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Mann über Bord
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eBook141 Seiten2 Stunden

Mann über Bord

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Über dieses E-Book

Dieser Roman, geschrieben von dem durch zahlreiche Romane bekannten Autor Harry Hoff, ist kein Gangster- und Kriminal-Roman von Revolverschüssen und Toten, sondern so stilistisch aufgebaut, dass der Leser nicht durch Schüsse, sondern durch Spannung bis zum Ende des Romans gefesselt wird. Auf dem Passagierdampfer "Patria" verschwinden durch eine gut geleitete Bande namhafte Menschen. Scotland Yard wird eingeschaltet und in verblüffender sachlicher Kleinarbeit wird dem Komplott das Ende bereitet. Die lebendigen Mittel der Darstellung zeigen, dass der Autor Harry Hoff einer der talentiertesten Kriminalschriftsteller seiner Zeit ist.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum5. Mai 2016
ISBN9788711508480
Mann über Bord

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    Buchvorschau

    Mann über Bord - Hans Heidsieck

    www.egmont.com

    Das Fest auf der „Patria ging seinem Höhepunkt zu. Gleichzeitig war es der „Abschiedsabend. Morgen in aller Frühe würde man schon in Southampton sein.

    „Und wer ist die blonde Schönheit, die dort drüben mit dem eleganten Dandy tanzt?" fragte Mr. Kinsley den Bord-Detektiv Williams.

    „Ach — die Blonde? erwiderte Williams, „das ist die Tochter des schwedischen Zündholzkönigs, den ich hier besonders beobachten muß. Die Eltern von Fräulein Christiansen sitzen dort drüben rechts an dem Tisch neben dem Pfeiler.

    „Sehen auch beide sehr gut aus, die Eltern, bemerkte Kinsley, „unschön finde ich nur, daß sich die Frau gleich einen ganzen Juwelierladen um den Hals gehängt hat.

    „Finde ich auch. Der Tänzer ist der Sohn eines amerikanischen Advokaten. Er hat schon während der ganzen Fahrt versucht sich an das Mädchen heranzumachen. Aber sie tanzt nur aus Anstand mit ihm, um ihn nicht all zu sehr vor den Kopf zu stoßen, — vielleicht auch aus Ärger darüber, daß Mr. Palmer zu diesem Fest nicht erschienen ist."

    Kinsley wünschte zu wissen, wer Palmer sei.

    Kinsley hatte sich auch heute erst seinem Kollegen Williams zu erkennen gegeben. Laut Passagierliste stellte er einen Kaufmann Theodor Kelly aus Chikago dar. Es war ihm um Ruhe zu tun gewesen — nach den wilden Verbrecherjagden, die in New York nicht mehr abreißen wollten. Er durfte sich rühmen, einer der bekanntesten Kommissare in den Staaten zu sein. Jetzt aber reist er einmal privat — es ist seine Urlaubsreise, die ihn nach England führt, wo er in London seinen Bruder besuchen will.

    „Palmer? erwiderte der Borddetektiv, „ist ein junger Auto-Ingenieur aus Detroit, der Verwandte in Deutschland besuchen will.

    „Warum kommt der Mann nicht zum Bordfest?"

    William hob die Schultern. „Mein Gott, erwiderte er, fast ärgerlich, „wie soll ich das wissen? Vielleicht ist er krank — oder er liebt solche Veranstaltungen nicht —

    „Aber erlauben Sie — wenn er doch hinter dem Fräulein her ist —! Finden Sie das nicht merkwürdig?"

    „Nein — wieso? Vielleicht sagt er sich auch, daß es doch keinen Zweck hat, sich am letzten Abend das Herz noch schwer zu machen, wenn man sich, und wahrscheinlich für immer, ade sagen muß."

    „Hm. Hm. Kinsley schob sein Sektglas nachdenklich hin und her und starrte in den Rauch seiner Zigarette. „Ich glaube, hier stimmt etwas nicht.

    „Wieso stimmt etwas nicht? fragte Williams verwundert, „Sie machen mir Spaß, Mr. Kinsley! Was soll hier nicht stimmen? Wenn es Sie wirklich so interessiert, warum Mr. Palmer nicht kommt, können Sie ja nach ihm Umschau halten und ihn befragen. Kabine 34. Vielleicht treffen Sie ihn dort an.

    Kinsley erhob sich. In seinem Blick lag ein eigentümlicher Glanz. „Wahrhaftig, erwiderte er, „das werde ich tun!

