Was uns bewegt: Gedichte von Emil Pfeiffer
Von Emil Pfeiffer
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Über dieses E-Book
Emil Pfeiffer
Wir, als Familie, lebten während des 2. Weltkrieges zwar in ärmlichen, aber harmonischen Verhältnissen in unserer recht engen und baufälligen Hütte. 1942 kam ich zur Schule. Dort herrschte jedoch eine ganz andere Atmosphäre, und der Anfang wurde einem nicht gerade leicht gemacht. Es ist ganz klar, Fortschritt und Bildung können zwar enorm gefördert, aber auch gebremst werden, je nachdem welche erzieherischen Faktoren darauf einwirken. Unser erster Kassenlehrer war ein humorloser und strenger Mann mit der üblen Angewohnheit, seine Schüler wegen kleinster Versehen, mit dem Rohrstock zu züchtigen. Und weil ich einmal unverschuldet zu spät kam, war ich fortan das schwarze Schaf. Nur ein Blick aus der Klasse, dann konnte ja nur ich der Übeltäter sein, und dass hatte natürlich seine spürbaren Folgen. Diese Art Erziehung hatte aber auch seinen Niederschlag auf meinen Lerneifer und somit auch auf die Zensuren. Der Lehrer hatte die Macht und Beschwerden hätten alles nur noch verschlimmert. Und somit zog sich das hin bis zum 3. Schuljahr. Da war der Krieg zu Ende. Zwar herrschte überall Not und Hunger, aber es war endlich Frieden. Keine Angst mehr vor Fliegeralarm, vor Bomben oder Tieffliegern. Aber auch in der Schule gab es umwälzende Veränderungen. Fast alle Lehrer waren durch neue ersetzt worden. Unser neuer Klassenlehrer war total anders als sein Vorgänger. Er war gleichbleibend freundlich und sachlich und interessierte sich für jeden persönlich. Kein Schimpfen, keine Schläge, dass tat unendlich gut. Diese neuen Umgangsformen förderten natürlich meine Freude am Lernen und das brachte mir Lob und gute Noten. Es ging also aufwärts und ich machte gute Fortschritte. Deutsch war mein Lieblingsfach und besonders auf diesem Gebiet bildete ich mich später, auch nach Schulabschluss, weiter. Nebenbei schrieb ich dann schon einige Reportagen und Berichte für verschiedene Zeitungen. Ich las viel und sehr gern, insbesondere auch die bekannten Lyriker. Und eines Tages sagte ich mir: "Das kannst Du auch!" und so begann ich, Gedichte zu schreiben. Ich bemerkte bald, je öfter man das tut, je leichter fällt es einem. - Emil Pfeiffer -
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Buchvorschau
Was uns bewegt - Emil Pfeiffer
"Gewidmet, allen... insbesondere
meinen Brüdern, meiner wunderbaren
Frau und meinen vielen Freunden."
E. Pfeiffer
Inhaltsverzeichnis
SEI MEIN GAST
FANGS AN...
DEINE HÄNDE
...EIN KLEINER SCHUH
MIN OHLN KUTTER
ICH GLAUBE GAR NICHTS...
EINE GESCHENKTE ERFINDUNG
UNTER MENSCHEN
VERGÄNGLICHKEIT
…WEIL ICH DICH LIEBE
DIE GRAUE FRAU AM BADTEICH
UNAUSWEICHLICH
STUBENHOCKER
AM SACHSENRING
IHR LETZTER BUS...
ENTTÄUSCHT
WO IST DEIN ZUHAUSE?
MIT DIR ALLEIN
EIN WUNDERSAMER TRANK
VERLIEREN DARFST DU NICHT
DER EGOIST
ZEIT
ES WAR SEIN FREUND
NUR GELIEHEN
LIMÈ
DER ERBE VON EISENBERG
SIE KÖNNEN'S DIR NICHT SAGEN
DER RÜLPSER
WENN RECHT UND WAHRHEIT WANKEN
DER FREUNDLICHE WIRT
GOTT KANN WARTEN...
MISSBRAUCHTE FREIHEIT
DIE ZEHN GESCHWISTER
DER FAULE
EIN KLEINER UNTERSCHIED
DANKBARKEIT
DAS TRINKGELD
MITTERNACHT AM FALKENSTEIN
EINMAL REICHT ES
DIE MEDIZIN
ALLEN RECHT GETAN…
PAPIER IST GEDULDIG
SACHSEN 1947
DER FALKNER
RAZENDAKUBEN UND DER TAUCHER
BEI UNS AN BORD
DER AUSGLEICH
MECKERN KANNST DU...
ÜBERALL SCHMECKTS GUT
IM SCHNEE
WIE KAM DAS WOHL INS DASEIN?
DER SCHULRAT KOMMT
DER ALTE MALER VON NESSELWÄNGLE
…ES REGNET
WER KANN DAS SEIN?
