Liebe lässt sich nicht erzwingen: Sophienlust Bestseller 34 – Familienroman
Von Anne Alexander
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Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
»Wie gedenken Sie den heutigen Abend zu verbringen, Monsieur Hollstein?« erkundigte sich Pierre Carot. Er klappte seine Aktenmappe zu. »Monsieur Brown und Mademoiselle Fischer haben einen Ausflug nach Monte Carlo geplant. Ich werde mich ihnen auf jeden Fall anschließen. Wenn Sie mitfahren wollen, sind Sie uns herzlich willkommen.« Thorsten Hollstein ahnte, daß dieser Ausflug wieder im Spielkasino enden würde. Er hatte für Glücksspiele noch nie etwas übriggehabt. Freundlich lehnte er ab. »Ich brauche dringend Entspannung, und die finde ich am besten draußen am Strand«, sagte er. »Vielleicht werde ich später auch noch etwas lesen, aber spätestens um zwölf werde ich dann wohl im Bett liegen.« Pierre Carot lachte. »Also werden Sie sich einige gemütliche Stunden machen, wie man bei Ihnen in Deutschland sagt. Nein, das ist nichts für mich! Seit dem frühen Vormittag waren wir in diesem muffigen Raum eingesperrt, und ich sehne mich jetzt nach einer anderen Atmosphäre. Zudem möchte ich meinen gestrigen Verlust wieder wettmachen. Mal sehen, vielleicht gelingt es mir!« Er fuhr sich durch die welligen schwarzen Haare. »Auch wenn Sie sich nicht am Spiel beteiligen wollen, könnten Sie mit uns mitfahren, Monsieur Hollstein.
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Sophienlust Bestseller
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Buchvorschau
Liebe lässt sich nicht erzwingen - Anne Alexander
Sophienlust Bestseller
– 34 –
Liebe lässt sich nicht erzwingen
Wir lassen uns nicht trennen!
Anne Alexander
»Wie gedenken Sie den heutigen Abend zu verbringen, Monsieur Hollstein?« erkundigte sich Pierre Carot. Er klappte seine Aktenmappe zu. »Monsieur Brown und Mademoiselle Fischer haben einen Ausflug nach Monte Carlo geplant. Ich werde mich ihnen auf jeden Fall anschließen. Wenn Sie mitfahren wollen, sind Sie uns herzlich willkommen.«
Thorsten Hollstein ahnte, daß dieser Ausflug wieder im Spielkasino enden würde. Er hatte für Glücksspiele noch nie etwas übriggehabt. Freundlich lehnte er ab. »Ich brauche dringend Entspannung, und die finde ich am besten draußen am Strand«, sagte er. »Vielleicht werde ich später auch noch etwas lesen, aber spätestens um zwölf werde ich dann wohl im Bett liegen.«
Pierre Carot lachte. »Also werden Sie sich einige gemütliche Stunden machen, wie man bei Ihnen in Deutschland sagt. Nein, das ist nichts für mich! Seit dem frühen Vormittag waren wir in diesem muffigen Raum eingesperrt, und ich sehne mich jetzt nach einer anderen Atmosphäre. Zudem möchte ich meinen gestrigen Verlust wieder wettmachen. Mal sehen, vielleicht gelingt es mir!« Er fuhr sich durch die welligen schwarzen Haare. »Auch wenn Sie sich nicht am Spiel beteiligen wollen, könnten Sie mit uns mitfahren, Monsieur Hollstein. Ich kenne auf dem Weg nach Monaco ein Restaurant, da...« Er verdrehte die Augen.
»Herzlichen Dank, Monsieur Carot, aber nicht einmal das beste Restaurant lockt mich heute abend aus Nizza fort!« Thorsten schmunzelte. »Aber wie wäre es, wenn Sie mich an den Strand hinunter begleiten würden – statt nach Monte Carlo zu fahren?«
Pierre Carot schüttelte so heftig den Kopf, daß seine Haare nach allen Seiten flogen. »Danke, aber die Zeit, die ich an der Cóte d’ Azur bin, möchte ich nutzen. Und wo könnte ich das besser, als im Casino von Monte Carlo?« Lachend griff er nach seiner Aktenmappe.
Die beiden Männer verließen den Konferenzraum. Während sich der kleine drahtige Franzose der Bar zuwandte, ging Thorsten zum Rezeptionstresen. »Ist Post für mich gekommen?« fragte er auf französisch.
Der Portier reichte ihm zwei Briefe und den Zimmerschlüssel.
