spannendsten war, endete Dominiks Traum. Nick, wie der Junge allgemein genannt wurde, brauchte einige Sekunden, um in die Wirklichkeit zurückzufinden. Dann wusste er, der aufregende Traum war nur das Ergebnis eines Western, den er am Abend zuvor im Fernsehen gesehen hatte. Er selbst war kein Offizier der Nordarmee, sondern ein fünfzehnjähriger Junge des zwanzigsten Jahrhunderts. Und nicht militärischer Lorbeer wartete dereinst auf ihn, sondern die Verantwortung für das Kinderheim Sophienlust. Denn seine Urgroßmutter, Sophie von Wellentin, hatte ihn zum Alleinerben eingesetzt, um damit begangenes Unrecht wiedergutzumachen. Doch bis zu seiner Volljährigkeit würde das »Haus der glücklichen Kinder«, wie man Sophienlust allgemein nannte, von seiner Mutter, Denise von Schoenecker, weiterhin in vorbildlicher Weise verwaltet werden.

    Nick warf sich auf die andere Seite, um vielleicht doch wieder Anschluß an seinen Traum zu finden. Plötzlich aber wurde er hellwach. Die Töne des Trompetensignals aus seinem Halbschlaf hatten sich in das gellende Auf und Ab der Feuersirene verwandelt. Nick schoss bolzengerade in die Höhe. Ohne Zeit damit zu verschwenden, Hausschuhe und Bademantel anzuziehen, rannte er über den Korridor zum Zimmer seiner Eltern. Dort klopfte er an und rief: »Vati – es brennt!«

    Alexander von Schoenecker öffnete, schon fix und fertig angekleidet, die Tür. »Ich hab’s gehört, mein Sohn.«

    »Gott sei Dank, Vati«, entgegnete Nick erleichtert. »Ich dachte schon, ich müsste dich wecken. Wir müssen etwas tun!«

    Über das männliche Gesicht Alexander von Schoeneckers huschte der Anflug eines Lächelns. Das war wieder einmal typisch für Nick. Was auch immer geschah, er war sofort bereits, etwas zu unternehmen.

    Jetzt kam Denise aus dem angrenzenden Badezimmer. Sie trug einen langen Morgenrock aus schilfgrünem Samt und sah trotz der frühen Morgenstunde frisch und gepflegt aus. Niemand hätte ihr einen so großen Sohn zugetraut.

    »Ich mache dir schnell einen Kaffee, Alexander. Hallo, Nick! Auch aufgewacht?«

    »Na, hör mal, Mutti«, erwiderte Nick gekränkt. »Bei diesem Lärm kann doch niemand schlafen. Ausgenommen Henrik natürlich. Ich glaube, den könnte man mitsamt seinem Bett forttragen, und er würde es nicht merken.«

    Henrik war Nicks jüngerer Bruder und stammte aus der Ehe von Denise und Alexander. Beide waren verwitwet gewesen, als sie geheiratet hatten. Denise hatte Nick in die zweite Ehe mitgebracht, Alexander dagegen seinen Sohn Sascha, der bereits studierte, sowie Andrea, die den Tierarzt Hans-Joachim von Lehn geheiratet hatte. Alle zusammen bildeten seit langem eine glückliche Familie.

    Alexander schlüpfte in die lange Lodenjacke. »Vielen Dank, mein Schatz«, sagte er zu Denise, »ich will mich nicht länger aufhalten. Es scheint ein ziemlich großer Brand zu sein. Da wird jede Hand gebraucht.«

    »Och, Vati, ich darf doch mit?«, drängte Nick.

    Alexander zögerte nur einen Augenblick, dann nickte er. »Aber zieh dich schnell an, Nick. Ich möchte nicht warten. Inzwischen werde ich sehen, wie viele ­unserer Leute ich zusammentrommeln kann.«

    »Geht in Ordnung, Vati!«

    Denise folgte ihrem Mann über die Treppe hinunter in die Halle.

    »Ist es wirklich richtig, dass Nick dich begleitet?«, fragte sie leise.

