Der Prinz und die Tänzerin
Von Cara Colter
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Prinz Kiernan kann den Blick nicht von der grazilen Tänzerin abwenden: Meredith soll ihm für eine Benefiz-Veranstaltung das Tanzen beibringen. Doch schon jetzt kommt ihm jede ihrer anmutigen Bewegungen wie eine Liebeserklärung vor -- an ihn... …
Cara Colter
Cara Colter hat Journalismus studiert und lebt in Britisch Columbia, im Westen Kanadas. Sie und ihr Ehemann Rob teilen ihr ausgedehntes Grundstück mit elf Pferden. Sie haben drei erwachsene Kinder und einen Enkel. Cara Colter liest und gärtnert gern, aber am liebsten erkundet die begeisterte Reiterin auf ihrer gescheckten Stute Dakota die kilometerweiten Waldwege, die direkt an ihrem Haus vorbei- und in die freie Natur führen. Als Autorin von insgesamt 40 Büchern wurde Cara Colter mehrfach ausgezeichnet. 2006 erhielt sie von der Romantic Times einen Sonderpreis für ihre humorvollen Romane, 2007 kam sie erstmalig auf die Bestellerliste von Waldenbooks.
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Der Prinz und die Tänzerin - Cara Colter
IMPRESSUM
Der Prinz und die Tänzerin erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2011 by Cara Colter
Originaltitel: „To Dance With a Prince"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA
Band 341 - 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Julia Hummelt
Umschlagsmotive: Ingram Publishing, Guschenkova / ThinkstockPhotos
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733774943
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Prinz Kiernan von Chatam lief es eiskalt den Rücken herunter, als er die Schmerzenslaute hörte, die aus dem Zimmer des palasteigenen Krankenhauses drangen. Ohne zu zögern trat er ein und sah seinen Cousin, Prinz Adrian, auf einem der Betten liegen, mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hände um sein Knie geschlungen.
„Ich hatte dir doch gesagt, das Pferd ist nichts für dich!", sagte Kiernan.
„Danke, ich freu mich auch, dich zu sehen", stieß Adrian hervor.
Kiernan schüttelte bloß den Kopf. Sein Cousin war mit seinen einundzwanzig Jahren sieben Jahre jünger als er und äußerst waghalsig. Dank seines Charmes schaffte er es jedoch immer wieder, die Menschen für sich einzunehmen, auch wenn er sich vorher daneben benommen hatte.
Auch jetzt lächelte er die junge Krankenschwester so tapfer an, bis sie rot wurde, und wendete sich dann zufrieden wieder Kiernan zu.
„Verschon mich bitte mit deinen Vorhaltungen, fuhr Adrian fort. „Du musst mir unbedingt einen Gefallen tun. Ich hätte jetzt einen Termin, den ich nicht wahrnehmen kann.
Es war vollkommen untypisch für Adrian, dass er sich über solche Dinge Gedanken machte.
„Die Ziege bringt mich um, wenn ich nicht komme. Ehrlich, Kiernan, das ist die zickigste Frau, die mir je begegnet ist."
Bisher hatte noch keine Frau Adrians entwaffnendem Lächeln widerstehen können.
„Könntest du mich nicht vertreten?, bettelte Adrian. „Nur dieses eine Mal?
Die Krankenschwester untersuchte sein geschwollenes Knie, was Adrian erneut vor Schmerz aufstöhnen ließ.
Kiernan konnte einfach nicht verstehen, dass sein Cousin, der sonst sich selbst immer der Nächste war, in dieser Situation auch nur einen Gedanken an etwas verschwenden konnte, das nichts mit seiner Verletzung zu tun hatte.
„Sag doch einfach ab", schlug Kiernan vor.
„Dann denkt sie, ich will mich drücken", entgegnete Adrian.
„Niemand würde glauben, dass man absichtlich einen Unfall verursacht, nur um eine Ausrede parat zu haben."
„Meredith Whitmore schon. Die Frau spuckt Gift und Galle. Ein leicht verträumter Ausdruck trat in Adrians Augen, trotz seiner Schmerzen. „Wobei ihr Atem eigentlich eher nach Minze duftet.
Kiernan fragte sich, welche Medikamente man seinem Cousin verabreicht hatte.
„Tatsache ist jedoch, dass der Drache hübsche kleine Prinzen zum Mittagessen verputzt. Gegrillt. Darum muss sie hinterher auch Kaugummi mit Minzgeschmack kauen."
„Was erzählst du denn da für einen Mist?"
„Erinnerst du dich an Feldwebel Henderson? Meredith Whitmore ist Feldwebel Henderson hoch zehn", erklärte Adrian.
