Schlimmer Plan – doppeltes Unglück: Der kleine Fürst 252 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Wo bleibt ihr denn so lange?«, rief Anna, als Christian mit Togo die Terrasse betrat. Und dann, als sie sah, dass er allein war: »Wo ist Steffi?« Christian kam nur sehr langsam näher. »Sie ist nicht mehr hier. Herr Wiedemann bringt sie gerade nach Hause«, antwortete er. Vier Augenpaare richteten sich fragend auf ihn, aber niemand sprach die Frage aus, während Christian sich, noch langsamer als zuvor, näherte. Als er seine Familie erreicht hatte, setzte er sich nicht, sondern lehnte sich an die Brüstung. »Wir haben gestritten«, sagte er. »Ich … ich kann nicht darüber reden. Und ich möchte gern allein sein. Bitte, entschuldigt mich.« Nach diesen Worten blieb er noch einen Moment stehen, dann verließ er mit gesenktem Kopf die Terrasse. Togo schlich hinterher, obwohl er nichts mehr liebte, als Abende auf der Terrasse, im Kreis der Familie. Es sah so aus, als sei er ähnlich niedergeschlagen wie der Mensch, dem er folgte. Auf der Terrasse blieb es still, bis die Baronin schließlich zögernd fragte: »Habe ich etwas nicht mitbekommen? Beim Abendessen hatte ich den Eindruck, dass alles in Ordnung war. Oder gab es da schon Anzeichen für eine Missstimmung zwischen den beiden?«
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Buchvorschau
Schlimmer Plan – doppeltes Unglück - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 252 –
Schlimmer Plan – doppeltes Unglück
Viola Maybach
»Wo bleibt ihr denn so lange?«, rief Anna, als Christian mit Togo die Terrasse betrat. Und dann, als sie sah, dass er allein war: »Wo ist Steffi?«
Christian kam nur sehr langsam näher. »Sie ist nicht mehr hier. Herr Wiedemann bringt sie gerade nach Hause«, antwortete er.
Vier Augenpaare richteten sich fragend auf ihn, aber niemand sprach die Frage aus, während Christian sich, noch langsamer als zuvor, näherte. Als er seine Familie erreicht hatte, setzte er sich nicht, sondern lehnte sich an die Brüstung. »Wir haben gestritten«, sagte er. »Ich … ich kann nicht darüber reden. Und ich möchte gern allein sein. Bitte, entschuldigt mich.«
Nach diesen Worten blieb er noch einen Moment stehen, dann verließ er mit gesenktem Kopf die Terrasse. Togo schlich hinterher, obwohl er nichts mehr liebte, als Abende auf der Terrasse, im Kreis der Familie. Es sah so aus, als sei er ähnlich niedergeschlagen wie der Mensch, dem er folgte.
Auf der Terrasse blieb es still, bis die Baronin schließlich zögernd fragte: »Habe ich etwas nicht mitbekommen? Beim Abendessen hatte ich den Eindruck, dass alles in Ordnung war. Oder gab es da schon Anzeichen für eine Missstimmung zwischen den beiden?«
»Mir ist nichts aufgefallen«, erwiderte Friedrich. Er wandte sich an Anna und Konrad. »Wisst ihr mehr als wir?«
Beide schüttelten ratlos die Köpfe. Besonders Anna sah beunruhigt aus. Stephanie war ihre beste Freundin, Christian nicht nur ihr Cousin, sondern viel mehr noch ihr bester Freund – nun hatten sich beide gestritten, und sie hatte nicht einmal eine Ahnung, was zwischen ihnen vorgefallen sein könnte. Keiner von beiden hatte sie ins Vertrauen gezogen, das kränkte sie. Und, schlimmer noch, sie selbst hatte nichts von einem Zerwürfnis bemerkt, dabei war sie eine scharfe Beobachterin, der nur selten etwas entging.
»Das gefällt mir nicht«, murmelte die Baronin. »Wir sitzen hier und wissen nichts. Dabei könnten wir doch vielleicht helfen.«
»Sofia«, sagte Friedrich ruhig, »es scheint etwas zu sein, das nur die beiden angeht, also müssen sie das unter sich klären. Chris hat sich doch deutlich ausgedrückt: Er will nicht darüber reden.«
Ein leises Räuspern ertönte von der Tür her.
»Herr Hagedorn«, rief die Baronin. »Können Sie uns erklären, was hier vor sich geht? Warum ist Stephanie nach Hause gefahren, ohne sich von uns zu verabschieden?«
»Sie bat mich, sie bei Ihnen allen zu entschuldigen und Herrn Wiedemann zu fragen, ob er sie umgehend nach Hause fahren könne. Mehr hat sie mir nicht anvertraut, Frau Baronin.«
»Christian sagte, sie hätten gestritten. Aber beim Essen waren sie noch ein Herz und eine Seele.«
Eberhard Hagedorn hatte Zeit gehabt, über jenen Punkt während des Essens, an dem sich die Stimmung zwischen den beiden geändert hatte, gründlich nachzudenken. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser wäre, seine Vermutungen für sich zu behalten, und so erwiderte er diplomatisch: »Ich bin sicher, sie legen den Streit bald bei, Frau Baronin. Haben Sie noch Wünsche?«
»Nein, vielen Dank, Herr Hagedorn.«
Der alte Butler zog sich also zurück, doch als er die Limousine zurückkehren hörte, öffnete er das Hauptportal und ging die paar Stufen hinunter.
