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Die Geliebte des Gladiators: Digital Edition
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Die Geliebte des Gladiators: Digital Edition
eBook331 Seiten4 Stunden

Die Geliebte des Gladiators: Digital Edition

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Über dieses E-Book

Rom, 65 v. Chr.: Wie kein Mann zuvor weckt Valens der Thraker die Leidenschaft der schönen Patriziertochter Julia Antonia. In den starken Armen des berühmten Gladiators verspürt sie nie gekannte Gefühle der Lust. Und auch wenn er ein Sklave ist und die strengen Gesetze Roms eine gemeinsame Zukunft verbieten: Julia kämpft für das, was die Stimme ihres Herzens ihr rät. Und macht dabei eine aufsehenerregende Entdeckung: Valens ist nicht der, für den die Römer ihn halten...

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum28. Dez. 2014
ISBN9783733787233
Die Geliebte des Gladiators: Digital Edition
Autor

Michelle Styles

Obwohl Michelle Styles in der Nähe von San Francisco geboren und aufgewachsen ist, lebt sie derzeit mit ihrem Ehemann, drei Kindern, zwei Hunden, zwei Katzen, Enten, Hühnern und Bienenvölkern unweit des römischen Hadrianswalls im Norden Englands. Als begeisterte Leserin war sie schon immer an Geschichte interessiert, darum kann sie sich am besten bei einem historischen Liebesroman entspannen. Besonderes Interesse hat sie an der Lebensweise der einfachen Leute in der Antike. Im Laufe ihrer Recherchen lernte sie auch, zu kochen wie die alten Römer und mit einer Spindel umzugehen. Wenn sie nicht gerade ihren Leidenschaften, dem Schreiben, Lesen oder historischen Recherchen nachgeht, pflegt sie ihren ein wenig verwucherten Garten oder macht Handarbeiten.

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    Buchvorschau

    Die Geliebte des Gladiators - Michelle Styles

    IMPRESSUM

    Die Geliebte des Gladiators erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

    © 2006 by Michelle Styles

    Originaltitel: „The Gladiator’s Honour"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe Historical Romance

    Band 215 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Jan Michael Dix

    Umschlagsmotive: Andriy Petrenko, Wojciech Jaroszm, changered, MarkD800, Photodisc/ Thinkstock

    Veröffentlicht im ePub Format in 12/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733787233

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. Kapitel

    Rom, 65 v. Chr.

    Wer war dieser Mann? Und – wichtiger noch – woher kannte sie ihn?

    Verstohlen musterte Julia Antonia den Hühnen, der lässig im Säulengang des Thermalbades stand und sich in aller Ruhe umsah. Unter der auffällig kurzen Tunika schauten zwei kräftige Beine hervor, und auch die breiten Schultern fielen ins Auge. Wirklich in den Bann gezogen wurde sie aber von diesem ausdrucksstarken Gesicht, das ihr irgendwie bekannt vorkam. Seine Stimme hatte sie allerdings noch nie gehört.

    Als ihre Blicke sich trafen, hatte sie das Gefühl, er könnte ihr bis auf den Grund der Seele schauen. Er zog eine Augenbraue hoch und nickte ihr zu. Kannten sie sich also doch? Unwillkürlich wickelte sie sich etwas fester in ihre grüne Stola, um sicherzugehen, dass sie ganz und gar das Bild einer würdevollen Römerin abgab.

    Derweil war aus einer anderen Ecke das unverwechselbare Gelächter ihrer Stiefmutter Sabina Claudia zu hören – vermutlich zerstörte sie gerade wieder einmal genüsslich den guten Ruf einer angesehenen Bürgerin. Sabinas Freundinnen lehnten sich eifrig nach vorne, um auch keine einzige schmutzige Einzelheit zu verpassen, und versperrten Julia damit die Sicht. Als sie wieder freien Blick hatte, war der geheimnisvolle Mann verschwunden – als wäre er nie da gewesen.

    Wieso nur kam er ihr so vertraut vor? Sie konnte schwören, dass sie einander nie begegnet waren – an diese tiefe, wohlklingende Stimme würde sie sich bestimmt erinnern. Die Lösung des Rätsels schien zum Greifen nah, wollte ihr aber einfach nicht einfallen.

