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Der Feuerteufel
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eBook236 Seiten3 Stunden

Der Feuerteufel

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Über dieses E-Book

Fast schon zu deutlich finden sich die Fingerabdrücke des "Feuerteufels" auf dem Benzinkanister, der in der Nähe eines halbverbrannten Autos in London gefunden wird. Mit verbrannt ist die Franelli, die bekannte Varieté-Tänzerin der Rialto-Bar. Während zunächst ihr Manager Dotto in Verdacht gerät, gibt es einen neuen Brand. In den Viktoria-Chemie-Werken wird eingebrochen und Feuer gelegt. Und wieder finden sich die Fingerabdrücke des bei Scotland Yard bestens bekannten Verbrechers. Kommissar Lester ahnt, dass jemand mit der Feuermethode von sich ablenken will. Als ein Raubmord dem anderen folgt, in Paris und in Oslo Verbrechen fast gleichzeitig stattfinden und überall die Fingerabdrücke geradezu präsentiert werden, gerät er unter Druck. Dann kommt das Gerücht auf, der Feuerteufel sei ermordet worden. Aber plötzlich taucht der Getötete wieder auf. Der routinierte Kommissar lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Nach dem Motto "Das Wichtigste zuerst" listet er alle Ereignisse der Reihe nach noch einmal auf – und bekommt auf einmal die entscheidende Idee. Ein spannender Krimi!-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum14. Apr. 2016
ISBN9788711508657
Der Feuerteufel

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    Buchvorschau

    Der Feuerteufel - Hans Heidsieck

    www.egmont.com

    Donnernd und knatternd jagte der große Fernlastzug durch die Nacht. Geisterhaft reckten sich rechts und links die Chausseebäume auf, die das Licht der Scheinwerfer aus dem Dunkel schälte. Auch in der Höhe wurden sie angestrahlt, so daß man den Eindruck gewinnen konnte, als fahre man unter einem Lichtdom hindurch.

    Die sehnigen Hände des Fahrers hielten das Steuer umklammert, das unter den Stößen des starken Dieselmotors vibrierte. Der Blick des Mannes war starr nach vorn gerichtet. Sein Beifahrer, in sich zusammengesunken neben ihm hockend, schlief, den Kopf gegen die Scheibe gelehnt.

    Plötzlich betätigte der Fahrer die Luftdruckbremse. Der schwere Fünftonner verlangsamte sein Tempo. Was war das? Dort vorn, in der vertrauten, nicht ungefährlichen Kurve, ein flackernder Feuerschein! Züngelnde Flammen schießen empor — schon ist der Laster ganz nahe herangekommen. Ein brennendes Auto!

    Der Fünftonner hält. Der Beifahrer schrickt empor und starrt zunächst fassungslos vor sich hin. Der andere muß ihn erst in die Rippen stoßen: „Hallo, Bob! Da ist was passiert — los, los, besinn’ dich nicht lange!"

    Schon springen beide auf die Straße hinunter und nähern sich dem brennenden Wagen. Aber der ist schon fast vollständig ausgebrannt, — nur hie und da schlagen aus dem glühenden Gestänge noch ersterbende Flammen heraus.

    Vorne am Steuer erkennt man eine halb verkohlte Gestalt. „Mein Gott — eine Frau!" entfährt es dem Lastzugfahrer. Die Glut hindert ihn, näher heranzugehen.

    Was sollte man tun? Löschen? Womit? Und wozu noch? Hier war doch nichts mehr zu retten.

    Hilflos schauen die beiden Fahrer einander an. Plötzlich steht noch ein dritter Mann neben ihnen, ein kleiner gedrungener Kerl. Sie sehen ihn in dem Flackerschein grinsen: „Schöne Bescherung, was?"

    „Mensch — wo kommst du denn her?" fragen die beiden Fahrer zugleich. Der eine von ihnen greift unwillkürlich an seine Hosentasche, in der er seine Waffe verwahrt hält.

