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Teenagerträume: Sophienlust 431 – Familienroman
Teenagerträume: Sophienlust 431 – Familienroman
Teenagerträume: Sophienlust 431 – Familienroman
eBook137 Seiten2 Stunden

Teenagerträume: Sophienlust 431 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

»In ein Kinderheim?« Nicole Widding rümpfte die Nase. Ihr Blick wurde finster. »Das kann doch nicht euer Ernst sein. Immerhin bin ich vierzehn.« Trotzig schob das Mädchen die Unterlippe vor. »Es ist kein normales Kinderheim, sondern eine private Einrichtung für Kinder ohne Eltern«, antwortete Holger Widding und sah seine Tochter dabei ernst an. Sie war ihm sehr ähnlich, und er war stolz darauf. »Wir sind sehr froh, daß Frau von Schoenecker zugesagt hat, dich vor-übergehend in Sophienlust aufzunehmen«, ergänzte Brigitte Widding sanft. Sie war auffallend blaß. Die rot nachgezogenen Lippen standen in krassem Gegensatz zu der gelblichen Haut. Ihr Haar war dünn und stumpf, ihr Körper mager. »So ein Quatsch. Ich könnte doch ebensogut allein zu Hause bleiben. Während du im Krankenhaus warst, Mutti, war ich tagsüber ja auch allein. Es hat alles gut geklappt.« »In dieser Zeit war dein Vater schon am frühen Nachmittag zu Hause. Jetzt aber wollen wir beide wegfahren, und es wäre niemand da, der sich um dich kümmert, der dich morgens weckt und zusieht, daß alles in Ordnung ist.«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum14. Okt. 2023
ISBN9783989364585
Teenagerträume: Sophienlust 431 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Teenagerträume - Susanne Svanberg

    Sophienlust

    – 431 –

    Teenagerträume

    Susanne Svanberg

    »In ein Kinderheim?« Nicole Widding rümpfte die Nase. Ihr Blick wurde finster. »Das kann doch nicht euer Ernst sein. Immerhin bin ich vierzehn.« Trotzig schob das Mädchen die Unterlippe vor.

    »Es ist kein normales Kinderheim, sondern eine private Einrichtung für Kinder ohne Eltern«, antwortete Holger Widding und sah seine Tochter dabei ernst an. Sie war ihm sehr ähnlich, und er war stolz darauf.

    »Wir sind sehr froh, daß Frau von Schoenecker zugesagt hat, dich vor-übergehend in Sophienlust aufzunehmen«, ergänzte Brigitte Widding sanft. Sie war auffallend blaß. Die rot nachgezogenen Lippen standen in krassem Gegensatz zu der gelblichen Haut. Ihr Haar war dünn und stumpf, ihr Körper mager.

    »So ein Quatsch. Ich könnte doch ebensogut allein zu Hause bleiben. Während du im Krankenhaus warst, Mutti, war ich tagsüber ja auch allein. Es hat alles gut geklappt.«

    »In dieser Zeit war dein Vater schon am frühen Nachmittag zu Hause. Jetzt aber wollen wir beide wegfahren, und es wäre niemand da, der sich um dich kümmert, der dich morgens weckt und zusieht, daß alles in Ordnung ist.« Brigitte Widding sah Nicole liebevoll an. Sie liebte dieses Kind und litt darunter, daß sie es jetzt nicht mehr versorgen konnte.

    Ungeduldig schüttelte Nicole den Kopf mit dem dichten braunen Haar. »Ich verstehe ja, daß du nach dieser Operation Erholung nötig hast, Mutti, und ich finde es auch gut, daß dich Vati begleitet. Aber ich kapiere nicht, weshalb ihr wegen dieser paar Wochen so viel Aufhebens macht. Sie vergehen rascher als man denkt.« Nicole bekräftigte ihre altkluge Redensart durch heftiges Kopfnicken.

    Flugkapitän Holger Widding atmete tief durch. Er war ein Mann mit guten Nerven. In seinem Beruf war das wichtig. Doch dieses Gespräch belastete ihn stark. »Es ist leider nicht ganz so einfach, Nici.« Nici war der Kosename aus der Kinderzeit. Jetzt brachte Widding damit zum Ausdruck, wie sehr er an seiner Tochter hing. »Wir wissen nämlich nicht, wie lange Mutti zur Kur bleiben muß. Es können Wochen sein, aber auch Monate.«

    Nicole hatte ihren Vater noch nie so ernst gesehen. Sein Verhalten signalisierte ihr, daß da mehr war, als ein normaler Erholungsaufenthalt nach einer schweren Krankheit.

