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DAS GRAB DES NEBUKADNEZAR: Der Krimi-Klassiker!
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eBook232 Seiten3 Stunden

DAS GRAB DES NEBUKADNEZAR: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Ein märchenhafter Kunstschatz - oder ist es die Fälschung eines Genies? Diese bedeutsame Frage führt zu spektakulären Szenen bei Kristoby's, der weltberühmten Auktionsfirma in London, und Charles Hood vom Circle erhält den Auftrag, sofort Nachforschungen anzustellen und das Rätsel zu lösen.

Ein seltsamer Zwischenfall im nächtlichen Paris veranlasst Hood, nach Teheran zu fliegen. Dort, so glaubt er, muss die verbrecherische Verschwörung gegen den Weltkunsthandel ihre Zentrale haben. Die abenteuerlichen Ermittlungen, die er gemeinsam mit seiner schönen und aufregenden Kollegin Debbie Ansell anstellt, zeigen plötzlich, dass sie es mit einem dichten und dunklen Spinnennetz zu tun haben...

 

James Mayo (eigtl. Stephen Coulter, * 21. August 1914; † 16. Juli 1986) war ein britischer Schriftsteller und Journalist. Besonders bekannt sind seine Kriminal-Romane um den kultivierten Spion Charles Hood.

Der Roman Das Grab des Nebukadnezar erschien erstmals im Jahr 1968; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1969.

Der Verlag DER ROMANKIOSK veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe DIE MITTERNACHTSKRIMIS.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum14. Sept. 2021
ISBN9783748794493
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    Buchvorschau

    DAS GRAB DES NEBUKADNEZAR - James Mayo

    Das Buch

    Ein märchenhafter Kunstschatz - oder ist es die Fälschung eines Genies? Diese bedeutsame Frage führt zu spektakulären Szenen bei Kristoby's, der weltberühmten Auktionsfirma in London, und Charles Hood vom Circle erhält den Auftrag, sofort Nachforschungen anzustellen und das Rätsel zu lösen.

    Ein seltsamer Zwischenfall im nächtlichen Paris veranlasst Hood, nach Teheran zu fliegen. Dort, so glaubt er, muss die verbrecherische Verschwörung gegen den Weltkunsthandel ihre Zentrale haben. Die abenteuerlichen Ermittlungen, die er gemeinsam mit seiner schönen und aufregenden Kollegin Debbie Ansell anstellt, zeigen plötzlich, dass sie es mit einem dichten und dunklen Spinnennetz zu tun haben...

    James Mayo (eigtl. Stephen Coulter, * 21. August 1914; † 16. Juli 1986) war ein britischer Schriftsteller und Journalist. Besonders bekannt sind seine Kriminal-Romane um den kultivierten Spion Charles Hood.

    Der Roman Das Grab des Nebukadnezar erschien erstmals im Jahr 1968; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1969.

    Der Verlag DER ROMANKIOSK veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe DIE MITTERNACHTSKRIMIS.

    DAS GRAB DES NEBUKADNEZAR

    Erstes Kapitel

    Hinter den Ziegeleien am südlichen Stadtrand Teherans verläuft eine Straße. Hohe rote Kamine erheben sich dort, aus deren Schlund schwarze Rauchwolken quellen. Die rote und schwarze Erde ist dort zu Hügeln aufgeschüttet, zwischen Haufen von Asche, Steinen, Abfall und Schutt. Hier und dort zwischen den viereckigen Lehmgebäuden der Ziegeleien stehen die Schuppen und Schlupfwinkel der Opiumsüchtigen und Landstreicher. Ein unheimlicher Ort.

    Captain Mahmud von der Teheraner Polizei entfernte sich langsam von der Leiche des Mannes, die im Schatten des Ziegeleigebäudes lag. Er blieb auf der Straße stehen und nahm eine Zigarette aus einem zerknüllten Päckchen.