    „Wo bleibt nur diese Sänfte? Ich hatte ihnen doch deutlich gesagt, dass ich zur fünften Stunde abgeholt zu werden wünsche – und jetzt haben wir schon fast die sechste. Das Gezeter der Stiefmutter riss Julia kurz aus ihren Gedanken. „Diese unzuverlässigen Sklaven gehören ausgepeitscht.

    Sabinas Freundinnen seufzten zustimmend.

    „Soll ich nachsehen, was draußen los ist? Es klingt ganz so, als wäre dort drüben kein Durchkommen." Julia deutete auf eine der Seitenstraßen. Eigentlich hätte sie Sabina auch in Erinnerung rufen können, dass ihr Gemahl die Sänfte genommen hatte. Vermutlich wäre das Genörgel dann nur noch schlimmer geworden, also ließ sie es lieber sein.

    Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte sie nach draußen. Bestimmt würde sich Sabina sofort wieder ihren Freundinnen zuwenden und über das Schicksal ihrer Stieftochter klagen. „Das arme Ding. Ohne Dienerin muss sie immer alles selbst machen. Aber welche Frau ist schon so dumm, sich von einem Senator scheiden zu lassen?" Etwas in dieser Richtung. Und wieder einmal würde über den Skandal getratscht werden, den Julia verursacht hatte.

    Aufgebracht beschleunigte sie ihre Schritte, ohne dabei jedoch die Haltung zu verlieren. Sie bereute es in keinster Weise, aus der Ehe mit Lucius Gracchus geflüchtet zu sein: Der Senator besaß nicht nur harte Fäuste, sondern benutzte sie auch gerne bei seiner Frau. Eigentlich erstaunlich, dass sie überhaupt dreieinhalb Jahre bei ihm geblieben war. Sie konnte nur immer wieder Juno auf Knien danken, dass sie schließlich den Mut zur Trennung gefunden hatte.

    Inzwischen war sie draußen angekommen. „Warum dieser Aufruhr?", fragte sie einen Mann, der einen Korb Fische auf dem Kopf balancierte. Der jedoch würdigte sie keiner Antwort.

    Unschlüssig, ob sie dem Lärm folgen oder sicherheitshalber lieber im Eingang des Bades stehen bleiben sollte, blickte sie die Straße hinunter. Immerhin war seit Tagen nichts Aufregendes mehr geschehen, abgesehen vom Erscheinen des gut aussehenden Fremden, der sich in der Zwischenzeit offenbar in Luft aufgelöst hatte.

    „Gladiatoren", wurde ihre Frage nun doch beantwortet – von einer auffallend wohlklingenden Stimme.

    Julia wirbelte auf der Stelle herum – und stand unmittelbar vor ihm. So konnte ihr unmöglich entgehen, wie seine gewaltigen Muskeln den Stoff der Tunika spannten. Wenn sie sich doch nur erinnern könnte! Sie hob den Kopf. „Gladiatoren?", fragte sie ratlos.

    „Das Volk erwartet die Ankunft der Kämpfer. Der neue Ädil Julius Cäsar stellt das gewaltigste Spektakel auf die Beine, das Rom je gesehen hat. So viele Gladiatoren wie nie zuvor werden in der Arena kämpfen – zu Ehren von Cäsars verstorbenem Vater."

    „Ach ja? Sie hatte vollkommen vergessen, dass der Trubel heute beginnen sollte. Wen kümmerte das auch schon? Für die Spiele hatte sie nichts übrig – wenigstens in diesem einen Punkt wusste sie sich mit der Stiefmutter einig. „Das war mir entfallen. Nicht jeder Bürger dieser Stadt interessiert sich für die Spiele. Bist du deshalb in Rom?

    „So könnte man das sagen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich möchte allerdings lieber über dich sprechen. Und warum du mir gefolgt bist.

    „Das bin ich nicht, protestierte Julia scharf. „Ich bin nach draußen gelaufen, um zu sehen, warum auf einmal solch eine Unruhe herrschte.

    „Ah. Es war natürlich nur Zufall, stimmte er ihr zu. Sein Lächeln vertiefte sich. „Du bemühst dich, meine Aufmerksamkeit zu erregen, gibst mir mit den Augen Zeichen, dass wir uns hier treffen wollen – und behauptest jetzt, ich würde mir das nur einbilden. Ziemlich dreist. Aber irgendwie auch faszinierend.

    Julia zuckte innerlich zusammen. War ihr Verhalten wirklich so leicht misszuverstehen? Sie hatte doch nur angestrengt überlegt, wo sie diesen Mann schon einmal gesehen hatte! Warum fragte sie ihn jetzt nicht einfach? Sobald dies geklärt war, könnte sie den Rest mit einem Lachen abtun.