    Alexander strich ihr lächelnd über das dunkle Haar. »Mach dir keine Sorgen, Denise. Nick ist kein Kind mehr. Außerdem passe ich auf ihn auf.« Er legte den Arm um sie und küsste sie auf die Stirn. »Zufrieden?«

    Denise war im Grunde ihres Herzens ein tapferer Mensch, was sie schon in vielen Lebenslagen bewiesen hatte. Vor ungezügeltem Feuer aber fürchtete sie sich. Sie schmiegte sich an ihren Mann, und etwas von seiner Zuversicht strömte dabei auf sie über.

    »Vermutlich wäre Nick auch nicht zu bremsen«, meinte sie und strich sich eine Locke aus der Stirn.

    »Stimmt.« Alexander deutete nach oben, wo gerade eine Tür unsanft ins Schloss fiel. »Unser Sohn ist im Kommen!«

    Er verabschiedete sich von Denise, die versprach, einen kräftigen Imbiss für die Leute bereitzustellen. »Ihr werdet ihn nötig haben«, fügte sie hinzu.

    Vom Gutshof drangen jetzt lebhafte Geräusche herüber. Die Tore der Remise knarrten, Stimmen wurden laut, und man hörte das Anspringen von Motoren.

    Alexander von Schoenecker brauchte nichts zu sagen. Jeder seiner Leute hatte einen ebenso hohen Begriff von Nachbarschaftshilfe wie er selbst.

    »Gebt auf euch acht, ihr zwei«, sagte Denise noch. Dann ging sie zum Fenster, zog die Vorhänge zurück und sah hinaus, bis das letzte Fahrzeug ihren Blicken entschwunden war.

    *

    Auch in Sophienlust hatte der Feueralarm die meisten Bewohner aus dem Schlaf gescheucht. Die Schwestern Angelika und Vicky Langenbach waren als erste aufgewacht und zu Pünktchen ins Nebenzimmer geschlüpft. In ihren bunt gemusterten Schlafanzügen kauerten die Mädchen nun am Fenster und starrten in die Morgendämmerung hinaus. Weit hinter dem Wäldchen färbte ein glühendroter Schein den Himmel.

    »Habt ihr eine Ahnung, wo es brennt?«, fragte Pünktchen, deren richtiger Name Angelina schon fast in Vergessenheit geraten war.

    Vicky zuckte bloß die Achseln, Angelika aber antwortete nach einigem Nachdenken: »Sicher in Wildmoos.«

    »Die armen Leute«, sagte Pünktchen voller Mitleid.

    »Vielleicht ist es nur eine Scheune«, meinte Vicky hoffnungsvoll. Denn für alle drei barg der Gedanke an ein brennendes Haus mit Menschen und Tieren darin ungeheure Schrecken.

    Auch in einem der Bubenzimmer wurden lebhafte Mutmaßungen über den Brandort angestellt.

    »Wenn’s nur die Schule wäre«, seufzte Fabian Schöller. Er hatte im Augenblick Differenzen mit seinem Klassenlehrer, weil er lieber Fußball spielte, statt Hausaufgaben zu machen.

    »Sei nicht so egoistisch«, verwies ihn sein Zimmergefährte Klaus. »Im übrigen merkt doch jedes Kind, dass die Feuerwehrautos in Richtung Wildmoos fahren. Und über die Volksschule dort bist du ja hinaus, Fabian.«

    »Leider«, sagte dieser und dachte voller Unbehagen an die lateinischen Vokabeln, die absolut nicht in seinen Kopf hineingehen wollten.

    »Wildmoos«, überlegte Klaus, »was kann dort wohl brennen?« Der Junge weilte nur vorübergehend in Sophienlust und kannte sich deshalb in der Gegend noch nicht so gut aus.

    Aber auch Fabian hatte keine Vorstellung von dem Brandort. »Jedenfalls muss es scheußlich sein, mitten in der Nacht aufzuwachen und dann womöglich noch in den Flammen umzukommen«, stellte er tiefsinnig fest.