    Sein Sergeant, ein Mann um fünfzig herum, sagte: »So etwas habe ich noch nie gesehen, Captain - ein Mensch, der mit Stacheldraht erdrosselt worden ist. Warum wohl?«

    »Vielleicht um herauszufinden, wieviel er verraten hat.«

    »Gehört er zu den Leuten hier?«

    »Nein. Er ist hierher gebracht worden.«

    Der Captain blickte auf die Reifenspuren am Rand der Straße.

    »Trotzdem ist es barbarisch«, sagte der Sergeant.

    Der Captain warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Der Ort hier jagte den Leuten Angst ein. Selbst die Ziegeleiarbeiter fühlten sich unbehaglich und kamen unwillig zur Arbeit, zumal das Ganze früher eine Begräbnisstätte gewesen war und behauptet wurde, dass sich in dem Lehm, der zu Ziegeln gebrannt wurde, Tote befanden, die ohne Sarg verscharrt worden waren. Der Captain glaubte nicht an solche anachronistischen Vorstellungen. Er strich die verbogene Zigarette gerade und zündete sie an, während er auf seinen Wagen wartete, mit dem der Fotograf geholt werden sollte.

    Die Schatten der Kamine fielen wie Messer über all den Unrat. Weit im Norden lagen die schneebedeckten Berge.

    Der Himmel war blassgrün im Morgenlicht, wie das grüne Wasser der Teiche vor den Moscheen.

    Über ihm ertönte das schrille Zwitschern der Schwalben, und kleine Schatten huschten über den roten Schmutz um ihn.

    Als Charles Hood an diesem Morgen Kristoby’s, die Londoner Kunsthandels- und Auktionsfirma betrat, war der Eindruck einer Krise unverkennbar. Jedermann war betont gelassen und heiter.

    »Morgen, Mr. Hood.« Der Portier ließ ihm einen durchbohrenden Blick zukommen. »Ein sehr schöner Tag, Sir.«

    »Guten Morgen, Hooker.«

    Im ersten Stock lächelte ihm Miss Quain, die Sekretärin des Präsidenten, ein Mädchen von spröder Unabhängigkeit, wie benommen zu. »Haben Sie eine gute Überfahrt gehabt?«

    »Ausgezeichnet! Wie stehen die Dinge, Isobel?«

    »Auf der Kippe. Sie werden erwartet. Der Chef telefoniert gerade mit Rom.« Ihre Augen glitten an ihm vorüber, als Walter Young, der Senior-Auktionar, aus dem Büro nebenan trat, groß, derb, mit roten Händen. »Charles. Unser Mann von Irgendwo, flüchtig wie die leichten Schatten auf mondbeschienenem Gras.«

    »Hallo, Walter! Was kann ich an Ihrer Sphinx-artigen Stirn ablesen?«

    Young grinste, aber er wich Hoods Blick aus. Die Bürotür Richard Austins, Kristoby’s zweitem Mann, wurde hinter Youngs Rücken geschlossen, als das Telefon drinnen klingelte. Young ging zur anderen Tür und verschwand, ohne noch etwas zu sagen. Hood sah Isobel Quains schnellen Blick, den sie mit einem: »Zu früh für Kaffee?« zu kaschieren suchte.

    »Ja.«

    »Oh, da ist er!« Sie legte einen kleinen Hebel an ihrem Telefon um. »Würden Sie jetzt bitte hineingehen?« Sie ging zur Tür, meldete Hood an und trat dann zurück.

    Gilderstein stand hinter seinem Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers. »Charles - um Himmels willen, kommen Sie herein.«

    Es war einer der hübschesten Räume in ganz London, mit vielen Gemälden und Kunstgegenständen versehen, welche die Firma entweder gekauft hatte oder verkaufen wollte, und einem großen Aussichtsfenster hinter dem Schreibtisch, auf dem jetzt Zeitungen und Streifen von Fern schreibbändern verstreut lagen.

