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Legal - illegal... Mir egal
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eBook293 Seiten3 Stunden

Legal - illegal... Mir egal

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Über dieses E-Book

meine guten geschäfte zwischen ost und west. als frührentner zu zeiten der ddr konnte ich im alter von 30 jahren in den westen reisen. der zufall half und das schicksal nahm seinen lauf. es entwickelten sich abenteuerliche begebenheiten, offizieller und vor allem inoffizieller handel zwischen ost und west. 10 aufregende jahre immer mit einem bein im stasi knast.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum5. Dez. 2015
ISBN9783958494633
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    Buchvorschau

    Legal - illegal... Mir egal - Alexander Braun

    www.brandenburg-buch.de

    VORWORT

    Bald fünfzehn Jahre trage ich diese Idee mit mir herum. Dreimal sollte es losgehen, genauso oft wurde es wieder hingeschmissen. Dann aber waren alle Ausreden aufgebraucht. Der Autor darf schreiben, wie es aus der Feder rinnt, ob Wahrheit oder nicht. Aus der Feder rann es schon, aber nicht eben frei von allem. Ich sag mal so, mein Text wird getragen von stabilen Säulen, auf denen das gesamte Buch basiert. Die Säulen sind realistische Begebenheiten, um die herum sich der Inhalt aufbaut. Auch die zeitliche Abfolge der Geschichten ist nicht erfunden. Meine Schil-derungen sind entstanden aus den Erinnerungen, die nach über dreißig Jahren noch gegenwärtig sind. Auf Ursachen, die über-haupt dazu führten, zwischen zwei Welten zu wandeln, gehe ich nur sehr oberflächlich ein. Das Haschen nach Mitleid ist mir fremd.

    Die eigentliche Besonderheit, die es lohnt, überhaupt darüber zu schreiben, sind die Momente, bei denen das Leben urplötzlich die Richtung verändert. Nicht alles war Zufall, ohne ging es aber auch nicht. Ich denke da an Menschen, die mir begegneten, auf die ich offen zuging und von denen ich nie enttäuscht wurde. Auch die Mentalität half Dinge anzupacken, die nur wenige angepackt hätten.

    Auf meinen Reisen, die hier auch zum Teil geschildert werden, war ich auf der einen Seite mit Freude dabei, im Innern aber traurig. Nie mit der Familie, den Kindern nur erzählen, wie es hinter dieser grässlichen Mauer so aussieht. Das nur am Rande, vor allem schildere ich Jahre eines Lebens, das voller Ideen und Überraschungen steckte. Beiläufige Begegnungen verursachten große Eigendynamiken, die absolut nicht vorhersehbar waren. Durch einen gewissen Spürsinn, der mich nur selten verließ, gestaltete ich trotz gesundheitlicher Einschränkung die Zukunft positiv. Manches Mal entschied einfach nur das Glück, wobei ich sagen möchte, dass dieser Umstand von mir keinesfalls gepachtet war. Im Gegenteil, ich fand mich im ständigen Kampf mit meinem eigenen Körper. Oft war der Wille Sieger, aber bei weitem nicht immer. Das Leben spielte ein sonderbares Match mit mir. Bis heute schlage ich immer noch jeden Ball ins Feld zurück.

    FERIENJOB

    1978 war ein böses Jahr mit reichlichen Überraschungen. Da war zunächst keine Rede mehr von arbeiten, in welchen Jobs auch immer. Die Jahre davor waren geprägt von schaffen, schaffen und noch mal schaffen. Nach der normalen Arbeitszeit ging es meist zur zweiten Schicht. Zusammen mit meinem Kumpel stellten wir Zäune auf, bauten auch selbst welche und schraubten an Autos. Kaum ein Wochenende an dem wir nicht versuchten, viel Geld zu verdienen. Viel Geld sammelte sich trotzdem nicht an. Immer wieder wurden neue Wünsche geboren. Je größer die Wünsche wurden, desto intensiver arbeiteten wir an deren Realisierung.

    Zu Geld kommt man nicht unbedingt nur durch Arbeit, auch ein wenig Glück ist hilfreich und vor allem willkommen. Das Glück, besser gesagt die entscheidende Gelegenheit zu erkennen und sie beim Schopfe zu fassen, ist ein Glücksfall, der sich oft erst später zeigt. So geschehen während eines Ferienjobs in Dresden. Meine Frau und ich bewarben uns als Betreuer einer Schülergruppe und fuhren mit ihnen zusammen ins Ferienlager. Die 400 Mark pro Kopf im Urlaub zu verdienen war recht verlockend. In unserem Haus sollte eine neue Heizung eingebaut werden, endlich die alten Kachelöfen loswerden. Vier Wochen nach Dresden, dadurch kam das Geld zusammen für die neue Luftheizung. Zum größten Teil von mir selbst gebaut und im Haus installiert.

