Stummer Ruf nach Liebe: Mami 1965 – Familienroman
Von Lisa Simon
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Nervös blickte Manuela Friedrichs immer wieder auf die Uhr und trommelte ungeduldig mit den Fingerkuppen auf das Lenkrad. Die Ampel vor ihr wollte einfach nicht auf Grün springen, dabei hatte es die junge Frau mit den schulterlangen dunklen Haaren an diesem Morgen besonders eilig, zur Arbeit zu kommen. Manuela besaß ein eigenes kleines Modeatelier, in dem sie mit Hilfe zweier Angestellter ihre eigenen Entwürfe nähte und an einige Boutiquen verkaufte. Sie haßte es, als letzte im Atelier zu erscheinen, da sie der Meinung war, als Chefin müsse man immer ein Vorbild sein. »Endlich«, murmelte sie, als es Grün wurde, und trat aufs Gaspedal. Es kam nicht oft vor, daß sie verschlief, doch mitten in der Nacht mußte der Strom ausgefallen sein und den elektrischen Wecker außer Betrieb gesetzt haben. Wie üblich waren sämtliche Parkplätze in der Nähe des Ateliers belegt, und so fuhr Manuela langsam Meter für Meter der Seitenstraßen ab, bis sie endlich einen freien Parkplatz fand. Gerade, als sie erleichtert den Blinker gesetzt hatte, schoß von der anderen Straßenseite ein gepflegter Mittelklassewagen von der anderen Straßenseite auf dieselbe Lücke zu, und im nächsten Augenblick scherte er ein. Vor Verblüffung und Wut war Manuela nicht fähig weiterzufahren. Aus dem anderen Auto stieg ein gutaussehender Mann im perfekt sitzenden Anzug. Er hob kurz die Schultern in Manuelas Richtung und grinste dabei, bevor er davoneilte. »Das ist doch eine Unverschämtheit!« schimpfte sie. »Typisch Geschäftsmann!« Natürlich kam sie an diesem Morgen deutlich zu spät ins Atelier. Die Wut über den rücksichtslosen Autofahrer verrauchte erst im Laufe des Vormittages. Sissi und Anja, die beiden jungen Mädchen, die Manuelas Modeentwürfe in perfekte Kleidungsstücke umwandelten, waren in Gedanken schon längst im Wochenende und schwatzten aufgeregt von einer Diskothek, die sie besuchen wollten. »Haben Sie nicht Lust, mal mitzukommen?« fragte Anja, während sie die Garnrolle in der Nähmaschine austauschte.
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Buchvorschau
Stummer Ruf nach Liebe - Lisa Simon
Mami
– 1965 –
Stummer Ruf nach Liebe
Kathleen und Sascha sind so allein
Lisa Simon
Nervös blickte Manuela Friedrichs immer wieder auf die Uhr und trommelte ungeduldig mit den Fingerkuppen auf das Lenkrad. Die Ampel vor ihr wollte einfach nicht auf Grün springen, dabei hatte es die junge Frau mit den schulterlangen dunklen Haaren an diesem Morgen besonders eilig, zur Arbeit zu kommen.
Manuela besaß ein eigenes kleines Modeatelier, in dem sie mit Hilfe zweier Angestellter ihre eigenen Entwürfe nähte und an einige Boutiquen verkaufte. Sie haßte es, als letzte im Atelier zu erscheinen, da sie der Meinung war, als Chefin müsse man immer ein Vorbild sein.
»Endlich«, murmelte sie, als es Grün wurde, und trat aufs Gaspedal. Es kam nicht oft vor, daß sie verschlief, doch mitten in der Nacht mußte der Strom ausgefallen sein und den elektrischen Wecker außer Betrieb gesetzt haben.