    »Aus diesem Grund wollen wir dich versorgt wissen«, erklärte Brigitte Widding ruhig. »Wir haben Sophienlust gewählt, weil dieses Haus allgemein sehr gelobt wird. Die Kinder haben dort sehr viel Freiheit und leben wie in einer großen Familie. Frau von Schoenecker ist selbst Mutter und hat viel Verständnis für Heranwachsende. Es wird dir gefallen, Nicole. Stell dir vor, du darfst sogar Topsy mitbringen. Es gibt noch mehrere Hunde dort und eine Menge anderer Tiere. Einige der Mädchen sind in deinem Alter. Du findest bestimmt rasch eine Freundin.« Brigitte lächelte gequält. Sie wußte schon jetzt, daß sie Heimweh nach Nicole haben würde.

    Was die schmächtige, blasse Frau sagte, interessierte das Mädchen plötzlich nicht mehr. Denn sie spürte, daß etwas in der Luft lag. Etwas, das weit gravierender sein würde, als ihr Aufenthalt in Sophienlust. Etwas, das ihre Eltern so stark beschäftigte, daß sie sich über Brigittes Rückkehr aus dem Krankenhaus überhaupt nicht freuten.

    Nicole hatte das Haus zum Empfang mit Blumen geschmückt, hatte im Eßzimmer den runden Tisch festlich gedeckt, hatte Kuchen besorgt und Kaffee gekocht. Wie eine kleine Hausfrau hatte sie stolz die Eltern bedient. Sie freuten sich zwar und waren bemüht, sich ungezwungen zu geben, doch es war nicht zu übersehen, daß es ihnen schwerfiel.

    »Das mit Topsy finde ich klasse.« Flüchtig schaute Nicole hinüber zu dem Hund, der zufrieden in seinem Korb lag. Er hatte den Kopf auf die dicken Pfoten gelegt und sah auf, als er seinen Namen hörte. Wie gewöhnlich war der Ausdruck seines Boxer-Gesichts sorgenvoll. »Aber warum weiß man noch nicht, wie lange Mutti bleiben muß?« Ängstlich schaute der Teenager von einem zum anderen.

    Holger Widding rührte verlegen in seinem Kaffee. Er war bestimmt kein Feigling. Doch jetzt hatte er einfach nicht den Mut, die Wahrheit zu sagen. Diese Wahrheit, die für ihn selbst so grausam war, daß er mit dem Schicksal haderte, daß er am liebsten vor Schmerz gebrüllt hätte. Gebrüllt wie ein tödlich verwundetes Tier. Das Schlimmste für ihn war, daß man nichts dagegen tun konnte. Man war diesem unerbittlichen Schicksal hilflos ausgeliefert.

    Brigitte Widing dagegen war gefaßter. Sie hatte sich schon lange mit diesen Gedanken beschäftigt, hatte sich bereits mit ihnen abgefunden. In bewundernswerter Ruhe erwiderte sie den Blick des Mädchens.

    »Du bist schon groß und verständig, Nicole. Deshalb sollst du alles wissen.« Brigittes Stimme klang völlig normal. Der Mann neben ihr sah erstaunt her-über und begriff nicht, woher sie die Kraft nahm, so gelassen und sachlich zu bleiben. Sie, die in den vergangenen Wochen so viel Schweres durchgemacht hatte. Sie, die körperlich so sehr geschwächt war.

    »Als ich heute aus der Klinik entlassen wurde, hat der Chefarzt mit deinem Vater gesprochen. Er hat ihm gesagt, daß ich nie mehr gesund werde. Die Operation brachte mir wohl Erleichterung, aber keine Heilung.«

    »Mutti...« Nicole wurde blaß. Groß und dunkel wirkten die Augen in ihrem hübschen jungendlichen Gesicht. Angst spiegelte sich darin.

    »Mutti, das ist doch nicht wahr, das kann doch nicht wahr sein.«

    »Genau das habe ich auch gedacht«, stöhnte Holger Widding. Er ballte die Hände zu Fäusten, als wollte er gegen einen unsichtbaren Gegner antreten.

    »Es stimmt schon. Ich fühle es seit einiger Zeit. Ich werde schwächer und schwächer, und die Schmerzen werden immer stärker.« Die Kranke sagte es mit bewundernswertem Mut.

    »Mutti, du solltest in eine andere Klinik gehen. Es muß doch irgendwo einen Arzt geben, der dir helfen kann.« Jetzt ging Nicoles Atem schnell. Sie war noch sehr jung, und trotzdem konnte sie sich vorstellen, was es hieß, die Mutter zu verlieren. Sie konnte recht gut einschätzen, welche Lücke Brigittes Tod hinterlassen würde. Brigitte, die sich selbstlos zu jeder Zeit um ihre Familie kümmerte, die immer da war, wenn man sie brauchte, die immer Rat wußte, die Mann und Kind nie im Stich ließ. Sie war eine vorbildliche Hausfrau, eine zärtliche Mutter, eine wundervolle Kameradin. Warum sollte ausgerechnet sie früh sterben?

