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Die Maid
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eBook336 Seiten4 Stunden

Die Maid

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Über dieses E-Book

«Deine und meine Macht gehören zusammen. Sie erkennen sich, wollen sich vereinen. Wehr dich nicht weiter. Dein Schicksal ist schon lange vor deiner Geburt festgelegt worden. Wir beide sind dazu bestimmt, zusammen zu herrschen. Über eine Welt, welche wir neu aufbauen werden.»
Der Krieg hat begonnen. Rhania, Kier, Cyren und das Volk der Sonnenkrieger stehen einem übermächtigen Feind gegenüber. Arak, Rhanias Vater, versucht alles, um seiner Tochter habhaft zu werden, denn sie hat die Macht, die ganze Welt zu zerstören. Zusammen mit einer kleinen Gruppe begibt sich Rhania auf die Flucht zu dem See der Mondblütigen. Auf dem Weg treffen sie auf neue Verbündete, finden lang gesuchte Antworten, aber stehen auch schon wieder vor neuen Rätseln. Die Zeit drängt, denn Arak ist ihnen immer einen Schritt voraus und Rhanias Schicksal scheint unabwendbar zu sein. Nur ein ungewöhnlicher Bund bietet die Chance, die Gefahr zu bannen.
Die dunkelste Stunde in der Weltgeschichte steht bevor.

Rhania –Tochter der drei Monde: Die Maid ist der abschließende Band der Trilogie.
SpracheDeutsch
HerausgeberPlattini Verlag
Erscheinungsdatum31. Okt. 2019
ISBN9783947706099
Die Maid

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    Buchvorschau

    Die Maid - Christina Willemse

    Ch. Willemse

    Rhania

    Tochter der drei Monde

    Die Maid

    1. Auflage 2019

    ISBN 978-3-947706-09-9

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de

    © Plattini-Verlag – Alle Rechte vorbehalten.

    https://www.plattini-verlag.de

    Lektorat: Luise Deckert - Magdeburg

    Umschlaggestaltung: Dream Design - Eitzweiler

    Konvertierung: Sabine Abels – www.e-book-erstellung.de

    Für meinen Ponyhengst Valiant Starlight

    Durch dich weiß ich, wie es ist fliegen zu können

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    «Deine und meine Macht gehören zusammen. Sie erkennen sich, wollen sich vereinen. Wehr dich nicht weiter. Dein Schicksal ist schon lange vor deiner Geburt festgelegt worden. Wir beide sind dazu bestimmt, zusammen zu herrschen. Über eine Welt, welche wir neu aufbauen werden.»

    Der Krieg hat begonnen. Rhania, Kier, Cyren und das Volk der Sonnenkrieger stehen einem übermächtigen Feind gegenüber. Arak, Rhanias Vater, versucht alles, um seiner Tochter habhaft zu werden, denn sie hat die Macht, die ganze Welt zu zerstören. Zusammen mit einer kleinen Gruppe begibt sich Rhania auf die Flucht zu dem See der Mondblütigen. Auf dem Weg treffen sie auf neue Verbündete, finden lang gesuchte Antworten, aber stehen auch schon wieder vor neuen Rätseln. Die Zeit drängt, denn Arak ist ihnen immer einen Schritt voraus und Rhanias Schicksal scheint unabwendbar zu sein. Nur ein ungewöhnlicher Bund bietet die Chance, die Gefahr zu bannen.

    Die dunkelste Stunde in der Weltgeschichte steht bevor.

    Rhania –Tochter der drei Monde: Die Maid ist der abschließende Band der Trilogie.

    Prolog

    Mit einem wütenden Schrei schlug er dem Wesen vor sich den Kopf ab. Wieder ein Fehlschlag. Was machte er falsch? Warum gelang ihm die Verbindung der einzelnen Teile nicht? Wutentbrannt sah er sich um. Der Geruch nach verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase. Überall lagen verkohlte Überreste seiner Experimente herum. Er hatte alles angezündet, nachdem es wieder nicht funktioniert hatte. Ihm rannte die Zeit davon und von seiner war Tochter keine Spur zu finden. Seitdem er vor Wochen ihre Gabe gespürt hatte, war nichts mehr passiert. Er war so schnell wie möglich zu dem Ort gereist, von dem aus er ihr Signal empfangen hatte, aber sie war fort gewesen.