Wie üblich waren sämtliche Parkplätze in der Nähe des Ateliers belegt, und so fuhr Manuela langsam Meter für Meter der Seitenstraßen ab, bis sie endlich einen freien Parkplatz fand. Gerade, als sie erleichtert den Blinker gesetzt hatte, schoß von der anderen Straßenseite ein gepflegter Mittelklassewagen von der anderen Straßenseite auf dieselbe Lücke zu, und im nächsten Augenblick scherte er ein.
Vor Verblüffung und Wut war Manuela nicht fähig weiterzufahren. Aus dem anderen Auto stieg ein gutaussehender Mann im perfekt sitzenden Anzug. Er hob kurz die Schultern in Manuelas Richtung und grinste dabei, bevor er davoneilte.
»Das ist doch eine Unverschämtheit!« schimpfte sie. »Typisch Geschäftsmann!«
Natürlich kam sie an diesem Morgen deutlich zu spät ins Atelier. Die Wut über den rücksichtslosen Autofahrer verrauchte erst im Laufe des Vormittages.
Sissi und Anja, die beiden jungen Mädchen, die Manuelas Modeentwürfe in perfekte Kleidungsstücke umwandelten, waren in Gedanken schon längst im Wochenende und schwatzten aufgeregt von einer Diskothek, die sie besuchen wollten.
»Haben Sie nicht Lust, mal mitzukommen?« fragte Anja, während sie die Garnrolle in der Nähmaschine austauschte. »Sissi und ich würden uns riesig freuen, mit unserer Chefin gemeinsam auszugehen.«
Manuela lachte. »Ich glaube, aus diesem Alter bin ich heraus. Außerdem käme ich mir komisch vor, wenn ihr mich vor anderen Leuten mit Chefin anreden würdet.«
Die Mädchen lachten und widmeten sich wieder ihrer Arbeit. Es galt noch einige Seidenblusen fertig zu nähen, die Manuela noch am selben Tag in der Boutique abliefern wollte, die sie bestellt hatte.
Ein wenig beneidete Manuela ihre beiden sorglosen Näherinnen schon wegen ihrer Jugend, doch die Wochenenden widmete sie ausschließlich der Erholung, die sie im Hause ihrer Eltern fand.
Seit Manuela in die Stadt gezogen war, besuchte sie regelmäßig ihr Elternhaus. Dort auf dem Lande, wo sie aufgewachsen war, konnte sie sich von der Hektik der Woche erholen und die gute Küche ihrer Mutter genießen.
Pünktlich um fünfzehn Uhr war die letzte Bluse genäht, und die Nähmaschinen wurden bis Montag früh abgeschaltet. Sorgfältig legte Manuela die Blusen zusammen und zählte sie. Sie war mit der Arbeit zufrieden und wußte, daß dieser Auftrag weitere nach sich ziehen würde.
»Das habt ihr wirklich großartig gemacht«, lobte sie. »Wenn das Geschäft weiterhin so blüht, bekommt ihr einen Sonderbonus von mir.«
Die Mädchen strahlten voller Stolz, und Manuela beglückwünschte sich im stillen wieder einmal, daß sie sich damals für Sissi und Anja entschieden hatte.
*
Eine Stunde später waren die Blusen ausgeliefert, und mit einem neuen Auftrag von derselben Boutique verließ Manuela die staubige, heiße Stadt. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, immer schon am Freitagmorgen ihre Reisetasche für das Wochenende bei den Eltern zu packen, um gleich nach Feierabend ohne Umweg in die eigene Wohnung nach Neubach fahren zu können.
Je weiter sich Manuela von der Stadt entfernte, desto befreiter fühlte sie sich. Es schien ihr, als würde Meter für Meter die Hülle der ehrgeizigen Geschäftsfrau von ihr abfallen, je näher sie ihrem Elternhaus kam.
Ursprünglich war Neubach ein winziges Dörfchen mit einigen Bauernhöfen, einem Krämerladen und zwei Kneipen gewesen, doch in den letzten dreißig Jahren hatte sich rund um den Dorfkern eine neue Siedlung gebildet mit Einfamilienhäusern jeder Art.
