Cuero geht's ans Leder: Die großen Western 206
Von Joe Juhnke
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Über dieses E-Book
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Pat Powell war eigentlich recht zufrieden mit sich und seinem Schicksal. Sein Leben lang hatte er zwar hart arbeiten müssen, dafür jedoch besaß er heute etliche Acres besten Weidelandes, eine Tochter, die Tod und Teufel nicht fürchtete, und ein Dutzend Reiter, die für ihn durchs Feuer gingen.
Dann hatte er noch Freunde.
Die Nachbarn, die Leute in der Stadt und überall, wo Pat Powell auftauchte, wurde er herzlichst aufgenommen. Sein braunverbranntes faltiges Gesicht glänzte stets zufrieden.
Seine Augen lachten, als vor ihm in der Talsenke Snyder auftauchte. Vor fünf Jahren noch war Snyder eine kleine Ansiedlung, bestehend aus einem halben Dutzend verfallener Hütten. Inzwischen aber machte der Ort einen respektablen Eindruck. Es gab Stores, Saloons, Hotels und einen Barbershop, wo man sogar täglich von morgens bis abends heiß baden konnte.
Pat Powell kam nicht in die Stadt, um zu baden. Sein Weg führte zur Bank, denn es ging zum Monatsende und seine Leute mußten gelöhnt werden. Powell war pünktlich und korrekt, und es gab keinen Monat, an dem seine Leute nicht ihr Geld auf dem Tisch liegen hatten.
Der Storekeeper winkte ihm zu, als er die Straße heraufritt. Freundlich, wohl wissend, daß er in Powell einen guten Kunden besaß.
Dan Fondis, der Marshal, stand unter dem Vordach seines Office und genoß die frühen Morgenstunden des Sommertages.
Sie sprachen ein paar freundliche Worte miteinander.
Gegen neun Uhr betrat Powell die Bank.
Er war nicht der einzige Kunde.
Bill Holl, der Barmann vom »Last Nugget«, zahlte die Abendkasse ein.
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Cuero geht's ans Leder - Joe Juhnke
Die großen Western
– 206 –
Cuero geht's ans Leder
Joe Juhnke
Pat Powell war eigentlich recht zufrieden mit sich und seinem Schicksal. Sein Leben lang hatte er zwar hart arbeiten müssen, dafür jedoch besaß er heute etliche Acres besten Weidelandes, eine Tochter, die Tod und Teufel nicht fürchtete, und ein Dutzend Reiter, die für ihn durchs Feuer gingen.
Dann hatte er noch Freunde.
Die Nachbarn, die Leute in der Stadt und überall, wo Pat Powell auftauchte, wurde er herzlichst aufgenommen. Sein braunverbranntes faltiges Gesicht glänzte stets zufrieden.
Seine Augen lachten, als vor ihm in der Talsenke Snyder auftauchte. Vor fünf Jahren noch war Snyder eine kleine Ansiedlung, bestehend aus einem halben Dutzend verfallener Hütten. Inzwischen aber machte der Ort einen respektablen Eindruck. Es gab Stores, Saloons, Hotels und einen Barbershop, wo man sogar täglich von morgens bis abends heiß baden konnte.
Pat Powell kam nicht in die Stadt, um zu baden. Sein Weg führte zur Bank, denn es ging zum Monatsende und seine Leute mußten gelöhnt werden. Powell war pünktlich und korrekt, und es gab keinen Monat, an dem seine Leute nicht ihr Geld auf dem Tisch liegen hatten.
Der Storekeeper winkte ihm zu, als er die Straße heraufritt. Freundlich, wohl wissend, daß er in Powell einen guten Kunden besaß.
Dan Fondis, der Marshal, stand unter dem Vordach seines Office und genoß die frühen Morgenstunden des Sommertages.
Sie sprachen ein paar freundliche Worte miteinander.
Gegen neun Uhr betrat Powell die Bank.
Er war nicht der einzige Kunde.
Bill Holl, der Barmann vom »Last Nugget«, zahlte die Abendkasse ein.
Piet Logan, sein westlicher Nachbar vom South Platte River, hockte in Begleitung seines Vormannes auf der Bank und schien auf Mr. Green, den Direktor, zu warten, um irgendwelche geschäftlichen Angelegenheiten zu regeln. Logan war ein noch junger Rancher und mochte heute die Sorgen haben, die Powell vor zwanzig Jahren gehabt hatte. Aber Logan hatte das Zeug dazu, eines Tages ganz oben zu stehen, denn die Wildnis, die an sein Land grenzte, schloß die Möglichkeit einer Erweiterung des Besitzes nicht aus.
