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Das schwarze Portal: Mysterythriller
Das schwarze Portal: Mysterythriller
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eBook361 Seiten4 Stunden

Das schwarze Portal: Mysterythriller

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Über dieses E-Book

Ein Münchner Autohändler fährt mit seinem Freund nach Lienz / Osttirol, um dort einen getunten Sportwagen abzuholen. Ihr Weg führt durch den bekannten Felbertauerntunnel. Bedingt durch starken Urlauberverkehr kommt es auf der Rückfahrt in dem etwa fünfeinhalb Kilometer langen Tunnel zu Staus.

Urplötzlich gibt der AUDI, den der Händler fährt, inmitten des Tunnels den Geist auf. Im selben Moment bleibt ein Wagen auf der Gegenfahrbahn ebenfalls stehen. Auch der Porsche, der geholt wurde, versagt seinen Dienst Man sieht von beiden Seiten grelle, unerklärliche Blitze. Ein Handyempfang ist nicht möglich, d. h. der ADAC ist nicht erreichbar. Die meisten Fahrzeuge können den Tunnel jedoch verlassen.

Es verbleibt eine gemischte Gruppe von 10 Leuten und einem kleinen Hund, die es nicht mehr schaffen, dem Tunnel zu entkommen. Sie sind in dem furchtbaren Berg gefangen, weil sich die Zufahrten rechts und links verschlossen haben. Undurchdringliche, schwarze Mauern haben sich aufgetan.

Der Horror beginnt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum15. Dez. 2016
ISBN9783730981702
Das schwarze Portal: Mysterythriller

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    Buchvorschau

    Das schwarze Portal - Alfred J. Schindler

    Alfred J. Schindler

                                                             Das schwarze Portal

    Mysterythriller

    von

    Alfred J. Schindler

    Es gibt ein altbekanntes Sprichwort, das lautet: Er / sie war im falschen Moment am falschen Ort.

    Genau dies passierte uns...

    ... außerhalb

    Die gemeinsame Fahrt mit meinem Freund Gerhard verläuft wie immer problemlos. Wir befinden uns gerade auf der Inntalautobahn und düsen Richtung österreichische Grenze. Schon lassen wir Wörgl hinter uns, und kommen kurz darauf nach Kitzbühel. Und jetzt sind wir bereits in Aurach.

    „In Lienz habe ich noch nie einen Wagen gekauft, Alfred. Aber der Händler dort soll recht human und annehmbar sein", meint Gerhard, mein bester Freund.

    „Wieso? Habt ihr denn den Preis für den Wagen noch nicht festgelegt?" Überrascht blicke ich ihn an, denn normalerweise steht der Kaufpreis für das jeweilige Auto schon lange zuvor fest, also, bevor wir es abholen.

    Er meint: „Doch, doch. Ich sage ja nur. Wenn das Geschäft ohne Probleme und Tricks abläuft, könnte es sein, dass wir in nächster Zeit zu diesem österreichischen Tuner öfter fahren."

    Er zieht einen dicken Packen Geldscheine aus der rechten Hosentasche.

    „Schau, Alfred (er deutet mit dem Finger auf die Landkarte, die auf seinem Schoß liegt): Der nächste größere Ort heißt Mittersill. Danach geht es weiter durch den bekannten Felbertauerntunnel nach Mattrei. Und dann sind wir schon fast in Lienz."

    „Prima."

    Etwas später durchfahren wir den Felbertauerntunnel. Wenn ich mich nicht irre, beträgt die Länge des Tunnels etwa 5300 Meter. Nun gut.

    Wir erreichen endlich unser Ziel, den Lienzer Autotuner Günter Krapf. Schon von zwanzig Metern Entfernung sehen wir das Objekt unserer Begierde, das vor dem eigentlichen Ausstellungsraum steht.

    „Da ist das Prachtstück, Alfred."

