Verzaubert von einem Gaukler: Dr. Norden Extra 100 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Wirst du denn Paul niemals vergessen?«, seufzte Johanna Strohm und warf einen verzweifelten Blick auf ihre Tochter Caroline, die ihr gegenüber in einem bequemen Fauteuil saß und nachdenklich an einer Zigarette zog. Angesichts dieser oftmals gestellten Frage erschien ein versonnenes Lächeln auf Carolines Gesicht. »Hast du denn Papa jemals vergessen?«, hakte sie nach, ohne auf die Frage der Mutter einzugehen. »Das ist doch etwas ganz anderes. Immerhin habe ich viele glückliche Jahre mit deinem Vater verlebt. Beinahe ein ganzes Leben. Es ist zwar tragisch, dass er nun nicht mehr an meiner Seite ist. So spielt das Leben, so ist das eben. Oft geht einer vor dem anderen. Immerhin war dein Vater viele Jahre älter als ich. Aber du, du bist noch so jung. Paul und du, ihr wart doch nur für kurze Zeit ein Paar. Es wird Zeit, dass du ihn endlich vergisst und dich für ein neues Leben entscheidest. Immerhin ist er inzwischen beinahe zwei Jahre tot.« »Niemals werde ich Paul vergessen. Er war mein Seelenzwilling, meine zweite Hälfte, die so viele Menschen vergeblich auf Erden suchen«, erwiderte Caroline heftig. Johanna nickte sanft.
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Dr. Norden Bestseller Classic
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Buchvorschau
Verzaubert von einem Gaukler - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 100 –
Verzaubert von einem Gaukler
Sieht Caroline nicht die Gefahr?
Patricia Vandenberg
»Wirst du denn Paul niemals vergessen?«, seufzte Johanna Strohm und warf einen verzweifelten Blick auf ihre Tochter Caroline, die ihr gegenüber in einem bequemen Fauteuil saß und nachdenklich an einer Zigarette zog.
Angesichts dieser oftmals gestellten Frage erschien ein versonnenes Lächeln auf Carolines Gesicht.
»Hast du denn Papa jemals vergessen?«, hakte sie nach, ohne auf die Frage der Mutter einzugehen.
»Das ist doch etwas ganz anderes. Immerhin habe ich viele glückliche Jahre mit deinem Vater verlebt. Beinahe ein ganzes Leben. Es ist zwar tragisch, dass er nun nicht mehr an meiner Seite ist. So spielt das Leben, so ist das eben. Oft geht einer vor dem anderen. Immerhin war dein Vater viele Jahre älter als ich. Aber du, du bist noch so jung. Paul und du, ihr wart doch nur für kurze Zeit ein Paar. Es wird Zeit, dass du ihn endlich vergisst und dich für ein neues Leben entscheidest. Immerhin ist er inzwischen beinahe zwei Jahre tot.«
»Niemals werde ich Paul vergessen. Er war mein Seelenzwilling, meine zweite Hälfte, die so viele Menschen vergeblich auf Erden suchen«, erwiderte Caroline heftig.
Johanna nickte sanft. »Entschuldige, das war der falsche Ausdruck. Natürlich sollst du ihn in deinem Herzen bewahren. Ich meinte nur, dass du dir einen anderen Mann suchen solltest. Der Mensch ist nicht zum Alleinsein geboren. Dein Leben muss weitergehen, mein Herz. Und sieh dich mal an. Du bist ja nur noch Haut und Knochen. Am liebsten würde ich dich zu Dr. Norden schicken, damit er dir ein Stärkungsmittel verabreicht.«
»Mama, mir geht es gut. Ich brauche keine Medikamente und bin ganz zufrieden so, wie es ist. Und deine Idee kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen. Es kann keinen anderen Mann für mich geben. Paul war meine große Liebe, meine Einzige. Wir haben uns getroffen und es sofort gewusst. Auch heute noch ist er am Morgen mein erster Gedanke und der letzte, wenn ich am Abend einschlafe. Für mich ist er nicht gestorben. Der Tod ist nur eine Illusion. Paul ist für mich genauso lebendig wie immer. Er ist nur an einem anderen Ort. Und ich werde niemals aufhören, ihn zu lieben«, rief Caroline leidenschaftlich.
Johanna warf ihrer Tochter einen deprimierten Blick zu. »Du rauchst zu viel«, erklärte sie bitter. »Ich glaube einfach nicht, dass es dir gut geht. Meiner Ansicht nach hast du dich in diese Geschichte hineingesteigert und findest ohne fremde Hilfe nicht mehr heraus. Bitte konsultiere einmal Dr. Norden. Wenn du es dir schon nicht wert bist, dann wenigstens mir zuliebe.«
»Gut, ich werde darüber nachdenken«, gab Caroline friedfertig nach. Sie hatte nicht die geringste Lust, mit ihrer Mutter zu streiten. »Obwohl ich denke, dass du im Irrtum bist. Ich habe mich in gar nichts hineingesteigert. Aber wenn du mir nicht glaubst, so kann ich es auch nicht ändern.« Sie drückte ihre Zigarette in dem übervollen Aschenbecher aus. »Und mach dir keine Sorgen über das Rauchen. Jede Zigarette bringt mich Paul ein Stück näher. Ich habe keine Angst vor dem Tod.«
»Wenn ich dich so reden höre, läuft es mir eiskalt über den Rücken. Nein, mein Kind. Ich kann das nicht länger mitansehen.« Entschieden erhob sich Johanna aus ihrem bequemen Sessel und maß ihre Tochter mit einem Blick, in dem Nachsicht und Vorwurf gleichermaßen zu lesen war. »Im Grunde genommen kannst du ja nichts dafür. Dies ist das Erbe aus der Familie deines Vaters. Seine Mutter und auch sein Bruder haben sich schon in jungen Jahren das Leben genommen. Aber du darfst nicht von mir erwarten, dass ich tatenlos zusehe, wie du blindlings in den Abgrund rennst. Dazu hat es mich zu viel Mühen gekostet, dich großzuziehen«, erklärte Johanna nicht ohne Sarkasmus in der Stimme. »Ich träume davon, dich an der Seite eines Mannes glücklich zu sehen, ein Kind in deinen Armen und ein Lachen auf deinem Gesicht. An der Verwirklichung dieses Traums werde ich arbeiten, und wenn es das Letzte ist, was ich auf Erden vollbringe.« Mit diesen Worten nickte sie ihrer Tochter zu und verließ das Wohnzimmer und wenig später das Haus.