Manuelas Eltern, Heinz und Hilde Friedrichs, hatten sich kurz nach der Geburt ihrer Tochter entschlossen, in Neubach zu bauen. Damals war das einfache Siedlungshäuschen der jungen Familie von Getreidefeldern umgeben – inzwischen gab es längst keine Felder mehr, sondern nur noch Haus an Haus.
Tief sog Manuela die frische Luft ein, als sie aus ihrem Auto stieg. Wie immer kam Heinz Friedrichs seiner Tochter entgegen und nahm ihr die Reisetasche ab.
»Hallo, Papa.« Manuela küßte ihren Vater auf die Wange. »Schön, wieder zu Hause zu sein.«
»Deine Mutter wartet schon mit dem Kaffee auf der Terrasse«, erwiderte er schmunzelnd. »Sie hat wieder extra einen Kuchen für dich gebacken.«
Manuela stöhnte lachend auf. »Ihr wollt wohl unbedingt, daß ich aus den Nähten platze.«
Er winkte ab und griff sich die Reisetasche. »Ach was. Du bist viel zu dünn – das findet deine Mutter übrigens auch.«
Gutgelaunt folgte Manuela ihrem Vater ins Haus. Es war zwecklos zu erklären, daß sie sich in Hosen und Röcken, die im Bund zwickten, nicht wohl fühlen würde.
Hilde Friedrichs hatte den Tisch auf der schattigen Terrasse liebevoll gedeckt. Obwohl Manuela jedes Wochenende nach Neubach kam, wurde sie immer wie ein seltener Gast behandelt.
Nach einer liebevollen Umarmung fragte Hilde: »Und dein Geschäft läuft immer noch gut?«
Manuela nickte. »Ausgezeichnet, würde ich sagen. Meine Auftragsbücher sind voll – und wer weiß, vielleicht entdeckt mich eines Tages noch ein bekannter Pariser Modedesigner, von dem ich Aufträge bekomme.«
»Glaubst du wirklich?«
»Nein, das war nur ein Scherz, Mama.« Manuela schmunzelte. »Ich bin mit meinem beruflichen Leben völlig zufrieden und auch ausgelastet.«
Während des Kaffeetrinkens erzählte sie wie üblich von ihrer Arbeitswoche. Sie wußte, daß sich ihre Eltern große Sorgen gemacht hatten, als sie ihnen vor Jahren den Wunsch nach einem eigenen Modeatelier verraten hatte. Doch sie schienen noch immer skeptisch zu sein, was sie auch nicht verheimlichten.
»Kommst du denn vor lauter Arbeit auch dazu, hin und wieder auszugehen?« fragte Heinz beiläufig. »Eine junge, hübsche Frau wie du kann doch nicht nur für ihr Geschäft leben.«
Manuela wußte sehr wohl, worauf ihr Vater hinaus wollte, und gab geduldig zurück: »Papa, ich habe überhaupt kein Bedürfnis auszugehen. In der Woche bin ich abends zu erschöpft und die Wochenenden verbringe ich lieber hier bei euch.«
»Trotzdem solltest du mehr mit Leuten in deinem Alter zusammensein. Denkst du denn nicht manchmal daran, wie schön es wäre, einen netten jungen Mann kennenzulernen und mit ihm eine Familie zu gründen?«
Heinz Friedrichs war mal wieder bei seinem Lieblingsthema. Er fand es unnormal, daß eine attraktive Frau von siebenundzwanzig Jahren allein lebe und noch nicht einmal einen Freund hatte.
»Ich verspreche dir, meinem Traumprinzen nicht die Tür vor der Nase zuzuschlagen, falls ich ihn jemals treffen sollte.« Manuela zwinkerte ihrem Vater zu. »Doch bis es soweit ist, möchte ich nichts anderes als Mode entwerfen und verkaufen.«