    Zurück zum Ferienjob in Dresden, wo es ja angeblich auch zum „Glücksfall gekommen ist. Abends wenn endlich Ruhe in den Zimmern wurde, setzten sich alle Betreuer zusammen und leerten regelmäßig einen Kasten sächsisches Bier. Schmeckte um einiges besser als unser „Berliner. An solchen ziemlich geselligen Aben-den kam man sich untereinander näher. Da war die Roswitha, von allen Rosi genannt. Sie hatte den absolut besten Job; sie war unsere Krankenschwester. Außer drei Pflaster auf blutigen Kin-derknien und so mancher Kopfschmerztablette für uns am Mor-gen danach hatte sie nichts zu tun. Ab und an nahm einer sie mit auf Ausflüge, aber am liebsten ging sie mit ins Schwimmbad. Eines Abends saßen wir mit ihr allein beim Bier, und sie erzählte von ihrem Verlobten aus Westberlin.

    „Interessant, meinte ich, „nun ist mir auch klar, woher deine Klamotten sind. Sie trug nicht einen einzigen Fummel aus dem Osten. Nur super Modisches vom Kudamm.

    „Ja, er kommt fast jede Woche in den Osten."

    „Und auf welche Art?", fragte ich sie.

    „Na immer mit dem Auto, der läuft keinen Meter."

    „Was für einen Wagen fährt er denn?"

    „Einen nicht mehr ganz neuen Daimler."

    „Benziner oder Diesel?", war meine nächste Frage.

    „Das weiß ich doch nicht, für mich ist wichtig, dass er fährt und nicht auf halber Strecke liegen bleibt."

    „Na, wenn dein Freund mal mit seinem Auto Probleme hat, dann kommt vorbei, mein Kumpel und ich können bestimmt preisgünstig helfen."

    Der Ferienjob war vorbei, und es ging zurück in die Heimat. Bald schon dachten wir nicht mehr an Rosi; der Alltag gestaltete sich aufregend genug. Ich wusste zwar wo sie wohnte, hatte aber kei-nerlei Veranlassung sie zu besuchen. Telefon hatte ich sowieso nicht, und nach ihrer Telefonnummer fragte ich damals auch nicht. Karl, meinem Kompagnon, erzählte ich von Rosi, und auch er glaubte nicht daran, dass sich da jemals einer melden würde. Der Sommer ging dahin, wir hatten gut zu tun.

    Unsere neueste Einnahmequelle war die Aufarbeitung von Wart-burgkarossen. Dadurch war nur noch selten Zeit, um für die Kom-munale Wohnungsverwaltung, kurz KWV, Zäune aufzustellen. Über Inserate in der „Neuen Zeit kauften wir durchgerostete oder verunfallte Wartburgkarossen und arbeiteten sie wieder auf. Ich als Schlosser und er als Tischler ergänzten uns gut und acker-ten oft bis nach 22 Uhr in seiner Doppelgarage. Die wieder auf-gebauten Karossen wurden abermals in der „Neuen Zeit angebo-ten. Wir konnten es kaum glauben, die Leute waren verrückt nach diesen Dingern. Es kamen auf eine Karosse manchmal mehr als fünfzig Bittschriften. So muss man das schon ausdrücken, was da in den Karten und Briefen stand.

    BESUCH AUS WESTBERLIN

    An einem sonnigen Freitag, Karl und ich saßen gerade auf seiner Terrasse in der Nähe der Doppelgarage, als vor dem Zaun ein Mercedes hielt.