    »Die verdammten Anrufe hören nicht auf. Abendzeitungen, Sonntagsblätter, Nachrichtenagenturen, die Schwedische Botschaft, die V & A.« Gilderstein kam um den Schreibtisch herum und streckte die Hand aus. »Wann sind Sie angekommen?«

    »Ich bin geradewegs von Heathrow hierhergekommen.«

    Hood bemerkte die roten Flecken auf Gildersteins Wangen und die gedunsenen Partien um die Augen. John Gilderstein war ein großer Mann mit buschigen Brauen und einem Gesicht wie der Felsen von Gibraltar - eine Mischung zwischen Nubar Gulbenkian und Lord Reith, wie einmal ein Mädchen zu Hood gesagt hatte. Er leitete seit zwölf Jahren Kristoby’s mit ausgesprochenem Spürsinn.

    »Haben Sie’s gelesen?«

    »Ich habe gesehen, dass im Express eine Story über irgendeinen Aufruhr bei Kristoby’s stand. Was ist passiert?«

    Gilderstein winkte ihm, sich zu setzen, ließ sich selbst stöhnend nieder, wobei er flüchtig die Augen mit der Hand verdeckte. »Ich. habe so was noch nie erlebt - niemals. Wir zogen es natürlich zurück. Keinerlei Vorwarnung. Als wir zur Katalognummer kamen, entschuldigten wir uns einfach und sagten, das Objekt sei zurückgezogen worden. Peinlich genug, nachdem wir gesagt hatten, es gäbe keine privaten Abmachungen. Nun ja, es gab eine Pause - die Professionals besprachen sich kurz es gab ein bisschen Tumult, aber nichts Ungewöhnliches.

    Aber dann begann jemand zu protestieren, rief etwas und schrie. Zwei Personen, davon eine Frau, die niemand zu kennen scheint, und gleich darauf ein paar andere machten Krawall. Es waren vier von den Amerikanern da, richtig sture Böcke, die mischten sich ein, protestierten, sie seien berechtigt, eine Erklärung zu bekommen; es war schwierig, zu erkennen, was eigentlich vor sich ging - und bevor wir wussten, wie uns geschah, war da ein Aufruhr«, er schnippte mit den Fingern, »wie nichts.

    Ich schritt ein, tat mein Bestes, aber die Sache entglitt meiner Hand. Unglücklicherweise hatte niemand unsere Leute gewarnt, und die nächsten Katalognummern waren nicht parat - es dauerte zwanzig Minuten, bis es soweit war -, es war schrecklich. Der Herzog war da und ungefähr sechs Botschafter. Unserer Ansicht nach war der Tumult Bestandteil eines abgekarteten Spiels; sie hatten bestimmt Leute hergeschickt, die als Aufputscher fungierten. Zwei von ihnen warfen Champagnergläser aus dem Zimmer nebenan.«

    »Was?«

    »Ich glaube, das war ein Signal, denn sofort darauf ging es im Hintergrund los - Stühle wurden umgeworfen, alles war aufgesprungen, ein Gedränge setzte ein - einer der Tische mit den Drinks wurde umgedreht, was einen Mordskrach gab, und danach wurde die ganze Auktion zunichte gemacht.«

    Gilderstein machte eine Pause und zündete sich eine Zigarette an. »Im Telegraph steht, dass die Frau eines Peers verletzt und zwei südamerikanische Frauen zusammengeschlagen wurden; und ich glaube nicht einmal, dass das übertrieben ist. Die Tochter des schwedischen Botschafters hatte ein zerrissenes Kleid und einen gebrochenen Knöchel.«

    »Uff!«

    »Es handelt sich um einen gezielten Schlag gegen uns, Charles; und das Ganze hat verdammt gut geklappt.«