    »Du bist doch noch jung, Mutti, erst zweiundvierzig.« Bevor die Krankheit zum Ausbruch gekommen war, hatte ihr niemand angesehen, daß sie vier Jahre älter war als ihr Mann. Jetzt allerdings wirkte sie wesentlich älter als er.

    Brigitte schüttelte leicht den Kopf. »Gegen diese Krankheit sind die Ärzte machtlos, auch wenn sie es nicht zugeben. Diese Kur, die sie mir empfohlen haben, ist nichts als ein letzter vergeblicher Versuch...«

    Holger schob das Gedeck weg. Ihm wurde übel, wenn er nur etwas zu essen sah. Er wandte sich seiner Frau zu, griff nach ihren Händen und umfaßte sie mit zärtlichem Griff. »Du mußt daran glauben, daß du gesund wirst, Brigitte. Du mußt kämpfen, und ich werde dir helfen. Gemeinsam schaffen wir es.«

    Wieder schüttelte die blasse Frau den Kopf. »Du hast doch die Röntgenaufnahmen gesehen, Holger. Lebenswichtige Organe sind bereits befallen. Es kann noch Monate, aber auch nur noch Wochen gehen. Wir müssen uns damit abfinden, müssen tapfer sein. Nicole, verstehst du jetzt, weshalb wir dich nicht hier allein lassen wollen, weshalb wir das beste Heim für dich ausgesucht haben, das es gibt?«

    »Mutti, Mutti...nein. Ich glaube das nicht. Du darfst nicht sterben. Wir brauchen dich doch.« Nicole war aufgesprungen, kniete sich neben Brigitte und umschlang mit beiden Armen die schmale Taille der Kranken. »Ich habe dich lieb, Mutti, und ich will, daß du bei uns bleibst. Bitte, bitte...« Aufschluchzend barg das Mädchen den Kopf in Brigittes Schoß.

    Die Frau entzog Holger sanft ihre Hand, legte sie auf Nicoles Scheitel und streichelte liebevoll über das dunkle Haar des Mädchens. »Du weißt, wie gern ich euch beide habe, und du weißt, daß ich nicht gern gehe. Doch ich werde nicht gefragt. Diese mörderische Krankheit richtet sich nicht nach meinem Willen. Es tut mir selbst weh, daß ich dich enttäuschen muß, Nicole.«

    »Was ist das für eine furchtbare Krankeit, Mutti?« Nicole war behütet aufgewachsen, hatte eine frohe Kindheit und eine schöne Jugend gehabt. Sie interessierte sich für Sport, für Musik und alles, was der Jugend Freude machte, aber nicht für Krankheiten. Als Brigitte vor sechs Wochen in die Klinik gekommen war, war Nicole zum ersten Mal mit den Schattenseiten des Lebens konfrontiert worden.

    »Erschrick bitte nicht. Du hast sicher schon davon gehört und weißt, daß dies eine der schlimmsten Krankheiten unserer Zeit ist. Ich habe Krebs.«

    *

    »Warum? Warum gerade Mutti?« Das war die Frage, die Nicole in den nächsten Tagen häufig stellte. Auch an diesem Abend, als ihr Vater noch spät in ihr Zimmer kam. Das Mädchen war bereits zu Bett gegangen. Topsy lag davor auf einer Decke. In der Nähe der Tür standen die gepackten Koffer. Aus einer Umhängetasche schaute ein Plüsch-
Häschen. Es war Nicoles Talismann, aber auch ein Zeichen dafür, daß sie noch ein halbes Kind war. Holger hatte seinem Töchterchen dieses Spielzeug aus New York mitgebracht. Das lag allerdings einige Jahre zurück. Seit seine Frau so schwer erkrankt war, hatte er darum gebeten, nur noch auf Inlandsflügen eingesetzt zu werden, um notfalls sofort zu ihr eilen zu können. »Warum mußte ausgerechnet Mutti diese schlimme Krankheit bekommen?« wiederholte Nicole ihre Frage zum tausendsten Male.

    Holger zuckte traurig die Achseln. »Darauf gibt es keine Antwort, Nici. Es ist eine Tatsache die wir hinnehmen müssen, ob es uns gefällt oder nicht.«

    »Ich will es aber nicht hinnehmen. Ich will, daß sie wieder zurückkommt.« Nicole hatte sich aufgesetzt und schlug mit flachen Händen auf die Decke.

    Topsy, schon etwas schläfrig, fuhr erschrocken auf und bellte kurz.

    »Ich will es auch, das darfst du mir glauben. Und ich werde nichts unversucht lassen, ihr zu helfen.« Es klang wie ein Schwur, und es war auch so gemeint.

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