Kein Talent für die Liebe?: Toni der Hüttenwirt 185 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Der Bauherr war ein älterer Münchner. Er stand mit den Handwerkern vor dem Haus in Kirchwalden.
»Also, meine Herren, legen Sie los! Ich fahre jetzt. Wenn Sie damit fertig sind, rufen Sie mich an. Wir bereden dann die noch anstehenden Arbeiten.«
Der junge Handwerker nickte. Edgar Schmitt, der Eddi oder Schmitti gerufen wurde, hatte sich gerade selbstständig gemacht und freute sich über den Auftrag. Ein paar Freunde hatte er zeitlich befristet eingestellt. So war die Sanierung des alten Hauses ein guter Auftrag, auch wenn es eine wirkliche Herausforderung war.
Der neue Eigentümer hatte das Haus ersteigert. Er wollte es in kleine Mietwohnungen unterteilen. Die Erben, weitläufige Verwandte des Vorbesitzers, hatten sich bereits einige Gegenstände herausgenommen. Die wertvollen Möbel wurden von einem Antiquitätenhändler abgeholt. Sonst war nicht mehr viel im Haus.
»Wir fangen sofort an. In einer Woche ist alles raus«, sagte der junge Handwerker.
Der Eigentümer verabschiedete sich, stieg in seine Limousine und fuhr davon.
»So Leute, dann geht es ran! Der Schuttcontainer muss gleich kommen. Er wird hinten in den Hof gestellt und das ganze Zeugs fliegt rein.«
Ein Stunde später kam der Containerdienst. Die Schuttrutsche wurde am Haus angebracht und es ging los. Schmitt verteilte je zwei Helfer auf einer Etage. Er selbst nahm sich mit seinem besten Freund des Dachbodens an. Das hatte seinen guten Grund. Edgar wusste aus Erfahrung, dass der Dachboden oft wahre Schätze enthielt, die im Laufe von Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten einfach vergessen wurden. Sie verbargen sich oft hinter doppelten Wänden, unter Fußbodendielen oder hinter einem Fenstersturz. Es kam auch
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Buchvorschau
Kein Talent für die Liebe? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 185–
Kein Talent für die Liebe?
Jana glaubt inzwischen fest daran ...
Frederike von Buchner
Der Bauherr war ein älterer Münchner. Er stand mit den Handwerkern vor dem Haus in Kirchwalden.
»Also, meine Herren, legen Sie los! Ich fahre jetzt. Wenn Sie damit fertig sind, rufen Sie mich an. Wir bereden dann die noch anstehenden Arbeiten.«
Der junge Handwerker nickte. Edgar Schmitt, der Eddi oder Schmitti gerufen wurde, hatte sich gerade selbstständig gemacht und freute sich über den Auftrag. Ein paar Freunde hatte er zeitlich befristet eingestellt. So war die Sanierung des alten Hauses ein guter Auftrag, auch wenn es eine wirkliche Herausforderung war.
Der neue Eigentümer hatte das Haus ersteigert. Er wollte es in kleine Mietwohnungen unterteilen. Die Erben, weitläufige Verwandte des Vorbesitzers, hatten sich bereits einige Gegenstände herausgenommen. Die wertvollen Möbel wurden von einem Antiquitätenhändler abgeholt. Sonst war nicht mehr viel im Haus.
»Wir fangen sofort an. In einer Woche ist alles raus«, sagte der junge Handwerker.
Der Eigentümer verabschiedete sich, stieg in seine Limousine und fuhr davon.
»So Leute, dann geht es ran! Der Schuttcontainer muss gleich kommen. Er wird hinten in den Hof gestellt und das ganze Zeugs fliegt rein.«
Ein Stunde später kam der Containerdienst. Die Schuttrutsche wurde am Haus angebracht und es ging los. Schmitt verteilte je zwei Helfer auf einer Etage. Er selbst nahm sich mit seinem besten Freund des Dachbodens an. Das hatte seinen guten Grund. Edgar wusste aus Erfahrung, dass der Dachboden oft wahre Schätze enthielt, die im Laufe von Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten einfach vergessen wurden. Sie verbargen sich oft hinter doppelten Wänden, unter Fußbodendielen oder hinter einem Fenstersturz. Es kam auch vor, dass sie in einer Ecke lagen und altes Zeug davor lag, kaputte Möbel, alte Koffer, Steine oder ähnliches. Ohne dass es Edgar beabsichtigt hatte, war er im Laufe der Jahre zum Sachkundigen für alte Bilder, Bücher und Dokumente geworden. Dabei ging es ihm nicht um den Gewinn, den er bei einem Verkauf erzielen könnte. Er liebte diese alten Sachen und hütete sie sehr. Sein eigenes ererbtes altes Bauernhaus in Waldkogel war gefüllt mit vergessenen Schätzen. Wenn andere abends vor dem Fernseher saßen, las Edgar in den alten Büchern und Briefen, die er gefunden hatte oder schaute einfach nur die alten Dinge an und freute sich daran. Im Laufe der Jahre wuchs so sein Interesse an Geschichte. Er hatte nie eine weiterführende Schule besucht, doch er brachte sich vieles selbst bei. Dazu gehörten auch Kenntnisse der deutschen Sprache, wie sie vor Jahrhunderten gesprochen und geschrieben wurde.
Die größte Freude für ihn war, wenn er einen alten Brief entdeckte. Dann saß er abends in seiner großen Wohnküche am Tisch und entzifferte Wort für Wort. Er trug den Text auf die eine Seite eines Heftes ein und schrieb den übersetzten Text auf die gegenüberliegende Seite.
Seine Freunde hatten wenig Verständnis für sein leidenschaftliches Hobby.