    „Kennen wir uns irgendwoher?, sprudelte es aus ihr heraus, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Dabei betrachtete sie die roten Planen des nahen Marktes, um nicht noch einmal in diese dunklen Augen blicken zu müssen. „Ich meine, dich schon einmal gesehen zu haben – mir fällt aber nicht mehr ein, wann und wo.

    „Ich bin Valens. Er deutete eine Verbeugung an. „Wahr und wahrhaftig. Und du heißt?

    „Julia Antonia. Sollte dein Name mir etwas sagen? Nach wie vor rang sie um ihre Fassung. „Vielleicht solltest du mir ein bisschen mehr über dich verraten. Immerhin ist Rom die größte Stadt der Welt – da benutzen die Wenigsten nur einen Namen.

    „Man nennt mich Valens den Thraker", antwortete er überrascht.

    Über ein Dutzend Kämpfe auf Leben und Tod hatte er schon überstanden – und trotzdem fühlte er sich auf einmal unbeholfen wie ein kleiner Junge. Das Gespräch nahm ganz und gar nicht den erwarteten Verlauf. Sie war ihm von Anfang an aufgefallen. Und er hatte vermutet, dass sie ihn erkannte – schließlich war er ein berühmter Mann. Als sie ihm dann auch noch zu folgen schien, war er eigentlich auf eine weitaus erfreulichere Begegnung gefasst.

    „Was aber tust du hier, wenn du ein Gladiator bist? Julia verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum sammelt sich keine Schar begeisterter Anhänger um dich? Bist du ein unerfahrener Neuling?

    Verdutzt strich Valens sich über das Kinn. Dass an seinen Leistungen in der Arena gezweifelt wurde, war eine völlig neue Erfahrung für ihn. „Ich war hier, um zu klären, wann wir die Bäder für unsere Pflege nutzen können."

    „Aha."

    Stirnrunzelnd sah Valens die junge Römerin an. Wusste sie wirklich nicht, mit wem sie es zu tun hatte? Eigentlich war er es gewohnt, dass die Frauen in Ehrfurcht erstarrten, wenn sie vor ihm standen. In der Regel wurde dann um ein Andenken für den Gatten oder Sohn gebeten, nur zu häufig erhielt er allerdings auch ganz eindeutige Angebote.

    „Man sagt, ich sei einer der besten Gladiatoren unserer Zeit, erklärte Valens. Normalerweise hasste er es, mit seinen Erfolgen zu prahlen – er ließ lieber das Schwert für sich sprechen. „Vermutlich hast du die Anschläge für die Spiele gesehen – sie hängen überall in der Stadt. Und an jeder Straßenecke werden kleine Figuren von mir und den anderen Gladiatoren verkauft.

    Zweifellos würde sie nun wie die anderen in Ohnmacht fallen. Er wartete auf das Unabwendbare, doch sie musterte ihn nur nachdenklich.

    „Ah, daher also. Ich hatte mich schon gewundert, stellte sie schließlich erleichtert fest. „Ich muss wohl die Figürchen gesehen haben. Das erklärt alles, denn wir sind uns offensichtlich noch nie begegnet. Ich dachte … Ach, das ist nun ja egal. Trotzdem merkwürdig – denn ich schaue mir diese Sachen eigentlich nie an. Anscheinend bekommt man doch mehr mit, als man denkt.

    Valens betrachtete sie ungläubig. Wer war diese Julia Antonia? Warum freute sie sich so offenkundig darüber, ihm nie zuvor begegnet zu sein? Er sollte jetzt besser das Weite suchen. Irgendetwas an dieser Frau ließ ihn indes wie angewurzelt stehen bleiben. War es ihre Stimme? Die Art, wie sie den Kopf hielt? Oder die natürliche Schönheit ihrer feinen Züge? Die weiblichen Rundungen, die auch ihr Gewand nicht vollkommen verbergen konnte? Was auch immer, er hätte sich nur zu gerne an eben diesen Stoffen zu schaffen gemacht. Sie daraus befreit, wie einen Schmetterling aus dem Kokon. Kein Zweifel – der Anblick würde umwerfend sein.