    »Haben Sie irgendjemanden erwischt?«

    Gilderstein schüttelte den Kopf. »Nein. Als die Sache im Gang war, verschwanden alle. Es ist uns nicht gelungen, einem einzigen der Leute auf die Spur zu kommen. Die Amerikaner sind alles respektable Leute - Beitman, Lewis und die anderen -, die gehören bestimmt nicht dazu.«

    Hood war soeben aus den Vereinigten Staaten per Flugzeug zurückgekommen. Er war zwei Tage früher dorthin gereist, als bei Kristoby’s die ersten Zweifel über den Gegenstand aufgetaucht waren, der bei der Auktion am Abend zuvor die Hauptattraktion gebildet hatte.

    Es handelte sich um ein Elfenbeinkästchen aus dem vierten Jahrhundert, rund fünfunddreißig Zentimeter lang und gut fünfzehn hoch, das von historischer Bedeutung war, weil es ein Bindeglied zwischen spätrömischer und frühbyzantinischer Kunst darstellte. Bei Kristoby’s hatte man durch einen New Yorker Gewährsmann davon gehört, den Besitzer ausfindig gemacht, einen Amerikaner griechischer Herkunft namens Kontos, der in Englewood, Florida, lebte. Kontos war ein einundsechzigjähriger Makler, der sich vom Geschäft zurückgezogen hatte; und nach einigem Zögern hatte er Kristoby’s Mann in New York das Kästchen gezeigt und erklärt, dass er es vor fünfunddreißig Jahren um zehn Dollar von einem Trödler in Aleppo gekauft hatte.

    Alles, was er darüber wusste, war lediglich, dass es aus »irgendeinem Grab« stammte, dass es ein paar amtliche Schwierigkeiten gegeben hatte, und dass es ihm schließlich gelungen war, es auszuführen. Er hatte dem Ding angeblich keinen besonderen Wert beigemessen; aber als Kristoby’s Mann versuchte, ihn zum Verkauf zu bewegen, sperrte er sich plötzlich. Man hatte bei Kristoby’s sieben Monate gebraucht, um ihn zu überreden; und Kontos hatte darauf bestanden, aus Steuergründen anonym zu bleiben.

    Als das Kästchen endlich in London war, war es bei Kristoby’s fachgerecht untersucht worden. Es stellte sich als ein Unikum heraus, als das wichtigste Elfenbeinstück, das seit Kristoby’s Gründung um 1742 auf den Markt gekommen war. Der Fund erregte in der Kunstwelt großes Aufsehen, aber auf Grund von Mr. Kontos Bedingungen war die Firma genötigt, das Kästchen bis zur Auktion unter Verschluss zu halten, was keineswegs als unangenehm empfunden wurde, da das die allgemeine Spannung und Begierde noch erhöhte. Ein gutes Elfenbeinkreuz eines Bischofs aus dem siebzehnten Jahrhundert hatte vor einem halben Jahr in London 35.000 Pfund gebracht, und so schätzte man das Kästchen auf rund 120.000.

    Das Auktionsdatum war festgesetzt. Eine Menge internationaler Händler befand sich in London, um das Kästchen zu ersteigern. Zwei Tage vor der Auktion jedoch hatte Reiner, Kristoby’s Mann in New York, telefoniert, er sei da im Zusammenhang mit dem Verkauf einer faulen Sache auf der Spur. Gilderstein hatte darauf bestanden, dass Hood hinüberflog. Er hatte mit Reiners Gewährsmann gesprochen und war in der Nacht noch nach Homasassa im Citrus County in Florida geflogen, wo Kontos sich niedergelassen hatte.

    Dort hatte Hood energische Töne angeschlagen, sich mit Kontos in ein Zimmer in dessen Villa eingeschlossen und das Geständnis aus ihm herausgepresst, dass Kontos nur der Treuhänder für das Kästchen und dass die eigentliche Besitzerin die Tochter seines früheren Partners war. Kontos hatte kein Recht, es zu verkaufen. Die Tochter war eine Frau um Vierzig, die über die Hälfte ihres Lebens in einer Irrenanstalt zugebracht hatte; und Kontos behauptete, man habe ihm »erlaubt«, gewisse Besitztümer von ihr für seine treuhänderischen Bemühungen zu verkaufen.