    „Karl, du bekommst Westbesuch", scherzte ich und langte wieder zum Kaffeepott. Karl zeigte mir einen Vogel. Trotzdem beobachteten wir weiter, was so vorm Zaun passierte. Nun stieg eine junge Frau aus der Beifahrertür und trat an den Zaun. Ich blökte wie angestochen:

    „Rosi, wo kommst du denn her?" Nun stieg auch ihr Freund aus, und beide kamen zu uns auf die Terrasse. Karl begrüßte die Ankömmlinge umständlich, und ich stellte zumindest Rosi vor. Es war tatsächlich die Krankenschwester vom Ferienlager mit ihrem Freund aus Westberlin. Karl schaute sich interessiert den jungen Mann an. Schnell war klar, er war nicht mehr der allerjüngste. Trotzdem recht ansehnlich, blonde Haare recht gut gepflegt und supermoderne Klamotten. Genauso wie wir Ostler uns einen von Drüben vorstellten und auch schon jede Menge gesehen hatten. Vor allem die Schuhe waren gewöhnungsbedürftig. Mit solchen spitzen Dingern wäre wohl kaum jemand von uns draußen herumgelaufen. Aber egal, Kaffee war schon frisch eingegossen und ein erstes Gespräch kam in Gang. Nachdem wir allmählich miteinander warm wurden, wollte sich Fred unsere Werkstatt ansehen.

    „Ihr habt ja eine super Ausrüstung hier", bemerkte er.

    „Alles da, Schweißgeräte, elektrische Säge, Winkelschleifer, Hebelschere und jede Menge Werkzeug. Wir lackieren hier auch.", fügte ich mit etwas Stolz in der Stimme hinzu.

    „Ihr lackiert?", fragt Fred neugierig.

    „Na Autos, beziehungsweise im Moment Karossen."

    „Was für Karossen? Der Westler konnte sich nicht recht vor-stellen, was wir meinten. „Mein Mercedes hat zwar auch eine Karosse, ist aber nicht so einfach vom übrigen Fahrwerk zu trennen. Gemeinsam gingen wir in die Nachbargarage und zeigten ihm die Karosse, an der wir gerade zugange waren. Nun begriff er, was wir meinten, dass eben zum Beispiel beim Wart-burg, Karosse und Fahrwerk gut voneinander zu trennen waren und man sich nur um diese kümmern konnte.

    Wir setzten uns wieder zu Rosi und den Kaffeetassen, plau-derten über dies und das. Nach einer Stunde meinte Fred, er wolle noch tanken und sie müssten allmählich los. „Tankst du im Osten?", wollten wir wissen. Rosis Freund schaute etwas komisch aus der Wäsche.

    „Na klar, was sonst. Jedes mal 25 Ost womit ich nichts an-fangen kann."

    „Na für 25 DM bekommst du deinen Schlitten aber nicht voll."

    „Das ist ja der Jammer, aber besser als nichts. Wir schauten uns an und hatten so unsere Gedanken. „Nun müssen wir aber los. Sie gingen zum Auto, und wir verabschiedeten uns. Natürlich wollten sie bei Gelegenheit mal wieder vorbeigucken.

    „Ihr wohnt hier richtig gut und ruhig.", das wollte Rosi auf jeden Fall noch loswerden.

    „Na, beim nächsten Mal zeigen wir euch unsere richtig schönen Ecken, also dann bis bald." Wir winkten noch kurz. Rosi und ihr Macker waren kaum um die nächste Ecke, da sprudelte es schon aus uns heraus.

    „Das wäre doch was, oder?"

    „Na klar, meinte Karl, „da sollten wir auf jeden Fall dran bleiben.

    „Hast du gesehen, wie er unsere Ausrüstung bestaunt hat, und hast du dir auch sein Auto angesehen?, fragte ich. „Das sah nicht übel aus, aber er hat schon seine gewissen Stellen.

    „Hab ich auch bemerkt", meint Karl. In heutiger Zeit hätten wir nun zumindest Rosis Telefonnummer. Aber damals, da blieb nur persönlich bei Rosi in der Stadt vorbei zu schauen und den Kontakt am Laufen zu halten und nicht zu warten, bis sie mal wieder Lust hatten, an den Berliner Stadtrand zu kommen.

    Die Karosse vom 353er Wartburg, an der wir gerade arbeiteten, machte uns einige Sorgen. Es mussten neue Schweller einge-schweißt werden, die aber im Handel gerade mal wieder nicht zu kriegen waren. Selbst die besten Verbindungen halfen diesmal nicht. Deshalb bauten wir selbst welche, die auch schon pro-visorisch angeheftet waren. Dabei traten anscheinend Span-nungen auf, die wir einfach nicht in den Griff bekamen. „Wir reißen die Dinger noch mal raus!", schrie ich zu Karl in die Nachbargarage.

    „Bist du verrückt? Diese Arbeit!"

