Mia und Florian tricksen alle aus: Toni der Hüttenwirt 250 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Charlotte parkte ihr Auto auf dem Marktplatz von Waldkogel. Sie ging in den Andenken- und Trachtenladen Boller und kaufte eine Dose Schnupftabak für ihren Großvater. Als sie den Laden verließ, begegnete ihr Pfarrer Zandler, der sich mit einem älteren Herrn unterhielt. »Grüß Gott, Lotte!«, sagte Pfarrer Zandler. »Bist du auf dem Weg zum Alois?« Charlotte begrüßte den Geistlichen herzlich. Der wandte sich an seine Begleitung. »Tassilo, das ist Charlotte Holzer, die Enkelin vom alten Alois. Gerufen wird sie Lotte.« »Ich weiß«, sagte der Graf und reichte ihr die Hand. »Du kannst dich nicht mehr an mich erinnern. Stimmt's? Ich sehe es dir an. Alois hat uns einander vorgestellt, nach eurem ersten gemeinsamen Kirchgang. Ich bin Tassilo, Graf von Teufen-Thurmann.« »Entschuldigen Sie, an dem Sonntag haben mir wohl alle Waldkogeler die Hand geschüttelt. Ich werde noch oft herkommen müssen, bis ich mir die vielen Gesichter und Namen gemerkt habe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich nur vage an Sie erinnere, Herr Graf.«
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Buchvorschau
Mia und Florian tricksen alle aus - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 250 –
Mia und Florian tricksen alle aus
Zwillinge auf großer Abenteuertour
Friederike von Buchner
Charlotte parkte ihr Auto auf dem Marktplatz von Waldkogel. Sie ging in den Andenken- und Trachtenladen Boller und kaufte eine Dose Schnupftabak für ihren Großvater.
Als sie den Laden verließ, begegnete ihr Pfarrer Zandler, der sich mit einem älteren Herrn unterhielt.
»Grüß Gott, Lotte!«, sagte Pfarrer Zandler. »Bist du auf dem Weg zum Alois?«
Charlotte begrüßte den Geistlichen herzlich. Der wandte sich an seine Begleitung.
»Tassilo, das ist Charlotte Holzer, die Enkelin vom alten Alois. Gerufen wird sie Lotte.«
»Ich weiß«, sagte der Graf und reichte ihr die Hand. »Du kannst dich nicht mehr an mich erinnern. Stimmt’s? Ich sehe es dir an. Alois hat uns einander vorgestellt, nach eurem ersten gemeinsamen Kirchgang. Ich bin Tassilo, Graf von Teufen-Thurmann.«
»Entschuldigen Sie, an dem Sonntag haben mir wohl alle Waldkogeler die Hand geschüttelt. Ich werde noch oft herkommen müssen, bis ich mir die vielen Gesichter und Namen gemerkt habe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich nur vage an Sie erinnere, Herr Graf.«
Tassilo lachte. »Mach dir deswegen keine Sorgen, Lotte! Ich bin der Tassilo. Des mit dem Titel und dem Siezen, des lässt fein bleiben! Und am besten besuchst du mich mal im Waldschlösschen. Dann trinken wir Kaffee zusammen. Die Zenzi backt bestimmt einen besonders guten Kuchen, wenn sie hört, dass du kommst.«
»Danke für die Einladung, Tassilo! Ich komme gern. Vielleicht können wir den Termin auf den Winter verschieben? Dann ist Großvater Alois hier unten in Waldkogel. Ich genieße jeden Augenblick mit ihm und er jeden Augenblick mit mir. Ich will möglichst viel mit ihm zusammen sein. Es ist eine ganz schön lange Strecke ins Tal.«
»Ihr beide habt viel nachzuholen«, sagte Pfarrer Zandler.
»Des klingt zwar gut, aber in Wirklichkeit kann man nichts nachholen«, bemerkte Tassilo. Er schaute Charlotte an und fragte: »Wie alt bist jetzt, Madl?«
»Fünfundzwanzig!«
»Siehst du, dir fehlen Erlebnisse aus fünfundzwanzig Jahren. Da gab es keine gemeinsamen Weihnachten, Ostern, Geburts- und Namenstage. Du konntest nicht die Ferien beim Großvater in den Bergen verbringen. Das hat man dir genommen, Lotte. Ich muss es ganz offen sagen, weil es mir auf der Seele liegt. Dir hat man Wertvolles vorenthalten, Madl. Du bist zu bedauern.«
»Ich denke nicht daran«, sagte Charlotte. »Ich freue mich, ihn jetzt zu haben. Ich bin Ihnen, Herr Pfarrer, Toni, Anna, Martin und Katja und allen sehr dankbar, die daran beteiligt waren. Es ist wunderbar, mit Opa Alois zusammen zu sein. Er hat unglaublich viel Lebenserfahrung. Er kann so ausdrucksvoll erzählen. Seine Augen leuchten, wenn er mich ansieht. Ich fiebere die ganze Woche auf das Wochenende hin, wenn ich wieder hier sein kann.«
Pfarrer Zandler zog die Stirn kraus und rieb sich das Kinn.
»Wie stehen deine Cousine und dein Cousin dazu? Und wie reagieren Alois’ Söhne, weigern sie sich immer noch, ihn zu besuchen?«
Charlotte wurde sehr verlegen, sie errötete.