Per Wiedemann hielt an, stellte den Motor aus und stieg aus dem Wagen. Er beantwortete Eberhard Hagedorns Frage, ohne dass dieser sie gestellt hatte. »Sie hat geweint, aber nichts gesagt, Herr Hagedorn. Sie hat die ganze Fahrt über geweint, das konnte ich sehen, obwohl sie keinen Laut von sich gegeben hat.«
»Prinz Christian hat offenbar gesagt, dass sie gestritten haben.«
Per Wiedemann lächelte unwillkürlich. »Natürlich haben sie gestritten, aus welchem anderen Grund sollte Stephanie plötzlich nach Hause wollen? Aber wissen Sie was, Herr Hagedorn? Streiten gehört dazu, auch bei diesen beiden. Ich kann daran nichts so Furchtbares finden.«
Als er sich wieder hinters Steuer setzte und davonrollte, um die Limousine in die Garage zu fahren, kehrte Eberhard Hagedorn ins Schloss zurück. Er war anderer Ansicht als der junge Chauffeur. Ein kleiner Streit war gewiss nichts Schlimmes, aber in diesem Fall schien es sich nicht um etwas Banales zu handeln, das man mit ein paar klärenden Worten aus der Welt schaffen konnte.
Auf der Terrasse stand in diesem Moment Anna auf und erklärte: »Ich gehe ins Bett.«
Konrad schloss sich ihr sofort an. »Ich auch.«
Ihre Eltern fragten nicht nach, warum sie an einem so schönen Abend bereits in ihre Zimmer gehen wollten. Sie konnten sich die Antwort denken.
Sofia und Friedrich blieben also allein zurück. »Das gefällt mir nicht«, wiederholte Sofia. »Ich habe das Gefühl, dass ich etwas Wichtiges übersehen habe während des Essens, aber ich komme nicht darauf, was es sein könnte.«
Friedrich griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. »Hör auf zu grübeln, das bringt nichts«, erwiderte er ruhig. »Chris wird sich uns anvertrauen, lass ihm ein bisschen Zeit.«
»Und wenn nicht? So unglücklich wie eben hat er schon lange nicht mehr ausgesehen.«
»Ich weiß, aber was immer vorgefallen ist, wir können daran nichts ändern. Er weiß, dass er jederzeit mit uns reden kann, und das wird er auch tun, da bin ich ganz sicher.«
»Und dass Stephanie einfach abfährt, ohne sich auch nur von uns zu verabschieden!«
»Dann hätte sie sich sicherlich verpflichtet gefühlt, uns zu erklären, warum sie nach Hause will, und das wollte sie eben nicht. Wahrscheinlich war sie in Tränen aufgelöst, da möchte man keine Erklärungen abgeben. Glaub mir, das wird sich bald einrenken.«
Sofia hätte ihm gern geglaubt, und so nickte sie, doch eine innere Stimme sagte ihr, dass Friedrich sich irrte.
*
Stephanie hatte auch ihren Eltern nicht erklärt, warum sie nun doch nicht im Schloss übernachtete, und sie hatte, ohne es zu ahnen, die gleichen Worte wie Christian benutzt: »Ich möchte nicht darüber reden, und ich möchte jetzt gern allein sein.«
Also war sie sofort in ihr Zimmer gegangen, hatte sich dort aufs Bett gelegt und die Tränen wieder fließen lassen, während ihre Eltern und ihre kleine Schwester Caroline im Wohnzimmer saßen und versuchten, aus der Situation klug zu werden.
»Sie hat sich garantiert mit Anna gestritten«, sagte Caroline. »Oder mit Chris.«
»Sie hat sich noch nie mit Christian gestritten«, widersprach Florentine.
Woraufhin ihre neunjährige Tochter eine jener Weisheiten von sich gab, die sie bei Erwachsenen aufschnappte und sich merkte, wenn sie ihr gefielen: »Einmal ist immer das erste Mal.«
»Ach, Caro, verschon mich mit deinen Kalendersprüchen!«, erwiderte Florentine unwillig.
»Aber wenn es doch stimmt«, sagte Caroline beleidigt.
Florentine rollte mit den Augen, sagte aber nichts mehr. Sie war ernsthaft beunruhigt, sie kannte Stephanie schließlich. Ihre ältere Tochter war kein Mensch, der wegen jeder Kleinigkeit einen Aufstand machte. Es musste schon etwas Ernsthaftes vorgefallen sein, wenn sie deswegen auf ein Wochenende im Schloss verzichtete – jedenfalls etwas, das sie als ernsthaft ansah. Aber was konnte es sein? Hatte Christian sie bedrängt? Das war die Sorge, die sie und ihr