    „Egal, wenn nachher die Türen klemmen, wird es viel schlim-mer, dann muss alles nochmal raus oder wir können das ganze Ding gleich auf den Schrott bringen." Er ließ sich überreden und flexte die Heftstellen von den Schwellern ab. Nun war wieder alles auf null und passte plötzlich. Keine zwei Stunden und die Dinger saßen. Das schwierigste war wieder mal geschafft, der Rest sollte kein Problem mehr sein.

    Wartburg-Werkstatt

    Gut zwei Wochen später stand die Karosse auf Böcken bereit zum Lackieren. Wir arbeiteten immer noch mit so einem alten Ding von Kompressor, der seine Probleme hatte. Da musste irgend-wann ein vernünftiger her, sonst kriegten wir die Lackierung nicht mehr so hin, um auch einen guten Preis verlangen zu können. Beim Kunden war zuerst das Aussehen wichtig, wenn die Karosse ordentlich glänzte, war das schon die halbe Miete.

    Jeder von uns ging noch geregelter Arbeit nach. Karl in einem Forschungsinstitut und ich bei einem Berliner Versorgungs-Betrieb. Beide wollten wir uns umsehen, damit endlich ein neuer Kompressor an Land kam. Die letzte Karosse wurde doch noch notgedrungen mit dem alten Teil lackiert und sah auch ganz passabel aus. Nun nahmen wir uns aber vor, damit nicht mehr Autos zu spritzen.

    EIN KOMPRESSOR AUF ABWEGEN

    Der Winter war gerade vorbei und bei mir auf Arbeit wurden unsere großen Hallen neu gemalert. Die Farbenkleckser liefen emsig über den Hof und schleppten schwere Eimer, was mich aber nicht weiter interessierte. Zusammen mit einem Kollegen waren wir dabei, draußen ein Geländer aufzubauen. Anschließend sollten die Maler es streichen. Den Tag darauf kam einer von ihnen vorbei und sah sich das Teil an.

    „Na, Kollege, greif dir den Pinsel und streich uns unser Geländer!" Er hatte nur ein müdes Lächeln für uns.

    „Das Ding wird gespritzt", verkündete er mit erhobener Nase.

    „Na, das ist ja noch besser, dann leg mal los."

    „Geht nicht, der Kompressor steht hinter der letzten Halle."

    „Dann wirst du wohl doch den Pinsel schwingen müssen", blökte mein Kollege.

    „Da könnt ihr lange warten, irgendwann wird die Maschine frei sein."

    Ein Kompressor steht also im Außenbereich und das noch einige Zeit. Am Nachmittag, es gab nicht viel zu tun, die anderen Kollegen saßen beim Klammern und versuchten die Arbeitszeit rum zu bekommen. Ich schlenderte draußen umher und suchte ganz nebenbei einen Kompressor. Als ich um die letzte Halle herum war, sah ich ihn. Etwa gut 50 Meter entfernt stand das gute Stück und gar nicht weit vom Zaun. Ich ging keinen Schritt näher, sah aber trotzdem genug.

    Abends ging es zu Karl um zu berichten.

    „Du glaubst es nicht, ein super Kompressor von unseren Malern. Steht Tag und Nacht draußen keine 20 Meter vom Zaun. So eine Gelegenheit kommt nicht so schnell wieder."

    Am Sonntagabend verabredeten wir uns und peilten die Lage. Die abgelegene Straße führte genau am Zaun meiner Arbeitsstelle vorbei. Schon von weitem sahen wir das Objekt unserer Begierde.

    „Wie sollen wir das Monstrum über den Zaun bekommen?", wollte Karl von mir wissen.

    „Was heißt hier über, durch den Zaun. Zwei große Frage-zeichen in Karls Augen schauten mich an. „Wir drehen einen Draht aus dem Maschendraht raus, schieben den Kompressor durch die Lücke und drehen anschließend den Draht wieder ein. Danach kommt keiner darauf, dass das Teil seinen Weg durch den Zaun genommen hat.

    „Könnte klappen, wann denkst du, ist es am günstigsten?"

    „Es kann sein, dass die Kleckser hier bald fertig sind und ob dann der Kompressor noch draußen steht, ist ziemlich ungewiss. Langsam begann es zu nieseln, und wir bereuten, nicht gleich unseren Hänger mitgenommen zu haben. „Das wäre heute das richtige Wetter, nicht mal die nächste Laterne scheint bis an den Zaun. Egal, morgen Abend holen wir uns das gute Stück, bevor die Heinis es noch sonst wohin karren.