    Es handelt sich um einen Porsche 911 Cabriolet mit einem großen, schwarzen Heckflügel, Spezialfelgen, getuntem Motor etc. Er hat eine wunderschöne Speziallackierung, die rötlich schimmert.

    „Wahnsinn, Gerhard."

    „Ja, er ist bildschön."

    Krapp, (ein etwa Vierzigjähriger, kleiner Mann) erscheint auf der Bildfläche. Lächelnd kommt er auf uns zu:

    „Wer von Ihnen ist Herr Stecher aus München?"

    Gerhard antwortet freundlich: „Ich bin der Gesuchte. Angenehm, Herr Krapf. Das hier ist mein Freund Alfred Stamm."

    Die beiden Männer ziehen sich in Krapfs Büro zurück, während ich mich in den Porsche setze. Nach einer guten halben Stunde erscheint Krapf mit Gerhard am Wagen. Ich rauche mittlerweile die dritte Zigarette und trinke den Rest meines Kaffees, den ich mir immer - bei jeder Fahrt mit Gerhard - in meiner altbewährten Thermoskanne mitnehme. Eine kleine Stärkung zwischendurch muss schließlich sein.

    Gerhard grinst: „Alfred, es ist alles erledigt. Hier, bitte. Die Schlüssel. Und gute Fahrt."

    Wir verlassen das Autohaus, hintereinander in zwei Autos fahrend. Er fährt in seinem alten Audi voraus, und ich folge ihm mit dem fast neuen Porsche. Der Urlaubsverkehr ist sehr intensiv, so dass wir nur sehr langsam vorwärts kommen.

    Exakt um sechzehn Uhr erreichen wir den Felbertauerntunnel. Gerhard fährt nach wie vor direkt vor mir und wir ahnen nichts Böses. Wir befinden uns nun noch etwa dreihundert Meter vor dem Tunnel. Ich werfe einen raschen Blick auf die herrliche Gegend, und freue mich über das phantastische Wetter...

    ... innerhalb

    Mein Handy klingelt. Es ist natürlich Gerhard: „Und? Wie ist der Wagen, Alfred?"

    „Phantastisch, ganz wunderbar."

    „Ja, es ist ein sagenhaftes Fahrzeug. Der neue Besitzer wird sich sicherlich sehr freuen."

    Jetzt fahren wir in den Tunnel ein.

    „Bis nachher, Alfred."

    „Gerhard, ich werde aber nicht bis München hinter dir hergondeln."

    „Aber natürlich nicht. Aber passe bitte auf, ja? Du kennst die gefährlichen Stellen, an denen geblitzt wird."

    Wir sind nun schon etwa drei- bis vierhundert Meter im Tunnel. Unsere Geschwindigkeit beträgt etwa vierzig km/h. Langsam rollen wir dahin. Ich bin in Gedanken schon wieder zu Hause. Verdammt. Ich muss ja heute noch Rasenmähen. Das hätte ich beinahe ganz vergessen. Aber vielleicht nimmt mir ja Wilhelmine diese Arbeit ab. Außerdem bat sie mich, als ich heute Morgen von zu Hause losgefahren war, Brot und Milch mitzubringen. Ich überlege: Soll ich ihr noch zusätzlich eine Kleinigkeit kaufen? Sie freut sich doch immer so sehr, wenn ich von einer Tour zurückkomme und ihr ein kleines Präsent überreiche.

    Die Geschwindigkeit verringert sich. Was ist denn wieder los da vorne? Pennt da Einer, oder ist jemandem das Benzin ausgegangen? Ach, wie hasse ich doch diese engen Tunnels. Wenn wenigstens der Gegenverkehr nicht so sehr blenden würde. Ich darf gar nicht daran denken, in einem dieser Röhren einen Unfall zu bauen. Wenn nur einer der Entgegenkommenden einen Bruchteil von einer Sekunde unaufmerksam ist - vielleicht abgelenkt von einem mitreisenden Kind oder Hund, - käme es zu einer Katastrophe.