    „Nichts für ungut, erwidert das Männchen kichernd, „hattet mich zwar nicht eingeladen, aber — übrigens ist eurer Anhänger verdammt schlecht gefedert, das muß ich schon sagen. Da werden einem ja sämtliche Gedärme durcheinandergeschüttelt! Er deutete auf das brennende Wrack: „Glaube hier können wir nichts weiter tun, als das Ding brennen lassen und inzwischen die nächste Polizeistation alarmieren."

    „Nein! rief da der erste Fahrer, der den Lastzug gesteuert hatte, „zunächst müssen wir einmal Umschau halten, ob nicht noch jemand verunglückt ist — möglicherweise aus dem Wagen geschleudert. Er eilte zu seinem Führersitz, nahm einen Handscheinwerfer und leuchtete die Umgebung ab.

    Es war nichts zu entdecken.

    „Komm, Bob! sagte er dann, zu seinem Kollegen gewendet, „der Mann hat recht.. Bis zum nächsten Ort sind’s nur noch acht Kilometer. Dort werden wir die Polizei alarmieren. Er klopfte dem ‚blinden Passagier‘ auf die Schulter, „also los, aufgestiegen! In Gottes Namen, — komm mit in die Führerkabine! Damit deine Gedärme in Ordnung bleiben. Können dich auch nicht gut allein hier in der Nacht herumgeistern lassen. Mit der verkohlten Frau da am Steuer ist nichts mehr zu flirten!"

    „Ihr seid doch anständige Leute! sagte das Männchen, wiederum grinsend, „daß ihr mich weiter mitnehmen wollt. Und dazu noch in der Fahrerkabine.

    „Los, los — nicht lange gefackelt, Mann!" rief der Fahrer und half ihm in die Kabine hinauf.

    In rasender Fahrt ging es zum nächsten Ort.


    Der Polizeigewaltige von Brixton zeigte sich äußerst mürrisch, als er durch den Fernfahrer aus seiner Ruhe aufgescheucht wurde. Was? Ein Auto — vollständig ausgebrannt, mit einer Leiche am Steuer?

    Hinter dem Fahrer stand Bob und nickte gewichtig. Er hielt das Männchen fest bei der Hand, das sich vergeblich zu befreien versuchte.. Gegen den Kleinen war in dem Fahrer plötzlich ein Verdacht aufgekommen, namentlich, als er sich bei Ankunft vor der Polizeistation rasch zu verdrücken suchte. Deshalb hatte er Bob den Auftrag gegeben, den ungebetenen Gast festzuhalten und mit hereinzuführen. Jetzt fuhr er fort, auf den Kleinen deutend: „Und der da — der stand plötzlich neben uns, als wir uns die Geschichte besahen. Zwar behauptete er, heimlich mit uns gefahren zu sein, aber —". Ein Achselzucken ergänzte, was der Fahrer nicht aussprach.

    Statt sich sogleich auf den Weg zu machen, nahm der Polizeisergeant zunächst ein umständliches Protokoll auf. Der Fahrer mußte ihm möglichst genau den Vorfall schildern. Dann ließ er sich alles von Bob, dem Beifahrer, noch wiederholen, — und auch das Männchen, das sich William Wilson nannte und behauptete, ein stellungsloser Schlosser zu sein und auf billige Weise nach Manchester zu seinem Bruder gelangen zu wollen, mußte noch einmal alles haarklein erzählen, bis der Sergeant ihn unvermittelt anfuhr: „Und Sie behaupten, in dem Laster gesessen zu haben, als er an die Unglücksstelle gelangte?"

    Der Kleine zuckte zusammen. „Gesessen ist wohl zuviel gesagt, Sergeant, hin und her geflogen bin ich in dem Anhänger, daß mir noch jetzt sämtliche Rippen schmerzen."

    „Beweis?"

    „Was — Beweis? An einer Tankstelle bin ich hinaufgeklettert."

    „Das ist kein Beweis! Der Sergeant winkte einen anderen Beamten heran: „Einsperren! befahl er, „später werden wir sehen —"

    Wilson brauste auf: „Unerhört — wenn ich Ihnen doch sage, Sergeant!"