    Er ahnte, wer sie hatte. »Sonnenkrieger«, zischte er und trat gegen den verkohlten Leichnam seines Experimentes.

    Auch wenn das kaum möglich war, hasste er die Sonnenkrieger noch mehr als die Mondblütigen. Er würde sie alle vernichten, das stand außer Frage.

    »Aber erst muss ich diese Verbindung hinbekommen und das möglichst sofort«, knurrte er und sah sich noch einmal um. Verbrannte Erde und Überreste, wohin er auch blickte. Ja, wenn es darum ging, etwas gründlich zu zerstören, war er sehr erfolgreich. Aber etwas Neues erschaffen? Dabei versagte er seit Tagen. Er war sich sicher, dass er alles richtig gemacht hatte. Trotzdem hielt die Verbindung der einzelnen Teile nur für kurze Zeit. Dann zerfiel sie wieder und zurückblieben zuckende, wertlose Reste.

    Eine weibliche Stimme erklang dicht neben seinem Ohr. »Vielleicht kann ich Euch helfen.« Dieses Frauenzimmer, welches ihn seit geraumer Zeit begleitete, stand dicht neben ihm. Sie war vor einiger Zeit zu ihm gekommen und hatte ihm ihre Hilfe angeboten. Und in der Tat hatte sie ihm einige interessanten Neuigkeiten berichtet.

    Verächtlich sah er sie an. »Ach ja? Und wie willst gerade du mir helfen?« Er wusste nicht genau, warum er sie nicht schon längst getötet hatte. Sie war gut im Bett, aber trotzdem … Sie hasste seine Tochter und das könnte zu Problemen führen.

    »Ich bin zwar nicht magiebegabt, aber ich hatte schon viele Männer in meinem Bett, die es waren. Da schnappt man das eine oder andere auf.« Mit einem aufreizenden Augenaufschlag sah sie ihn an.

    »Aha. Und was hast du so aufgeschnappt?« Er konnte sich bildlich vorstellen, wie liebestrunkene Männer der schönen Frau ihre Geheimnisse anvertrauten.

    Die Frau grinste ihn breit an. »Nun, unter anderem, dass Blut eine sehr starke Verbindung ist.«

    Verächtlich schnaubte er. »Als ob ich das nicht selbst wüsste. Wie du sicher gesehen hast, vermische ich schon die ganze Zeit das Blut der einzelnen Teile miteinander. Ich tränke sogar den Faden damit.«

    Das Miststück schüttelte nachsichtig den Kopf und er spielte mit dem Gedanken, sie doch zu töten. Sie sollte aufpassen, wie sie sich ihm gegenüber verhielt. Mit einem Lächeln strich sie ihm über seine Brust. »Ja, aber nicht mit deinem Blut, mein Schöner.«

    Das ließ ihn die Mordgedanken für einen Moment vergessen. Nachdenklich blickte er auf den abgetrennten Kopf seiner Schöpfung. Konnte es so einfach sein? Hatte er die Zeilen in dem schwarzen Buch tatsächlich missverstanden? Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, dass dieses Weibsstück recht hatte. Was war schon stärker als sein eigenes Blut?

    »Ich hätte nicht gedacht, dass du doch noch zu etwas anderem taugst, als mein Bett zu wärmen«, sagte er zu der Frau.

    Für einen winzigen Moment blitzte Wut in ihren Augen auf, doch dann senkte sie den Blick und schwieg.

    »Sei brav, sonst bringe ich dich schneller um, als du denkst, Verräterin«, dachte er boshaft.

    Ohne sich weiter um die Reste seiner Experimente zu kümmern, stieg er auf sein Pferd und ritt los. Er brauchte neue Teile und die würde er hier nicht finden.