    Ein Frontalzusammenstoß.

    Ich könnte ja nicht einmal ausweichen.

    Mit diesen bitteren Gedanken geht es weiter. Unsere Geschwindigkeit beträgt nun knapp dreißig km/h. Ich fahre im ersten Gang. Auch der Gegenverkehr zieht nur sehr langsam an uns vorbei. Verflucht. Was soll das denn?

    Wie weit sind wir nun schon in dem Berg? Frage ich mich. Dieser liegt, soweit ich mich erinnern kann, etwa 1650 Meter über dem Meeresspiegel. Ja, wir befinden uns nun schon ungefähr einen bis eineinhalb Kilometer innerhalb dieses irrsinnig schweren Massivs. Ich frage mich sowieso, wie es überhaupt möglich sein kann, solch ein riesiges Loch in einen dieser monumentalen Berge zu bohren. Noch unverständlicher ist für mich, wie es sein kann, dass der Tunnel diese auf ihn einwirkenden Kräfte überhaupt aushält, und nicht einfach in sich zusammenbricht.

    Eine Hommage auf die Ingenieure.

    Unser Tempo wird immer langsamer. Wir haben nun bestimmt schon knapp die Hälfte des Tunnels hinter uns. Es geht nur noch sehr langsam voran. Auch der Gegenverkehr droht, zum Erliegen zu kommen. Mein Gott.

    Jetzt stehen wir.

    Ich öffne das linke Seitenfenster und zünde mir eine Zigarette an, um meine angespannten Nerven zu beruhigen. Das darf doch nicht wahr sein. Da habe ich einen Wagen mit fast vierhundert Pferdestärken unter meinem Hintern, und dann stehe ich völlig machtlos in dieser endlos langen Röhre. Ruhig, Alfred, immer ganz ruhig bleiben. Und dann werde ich Gas geben. Das dürfte wohl klar sein. Wie wird es wohl Gerhard ergehen? Ob er auch so geladen ist, wie ich? Nein, er ist von uns Beiden wohl der Ruhigere. Er hat die besseren Nerven. Aber man könnte in solch einer Situation schon mal ausrasten.

    Ich nehme mein Handy und drücke die Schnellwahl von Gerhards Handynummer. Mal sehn, was er zu diesem Fall sagt Das Belegzeichen ertönt. Er spricht also. Nun ja... - Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr: Es ist genau zwanzig Minuten vor siebzehn Uhr. Wenn ich noch eine halbe Stunde Wartezeit einkalkuliere, könnte ich eventuell um neunzehn Uhr dreißig, oder zwanzig Uhr zu Hause sein. Genau richtig zur Tagesschau. Vorausgesetzt, die Strecke ist frei.

    Ich schalte das Radio ein und stelle den Verkehrsfunk an, um mich nach etwaigen Neuigkeiten zu erkundigen. Ja, was ist denn das? Das Gerät funktioniert nicht. Es rauscht nur laut. Das kann doch nicht möglich sein. Wieso geht das Radio nicht? Aber natürlich: Keine Funkwellen. Nun, wenn das so ist, dann dürfte ja auch das Handy nicht funktionieren. Eine schöne Bescherung. Deswegen kam also vorhin das Belegzeichen, als ich versucht hatte, Gerhard zu kontaktieren.

    Apropos Gerhard: Ich sehe, wie er gerade aus seinem Wagen steigt. Langsam kommt er auf mich zu. Er lehnt sich vorsichtig an den Porsche und grinst mich an: „Und?"

    „Und - was?"

    „Eine schöne Bescherung ist das heute wieder.", murrt er.

    „Ja, allerdings."

    „Dort vorne ist wieder sicher einer dieser blödsinnigen Auffahrunfälle, Alfred."

    „Ja, weil die Leute einfach keine Sicherheitsabstände einhalten."

    Gerhard lächelt.