    „Sie können viel sagen. Das wird sich noch klären. — Und jetzt, Griffins, wandte er sich dem anderen Beamten zu, „fahren wir zu der Unglücksstelle, nachdem Sie diesen Verdächtigen gebührend in Gewahrsam gebracht haben. Er musterte die beiden Fahrer mit einem düsteren Blick. „Sie, meine Herren, sind entlassen. Ihre Personalien habe ich ja. Good bye!"

    Eine halbe Stunde später langte der Sergeant mit Griffins im Beiwagenkrad vor den rauchenden Trümmern des verunglückten Wagens an. Dicht dabei befand sich ein zweiter Personenwagen, dem ein Herr und eine Dame entstiegen waren. Sie blickten den Beamten mit verstörten Gesichtern entgegen. Die beiden behaupteten, vor wenigen Minuten hier eingetroffen zu sein. Sie hätten gerade zur nächsten Polizeistation fahren wollen. Nun sei es ja gut, daß die Polizei bereits da sei.

    Der Sergeant ließ sie stehen und ging mit gewichtiger Miene zunächst einmal um den verunglückten Wagen herum. Dann brummte er vor sich hin: „Wahrscheinlich zu schnell gefahren, aus der Kurve geschleudert und gegen den Baum."

    Die Dame aus dem anderen Personenwagen näherte sich ihm. „Keine Bremsspur! erklärte sie ruhig, „ich habe den Boden schon abgeleuchtet. Auch keine Anzeichen dafür, daß der Wagen gerutscht ist.

    Der Sergeant starrte sie an. „Wie meinen Sie das?"

    „Ich finde das auffällig!" sagte die Dame und zündete sich eine Zigarette an.

    Griffins hatte sich vorn am Baum das verbrannte Auto betrachtet und meinte: „Der Stoß kann nicht sehr heftig gewesen sein, Sergeant. Die Geschwindigkeit des Wagens hat beim Anrennen an den Baum höchstens 25 bis 30 Stundenkilometer betragen."

    „Das habe ich auch schon festgestellt, mischte die Dame sich wieder ein. Ihr Begleiter nickte und sagte: „Auch eine sehr auffällige Tatsache!

    „Und die Lage der halbverkohlten Frau am Steuer läßt darauf schließen, ergänzte die Dame, „daß sie erst nachträglich dorthingesetzt worden ist. Kurzum, — ich glaube an einen fingierten Unfall, dem ein Mord zugrunde liegt.

    Der Sergeant war verblüfft. „Wie kommen Sie darauf, Mylady? fragte er mit heiserer Stimme, „ich verstehe nicht — wer sind Sie denn überhaupt?

    Die Dame lachte. „Nicht wahr — Sie wundern sich über meine detektivischen Fähigkeiten? Die Erklärung ist einfach. Ich bin als Schwester des bekannten Privatdetektivs Piet Orlans selber eine Zeitlang bei ihm als Detektivin tätig gewesen. Mein Name ist Kitty Leaf."

    „Was? rief der Sergeant, „Piet Orlans — der schon mehrfach mit Kommissar Lester zusammen gearbeitet hat?

    „Richtig. Nun werden Sie auch verstehen, daß mir hier gleich mancherlei auffiel."

    „Sie glauben also tatsächlich, daß —?"

    „Prüfen Sie selber noch einmal alles nach! Dann werden Sie mir wohl recht geben müssen. Selbst mein Mann. der an sich von solchen Dingen wenig versteht, mußte mir zugeben, daß ich mit meiner Vermutung wahrscheinlich recht habe — nachdem ich ihm alles gezeigt und erklärt hatte. — Übrigens liegt neben dem Wagen noch ein unversehrter Benzinkanister, von dem sich vielleicht Fingerabdrücke nehmen lassen. Ich habe ihn nicht berührt."

