Taxi 99: Es geht in die wilden 70er...
Von Kurt Geisler
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Über dieses E-Book
Kurt Geisler
Kurt Geisler ist eingefleischter Schleswig-Holsteiner. Das Land und seine Menschen hält er nicht nur im Wort, sondern auch im Bild fest. Seine Fotografien waren bereits in verschiedenen Ausstellungen zu sehen und haben seinen Blickwinkel für das literarische Schaffen geprägt, was bisher zu sechs Krimis, zwei Herausgeberschaften und einem historischen Band in verschiedenen Verlagen geführt hat. Bei dco betreute er als Herausgeber die Sammlung von Kurz-Krimis "Echt Fies!"
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Buchvorschau
Taxi 99 - Kurt Geisler
Über den Autor:
Kurt Geisler ist eingefleischter Schleswig-Holsteiner. Das Land und seine Menschen hält er nicht nur im Wort, sondern auch im Bild fest. Seine Fotografien waren bereits in verschiedenen Ausstellungen zu sehen und haben seinen Blickwinkel für das literarische Schaffen geprägt, was bisher zu sechs Krimis, zwei Herausgeberschaften und einem historischen Band in verschiedenen Verlagen geführt hat. Bei dco betreute er als Herausgeber die Sammlung von Kurz-Krimis Echt Fies!
Für Liliya
Inhaltsverzeichnis
PROLOG
MONTAG, 29. DEZEMBER 1969, 17 UHR, ERSTER ARBEITSTAG
DIENSTAG, 30. DEZEMBER 1969, 17 UHR, NACHTSCHICHT
MITTWOCH, 31. DEZEMBER 1969, 19 UHR, BEGINN NACHTSCHICHT
SONNABEND, 28. FEBRUAR 1970, 19 UHR, NACHTSCHICHT
DONNERSTAG, 30. APRIL 1970, 19 UHR, DOPPELSCHICHT
SONNABEND, 20. JUNI 1970, 16 UHR, NACHTSCHICHT
SONNABEND, 31. OKTOBER 1970, 9 UHR, TAGESSCHICHT
MITTWOCH, 23. DEZEMBER 1970, 9 UHR, TAGESSCHICHT
MONTAG, 22. FEBRUAR 1971, 17 UHR, NACHTSCHICHT
SONNABEND, 19. JUNI 1971, 17 UHR, NACHTSCHICHT
SONNTAG, 16. JANUAR 1972, 22 UHR, NACHTSCHICHT
DONNERSTAG, 10. AUGUST 1972, 8 UHR, TAGESSCHICHT
SONNTAG, 28. AUGUST 1972, 10 UHR, TAGESSCHICHT
SONNABEND, 23. JUNI 1973, 10 UHR, TAGESSCHICHT
DIENSTAG, 16. OKTOBER 1973, TAGESSCHICHT
DONNERSTAG, 18. OKTOBER 1973, 12 UHR, TAGESSCHICHT
MONTAG, 29. APRIL 1974, 19 UHR, NACHTSCHICHT
MONTAG, 11. NOVEMBER 1974, 19 UHR, NACHTSCHICHT
FREITAG, 31. JANUAR 1975, 15 UHR, SPÄTSCHICHT
SONNABEND, 21. JUNI 1975, 10 UHR, TAGESSCHICHT
MONTAG, 21. JUNI 1976, 10 UHR, TAGESSCHICHT
MITTWOCH, 23. MÄRZ 1977, 20 UHR, NACHTSCHICHT
SONNTAG, 31. DEZEMBER 1978, 19 UHR, NACHTSCHICHT
DIENSTAG, 2. JANUAR 1979, 14 UHR, WOHNUNG FELDSTRASSE
FREITAG, 5. JANUAR 1979, 9 UHR, TAGESSCHICHT
MITTWOCH, 14. FEBRUAR 1979, 19 UHR, NACHTSCHICHT
SONNABEND, 15. DEZEMBER 1979, 19 UHR, NACHTSCHICHT
SONNABEND, 22. DEZEMBER 1979, 10 UHR, WOHNUNG FELDSTRASSE
PROLOG
Moin. Sie sind?
Ich? Tim.
Tim wer?
Tim Kleindienst.
Kieler?
Ja.
Warum Taxi in den 70ern?
Vorher in Kneipen gejobbt.
Anstrengend, oder?
Ja, musste herunterkommen.
Heute immer noch Taxifahrer?
Nein.
Warum?
Studium in den 80ern.
Und rückblickend?
Coole Zeit, die wilden 70er.
Danke für Ihre informativen und umfänglichen
Antworten.
Bitte.