    Eine etwa fünfunddreißigjährige Frau mit hochrotem Gesicht, die mit ihrem blauen Van auf der Gegenspur steht und aus dem Fenster schaut, schreit herüber:

    „Was gibt es denn da zu lachen?"

    „Nun, wenn ich Sie mir so ansehe...", frotzelt Gerhard.

    „Wen sehen Sie sich an? Meinen Sie etwa mich?" Ihr feistes Kinn wabbelt leicht hin und her.

    „Nur, wenn Sie sich angesprochen fühlen, Gnädigste", antwortet er freundlich.

    „So eine Unverschämtheit!", keift die Dame.

    Im Hintergrund ihres Wagens hören wir einen Hund bellen. Jetzt schaut er neugierig aus dem hinteren, linken Fenster. Es ist ein Dackel. Ein Rauhaardackel.

    Gerhard dreht sich einfach um und zeigt ihr die kalte Schulter.

    Leise sagt er zu mir: „Die spinnt doch, die Alte, oder?"

    „Ja, aber ehrlich. Du Gerhard, mal ganz was anderes: Ist dir zufällig auch aufgefallen, dass das Gestein des Tunnels auf der Herfahrt anders aussah, als jetzt?"

    „Nein. Darauf hatte ich nicht geachtet." Er blickt sich um, schaut nach oben und schüttelt mit dem Kopf.

    „Ich bin mir ganz sicher. Auf der Herfahrt bestanden die Wände und die halb abgerundete Decke des Tunnels aus riesigen, quaderförmigen Platten. Und jetzt sieht man nur nacktes, schwarzes Gestein."

    „Was dir alles auffällt."

    „Es könnte aber auch sein, dass nur dieser mittlere Abschnitt des Tunnels so aussieht. Schließlich habe ich mir nicht den gesamten Tunnel angesehen, als wir Richtung Lienz gefahren sind. Schau! Jetzt geht es wieder weiter."

    Tatsächlich. Es tut sich etwas. Ganz vorne rollen die ersten Fahrzeuge wieder an. Gott sei dank. Er dreht sich noch einmal zu mir um und flüstert, damit ihn die Dame von Gegenüber nicht verstehen kann:

    „Ich bin, ehrlich gesagt, heilfroh, wenn wir aus diesem Tunnel heraus sind."

    „Ich auch, Gerhard. Ich auch."

    Er sprintet die etwa zehn Meter zu seinem Audi, wirft den Motor an, schaltet das Licht ein und gibt Gas. Der Wagen vor ihm ist schon etwa fünfzig Meter von ihm entfernt. Halleluja aber auch. Was einem in solchen Momenten alles durch den Kopf geht! Ich bin fest davon überzeugt, dass sich in diesem Tunnel auch Leute aufhalten, die unter Klaustrophobie leiden. Diese armen Schweine sind bestimmt so fertig, dass sie sich nie wieder in einen dieser langen Tunnel wagen werden. Je länger ich mir diese wuchtigen Felswölbungen betrachte, desto mulmiger wird mir. Ja, hier drinnen kann man schon Angst kriegen. Man fühlt sich gewissermaßen doch sehr eingeengt.

    So, jetzt stehen wir schon wieder. Es sah gerade vorhin noch so aus, als ob sich der Stau nun endlich aufgelöst hätte. Aber Pustekuchen! Ich stelle den Motor ab, denn es muss ja nicht sein, dass man hier unnötigerweise auch noch die Luft verpestet. Links von mir steht ein silberfarbiger Range Rover - natürlich in entgegen gesetzter Richtung. Seine linke Seitenscheibe ist heruntergelassen. Es geht recht laut zu in dem Fahrzeug. Der Fahrer, ein wuchtiger, vollbärtiger Bursche, brüllt soeben seine Mitinsassen an:

    „Haltet endlich eueren Mund! Verflucht noch mal! Man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr."