    Kapitel 1

    Rhania

    »Verflucht, Mondblut, was hast du so lange gebraucht?«, knurrte Sonuem Rhania ungehalten an, als sie hastig aus ihrem Zimmer stürmte. Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, drehte er sich sofort um und ging mit großen, schnellen Schritten den Gang entlang.

    Rhania verdrehte die Augen und hastete dann hinter dem Sonnenkrieger her. Sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten, war sie doch zwei Köpfe kleiner als er.

    Trotz der gebotenen Eile schaute Sonuem immer wieder kurz über seine Schulter zurück zu ihr.

    »Scheint so, als hätte er Angst, dass ich, das wertvolle Mondblut, ihm abhandenkomme. Das wäre ja auch zu schade. Wo die Sonnenkrieger sich doch so viel Mühe gegeben haben, mich in die Finger zu bekommen. Ja, Sonuem bewacht mich wirklich gut, seitdem ich vor drei Monaten bei den Sonnenkriegern gelandet bin«, dachte Rhania sarkastisch. »Wobei … gelandet ist das falsche Wort. Gefangen genommen trifft es besser. Schließlich bin ich nicht freiwillig bei dem mächtigsten Volk auf ganz Bran. Das Volk, welches auch noch der größte Feind meines eigenen Volkes ist. Allerdings werde ich bei den Sonnenkriegern weitaus besser behandelt als bei den Nachtjägern«, gab sie gedanklich zu. »Darüber bin ich wirklich sehr froh. Noch mal acht Jahre Gefangenschaft voller Folter, Vergewaltigungen und Qualen hätte ich nicht ertragen. Die Nachtjäger haben auf alle erdenklichen Arten und Weisen versucht, mich zu brechen. Aber es ist diesen Bastarden nicht gelungen«, dachte Rhania voller Stolz auf ihre innere Stärke. »Niemand wird mich je brechen! Eher sterbe ich«, schwor sich die junge Frau.

    »Los, beeil dich und trödel nicht herum«, wurde sie von Sonuems verärgerter Stimme aus ihren Gedanken gerissen.

    »Wenn du wüsstest, wie schnell ich werden kann …«, murmelte sie und beschleunigte ihre Schritte wieder.

    Als sie in die große Eingangshalle traten, warteten dort schon die anderen auf sie. Lanika und Kier, beide in der für Caanies typisch bunten Kleidung, standen leise diskutierend in einer Ecke nahe der Eingangstür. Cyren hatte Rhania den Rücken zugewandt und die unglücklich aussehende Kila bei sich. Dicht neben Kila hatte sich ihr Bewacher Sonnelo aufgebaut, der mit versteinerter Miene auf die zwei großen Taschen zu seinen Füßen starrte.

    Als hätte Cyren ihre Anwesenheit gespürt, drehte er sich um und sofort fand sein Blick den ihren. Einen Moment lang durchzuckte Rhania ein bittersüßes Gefühl. Noch zu deutlich klangen seine Worte in ihr nach. Worte der Entschuldigung und des Bedauerns. »Ich wollte dich gar nicht küssen«, hatte er zu ihr gesagt. Vor ein paar Stunden, in Amsels Box. Er hätte alles nicht gewollt. All das schoss durch ihren Kopf und durch ihr Herz, als sie seinen Blick für wenige Atemzüge erwiderte.

    Dann zwang sie sich, den Blickkontakt abzubrechen und sich auf die vor ihnen liegende Flucht zu konzentrieren. »Sonuem, wisst Ihr, von wie vielen wir angegriffen werden?«, fragte sie daher den großen Sonnenkrieger.

    Dieser war zu Sonnelo gegangen und hatte sich leise mit ihm unterhalten. Doch nun wandte er sich von ihm ab und sah Rhania an. »Genau kann ich das noch nicht sagen. Aber es müssen sehr viele sein. Das Kriegshorn der Sonne erklingt nur in höchster Not.«

    Bevor Sonuem weitersprechen konnte, betraten fast zeitgleich zehn weitere Sonnenkrieger die große Eingangshalle. Wie auch Sonuem und Sonnelo waren sie in voller Rüstung und schwer bewaffnet.

