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Gangster, Tod und Teufel
Gangster, Tod und Teufel
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eBook228 Seiten3 Stunden

Gangster, Tod und Teufel

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Über dieses E-Book

Der Wächter nicht tot, aber bewusstlos im Vorgarten, der Tresor leer geräumt, keine Fingerabdrücke. Die Pariser Polizei rätselt über die Bedeutung des großen M an der Tapetenwand. Zur gleichen Zeit wird in New York in die Villa des Millionärs John Parker eingebrochen. Am nächsten Morgen findet man den Millionär samt Ehefrau und Dienerschaft bewusstlos im Haus liegen. Von den Tätern fehlt jede Spur. Lediglich auf einem Marmortisch in der Halle ist ein großes M aufgemalt. Auf einer Abendgesellschaft in London beim Herzog von Hampshire geht plötzlich das Licht aus. Die Polizei findet die Gäste und Kellner bewusstlos vor, es fehlen teurer Schmuck und Uhren. Von einem Mahagonitisch im Salon ist die Decke zurückgezogen. Auf dem Tisch prangt ein leuchtendes, weißes M. Schnell finden sich die besten Kommissare aus New York, Holl, aus London, Lester, und aus Paris, Lebrun zusammen. In der Aktion Paris gelingt es besonders Holl, sich "under cover" in die ehrenwerte Gesellschaft einzuschleusen. Aber erst in der Aktion London kommt es zu ersten Erfolgen, um die Verbindungen der international agierenden Verbrecherbande aufzuspüren. Der endgültig vernichtende Schlag gegen die Hintermänner gelingt in der Aktion New York. In einem Bergwerk eingeschlossen hat Holl endlich die Mitgliederliste in den Händen. Ein typisch actionreicher Harry-Hoff-Krimi.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum7. Apr. 2016
ISBN9788711508688
Gangster, Tod und Teufel

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    Buchvorschau

    Gangster, Tod und Teufel - Hans Heidsieck

    www.egmont.com

    I. Aktion Paris

    Was die Polizei vorfand, war eine durchstemmte Wand, ein kunstgerecht aufgeschweißter Tresor und — in diesem — eine gähnende Leere.

    Den Wächter der Bank sah man bewußtlos im Vorgarten liegen. Alle Bemühungen, ihn wieder zu sich zu bringen, blieben zunächst erfolglos. Er wurde in die Halle getragen, wo der Gerichtsarzt sich seiner annahm.

    Inzwischen untersuchten die Beamten alles genau. Die Verbrecher waren durch eine Wand aus der nebenliegenden Parterrewohnung gekommen. Man ging durch das entstandene Loch hinein. Die Wohnung war leer. Nur einige altmodische Möbel standen verlassen herum.

    Der Hausverwalter wurde herangezogen. Ein junges Ehepaar, sagte er, hatte die Wohnung vor vierzehn Tagen gemietet, und zwar teilmöbliert. Der Name ‚Robin‘ stand noch an der Tür.

    In dem Tresor der Bankfiliale hatte sich ausnahmsweise viel Geld befunden: zehn Millionen Francs, die für eine bestimmte Transaktion bereitgestellt waren. Robins — oder wie sie in Wirklichkeit heißen mochten — mußten darum gewußt haben.

    Der Einbruch, beziehungsweise der Durchbruch, erregte das größte Aufsehen. Fast alle Pariser Blätter berichteten auf der ersten Seite davon.

    „Fingerabdrücke?" fragte der leitende Kommissar Lebrun.

    Nein — es wurden keine gefunden. Aber ein mit Kreide geschriebenes M war, herausfordernd groß, an die Tapete gemalt.

    *


    Während dies in Paris geschah, hatte sich folgendes in New York ereignet: Zwei maskierte Räuber statteten nachts der Villa des Millionärs John Parker einen Besuch ab.

    Ein alter Diener, durch ein verdächtiges Geräusch erwacht, trat ihnen in der Halle dürftig bekleidet entgegen. Er wollte Alarm schlagen —, aber da traf ihn bereits ein spitzer Strahl aus einem länglichen Instrument, das einer der beiden Banditen auf ihn gerichtet hielt. Der Mann sackte wie ein Klotz zu Boden, wo er bewußtlos liegen blieb.

    Drei Minuten später fuhr Parker selbst aus dem Schlaf empor und starrte verwirrt in eine Blendlaterne. Er sah einen Colt auf seine Brust gerichtet, und eine Stimme zischte: „Keinen Laut, Mister Parker — oder Sie sind des Todes. Stehen Sie auf, schreiben Sie einen Scheck über zehntausend Dollar aus — und die Angelegenheit ist für Sie ebenso wie für uns erledigt. Wenn Sie sich weigern, knallts, und dann können Sie sich künftig die Radieschen von unten betrachten."