IMMER BRAUCHST DU NICHT VERLIEREN
...AUCH NUR MENSCHEN
FRESSLUST
DER MENSCH UND DAS AUTO
VON ÄNGSTEN GENARRT
TIERISCHE MENSCHEN
WO DU HINGEHST...
WIE EINE SEIFENBLASE
GÄSTE
KALTE HERZEN
WAS FÜR FREUNDE…
DER RICHTER
DER BLINDGÄNGER
JONNY, DER SCHIFFSJUNGE
DER KÖNIG DER BÄUME
WER ERZIEHT WEM?
DER ARBEITSLOSE
UNSOR NACHBOR WILL HEIRADN
LACHEN-WORÜBER?
WER STECKT DAHINTER?
Vorwort
Viele Menschen betrachten gute Gedichte wie ein gutes Menü.
Damit haben sie ganz Recht, denn beides spendet - wenn gut zubereitet - Freude und Wohlbehagen. Aber Gedichte sind manchmal noch mehr, denn sie verfeinern und verschönen gern, was gesagt werden soll. Dabei bieten sie gute Unterhaltung und regen zum Nachsinnen an. Wenn dann noch - gewissermaßen als Würze des Menüs
- ein realistischer Hintergrund vorhanden ist, wird die genussvolle Zustimmung der Leser sicherlich das Endresultat bilden können. Im Übrigen haben sich fast alle Ereignisse, die in den vorliegenden Gedichten erwähnt werden, jeweils auf ihre Weise zugetragen. Auch gewisse geographische Orte (Sundern im Sauerland, die Ruine Eisenberg im Allgäu, der Falkenstein im Allgäu, der Sachsenring und der Badteich in Sachsen, usw.) sind mit den Schilderungen identisch. Ergreifen wir also die Gelegenheit und gönnen wir unserem Herzen und unserem Sinn ein schmackhaftes Menü
in Form dieser Gedichte.
Sei mein Gast
Ich seh es dir an,
du bist voll Groll!
Schnauze voll?
Ja, ich versteh...
es tut dir weh…
Nicht angenehm,
so ein Problem!
Die Welt ist blöd,
total verdreht.
Du kannst nichts machen.
Versuche zu lachen!
Mach dir nichts draus!
Komm mit nach Haus!
Da trinken wir,
ein gutes Bier!
Wirf ab, die Last!
Komm! sei mein Gast!
Fangs an...
Geh - dichte!
Gedichte.
Versuch!
ein Buch?
Zur Freude
für Leute!
Erwähne,
das Schöne!
Sag klar,
was wahr!
Du bangst?
Keine Angst!
Hab Mut!
's wird gut!
Lass die Dummen
doch verstummen!
Paar sind klug,
das ist genug!
Sie danken dir
einmal dafür.
Also - ran!
und fangs an!
Deine Hände
Ja, sie greifen hinein,
in den dicksten Dreck,
und sie fragen nicht,
nach dem Sinn und dem Zweck!
-Deine Hände...
Und sie sträuben sich nicht,
ob es riecht, oder stinkt.
Und sie tun, was du willst,
auch wenns nicht gelingt!
-Deine Hände...
Sie packen zu,
und sie tun ihre Pflicht,
und wühlen und rackern,
im Dunkel und Licht!
-Deine Hände...
Und sie formen das Feinste,
und sie dienen dem Guten,
sie helfen und heilen,
und retten aus Fluten!
-Deine Hände...
Ob nass oder trocken,
ob kalt oder heiß;
Gehorsamste Diener
für Schwarz oder Weiß!
-Deine Hände...
Und sie streicheln so zärtlich
und voller Gefühl...
Sie machen dich glücklich,
denn das ist das Ziel
-deiner Hände...
Doch wenn du nur willst,
dann werden sie stehlen!
Und die Ziele des Guten
gänzlich verfehlen!
-Deine Hände...
Und, wenn du nur willst!
werden sie morden!
Missbraucht von den Mächten
dämonischer Horden!
-Deine Hände...
Doch manchmal ist es
noch nicht zu spät!
Dann hältst du sie hoch,
zum letzten Gebet!
-Deine Hände...
...ein kleiner Schuh
Heut zieht mein Sohn, der kleine Mann,
erfreut die neuen Schuhchen an...
Die Füßchen waren noch zu klein -
sie passten mühelos hinein.
Wie Puppenschuhe anzusehn,
und angenehm, im Gehn und Stehn.
Er zeigt sie stolz auch andern,
beim Fahren oder Wandern.
Und heute wollten wirs versuchen,
die alte Oma zu besuchen...
Doch, es ist Winter! alles weiß!
und auch die Straßen, glatt von Eis!
Auch der Nebel wird noch dichter!
Kaum zu sehen - fremde Lichter!
Doch meine Lieben voll Vertrauen,
wie immer, auf mein Können bauen.
Und dennoch ist mir etwas bange...
es klopft mein Herz! Es brennt die Wange!