»Ich habe meiner Familie noch nichts gesagt. Es liegt mir schwer auf der Seele, dass ich es verschwiegen habe. Aber ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich habe große Angst, dass unsere Familie daran zerbrechen könnte. Auch wenn es, objektiv betrachtet, nur darum geht, eine Lügengeschichte aus der Welt zu schaffen, und der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen, kann es doch schlimme Folgen haben. Sage ich etwas, muss ich die Folgen tragen. Sage ich nichts, dann bin ich nicht besser, als mein Onkel, seine Frau und meine Eltern, die uns verschwiegen haben, dass wir einen Großvater in den Bergen haben. Ich mache mir viele Gedanken darüber, wer wie viel davon wusste, und warum alle mitgespielt haben.«
Charlotte seufzte.
»Die ganzen Wochen grübele ich darüber nach. Ich stecke in einer Zwickmühle. Der einzige Trost sind die schönen Stunden mit Großvater Alois.«
»Und was sagt er dazu?«
»Er geht dem Thema aus dem Weg. Einmal sagte er, da ich den Weg auf die Berghütte gefunden habe, würden vielleicht Harald und Emil mit ihren Familien ihn auch finden. Er habe all die Jahre auf ein Wiedersehen gehofft und jetzt sei ich da. Darüber freut er sich. Er will wohl die Freude über das Zusammensein mit mir nicht trüben. Er weiß, dass ich traurig und wütend bin. Dazu meint er, es sei das Vorrecht der Jugend, wütend zu sein. Aber die Wut sollte mir nicht mein Leben verbittern. Ich denke, er ist in Sorge, dass sich das Verhältnis zu meinen Eltern und auch zu Onkel Harry und Tante Karola trüben könnte.«
Pfarrer Zandler und Tassilo nickten.
»Der Alois ist ein guter Menschenkenner, Lotte«, meinte Tassilo. »Er weiß bestimmt, wie sehr dich das beschäftigt. Aber er weiß auch, dass man im Leben oft Geduld haben muss. ›Kommt Zeit, kommt Rat‹, sagt man.«
»Irgendwann wird der Augenblick reif sein«, sagte Pfarrer Zandler, »deine Eltern zu fragen. Ich gebe dir etwas zu bedenken: Vielleicht hatten sie oft daran gedacht, reinen Tisch zu machen. Da sie aber so lange damit gewartet hatten, fanden sie nicht mehr den Mut dazu. Je mehr Zeit verstrich, desto schwieriger wurde es. So verging Jahr um Jahr. Vielleicht wären sie sogar erleichtert, wenn du sie darauf ansprichst?«
»Geben Sie mir den Rat, mit ihnen zu reden?«, fragte Charlotte. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Es ist doch so, das ich ihnen die Maske vom Gesicht reiße, indem ich ausplaudere, dass sie uns jahrelang unseres Großvaters verschwiegen haben. Sie haben uns angelogen. Eltern können ihre Kinder tadeln, wenn die etwas Unrechtes getan haben. Dürfen Kinder auch ihre Eltern tadeln?«
Pfarrer Zandler sah Charlotte an, sein Gesicht war sehr ernst.
»Lotte, jeder Mensch, gleich in welcher Position, kann und darf, ja, er muss darüber sprechen, wenn Unrecht begangen wird. Es kommt nur auf die Form an. Lass dir Zeit, Lotte! Jetzt sind die Gefühle noch zu frisch. Aufgewühlte Emotionen sind nie gute Ratgeber. Genieße die Wochenenden auf der Berghütte! Du lernst deinen Großvater jedes Mal besser kennen. Das wird dich stark machen und du wirst einen Weg finden.«
»Danke, dass Sie mir Mut machen, Pfarrer Zandler! Im Augenblick führe ich in gewisser Weise ein Doppelleben. Und mir ist unwohl dabei. Dazu kommt, dass meine Eltern und meine Großeltern sich allmählich wundern, was ich an den Wochenenden treibe. Ich will nicht lügen, also winde ich mich heraus.«
»Und wie schaffst du das?«
»Ich sage, ich fahre ins Blaue und studiere alte Bauernhäuser mit Lüftlmalereien. Was auch nicht gelogen ist. Ich interessiere mich für alte Gebäude und schaue sie mir an. Nur, dass sie alle in Waldkogel stehen, das verschweige ich.«
»Lotte«, sagte Pfarrer Zandler, »bis du eine Lösung gefunden hast, kannst du des ruhig so machen. Du hast vergessen, dieses Detail zu erwähnen. Meinen Segen hast du! Mei, ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwo in der Bibel steht, dass man nichts vergessen darf. Was sagst du dazu, Tassilo?«
Pfarrer Zandler lächelte Charlotte verschmitzt zu.
»Man soll nicht lügen, das stimmt schon«, sagte Tassilo. »Aber dass man mal vergessen kann, etwas zu erzählen, davon steht nix in den Geboten. Des ist eine gute Eselsbrücke, die du dem Madl gebaut hast, Heiner.«
»Und die Leute werden heute immer vergesslicher«, blinzelte Pfarrer Zandler Charlotte zu.
Sie lachte. »Herr Pfarrer, Sie sind ganz schön gerissen. Trotzdem, danke für die Eselsbrücke! Sie gibt mir ein Stück inneren Frieden.«
Charlotte legte die Tüte mit dem Schnupftabak ins Auto.
»Da kommt mir eine Idee«, sagte Pfarrer Zandler. »Zu unserer Diözese gehört eine Schule, der ein Internat und ein Waisenhaus angeschlossen ist. Sie werden von Nonnen geführt. Das Kloster ist ein sehr altes Gebäude, mit wunderschönen Malereien im Kreuzgang des Innenhofs. Außerdem gibt es Räume,