    Sechs Minuten später hielten die Halunken den Scheck in der Hand. Zehn Minuten darauf hatten sie das Haus schon wieder verlassen.

    Den Millionär fand man am nächsten Mittag noch nebst seiner Gattin, dem Diener und zwei weiteren Bedienten bewußtlos im Hause liegen. Erst gegen Abend brachte man sie wieder zu sich.

    Der Scheck aber war bereits kurz nach Eröffnung der Bank eingelöst worden.

    Von den Tätern fehlte jede Spur. Lediglich auf einem Marmortisch in der Halle war ein großes M aufgemalt.

    *


    London. Große Gesellschaft beim Herzog von Hampshire. Die Herren erschienen im Frack —, die Damen in großer Abendtoilette mit reichem Schmuck. Viele prominente Persönlichkeiten nehmen an dieser Gesellschaft teil.

    Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt; es wird getanzt, viel gelacht und getrunken.

    Da — plötzlich! — sind alle Räume auf einmal in Dunkel gehüllt. Die Musik bricht ab; einige Sekunden lang herrscht betretene Stille. Dann gellen Schreie auf; ein zischendes Geräusch ist zu vernehmen. Die Schreie verstummen — es ist auf einmal wieder ganz umheimlich still. Um so deutlicher vernimmt man einige tappende Schritte. Der Schein einer Taschenlampe geistert auf eine Tür zu — — drei, vier, fünf Gestalten huschen durch diese Tür und verschwinden.

    Diener kommen aus anderen Räumen mit Kerzenleuchtern herbeigestürzt. Auf einmal flammt auch das elektrische Licht wieder auf.

    Überall liegen regungslose Gestalten am Boden. Auch die Diener, die herbeigeeilt waren, sacken auf einmal lautlos in sich zusammen.

    Fünf Stunden später erst kommen einige von den Gästen wieder zum Bewußtsein zurück. Die Fenster sind alle weit aufgerissen. Ärzte sind da, Kriminalbeamte.

    Es fehlen acht Perlenketten, vierzehn goldene Uhren, zahllose Ringe, Anhänger, Armreifen, Nadeln. Der Gesamtwert wird zunächst oberflächlich auf fünfzigtausend Pfund geschätzt.

    Von einem Mahagonitisch im Salon ist die Decke zurückgezogen. Auf dem Tisch prangt ein leuchtendes, weißes M.

    *


    Ein junges Paar sitzt in dem großen Atlantik-Clipper, der von Paris nach New York fliegt. Die hübsche Stewardeß setzt den Fluggästen eben das Frühstück vor: Je zwei Eier im Glase, Toast, Butter, Aufschnitt — dazu noch ein Kännchen Tee oder Kaffee nach Wunsch.

    Aus einem Lautsprecher erschallen die neuesten Nachrichten. Sensation über Sensation: Bankeinbruch in Paris. Dreiste nächtliche Erpressung eines Millionärs in New York. Eine betäubte und ausgeraubte Gesellschaft in London. Über allem das geheimnisvolle, mit Kreide geschriebene M.

    Der junge Mann stieß seine Begleiterin unter dem Tisch leise an. Sie lächelte ihm verständnisvoll zu. Er griff unwillkürlich nach seiner Brieftasche, in der er zwei falsche Pässe verwahrt hielt. Seine Erscheinung ist in keiner Weise auffällig — ebenso wenig die seiner Frau.

    Ein kleiner Lederkoffer mit doppeltem Boden steht neben ihnen. Den wollten sie nicht aus der Hand geben. Was sich in dem Geheimfach befand, hatte noch kurz zuvor in einem Pariser Tresor gelegen.

    Die beiden unterhielten sich angeregt mit den anderen Passagieren. Dabei stellte es sich heraus, daß sie der englischen Sprache ebenso gut wie der französischen und auch der deutschen mächtig waren. Wie der junge Mann einmal einfließen ließ, war er in diplomatischen Diensten tätig.

    Nachdem in New York die Zoll-Formalitäten erledigt waren, bestiegen sie einen eleganten Wagen, der sie nach dem südlichen Manhatten zu einem großen Geschäftspalast brachte. In diesem Hochhaus befanden sich unzählige Firmen.

    Mit dem Schnellaufzug ging es zum 25. Stockwerk hinauf. An der messingbeschlagenen Tür liest man die Worte: ‚Internationale Handelsgesellschaft AG., New York‘.