    »Ah, sehr gut, jetzt sind wir vollzählig. Wurde auch Zeit«, sagte Sonuem, drehte sich um und ging auf die Eingangstür zu. Kurz bevor er sie öffnete, blickte er noch einmal zurück. »Egal, was wir da draußen gleich sehen, egal, was dort passiert, wir bleiben zusammen. Meine Männer und ich werden Euch sicher fortbringen.« Ernst nickte er den zehn Sonnenkriegern zu. Dann sah er Rhania an. »Und du, Mondblut, du wirst ganz nah bei mir bleiben. Du wirst nicht kämpfen, außer es dient zu deiner Verteidigung. Du wirst aber auf keinen Fall deine Gabe einsetzen. Hast du mich verstanden?«

    Rhania runzelte unwillig die Stirn. »Ich darf nur kämpfen, um mich zu verteidigen, aber ich darf dabei nicht meine Gabe einsetzen? Das soll wohl ein Scherz sein?!«

    Sonuem schüttelte den Kopf. »Nein, das ist kein Scherz. Du hast deine Gabe nicht unter Kontrolle. Außerdem hat dein Vater eine Art Verbindung zu dir, wenn du sie nutzt. Etwas, das weder du noch wir wollen. Also, hast du mich verstanden?«

    Rhania starrte den großen Mann für einen Moment ablehnend an, nickte dann aber mit deutlichem Widerwillen.

    Das genügte dem Sonnenkrieger offenbar und er öffnete die Eingangstür.

    Der durchdringende Ton des Kriegshorns der Sonne wurde unerträglich laut, kaum dass Rhania und ihre Gruppe ins Freie traten. Er übertönte alle Geräusche und machte das, was sich vor ihren Augen abspielte, erst recht zu einer schaurigen Szene.

    Die Sonnenkrieger wurden von Wesen überrannt, wie Rhania sie noch nie zuvor gesehen hatte. Wesen, die sogar noch größer und muskulöser als die Sonnenkrieger waren. Als Rhania ihren Blick zu der Mauer mit dem großen Tor schweifen ließ, sah sie, wie eines der Monster mit bloßen Händen einen Sonnenkrieger entzweiriss. Einfach so, als wäre der Mann nur ein Stück Papier gewesen. Das Blut, das dem Wesen dabei in Gesicht und Mund spritzte, leckte es genüsslich ab. Dann warf es den Kopf in den Nacken und stieß einen schrillen Schrei aus, der sogar das Kriegshorn übertönte. Anschließend bückte sich die Kreatur und hob blutige Masse auf. Kurz roch sie daran und verschlang sie anschließend gierig. Gerade als sich das Wesen erneut nach unten beugte, wurde ihm von einem Sonnenkrieger der Kopf abgeschlagen.

    Solche Szenen spielten sich überall auf den Mauern rund um den Hof ab. Die Sonnenkrieger kämpften mit allem, was sie hatten, und doch war es nicht selten, dass einer tödlich getroffen zu Boden ging.

    Alles in Rhania schrie, dass sie helfen sollte. Der Impuls, ihre Gabe zu aktivieren und diese Viecher niederzumetzeln, war so stark, dass sie am ganzen Körper zitterte.

    »Los, los, los, nicht stehen bleiben und gucken. Wir müssen zum Stall, dort warten schon unsere Pferde«, schrie Sonuem und packte dabei Rhania am Oberarm. Rücksichtslos zerrte er sie mit, die Außenmauern genau im Blick behaltend.

    Es war ein Wunder, dass es bisher nur wenige dieser Wesen über die Mauer geschafft hatten. Noch gelang es den Sonnenkriegern, alle Eindringlinge rechtzeitig zu töten. Doch für wie lange noch?

