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Gangsterjagd in New York #5: Zwei Action Thriller: Der verfluchte dritte Mann/Gangsterkrieg in Manhattan
Gangsterjagd in New York #5: Zwei Action Thriller: Der verfluchte dritte Mann/Gangsterkrieg in Manhattan
Gangsterjagd in New York #5: Zwei Action Thriller: Der verfluchte dritte Mann/Gangsterkrieg in Manhattan
eBook296 Seiten3 Stunden

Gangsterjagd in New York #5: Zwei Action Thriller: Der verfluchte dritte Mann/Gangsterkrieg in Manhattan

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Über dieses E-Book

Ein ganz normaler Fall entpuppt sich überraschend als unlösbares Rätsel. Wer hat auf die beiden Ganoven geschossen, die gerade von der Polizei hochgenommen wurden? Ein ominöser dritter Mann kommt ins Spiel, ohne dass es eine Spur zu ihm gibt. Wer versucht, den neu ernannten Captain McDaniel, wie auch Trevellians Kollegen Milo Tucker, zu töten? Trevellian und seine Kollegen vom FBI stehen vor vielen Fragen, doch alle Spuren laufen ins Leere.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Okt. 2017
ISBN9783743821941
Gangsterjagd in New York #5: Zwei Action Thriller: Der verfluchte dritte Mann/Gangsterkrieg in Manhattan

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    Buchvorschau

    Gangsterjagd in New York #5 - Thomas West

    Der verfluchte dritte Mann

    Krimi von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 125 Taschenbuchseiten.

    Ein ganz normaler Fall entpuppt sich überraschend als unlösbares Rätsel. Wer hat auf die beiden Ganoven geschossen, die gerade von der Polizei hochgenommen wurden? Ein ominöser dritter Mann kommt ins Spiel, ohne dass es eine Spur zu ihm gibt. Wer versucht, den neu ernannten Captain McDaniel, wie auch Trevellians Kollegen Milo Tucker, zu töten? Trevellian und seine Kollegen vom FBI stehen vor vielen Fragen, doch alle Spuren laufen ins Leere.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    „Da wären wir wieder, Tywell.‟ Der Uniformierte schob den Rollstuhl bis an die Pritsche heran. „Trautes Heim, Glück allein.‟ Er pflanzte sich vor dem hageren Mann im Rollstuhl auf und betrachtete sein eingefallenes Gesicht. „Schätze, du kommst wie immer allein zurecht.‟

    Immer noch zuckte dieses abfällige Grinsen um die Lippen des Wärters. Wenn auch längst nicht mehr mit dem unverhohlenen Spott, wie in den ersten beiden Jahren.

    „Auch die Rolle des Sklaventreibers scheint irgendwann ihren Reiz zu verlieren‟, dachte Dennis Tywell. Er wich dem Blick des anderen nicht aus. Schweigend taxierten sich die Männer. Ein allabendliches Ritual. Sei über drei Jahren inzwischen. Tywell hasste Richard Moore, und Richard Moore hasste ihn.

    „Also dann – träum′ was Schönes.‟ Der Uniformierte drehte sich um und verließ die Zelle.

    Sekunden später fiel donnernd die schwere Tür hinter dem Mann im Rollstuhl zu. Dann das vertraute Rasseln des Schlüsselbundes und das zweimalige, metallene Schnappen des Türschlosses.

    Tywell wartete fast eine halbe Stunde. Regungslos saß er in seinem Rollstuhl und starrte durch das vergitterte Fenster in den Abendhimmel. Irgendwann flammte das Neonlicht über ihm an der Decke auf.

    Tywell schlug die Decke von seinen Oberschenkeln zurück und nahm das Buch hoch. Das Buch, durch das er den Tod aus seiner Zelle tragen wollte.

    Es war eine Ausgabe des amerikanischen Strafgesetzbuches, eine dicke Schwarte von fast zwölfhundert Seiten. Fast liebevoll wog Tywell den Band in seinen Händen. Er wog ungefähr drei Pfund.

    Jetzt flackerte die Andeutung eines Lächelns über sein leblos wirkendes Gesicht. Ganz legal hatte er das Gesetzbuch in seine Zelle gebracht. Der Gefängnisdirektor hatte den Antrag genehmigt.