    Klaus versetzte ihm einen freundschaftlichen Rippenstoß. Er fand, Fabian war ein netter Kerl, aber manchmal ging die Fantasie mit ihm durch. »Die kommen schon noch raus«, sagte er. »Außerdem muss die Feuerwehr längst an Ort und Stelle sein.«

    Feuerwehr – das war wirklich ein interessantes Thema. Es lenkte die beiden Jungen etwas von dem Brand ab.

    In der hübsch eingerichteten Wohnung der jungen Familie Rennert, in einem Anbau des Herrenhauses von Sophienlust, ging währenddessen Carola Rennert auf Zehenspitzen durch das Zimmer, um ihre schlafenden Zwillinge Andreas und Alexandra nicht zu wecken. Sie waren beide ein bisschen verschnupft und nach einer unruhigen Nacht endlich in einen tiefen Schlummer gefallen. Der Vater der beiden, Wolfgang Rennert, stand gerade im Begriff, ebenfalls an die Brandstelle zu eilen. Er war Hauslehrer in Sophienlust und überdies der einzige Sohn der Heimleiterin. Da er die Umgebung von Sophienlust wie seine Westentasche kannte, war er ziemlich sicher, dass nur der Angerhof brennen konnte.

    »Glaubst du wirklich?«, fragte Carola.

    »Zweifellos. Wenn das Feuer im Dorf ausgebrochen wäre, müsste der Schein direkt von Süden kommen. Hinter dem Wäldchen liegt aber nur ein Gehöft. Eben der Angerhof.«

    »Wie schrecklich!« Carola kannte die Bewohner des Angerhofes recht gut. Sie liebte den Weg durch den Wald und fuhr oft mit dem Kinderwagen hin. Bei einer dieser Gelegenheiten hatte sie auch Heidemarie Anger kennengelernt, für die sie große Sympathie empfand.

    »Beeil dich, Wolfgang«, drängte Carola nun. »Vielleicht kannst du irgendwie helfen.«

    »Bin schon fort, Carola«, rief er und nahm zwei Treppenstufen auf einmal.

    Plötzlich fiel Carola etwas ein. Sie raffte ein paar Wolldecken zusammen und rannte ihrem Mann nach.

    »Hier«, sagte sie atemlos und warf die Decken auf den Rücksitz des Wagens. »So etwas kann man immer brauchen.«

    »Du bist ein Schatz, Carola«, meinte Wolfgang Rennert zärtlich und startete.

    *

    Der Angerhof war ein mittleres Anwesen, das von Anton Anger, seinem Sohn Detlev und seiner Tochter Heidemarie bewirtschaftet wurde. Außer ihnen gab es noch einen Knecht, eine Magd und den Sonnenschein des Angerhofs, den Nachkömmling Cilly, deren Geburt die Bäuerin das Leben gekostet hatte.

    In diesen Tagen stand man auf dem Angerhof mitten in der Heuernte. Alle hatten über ihre Kräfte hinaus gearbeitet und waren dementsprechend todmüde in die Betten gesunken. Nur der Wachsamkeit des Polizeimeisters Kirsch von Wildmoos war es zu verdanken, dass ein noch größeres Unglück verhütet worden war. Er war vom Nachtdienst gekommen und auf dem Weg zu seinem Haus gewesen, das in unmittelbarer Nähe des Angerhofs lag. Schon von weitem hatte er die ersten züngelnden Flammen entdeckt und zunächst die Feuerwehr alarmiert. Dann war er eilig zum Angerhof gefahren.

    Die Scheune brannte jetzt lichterloh, und die Flammen hatten schon auf den Stall und das Dach des Wohnhauses übergegriffen. Dicke Rauchschwaden durchzogen alle Räume. Hustend und mit tränenden Augen bahnten sich Heidemarie und Detlev einen Weg ins Freie.

    Karl, der Knecht, und Stasi, die junge Magd, hatten sich bereits aus dem gefährdeten Anbau retten können.

    »Kümmere dich um die Tiere, Karl«, schrie Detlev.

    Heidemarie klammerte sich verstört an den Arm des Bruders. »Hast du Vater nicht gesehen?«

    »Doch –

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