    Diese Frage konnte und wollte sich Rhania nicht beantworten. Ungehalten riss sie sich aus Sonuems festen Griff los. So schnell sie konnte, rannte sie über den Innenhof. Aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass Cyren schräg hinter ihr lief. Kier ging an ihrer linken Flanke. Um sie herum hatten sich die Sonnenkrieger positioniert und schirmten sie nach außen hin ab.

    Am Stall angekommen, eilte Sonuem an Rhania vorbei und öffnete die Tür. Heraus kam eine Gruppe Pferde. Bis auf Amsel waren sie fertig gesattelt und hatten prall gefüllte Satteltaschen.

    Einen Moment lang starrte Rhania fasziniert die Pferde der Sonnenkrieger an. Zwar hatte sie diese schon öfter gesehen, meist wenn sie Amsel besucht hatte, aber noch nie in voller Montur. So wie die Sonnenkrieger eine Rüstung trugen, so taten es ihre Pferde ebenfalls. Eine Art Maske sorgte dafür, dass die empfindlichen Augen und Nüstern geschützt wurden. Das Genick sowie Hals und Mähne waren von Platten bedeckt. Selbst um die Beine lagen dicke Lederhüllen. Nur dort, wo sich der Sattel befand, waren die Pferde ohne Rüstung.

    Beeindruckt trat Rhania einen Schritt zur Seite und die großen Pferde tänzelten an ihr vorbei. Ein etwas unsanfter Stoß gegen ihre Schulter ließ die junge Frau leicht stolpern und sie drehte sich kampfbereit um. Doch dann hätte sie fast gelacht, denn es war Amsel gewesen, die sie so unsanft angestupst hatte. Im Vergleich zu den gerüsteten Schlachtrössern der Sonnenkrieger wirkte Amsel mit ihrem schwarzen Fell und dem gedrungenen Körper unscheinbar. Trotzdem hätte Rhania niemals tauschen wollen. Sie strich ihrer Stute liebevoll über deren Nüstern und schwang sich dann auf ihren Rücken.

    Sonuem sah sich noch mal prüfend um. Dann nickte er knapp und schon galoppierte er los. Alle anderen folgten ihm, jeder mit einer Waffe in der Hand. Auch Rhania hatte ihr Schwert mittlerweile aus der Scheide an ihrem Gürtel gezogen und hielt es fest umklammert.

    »Rhania, pass auf!«, schrie Cyren plötzlich dicht neben ihr.

    Da sprang eine Kreatur mit einem Riesensatz von der Mauer vor ihnen. Sie landete fast direkt neben Rhania und wollte sie von Amsel ziehen. Doch die ausgestreckte Hand erreichte nie ihr Ziel. Kurz vor Rhanias Bein wurde sie dem Wesen mit einem schnellen Schlag von Cyrens Schwert abgetrennt. Aber statt den Angriff nun abzubrechen, drehte sich das Wesen blitzschnell um und sprang Cyren an.

    Durch die Wucht des Aufpralls kam Cyrens Pferd ins Straucheln und für die Dauer eines Herzschlages dachte Rhania, dass es stürzen würde. Doch wie durch ein Wunder fing sich Cyrens Pferd wieder und mit einem wütenden Schrei stieß der Kommandant das Wesen zurück. Diesmal kam es nicht mehr dazu, einen erneuten Angriff zu starten, wurde ihm doch der Kopf von Sonnelo mit der Streitaxt gespalten.

    Der gesamte Angriff hatte nur wenige Momente gedauert und doch kam es Rhania vor, als wäre sie in der Zeit um Jahre gealtert. Als sie gedacht hatte, Cyren würde stürzen und dabei sterben, war alles in ihr zum Stillstand gekommen. Erleichtert atmete sie auf und Adrenalin flutete ihre Adern. Erneut wollte ihre Gabe freigelassen werden.

    »Ganz ruhig, Rhania. Es ist nichts passiert«, rief da Kier neben ihr. Cyren war während des Angriffs etwas zurückgefallen und Kier hatte aufgeschlossen, um ihre rechte Flanke wieder zu schützen.