„Jetzt übertreibst du aber."
„Bitte, Kiernan, kannst du mich nicht einfach vertreten?"
„Ich weiß ja nicht einmal, wobei ich dich vertreten soll."
„Ich hab einen dummen Fehler gemacht, gab Adrian niedergeschlagen zu. „Ich dachte, es würde viel mehr Spaß bringen als all die anderen offiziellen Aufgaben, die unserer Familie beim Frühlingsfest vorbehalten sind.
Das Fest wurde auf der Insel Chatam seit Jahrhunderten traditionell anlässlich des Frühlingsanfangs gefeiert. Auftakt war die Wohltätigkeitsgala zu Beginn der Festwoche. Mit einem königlichen Ball fanden die Feierlichkeiten am Ende der Woche ihren krönenden Abschluss. In wenigen Tagen war es wieder so weit, die Eröffnung des Frühlingsfestes stand an.
„Ich hatte die Wahl zwischen dem Überreichen der Auszeichnungen an die Junior-Trommelgruppe, der Festrede oder einer kleinen Tanzaufführung. Na, wofür hättest du dich entschieden?"
„Wahrscheinlich die Rede, gab Kiernan zurück. „Sagen Sie …
, wandte er sich an die Krankenschwester, „… haben Sie ihm irgendein Mittel verabreicht?"
„Noch nicht …, antwortete sie freundlich, „… aber gleich.
„Da dürfen Sie sich aber sehr glücklich schätzen, fuhr Adrian dazwischen. „Ich habe nämlich den süßesten Königshintern, den – aua! Wollten Sie mir jetzt absichtlich wehtun?
„Stellen Sie sich nicht so an, Eure Hoheit."
Adrian sah ihr nach, als sie das Zimmer verließ.
„Naja, jedenfalls hab ich mich für den Tanz entschieden. Ich sollte ihn zusammen mit einer neuen Tanzgruppe bei der Wohltätigkeitsgala aufführen. Die Veranstaltung soll „‚Ein unvergesslicher Abend‚ heißen. Ziemlich kitschig das Ganze, ich weiß.
„Du erwartest doch nicht ernsthaft von mir, dass ich dich bei einer Tanznummer vertrete! Ich kann überhaupt nicht tanzen. Außerdem ist Prinz Herzschmerz allgemein dafür bekannt, den Damen auf die Füße zu treten, wenn er es denn doch mal versucht."
Kiernan spielte auf einen Zeitungsartikel an, der ein Foto enthielt, auf dem zu sehen war, wie er einer jungen Dame bei ihrem Debütantinnenball fast den Fuß zerquetscht hatte.
„Du hast es wirklich nicht leicht mit der Presse, Kiernan. Mir haben sie noch nie Spitznamen verpasst. Du hingegen warst bereits ‚Prinz Playboy‘ …"
Diesen Namen hatten sie ihm gegeben, als er gerade seine Abschlussprüfung auf einer privaten Jungenschule gemacht hatte – ein ganzer Sommer voller Freiheit hatte vor ihm gelegen, bis seine militärische Ausbildung begonnen hatte.
„‚Prinz Herzschmerz‘."
Mit dreiundzwanzig hatte Prinz Kiernan sich mit einer seiner ältesten und liebsten Freundinnen verlobt, Francine Lacourte. Nicht einmal Adrian kannte die volle Wahrheit über ihre Trennung und Francines völligen Rückzug aus der Öffentlichkeit. Angesichts seiner wilden Vergangenheit wurde angenommen, dass Prinz Kiernan die Beziehung beendet hatte.
„… und nun …, fuhr Adrian fort, „… bist du seit der Geschichte mit Tiffany zu ‚Prinz Herzensbrecher‘ aufgestiegen. Man könnte wirklich denken, dass du ein unglaublich spannendes Leben führst.
Kiernan warf seinem Cousin einen vernichtenden Blick zu. Die Presse liebte den vor Witz nur so sprühenden Adrian, während Kiernan als zu ernst und streng angesehen wurde. Und seit den geplatzten Verlobungen mit zwei in der Öffentlichkeit stehenden, sehr beliebten Frauen bezeichnete man ihn sogar als kalt und distanziert.
Er würde seinen Ruf als Herzensbrecher wohl für den Rest seines Lebens ertragen müssen, selbst wenn er als Mönch ins Kloster ginge. Nach allem, was er durchgemacht hatte, schien ihm diese Möglichkeit gar nicht mal so abwegig!