    In einem elegant eingerichteten Zimmer tritt ihnen ein großer und schlanker Herr in den mittleren Jahren entgegen. „Ach — Charles! ruft er freudig; er streckt nach den beiden die Hände aus — „und auch du, Mary! Ihr seid also glücklich herübergekommen. Hat auch kein Mensch eine Ahnung —?

    „Nein, erwiderte Charly, „kein Mensch hat eine Ahnung!

    „Wißt ihr schon —? Hier in New York — und in London — —"

    Charly nickte, und Mary erwiderte lächelnd: „Wir haben es durch den Rundfunk im Flugzeug gehört. Auch da scheint alles geklappt zu haben."

    Der Schlanke klopfte dem Jüngeren auf die Schulter. „Na — und die Beute?"

    Charles, hier Charly genannt, öffnete seinen Koffer — in ihm das Geheimfach, und händigte dem anderen die französischen Banknoten aus. Der Schlanke zählte schmunzelnd die Summe nach ...

    Zwischen London, Paris und New York zuckten Funksprüche hin und her. Auch vom Sprechfunk wurde reger Gebrauch gemacht.

    In New York wurde Kommissar Holl verlangt. Kommissar Lester von Scotland Yard meldete sich. „Holl! sagte Lester, „Sie haben damals, als wir das erstemal telefonierten, doch recht behalten: Die M-Bande ist international. Nun hat sie in drei Fällen gleichzeitig zugeschlagen. Ich glaube, am besten würde die Angelegenheit wohl zentral bearbeitet werden.

    „Ganz meine Meinung, erwiderte Holl, „aber wie stellen Sie sich das vor, mein Lieber? — Haben Sie übrigens schon etwas ermitteln können?

    „Nein, leider nicht. Keine Fingerabdrücke — und auch sonst keine Spuren. Die Leute arbeiten mit einem ganz neuen Gas, das auf der Stelle betäubend wirkt."

    „Ach nein! rief Holl spöttisch, „das haben Sie also auch schon gemerkt? — Zentrale Bearbeitung, ja. Aber wer soll kompetent sein? So leicht wird sich keiner dem anderen unterordnen.

    „Im Interesse der Sache, erwiderte Lester, „muß jeder persönliche Ehrgeiz zurückgestellt werden. Ich habe schon mit Lebrun in Paris gesprochen. Da aller Wahrscheinlichkeit nach das Haupt der Bande ein Amerikaner ist, und da gerade sie in der Bandenbekämpfung besonders erfahren sind, wären wir beide einverstanden, wenn alle Fäden bei Ihnen zusammenliefen.

    „Ich weiß diese Ehre zu schätzen, erwiderte Holl, „wieso aber kommen Sie darauf, daß es sich um eine hiesige Bande handelt?

    „Weil die Methoden ganz amerikanisch sind, Holl. — Sind wir uns also einig — Sie übernehmen die Führung?"

    „Müßte das nicht erst zwischen den einzelnen Ministerien vereinbart werden?"

    „Das hiesige Ministerium sagte, daß dies unsere eigene Angelegenheit wäre. Einen ähnlichen Bescheid erhielt auch Lebrun."

    „Also gut. Abgemacht! sagte Holl, „morgen fliege ich nach Paris: kommen Sie bitte auch hin — bringen Sie alles an Material mit, was Sie schon haben — und dann werden wir über die Maßnahmen sprechen, die hier zu treffen sind.

    Der schlanke Herr von der Handelsgesellschaft, der sich Daniel Anderson nannte, war mit Charles und Mary zum Essen gegangen. Als sie in das Büro zurückkehrten, trat dem Schlanken ein kleiner, verwachsener Mann entgegen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Daniel hieb mit der Faust auf den Tisch. „Alle Wetter! — Übrigens kannst du vor diesen beiden ruhig laut sprechen, Beppo! Er wandte sich Charles zu: „Weißt du, was Beppo eben gehört hat? Bitte!

    Er reichte dem anderen ein Blatt über den Tisch, das er gerade von dem Kleinen erhalten hatte.

    Charles las: „Ja! rief er, „die schließen sich also auch zusammen — und Holl übernimmt die Führung.

    „Ich will sofort mit dem Chef sprechen, sagte Daniel, „was dagegen zu tun ist. Mit diesen Worten und einem rasch hingeworfenen „Wartet mal einen Augenblick!" verließ er das Zimmer.

    „Ihr habt gut gearbeitet in Paris!" sagte Beppo und blinzelte mit den kleinen, von tausend Falten umsäumten Augen.