    Plötzlich erkannte er jedoch, dass da noch mehr war: Irgendwie beunruhigte ihn diese Frau. Wahrscheinlich, weil sie ihn wie einen ganz normalen Menschen behandelte. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert, erst recht nicht bei einer Römerin ihres Standes.

    Seit er vor viereinhalb Jahren den ersten Titel als Gladiator gewonnen hatte, wurde er entweder als Gott verehrt oder wie der niederste Sklave behandelt. Er war weder das eine noch das andere, sondern erfüllte lediglich seine Aufgabe als Kämpfer.

    Es musste eine üble Laune des Schicksals sein, ihn ausgerechnet auf dem Gipfel seines Ruhmes darauf aufmerksam zu machen, dass es auch außerhalb der Arena ein Leben gab.

    „Ich dachte, du hättest das Abzeichen auf meinem Umhang erkannt", unternahm er einen erneuten Versuch. Er deutete auf eine goldene Schnalle an seinem Gürtel.

    Sie warf einen Blick darauf. „Ein Löwe mit einem Speer … Tut mir leid, das sagt mir gar nichts."

    „Es ist das Symbol für die Schule von Strabo – eine der bedeutendsten ihrer Art."

    Immer noch sah sie ihn belustigt an. Wenigstens umspielte inzwischen auch ein kleines Lächeln ihre aufregend vollen Lippen. Valens entspannte sich zunehmend. Das Missverständnis ließe sich hoffentlich ohne Schwierigkeiten auflösen. Julia würde ihn nicht für einen wüsten Aufschneider halten, sondern erkennen, dass er ein ehrenhafter Gladiator war, der einfach nur einen Fehler gemacht hatte. Er wunderte sich darüber, dass es ihn überhaupt kümmerte – doch das tat es.

    „Jetzt verstehe ich. Irgendwie ergibt das tatsächlich einen Sinn." Julias Lächeln war nun deutlich freundlicher. Nach wie vor aber überschlugen sich die Gedanken in ihrem Kopf. Das konnte ja nur ihr passieren – ein Gladiator glaubte, sie hatte ihn ermutigen wollen. Diese Kämpfer galten in Rom beinah als Götter, seit Tagen sprach die ganze Stadt über sie. An jeder Straßenecke konnte man die kleinen Figuren von ihnen kaufen.

    Ohne sich großartig anstrengen zu müssen, fielen ihr spontan mindestens ein Dutzend Frauen ein, die ihre beste Stola opfern würden, um jetzt an ihrer Stelle zu sein. Sie hingegen wollte diesem Gladiator nur eine Lektion erteilen: Er sollte nicht glauben, dass jeder Blick von einer Frau sofort einer Einladung in ihr Bett gleichkam. Allerdings ärgerte es sie, dass sie ihn nicht erkannt hatte. Denn dann wäre es nie zu dieser peinlichen Situation gekommen. Bei Juno – was musste er nur von ihr gedacht haben?

    „Was ergibt irgendwie Sinn?", fragte er und kreuzte die Arme vor der Brust, wie um seine beeindruckenden Muskeln noch mehr zu betonen.

    „Warum du glaubst, alle Frauen würden dich mit ihren Augen zu geheimen Treffen einladen. Mir ist klar, dass viele für euch Kämpfer schwärmen – ich zähle aber nicht dazu. Trotz meiner einundzwanzig Jahre bin ich bisher gut ohne derartiges Verhalten ausgekommen. Auch die Spiele als solche sind mir in jeder Hinsicht gleichgültig."

    Zweifelnd hob er eine Augenbraue.

    „Nicht jeder ist dafür zu begeistern, musst du wissen, versetzte sie ihm einen weiteren Tiefschlag. „Ich wollte mich lediglich nach der Sänfte meiner Stiefmutter umschauen.

    „Dich interessieren die Spiele nicht? Mit aufgerissenen Augen sah Valens sie an und schüttelte den Kopf. „Das glaube ich dir einfach nicht.

    „Ist das etwa ein Verbrechen? Allmählich gefiel ihr diese Unterhaltung, es fühlte sich gut an, so offenherzig ihre Meinung zu sagen. Auf seinem Gesicht hatte sich ungläubiges Erstaunen breitgemacht. Fast schien er ihr ein wenig geschrumpft – von einem Halbgott zu einem ganz normalen menschlichen Wesen. „Oder verstoße ich damit gegen irgendein Gesetz?