    Hood, der fortgesetzt dringende Telegramme nach London schickte, glaubte, dass noch mehr hinter der Angelegenheit steckte. Gilderstein fühlte sich berechtigt, Kontos’ Verkaufsbedingungen nicht mehr einzuhalten; und fünf Stunden vor der Auktion untersuchten weitere Experten das Kästchen. Einer von ihnen erklärte es als Fälschung, und ein weiterer hegte seine Zweifel. Die Claqueure - das winzige System von Haarrissen, über das antikes Elfenbein verfügt und das äußerst schwer zu imitieren ist - wirkte echt, und das Elfenbein schien sich während einer langen Zeitspanne verfärbt zu haben, etwas, was ebenfalls schwer vorzutäuschen war. Außerdem wirkten die Abnutzungserscheinungen nicht willkürlich. Das Kästchen schien tatsächlich durch Gebrauch abgenützt worden zu sein, Aber das Fixativ für die dünne Goldumrandung um die emaillierte Einlage war verdächtig und ebenso die Tatsache, dass einige der Löcher gebohrt worden waren. Einer der Experten glaubte, sie seien mit Hilfe eines Zahnbohrers entstanden.

    Als Hood Kontos das mitteilte, hatte dieser vorgegeben, nie etwas anderes behauptet zu haben, und wütend Kristoby’s attackiert, wo man angeblich den Wert einer Fälschung hatte in die Höhe treiben wollen. Das sei der Grund gewesen, sagte er, warum er hatte anonym bleiben wollen. Er bestritt, je von Steuergründen geredet zu haben. Er wollte mit der ganzen schmutzigen Sache nichts mehr zu tun haben und drohte, die Presse zu informieren, wenn Kristoby’s irgendetwas unternehmen sollte.

    Bei Kristoby’s hatte man versucht, sich sozusagen auf Zehenspitzen aus der Angelegenheit zu entfernen, indem man das Kästchen zurückzog - woraufhin der offensichtlich provozierte Tumult bei der Auktion ausbrach.

    Hood nahm eine Zigarette aus der Dose, die Gilderstein ihm hinhielt.

    »Wer steckt dahinter?«

    Gilderstein blies Rauch aus. »Jemand, der uns ruinieren will. Das Ganze ist mit großer Geschicklichkeit eingefädelt worden. Dieses Kästchen - es gab keinerlei Humbug über eine geheime Herkunft, nichts von den gewohnten Gerüchten über irgendeinen adligen Sammler, der den Gegenstand privat verkaufen wollte.

    Sie wissen, was im Allgemeinen mit den großen Fälschungen gemacht wird. Man hört von etwas, man bekommt vertraulich mitgeteilt, dass der Eigentümer nicht genannt werden möchte, und zwar aus den verschiedensten und ausgefallensten Gründen. Der häufigste ist der, dass die Leute nicht wissen sollen, dass er Geld braucht.

    Bei Fälschungen mangelt es nie an dokumentarischen Unterlagen. Wir haben einen Stapel gedruckter Kataloge von Privatsammlungen, die alle gefälscht sind. Vielleicht ist das Zeug auch gerade entdeckt worden. Dann bekommt man einen zweiten Gegenstand, einen dritten in derselben Manier, und der Fälscher sorgt dafür, dass er die Dinge von den großen Jungs herbeischafft wie Dossena, van Meegeren, Ruchmovsky und so weiter.