»An dir ist ein verschrobener Wissenschaftler verlorengegangen. Du entwickelst dich immer mehr zum Altertumsforscher«, sagten sie.
Edgar Schmitt überhörte es. Altertumsforscher, so ein Unsinn, dachte er dann. Altertumsforscher beschäftigten sich mit ganz anderen Epochen. Meine ältesten Sachen sind höchstens dreihundert Jahre alt.
Jedes Mal wenn er in einem alten Haus tätig war, kribbelte es ihm in den Finger. Er wusste inzwischen genau, worauf er zu achten hatte. Es waren bestimmte Plätze, die als Verstecke dienten und dann vergessen wurden. Die Nachkommen wohnten oft Jahrzehnte in dem Haus, ohne zu ahnen, welchen Schatz sie unter ihrem Dach hatten.
Edgar ging deshalb systematisch vor. Er räumte zuerst allen Unrat fort. Dann klopfte er sorgfältig den Dielenboden ab und suchte nach einer Unterbrechung in den Dielenreihen. Meistens fand er sie neben dem Kamin oder in den Ecken.
»Eddi, komm mal her! Hier könnte etwas drunter sein«, rief sein Freund.
Edgar sah sich die Stelle an.
»Du hast recht, darunter könnte etwas versteckt sein. Die Dielen rechts und links sind durchgehend bis zu Wand. Nur hier ist ein Stück eingesetzt. Aber es hat die gleiche Maserung wie die Diele, die sich anschließt. Das kann bedeuten, die Holzdiele wurde durchtrennt, angehoben, etwas darunter versteckt und dann wieder eingefügt und vernagelt.«
Eddi kniete sich hin. Er hob vorsichtig die alten Nägel an und zog sie mit dem Kuhfuß heraus.
»Schau dir die Nägel mal an, die sind eckig. Des bedeutet, sie sind alt und handgeschmiedet«, sagte Eddi.
Vorsichtig hob er das Dielenstück an.
»Bingo!«, rief er aus.
Unter der Diele fehlte die Hälfte des Füllmaterials aus Lehm. In dem so entstandenen Hohlraum lag ein Bündel. Es war in Stoff eingewickelt und mit einem Lederband zusammengehalten.
Voller Ehrfurcht zog Edgar die Handschuhe über, die er für solche Fälle immer bei sich trug. Er hob das Bündel heraus.
»Was machst du jetzt damit? Was denkst du, das drin ist?«, fragte sein Freund.
Edgar Schmitt lächelte geheimnisvoll.
»Das werde ich heute Abend sehen. Du musst dich bis morgen gedulden«, antwortete Eddi.
Er packte das Bündel in die große Plastikschachtel mit Deckel, die er auf dem Rücksitz seines Autos für solche Fälle dabei hatte.
Dann ging er wieder an die Abrissarbeiten. Doch während des ganzen Tages musste Edgar immer wieder an seinen Fund denken.
Nach dem Abendessen packte er seinen Fund aus. Unter dem Stoff kamen Schriftstücke hervor. Das alte Papier war teilweise brüchig und beschädigt. Doch Edgar erkannte, dass er etwas Bedeutendes gefunden hatte. Er holte die Lupe und betrachtete eingehend das eine Dokument.
»Das schaut aus, als wäre es etwas Amtliches. Das Wappen kann man nur noch zum Teil erahnen«, sagte er leise vor sich hin.
Er legte es vorsichtig zwischen Seidenpapier in eine Dokumentenpresse. Danach besah er sich das nächste Blatt. Es war eine Karte.
»Da hat jemand eine Siedlung abgebildet. Das ist der Friedhof oder der Gottesacker, wie man damals gesagt hat. Das Kreuz hier ist der Standort der Kirche oder einer Kapelle.«
Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
»Mei! Der Himmel stehe mir bei. Des könnte Waldkogel sein!«
Edgars Herz klopfte. Er schenkte sich einen Obstler ein. Dann trank er ein Bier. Dabei starrte er immer wieder auf das alte Dokument auf dem Tisch.
Am Rand stand ein Text. Edgar konnte ihn nicht entziffern. Der Vergleich mit einer aktuellen Karte von Waldkogel zeigte, dass das Dokument wirklich etwas mit Waldkogel zu tun haben musste. Dort, wo in der neuen Karte der Bergsee eingetragen war, füllten kleine Wellenlinien eine Fläche aus.
»Der eine Weg hier könnte der ›Pilgerpfad‹ sein. Den gab es schon im Mittelalter«, murmelte Edgar vor sich hin. »Die Pilger sind darauf nach Rom gewandert und die Kreuzzügler zum Teil ebenso.«
Edgar Schmitt trank noch einen Obstler. Dann legte er die Karte auch zwischen Seidenpapier und verschloss die Dokumentenpresse in seinem Safe, den er vor einigen Jahren erstanden hatte. Er hatte ihn in eine Nische in seinem Haus eingebaut. Er kam nur an ihn heran, wenn er die Rückwand eines davorstehenden Kleiderschranks öffnete. Niemand wusste von diesem Versteck.
Es war spät. Edgar legte sich ins Bett. Er war müde, aber sehr aufgekratzt. Sein Fund beschäftigte ihn. Er grübelte nach, wie er herausfinden konnte, was es war, ohne großes Aufsehen zu erregen. Er musste herausfinden, in welcher Sprache die Notizen waren und was sie bedeuteten.
Es war schon gegen Morgen, als Edgar die rettende Idee kam.
Zufrieden vergewisserte er sich, ob er nicht vergessen hatte, den Wecker aufzuziehen. Es blieb ihm wenig Schlaf in dieser Nacht. Aber das nahm er in Kauf. Er war sich sicher, dass er dieses Mal seinem Traum näher gekommen war, einmal einen unschätzbaren Fund zu machen.