Ganz ruhig summt der gute Wagen...
doch ich bin feucht - an Stirn und Kragen.
Jetzt, in die Straße rechts hinein...
da vorn muss eine Ampel sein...
Ja! richtig! grad ist sie auf Rot
.
Wir folgen logisch dem Gebot...
Doch plötzlich krachts! ein dumpfer Stoß!
Die beiden schrein! ich lasse los...
Entfernt vernehm ich seltne Töne,
und auch das Jaulen der Sirene...
Um mir wird Nacht! die Welt versinkt!
Bis eine Gruppe mich umringt...
Ich wache auf... in Bett und Raum,
und frage laut: Ists nur ein Traum?
"Wo bin ich? und was soll ich hier?
Mein Sohn? die Frau? was ist mit ihr?"
Die weißen Männer sehn sich an,
bis einer von ihnen zu sagen begann:
"Es...ist...ein trauriges...Geschick!
Sie selber hatten...sehr viel Glück!
Und ihre Frau...kommt Morgen raus.
Aber...auch sie...sind bald zu Haus."
Ja, und mein Junge? wo ist der?
Dem Doktor fiel die Antwort schwer...
"Ein Unfall wars... zwei Menschen tot.
Im Nebel... und bei Ampel-Rot!
Ein Opfer stammt vom andern Wagen.
Der Fahrer selbst war zu beklagen.
Er hatte stark nach Schnaps gestunken,
und war mit Sicherheit betrunken..."
Ja, und mein Kind? Ich wills erfahren!
"Nun gut... ich muss es offenbaren...
Die Wagen sind nur Schrott und Scherben...
Ihr Söhnchen... musste... leider... sterben..."
Ein Schrei durchs Krankenzimmer gellt,
und tiefe Ohnmacht mich befällt...
Die Zeit verging. Das Herz blieb schwer.
Das Leben schien für beide leer...
Und erst nach vielen, schweren Tagen,
besteigen beide einen Wagen...
Doch vorn, am Spiegel, hängt ein Gruß,
ein kleiner Schuh...vom kleinen Fuß...
Min ohln Kutter
Ein alter Kutter;
das war sein Traum!
mit hölzernen Planken,
Kajüte und Baum...
Und mit'nem Klopfer
als Motor...
mit'n richtigen Anker
und Klüsen davor.
Und in der Last -
da hat's keine Fische,
aber Teppiche, Sessel
und auch Tische...
Und wirft er mal draußen
den Anker aus -
dann lebt er so frei,
in Saus und in Braus...
Da wird gesnackt,
musiziert und getrunken,
ganz anners, als wie
in den ohln Spelunken...
Ich weiß, dass dat
auch euch gefällt,
auf dieser lütten,
noch ganz heilen Welt.
Besucht ihn mal!
Er lädt euch ein -
dat wird ein fein’s
Vergnügen sein.
Ich glaube gar nichts...
Ich glaube gar nichts!
sagtest du...
winkst lässig ab,
die Tür schlägt zu.
...denn du glaubst gar nichts!
Indessen weiß ein
jedes Kind,
dass eins und eins
doch zweie sind!
...und du glaubst gar nichts!
Dass hoch am Himmel
Sterne stehn...
Du schaust nicht auf!
und kannst nichts sehn.
...denn du glaubst gar nichts!
Du kannst die Zeit
auch rückwärts drehn:
Columbus, hast du
nie gesehn...
...drum glaubst du gar nichts!
Und, hast du mal
daran gedacht,
wer das, was da ist,
hat gemacht?
...doch du glaubst gar nichts!
Du lehnst es ab,
an Gott zu glauben.
Du kannst dir Glauben
nicht erlauben...
...denn du glaubst gar nichts!
Das reicht!
Es ist schon allerhand!
Bezweifelt man
schon den Verstand?
...denn du glaubst gar nichts!
Was du nicht siehst,
willst du nicht glauben.
Es kann schon sein,
dir fehln paar Schrauben
...
...denn du glaubst gar nichts!
Eine geschenkte Erfindung
Du siehst den hellen Sonnenball.
Er sendet Wärme und Licht überall.
Viel kleiner ist da schon der Mond.
Auch er ist rund, doch unbewohnt.
Zwar hast du lange nicht gewusst,
dass auch die Erde rund sein musst.
Die Bibel spricht wohl längst davon,
doch lesen müsst man sie halt schon.
Auch mancher Stein, in Meer und Bach,
ist kugelrund; schau doch mal nach!
Und auch dein Fuß kommt ins Gehege,
mit runden Steinchen, oft, am Wege.
Wenn du im Winter Schnee erblickst
und eine Handvoll nimmst und drückst,
dann wirds ein Schneeball, in der Tat!
Kein Kegel und auch kein Quadrat.
Man weiß nicht, was die Leute wollen,
auf runden Dingen kannst du rollen!
Und