Mami 1821 – Familienroman: Nur wir sind Mamis Trost
Von Lisa Simon
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"Wenn das wahr wäre, Nora", sagte Henrik Uhland am Frühstückstisch zu seiner Frau, "das wäre das Schönste, was ich mir vorstellen kann." Nora lächelte fein. "Warte doch erst einmal ab, was der Arzt sagt. Du weißt doch, daß es nicht zum ersten Mal falscher Alarm wäre." "Diesmal glaube ich, daß es wirklich geklappt hat", erwiderte er zuversichtlich. "Ich habe das im Gefühl."
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Mami 1821 – Familienroman - Lisa Simon
Mami –1821–
Nur wir sind Mamis Trost
Roman von Lisa Simon
»Wenn das wahr wäre, Nora«, sagte Henrik Uhland am Frühstückstisch zu seiner Frau, »das wäre das Schönste, was ich mir vorstellen kann.«
Nora lächelte fein. »Warte doch erst einmal ab, was der Arzt sagt. Du weißt doch, daß es nicht zum ersten Mal falscher Alarm wäre.«
»Diesmal glaube ich, daß es wirklich geklappt hat«, erwiderte er zuversichtlich. »Ich habe das im Gefühl.«
»Das hast du die beiden letzten Male auch gesagt, mein Schatz.« Nora erhob sich, um das Geschirr abzuräumen. »Ich freue mich jedenfalls erst, wenn der Arzt mir bestätigt, daß ich schwanger bin.«
Auch Henrik war aufgestanden und half seiner Frau, das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine zu stellen. »Ich mach mich jetzt auf den Weg. Ruf mich sofort an, wenn du beim Arzt warst.« Er drückte Nora einen zärtlichen Kuß auf die Stirn und machte zum Abschied mit zwei Fingern das Siegeszeichen.
Nora und Henrik Uhland waren bereits seit zehn Jahren verheiratet. Am Anfang der Ehe hatten beide bewußt den Wunsch nach einem Kind in den Hintergrund gestellt, da Henrik den Sprung in die Selbständigkeit gewagt hatte. Aus dem Nichts hatte er innerhalb weniger Jahre ein gut florierendes Bauunternehmen aus dem Boden gestampft.
Seit etwa drei Jahren versuchte das Ehepaar nun vergeblich, ein Kind zu bekommen. Der Arzt meinte, daß alles in Ordnung sei und Nora nicht ungeduldig zu werden brauchte.
Mehrmals hatte sie danach geglaubt, tatsächlich schwanger zu sein, doch jedesmal wurde sie wieder enttäuscht. Nun war es abermals soweit, daß sie und Henrik an eine Schwangerschaft glaubten.
Nervös sah Nora immer wieder zur Uhr – der Zeiger schien sich überhaupt nicht zu bewegen. Schließlich hielt sie es in der stillen Wohnung nicht mehr aus. Sie zog sich ihren Mantel an und verließ das Haus.
Beim Arzt würde sie zwar noch über eine halbe Stunde warten müssen, bis sie ihren Termin hatte, aber dort würde die Zeit vielleicht schneller vergehen.
Leise schimpfte Nora vor sich hin, als sie sah, daß jemand seinen Wagen so dicht hinter ihrem Auto geparkt hatte, daß sie wieder Mühe haben würde, aus der Parklücke herauszukommen.
Das war zum Glück auch bald vorbei. Henrik und sie hatten schon ein nettes Sümmchen zur Seite gelegt – und im nächsten Frühjahr würde man sich nach einem geeigneten Bauplatz für das lang ersehnte Häuschen umsehen.
Viel zu schnell war Nora bei der Arztpraxis angelangt. Die Sprechstundenhilfe sagte dann auch sofort: »Ihr Termin ist aber erst um 10.30 Uhr, Frau Uland.«
»Ich weiß«, gab diese schnell zurück. »Ich werde so lange warten.«
Das Wartezimmer war voller Patienten, und Nora wußte, daß sie mindestens noch eine Stunde warten mußte, um zu erfahren, ob sie Mutter wurde oder nicht. Seufzend nahm sie eine der Zeitschriften und setzte sich auf den letzten freien Stuhl…
*
»Chef, Telefon!« Einer der Bauarbeiter hob das Handy hoch, das ihm Henrik kurz überlassen hatte, um den Maurern Anweisungen zu geben.
Mit wenigen Schritten war er bei dem jungen Mann und nahm ihm das Telefon ab. »Nora, bist du es?«
»Ja«, kam es lachend zurück, und bevor ihm seine Frau überhaupt die Neuigkeit überbringen konnte, ahnte er es schon.
»Du bist schwanger, nicht wahr?« fragte er aufgeregt.