    „Das nicht, antwortete er, während er sich verlegen durch das dichte dunkle Haar fuhr. „Bei allen Göttern, natürlich nicht. Es überrascht mich nur, da ansonsten alle Römer wegen der Spiele verrückt spielen und über nichts anderes mehr reden.

    „Ach, tatsächlich? Ich persönlich hatte bislang durchaus den Eindruck, dass man auch über den Senat oder die jüngsten Erfolge unserer Legionen spricht. Der Alltag besteht nicht nur aus Schaukämpfen zur Belustigung des Volkes. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht und bislang noch nie den Drang verspürt, in den Circus zu gehen."

    Das hatte ihm wohl den Rest gegeben, jedenfalls schien ihm keine Erwiderung mehr einzufallen. Julia musste sich beherrschen, um nicht vor Freude in die Hände zu klatschen. Sie war aus dem langen Schatten ihrer unglücklichen Ehe getreten und hatte einen gefeierten Gladiator zurechtgestutzt. Er konnte ihr nichts mehr entgegensetzen, sie hingegen triumphierte. Die neue Julia Antonia war geboren!

    „So hatte ich es auch nicht gemeint. Es war einfach nur dahergesagt. Er strahlte sie mit einem gewinnenden Lächeln an. Als er sie dann auch noch sanft am Ellbogen berührte, schlug ihr Herz ein wenig schneller. „Kannst du mir verzeihen?

    „Ja, ich verzeihe dir. Damit sollte sie es bewenden lassen und erhobenen Hauptes ihrer Wege gehen. „Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, ich muss mich um die Sänfte nach Hause kümmern.

    Sie machte einen Schritt zurück, wobei ihre Sandale auf den buckligen Pflastersteinen wegrutschte, und fiel lang hin. Ihre Habseligkeiten verstreuten sich überall auf dem Boden. Mit kräftigen Händen packte er Julia schnell und zog sie wieder auf die Füße.

    „Bist du verletzt? Er sah ernsthaft besorgt aus, und für einen Augenblick legte sie den Kopf an seine breite Brust. „Du bist mit einem Fuß zwischen zwei Steinen gelandet.

    „Mir geht es gut. Geschickt befreite Julia sich aus seinen Armen und bückte sich, um die Sachen zusammenzusammeln. Sie warf alles in ihre Schultertasche, doch zwei Dinge fehlten: eine Haarnadel und ein Flakon edelsten Parfüms. Als sie die Nadel erspähte, sank ihr der Mut, weil das Schmuckstück mitten auf Valens’ Sandale gelandet war. Verlegen las sie sie auf. Das sah ihr wieder ähnlich – ein perfekter Abgang wurde durch ihre Ungeschicklichkeit ruiniert. Sie hatte dem Mann eine Lektion erteilen wollen und lag ihm jetzt im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen! „Allerdings ist mir anscheinend mein Duftwasser verloren gegangen.

    Vorsichtshalber drehte sie sich zum Eingangsportal des Badehauses um – doch Sabina und ihr Tross waren bereits fort. Julia konnte sich ausmalen, dass die Stiefmutter mit einer handfesten Standpauke auf sie warten würde. Allerdings war ihr das jetzt gleichgültig, vorerst plagten sie ganz andere Probleme.

    Als sie den umgeknickten Fuß belastete, konnte sie sich ein Stöhnen nicht verkneifen. Valens war indes schnell an ihrer Seite und stützte sie, damit sie nicht ein weiteres Mal hinfiel.

    „Du hast ja doch Schaden genommen!"

    Ohne eine Erwiderung abzuwarten, kniete er sich hin und wärmte ihr mit den Händen das Gelenk. Julia konnte spüren, wie ihr die Hitze langsam die Beine hochstieg. Sie sollte ihn unbedingt davon abhalten – nur irgendwie wollten ihr die entsprechenden Worte nicht über die Lippen kommen. Er schob den Saum ihres Gewandes beiseite, um noch besser an den bereits angeschwollenen Knöchel heranzukommen. Dabei ging er überaus vorsichtig vor.

    „Ist auch das Knie in Mitleidenschaft gezogen? Oder nur der Fuß?"

    „Nein, nur mein Fuß", antwortete sie atemlos. Sie meinte immer noch seine Brust an ihrer Wange zu spüren.

    „Das ist gut. Mit durchdringendem Blick sah er sie an, bis sie diesem nicht mehr standhalten konnte. Mit gespieltem Interesse musterte sie stattdessen den Stand eines Wollhändlers auf dem Markt gegenüber. „Dennoch will ich mich lieber vergewissern, dass du dich nicht schwer verletzt hast.