    Aber bei dieser Sache lag alles anders. Es handelte sich um einen einzigen maßgeblichen Gegenstand. Wenn man heutzutage etwas fälscht, dann ist es das Beste, ein Bindeglied zu fälschen, etwas, was existieren muss, aber noch nicht aufgefunden wurde. Und genau das war das Kästchen.«

    »Aber warum ausgerechnet Elfenbein? Das scheint mir ein sonderbares Material.«

    »Oh, nein, das war sehr gerissen. Es gibt nicht eine einzige wissenschaftliche Methode, mit der man über Elfenbein etwas nachweisen kann - über Alter, Herkunft und so weiter. Sie können ein Stück Elfenbein einfach dadurch, dass Sie es ins Freie legen, künstlich altern. Oder Sie legen es in eine Kuchenform, füllen sie mit Tannennadeln und backen das Ganze. Sie können es in einem Stück Leder vergraben. Sie können irgendwo echten alten Staub sammeln, vorzugsweise von anderem Elfenbein, sorgfältig die Risse bestäuben, und die besten Experten werden versagen. Aber das Kästchen an den richtigen Stellen abzuwetzen, war jedenfalls sehr raffiniert.

    Nein, nein, Charles, wir haben hier gute Leute; aber wir haben nicht die Zeit, jeden einzelnen Gegenstand gründlich fachmännisch überprüfen zu lassen. Dann gehen die Leute woanders hin, man fällt auf dem Markt zurück. Außerdem kostet es zu viel. Die Konkurrenz ist zu scharf.«

    Gilderstein schob seinen Stuhl zurück und ging zur Tür. »Kommen Sie mit und sehen Sie sich die Sache an.«

    Das Zimmer nebenan hatte große Fenster und enthielt Glasschränke, elegantes Mobiliar und vier große altmodische Safes. Gilderstein öffnete die Tür des einen und nahm einen zerbrechlich aussehenden Krug mit einem darauf gemalten Bogenschützen und einem Pferd.

    »Griechisch, fünftes Jahrhundert vor Christus.« Er reichte ihn Hood. Dann drehte er sich um, öffnete einen Schrank voller Flaschen, nahm eine davon heraus und dazu einen Lappen. Er schraubte den Verschluss auf, sprühte etwas Flüssigkeit auf den Krug, ließ die farblose Flüssigkeit einen Augenblick auf dem unteren Teil der Figuren und wischte sie dann mit dem Lappen weg. Ein hässliches, mattes Geschmier breitete sich auf dem Gefäß aus.

    »Eine Fälschung«, sagte Gilderstein. »Nicht von unserem Mann. Das ist unter seinem Standard. Die Glasur war synthetisches Harz. Das geht mit Azeton ab - mit gewöhnlichem Nagellackentferner.«

    Er wandte sich erneut dem Safe zu. »Nehmen Sie das mal.« Er hielt ihm eine kleine etruskische Vase hin, betupfte das Muster am Hals mit Azeton und wischte es wieder ab. Nichts veränderte sich.

    »Aha!«, sagte Hood. »Die ist also echt.«

    »Nein, nur eine bessere Fälschung. Sogar eine sehr gute. Es handelt sich um eine Magnesium-Oxyhydrat-Glasur, hart wie Stein, widersteht allen normalen Lösungsmitteln. Manchmal sammelt sich die Glasur rund um den Fuß oder die Griffe an, man kann es unter Umständen gerade noch sehen - und das ist leider die einzige Möglichkeit, es zu erkennen.«

    Sie gingen zum nächsten Safe. Gilderstein nahm eine kleine Tafel aus Silber und Emaille heraus, in die eine Kreuzigungsszene eingraviert war. »Fünfzehntes Jahrhundert. Dafür gedacht, geküsst zu werden. Schön, nicht wahr? Perfekt. Leider ist das Ding nicht richtig geküsst worden. Küssen über eine lange Periode hinweg ist eine sanfte Angelegenheit, und hier sind winzige Schleifspuren zu sehen.« Mürrisch fügte er hinzu: »Gefälschte Küsse -

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