Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Schiffe auf dem Rhein
Schiffe auf dem Rhein
Schiffe auf dem Rhein
eBook213 Seiten2 Stunden

Schiffe auf dem Rhein

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein Entwicklungsroman der besonderen Art! Peter Steffens lebt einsam mit seinem Vater, seinem Bruder Johann und seiner Stiefmutter auf dem Eisenkahn Margarete. Vater und Bruder sind ständig betrunken und die Stiefmutter ist abgrundhässlich und gemein. Doch Peter, intelligent und strebsam, will dieses Milieu verlassen. Er will um die Welt reisen, macht im Vorbeigehen eine bahnbrechende Erfindung und verhilft dem Geheimrat Melander wieder zu seinem Brillantkreuz, das ihm gestohlen worden war. Dabei lernt er die einzige Tochter des Geheimrats, Hedwig, kennen. Sie verliebt sich in ihn und er hält es mit Morgenstern: "Und hier beweist sich messerscharf, das nicht sein kann, was nicht sein darf." Melander, der große Reeder, erkennt die Begabung Peters und fördert ihn, bis er erkennen muss, dass die Beziehung seiner Tochter mit Steffens auf eine Heirat hinauslaufen wird. So wird aus Peter – dem Geförderten – Peter der Verfemte beim Geheimrat. Doch Peters Aufstieg geht unaufhaltsam weiter.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum29. Juli 2019
ISBN9788711508473
Schiffe auf dem Rhein

Mehr von Hans Heidsieck lesen

Ähnlich wie Schiffe auf dem Rhein

Ähnliche E-Books

Klassiker für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Schiffe auf dem Rhein

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Schiffe auf dem Rhein - Hans Heidsieck

    www.egmont.com

    Erstes Morgenläuten zittert über den Rhein, der plötzlich durch den Nebel emporsteigt.

    Ein Riesenkran reckt sich über den Hafen. Eiserne Kähne erwachen aus tiefem Schlaf. Ketten beginnen zu rasseln. Ein Köter klefft einen Matrosen an, der mit Eimer und Scheuertuch über die Planken schlurft . . .

    Schrill pfeifend stampft eine Dampfpinasse heran. Sie kommt wie ein Schatten durch den weichenden Nebel geschwommen. — Die Hafenpolizei unternimmt eine Rundfahrt.

    Hinter den Schleiern hebt sich die Stadt empor; die grosse Stadt am Rhein mit ihren Zinnen und Türmen wischt sich den Schlaf aus den Augen . . .

    Bald regt es sich überall. Luken werden geöffnet; Rufe erschallen; tappende Schritte dröhnen auf eisernem Bootsbelag.

    Der Matrose hat mit Scheuern begonnen. Dabei pfeift er einen Gassenhauer zwischen den Zähnen. Vom Dach der Kajüte aus schaut ihm der Köter zu.

    An den Dampser, tief ins Wasser gedrückt, schmiegt sich ein beladener Eisenkahn; aus der Wohnkajüte steigt bläulicher Rauch empor. —

    Plötzliches Kettenrasseln und Zischen verkündet, dass der grosse Dampfkran seine Arbeit begonnen hat. Er keucht wie ein gewaltiges Tier dabei. Ueber die Hafenstrasse, die eine Erneuerung ihres Pflasters sehr nötig hat, holpert ein schwer beladener Wagen. Auf dem Gleisanschluss rollt eine Lokomotive. Grelle Pfiffe reissen die Luft entzwei.

    Die Wohnkajüte des Eisenkahns ‚Margarethe’ wird soeben geöffnet. Ein junger Mann steigt, seine Augen gegen die aufsteigende Sonne schützend, an Deck empor. Er steckt in einem Matrosenanzug, der ihm zu weit ist. Helle, blaue Augen schauen gross in den lachenden Morgen hinaus. Er reckt sich, gähnt und atmet aus voller Brust, als ob er die ganze Schönheit dieses Morgens in sich aufsaugen wolle. Dann tritt er in die Kajüte zurück und klopft an die Tür einer Bretterverkleidung.

    „He, — Vadder! ’s wird Zeit!"

    Eine brummende Stimme erwidert etwas von innen; doch man versteht sie nicht.