    „Das will ich meinen! erwiderte Charles heiter, „wenn schon — denn schon!

    „Zehn Millionen — kein Pappenstiel — Und hier vermutet man euch bestimmt noch nicht. Die werden sich in Paris nach euch dämlich suchen."

    Daniel kam zurück. Er gab Charles einen Wink: „Komm mal mit — wir müssen uns unter vier Augen sprechen. — Und du, Beppo, gehst wieder in deine Funkkammer zurück und horchst weiter. Die Herren Kommissare werden sich vielleicht noch manches zu sagen haben. — Und sage den anderen, die die Polizeileitung abhören, daß sie besonders gut aufpassen müssen."

    Nach diesen Worten zerrte Daniel Charles in einen anderen Raum, dessen Türen schalldicht gepolstert waren. Die Folge dieses Gespräches war, daß sich Charles am gleichen Abend noch in eine Hafenkneipe begab, wo er mit Sicherheit den Bomben-Harry antreffen würde.

    *


    Für den Besuch der Hafenkneipe hatte sich Charles besonders zurechtgemacht. Er trug einen offenen Kragen, ein kariertes Hemd und eine Schiebermütze. In dieser Aufmachung war er in dem Lokal bekannt, in welchem er den Verbindungsmann mit der krassesten Unterwelt New Yorks darstellte.

    Das Orchestrion heulte, Matrosen gröhlten, Weiber kreischten, Gläser klirrten — und durch den dicken, sich langsam über die Holztische hinziehenden Rauch waren die Gestalten der Gäste kaum zu erkennen.

    „Hallo, Bomben-Harry! Charles zupfte einen robusten Kerl mit Knüpftuch und einer platten Boxernase am Rock, „habe vom Chef einen ehrenvollen Auftrag für dich!

    „Schön. Und was kann ich tun?"

    „Kommissar Holl muß beseitigt werden."

    „Schon wieder mal?"

    „Wieso schon wieder mal?"

    Es war doch schon einmal so eine Geschichte — die aber daneben ging. — Na ja, auf mich könnt ihr euch schon verlassen."

    „Gut. Du machst also eine Höllenmaschine zurecht. Holl fliegt nach Paris."

    „Verstehe schon — und da soll ich — —"

    Nähere Angaben über den Abflug der Maschine gebe ich dir noch durch. Wir verlangen saubere Arbeit von dir, Harry!"

    „Zum Teufel — darauf könnt ihr euch doch verlassen. Aber wie soll — —?"

    „Das ist deine Sache. Wir reden Spezialisten prinzipiell niemals hinein."

    „Das bitte ich mir auch aus. Harry starrte einen Augenblick sinnend vor sich auf den Boden. Dann rief er freudig: „Ich hab’s! Wird gemacht!, Charly! — Und das Honorar?

    „Dreitausend!"

    „Einverstanden. — Was macht Mary?"

    „Wir halten wie Pech und Schwefel zusammen."

    „Also eine glückliche Ehe?"

    „Kann man wohl sagen. Sie hilft mir, wo sie nur kann. Auch wieder in Paris."

    „Fabelhaft habt ihr das Ding gedreht — mit der durchbrochenen Wand. Na ja — alles Fachleute. Dafür werden wir ja auch ausgebildet."

    „Und was macht dein Junge, der John, Harry?"

    „Der ist im Genfer Internat. Wird sich hoffentlich später einmal seines Vaters würdig erweisen."

    Beide lachten. Dann tranken sie noch eine Flasche Wein zusammen und trennten sich.

    *


    Es war ziemlich spät, als Kommissar Holl an diesem Abend nach Hause kam. Seine Frau Bessie, die ehemalige Tänzerin, begrüßte ihn, wie gewöhnlich, mit einem herzhaften Kuß. Weniger liebevoll wurde er von anderer Seite empfangen, als ihm ein kräftiges ‚Hands up‘ (Hände hoch!) engegenschallte. Trotzdem lächelte der Kommissar nur dazu — denn der ihn auf diese Weise anbrüllende war sein Papagei ‚Robinson‘, den er einmal in einer Gangstervilla beschlagnahmt hatte und später von seiner Vorgesetzten Behörde als Preis für eine besonders glänzend gelöste Aufgabe erhielt.

    Holl trat an den Käfig und kraulte dem Tier den Kopf: „Aber Robinson — das darfst du doch zu deinem Herrchen nicht sagen!"