    „Stellen Sie den Kanister vorsichtig sicher! befahl der Sergeant seinem Kollegen. Dann wandte er sich wieder Mrs. Leaf zu. „Ich bin Ihnen für Ihre Hinweise sehr dankbar, Madame, sagte er, „werde alles von diesem Gesichtspunkt aus noch einmal genau untersuchen. Schon kommt es mir auch so vor, als ob Sie recht haben könnten."

    Mrs. Leaf beteiligte sich noch eine Weile an der Untersuchung, während ihr Gatte die Vorgänge mit Spannung beobachtete. Dann trat das Ehepaar die Weiterfahrt an.

    Erst als der Tag graute, kehrte der Sergeant mit Griffins nach Brixton zurück. Er meldete das Ergebnis seiner Untersuchung nach Scotland Yard.

    Kommissar Lester nahm persönlich die Meldung entgegen. Er stellte verschiedene Fragen, nach deren Beantwortung auch er davon überzeugt war, daß es sich um einen Mordfall handelte.

    „Und Mrs. Leaf war, sagten Sie, an der Unfallstelle?"

    „Ja. Sie gab mir sofort die richtigen Tips."

    „Sieht ihr ähnlich. Verdammt tüchtiges Frauenzimmer. Schade, daß sie nicht mehr Detektivin ist. Höchstens noch, wie in diesem Fall, amateurweise. Immerhin—wenn die sagte, daß es sich um einen Mord handelt, dann ist es auch einer!"

    Der Sergeant war gekränkt. „Erlauben Sie, Kommissar — — ich habe das ja auch festgestellt."

    „Ja. Hinterher. Aber egal. Ich werde den Fall in die Hand nehmen, Sergeant. Die Nummer des Wagens haben Sie mir ja schon durchgesagt. Ein wichtiger Anhaltspunkt wäre damit gegeben. — Wahrscheinlich werden wir uns heute noch sehen. Bis dahin — — good bye, Sergeant!"

    Lester legte den Hörer auf und wandte sich seinem treuen Mitarbeiter und Assistenten zu, dem Kriminalsekretär Dix, der, in einem Protokoll blätternd, am Fenster vor seinem Arbeitstisch saß.

    „Interessanter Fall, Dix, sagte er und erläuterte kurz, was er eben vernommen hatte. Dix hörte ihm aufmerksam zu. Dann strich er über seine Warze am Kinn und meinte brummend: „Kann vielleicht interessant werden. Werde zunächst mal feststellen, wem das Auto gehörte.

    „Darum wollte ich gerade bitten, erwiderte Lester, „und dann machen Sie sich zu einer Fahrt nach Brixton bereit!


    Signorina Litti öffnete vorsichtig die Tür zu Signora Franellis Zimmer. Die Vorhänge waren noch zugezogen. In dem Raum herrschte ein mystisches Dunkel.

    „Hallo — Signora Franelli!" erklang zögernd und fragend die Stimme der kleinen Litti.

    Nichts rührte sich. Niemand antwortete. Die Litti trat näher und warf einen Blick auf das Bett, das sich, nachdem sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, schemenhaft ihren Blicken darbot. Das Bett war leer. Die junge Tänzerin eilte zum Fenster und zog die Vorhänge hoch. Helles Tageslicht strömte in den Raum.

    Signorina Litti faßte sich an den Kopf. Verwirrt blickte sie um sich. Die Franelli war also in der vergangenen Nacht nicht nach Hause gekommen.

    Die junge Italienerin verließ hastig das Zimmer, um sofort ihren Manager Signor Dotto aufzusuchen.

    „Was? rief Dotto, „die Franelli ist nicht nach Hause gekommen? Er strich sich mit einer verlegenen Geste über das spärliche Haar, „merkwürdig. Ich entsinne mich — gestern Abend nach der Vorstellung ist sie mit ihrem Wagen davon gefahren. — Na, warten wir erst einmal ab! Vielleicht kommt sie bald."

    Er faßte die Kleine am Kinn und blickte ihr in die Augen. Sie senkte den Kopf. Doch er hob das Köpfchen mit einer energischen Bewegung wieder empor, riß sie in seine Arme und küßte sie.