    Tywell schlug das dicke Buch auf. Behutsam blätterte er die Seiten um. Ab und zu unterbrach er sich und lauschte hinter sich zur Zellentür.

    Auf Seite achthundert fand er, was er suchte: Ein kleines, schwarzes Rechteck, nicht viel größer als ein Dominostein und eingelassen in ein aus dem Papier herausgeschnittenes Rechteck gleicher Größe. Innen auf der Seite, und ziemlich weit unten.

    Tywell hebelte die Kassette mit dem langen Nagel seines kleines Fingers heraus. Er ließ das Buch auf die Pritsche fallen und rollte seinen Stuhl an den kahlen Tisch unter dem Zellenfenster. Bücher, handbeschriebene Papiere, Stifte und zwei Packen Kopierpapier bedeckten die abgeschabte Tischplatte. Hinten an der Wand ein Monitor. Unter dem Tisch ein PC-Tower. Ein kalifornisches Boulevardblatt hatte Dennis Tywell fünfhunderttausend Dollar für seine Memoiren geboten.

    Er zog die Schublade des Tisches auf, holte ein Diktiergerät heraus und legte die Kassette ein. Eine verzerrte Stimme erklang. Als würde eine Comicfigur sprechen. Onkel Dagobert oder Daniel Düsentrieb.

    „Ich habe lange nachgedacht‟, sagte die Stimme, „ich übernehme die Sache. Weitere Informationen auf vereinbartem Weg.‟

    Tywell ließ die knochige Hand mit dem Diktiergerät sinken. Sein Unterkiefer schob sich vor, seine Augen wurden schmal, er atmete scharf und kurz durch die Nase aus – etwas, das von fern an ein Lächeln erinnerte, zerrte an seinen Gesichtszügen.

    Mit einem Knopfdruck spulte er die Kassette zurück und führte das Diktiergerät dicht an seine Lippen. „Ich wusste, dass Sie es tun würden‟, flüsterte er. „Schon als ich Sie das erste Mal sah, wusste ich, dass Sie töten können.‟

    Er drückte auf >Stopp<. Und neigte lauschend den Schädel. Seine dichten, grauen Locken fielen ihm auf die Schulter. Hinter ihm, vor der Zellentür, Schritte. Und fluchende Männerstimmen. Dann schlug eine Tür zu, ein Schlüsselbund rasselte, Schritte und Flüche entfernten sich.

    Tywell hob wieder das Gerät und drückte erneut die Aufnahmetaste. „Hier nun die Adresse, über die Sie an den ersten Teil Ihres Honorars kommen. Und vor allem die Namen der Männer, um die es geht ...‟

    2

    Es war verdammt heiß dafür, dass der Juni noch nicht einmal zwei Tage alt war. Unter unseren kugelsicheren Westen und Sturmmasken schwitzten wir den Morgenkaffee wieder heraus.

    „Wenn die Show hier vorbei ist, geb′ ich dir irgendwo ein Bier aus‟, sagte mein Partner.

    Typisch Milo, so ein Satz. Jeder hat so seine Mechanismen, um mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen. Milo sprach in solchen Situationen immer von der Zeit danach, und neigte dazu, die Lage zu verharmlosen. Dabei steckten wir ganz schön in der Klemme, und dass wir noch Gelegenheit zu einem Bier haben würden, schien mir keineswegs selbstverständlich.

    Wir lagen auf dem Flachdach einer Tankstelle an der Flatbush Avenue in Brooklyn. Etwa zwanzig Meter vor uns, auf der Flatbush Ave, stand ein Autokorso aus Streifenwagen, Ambulanzen und Zivilfahrzeugen unseres FBI-Distrikts.

    Hinter einem der Wagen stand unser Kollege Clive Caravaggio mit dem Mikro eines Autotelefons in der Hand. Er verhandelte mit den beiden Männern, die vor etwas mehr als zwei Stunden die Tankstelle überfallen hatten. Bevor sie hatten flüchten können, waren die Cops aufgetaucht, und jetzt hatten sich die Kerle mit sechs Geiseln unter uns in der Tankstelle verschanzt.