    Am nächsten Mittag lagen wieder etliche Postkarten und Briefe bei mir im Kasten. Die normale Reaktion auf unsere Anzeige in der Zeitung „Neue Zeit". Es ging um die Karosse. Wir wollten sie so schnell wie möglich loswerden, um Platz für die nächste zu haben. Zwei Leute aus Berlin wollten noch am selben Tag kom-men, an dem ihre Post bei uns eingetroffen war. Nur dort anrufen und die Kohle war uns sicher.

    Gleich nach der Arbeit mit dem Fahrrad zu Karl und beraten, wie wir's machen wollten.

    „Wir wollen doch heute den Kompressor holen. Hast du das schon vergessen?"

    „Nein, natürlich nicht, aber der kommt doch nicht um 22 Uhr, wenn wir losziehen wollen."

    „Ja schon, ist mir aber trotzdem zu viel auf einmal."

    „Ok, ok, alles bleibt wie besprochen, ich bin auch nicht dafür, die Karosse um die Ecke wegzugeben.

    Bei jeder Kleinigkeit kommen die wieder angeschissen."

    „Von wo kamen denn die anderen Zuschriften?", wollte Karl wissen.

    „Ich habe alles dabei." Es waren noch drei weitere Karten. Zwei aus Leipzig und eine aus dem Vogtland.

    „Zeig mal, die will ich lesen. Karl überflog den Text und sagte mit einem leichten Grinsen: „Dem sagen wir zu.

    „Warum denn dem?"

    „Na lies doch mal, der steht richtig auf dem Schlauch, und wir bekommen seine alte Karosse gratis dazu."

    „Wie soll das denn gehen, sollen wir ihm die gleich um-bauen?"

    „Gib mal her! Ich las die Karte selber und musste auch schmunzeln. Ein Lastwagenfahrer, der regelmäßig nach Berlin kam und uns gleich seine alte Karosse mitbringen und die von uns aufgearbeitete mit zurück nehmen wollte. „Klingt gut, wie der das wohl machen will? Scheint mit seiner Kutsche ohne große Ladung unterwegs zu sein.

    „Ist doch nicht unser Bier, Hauptsache er hat die Kohle dabei."

    „Ich schreib ihm morgen, dass wir im Geschäft sind und er Bescheid sagen soll, wann die Abholung stattfinden soll. Bis nach-her, nimm 'ne Knüpperzange mit und zwei Bretter zum Herauf-ziehen, tschüss!"

    Unsere Frauen wurden immer nur mit minimalen Auskünften versorgt. Nie sagten wir, was genau wir vorhatten, und sie fragten auch nicht mehr. Zu Anfang war das manchmal ziemlich ätzend, alles wollten sie genau wissen. Das hatten wir ihnen aber mal bis ins Kleinste erklärt und nun sahen sie ein, besser nicht alles zu wissen. Dann brauchten unsere Frauen auch keine Angst zu haben etwas auszuplaudern, was nicht für fremde Ohren bestimmt war.

    21:30 Uhr begann ich mir Arbeitszeug anzuziehen. Aber kein dreckiges und kaputtes Zeug. Karl meinte, im Knast gibt es die erste Zeit keine Sachen, man müsste mit den eigenen rumlaufen. Bei unseren gelegentlichen Unternehmungen hatte er meist zu-mindest eine gute Jacke mit dabei. Die konnte man sich in U-Haft gut überziehen und sah vernünftig aus. Na ja, seine Sache, ich zog mich nach Anforderung an und wollte übrigens sowieso den Kon-takt mit den Behörden vermeiden. Karl stand im Outfit wie beschrieben vor den Garagen und unser Hänger war auch schon startklar.

    „Anhängen und los", flüsterte ich und Karl koppelte den Hänger geräuschlos an meinen 311er Wartburg an. Er schmiss seine gute Jacke auf den Rücksitz, und ich gab Gas. Das Wetter war ähnlich wie vorige Nacht, auf jeden Fall ordentlich duster. Nach den ersten Bodenwellen war uns das Klappern im Hänger zu laut. Wir verkeilten die beiden Bretter, damit sie nicht mehr herum springen konnten. Keine 15 Minuten waren wir vor Ort. In Sichtweite, aber im Dunkeln stellten wir unser Gespann ab. Erst mal 'ne Weile schauen, aber alles blieb total ruhig. Der Kom-pressor hatte sich gegenüber gestern auch nicht vom Fleck gerührt. Nach 30 Minuten näherten wir uns an einer abgelegenen Stelle dem Zaun. Mit der Zange löste ich einen Draht von den anderen. Karl mit seiner Größe brauchte keine Leiter und drehte ein Segment aus dem Maschendraht nach oben raus. Ruckzuck war der Weg frei, trotzdem hielten wir einige Minuten inne. Kein Geräusch, kein anderes Fahrzeug war zu hören. Also los, in 20 Meter Entfernung stand der Kompressor, den wir so gerne hätten. Als wir bei ihm waren, staunten wir nicht schlecht, wie viel Schlauch angeschlossen war. Karl hatte schon die Kneifzange in Position, um ihn ab zu knipsen.

