Eine Reise ohne Wiederkehr: Dr. Norden Gold 107 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Es hat wieder nicht geklappt«, sprach Helena Jacobsen niedergeschlagen und mit tonloser Stimme in den Hörer. Sie saß am Tisch ihrer vornehmen Altbauwohnung und hatte das Kinn auf eine Hand gestützt, während sie mit ihrem Mann telefonierte. Carsten trommelte unterdessen ungeduldig mit den Fingern auf seiner Schreibtischplatte und bemühte sich um einen mitfühlenden Tonfall. »Das hatte uns Herr Dr. Leitner doch gesagt, Schatz. Wir werden es sicher noch zwei, drei Mal versuchen müssen. Das nächste Mal lassen wir einfach zwei oder drei Eier einsetzen, dann klappt es schon.« Die Zeit drängte, Carsten wurde zu einer Besprechung erwartet. Aber Helena hatte anderes im Kopf. »Bist du verrückt geworden? Und was, wenn wir dann Zwillinge oder gar Drillinge bekommen?« »Lass uns das ein andermal diskutieren. Ich muss in ein Meeting, Bauer ist schon ungeduldig.« »Typisch, die Arbeit ist mal wieder wichtiger als die Sorgen deiner Frau. Das hätte ich mir ja denken können«, fauchte Helena enttäuscht und wütend, ehe sie den Hörer auf die Gabel warf. Tränen rannen ihr über das Gesicht, als sie die Hände auf ihren schmerzenden Bauch legte. Wieder hatte sich kein Ei einnisten wollen. Der zehrende Wunsch nach einem Kind, das nicht von selbst kommen und auch mithilfe modernster Technik auf sich warten ließ, nagte wie eine Wunde an ihr.
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Buchvorschau
Eine Reise ohne Wiederkehr - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 107 –
Eine Reise ohne Wiederkehr
Patricia Vandenberg
»Es hat wieder nicht geklappt«, sprach Helena Jacobsen niedergeschlagen und mit tonloser Stimme in den Hörer. Sie saß am Tisch ihrer vornehmen Altbauwohnung und hatte das Kinn auf eine Hand gestützt, während sie mit ihrem Mann telefonierte.
Carsten trommelte unterdessen ungeduldig mit den Fingern auf seiner Schreibtischplatte und bemühte sich um einen mitfühlenden Tonfall.
»Das hatte uns Herr Dr. Leitner doch gesagt, Schatz. Wir werden es sicher noch zwei, drei Mal versuchen müssen. Das nächste Mal lassen wir einfach zwei oder drei Eier einsetzen, dann klappt es schon.« Die Zeit drängte, Carsten wurde zu einer Besprechung erwartet.
Aber Helena hatte anderes im Kopf.
»Bist du verrückt geworden? Und was, wenn wir dann Zwillinge oder gar Drillinge bekommen?«
»Lass uns das ein andermal diskutieren. Ich muss in ein Meeting, Bauer ist schon ungeduldig.«
»Typisch, die Arbeit ist mal wieder wichtiger als die Sorgen deiner Frau. Das hätte ich mir ja denken können«, fauchte Helena enttäuscht und wütend, ehe sie den Hörer auf die Gabel warf. Tränen rannen ihr über das Gesicht, als sie die Hände auf ihren schmerzenden Bauch legte. Wieder hatte sich kein Ei einnisten wollen. Der zehrende Wunsch nach einem Kind, das nicht von selbst kommen und auch mithilfe modernster Technik auf sich warten ließ, nagte wie eine Wunde an ihr. Aber so sehr sie auch weinte und schluchzte, es nützte nichts. Auf diese Weise würde ihr großer Traum nicht Wirklichkeit werden. So erhob sich Helena schließlich, um sich endlich anzukleiden, und in die Werbeagentur zu fahren, in der sie als Texterin arbeitete.
Wie so oft in letzter Zeit würde sie auch dieses Mal zu spät kommen.
Der Weg zur Arbeit war weit und führte zu allem Überfluss durch belebte Teile der Stadt. Immer wieder musste Helena vor einer roten Ampel abbremsen, einem anderen Fahrzeug Vorfahrt gewähren. Als sie schließlich einen Schleichweg wählte und in einer schmalen Straße von einem Umzugswagen am Weiterfahren gehindert wurde, war sie mit ihrer Geduld am Ende. Ärgerlich stieg sie aus, um ihrem Zorn Luft zu machen.
»So eine Rücksichtslosigkeit. Muss das sein, dass Sie hier den ganzen Weg versperren?«
»Ruhig Blut, junge Frau. Wir sind in ein paar Minuten fertig. Dann können Sie weiterfahren«, erklärte eine Frau, die in diesem Moment von der Ladefläche des Umzugswagens kletterte. Ihre langen braunen Haare waren zu einem Zopf gebunden, was sie jünger aussehen ließ, als sie offenbar war, denn im selben Augenblick kam ein etwa zwölfjähriges Mädchen herangesprungen.
»Mama, weißt du, wo Cecils Koffer ist? Er glaubt, dass er ihn vergessen hat. Oh, Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass du dich unterhältst«, unterbrach sich das Mädchen hastig, als es Helena entdeckte.