    Der Jüngling nimmt sich des Herdes an. Er hatte schon vor einer Viertelstunde Feuer entzündet; es will aber noch nicht brennen.

    Ein anderer, älterer Bursche tritt in Hemdärmeln aus der Bretterverkleidung. „Nu, — haste Kaffee gekocht?"

    „Ne! Dat Holz will nicht brennen! Kommt Vadder bald?"

    „Vadder is wieder eingeschlafe erwiderte unwirsch der Ältere. „Und übrigens könnte der Kaffee längst fertig sein!

    „Du has gut rede! Hilf mer lieber mal blase!"

    Mit vereinten Kräften schürten beide die Glut. Endlich brannte das Feuer. Aber der Kaffee kochte noch nicht, als der Vater kam.

    Der Mann hob seine schwielige Rechte und knallte, ohne ein Wort zu sagen, dem jüngeren seiner beiden Söhne eine Maulschelle herunter. Der duckte sich wie ein geschlagener Hund. Dann hantierte er ruhig weiter. „Dat Holz war nass", sagte er nur zur Entschuldigung.

    Der Bruder schnitt sich eine Scheibe Brot ab, die er dick mit Butter bestrich. Endlich konnte man Kaffee trinken . . .

    Da ertönte eine keifende Stimme aus dem Innern des Bretterverschlages: „Pitter! Is de Kaffee all fertig?"

    Peter, der junge Koch, steifte sich auf. „Ja, Mudder! rief er nach dem Inneren der Kajüte. „Von mir aus kannste jetz uffsteh’n!

    Die Stimme von innen nahm einen kratzenden Ton an, indem sie erwiderte: „Von dir aus! — Ich will dir: von dir aus! Warte nur, bis ich ’rauskomm’, dummer Schöps, woste bis!"

    Kurze Zeit später kam eine alte, hässliche Person im Unterrock in die Küche gehumpelt. Peter war jetzt allein. Vater und Bruder hatten die Kajüte verlassen. „Wo is dä Kaffee?"

    „Wo is dä Raffee?"

    „Hier!"

    „Warum haste mir noch nit einjeschenkt?"

    „Dann wär’ er jo kalt geworde! Und iwerhaupt haste jo nix jesagt!"

    Die Stiefmutter gab dem Jungen einen energischen Rippenstoss, dass er gegen die Ofenbank taumelte. „Man kann euch zu nix gebrauche!" wetterte sie, während sich der Junge die Hüfte rieb.

    Ein graubärtiger Mann trat in die Kajüte. Die Frau blickte auf:

    „Nu, Matjes Sepp — — alleweil so früh schon am Morge —?"

    „Ich sollte entlade helfe. Dä grosse Kran wird erst zu Mittag frei. Wo is enger Mann?"

    „Minge Mann? Uff un davon! Wahrscheinlich zum ‚Onkel Tom’. Ihr wisst doch, dass er am ersten Tag nach der Landung zu feiern pflegt . . ."

    „Ja, dat weiss ich. Aber man sollte ihn hole. Diesmal is’s eilig. Dä Jung könnt’ ja mal hinspringe!"

    Peter trat an den Tisch, wo die Stiefmutter eben anfing, schmatzend Kaffee zu schlürfen.

    „Auch ebbes Kaffee gefällig, Herr Matjes!" fragte er freundlich.

    „Ne! Aber ’n Schnaps, wenn’s wat sein muss. Un dann mach, dass de zum Vadder kommst. Haste verstande? Ich warte hier. Die Kiste von Amsterdam müssen heut noch zu Stucker und Kompagnie."

    Peter ging. Als er die Tür hinter sich zuschlug, bemerkte er noch, wie der Mann ganz dicht an seine Stiefmutter heranrückte . . . .

    ‚Zum Onkel Tom’ hiess die Hafenkneipe, in der Peter Vater und Bruder zu finden wusste. Vor beiden stand je ein grosses Glas Kognak. Eine feiste Kellnerin, die ihre Morgentoilette noch nicht völlig beendet hatte, hantierte mit einer Flasche hinter dem grossen Buffet umher.

    Peter wurde mit lautem Hallo begrüsst. Auch einige Leute vom Nachbarkahn sassen schon in der Kneipe.