    Es wird schlagartig still. Seine Frau und das Kind, ein kleiner Junge, halten ihre losen und lauten Münder.

    „Können Sie sich diese beiden Staus erklären?", plärrt er zu mir herüber. Seine gewaltige Stimme übertönt alle Motorengeräusche und seine riesigen, behaarten Pranken liegen auf dem Lenkrad. Man könnte meinen, dass es ihm ein Leichtes wäre, dieses einfach herauszureißen.

    „Ich verstehe es auch nicht.", antworte ich ihm.

    „Immer diese Urlauber.", tönt sein Bass. Er vergisst dabei völlig, dass er selbst ein solcher ist. Aber ich stimme ihm natürlich zu, denn seine Hände sind mir zu überdimensional.

    „Passieren darf in solch einem Tunnel ja nichts.", brülle ich hinüber.

    Der Geräuschpegel ist schon wieder sehr hoch, da einige Idioten völlig grundlos im Leerlauf Gas geben. Wie es scheint, bauen sich hier drinnen ganz langsam, aber konstant, gewisse Aggressionen bei den Leuten auf. Ich hätte es nicht sagen sollen, denn jetzt habe ich bei seiner kleinen Familie sicherlich die Angst geschürt, die hintergründig doch bei jedem der Leute, die sich in diesem düster wirkenden Tunnel befinden, lauert. Insbesondere bei den Kindern.

    Dieses leicht beklemmende Gefühl.

    Es erzeugt einen gewissen Druck auf der Brust.

    Die Ehefrau des Burschen holt ein Taschentuch hervor und schnieft in dieses, dass es eine wahre Pracht ist. Wahrscheinlich versucht sie, ihrem Kind nicht zu zeigen, wie groß ihre Angst ist. Aber der Kleine kennt seine Mutter:

    „Mama, warum weinst du denn?", fragt er altklug. Er dürfte etwa fünf oder sechs Jahre alt sein.

    Sie antwortet ihm nicht.

    „Mama hat Angst!", lacht er schadenfroh, dieser kleine, übergewichtige Rotzlöffel. (Soviel kann ich trotz meiner niedrigen Position erkennen)

    Ich halte es in dem Supersportschalensitz nicht länger aus. Außerdem geht mir das dumme Gestammel des Jungen auf den Geist. Ich zünde mir eine weitere Zigarette an und steige behutsam aus. Eben so, wie sich das für einen etwas älteren Herrn gehört. Und ich strecke genüsslich meine Gliedmaßen.

    „Ist das Ihr Wagen?", will der Roverfahrer wissen.

    Ich sehe, wie seine Augen blitzen. Ich habe den Eindruck, als ob er noch nie in seinem Leben solch ein auserlesenes Fahrzeug gesehen hat.

    „Ja, sicher.", lüge ich ihn an.

    „Er passt gut zu Ihnen!" Sein Blick sagt mir alles: Er verarscht mich.

    „Ja, der Range Rover samt Inhalt passt auch gut zu Ihnen."

    „Welcher Inhalt?"

    „Nun, Ihre Familie."

    „Wie meinen Sie das denn, dass dies alles gut zu mir passt?", brummt er überrascht. Er wirkt verun-sichert.

    „Wie ich es gesagt habe."

    „Wollen Sie mich etwa auf den Arm nehmen?", knurrt er mich an.

    „Sie haben doch angefangen."

    Ich schließe die Tür des Porsche und marschiere langsam zu Gerhards Wagen vor. Er sitzt an seinem Steuer, und als er mich sieht, sagt er:

    „Wenn das so weitergeht, Alfred, dann kommen wir nicht vor Mitternacht nach Hause."

    „Ja, wir sollten unsere Frauen anrufen, damit sie sich keine Sorgen machen."

    „Aber zuerst müssen wir aus diesem Tunnel heraus sein."

    „Ja, natürlich."