»Schon gut, Amy. Die Dame hat es eilig und möchte hier vorbei. Wir sollten uns mit dem Auspacken beeilen.«
Helena blickte irritiert von der Frau zu dem Mädchen und zurück. Das Mädchen machte einen sehr souveränen Eindruck. Helena hätte die beiden ohne Weiteres für Schwestern und nicht für Mutter und Tochter halten können. Eine Tochter, wie sie sie niemals haben würde. Sie seufzte, plötzlich wieder traurig geworden.
»Es tut mir leid. Sie müssen sich wegen mir nicht beeilen. Ich kann auch einen anderen Weg nehmen.«
»Das ist wirklich sehr nett. Cecil heult sich oben die Augen aus«, erklärte Amy mit einem freundlichen Lächeln, und Helena nickte.
»Geh nur und tröste ihn. Ich hoffe, ihr findet den Koffer.« Mit diesen Worten machte sie kehrt und stieg in den Wagen ein, um ihn zu wenden.
Charlotte starrte der Fremden nach. Ihr freundliches Gesicht war einer eisigen, argwöhnischen Miene gewichen. Sie wandte sich an ihre Tochter. »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht von deinen Geschwistern sprechen sollst. Wenn jemand erfährt, wie viele Kinder ich habe, bin ich die Wohnung gleich wieder los.«
»Die Frau ist doch nicht von hier.«
»Ganz gleich, wo sie herkommt. Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben«, erklärte Charlotte und blickte Helenas Wagen, der eben um eine Kurve verschwand, argwöhnisch nach.
Die Sorge war jedoch vollkommen unbegründet. Helena hatte die kurze Begegnung bald darauf vergessen. Sie kam deutlich zu spät in die Firma und seufzte erleichtert, als von ihrem Chef weit und breit nichts zu sehen war. Nur ihre Kollegin Angie saß an ihrem Platz und musterte sie sorgenvoll.
»Schon wieder so spät? Du solltest vorsichtig sein, Helena, sonst bekommst du Ärger mit Fritz. Er hat heute schon wieder so seltsam geschaut«, raunte sie wohlmeinend.
»Der soll sich mal nicht so anstellen. Ich könnte mich auch krank schreiben lassen und die nächsten vier Wochen zu Hause bleiben«, murrte Helena, warf ihre Ledertasche nachlässig auf den Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. Angie betrachtete die Freundin und Kollegin aufmerksam.
»Du liebe Zeit, du bist aber schlecht gelaunt heute. Ärger mit Carsten gehabt?«
»Manchmal meine ich, er ist ein tiefgekühlter Holzklotz. Mitgefühl ist ein Fremdwort für ihn.«
»Lass mich raten. Wenn du so hart von deinem Gatten sprichst, dann hat es wieder nicht geklappt«, stellte Angie nach kurzer Bedenkzeit fest. Die beiden Frauen arbeiteten seit geraumer Zeit in der Agentur zusammen, und aus der anfänglichen Sympathie war schnell Freundschaft geworden. Sie teilten viele Geheimnisse miteinander und wussten um Kummer und Sorgen der Freundin, auch wenn sie nicht immer nachvollziehen konnten, was den anderen bewegte. So konnte sich Angie beim besten Willen nicht vorstellen, warum sich Helena so sehr nach einem Kind sehnte, respektierte diesen Wunsch jedoch taktvoll. »Es tut mir so leid für dich. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Es war doch erst das zweite Mal. Lass ein wenig Zeit ins Land ziehen, komm auf andere Gedanken, und dann wagst du einen neuen Versuch.«
»Ehrlich gesagt bin ich mir da noch nicht so sicher. Es geht ja nicht nur um die psychische, sondern auch um die physische Belastung. Diese Hormone machen mich fix und fertig. Ich bin aufgeschwemmt und unglücklich. Vielleicht sollte ich mir eine Pause gönnen und mein Leben neu ordnen. Neue Ziele suchen.«
Während sie sich unterhielten, bemerkten die beiden Frauen nicht, dass sie einen aufmerksamen Zuhörer hatten. Der sah seine Chance jetzt gekommen, sich in das Gespräch zu mischen.
»Das ist ein gutes Stichwort, Helena. Bitte kommen Sie einmal in mein Büro.«
»Fritz, entschuldigen Sie, ich habe Sie gar nicht bemerkt«, zuckte Helena erschrocken zusammen und sprang auf. Mit zitternden Knien folgte sie ihrem Chef. Gewöhnlich war sie selbstbewusst und siegessicher. An diesem Tag fühlte sie sich allerdings klein und wehrlos.
Und noch kleiner war sie, als sie das Büro des Chefs nicht lange danach wieder verließ. Mit leichenblasser Miene kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück und begann wortlos, ihre Sachen zu packen.
»Was ist denn jetzt los?«, fragte Angie irritiert.
»Der Boss will meinen Arbeitsvertrag nicht verlängern.«
»Wie bitte?«
»Tja, das Jahr ist bald herum. Er ist durchaus zufrieden mit meiner Arbeit. Aber mein Kinderwunsch und die Hormonbehandlung, das ständige Zuspätkommen gefallen ihm nicht. Er meint, mit dieser Einstellung könnte ich mich nicht hundertprozentig auf meine Arbeit konzentrieren.«
»So eine Gemeinheit. Dabei bräuchtest du gerade in dieser Situation einen Halt, eine Aufgabe. Was, wenn du dazu gezwungen bist, den ganzen Tag in deiner Wohnung zu sitzen und Däumchen zu drehen? Da fällt dir die Decke auf den Kopf«, empörte sich