    „Vadder, sagte Peter, als er endlich nach der Begrüssung zu Worte kam, „du sollst rasch komme, der Kahn muss heute entlade werde.

    Die beiden starrten den Sprecher an, als ob er verrückt sei. Dann packte ihn der Vater am Kragen.

    „Jüngelche, — dat Entlade hat Zeit. Erst lösche mer mal unsere Durst, — und dann kütt die Ladung noch lange nich. Haste verstande? Nu bleibste gleich hier un trinkst mit — Kathinka! Bring ens noch e Bittere!"

    Als Peter sich sträuben wollte, hielt man ihn mit Gewalt fest. Unter lautem Gejohle aller Beteiligten wurde ihm der Schnaps Glas auf Glas in die Kehle gegossen. Endlich lag er ganz still und rührte sich nicht mehr. Abends schleppten ihn Vater und Bruder völlig betrunken nach Hause.

    Die Mutter war nicht daheim. Sie wäre zu Bekannten gegangen, erzählte eine Frau von dem benachbarten Eisenkahn, während ein eigentümliches Lächeln ihre Züge umspielte. —

    Am folgenden Morgen begann man die Ladung zu löschen. Wieder brach ein herrlicher Herbsttag an. Peter griff wacker zu. Er machte sich nützlich, wo er nur eben konnte, obwohl er völlig zerschlagen war. Er musste Vater und Bruder bewundern, denen man gar nichts anmerken konnte. Die beiden taten, als ob nichts geschehen sei . . .

    Ihm kam das alles ekelhaft vor — die schmutzige Kneipe, — — das liederliche Weib mit den aufgedunsenen Backen, — — — und vor allem der brennende Branntwein, — das wollte ihm nicht mehr aus dem Kopfe gehen . . . .

    Über Mittag erschien auf einmal ein fremder Herr, der behauptete, mit Peters Eltern verwandt zu sein. Er sei ein Vetter des Vaters, erzählte er, was er aber erst unlängst erfahren habe. Er wolle doch seine Verwandten auch einmal kennen lernen.

    Peter sah sich in das Haus eines wohlhabenden Kaufmanns geladen.

    Als der Vetter gegangen war, machte der Vater eine verächtliche Handbewegung. „Dä soll uns in Ruh’ lasse! sagte er mit seiner tranigen Stimme, „mer brauche keine Landratteverkehr!

    Peter und Johann suchten den neuen Onkel aber doch heimlich auf. Er wohnte in einem geräumigen Hause und besass eine stattliche Frau. Von drei Kindern war die älteste Tochter ein fast erwachsenes Mädchen.

    Den beiden Besuchern kam das friedliche Leben in einem Bürgerhause ganz neu vor. Sie fühlten sich aber in dieser Umgebung wohl.

    Der Vater brummte, als er von diesen Besuchen erfahren hatte, zumal ihm Johann dadurch entzogen wurde, den er als eifrigen Trinkkumpan schätzte. Aber er machte keinen ernstlichen Einwand dagegen, als er bemerkte, dass die Liebe im Spiele war. Wie man hörte, sollte der Vetter Vermögen haben, und wenn seine Tochter mit einem der Jungen — — das liess sich schon überlegen!

    Wirklich hatten sich beide Jungens bald in die hübsche Paula verliebt. Dadurch kamen die Brüder heftig zusammen. Johann hegte eine erbitterte Feindschaft gegen den jüngeren Bruder und suchte, ihn mit allen Mitteln aus dem Felde zu schlagen.

    Peter sprach über seine Gefühle nicht; er tat vielmehr, als ob ihm das Mädchen gleichgültig sei, und gestand sich selbst nur im stillen seine Neigung ein . . .

    Paulas Wohlwollen wandte sich Johann zu. Der verstand besser zu prahlen und zu renomieren, als sein in diesen Dingen unbeholfener Bruder.

    Johann wusste gegen ihn so spitze und giftige Stiche zu führen, dass Peter in den Augen des Mädchens allmählich minderwertig und verächtlich erscheinen musste. Er aber war eine zu gerade Natur, um sich mit gleichen Waffen zu wehren.