    Links von uns, einen Steinwurf weit entfernt, dröhnte der Verkehr über den Brooklyn-Queens Expressway. Hinter uns breitete sich ein großer Hof voller Gebrauchtwagen aus. Durch sie hindurch hatten wir uns an das flache Gebäude geschlichen. Jetzt lagen wir seit einer geschlagenen Stunde auf dem Dach, und die Mittagssonne brannte gnadenlos auf uns herab.

    Noch ließ unser Einsatzbefehl auf sich warten.

    „Sie haben den Tankwart herausgeschickt.‟ Orrys Stimme in den Kopfhörern unserer Walkie-Talkies. Er hielt uns über den Stand der Verhandlungen auf dem Laufenden. „Verdammt noch mal, was macht denn der Kerl da? Er schraubt die Einfüllstutzen der unterirdischen Benzintanks auf!‟

    „Kann ihn niemand von euch daran hindern?‟, flüsterte Milo.

    „Einer der beiden Räuber hält ihn mit einer Maschinenpistole in Schach‟, antwortete Orry Medina.

    „Pfeifen Sie den Mann zurück, Edwards!‟ Das war jetzt Clives aufgeregte Stimme in unseren Kopfhörern. „Wenn die Dämpfe sich entzünden, fliegt der ganze Laden in die Luft!‟

    „Dann solltet ihr möglichst schnell mit dem Fluchtwagen hier aufkreuzen.‟ Die heisere Männerstimme gehörte demjenigen der beiden Räuber, den wir hatten identifizieren können – Ron Edwards, ein über vierzigjähriger Texaner mit einem endlosen Vorstrafenregister. Einer von den Leuten, denen ein Menschenleben etwa soviel wert war, wie ein löchriges Paar Socken. Keiner von uns zweifelte daran, dass Edwards von seiner Waffe Gebrauch machen würde.

    „Und vor allem sollten Eure Scharfschützen jetzt mehr als zurückhaltend sein‟, sagte der kaltblütige Bursche meckernd.

    Milo stützte die Stirn auf den Kiesbelag des Daches. „Muss das sein!‟, stöhnte er.

    Jetzt tauchte der Tankwart in unserem Blickfeld auf. Mit steifen Knien näherte er sich einer der drei Zapfsäulen am Rand der Tankstelle. Er hängte die Zapfpistole ab und verspritzte Benzin um sich. Bald glänzte der Asphalt um die Zapfsäule herum tiefschwarz. Regenbogenfarbige Lichtreflexe schillerten in der Mittagssonne.

    „Ach, du Schande!‟, flüsterte ich und legte mein Schnellfeuergewehr neben mir ab. Es war klar, dass eine Schießerei hier, im Bereich der Tankstelle, nun ausgeschlossen war. „Wäre ich bloß Politiker geworden...‟

    „Die Entscheidung ist abgehakt, Partner‟, flüsterte Milo. Er bog das Mikro seines Walkie-Talkies gegen seinen Mund. „Was zum Teufel machen wir jetzt, Orry? Mit gezielten Schüssen ist ja hier wohl nichts mehr zu holen!‟

    Stille am anderen Ende der Leitung. Plötzlich ein Schlag, und Metall scheuerte über den Asphalt. Ich sah auf – der Tankwart hatte den Zapfschlauch fallen lassen und rannte auf die Flatbush Ave zu. Dort ging er Sekunden später hinter einem Streifenwagen in Deckung. Der Mann nutzte den Umstand aus, dass Edwards und sein Komplice sich mit einer potentiellen Feuerwalze umgeben hatten und wohl kaum auf ihn schießen würden.

    „Scheißkerl!!‟, brüllte Edwards. Milo lüftete seine Kopfhörer. Keine halbe Minute später dröhnender Schusslärm unter uns im Inneren der Tankstelle. Dann das Scharren einer sich öffnenden Schiebetür. Etwas schlug dumpf auf dem Steinboden auf. „Sein Kassierer! Sag′ ihm das, Bulle!‟ Edwards Stimme überschlug sich. „Ihr macht keinen Mist mehr! Sonst glaubt hier der nächste daran! Ist das klar? Und jetzt den Fluchtwagen! In zwei Minuten steht er vor der Tür! Oder ihr bekommt die zweite Leiche!‟

    Sekundenlanges Schweigen folgte. Dann Clives Stimme. „Okay, Edwards. Der Wagen kommt.‟

    Endlich meldete Orry sich. „Gruß vom Chef. Er empfiehlt euch den Rückzug und hätte größtes Verständnis dafür, wenn ihr seiner Empfehlung folgen würdet.‟ Mehr nicht.