    Rhania warf ihm einen Blick zu und schrie dann über den Lärm des Kriegshorns hinweg: »Danke. Ich dachte für einen Moment …« Unfähig, den Satz zu Ende zu führen, brach sie ab.

    Doch Kier schien auch so verstanden zu haben, was sie hatte sagen wollen, denn er nickte knapp, bevor er wieder nach vorne sah.

    Auch Rhania drehte ihren Kopf in Richtung des Tores und erkannte, dass sie fast angekommen waren. Doch das Tor war verschlossen und es sah nicht danach aus, als würde irgendwer es in naher Zukunft öffnen. Trotzdem bremste weder Sonuem noch einer der anderen sein Pferd. Rhania überlegte panisch, ob sie es rechtzeitig schaffen könnte, Amsel anzuhalten. Dann, kurz bevor Sonuems Pferd gegen das Tor geprallt wäre, verschwanden sie.

    Rhania war vollkommen überrascht und dachte kaum daran, Amsel zu stoppen. Sie starrte auf den Fleck, an dem sich bis vor einem Augenblick noch Sonuem befunden hatte. Auch die ihm folgenden Reiter verschwanden urplötzlich.

    »Jetzt gut festhalten«, rief Kier ihr noch zu, dann waren auch sie beim Tor angelangt.

    Magie prickelte kalt auf ihrer Haut, als Amsel durch das scheinbar geschlossene Tor rannte. Instinktiv kniff Rhania die Augen zu und umklammerte mit einer Hand ein Stück Mähne. Im ersten Moment fühlte es sich so an, als würden sie fliegen, und irritiert öffnete sie die Augen. Aber bis auf weißen Nebel erkannte sie nichts. Alle Geräusche waren schlagartig verstummt und Rhania schaute sich panisch nach Kier und Cyren um. Doch weder sie noch irgendwer sonst war zu sehen. Amsel galoppierte immer noch unter ihr, doch es erschien Rhania so, als würden sie sich nicht vom Fleck bewegen. Das Prickeln der Magie auf ihrer Haut wurde immer stärker, je länger Rhania sich in diesem seltsamen Nebel befand.

    Noch während sie versuchte zu verstehen, was vor sich ging, erklang plötzlich eine Stimme. Eine Stimme, die ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagte. Eine Stimme, die sie kannte und die tiefe Panik in ihr auslöste. »Meine Tochter, endlich. Ich wusste, du würdest den Weg zu mir finden.« Langsam schälte sich eine dunkle Gestalt aus dem Nebel vor ihr.

    Hektisch versuchte Rhania, Amsel zu bremsen, von dem Mann wegzulenken. Doch nichts geschah, ihre Stute reagierte nicht. Verwirrt stellte sie fest, dass sie gar nicht mehr auf Amsel saß. »Was bei den drei Monden ist das für ein Hexenwerk?«, fragte sie sich voller Angst.

    Ein dunkles Lachen erklang. »Du kannst nicht fort. Verstehst du nicht? Du bist jetzt bei mir. Die Sonnenkrieger und deine beiden Begleiter sind weit weg. Sie haben gar nicht begriffen, dass ich das Tor manipuliert habe.« Wieder ein kaltes Lachen. »Ich wusste, dass sie versuchen würden, dich fortzuschaffen, sobald meine Monster sie angreifen. So vorhersehbar … wie meine Mutter es immer sagte.«

    Je näher ihr Vater kam, desto stärker rang Rhania um Kontrolle. Ihre Gabe riss und zerrte an den inneren Ketten.

    »Hör auf, dagegen anzukämpfen, mein Kind. Lass einfach los. Lass dich in deine Gabe fallen. Das ist deine Chance, für Gerechtigkeit zu sorgen. Du musst nur loslassen«, flüsterte ihr Vater in ihrem Kopf.

