Cruel Heiress
Von Mia Kingsley
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Über dieses E-Book
Vor zwei Jahren habe ich Sidonio Rado mithilfe meiner Schwestern übel hereingelegt, um ihm eine Lektion zu erteilen. Leider brauche ich jetzt ausgerechnet seine Hilfe – nur sagt mir das gefährliche Glitzern in seinen Augen, dass er mir noch lange nicht vergeben hat …
Dark Mafia Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. Alle Teile der Reihe sind in sich abgeschlossen und durch wiederkehrende Figuren verbunden.
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Buchvorschau
Cruel Heiress - Mia Kingsley
KAPITEL 1
AMANDA
Beniamina seufzte zufrieden. »Irgendwie hat Feuer ja etwas Beruhigendes.«
Obwohl ich die Ansicht meiner jüngsten Schwester in der Regel teilte, konnte ich so rein gar nichts Beruhigendes an den Flammen finden, die sich in diesem Moment durch unser Elternhaus fraßen.
Vissia erwiderte nichts und Rebecca schüttelte nur den Kopf.
Wenigstens hatten wir jetzt die Bestätigung für das, was wir bereits eine ganze Weile vermuteten: Jemand trachtete uns nach dem Leben.
Eigentlich nicht besonders überraschend, wenn ich bedachte, dass unser Vater vor Kurzem erst ermordet worden war. Damit blieben nur noch meine Schwestern und ich als Hindernis übrig, das den Killer von unserem Vermögen und der Machtübernahme trennte.
Rebecca holte ihr Handy aus der Hosentasche. »Ich schau mal kurz, was unser Horoskop sagt. Wobei die Wochenprognose ja bereits recht düster aussah.«
Dieses Mal war es Vissia, die leise seufzte. Sie konnte noch weniger als ich mit Rebeccas Vorliebe für Astrologie anfangen. Dazu war sie zu rational. Was witzigerweise sonst auch auf Rebecca zutraf. Eine Ausnahme machte sie nur für ihr Horoskop. Die Einzige von uns, die ständig ihren Emotionen nachgab, war Beniamina.
Wobei mir einfiel …
Ich drehte mich um, kniff die Augen zusammen und musterte die Umgebung. Es war zwar dunkel, doch das brennende Anwesen bot erstaunlich viel Licht. »Wo ist Beniamina?«
»Sie war gerade noch hier.« Rebecca sah von ihrem Handy auf. »Hätte ich mir gleich denken können. Ausgerechnet Neptun.«
Ich rollte mit den Augen. Rebecca warf ständig mit Planetennamen um sich, als würde das auch nur ansatzweise irgendetwas erklären.
Hinter uns erklang ein Schleifen, jemand zog etwas Schweres über den Kies der Zufahrt.
Als ich mich umdrehte, mühte Beniamina sich mit der reglosen Gestalt eines Mannes ab. Seine Nase war gebrochen, auf der Stirn hatte er eine große, hässliche Platzwunde und sein rechtes Bein war verdächtig abgeknickt.
»Baseballschläger.« Beniamina ließ ihn los und klopfte sich die Hände ab. »Ich habe ihn um das Haus schleichen sehen.«
»Das war unvernünftig«, tadelte Vissia. »Du hättest einer von uns Bescheid sagen sollen.«
»Klar.« Unsere jüngste Schwester rümpfte die Nase. »Bis Amanda alle Vor- und Nachteile durchgerechnet hat, Rebecca ihr Horoskop gelesen hat und du die moralischen Implikaturen überdacht hast, bin ich alleine schneller.«
Dagegen konnte ich leider nichts sagen. Ich ging hin und stieß den Kerl mit dem Fuß an. »Hast du ihn dieses Mal wenigstens am Leben gelassen?«
»Heute sind Ihrer Fantasie in kreativer und künstlerischer Richtung keine Grenzen gesetzt«, las Rebecca vor. »Das ist aus Beniaminas Horoskop.«
»Ich fühle mich in der Tat sehr kreativ«, sagte Beniamina und kniete sich hin, bevor sie dem Mann eine harte Ohrfeige gab. »Hey, Schlafmütze, aufwachen.«
Der Mann stöhnte, was tatsächlich bestätigte, dass er noch lebte. Seine Lider flatterten, und als er Beniamina sah, zuckte er zusammen und hob abwehrend die Arme. Oder er versuchte es zumindest, denn die Bewegung schien ihm große Schmerzen zu verursachen.
»Wer schickt dich?«, wollte Beniamina wissen.
Er antwortete nicht, weshalb sie Vissia zu sich winkte. »Stell deinen Fuß auf sein Bein.«
Vissias Blick schwang zu mir.
Ich zuckte mit den Achseln. »Er hat unter Umständen das Haus angezündet und er ist im Dunkeln herumgeschlichen. Ich denke, der Zweck rechtfertigt die Mittel.«
Mit einem knappen Nicken stellte Vissia ihren Fuß auf die abgeknickte Stelle und so, wie der Kerl aufkreischte, musste sie ziemlich viel ihres Gewichts darauf verlagert haben.