»Und dann war da noch ein Anruf von Madame Hollstein aus Maibach«, sagte er. »Sie möchten bitte zurückrufen.«
»Merci bien!« Thorsten nickte ihm zu. Schlüssel und Post in der Hand, durchquerte er die Halle und blieb vor den Aufzügen stehen. Während er auf den Lift wartete, riß Thorsten ungeduldig den ersten Brief auf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er die ungelenken Buchstaben sah, die den Briefbogen bedeckten. Tiefe Sehnsucht nach seinem kleinen Sohn ergriff ihn.
Etwas später schloß der junge Mann sein Zimmer auf. Erleichtert ließ er die Tür hinter sich zufallen und schlüpfte aus den unbequemen Schuhen. Auf Strümpfen lief er zum Fenster, um die Aussicht über Park und Strand zu genießen, dann griff er wieder nach dem Brief, den er auf einem Tischchen abgelegt hatte. Tobias ging noch nicht zur Schule, doch im Kindergarten hatte er bereits etwas schreiben gelernt.
Thorsten mußte sich gewaltsam von dem Brief losreißen. Er meldete ein Gespräch nach Deutschland an, dann schlüpfte er aus seinem Geschäftsanzug und zog einen Bademantel über. Als das Telefon klingelte, setzte er sich in den danebenstehenden Sessel und lehnte sich bequem zurück.
Die Sonne war schon untergegangen, als Thorsten Hollstein das Hotel verließ und zum Strand hinunterging. Die Familien waren dabei, ihre Badesachen zusammenzupacken.
Lachend rannten die Kinder durch den Sand. Etwas abseits entdeckte er ein Pärchen, das Arm in Arm an einem Felsen lehnte und den Blick auf das Meer genoß, das plätschernd ans Ufer schlug. Von irgendwoher klang Musik.
Thorsten zog seine Sandalen aus und lief durch das seichte Wasser am Strand entlang. Ab und zu grub er seine Zehen tief in den Sand. Als er einen kleinen blonden Jungen sah, mußte er wieder an seinen Sohn denken. Er wünschte, Tobias hätte jetzt bei ihm sein können. Wie hätte der Kleine das alles hier genossen!
Bald lag der belebte Teil des Strandes hinter ihm. Ein Park tauchte auf, dessen Bäume fast bis zum Wasser hinunterreichten. Ein betäubender Duft nach Myrte und Lavendel hüllte ihn ein, als er seinem Lieblingsplatz, einer Steinbank unter einem Mandelbaum, zustrebte. Genußvoll lehnte er sich zurück und blickte auf das Meer. In weiter Ferne konnte er die Lichter einer kleinen Jacht ausmachen. Es war so ruhig, daß er das Zirpen der Insekten hören konnte.
Plötzlich wurde die friedvolle Stille von einem Schrei unterbrochen. Thorsten sprang auf. Er drehte sich um. Wieder schrie jemand auf. Es klang wie der Schrei einer Frau. Schnell drang er in den Park ein. Die Zweige peitschten sein Gesicht, aber er spürte es kaum. Bis zum äußersten angespannt, bewegte er sich in die Richtung, aus der er die Schreie gehört hatte.
Halblaute, französische Worte drangen an sein Ohr. Sie waren jedoch so leise, daß er sie nicht verstehen konnte. Vorsichtig bog er die Zweige eines Lorbeerstrauches beiseite und blickte auf eine kleine Lichtung. Zwei Männer beugten sich über eine Frau. Einer hielt sie fest, während sich der andere an ihrer Kleidung zu schaffen machte. Verzweifelt versuchte die Frau, sich zu wehren.
Mit einem wütenden Aufschrei stürzte Thorsten auf die Lichtung. Erschrocken ließen die Männer von ihrem Opfer ab und flüchteten. Er überlegte, ob er ihnen nachrennen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Er trieb zwar viel Sport, aber mit zwei Halunken mochte er es doch nicht aufnehmen. Wichtiger war es, sich um ihr Opfer zu kümmern.
»Das war knapp«, meinte er und wandte sich der jungen Frau zu, die mühsam auf die Füße kam. Er reichte ihr die Hand. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?« In der Aufregung hatte er deutsch gesprochen, jetzt wechselte er ins Französische und stellte dieselbe Frage noch einmal.
»Danke, das war Hilfe in letzter Minute!« Die junge Frau schenkte ihm ein leicht verlegenes Lächeln, während sie sich bemühte, ihre Kleidung in Ordnung zu bringen.
»Oh, Sie sprechen ja Deutsch!« rief Thorsten erfreut aus.