»Ein heißer Tag heute.« Logan lachte, während er dem älteren Rancher die Hand reichte.
»Wie jeder Sommertag in diesem Land«, gab der alte Powell zurück. »Wir wollen hoffen, daß es bald Regen gibt. Ich hörte, der South Platte River zeigt bereits die Steine seines Flußbettes.«
»Ich will mich nicht beklagen, Mr. Logan. Es gibt Ranches mit weniger Wasser. Mein Vieh steht gut im Fleisch. Wenn es so weiter geht, kann ich im kommenden Jahr eine größere Menge verkaufen. Dadurch könnte ich Mr. Green einen Teil meines Darlehens zurückzahlen.«
»Macht Green dir Schwierigkeiten?«
»Ich hoffe nicht, ich denke, daß Mr. Green meinen Kredit verlängern wird.«
»Green ist nicht der übelste.« Powell schob den Stetson in den Nacken und trat an den Schalter.
»Wie üblich, Charly.«
»Zehntausend, Mr. Powell?«
»Genau, Charly.«
Charly Regnier, der Kassierer, prüfte Powells Kontokarte, ehe er umständlich die dickwandige Tür des Tresors öffnete und einige Dollarbündel abzählte.
»Wollen Sie bitte nachprüfen, Mr. Powell?«
»Nicht nötig«, sagte der Alte lächelnd, »was bei Charly Regnier durch die Finger läuft, stimmt auf den Cent.«
Der kleine Kassierer lächelte geschmeichelt.
Pat Powell verstaute das Geld in den Taschen seiner Kordjacke und verließ grüßend das Bankgebäude. Draußen kletterte er auf seinen Gaul. Dan Fondis stand noch immer unter dem Vordach seines Office, als Powell vorüberritt.
»Sei vorsichtig, Powell. Jeder Mann in der Stadt weiß, daß du um diese Zeit größere Geldmengen herumschleppst. Die Zeiten sind unruhig und unsicher geworden.«
Pat Powell lachte sorglos, während er mit der Rechten auf den abgegriffenen Sechsschüsser klopfte, der auf dem Schenkel ruhte.
»Ich werde notfalls mein Eigentum schon zu verteidigen wissen.«
»Wenn du magst, begleite ich dich ein Stück des Weges.«
»Überflüssig!« Powell winkte ab und gab der Stute die Sporen. Der Rancher verschwand in einer dichten Staubwolke, die die Hufe des Pferdes hochwirbelten.
*
Powells Stute schreckte zurück, der Rancher, ganz in Gedanken versunken, hob den Blick.
Ein Mann versperrte den Weg. Großgewachsen, braunverbrannt, mit breitem Grinsen im Gesicht. In seiner Rechten hielt er unmißverständlich einen Fünfundvierziger.
»Tag, Powell«, sagte er mit trockenem Baß. »Sie sind sehr pünktlich. Aber es war nicht anders von Ihnen zu erwarten.«
Powells Linke hielt krampfhaft die Zügel. Seine buschigen Brauen fielen herab und verdeckten einen Teil seiner Augen. Er musterte den Fremden scharf.
»Was soll dieser Unsinn, Mister? Ich kenne Sie nicht und wüßte auch nicht, daß wir uns hier verabredet hatten. Geben Sie den Weg frei, ich möchte weiter.«
Der Sprecher wirkte gelassen und ruhig. Doch hinter dieser Fassade flackerten Unruhe und Unsicherheit, denn er trug eine Menge Geld in den Taschen und war ganz allein in dieser Einöde. Er dachte an Fondis und seine Worte und verfluchte die Leichtsinnigkeit, mit der er das Angebot des Marshals ausgeschlagen hatte. Vielleicht hätte er auch auf seinen Vormann warten sollen, mit dem er in der Stadt verabredet war.
Der Fremde schien ein Bandit zu sein. Die herausfordernde freche Art bewies es, und sollten noch Zweifel bestehen, so war da noch der Revolver, dessen Mündung direkt auf Powells Brust deutete. Es lag ein böses, abstoßendes Lächeln um die Lippen des Fremden.