    Jedes seiner Worte hatte heißen Schmerz durch ihren Körper geschickt. Und dieser ließ ihre Gabe laut vor Freude aufschreien. Rhanias ganzer Körper begann zu zittern, so hart kämpfte sie gegen den Wunsch ihrer Gabe. Schmerzerfüllt keuchte sie auf. »Nein! Lass mich in Ruhe, du Monster. Lass mich frei, sofort!«

    Ein tadelnder Laut erklang und dann stand er plötzlich direkt vor ihr. Ein nachsichtiges Lächeln lag auf seinem schrecklich schönen Gesicht. Eisblaue Augen sahen sie voller Stolz an. Musterten jeden Zentimeter von ihr. »So viel Trotz, so viel Stärke und so viel Sturheit. Du bist eindeutig meine Tochter. Du spürst es auch. Tief in dir drin. Also gib auf und tu, was ich dir sage. Folge mir in ein neues Zeitalter. Lass uns diese Welt zerstören und eine neue erschaffen«, sagte er und verschränkte lässig seine Arme vor der Brust.

    Durch zusammengebissene Zähne zischte Rhania: »Ich bin NICHT deine Tochter. Wir haben gar nichts gemeinsam. Ich werde dir weder gehorchen noch dir folgen.«

    Da blitzte etwas in seinen Augen auf und sein Lächeln verschwand. »Wirst du nicht? Bist du dir da ganz sicher? Ich spüre, wie deine Gabe nach Freiheit schreit. Sich danach sehnt, auszubrechen. Deine Kontrolle hängt am seidenen Faden, ich fühle es.«

    Am liebsten hätte Rhania laut geschrien, doch sie beherrschte sich. Konzentrierte sich voll und ganz darauf, nicht endgültig die Kontrolle zu verlieren. Diese Genugtuung würde sie ihrem Vater nicht geben.

    »Deine und meine Macht gehören zusammen. Sie erkennen sich, wollen sich vereinen. Wehr dich nicht weiter. Dein Schicksal ist schon lange vor deiner Geburt festgelegt worden. Wir beide sind dazu bestimmt, zusammen zu herrschen. Über eine Welt, welche wir neu aufbauen werden.« Auffordernd streckte er seine Hand aus. »Komm, mein Kind. Nimm meine Hand und lass dich von deiner Qual erlösen. Ich werde dir Frieden geben.«

    Rhania starrte auf die ausgestreckte Hand. Fühlte die Versuchung, sie zu ergreifen. Zu kapitulieren und sich ganz in seine Fänge zu begeben. Sie war so unendlich müde, war es leid, ständig gegen sich selbst zu kämpfen. Sich nie wirklich frei zu fühlen. Nie wahren Frieden zu empfinden.

    »Vielleicht hat er recht. Vielleicht muss diese Welt untergehen. Platz machen für etwas Neues?«, überlegte sie. »Vielleicht ist es wirklich mein Schicksal, Tod und Zerstörung zu bringen. Mit meinem Vater vereint zu sein

    Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht ihres Vaters aus. »Jaaa, mein Kind, genauso ist es. Es ist dein und mein Schicksal. Nimm meine Hand. Vertrau mir.«

    Langsam streckte Rhania ihre Hand seiner entgegen. Eine Träne löste sich aus ihrem Auge und rann ihre Wange herunter. Landete heiß auf ihrer anderen Hand. Erstaunt sah sie auf den Tropfen hinunter, verharrte mitten in der Bewegung. »Warum weine ich denn? Vor Freude? Oder Trauer?«, fragte sie sich benommen.

    »Rhania, nimm meine Hand«, sagte ihr Vater und seine Stimme klang nun eindringlich. »Du weißt, dass es richtig ist.«

    Verwirrt blickte Rhania wieder auf, sah ihm ins Gesicht. Starrte auf seine Hand, dann auf ihre Hand. Fühlte die Sehnsucht, die Versuchung, sich zu ergeben. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«

    »Rhania!«, donnerte plötzlich die Stimme ihres Vaters durch ihren Kopf.

    Laut stöhnte sie auf und griff sich mit beiden Händen an den Kopf.

    »Nimm endlich meine Hand!«, dröhnte die Stimme.

