Leb dein Leben!: Dr. Norden 45 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Was noch malfür ein schöner Film! Besonders diese Liebesszenen.« Der Abspann lief, und Felicitas Norden wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Genau die richtige Einstimmung auf die Hochzeit morgen.« Ihr Mann Daniel, in dessen Schoß sie ihren Kopf gebettet hatte, beugte sich über sie. Das Zittern in ihrer Stimme hatte sie verraten. »Sag bloß, du weinst?«, erkundigte er sich verwundert. »Na und?«, wertete Felicitas diese Frage als Angriff und rappelte sich hoch. »Aber du hast ›Jenseits von Afrika‹ schon mindestens drei Mal gesehen«, schlug sich Felix, zweitältester Sohn der Familie, auf die Seite seines Vaters. Auf der Suche nach seinem Pullover war er ins Wohnzimmer gekommen und vor der Mattscheibe hängen geblieben. Das lag nicht zuletzt an den Flugszenen, die den Safarijäger Denys Finch Hatton in Aktion zeigten. »Na und? Und wenn ich ihn mir hundert Mal anschaue, finde ich ihn immer noch traurig und wunderschön zugleich«, schimpfte Felicitas. Das Lächeln, das um ihre Mundwinkel spielte, verriet, dass sie es nicht ganz ernst meinte. »Ihr Männer habt einfach keinen Sinn für Romantik.« »Dieses Liebesgedöns brauche ich wirklich nicht.«
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Buchvorschau
Leb dein Leben! - Patricia Vandenberg
Dr. Norden
– 45 –
Leb dein Leben!
Patricia Vandenberg
»Was noch malfür ein schöner Film! Besonders diese Liebesszenen.« Der Abspann lief, und Felicitas Norden wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Genau die richtige Einstimmung auf die Hochzeit morgen.«
Ihr Mann Daniel, in dessen Schoß sie ihren Kopf gebettet hatte, beugte sich über sie. Das Zittern in ihrer Stimme hatte sie verraten.
»Sag bloß, du weinst?«, erkundigte er sich verwundert.
»Na und?«, wertete Felicitas diese Frage als Angriff und rappelte sich hoch.
»Aber du hast ›Jenseits von Afrika‹ schon mindestens drei Mal gesehen«, schlug sich Felix, zweitältester Sohn der Familie, auf die Seite seines Vaters.
Auf der Suche nach seinem Pullover war er ins Wohnzimmer gekommen und vor der Mattscheibe hängen geblieben. Das lag nicht zuletzt an den Flugszenen, die den Safarijäger Denys Finch Hatton in Aktion zeigten.
»Na und? Und wenn ich ihn mir hundert Mal anschaue, finde ich ihn immer noch traurig und wunderschön zugleich«, schimpfte Felicitas. Das Lächeln, das um ihre Mundwinkel spielte, verriet, dass sie es nicht ganz ernst meinte. »Ihr Männer habt einfach keinen Sinn für Romantik.«
»Dieses Liebesgedöns brauche ich wirklich nicht.« Felix dachte gar nicht daran, seiner Mutter zu widersprechen. »Aber die Flugszenen, die könnte ich mir immer wieder anschauen. Schwerelos dahingleiten … die Welt aus einer anderen Perspektive sehen … diese Freiheit … das stelle ich mir unglaublich vor«, geriet er unversehens ins Schwärmen und starrte immer noch auf den Bildschirm, auf dem längst eine Ansagerin die kommenden Sendungen ankündigte.
Daniel betrachtete seinen Sohn mit einer Mischung aus Verwunderung und Neugier.
»Ich wusste ja gar nicht, dass du so ein Faible fürs Fliegen hast.«
Endlich erwachte Felix aus seinen Gedanken und stand vom Boden auf, wo er es sich für die Dauer des Films bequem gemacht hatte.
»Ich auch nicht«, grinste er von oben herab. Er schüttelte seine Beine aus, die eingeschlafen waren. »Aber ich war ja auch schon zehn, als ich Feuerwehrmann und fünfzehn, als ich Actionheld werden wollte. Andere machen diese Phasen im Kindergarten durch. Vielleicht bin ich ein Spätberufener.«
»Warum nicht?«, spann Daniel Norden den Gedanken weiter. »Ärzte haben wir inzwischen ja genug in der Familie. Zur Abwechslung könntest du Pilot werden und uns die Patienten mit dem Hubschrauber in die Praxis bringen«, scherzte er gut gelaunt und beugte sich vor, um einen Schluck Wein zu trinken.
»Wenn Anneka meine Flugbegleiterin wird und für mein leibliches Wohl sorgt, können wir über diese Idee diskutieren«, erklärte sich Felix großzügig bereit.
Seine Worte wurden begleitet von einem Windhauch, der durch die offen stehende Terrassentür herein strömte und die leichten Vorhänge blähte. Felix fröstelte und erinnerte sich an den Grund, warum er vor mehr als einer Stunde ins Wohnzimmer gekommen war.