»Wir wollen es kurz machen, Mr. Powell. Sie geben mir die zehntausend Dollar, die Sie heute früh von der Bank abgeholt haben, und ich lasse Sie ungeschoren weiterreiten. Wenn nicht…«
Der Rancher lachte trocken. »Wer reitet schon mit zehntausend Dollar zu so unsicheren Zeiten durch eine einsame Gegend? Es könnte nur ein Narr sein. Halten Sie mich für einen Narren?«
»In diesem Fall ja, Powell. Ihr Widerstand reizt meinen Zeigefinger. Ich hielt Sie für einen ehrlichen Mann und muß nun feststellen, daß Sie lügen. Vereinbart sich das mit Ihrem Gewissen?«
»Vereinbart es sich mit Ihrem Gewissen, friedliche Bürger zu überfallen und auszurauben?«
»Für mich ist das nur ein Geschäft. Glatt und fair. Ihre Dollars für Ihr Leben. Bei Ihrem Kontostand würde ich es nicht länger überlegen.«
»All right«, sagte er und hob ergeben die Schultern. »Das Geld steckt in meiner Brusttasche. Wollen Sie sich bedienen?«
Der Fremde lachte. »Ich bin kein Greenhorn, Powell. Packen Sie es aus und werfen Sie es in den Sand. Aber vorsichtig, ich bin ein sehr sensibler und nervöser Mensch!«
Powell knirschte mit den Zähnen, während er in die Brusttasche griff uns die gebündelten Scheine in den Sand warf.
»Es wird Ihnen wenig Glück bringen, Mann. Sie hätten sich besser ein anderes Opfer gesucht.«
»Möglich, Powell. Aber Sie schienen mir im Augenblick das geeignetste Projekt.«
Der Sprecher glitt aus dem Sattel und sammelte die Geldbündel ein. Als er sich aufrichtete, sagte er zufrieden: »Sie können weiterreiten, Powell, bitte!« Die Hand, die den Revolver hielt, machte eine einladende Bewegung.
Der alte Rancher lockerte grimmig die Zügel und kitzelte die Stute mit den Sporen. Es war nicht allein der Verlust des Geldes, der seinen Zorn erregte, sondern die primitive Art, mit der er reingelegt wurde. Das würde er nicht vergessen.
Powell machte ein wütendes Gesicht. Er war zweiundfünfzig Jahre alt, und noch nie war es jemandem eingefallen, ihn zu überfallen und auszurauben. Er bedauerte fast, daß dieser Vorfall nicht vor zehn Jahren eingetreten war. Damals war er einer der schnellsten und gefährlichsten Revolverschützen, dem man lieber aus dem Weg gegangen war, als ihn herauszufordern. In jener Zeit hätte er das Geld bestimmt nicht so bereitwillig geopfert, sondern sicher einen Trick gewußt, den Strauchdieb zu überlisten. Aber das Alter machte ihn vernünftig.
Pat Powell schreckte aus den Gedanken hoch.
Er spürte einen stechenden Schmerz im Rücken, der sich von den Lenden bis hinauf in den Nacken zog. Erst dann hörte er den peitschenden Schlag eines Revolverschusses.
Er stöhnte heiser vor Schmerz, während die Linke zur Brust fuhr, wo der Schmerz am ärgsten war. Taumel erfaßte ihn, alles drehte sich vor seinen Augen im Kreis. Seine Rechte, die die Zügel hielt, fiel schlaff herab. Er wollte sich am Sattelhorn stützen, doch es fehlte ihm die Kraft und der Wille. Zugleich stieg die Stute, erschreckt vom hellen Schlag des Schusses, auf die Hinterhand und sprengte plötzlich vorwärts.
Powell verlor den Halt, wirbelte durch die Luft und landete hart zwischen grünem Buschwerk, wo er das Bewußtsein verlor.
Er sah nicht seinen Mörder, der gemächlich nähertrabte und verächtlich zu seinem Opfer herabblickte. Er hörte auch nicht dessen spöttisches Lachen, ehe er weiterritt und hinter einer Hügelgruppe verschwand. Eine tiefe, wohltuende Ohnmacht hielt den Rancher umfangen. Eine Ohnmacht, aus der er nur noch einmal für einen kurzen Augenblick aufwachen sollte.
*
Das Schicksal geht seltsame Wege. Niemand kann es vorausbestimmen, niemand vermag es zu ändern, und kein Mensch kann sich dagegen wehren.
Auch Tex Cuero vermochte es nicht, denn just zu jener Zeit, als er aussteigen wollte aus dem harten, wildbewegten Abenteuerleben, durchkreuzte das Schicksal seine Absichten.
Pat Powell hieß der Mann, der sein Schicksal werden sollte. Tex kannte ihn nicht, war ihm nie begegnet und dennoch sollte er seinen weiteren Weg bestimmen.
Ein Schuß meldete ihn an. Ein Schuß, dessen Echo peitschend über die wild zerklüftete Bergwelt der Rocky Mountains wehte, ehe er verstummte. Mit kurzem Zügelruck brachte er die prächtige Palominostute zum Stehen und hob lauschend den Kopf.
Cuero besaß markante, braunverbrannte Gesichtszüge. Eine gerade, schmalrückige Nase, kluge blaue Augen und von der Sonne