    Zu Hause hetzte Johann auch die Eltern noch gegen den Bruder auf. Dadurch spitzte sich das Verhältnis zwischen Peter und seiner Umgebung immer mehr zu.

    Er war ein Aussenseiter, — das empfand er ganz deutlich. Es drängte ihn, aus dem Schmutz und Chaos seiner Umwelt herauszukommen; er war doch nur das Aschenbrödel seiner Familie . . . .

    Der Schlepper fuhr nach Holland hinunter, um erst nach einigen Wochen wieder zurückzukehren. Da hätte Peter Gelegenheit finden können, abermals mit Paula zusammenzutreffen. Indessen blieb er dem Hause des Kaufmanns fern. So tief auch diese, erste Liebschaft in seiner jungen Seele gewurzelt hatte, er hatte sie doch überwunden. Instinktiv fühlte er, dass ein solches Mädchen wie Paula einer tieferen Neigung nicht fähig und auch nicht wert war. Andererseits wusste er wohl, dass er sich dieser Neigung nicht mehr würde entziehen können, wenn er wieder in dem Hause des Onkels verkehrte. Deshalb mied er peinlich jede neue Berührung. Für die triumphierende Miene des Bruders hatte er nur ein überlegenes Achselzucken.

    Das Verhältnis zwischen Peter und seiner Stiefmutter war bald unerträglich geworden. Auch die Reibereien zwischen ihm und dem Vater nahmen kein Ende mehr. Als ihn der Alte einmal im Rausch über die Reling ins Wasser geworfen hatte, sodass er nur mit knapper Not vor dem Ertrinken davonkam, verliess er die ‚Margarethe‘ und verdingte sich auf einem grösseren Handelsschiff.

    Die Eltern trauerten ihm nicht nach. Schon lange war er ihnen ein Dorn im Auge gewesen. Durch seine Beobachtungsgabe und scharfe Kritik erschien er ihnen nur lästig und unbequem, wenn er auch meistens nur wenig sprach. Sie hatten seine Verachtung des liederlichen Lebens herausgefühlt, in das man versunken war.

    Johann, ein wenig angeheitert, grinste dem Bruder, als er mit seinem kleinen Bündel davonschreiten wollte, frech ins Gesicht.

    „Na — alles Gute, Pitter! Du willst ja woll höher hinaus — wennsde erst Millionär bist und siehst mich irgendwo Drehorgel drehe, wirfste mer auch mal e Grosche in minge Mütz, gell?"

    Peter wandte seinem Bruder verächtlich den Rücken und schritt davon . . .

    Auf der ‚Hansa’, wo er zunächst nur Hilfsdienste leistete, wusste man seinen Eifer und seine Gewissenhaftigkeit bald zu schätzen. Trotz aller Verspottungen seitens der Kameraden, die ihn einen Duckmäuser nannten, blieb er ein anständiger Junge.

    Eines Tages hatte er in der Kajüte des Kapitäns aufzuwischen. Bei dieser Gelegenheit fiel ihm ein Buch in die Hände. Das zog ihn an, obwohl es nur ein kaufmännisches Handbuch war. Er blätterte und las eifrig, bis ihn der Kapitän überraschte.

    „Nu, Jüngsken, was machste da?"

    Peter drehte das Buch verlegen in seiner Hand.

    „Ich hab als emol da ringekuckt" gestand er offen. Der Kapitän lächelte und meinte, wenn er in seiner freien Zeit einmal mehr darin lesen wolle, so solle er das Buch ruhig eine Weile behalten.

    Peter benutzte nun jede freie Minute, um zu studieren. Auch unterhielt er sich vielfach mit einem Holländer, der auf dem Dampfer als Hilfsheizer angestellt war. So lernte er in wenigen Wochen eine fremde Sprache beherrschen.

    Eines Tages, als er eben Lampen putzte, trat der Sohn des Kapitäns zu ihm heran, um das kaufmännische Handbuch von ihm zu erbitten. Dieses Buch, erzählte der junge Herr, der ein Student war, gehöre ihm, und nicht seinem Vater, dem er es nur zur Orientierung über Havariefragen geliehen habe.