    Julia spürte einen Stich im Herzen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sich zuletzt jemand so selbstlos um sie gekümmert hatte. Seine Stimme klang tatsächlich besorgt – und die sanften Hände dieses Fremden waren zärtlicher zu ihr als die von Lucius während ihrer gesamten Ehe. Sie musste schlucken.

    „Ich habe mir nur den Knöchel verdreht, nichts weiter. Trotz ihrer inneren Unruhe bemühte sie sich um einen möglichst gleichgültigen Tonfall. Dabei blieb ihr Blick auf den dunklen Locken haften, die ihm bis auf die Tunika fielen, während er immer noch die Verletzung untersuchte. Als sie ihre Fassung wiedererlangt hatte, versuchte sie sich ihm zu entziehen. „Ich komme schon zurecht. Außerdem möchte ich mir nicht den Unmut deiner weiblichen Anhänger zuziehen. Die warten bestimmt schon auf dich …

    Valens hingegen ließ sich nicht stören. Anstatt sie gehen zu lassen, tastete er vorsichtig den ganzen Fuß bis hinauf zur Wade ab. Behutsam drehte er ihn dabei in die eine oder andere Richtung, ohne ihr wehzutun. Wieder spürte Julia, wie ihr heiß wurde – was sie bis ins Mark erschreckte, aber irgendwie auch sehr aufregend war.

    Allmählich konnte sie verstehen, was die Dichter meinten, wenn sie von der geheimnisvollen Anziehungskraft schrieben, die einen ganz plötzlich überwältigte. Derartige Gefühle hatte noch nie zuvor ein Mann in ihr ausgelöst. Dabei wusste sie überhaupt nichts über ihn – abgesehen davon, dass er als Gladiator die Massen begeisterte. Verwirrt sah sie ihn an. Warum nur fühlte sie sich wegen einer Knöchelverletzung plötzlich leicht wie eine Feder?

    „Ich denke, ich habe meine Schuldigkeit für heute bereits getan, scherzte er als Antwort auf ihre kleine Spöttelei. „Außerdem hätte ich mir keinesfalls die Gelegenheit entgehen lassen wollen, einen so vollendeten Fuß abtasten zu dürfen.

    Dabei schenkte er ihr ein so warmes Lächeln, dass ihr die Knie nachzugeben drohten. Am liebsten hätte sie die Hände mit seinem vollen Haar verflochten. Sie musste um ihre Beherrschung ringen – ansonsten drohte sie zu Wachs in den Händen dieses Mannes zu werden. Dann aber wäre sie keinen Deut besser als all die Frauen, die sich nach den Kämpfen den siegreichen Gladiatoren anboten.

    Julia entzog sich der Berührung.

    „Du bist ein schamloser Schmeichler – noch nie zuvor hat jemand meine Füße gepriesen."

    „Dann wurde es aber höchste Zeit. Er lachte, schaute aber sofort wieder ernster drein. „Wie fühlt sich der Knöchel an? Besser?

    „Ach, es ist wirklich ganz harmlos – nach wenigen Schritten werde ich nichts mehr spüren."

    Sie zwang sich, die Schmerzen einfach zu verdrängen. Dabei tat die leichteste Belastung so weh, dass sie hätte weinen können. Doch es musste ganz einfach sein …

    „Meiner Meinung nach sieht es deutlich schlimmer aus – du kannst mit dem rechten Fuß ja kaum auftreten. Er stand auf und hob ihr Kinn an. „Deine Lippen sind vor Schmerz ganz weiß angelaufen.

    Julia hatte auf einmal das Gefühl, als würde ihr das Herz stehen bleiben. Für einen Augenblick konnte sie nicht anders, als nur seine breite Brust anzuschauen, während er den Blick bewundernd über sie schweifen ließ. Ihre Lippen zitterten – würde er sie jetzt tatsächlich küssen? In aller Öffentlichkeit? Dieser Gedanke brachte sie nun doch zur Vernunft. Endlich war sie wieder Herrin ihrer Sinne.

    Sie senkte den Kopf und unternahm den letzten Versuch eines würdevollen Abgangs.

    „Es ist gar nicht mehr so schlimm, log sie und zwang sich dabei zu einem unbeschwerten Lächeln. Schließlich war sie eine stolze Römerin und keine Hure. Entschlossen verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Das Forum liegt nur ein paar Straßen weiter. Von dort ist es nicht weit nach Subura und zu unserem Heim. Wenn ich langsam gehe, werde ich es schon schaffen.