    „Hast du zufällig noch eine Flasche Limonade oder Cola im Porsche?", will er wissen. Ich merke, wie trocken sein Mund ist. Aber das kommt davon, wenn man sich nichts mitnimmt. Ich sorge immer vor, denn man kann nie wissen, wo man irgendwann irgendwo steht, und nicht weiterkann.

    „Tut mir leid, Gerhard. Aber ich habe gerade vorhin den letzten Schluck meiner Cola getrunken."

    „Auch keinen Kaffee mehr? Du hast doch deine Thermosflasche dabei!"

    „Leer, absolut leer."

    „Man sollte sich wirklich immer etwas zu Essen und zu Trinken mitnehmen. Verflixt noch mal!", ist sein gereizter Kommentar.

    „Eine Zigarette kann ich dir anbieten."

    „Nein, danke. Davon wird mein Hals noch trockener, als er es jetzt schon ist."

    Er steigt aus und wir starren gemeinsam ein Stück nach vorne. Die meisten Fahrzeuge haben ihre Motoren laufen und das Licht eingeschaltet, obwohl sie stehen. Da der Tunnel natürlich sehr gerade verläuft, können wir mindestens zwei- bis dreihundert Meter weit sehen. Es tut sich nichts. Gar nichts. Der absolute Stau. Auch auf der Gegenfahrbahn ist der totale Stillstand.

    „Die Leute sollten ihre Motoren ausstellen, Alfred."

    „Ja, das wäre wohl gesünder."

    „Und billiger.", ergänzt er.

    „Stimmt.", kommentiere ich.

    „Was glaubst du, wie lange wir hier drinnen noch stehen werden?" Sein Gesicht drückt eine gewisse Angst aus. Er will sie mir natürlich nicht zeigen, diese, seine innersten Gefühle, aber sie entgehen mir nicht. Ich kenne ihn zu lange, den guten Gerhard Stecher.

    „Nun, das kommt ganz darauf an, alter Freund. „Wie weit wird es wohl noch bis zum Ausgang sein?, will er von mir wissen.

    „Ich schätze, knapp drei Kilometer."

    „Mein Gott, es ist doch unglaublich, wie lange drei Kilometer sein können."

    „Nur keine Aufregung, Gerhard. Wir werden schon sehr bald wieder in freier Natur sein.", versuche ich ihn zu trösten.

    Er schaut mich an und versucht aus meinem Gesichtsausdruck herauszulesen, ob dies mein Ernst ist, oder ob ich ihn nur beschwichtigen will. Aber ich lasse mir natürlich nichts anmerken, denn so überzeugt bin ich von meiner Aussage nun auch wieder nicht. Aber ich sage mir: So lange kann es ja gar nicht mehr dauern. Und wenn es auch nur sehr langsam vorwärts geht: Jeder Meter, den wir zurücklegen, hilft uns, aus diesem grässlichen Tunnel herauszukommen.

    Immer positiv denken.

    Immer vorwärts schauen.

    ... innerhalb

    Insgeheim schwöre ich mir, nie mehr diesen Felbertauerntunnel zu durchfahren. Falls Gerhard in Zukunft weitere Autos von diesem Händler Krapf in Lienz kaufen sollte, werde ich nicht mehr zusagen. Einmal ist genug, finde ich. Die andere Frage ist die, ob Gerhard noch diese Strecke fahren wird. Andererseits ist es aber albern, zu sagen, dass ich nicht mehr nach Lienz fahren will. Sicherlich ist hier normalerweise kein Stau. Es liegt, wie gesagt, an den Tausenden von Urlaubern, die diese Strecke alljährlich benutzen. Sie verstopfen mit ihren Vans und Wohnwagen die Strassen, und falls nur Einer von ihnen einen Fehler macht, weil er übernächtigt ist, führt dies dann zu dem großen Stau. Meistens sind es ja diese Holländer. Oder auch die Belgier.