    Ich wandte meinen Kopf zu meinem Partner. Durch die Sehschlitze seiner Sturmmaske sah ich das helle Blau seiner Iris zwischen den zusammengekniffenen Lidern. „Kommen, ob verstanden‟, forderte Orry Medina. Milo deutete ein Nicken an. Er hatte den gleichen Gedanken wie ich.

    „Hör zu, Orry‟, sagte ich, „wir versuchen′s ohne Schusswaffen. Schickt den Wagen und macht ein bisschen Lärm da unten. Damit sie nichts mitkriegen, wenn wir uns an den Dachrand schieben.‟

    „Verstanden. Viel Glück.‟

    Fast synchron angelten Milo und ich unsere Kampfmesser aus dem Gürtel. Wir steckten die Klingen zwischen die Zähne und begannen uns behutsam nach vorn zu bewegen.

    Ein heller PKW löste sich aus dem Autokorso auf der Flatbush Ave und rollte langsam auf die Tankstelleneinfahrt zu. Sirenen von Ambulanzen und Streifenwagen heulten auf. Die Fahrzeuge entfernten sich. Zentimeter um Zentimeter näherten wir uns dem Dachrand über dem Eingang zur Tankstelle.

    Vorsichtig spähte ich über die Dachkante nach unten. Über einem umgestürzten Außenaschenbecher lag die verkrümmte Leiche eines jungen Mannes in blauem Overall. Um seinen Kopf herum breitete sich ein Blutlache aus.

    Der Fluchtwagen rollte in den Bereich der Zapfsäulen. Ich zog mich zurück.

    „Du musst uns jetzt jede Bewegung dort unten schildern, Orry‟, flüsterte ich in mein Mikro. „Ohne dein exaktes Kommando könnte die Sache schiefgehen ...‟

    Behutsam zogen Milo und ich die Beine an und gingen in die Hocke. Wir mussten von einem Moment zum anderen absprungbereit sein. Milo nahm das Messer aus dem Mund. „Zwei Bier‟, flüsterte er.

    „Was ist los?‟ Orrys Stimme.

    In dem Moment hielt der Fluchtwagen, und wir hörten unter uns das Geräusch einer sich öffnenden Tür. „Sie kommen!‟ Orrys sprach plötzlich gepresst und tonlos. „Sie schieben zwei der Geiseln vor sich her. Zwei ziehen hinter sich aus der Tür. Sie schauen sich nach allen Seiten um ...‟

    Der Fahrer des Fluchtwagens stieg aus. Er war nur mit einer Badehose bekleidet. Beide Arme hielt er über den Kopf verschränkt. Rückwärts laufend und mit schneller werdenden Schritten entfernte er sich in Richtung Straße.

    „... Sie schauen nach oben. Ihr seid für sie nicht zu erkennen.‟ Hastig und leise sprach Orry. „Jetzt sind sie draußen ... Jetzt! Jetzt!‟

    Wir schnellten hoch und sprangen. Im Fallen registrierte ich zwei bewaffnete Männer. Ich umklammerte den rechten und schlug hart auf dem Boden auf. Neben mir stürzten zwei Geiseln auf den Asphalt. Eine Frau schrie in höchsten Tönen. Mit aller Kraft drückte ich den Schädel des überraschten Banditen auf den Boden. Sein Körper erschlaffte unter mir. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Milo seinen Gegner bereits mit Handschellen versorgte.

    Ich sprang auf und wollte aufatmen. Von der Straße her sah ich schon einige unserer Leute aus der Deckung springen. In dem Augenblick dröhnte ein Schuss auf und schlug krachend in eine der Zapfsäulen ein.