»Im dritten Monat bereits. Ach, Henrik, ich kann es noch gar nicht fassen! Es ist so ein wunderbares Gefühl.«
Henrik mußte sich zusammenreißen, um nicht laut zu schreien vor Freude. »Ist der Arzt auch ganz sicher, Liebling?«
»Natürlich, ich habe alles schwarz auf weiß. Ich fahre jetzt nach Hause und ruhe mich etwas aus – oder brauchst du mich heute im Büro?«
»Du wirst nicht einen einzigen Tag mehr arbeiten«, erwiderte Henrik mit gespielter Strenge. »Du wirst dich ab sofort schonen, und für den Bürokram stelle ich eine Halbtagskraft ein.«
»Sei nicht albern, ich bin doch nicht krank! Und das Geld für eine weitere Kraft können wir uns sparen. Denk an unser Häuschen.«
Henrik dachte jetzt einen Moment nach. »Wie du meinst, aber heute bleibst du auf jeden Fall zu Hause. Ich sehe zu, daß ich mich so schnell wie möglich von der Baustelle loseisen kann – und dann feiern wir!«
»Abgemacht. Dann lege ich mich zu Hause etwas hin, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, jetzt zu schlafen.«
»Ich liebe dich«, sagte er zärtlich, bevor Nora das Gespräch beendete.
»Jungs!« rief er dann quer über die Baustelle. »Heute gebe ich einen aus – ich werde Vater!«
*
Tatsächlich bekam Nora kein Auge zu; sie war zu aufgeregt, um an Schlafen zu denken. Immer wieder strich sie sich über den noch flachen Bauch und konnte sich gar nicht richtig vorstellen, daß dort ein neuer Mensch heranwuchs.
Irgendwann schlief sie dann doch in dem abgedunkelten Schlafzimmer ein und hörte nicht, wie ihr Mann leise den Raum betrat. Vorsichtig beugte er sich über seine schöne Frau, die ihm bald den ersehnten Nachwuchs schenken würde. Jetzt hatte er alles erreicht, was er sich erträumt hatte.
*
In den ersten Monaten der Schwangerschaft fühlte sich Nora oft müde und klagte über Übelkeit. Trotzdem arbeitete sie jeden zweiten Tag in Henriks kleinem Büro, schrieb Rechnungen, beantwortete Anfragen und machte Termine aus.
Mittlerweile neigte sich das Jahr dem Ende zu, und auf den Baustellen gab es wegen der Witterung wenig zu tun. Die freie Zeit nutzte Henrik, um sich nach einem schönen Baugrundstück umzusehen.
An einem eiskalten Tag im Januar sagte er: »Heute werde ich mal zu unserem Projekt an der Bundesstraße fahren.«
»Was willst du denn dort? Bei dieser Kälte arbeitet doch keiner dort.«
»Schon, aber ich bin mit dem Polier verabredet. Wir wollen uns gemeinsam überlegen, mit welchen Arbeiten wir fortfahren, wenn es wieder wärmer geworden ist.«
Nora schüttelte lächelnd den Kopf. »Du kannst nicht ohne deine Arbeit leben, nicht wahr? Genieß doch deine freie Zeit.«
»Ich möchte aber schon jetzt einen genauen Plan aufstellen. Erinnerst du dich an letztes Jahr? Da wurde es Mitte Januar warum wie im Frühling, aber keiner wußte genau, mit welchen Arbeiten begonnen werden sollte. Das möchte ich diese Mal gerne vermeiden. Und heute nachmittag sehen wir uns den Bauplatz in der neuen Siedlung an – ich glaube, der ist genau richtig für uns. Ich habe mich umgehört: Dort entsteht ein Kindergarten, eine Schule und ein supermodernes Einkaufszentrum.«
»Können wir uns solch einen teuren Bauplatz überhaupt leisten?« fragte Nora skeptisch. »Die werden Wucherpreise für die begehrten Grundstücke verlangen.«
»Das können wir immer noch mit dem Makler besprechen, wenn wir uns zum Kauf entschließen. Und vergiß nicht, wieviel Geld wir beim Bau sparen werden.«
Nora seufzte wohlig. »Wie gut, daß ich mit einem Bauunternehmer verheiratet bin.«
Henrik beugte sich zu ihr hinunter und strich über den leicht gewölbten Leib. »Wie geht es unserem Nachwuchs?«
»Strampelt wie eine ganze Fußballmannschaft.«
»Das ist ein gutes Zeichen, meinst du nicht? Mach’s gut, mein Schatz. Wenn ich auf der Baustelle fertig bin, hole ich dich ab, um den Bauplatz zu besichtigen.«
»Gut. In der Zwischenzeit kümmere ich mich um deine Buchführung.«
»Oje, den Termin beim Steuerberater hätte ich fast vergessen.«
»Ein paar Tage habe ich noch Zeit, die Unterlagen in Ordnung zu bringen.«
»Schön,