    Zitternd und vor Schmerzen wimmernd, streckte sie erneut die Hand nach seiner aus. Sah ihn mit tränenverschleiertem Blick an. Sah das freudige Glitzern in seinen Augen. Sah die Gier, die Vorfreude und den unbändigen Hass in ihnen. Dann berührten sich ihre Fingerspitzen und ein Stoß grell aufleuchtender Magie durchfuhr ihren Körper. Ihre Gabe schrie vor Freude auf und riss sich endgültig los. Rhania warf den Kopf in den Nacken und stieß ein unmenschliches Brüllen in die weiße Unendlichkeit hinaus. Ihr Körper begann zu glühen, sie sah nur noch grelles Weiß und spürte, wie der Nebel vor Magie pulsierte.

    »Ja … jaaaa… So ist es richtig und jetzt, jetzt nimm meine Hand«, rief ihr Vater.

    Doch bevor Rhania zugreifen konnte, geschah etwas mit ihr. Plötzlich sah sie wieder die Vision, welche ihr der Hexenmeister damals gezeigt hatte. Sah sich wieder selbst, wie sie voller Blut inmitten von unzähligen Leichen stand. Wie sie auf die noch verbliebenen Lebenden blickte und hasserfüllt lachte. Rhania erkannte, dass es Sonnenkrieger und Mondblütige waren. Sie waren in Kämpfe verwickelt und versuchten zu ihr durchzudringen. Ganz vorne entdeckte sie Kier und Cyren. Beide waren blutverschmiert und eindeutig verletzt. Dann erblickte sie ihren Vater, der alles niedermetzelte, was ihm in den Weg kam. Er zerfetzte einen Krieger nach dem anderen und ein grausam fröhliches Lächeln lag dabei auf seinem Gesicht. Bei Kier und Cyren angekommen, sah Arak Rhania direkt in die Augen. Eine Frage stand darin und zu ihrem Entsetzen sah sie sich nicken. Ihr Vater lachte auf und nickte ebenfalls. Mit je einer Hand durchstieß er von hinten die Körper von Kier und Cyren, zog seine Hände dann wieder zurück und hielt in jeder ein Herz.

    »Nimm endlich meine Hand!«, fauchte da ihr Vater und riss sie aus der Vision.

    Doch statt seine Hand zu ergreifen, zog Rhania ihre zurück. »Nein«, keuchte sie. »Das werde ich nicht zulassen.«

    »Wenn du dich mir nicht freiwillig beugst, dann muss ich dich eben zwingen«, sagte ihr Vater und grinste böse.

    Noch bevor Rhania begriff, was er damit meint, spürte sie, wie er ihr plötzlich die Luft abgeschnürte. Instinktiv griff sie mit beiden Händen an ihren Hals. Doch kaum berührte sie diesen, schrie sie vor Schmerz auf und ließ ihre Hände hastig sinken. Sie trug wieder das Eisenhalsband, welches sich immer enger zusammenzog und ihr langsam die Luft nahm. Schwarze Punkte tauchten vor ihren Augen auf und ihre Sicht verschwamm.

    »Gibst du jetzt auf?«, wollte ihr Vater wissen.

    Trotz ihrer Panik hätte Rhania fast gelacht. Wie sollte sie ihm antworten, wenn er ihr die Luft abschnürte? Kaum fragte sie sich das, lockerte sich der Zug um ihren Hals. Rhania hustete gequält und sog gierig Luft in ihre Lungen. Ihre Sicht klärte sich und erleichtert schloss sie die Augen.

    »Also, gibst du nun endlich auf?«, fragte ihr Vater erneut.

    Hass auf ihren Vater löste die Panik ab und vermischte sich mit ihrer außer Kontrolle geratenen Gabe. »Du willst, dass ich aufgebe? Dir meine Macht zur Verfügung stelle?«, dachte sie boshaft. »Gut, lieber Vater, dann bitte, hier ist meine Gabe.« Rhania riss ihre Augen auf und schlug blitzschnell mit ihren scharfen Krallen nach dem Mann vor ihr.

    Er starrte sie aus großen Augen überrascht an

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