MONTAG,
29. DEZEMBER 1969, 17 UHR,
ERSTER ARBEITSTAG
Interessiert schaute ich mich um auf dem kleinen Betriebshof des Taxiunternehmers Brumm im neu errichteten Kieler Stadtteil Mettenhof, der erst vor einigen Jahren eingemeindet worden war. Einem Einfamilienhaus war eine Garage mit zwei Stellplätzen angegliedert, in der ein schwarzes Taxi mit der Ordnungsnummer 99 stand. Sehen ließ sich niemand, alles wirkte ein wenig verlassen. Bis mir mein neuer Chef Berthold Brumm von hinten die Hand auf die Schulter legte.
»Du bist Tim Kleindienst, richtig? Der neue Nachtfahrer. Willkommen in unserem bescheidenen Domizil, ich bin der Berthold. Meine Frau Marleen ist gerade noch kurz zum Einkaufen gefahren, du wirst sie irgendwann später einmal kennenlernen.«
Warum ich die Frau von dem Bückling unbedingt kennenlernen sollte, das erschloss sich mir zunächst nicht. Interessiert verfolgte ich, wie mein neuer Chef mir zunächst die wichtigsten Hebel und Schalter des Mercedes erklärte, danach waren Taxameter und Funkverkehr an der Reihe und abschließend der versteckte Alarmknopf. Plötzlich musterte er mich mit ernster Miene.
»Tim, es ist nicht schlimm, wenn du in der Nachtschicht einmal einen schlechten Tag hast. Das gleicht sich über die Wochen und Monate wieder aus, das wirst du schon sehen. Schlimm ist nur, wenn du mir eine Beule in meine Taxe fährst, denn das bedeutet Verdienstausfall, Reparaturkosten und einen höheren Versicherungsbeitrag. Also, besser im Autoverkehr gleiten statt fighten, und jetzt ab vom Hof. Gute Fahrt!«
Mit diesen mahnenden Worten verließ ich eingeschüchtert im Schneckentempo den Hof, während mir ein geschlossenes Mercedes Cabrio mit Karacho entgegen schoss. Die flotte Blondine am Steuer musste Marleen sein, Bertholds Frau. Ich konnte nur mit einer heftigen Lenkbewegung ausweichen und musste dabei den zweiten Gang der Taxe unter größerem Kraftaufwand einlegen, was mir ein lautes »Und zukünftig bitte mit den Gängen kein Zähneputzen mehr!« vom Chef einbrachte.
Nun war ich auf mich allein gestellt. Zunächst machte ich mich näher mit den Armaturen vertraut, schließlich fährt man als Twen nicht jeden Tag einen Mercedes-Benz. Ah, Lüftung hier, Heckklappe dort. Alles anders als bei meinem alten VW-Käfer, nur das Radio erschien mir vertraut. Das schaltete ich aber erst auf der Stadtautobahn ein, die gerade für das Olympia-Segeln 1972 fertiggestellt worden war. Voreingestellt war auf UKW der Erbschleicherfunk vom NDR, auf dem meistens nur sinfonische Musik gesendet wurde, verbunden mit Glückwünschen an Altvordere von den Nachkommen. Mein Versuch, den Sender Radio Luxemburg auf der Mittelwelle zu fassen zu bekommen, scheiterte kläglich. Zufrieden nahm ich aber den Einschub für Kompaktkassetten zur Kenntnis, den würde ich am nächsten Tag ausgiebig füttern. Plötzlich erscholl ein knarrendes Geräusch und eine tiefe Frauenstimme meldete sich aus einem Lautsprecher.
»Taxe 99, bitte melden!«
Nun war es so weit, offenbar nahte mein erster Fahrauftrag. So meldete ich mich, wie es der Chef mir vorher eingetrichtert hatte. »Die Taxe 99 bei der Arbeit.«
»Ah, eine neue Stimme. Hat die Kollegin schon Feierabend?«
Blöde Frage, und so gab ich eine entsprechende Antwort. »Vermutlich ja, jedenfalls bin ich allein im Fahrzeug.«
Das gab einigen Kollegen Anlass, über Funk hämische Kommentare abzugeben.
»Hört, hört.«
»He, he, he ...«
»Schon wieder ein Neuer bei Brummi?«
Aber die Dame von der Zentrale ließ sich nicht beirren. »Taxe 99, bitte möglichst schnell für Ihren Chef in die Holzhofallee 39 auf den Namen Petersen.«
»Taxe 99 hat verstanden, bin gleich dort.«
Keine fünf Minuten später hielt ich bei einem kleinen dreigeschossigen Mietshaus, vor dem eine aufgedonnerte künstliche Blondine ungeduldig wartete. Hastig stieg sie in den Fond.
»Scheiße, das wird Berthold teuer zu stehen kommen. Wie kann er mich vergessen? Nun fahr schon endlich los.«
Ich fühlte mich überrumpelt. »Ja, aber wohin denn?«
»Das siehst du doch, Las Vegas. Dalli,