    Ganz weit vorne sehe ich, dass sich einige winzige Lichter bewegen. Es geht weiter. Na endlich. Wir laufen die paar Schritte, die wir nach vorne gegangen sind, zurück zu unseren Wagen, Gerhard springt in seine Karre und ich tue es ihm gleich. Der Range Rover-Fahrer setzt sich in entgegen gesetzter Richtung in Bewegung. Ich lege den ersten Gang ein. Vor Erregung gebe ich versehentlich etwas zu viel Gas. Der Motor brüllt auf, und der Wagen schießt los. Hart trete ich auf die Bremse. Das war aber knapp. Beinahe hätte ich Gerhards alten Audi auf die Hörner genommen. Wir beschleunigen etwas, und schon nach etwa dreihundert Metern kommt der Verkehr erneut zum Erliegen. Das darf doch nicht wahr sein! Die Sache wird mir langsam, aber sicher, ein wenig unheimlich.

    Jetzt befindet sich vis`a vis` von mir, auf der Gegenseite, wo der Verkehr unglaublicher Weise auch schon wieder steht, ein schwarzer VW Golf. Er hatte wohl den Anschluss an den Range Rover verpasst. Ein wüstes Hupkonzert hatte ihn schließlich aus seiner momentanen Lethargie gerissen. Der Fahrer dessen, ein Mann von gerade mal achtzehn oder neunzehn Jahren, grinst frech und herausfordernd zu mir herüber und schreit:

    „Na, Herr Porschefahrer? Null Chance trotz dreihundert PS, was?"

    „Vierhundert, Bubi.", antworte ich höflich.

    „Dir gebe ich gleich einen Bubi!", pfeift er mich an.

    Er steigt aus, haut seine Tür aggressiv zu, und schlendert lässig einige Schritte zu mir herüber. Seine zwei Freunde, die ihn wahrscheinlich gut kennen, versuchen, ihn zu beruhigen:

    „Komm, steige wieder ein!", schreit der Eine. Er ist der Beifahrer, und er streckt seinen Kopf aus dem Schiebedach.

    „Lass den Mann in Ruhe, Gustav!", brüllt der Andere, der hinten sitzt.

    Jedoch Gustav lässt sich von seinen Freunden nicht aufhalten. Jetzt steht er auch schon an meinem Wagen und klopft provozierend laut und intensiv mit der Faust auf die Windschutzscheibe:

    „Ich würde mir lieber einen Sarg zulegen, als solch eine Karre."

    Sein schadhaftes Gebiss hat sicherlich schon bessere Zeiten gesehen, überlege ich. Ein typischer Fall von Parodontose. Oder putzt er sich die Zähne nicht, dieser Hammel - so ungepflegt, wie er aussieht?

    „Nimm die Finger von dem Wagen."

    „Meinst du mich, Alterchen?"

    „Ich sage es kein zweites Mal. Langsam komme ich in Rage. „Außerdem duzt du mich nicht, ja?

    Wenn man auf solche Fahrten geht, muss man selbstverständlich immer etwas vorsorgen. Es ist nicht nur mit den Papieren, Zigaretten, einer kleinen Brotzeit und einer Kanne Kaffee getan. Nein. - Ich steige langsam aus, und wir stehen uns jetzt fast gegenüber. Nur meine offene FahrerTür trennt uns voneinander. Er ist sehr groß und schaut mich so richtig mitleidig an.

    „Steig in deinen Wagen und lasse mir meine Ruhe, Junge."

    „Wie nennst du mich? Junge? Dir haue ich gleich eins in die mumifizierte Fresse."

    Was zuviel ist, ist einfach zuviel: Mein Pfefferspray, das ich immer in der linken Hosentasche habe, tritt in Aktion. Man weiß ja nie, welche blöden Tricks diese Burschen auf Lager haben. Außerdem sieht man es oft gerade diesen Magermilchbürschchen nicht an, ob sie ein Messer, oder auch einen Schlagring besitzen.