    „Schnell in den Shop!‟, brüllte ich. Noch ein Schuss. Der Mann, der bis jetzt reglos neben Milo gestanden war, riss plötzlich die Arme hoch und sackte zusammen.

    Ich drückte die drei Geiseln hinter mir ins Innere der Tankstelle. Meinen Gefangenen zerrte ich mit hinein. Milo schlug die Tür zu. Wieder ein Schuss! Und noch einer! Und dann warf sich plötzlich eine Feuerwand von außen gegen das Schaufenster.

    „Da lang!‟, schrie Milo. Er zeigte auf eine Tür, die in einen an der Rückwand der Tankstelle gelegenen Raum führte. Ein kleiner Lagerraum – wir stürzten hinein. Hinter uns ein ohrenbetäubender Knall. Glas splitterte. Die Druckwelle fegte uns in die Toilettenräume. Dann eine glühende Hitzewelle. Mit den Füßen trat Milo die Toilettentür zu.

    Ich riss das kleine Fenster des gekachelten Raumes auf. Nichts wie hinaus. Nacheinander nahm ich die vier überlebenden Geiseln in Empfang, und unsere Gefangenen. Milo schob sich als letzter durch das Fenster nach außen.

    Wir rannten über den Parkplatz und warfen uns hinter der letzten Parkreihe in Deckung. Ein gewaltige Explosion zerriss die heiße Luft. Wir bedeckten unsere Köpfe mit den Armen. Vor uns prasselte ein Hagel glühender Trümmerteile auf die Autodächer und Kühlerhauben.

    Dann nur noch das Rauschen der Flammen. Keuchend streifte ich die Sturmhaube vom Gesicht. Auch Milo hatte sich seiner Maskerade entledigt. Große, schwarze Flecken an den Stellen seines Gesichtes, die die Maske für Augen und Mund ausgespart hatte.

    „Welcher gottverdammte Idiot hat hier geschossen ...‟, flüsterte er.

    3

    „Herzlichen Glückwunsch – Captain McDaniel!‟ Der frisch gebackene Deputy Inspector Henry Lenton hob sein Sektglas. Und der frisch gebackene Captain George McDaniel stieß mit ihm an.

    „Herzlichen Glückwunsch!‟, wiederholten die anderen Uniformierten im Büroraum des ersten Polizeireviers am Ericsson Place. Die Männer tranken.

    „Also Jungs.‟ McDaniel räusperte sich. „Ich bin kein großer Redner, das wisst ihr ja ...‟ Er versuchte seinen langen, schlaksigen Körper zu organisieren. Was um Himmels Willen macht man in einer solchen Situation mit der Hand, die sich nicht an einem Sektglas festklammern kann? Wo guckt man hin? Welche Stellung nimmt man ein?

    McDaniel nestelte nervös an der Brusttasche seines blauen Uniformhemdes herum. „Ich wollt′ euch einfach sagen – unser guter Henry hat seine Sache verdammt anständig gemacht, hier auf dem Revier.‟ Seine Züge verzerrten sich zu einem unsicheren Grinsen. „Seine Fußstapfen, in die ich jetzt treten muss, kommen mir irgendwie zu groß vor.‟ Die Männer um ihn herum grinsten. Die meisten jedenfalls.

    „Nun ja – ich werd′ schon irgendwie hineinwachsen.‟ Er legte seine schweißnasse Hand auf den Griff seiner Dienstwaffe. Das verlieh ihm eine gewisse Sicherheit. „Jedenfalls wird es hier keine großen Neuerungen geben. Außer einem neuen Chef eben.‟ Wieder ein unsicheres Grinsen. „Ich erwarte von euch den gleichen Einsatz wie Henry ihn in den zwölf Jahren als Chef hier im ersten Revier von uns allen gefordert hat ...‟ Seine Gestalt straffte sich, als würde er sich gerade erst bewusst machen, dass er in Zukunft dieses Revier leiten und deswegen eine halbwegs respektable Figur machen musste.