    Sie gab sich Mühe, den eigenen Worten zu glauben – und nicht die Schritte zu zählen, die ihr bevorstanden.

    „Um dann vor jemand anderem zusammenzubrechen? Subura ist mindestens eine Meile von hier entfernt – was glaubst du denn, wie weit du kommst, wenn du so humpelst? Du wärst ein leichtes Opfer für jeden Straßendieb", entgegnete er finster.

    Julia schlug das Herz inzwischen bis zum Hals. Am liebsten hätte sie ihn umarmt – endlich einmal kümmerte sich jemand um ihr Wohlergehen. Sie war nicht allein.

    „Julia! Julia, im Namen aller Götter – was machst du hier?, rief die heraneilende Sabina und griff schließlich nach dem Arm der Stieftochter. Dabei geriet Julia dermaßen ins Taumeln, dass nur Valens’ haltender Griff einen erneuten Sturz verhinderte. „Dein Vater war doch noch so reizend, die Sänfte zu schicken, redete Sabina unbeirrt weiter.

    „Ich … das ist …" Julia musste schlucken. Zu dumm, dass Sabina ausgerechnet auftauchte, als es gerade aufregend zu werden versprach.

    „Sie ist gleich nach deinem Verschwinden eingetroffen, ich musste überall nach dir suchen. Nach wie vor schien ihre Stiefmutter wütend zu sein, wie ihre immer schriller werdende Stimme verriet. „Schlimm genug, dass dein Vater unsere einzige Sänfte nimmt – ausgerechnet an einem Tag, an dem ich mich mit Livia treffen wollte. Und dann bist auch du noch auf einmal verschwunden. Wenn du schon nicht an deinen eigenen Ruf denkst, dann wenigstens an den deiner Familie.

    „Ich habe mir den Knöchel verletzt – und dieser Mann war so nett, mir zu helfen. Julia konnte nur hoffen, dass Valens’ Berührungen Sabinas Aufmerksamkeit entgangen war. „Dafür warst du ja offenbar zu beschäftigt.

    Sabina schien Valens erst jetzt überhaupt zu bemerken. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie seine kurze Tunika und den edlen Umhang.

    „Und wer bist du?", fragte sie schließlich argwöhnisch.

    „Valens der Gladiator. Zu deinen Diensten." Er verbeugte sich.

    „Julia, wie konntest du nur? Ein Gladiator, flüsterte Sabina aufgebracht. „Du hattest doch versprochen, für keine weiteren Skandale mehr zu sorgen. Gib Mettalius gefälligst keinen Anlass, seinen Heiratsantrag zurückzuziehen.

    „Seit wann ist es ein Skandal, wenn man hinfällt?, erwiderte Julia und hielt dem scharfen Blick der Stiefmutter stand. Sie musste auf der Hut sein, wenn sie eine Strafpredigt vermeiden wollte. Während Sabina sie zweifelnd musterte, sah Julia sie mit großen Augen treuherzig an. „Es ist wahr – Valens hat mir nur geholfen. Als Einziger.

    „Bitte verschone mich damit. Müde winkte Sabina ab, bevor sie sich wieder Valens zuwandte. „Sie ist nun in guten Händen, meine Sklavin und ich werden sie nach Hause bringen. Für deine Hilfe sei dir gedankt.

    Valens hob eine Augenbraue und sah Sabina mit aller Ruhe an.

    „Erwartest du eine Belohnung?, fragte sie schließlich durch zusammengepresste Lippen. „Galla …

    „Behalt dein Geld, antwortete Valens steif. „Ich wollte nur helfen.

    Julia wünschte, dass sich die Erde öffnen und sie verschlingen möge. Wie konnte ihre Stiefmutter nur so unfreundlich sein? „Vielen Dank. Du hast mir wirklich sehr geholfen."

    Er nahm ihre Hand und sah ihr tief in die Augen. Julia hätte schwören können, dass ihr Herzklopfen bis ins Forum zu hören war.

    „Julia, wir müssen jetzt endlich gehen. Dir scheint nicht klar zu sein, was ich heute noch alles zu erledigen habe."

    Verlegen zog Julia die Hand zurück, die von seiner Berührung beinah zu brennen schien.

    „Es war mir

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