    Psssssssssssscht.

    Ein Volltreffer, wie es scheint.

    Er brüllt auf und hält sich beide Hände vors Gesicht. Und er heult. Wie aus dem Boden gewachsen steht der kräftige Gerhard neben uns.

    „Dem hast du es aber gegeben!, lacht er. Ja, er freut sich. Er brüllt den Knaben, der anscheinend überhaupt nichts mehr sieht, an: „Was musstest du auch den Porsche anfassen? Hörst du mich? Du bist selbst schuld an dieser Misere!

    Nun steigen die beiden Freunde aus. Ich bin auf alles gefasst. Einer der Beiden kommt zu mir her und sagt leise, so dass es sein Freund, der momentan Blinde, nicht hören kann:

    „Immer muss er herumstänkern. Aber darauf war er sicherlich nicht gefasst."

    „Ja, was hätte ich denn tun sollen?", verteidige ich mich, obwohl er mich gar nicht angeklagt hat.

    „Sie hatten vollkommen Recht. Vielleicht merkt er es sich für die Zukunft.", gibt er zurück.

    Der andere Bursche steht dumm in der Gegend herum, und nun unterhält er sich mit Gerhard: „Ist das sein Wagen?" Er deutet mit dem Finger auf mich.

    „Er gehört uns."

    „Wahnsinn.", ist sein Kommentar.

    „Ja, Wahnsinn. Solch einen Wagen darf man nicht ungestraft beklopfen.", wiederholt Gerhard.

    „Da muss ich Ihnen zustimmen, antwortet der junge Mann. Er fährt fort: „Was für ein Traum, dieser wundervolle Porsche. Seine Augen blitzen träumerisch. Und wieder habe ich den Eindruck, als ob auch dieser Bursche noch nie ein solches Traumauto gesehen hat.

    Seltsam.

    „Ja, da hilft nur eines: Sparen, sparen und noch einmal sparen", lacht Gerhard, und streicht zärtlich über die geduckte Motorhaube des Autos.

    Unser vorübergehend Blinder reibt sich immer noch die Augen. Er jammert laut und herzzerreißend: „Ich sehe nichts mehr, Egon!"

    „Das gibt sich wieder, Gustav, gibt dieser gnadenlos zurück. „Außerdem ist es hier drinnen sowieso so gut wie dunkel. (Was ja wahrlich nicht stimmt)

    Natürlich haben noch mehr Leute, die vor und hinter uns stehen, von der Sache Wind bekommen. Aber sie alle bleiben in ihren Autos sitzen und halten sich aus der Sache tunlichst heraus. Mir ist das ganze Recht, denn ich habe keine Lust, noch mehr Ärger zu kriegen.

    „Ich habe es ganz genau im Rückspiegel gesehen, Alfred.", meint Gerhard.

    „Ich dachte, er geht mir an die Wäsche. Deswegen habe ich gar nicht lange überlegt und ihm die Portion Pfeffer verpasst."

    Gerhard trägt bei seinen Fahrten immer seinen kleinen, handlichen Revolver mit sich. Diese Autogeschäfte gehen meistens in bar über den Tisch, und heute hatte er mehr als einhunderttausend Euro in der Hosentasche.

    Wir führen noch ein belangloses Gespräch mit Egon, dem kleinen, netten Burschen und auch mit Mike, dem großen, intelligent wirkenden Mann, der den Sportwagen nicht aus den Augen lässt. Gustav zieht sich beleidigt in seinen Golf zurück. Für ihn ist der Tag wohl gelaufen. Er setzt sich auf den Beifahrersitz, wie wir sehen. Denn jetzt darf Egon, oder auch Mike fahren, das dürfte wohl klar sein. Und ich habe nicht das geringste Mitleid mit ihm.

    ... innerhalb

    Sehr weit vor uns wird es plötzlich taghell. Es ist wie ein langer,

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