»Habt ihr übrigens meinen Pullover gesehen?« Er sah sich suchend um. »Ich muss ihn hier irgendwo liegen gelassen haben.«
»Welchen suchst du denn? In der Küche liegt ein dunkelroter. In der Garderobe habe ich einen schwarzen Kapuzenpulli entdeckt und im Esszimmer hängt über dem Stuhl ein khakifarbenes Sweatshirt, das weder deinem Bruder noch deinen Schwestern gehört«, zählte Fee auf. »Vielleicht wäre es sinnvoll, deinen Kleiderschrank hier unten aufzustellen. In deinem Zimmer scheint er überflüssig zu sein.«
Felix verstand den versteckten Appell seiner Mutter sehr wohl, dachte aber nicht im Traum daran, ihr entgegen zu kommen, geschweige denn recht zu geben. Stattdessen hatte er wie immer eine schlagfertige Antwort parat.
»Du siehst das völlig falsch, Mamilein«, sagte er mit zuckersüßer Stimme und beugte sich über sie, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. »Ich bin überhaupt nicht schlampig, sondern fürsorglich. Meine Pullis sind so groß, dass sie jedem Familienmitglied passen. Wenn einem von euch kalt ist, könnt ihr jederzeit darauf zurückgreifen.«
Als hätten sie sich abgesprochen, kam in diesem Augenblick Anneka ins Wohnzimmer. Sie verschwand fast im khakifarben Sweatshirt ihres Bruders.
»Brrrr, ganz schön kalt geworden. Morgen soll es sogar noch schlimmer werden. Sommer stelle ich mir irgendwie anders vor«, murmelte sie und ließ sich neben ihre Eltern auf die Couch fallen. Erst jetzt bemerkte sie die Blicke, die auf ihr ruhten. »Was ist? Warum schaut ihr mich so an?«
Daniel lachte, während seine Frau seufzte.
»Ich geb’s auf. Dein Bruder wird wahrscheinlich erst ordentlich, wenn er einen eigenen Haushalt hat.«
»Und dann sucht er sich sicher eine Frau, die hinter ihm herräumt«, gab Anneka mit einem kritischen Blick auf ihren Bruder zurück.
Doch statt ihr böse zu sein, lachte Felix auf.
»Du kennst mich ziemlich gut, Schwesterherz.«
»Viel zu gut«, erwiderte sie. »Ein Glück, dass mein Freund so ganz anders ist als du. Sonst würde ich heute noch denken, dass alle Jungs so sind wie du, und einen großen Bogen ums männliche Geschlecht machen.« Sie zwinkerte ihm zu zum Zeichen, dass sie es nicht so meinte, und wandte sich ihrer Mutter zu. »Sag mal, ich kann mir doch morgen sicher dein graues Seidenkleid ausleihen? Noahs Mutter gibt ein Konzert, und ich hab nichts anzuziehen.«
»Tut mir leid, aber mein graues Kleid brauche ich morgen selbst«, bedauerte Fee. »Dein Vater und ich sind auf eine Hochzeit eingeladen. Aber du kannst das schwarze mit dem Glitzerausschnitt haben, das dir so gut gefällt«, bot sie nach kurzem Überlegen an.
»Du bist ein Schatz, vielen Dank! Das passt ja noch viel besser«, bedankte sich Anneka, als hätte sie nur auf dieses Angebot gewartet. Sie sprang vom Sofa auf. »Kann ich es gleich mal anprobieren?«
»Das hast du doch bestimmt schon getan?«, sagte Fee ihrer ältesten Tochter schmunzelnd auf den Kopf zu.
»Nur ganz kurz. Ich muss es noch mal genau anschauen.«
»Warte, ich komme mit. Du brauchst unbedingt die Meinung eines Fachmannes«, beschloss Felix.
Kopfschüttelnd sah Daniel seinen beiden Kindern nach.
»Ein Glück, dass wir nur zwei Töchter haben. Sonst müsste ich befürchten, dass du morgen nichts zum Anziehen hast.« Er legte den Arm um seine Frau und küsste sie.
»Und damit hätten wir geklärt, warum wir Frauen mehr zum Anziehen brauchen als Männer. Kein Sohn würde auf die Idee kommen, Klamotten von seinem Vater auszuleihen.«
»Aus Respektsgründen natürlich«, erklärte Daniel.
»Ich vermute aus Geschmacksgründen«, widersprach Fee lachend und verschloss ihm den Mund mit einem Kuss, bevor er Gelegenheit zur Reklamation hatte.
*
»Reicht es immer noch nicht?« Umringt von seinen Freunden stand Bertram Reger in der Münchner Fußgängerzone und starrte unglücklich hinab auf den Eimer, in dem sich immer noch gut ein Dutzend bunter Röllchen befanden. Ein paar Lose hatte er bereits an die Frau gebracht. Der Verkaufspreis war in Form eines Kusses zu entrichten und die glückliche Gewinnerin wurde an Ort und Stelle mit einem Ständchen des Bräutigams, einem kleinen Tanz oder einem Drink in der nächsten Bar entlohnt. »Ich hab bestimmt schon zehn Lose verhökert.«
»Nichts da! Die müssen alle weg!«, blieb sein bester Freund Bastian hart. »Schließlich willst du doch morgen deiner Braut das Ja-Wort geben.«
Sofort stimmte der Rest der Gesellschaft einen Chor an.
»Ja-Wort! Ja-Wort! Ja-Wort!«