»Ich komme aus Stuttgart«, erwiderte sie. »Ich verbringe hier nur meinen Urlaub.« Sie bückte sich nach ihrer Handtasche. »Man sollte eben nach Einbruch der Dunkelheit keine einsamen Orte mehr aufsuchen. Ich hatte selber schuld!«
»Aber wer rechnet denn auch mit so etwas«, meinte Thorsten. Er stellte sich vor. »Maibach ist gar nicht so weit von Stuttgart entfernt. Allerdings bin ich geschäftlich in Nizza. Mein Urlaub liegt noch vor mir!«
Die junge Frau hatte sich wieder gefangen. »Ich heiße Marion Wörner«, sagte sie. »Würden Sie mich wohl bis zur Straße begleiten? Ich wohne im Nizza-Park-Hotel.«
»Wenn das kein Zufall ist!« Thorsten lachte. »Da wohne ich auch... Sagen Sie, haben Sie schon gegessen? Ich für meinen Teil könnte einen halben Ochsen verspeisen.«
Marion zögerte, dann erwiderte sie: »So, wie ich im Moment aussehe, kann ich bestimmt nicht in ein Lokal gehen.«
»Also ich finde, Sie könnten gar nicht besser aussehen«, stellte Thorsten fest. »Hier ganz in der Nähe gibt es ein kleines Gartenrestaurant, das man auch in Freizeitkleidung betreten kann. Ich würde Sie gern einladen. Auf den Schrecken hin haben wir uns doch zumindest ein Glas Wein verdient!«
Marion zauderte noch immer. Sie sah Thorsten an. Trotz der schlechten Beleuchtung konnte sie erkennen, daß er etwa sechsunddreißig Jahre alt war, schwarze Haare und braune Augen hatte. Sein markantes Gesicht machte auf sie einen äußerst sympathischen Eindruck. Hinzu kam, daß er sie immerhin vor einer Vergewaltigung gerettet hatte.
»Danke, ich nehme Ihre Einladung gern an«, antwortete sie schließlich.
»Sie brauchen sich mir aber nicht verpflichtet fühlen.«
»Nun, Sie waren schließlich mein Retter in der Not«, entgegnete Marion mit einem kleinen Lachen. »Aber davon abgesehen, meldet sich jetzt auch bei mir der Magen. Also, worauf warten wir noch?«
Gemeinsam verließen sie den menschenleeren Park. Erst als sie auf die Uferpromenade hinaustraten, begegneten ihnen wieder Leute. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erhoben sich die großen Hotels. Portiers standen vor ihren Eingängen, liefen diensteifrig herbei, wenn ein Wagen vorfuhr, verbeugten sich.
»Was hat Sie nach Nizza geführt?« fragte Thorsten. »Ich will ehrlich sein, für meinen Urlaub würde ich mir ein ruhigeres Plätzchen aussuchen.«
Marion schreckte aus ihren Gedanken auf. »Ich mir an und für sich auch«, gestand sie. »Ich habe diesen Urlaub in einem Preisausschreiben gewonnen. Eigentlich hatte ich ihn mir auszahlen lassen wollen, denn mit dem Geld hätte ich auch irgendwo anders einen herrlichen Urlaub machen können, aber meine Eltern waren dagegen. Sie meinten, ich könnte ruhig einmal ein bißchen Luxus genießen.«
»Also habe ich es Ihren Eltern zu verdanken, daß ich Sie kennenlernen durfte, Fräulein Wörner«, stellte Thorsten fest. Er fühlte sich in der Gesellschaft der jungen Frau außerordentlich wohl. Sie erschien ihm ganz anders als die Frauen, die er bisher kennengelernt hatte. Seine geschiedene Frau eingeschlossen. Daß sie ihm von dem Preisausschreiben erzählt hatte, gefiel ihm. Immerhin hätte sie auch versuchen können, ihm vorzumachen, daß sie zum Jet-Set gehörte.
»Mehr oder weniger«, gab Marion zu. »Sie sind sowieso der Meinung, daß ich zu wenig unter Menschen komme. Dabei stimmt das gar nicht! Wir besitzen einen Buchladen auf der Königsstraße. Da...« Sie unterbrach sich und fragte sich verblüfft, warum sie das alles einem wildfremden Mann erzählte.
»Da ist schon das Restaurant!« Thorsten wies auf ein rosafarbenes Bauwerk, das inmitten eines prächtigen Gartens lag. Eine steile Treppe führte von der Straße aus hinunter. Er