    Peter machte ein recht bestürztes Gesicht dazu. Die Rückforderung des Buches kam ihm sehr ungelegen. Dem jungen Philologen entging das nicht. Lächelnd legte er dem Jungen seine Hand auf die Schulter.

    „Ich sehe, sagte er „Sie interessieren sich scheinbar sehr für dieses Buch. Ich kann mir schliesslich ein neues kaufen. Um Ihnen eine Freude zu machen, schenke ich es Ihnen. Da die ‚Hansa’ hier doch noch einige Tage vor Anker bleibt, können Sie mich auch einmal besuchen. Morgen früh um 10 Uhr bin ich zu Hause. Kommen Sie dann einmal zu mir. Es ist leicht möglich, dass ich Ihnen noch etwas anderes leihen kann, was Sie noch mehr interessieren wird.

    Peter war durch dieses freundliche Anerbieten so sehr überrascht, dass er zunächst gar nichts sagen konnte. Endlich stammelte er unbeholfen seinen Dank.

    Am folgenden Morgen klopfte er bei dem Studenten an. ‚Franz Urfeld’ stand auf einer sauberen Karte an der Tür.

    Der Raum, den Peter betrat, war an drei Seiten mit Bücherborten umstellt. Einbände jeder Art, sauber und mit Liebe geordnet, blickten freundlich von den Wänden her.

    Urfeld erhob sich und streckte seinem Besucher die Hand hin. „Guten Morgen, Herr Steffens, sagte er lebhaft „nett von Ihnen, dass Sie gekommen sind!

    Der ungekünstelte, offene Ton, in dem diese Worte gesprochen wurden, nahm Peter alle Befangenheit. Einfach zwar aber sauber und mit Sorgfalt gekleidet, brauchte er sich vor dem jungen Herrn nicht zu schämen.

    „Es freut mich, dass ich Ihnen wirklich willkommen bin, sagte er, den Händedruck des Studenten erwidernd, und in offener Bewunderung fügte er gleich hinzu: „Herrgott, haben Sie viele Bücher da stehen!

    Der Student musste lächeln. „Ja, sagte er „wenn man das alles im Kopfe hat, was da drinnen geschrieben steht, so kann man sich gratulieren. Wofür interessieren Sie sich denn aber am meisten?

    Peter blickte ihn gross und verwundert an. Diese Frage kam ihm zu überraschend. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Urfeld wollte ihm helfen.

    „Es muss doch wohl etwas geben, worüber Sie sich ganz besonders gern unterrichten wollen!" bemerkte er.

    „Eigentlich interessiert mich alles, erwiderte Peter „und man kann wohl auch nie genug lernen. Um weiter zu lernen, fehlen mir leider die Mittel. Aber als Kaufmann glaube ich vielleicht noch etwas leisten zu können.

    Der junge Student nickte dem geraden, offenen Burschen ermunternd zu.

    „Nach allem, was mir mein Vater von Ihnen erzählt hat, glaube auch ich, das hoffen zu dürfen. Bei der Schiffahrt wollen Sie also nicht bleiben?"

    Über meine Zukunft lässt sich noch gar nichts sagen, erwiderte Peter, „das steht noch in Gottes Hand.

    Urfeld rückte auf seinem Stuhl hin und her. „In Gottes Hand, sagen Sie?" wiederholte er etwas verhalten. Peter blickte ihm fest in die Augen:

    „Ja, allerdings. Ich sagte dies nicht etwa so obenhin. Ich habe Vertrauen zu Gott. Mehr kann ich nicht sagen; aber ich weiss, dass er mich führen wird, wie es am besten ist."

    Der Student erwiderte nichts darauf. Diese Glaubensfreudigkeit lag ihm sern. Auch mutete sie ihn etwas altmodisch an . . .

    „Sie wollen sich also — — abwartend verhalten? fragte er. „Jedenfalls wünsche ich Ihnen alles Gute im Leben. Wenn Sie etwa zu Ihren privaten Studien irgendwelcher Bücher bedürfen, so steht Ihnen meine Bibliothek jederzeit gern zur Verfügung.

    „Ich danke Ihnen herzlich; erwiderte Peter „morgen fahren wir weiter; es geht nach Mainz. Wenn ich mir da vielleicht etwas mitnehmen dürfte — —?

    Als Peter Steffens

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1