Caroline hörte die schwere Holztür zuklappen. Kurz darauf schnurrte der Motor des BMWs, den sich ihre Mutter vor Kurzem gegönnt hatte.
»Ein bisschen Spaß muss selbst in meinem Alter noch sein«, hatte sie zu dieser kostspieligen Anschaffung nur gesagt und ihr jugendliches Lachen hören lassen. Überhaupt war Johanna Strohm eine äußerst junggebliebene Seniorin, wie Caroline fand. Sie war auf beinahe jeder Prominenten-Party der Stadt anzutreffen, und ihre einzige Tochter konnte nicht recht an den Schmerz glauben, den Johanna angesichts des Verlustes ihres Mannes angeblich spürte. Dennoch waren Caroline Zweifel gekommen. War das Leben, das sie, seit Pauls Tod führte, wirklich besser als das ihrer Mutter?
»Natürlich ist Paul die Liebe meines Lebens«, erklärte sie trotzig, als sie kurze Zeit später im Bad vor dem Spiegel stand und ihr blasses, schmales Gesicht betrachtete. »Und er wird es immer bleiben. Trotzdem hat Mum vielleicht nicht ganz unrecht. Den Rest meines Lebens alleine zu verbringen ist eine reichlich fade Aussicht.«
Nachdenklich starrte Caroline in den Spiegel. Sie war noch jung. Zu jung, um sich ein Nonnendasein aufzuerlegen. Aber woher einen jungen Mann nehmen, der nicht von ihrem Vermögen wusste? Der sie um ihrer selbst willen liebte, wie Paul es getan hatte. Und damit fertig wurde, dass Paul immer einen Platz in ihrem Herzen haben würde.
Caroline seufzte. Angesichts dieser Schwierigkeiten verging ihr die Lust, sich auf die Suche nach einem Mann zu machen. Da blieb sie lieber in ihren eigenen vier Wänden. Hier fühlte sie sich in Sicherheit. Aus jeder Ecke strahlte Pauls Gegenwart. Nach seinem Tod hatte sie nichts verändert, und oft meinte sie, seinen Geist durch die Räume wehen zu spüren. »Keine Angst, mein Geliebter«, flüsterte sie nun in die lautlose Stille des Schlafzimmers. »Kein anderer Mann wird dir je deinen Status nehmen können. Dafür werde ich schon sorgen. Egal, was Mum im Sinn hat.«
*
Mit dieser Annahme lag Caroline Fischer goldrichtig. Sie kannte ihre agile, lebenslustige Mutter gut genug, um zu wissen, dass diese einen Plan im Kopf hatte. Zu lange hatte sie schon tatenlos zugesehen, wie ihre Tochter mehr oder weniger vor sich hinvegetierte. Das musste endlich ein Ende haben, und kurz entschlossen schlug sie nicht den Heimweg ein, sondern fuhr auf direktem Weg zu ihrem Freund und Berater in allen Lebenslagen, Helmut von Arz.
»Du musst mir helfen, Helmut«, forderte sie ihn auf, nachdem er ihr einen Platz an seiner wundervollen Küchentheke angeboten hatte. Einer exklusiven Espressomaschine entströmten verführerische Düfte, und Johanna blickte ihren Freund herausfordernd an.
»Um was geht es denn, mein Engel?«, erkundigte er sich mit einem süffisanten Lächeln. Wenn Johanna derart erregt war, hatte das meist einen delikaten Grund. Wie immer lag er mit dieser Vermutung goldrichtig.
»Es geht um Caroline. Ich kann nicht länger mitansehen, wie sie einsam vor sich hinvegetiert und sich langsam aber sicher ins Grab bringt. Sie braucht einen Mann. Dabei musst du mir helfen.«
»Ist Caro nicht alt genug, um sich selbst einen neuen Mann zu suchen?«
»Das schon, aber sie ist nicht willens. Sie erkennt einfach nicht, dass das Maß jetzt voll ist. Eine Trauerzeit von einem halben, vielleicht einem Jahr lasse ich mir gerade noch eingehen. Dann muss aber wirklich Schluss sein. Sie ist ein junges Ding, das Spaß am Leben haben soll. Und ich will schließlich Enkelkinder haben.«
»Aha, da liegt der Hase im Pfeffer«, erklärte Helmut schmunzelnd und servierte den