    „Soll dich der Teufel holen! erwiderte Robinson mit gesträubtem Gefieder. Holl lachte. Dann setzte er sich mit Bessie zum Essen nieder. Mit besorgter Miene sagte die Frau: „Ferry — hier in New York ist ja schon wieder der Teufel los!

    „Ach, sagte Ferry, „du meinst den Fall Parker?

    „Ja."

    „Nicht allein das, Bessie. Hast du nicht auch schon von den beiden Fällen in Paris und London gehört?"

    „Ja — das ist furchtbar!"

    „Und alles die M-Bande! Denke dir, Liebling — man hat mich bereits von Paris und von London aus zum Leiter der Forschungsarbeit bestimmt."

    „Oh Gott! sagte Bessie, „nun schwebst du also schon wieder mal in der größten Gefahr!

    „Pah — Gefahr! erwiderte Holl geringschätzig, „du weißt doch, daß es dieses Wort für mich überhaupt nicht gibt. — Morgen fliege ich nach Paris.

    „Ach Ferry — und ich muß wieder zittern um dich!"

    „Rede doch keinen Unsinn, Liebling! In diesem Fall bin ich ja nicht allein hinter den Gangstem her. Der berühmte Kommissar Lester von Scotland Yard — und Lebrun aus Paris sind auch noch dabei. Mir übertrugen sie die Leitung der internationalen Fahndungsaktion. Und das will etwas heißen!"

    „Hast du im Falle Parker schon etwas feststellen können, Ferry?"

    „Ja — die chemische Zusammensetzung des Betäubungsmittels, mit dem die Verbrecher gearbeitet haben. Sonst leider weiter noch nichts."

    *


    Die große Maschine, die nach Paris abfliegen sollte, und in der auch Kommissar Holl einen Platz belegt hatte, stand startbereit. Kurz vor dem Abflug wurde einem Passagier ein Telegramm gebracht, woraufhin dieser an den Flugkapitän herantrat und sagte, daß er leider nicht mitfliegen könne. Mit hastigen Schritten entfernte er sich von der Maschine.

    Wenige Minuten später erhob diese sich in die Luft. Niemand hatte darauf geachtet, daß ein von dem zurückgetretenen Passagier bereits abgegebener Koffer im Flugzeug blieb.

    Mit brausenden Motoren erhob die Maschine sich in die Luft ...

    *


    Kommissar Lester hatte jeden der Gäste, die sich bei dem Herzog von Hampshire befanden, genau befragt. Alle gaben die gleiche Auskunft: Das Licht erlosch — dann griff jemand an ihren Hals, an ihre Arme oder auch in den Rock — — und fast gleichzeitig waren sie bewußtlos geworden.

    Man hatte im Keller die Hauptsicherung ausgeschraubt.

    Das aber war auch alles, was man feststellen konnte. Es gab keine Spur, keine Fingerabdrücke. Die Verbrecher mußten mit Gummihandschuhen gearbeitet haben.

    Der Kommissar fragte, ob unter den Gästen auch solche gewesen seien, die man nicht genau kannte. „Nein! sagte der Herzog, „sie waren alle ehrenwerte Personen, die mir seit langem bekannt sind.

    Kein Hinweis, kein Anhaltspunkt konnte gefunden werden. Kommissar Lester war wütend. Er verzieh es den Gangstern nicht, daß sie ihm diesen Streich gespielt hatten. Wo sollte er forschen — wo weiter einhaken? Auch von den Bedienten des Herzogs konnte ihm keiner einen Fingerzeig geben. Das war zum Verzweifeln.

    *


    Kommissar Lester telefonierte mit Lebrun in Paris. „Ich habe Holl gesprochen, erklärte er, „der Kollege wird morgen nach Paris fliegen, um sich mit uns über die zu ergreifenden Maßnahmen zu besprechen. Ich bot ihm die Führung an. Er erklärte sich einverstanden.

    „Sehr gut, sagte Lebrun, „wir dürfen uns hier nicht verleiten lassen, durch kleinlichen Egoismus das große Ziel zu gefährden. Haben Sie inzwischen Spuren gefunden, Lester?

    „Leider nicht. — Und Sie?"

    „Ich weiß lediglich, daß sich die Täter Robin nannten — wie sie aber bestimmt nicht heißen. Wahrscheinlich sind sie längst über alle Berge."

    „Das ist wohl anzunehmen. Wir haben es hier ja mit einer äußerst raffinierten Bande zu tun. Haben Sie übrigens schon von dem neuesten Fall in Rom gehört?"

    „Ja. Eben kam hier die Nachricht durch. Einbruch in die staatliche Münzensammlung — sämtliche Goldstücke geraubt."

    „Unglaublich!"

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