    „Bist du verrückt, das ist doch astreiner Schlauch, den wir auch brauchen!", zischte ich ihm zu. Ungerührt vom Schein der nächsten Laterne ging ich die gut 25 Meter zum Ende des Schlauches und brachte ihn so lautlos wie möglich Richtung Zaun. Karl zog schon mit dem Teil in dieselbe Richtung. Nun wurde der Hänger in Position gebracht und das gute Stück mittels der beiden Bretter verladen. Eine kleine Plane machte ihn komplett unsichtbar. Danach wurde so schnell es ging der Maschendraht wieder geschlossen, und wir atmeten ordentlich durch. Jetzt noch ungesehen nach Hause, das war's. War aber mindestens so riskant wie das, was wir gerade durchgestanden hatten. Weil die kleine Straße hinter dem beklauten Werk auch zur großen Freude eine Sackgasse war, mussten wir zur Fern-verkehrsstraße zurück und das war nicht ohne Risiko. Die kleine Straße lag in völliger Dunkelheit, und ich fuhr ohne Beleuchtung. Meine Augen gewöhnten sich schnell an das fehlende Licht, und im zweiten Gang erreichten wir bald die große Straße. Einige Minuten warteten wir, bis von beiden Seiten kein Lichtschein zu sehen war. Wieder mal ein Sauglück gehabt. Als der Kompressor hinter den Garagen im Schuppen unter Gerümpel verschwunden war, war’s geschafft. Nächsten Tag sahen wir uns das Ding in Ruhe und von nahem an, ein super Teil. Der brachte locker 6 atü auf Dauer. Damit ließ sich arbeiten, da waren wir uns sicher. Zuvor schilderte ich Karl, was sich auf Arbeit abgespielt hatte. Kriminalpolizei im Werk, die Maler liefen mit roter Omme herum, und ich hielt mich fern von jeglichen Personen. Das ging eine Woche so; man verdächtigte in erster Linie die Maler selbst. Nach dieser Woche sprach keiner mehr darüber, nur die Pinsel-schwinger mussten nun denselben schwingen. Es war kein neuer Kompressor aufgetaucht, auch das neue Geländer mussten sie von Hand pinseln. Ich sag nur: wer sein Arbeitsgerät so leichtsinnig rumstehen lässt, der zieht eben auch mal die Arschkarte.

    Mit dem neuen Gerät wurden die Lackierarbeiten immer besser. Mit 6 bar kam richtig was raus aus der Spritzpistole. Und es ging auch viel schneller als mit unserem alten Kompressor. Übrigens, das mit dem Vogtländer hatte super geklappt. Wir hatten wieder eine Karosse zum Basteln, und die Kriegskasse war ebenfalls gut gefüllt.

    DIESEL FÜR DEN WESTLER

    Einige Monate vergingen und siehe da Rosi nebst Freund schauten wieder mal vorbei. Wir hatten beide nicht vergessen, aber sie waren auch nicht direkt momentan. Diesmal gestalteten sich unsere Gespräche viel spezieller. Fred hat seine Freundin gleich bei meiner Frau abgesetzt und kam allein in unsere Werkstatt. Eigentlich waren die Fronten zwischen ihm und uns vollkommen klar. Er wollte irgendwelche Leistungen von uns und wir eigentlich nur eins, Westgeld. So dachten wir, wie er dachte würde sich bald rausstellen. Nur, um mit uns mal wieder zu quatschen, war er bestimmt nicht bis hier raus gekommen. Fred druckste zu Anfang ganz schön rum; wir halfen aber schnell und wollten wissen, ob es was zu tun geben könnte. Nun wurde er lebendig.

    „Na auf jeden Fall, ich könnte 60 Liter Diesel gebrauchen. Bei Rosi kann ich nicht ständig

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