    „Antonio! rief sie, nachdem sie sich, nicht eben energisch, von ihm befreit hatte, „du sollst doch nicht —!

    Er lachte: „Ich tu es aber. Wer könnte deinem Kußmäulchen auch widerstehen? Wann heiraten wir?"

    „Niemals!"

    Er lachte noch lauter: „Das wird sich finden!"

    Sie lehnte sich gegen die Wand und blickte ihn aus ihren schwarzen Augen funkelnd an. „Als ob ich nicht wüßte, daß Du doch nur die Franelli wirklich liebst!"

    „Pah! rief er, „Theater! Das ist längst vorüber. Sie ist meiner überdrüssig, — und umgekehrt auch. — Aber lassen wir das! Du wirst jetzt beobachten, ob sie kommt, und wenn sie da ist, teilst du mir das sofort mit!

    Er versuchte, sich wieder der Kleinen zu nähern. Aber sie wich ihm aus und huschte durch die Tür davon, bevor er sie noch erfassen konnte.


    Dotto hatte sich nachdenklich an seinen Schreibtisch gesetzt. Das Telefon klingelte. Er meldete sich. „Ja — bitte? Wie, bitte? Autonummer 58362? Ob das die Nummer des Wagens von Frau Franelli ist? Muß ich erst feststellen, Sir. — Was? Ob Sie die Dame sprechen können? Bedaure, — sie ist seit gestern abend noch nicht zurückgekehrt."

    Die Stimme am anderen Ende der Leitung stieß ein ‚Aha!‘ aus, als ob der Betreffende diese Antwort erwartet hätte.

    „Wer spricht denn dort überhaupt?" wollte Dotto wissen.

    „Kommissar Lester von Scotland Yard!" erklang eine scharfe Stimme zurück.

    Der Manager fuhr unwillkürlich zusammen. „Um Gottes Willen, Herr Kommissar — ist was passiert?"

    „Allerdings. Aber ich bitte Sie: schweigen Sie vorläufig darüber, daß ich Sie anrief! Jetzt ist es ein Uhr. Ich werde um zwei Uhr bei Ihnen sein. Frau Franelli brauchen Sie vorläufig nicht mehr zu erwarten."

    „Mein Gott — sollte sie etwa — —?"

    „Später, Signor Dotto, später. Ich werde Ihnen alles erklären. Halten Sie sich also bitte zu einer Besprechung um zwei Uhr bereit!"

    Der Manager erhob sich nach diesem Gespräch und schritt im Zimmer aufgeregt hin und her. Sein Herz klopfte zum Zerspringen. Zweifellos war mit der Franelli irgend etwas geschehen. Sollte sich‘s um ein Verbrechen handeln? Wenn Scotland Yard schon im Spiele war — — dazu noch einer der tüchtigsten Konlmissare, den jeder kannte — —?

    Dotto fühlte, wie ihm schwindelig wurde. Er mußte sich wieder setzen. Bettina Franelli — — sie war, wie er selber zu ihr scherzhaft immer wieder gesagt hatte, ‚der Traum seiner schlaflosen Nächte‘. Ein Aas, eine Sphinx. Und doch konnte man von ihr nicht mehr loskommen. Die kleine Litti hielt er sich nur in Reserve. Er zweifelte immer wieder daran, ob es ihm je gelingen werde, Bettina ganz für sich zu gewinnen. Sie war glatt wie ein Aal. Immer freundlich, stets liebenswürdig, — doch im Untergrund ihres Wesens schillerte Kälte. Sie war klug und berechnend, — doch er konnte nicht klug aus ihr werden. Er konnte auch nicht behaupten, daß er der einzige von ihr Bevorzugte sei. Es war zum Verzweifeln — aber da gab es auch andere noch, die sich in ihrer unverkennbaren Zuneigung sonnen konnten, verschiedene andere, auf die sich Dottos unversöhnlicher Haß konzentrierte. So wurde er dauernd zwischen Hoffen und Zweifeln herumgeworfen. Der einzige ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht war die kleine Litti, bei der er Trost und Verständnis suchte. —

    Pünktlich um zwei Uhr erschien der Kommissar. Dotto blickte ihn forschend an, suchte schon zu erraten, was ihm der andere wohl eröffnen würde.