    „Tja – und natürlich weiß ich, dass einige von euch ...‟, seine Stimme wurde heiser, und er musste sich wieder räuspern. „... Dass einige von euch mindestens genauso gut für diesen Posten taugen wie ich. Und – wie soll ich sagen – was weiß ich, warum die Leute von der Departmentsleitung ausgerechnet mich ... jedenfalls, wenn es Schwierigkeiten gibt, kommt zu mir und lasst uns reden.‟

    Er wandte sich dem kleineren und wesentlich älteren Henry Lenton zu. „Und dir, Henry, noch einmal im Namen aller vielen Dank. Du warst ein guter Boss, ein verdammt guter Boss, möcht′ ich sagen. Alles Gute für die Zukunft ...‟

    Beifall brandete auf, und McDaniels Züge entspannten sich. Er gehörte zu den Cops, die eine Wohnung voller Schwerbewaffneter stürmten, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber ein paar Worte vor mehr als drei Leuten zu sprechen – da machte er sich schier in die Hosen. Er war sichtbar erleichtert, dass diese Hürde endlich hinter ihm lag. Auf einen Zug trank er sein Glas leer.

    Die Cops feierten ihren neuen und ihren scheidenden Chef bis nach Mitternacht. Die Kollegen, die Innendienst hatten, stiegen nach dem ersten Glas auf Cola um. Diejenigen, die Streife fahren mussten, zogen sich paarweise zurück.

    George McDaniel ging als letzter. Langsam schlenderte er die Varick Street hinunter. Er wusste, dass Linda auf ihn wartete. Und zunächst steuerte er auch die Metro Station an. Doch wie von selbst gingen seine Beine an der Rolltreppe vorbei, die zum Bahnsteig hinabführte. Er bog in die Franklin Street ein und betrat die nächstbeste Kneipe.

    Der Barkeeper zog die Augenbrauen hoch, während der Uniformierte sich auf einen Barhocker schwang. Die Bestellung des Cops – einen Kaffee – bedachte er mit einem geringschätzigen Blick.

    McDaniel merkte es nicht mal. Sein neuer Status machte ihm mehr zu schaffen, als er sich eingestehen wollte.

    „Captain ...‟, murmelte er, „... Captain McDaniels. Captain ...‟ Wie fremdartig das klang. Jahrelang war er einfacher Officer gewesen. Fünf Jahre lang Sergeant, und vor drei Jahren hatten sie ihn zum Lieutenant gemacht. Nach der Sache mit dem Überfall auf den Geldtransporter der McArthur-Bank. Er hatte den Kopf der Bande gestellt. Er und ein FBI-Mann.

    Und jetzt Captain ...

    McDaniel war nicht besonders ehrgeizig. Nie gewesen. Schon in der Schule nicht. Sonst wäre er jetzt vermutlich beim FBI oder sonst wo. Und klar – Cop hatte er immer werden wollen. Seit er ein kleiner Junge war. Seit ein Junkie den Zeitungskiosk seines Großvaters überfallen und den alten Mann erschossen hatte. Seitdem.

    Und jetzt sollte er Verantwortung übernehmen. Ein Revier leiten. „Warum nicht‟, murmelte er und schlürfte seinen Kaffee.

    „Was meinste?‟ Der Wirt guckte ihn verblüfft an.

    „Gib mir ′n Whisky zum Kaffee.‟ McDaniel fummelte eine Schachtel Chesterfield ohne Filter aus dem Uniformhemd und steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen.

    Auf dem Gehaltszettel würde sich die Veränderung schon sehen lassen können. Linda jedenfalls freute sich. Und Ricky, sein Sohn, murrte schon lange über den alten Ford, von dem McDaniel sich nicht trennen wollte. Und nicht zu vergessen Mary-Anne. Es ging auf die Dauer ganz schön ins Geld, sich eine Freundin zu halten.

    Gegen zwei fing der Wirt an, die Stühle auf die Tische zu stellen. „Macht ihr schon dicht?‟, wunderte McDaniel sich. Er hatte den Überblick über seine Whiskys verloren. Der Wirt brummte irgend etwas Zustimmendes, und der frischgebackene Captain bezahlte.

    Für den Heimweg nach East Village gönnte er sich ein Taxi. „Bin ja immerhin Captain jetzt‟, murmelte er, als er die Tür des Cabbys öffnete. Er ließ sich in den Rücksitz des Wagens fallen, lallte seine Adresse

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