    *


    John Kinsley nennt sich selber einen Idioten. Da schleicht er nun, statt sich weiter an dem fröhlichen Fest zu freuen, durch die verschiedensten Gänge und Stockwerke dieses Reisedampfers, um — ja, nur, um einem verrückten Gedanken nachzugehen. Palmer hätte Gelegenheit, ausgiebig mit der von ihm verehrten schönen Schwedin zu flirten. Warum tut er es nicht? Bei Kommissar Kinsley entsteht aus solchen Unerklärlichkeiten immer leicht ein Verdacht. Dieser Gedankenkomplex verwebt sich mit meinem anderen, und dieser andere heißt: In letzter Zeit sind auf Schiffen des öfteren Menschen spurlos verschwunden.

    Er weiß noch nicht, was er sagen wird, wenn er in die Kabine tritt und Palmer tatsächlich anwesend ist. Endlich steht er davor, klopft an und horcht. Nichts rührte sich. Der Kommissar drückt auf die Klinke, öffnet die Tür und tritt ein. Knipst die Deckenbeleuchtung an. Eine mustergültige Ordnung herrscht in dem kleinen, behaglich ausgestatteten Raum.

    Das Bullauge ist geöffnet. Draußen hört man das Rauschen der See. Draußen ist schwarze Nacht.

    Nein — hier ist nichts Auffälliges zu entdecken. Kinsley verläßt die Kabine.

    Weiter nach Palmer suchen? — denkt Kinsley — aber ich kenne ihn ja noch gar nicht. Vielleicht bin ich schon in den Gängen an ihm vorbeigelaufen. Wahrscheinlich steckt er in irgend einem der zahlreichen Gesellschaftsräumen. Zum Teufel auch — was geht das mich an!

    *


    Southampton! Die ersten Passagiere werden schon ausgebootet. Es ist ein grauer, grämlicher Morgen.

    Kinsley macht keine Anstalten, das Schiff zu verlassen. Er ist erregt, — doch merkt man ihm diese Erregung nicht an. Warum bleibt er — was hält ihn noch — da er in diesem Falle doch nur ein harmloser Privatreisender ist —? Um zwei Uhr ist das Fest erst zu Ende gewesen. Er hatte nur zwei, drei Stunden in einem Sessel verdöst. Um fünf Uhr steht er schon wieder vor der Kabine 34. Er klopft. Nichts rührt sich. Ein stärkeres Klopfen. Noch immer nichts. Der Kommissar drückt die Klinke herunter — wieder ist der Raum unverschlossen. Das Licht flammt auf. Alles genau so, wie es noch vor ein paar Stunden war.

    Kinsley begibt sich zum Borddetektiv. „Palmer wird irgendwo anders geschlafen haben", meint der und reibt sich die Augen.

    „Ich würde doch einmal Umschau halten, schlägt Kinsley vor. „Leider kenne ich den Mann nicht; sonst hätte ich das schon getan!

    „Das können Sie getrost mir überlassen, sagte Williams ärgerlich, „wenn Sie übrigens noch den ersten Zug nach London erreichen wollen —

    Der Kommissar legte Williams eine Hand auf die Schulter und lächelte. „Ist es Ihnen wirklich so eilig, mich loszuwerden?"

    „Ich bitte Sie, mich zu entschuldigen!" sagte der Borddetektiv und eilte davon.

    Inzwischen ist Mr. Williams zur Kabine 34 gegangen, die er, wie Kinsley ja schon berichtete, leer fand. Der Steward erklärt auf Befragen, Mr. Palmer am gestrigen Abend gegen neun Uhr zum letztenmal gesehen zu haben.

    Der Detektiv zuckte zusammen. „Suchen Sie nach dem Herrn! sagte er zu dem Steward, „sehen Sie mal im Lesezimmer und in den Salons nach. Ich werde auf den einzelnen Decks nach ihm Umschau halten. Der Steward erklärte mürrisch, daß er im Augenblick nicht abkommen könne.

    Unruhig stöberte Williams die in Frage kommenden Räume durch. Sie lagen still und verödet da. Von Mr. Palmer keine Spur.

    Trotzdem glaubt Mr. Williams, daß jener doch irgendwie irgendwo wieder auftauchen wird. Wenn sämtliche Passagiere den Dampfer verlassen haben, wird es sich ja herausstellen.

    Drei Stunden später ist es so weit. Kommissar Kinsley befindet sich immer noch auf dem Schiff. Er legt Williams schwer seine Hand auf die Schulter. „Nun —?"

    Williams macht einen ratlosen Eindruck. Das Schiff, meint er, müsse nun systematisch durchsucht werden. Der Kapitän läßt die nötigen Anordnungen dazu ergehen. Er überzeugt sich in der Kabine 34, von Kinsley geleitet, persönlich davon, daß hier alle Sachen noch auf ihren Besitzer warten. „Was halten Sie davon, Mr. Kinsley?"

    „Wahrscheinlich, erwiderte der Kommissar ruhig mit einem Achselzucken, „ist der Mann über Bord gegangen.