    Er bat den Kommissar, Platz zu nehmen, und reichte ihm Zigaretten. Lester lehnte dankend ab. Er schwieg zunächst und betrachtete sein Gegenüber mit einem forschenden Blick.

    „Reden Sie bitte, Kommissar! bat Dotto fiebernd, „was ist mit der Franelli geschehen?

    „Sie waren mit der Dame befreundet?" fragte Lester dagegen.

    „Wie man‘s nimmt, erwiderte der Manager mit einem trüben Lächeln, „jedenfalls habe ich sie hier bei der Rialto-Bar angebracht.

    „Das ist keine präzise Antwort auf meine Frage!" erwiderte der Kommissar und trommelte auf den Tisch.

    „Hm. Dotto rückte auf seinem Stuhl hin und her, „Ich gebe zu, daß ich recht viel für sie übrig habe. Sie ist eine vorzügliche Künstlerin.

    „Gewesen!" erwiderte Lester kühl.

    Dotto fuhr jäh empor. „Wie habe ich das zu verstehen?"

    „Signora Franelli ist tot."

    „Tot!!! Es klang wie ein Schrei. Dotto rannte wie ein wildes Tier hin und her. Er faßte an seine Krawatte, hob die Schultern hoch, fuhr sich über die Augen, stöhnte laut auf. „Tot!. Er blieb plötzlich wie angenagelt vor dem Tisch stehen.

    „Ja. Mit dem Auto verunglückt. So sieht es wenigstens auf den ersten Blick aus. In Wirklichkeit dürfte es sich um einen Mord handeln, der durch ein fingiertes Unglück vertuscht werden sollte."

    „Tot! wiederholte Dotto noch einmal. Dann riß er sich gewaltsam zusammen. „Und wen haben Sie in Verdacht, Herr Kommissar?

    „Bisher noch niemanden, erwiderte Lester sachlich kühl, „ich komme eben zu Ihnen, um die ersten Anhaltspunkte zu gewinnen. Gerade Sie haben doch mit der Franelli in näherer Beziehung gestanden. Vielleicht können Sie mir einen Wink geben.

    Dotto fühlte den forschenden Blick des Kommissars auf sich ruhen, als ob dieser ihn in den Bereich der Verdächtigen mit einbezog. Das empörte ihn. Was aber sollte er sagen? Es war eine üble, verzwickte Situation.

    „Haben Sie mich etwa auch in Verdacht, Herr Kommissar?" fragte er geradezu.

    Um Lesters Lippen spielte ein feines Lächeln. „Sie? Wieso? Habe ich das etwa gesagt?"

    „Nein. Aber — — vor den Herren Kriminalisten ist doch kein Mensch sicher, — daß er nicht in Verdacht kommen könnte."

    „Um in dieser Beziehung gleich Klarheit zu schaffen, brauchen Sie mir ja nur Ihr Alibi nachzuweisen, Mister Dotto!" erwiderte Lester und spielte mit einem Bleistift, der auf dem Tisch lag.

    „Für welche Zeit?" fragte der Manager.

    „Für die vergangene Nacht natürlich", erwiderte der Kommissar.

    „Nach der Vorstellung, sagte Dotto, ein wenig zögernd, „bin ich, weil ich wie immer recht müde war, schlafen gegangen. Da ich allein schlafe, habe ich allerdings keine Zeugen dafür. Das heißt doch — halt! Fräulein Litti sah mich in mein Zimmer gehen.

    „Wer ist Fräulein Litti?"

    „Ein Mitglied des Franelli-Ensembles."

    „Wieviele Mitglieder hat das Ensemble?"

    „Sechs. Fräulein Litti ist nach Frau Franelli die hübscheste

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