»Hey, hey.« Beniamina gab ihm eine neue Ohrfeige. »Wer schickt dich? Bisher haben wir noch gar nicht angefangen, dir wehzutun. Wir sind zu viert, du bist allein – kommst du bei so viel Mathematik hinterher?«
Der Ausdruck in den Augen des Mannes wurde gehetzt, er schluckte schwer. Ich tastete bereits nach dem Messer, das hinten im Bund meiner Jeans steckte, als Rebecca näher trat.
»Sternzeichen?«, fragte sie.
»Was?« Der Kerl starrte sie an.
Dieses Mal ohrfeigte Beniamina ihn mit dem Handrücken zuerst. Der Schlag hallte durch die Nacht und übertönte für einen kurzen Moment sogar das Knistern der Flammen. »Welches Sternzeichen du hast, will sie wissen.«
»Jungfrau«, stotterte er.
Rebecca tippte auf dem Handydisplay herum und schaute den Mann dann an. »Puh, an deiner Stelle würde ich unsere Fragen beantworten. Dein Horoskop malt keine rosigen Zukunftsaussichten.«
Vissia drückte ihren Fuß nach unten und er kreischte auf.
Rebecca lächelte. »Sage ich doch.«
»Ich habe die Anweisungen bloß anonym bekommen, normalerweise arbeite ich für die Iren, aber die waren es nicht«, stieß der Mann panisch hervor. »Ich weiß nicht, wer mich geschickt hat, nur wie viel er bereit war, zu zahlen.« Reihum sah er in unsere Gesichter. »Lasst ihr mich jetzt gehen?«
Ich zog das Messer hervor. »Bedaure.«
»Oh, ich will, ich will, ich will!« Beniamina streckte die Hand nach dem Messer aus.
Mir war klar, dass ich die Älteste war und es vermutlich damit an mir lag, unsere Feinde – und deren Handlanger – unschädlich zu machen, aber ich wurde immer schwach, wenn mich Beniamina auf diese Weise ansah. Als Kind hatte sie mir damit sämtliche Süßigkeiten abgeschwatzt und auch jetzt konnte ich mich nicht wehren.
Ich reichte ihr das Messer und versuchte, nicht allzu sehr über das Glitzern in ihren Augen nachzudenken, während sie die Klinge über die Kehle des Mannes zog.
Für Rebecca und mich war es eine unangenehme Nebenerscheinung, jemanden töten zu müssen. Vissia hatte es bisher noch nie gemacht, oder uns zumindest nichts davon erzählt, aber Beniamina? Uns war allen klar, dass sie es etwas zu gern machte.
Der Mann röchelte und gurgelte, bevor er in sich zusammensackte.
»Soll ich ihn zum Haus schleifen, damit er verbrennt, oder sollen wir jemanden anrufen, der die Leiche verschwinden lässt?« Beniamina stand auf und drehte ihre Hand. In der Dunkelheit, nur in dem Licht der tanzenden Flammen, sahen ihre Finger aus, als hätte sie ihre Hand in Öl getaucht.
»Rebecca und ich erledigen das. Sollten die Iren doch dahinterstecken, fragen sie sich vielleicht, wo ihr Mann abgeblieben ist. Wenn die Leiche in der ausgebrannten Ruine gefunden wird, fällt der Verdacht direkt auf uns. Verschwindet sie allerdings spurlos, hören die Iren sich wahrscheinlich um und wir bekommen es mit.«
Es krachte, als das Dach einstürzte und zahllose Funken in den Himmel stoben.
»Bin ich froh, dass wir das Haus schon vor Wochen leer geräumt haben.« Rebecca verschränkte die Arme und betrachtete das Feuer. »Was machen wir jetzt?«
»Ich fürchte, dass wir Hilfe brauchen. Und Schutz.« Mein Magen verkrampfte sich.
»Das ist … eine Umschreibung für einen Ehemann, korrekt?« Vissia klopfte in dem ewig gleichen Takt mit dem Zeigefinger gegen ihr Bein. Dreimal kurz, zweimal lang. Wieder und wieder. Das machte sie immer, wenn sie so gestresst war, dass ihre Energie aufgebracht war und sie nicht länger maskierte.
»Ist es.« Das ungute Gefühl in meiner Magengegend verstärkte sich, weil ich wirklich gehofft hatte, irgendwie darum herumzukommen.
Rebecca räusperte sich. »Denken wir an Sid? Ich meine, wir wissen, dass er Interesse hat.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Das hat sich definitiv erledigt.«
KAPITEL 2
AMANDA
Zwei Jahre zuvor
»Sicher, dass du hier oben bleiben willst?«, fragte ich und suchte im Spiegel Vissias Blick.
Sie schaute nicht einmal von ihrem Buch auf. »Ganz sicher. Dad hat gesagt, ich muss mich nicht unter die Leute mischen, wenn ich nicht will. Und ich will nicht.«
Ich stellte den Lippenstift weg. »Okay. Dann bis später.«
Mit einem tiefen Atemzug ging ich in Richtung Tür.
»Amanda?«
»Ja?« Ich drehte mich noch einmal um.
Vissia legte das Lesezeichen ordentlich zwischen die Seiten, klappte das Buch zu und schaute mich an. Sie bemühte sich, Blickkontakt zu halten, auch wenn es ihr schwerfiel. »Du willst Teodoro verführen, richtig?«
Das Blut schoss in meine Wangen. »Verführen ist ein bisschen hochgegriffen. Ich wollte mit ihm über unsere Zukunft reden.«