    „Eine höchst peinliche Sache! Was meinen Sie, Kommissar — Unfall oder Verbrechen?"

    „Von Berufs wegen, antwortet Kinsley, „bin ich geneigt, an ein Verbrechen zu denken. Aber natürlich ist auch ein Unfall nicht ausgeschlossen. Wenn man freilich bedenkt, daß sich gerade in letzter Zeit zwei ganz ähnliche Fälle ereignet haben — Sie haben doch gewiß auch davon gehört, Kapitän?

    „Selbstverständlich. Zwei vollkommen mysteriöse Fälle. Nichts deutete auf ein Verbrechen hin."

    „Richtig, erwiderte Kinsley, „ich habe auf Anordnung meiner Behörde die Akten studiert. In dem einen Fall ist ein Selbstmord naheliegend, da der Betreffende an der Börse gerade sehr starke Verluste erlitten hatte. Die offizielle Erklärung des zweiten Falles sucht einen Unfall glaubhaft zu machen. Mir aber sind sie beide verdächtig geblieben. Und nun hier auf Ihrem Schiff —

    „Ja, ausgerechnet mir muß das nun auch noch passieren! stöhnte der Kapitän, „es sollte mich gar nicht wundern, wenn Seereisen dem Publikum allmählich anrüchig würden! Aber schließlich kann man nicht hinter jeden Passagier einen Beobachter stellen!

    „Nein, das kann man nicht, gab der Kommissar zu, „doch beruhigen Sie sich, Kapitän. Wenn es sich um Verbrechen handelt, werden sich diese auch aufklären lassen.

    *


    Die von dem Borddetektiv geleitete Suchaktion blieb ohne Erfolg. Nirgends war eine Spur des Vermißten zu finden. Man nahm daraufhin seine Kabine noch einmal genauestens in Augenschein. Auch hier kein Hinweis, was mit dem Verschwundenen geschehen sein könnte. Die Sachen wurden in Gegenwart des Detektivs gewissenhaft vom Zahlmeister aufgenommen und notiert. Ein Steward verpackte sie dann in die beiden vorhandenen Koffer, die man in der Wohnung des Kapitäns sicherstellte.

    Nun blieb weiter nichts mehr übrig, als zwei Funksprüche aufzugeben, einen an die Reederei in New York und einen weiteren an die dortige Polizei. Die Sprüche besagten lediglich, daß der Passagier Robert Palmer bei Ankunft in Southampton vermißt worden und wahrscheinlich verunglückt sei.

    Als der Inspektor Dixon, der die Vermißtenzentrale unter sich hatte, die Nachricht las, wurde er stutzig und schüttelte bedenklich den Kopf. Das war nun in kurzer Zeit hintereinander schon der dritte Fall dieser Art. Bei dem zweiten hatte er bereits einige Bedenken gehabt, die sich nunmehr zu einem Verdacht verdichteten. Irgend etwas stimmte da nicht — wenn auch alle Untersuchungsergebnisse negativ waren.

    Nun aber mußte man die Sache doch in die Hand nehmen. Der gegebene Mann dazu war Kommissar Kinsley. Doch Kinsley war fort.

    Dixon hatte seinem Kollegen die beiden ersten Fälle gezeigt. Er hatte mit dem Kommissar auch schon eingehend darüber gesprochen. Beiden kamen bei dieser Besprechung bereits Bedenken, sie hatten jedoch auf Grund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse nicht den geringsten Anlaß zur Annahme eines Verbrechens entdecken können.

    Dixon rief sich die beiden Fälle noch einmal ins Gedächtnis zurück ...

    *


    Am 4. August war der Passagierdampfer „Washington" von New York aus nach Neapel in See gestochen. Unter den Reisenden befand sich auch der Filmagent Benito Ceventi, ein Junggeselle in den dreißiger Jahren, der vor acht Jahren nach USA auswanderte, weil er sich dort bessere Geschäfte versprach. Er konnte mit seinen Erfolgen auch recht zufrieden sein — aber die Sehnsucht nach seiner Heimat Italien hatte ihn nie ganz verlassen. Nun hatte er die traurige Nachricht erhalten, daß plötzlich sein Vater gestorben war, der eine Kunstseidenfabrik in Turin besaß. Jetzt sollte Benito sie übernehmen, da sein einziger, völlig gelähmter Bruder dazu nicht imstande war.

    Zwei Tage vor seiner Abreise ließ er sich auf Anraten eines guten Bekannten noch in New York auf eine größere Börsenspekulation ein, bei der er den größten Teil seiner Ersparnisse einsetzte. Während der Reise erreichte ihn auf dem Schiff ein Radiotelegramm seiner Bank, daß fast alles verloren sei. Auf diese Tatsache stützte

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