Schließlich lastete die Zukunft der Inselnation einzig und allein auf Kiernans Schultern. Nach dem Tod seiner Mutter, Königin Aleda, würde er den Platz auf dem Thron einnehmen. Diese Verantwortung allein reichte schon aus, um ein ganzes Leben auszufüllen. Auf Liebeskapriolen konnte er deshalb getrost verzichten.
Adrian hingegen kam als Thronanwärter erst an vierter Stelle und konnte sich daher gemütlich zurücklehnen.
„Diese Tiffany Wells hättest du echt direkt auf den Mond schießen sollen, murmelte Adrian kopfschüttelnd. „Wie kann man seinem Freund nur vormachen, man sei schwanger? Und du teilst der Welt nicht einmal den wahren Grund für die gelöste Verlobung mit. Nein, du bist ja schließlich ein ehrenhafter Mann …
„Ich will nicht darüber reden, wurde er von Kiernan heftig unterbrochen. „Pass auf, Adrian
, kam er auf ihr eigentliches Thema zurück, „wegen des Tanzens – ich wüsste wirklich nicht, wie ich dir da helfen könnte …"
„Ich bitte dich doch nun wirklich nicht oft um einen Gefallen, Kiern."
Da hatte er recht. Die ganze Welt wandte sich an Kiernan, fragte, bettelte, forderte. Adrian hatte ihn immer in Ruhe gelassen.
„Tu es für mich, okay?, bat Adrian. „Selbst wenn du dich dabei lächerlich machen solltest, es wird deinem Ruf guttun. Die Welt wird dich wieder als Mensch sehen. Jedenfalls, wenn du es schaffst, mit dem Feuerspucker klarzukommen. Sie mag übrigens keine Verspätungen. Und du …
, er sah auf seine Uhr und blinzelte, „… bist gerade zweiundzwanzig Minuten zu spät. Sie wartet im Ballsaal auf dich."
Eigentlich wäre es klüger, überlegte Kiernan kurz, einfach jemanden mit der Botschaft zu ihr zu schicken, dass Adrian sich verletzt habe. Doch er wollte sich auf keinen Fall die Gelegenheit entgehen lassen, die Frau zu treffen, die es geschafft hatte, seinen Cousin dermaßen einzuschüchtern.
Er würde sie sich anschauen, Adrian entschuldigen und sie dann so freundlich wie möglich nach Hause schicken.
Meredith sah auf die Uhr. „Er ist spät dran", murmelte sie. Es war bereits das zweite Mal, dass Prinz Adrian nicht pünktlich war.
Bei ihrem ersten Treffen in ihrem vornehmen Tanzstudio in der Stadt hatte sie sich für genau zehn Sekunden von dem jungen Prinzen verunsichern lassen. Dann hatte sie erkannt, dass er stets versuchte, andere mit seinem jungenhaften Charme einzuwickeln. Meredith lag nichts ferner, als auf diese Masche hereinzufallen.
Also hatte sie ihn zurechtgewiesen, und sie war sich eigentlich sicher gewesen, dass er es nicht wagen würde, sie noch einmal warten zu lassen. Vor allem jetzt, wo sie ihm den Gefallen getan hatte, ihre Trainingsstunden in den großen Ballsaal des Chatam Palasts zu verlegen.
Da konnte man mal wieder sehen, wie naiv sie doch im Hinblick auf Männer war!
Verärgert sah sich Meredith in dem prachtvollen Saal um und versuchte, nicht allzu beeindruckt von der Tatsache zu sein, dass sie sich hier aufhalten durfte.
Tief atmete sie den vertrauten Geruch ihrer Kindheit ein. Es roch nach frisch gebohnerten Böden, Möbelpolitur und Glasreinigern. Ihre Mutter war Putzfrau gewesen.
Sie wäre von diesem Raum ebenso entzückt wie ihre Tochter gewesen. Damals hatte sie große Pläne für Meredith gehabt.
Ballett öffnet einem die Türen zu Welten, die wir uns kaum vorstellen können, Merry.
Welten wie diese, dachte Meredith und ließ ihren Blick erneut durch den Raum schweifen. Ihre Mutter wäre stolz auf sie gewesen, hätte sie gewusst, dass ihre Tochter hier einen Termin mit einem Prinzen hatte.
Denn sämtliche Türen, die das Ballett ihr hätte öffnen können, waren Meredith vor der Nase zugeschlagen worden, als sie mit sechzehn unerwartet schwanger geworden war.
Das Morgenlicht fiel durch die hohen Fenster und ließ den italienischen Marmor glänzen. In den drei großen Kronleuchtern mit unzähligen Swarovski-Kristallen funkelten die Sonnenstrahlen und beleuchteten die Fresken an der hohen Decke.
Meredith sah erneut