Der Herzensdieb 2: die Legende geht weiter
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Inhalt:
Irgendjemand würde Leander gerne tot sehen, denn er wird von einem Kopfgeldjäger angegriffen. Zusätzlich geht es Raven nicht gut, doch keiner weiß was für eine Krankheit sie haben könnte.
Auf der Suche nach einer Medizin, die Raven vielleicht heilen könnte, muss Leander jede Menge neuer Abenteuer bestehen und tierisch aufpassen, dass er dabei - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht den Kopf verliert!
So trifft er auf alte und neue Bekanntschaften und findet auf diesem Weg heraus, wer der Attentäter war, der seine Familie getötet hat und es damals auch auf ihn abgesehen hatte. Doch genau diesem Menschen hätte es Leander niemals zugetraut...
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Der Herzensdieb 2 - Christina Schwarzfischer
Kapitel 1
Es war wieder Markttag, darum waren alle Diebe ausgeflogen. Nur Raven und ich waren noch im Geheimversteck. Sie wühlte im Schlafsaal in ihrer Truhe nach etwas, während ich es mir gerade im Konferenzsaal auf einem Stuhl bequem gemacht hatte. Mit den Beinen auf dem Tisch verschränkt schaukelte ich mit dem Stuhl während ich genüsslich in den roten Apfel biss, den ich mir vorhin noch aus der Küche geholt hatte. Da geschah es plötzlich: Ich hörte, wie die Schlösser der Eingangstür sich quietschend beiseite schoben, sah gespannt in Richtung Tür und überlegte gerade, wer jetzt wohl kommen könnte, da wurde sie auch schon schwungvoll aufgestoßen und im Türrahmen stand – zu meinem Entsetzen – Hauptmann Darius!
Ich konnte meinen Augen nicht trauen und ließ vor Schreck meinen Apfel fallen, der ihm bis vor die Füße rollte. Als nächstes wollte ich von meinem Stuhl aufspringen, kippte aber statt dessen samt dem Stuhl rückwärts um, da ich vor lauter Panik vergessen hatte, meine Füße zuerst vom Tisch zu nehmen.
Darius lachte. Sein Lachen klang kalt und spöttisch. „Los Männer, ergreift ihn!", befahl er den Wachen, die hinter ihm standen.
Ich rappelte mich, so schnell ich konnte, vom Boden auf, rannte zur offen stehenden Bücherregal-Tür und schloss diese von innen, in der Hoffnung, die eingebaute Falle würde sie eine Weile in Schach halten. Dann lief ich in den Schlafsaal, denn ich musste Raven warnen! Als ich dort ankam, hielt ich sofort die Tür hinter mir zu. Raven blickte überrascht von ihrer Kiste auf.
„Schnell, versteck dich! Dich haben sie noch nicht gesehen!", versuchte ich sie zu warnen.
Sie sah mich irritiert an und wollte etwas sagen, doch dann wurde auch schon die Tür hinter mir aufgestoßen, da ich so vielen Wachen nicht gegenhalten konnte. Ich fiel zu Boden und die Feinde traten ein. Zwei davon packten mich sofort und zerrten mich vom Boden hoch. Auch Raven hielten sie fest. Der Hauptmann betrat als letzter den Raum.
„Wie ich sehe hast du eine Freundin... Raven sah ihn nicht an, darum ergriff er ihr Kinn und drehte ihren Kopf mit dem Gesicht zu sich. „...Und eine recht hübsche noch dazu... Zu schade, dass du sie nie wieder sehen wirst... Männer, führt sie ab!
, befahl er den Wachen. „Der Rest bleibt hier und nimmt jeden fest, der das Lagerhaus betritt!"
Darius ging stolz voraus, als sie uns durch den reichlich besuchten Marktplatz abführten. Das war vielleicht beschämend, wie das Volk uns beäugte. Dann, als wir im Schlossverlies ankamen, wurden wir in die beiden, am weitesten von einander entfernten Zellen gesperrt und dort mit dem Fuß angekettet.
Ich war am Verzweifeln, denn ich wusste nicht was ich jetzt tun sollte! Die anderen werden bestimmt nichtsahnend ins Geheimversteck zurückkehren und dort wird sie dann eine böse Überraschung erwarten. Und ich kann sie nicht einmal warnen! Ich war ja sogar noch der Köder, denn wenn uns welche von ihnen am Marktplatz gesehen haben - und jede Wette darauf, dass sie das haben - dann werden sie sich sofort in der Diebesgilde versammeln und tappen somit genau in ihre Falle! Und selbst wenn jemand entkommen würde und uns befreien könnte, wären wir nicht mehr sicher, weil wir keinen Unterschlupf mehr hätten, um uns zu verstecken und nun jeder unsere Gesichter kennt und uns für ne Hand voll Münzen sofort verpfeifen würde.
Nicht mal Skyla könnte mich aus der Klemme holen. Wer weiß, ob Feodor, alias Dietrich, nicht auch bald hier unten bei mir sitzt. Hätten sie etwas über sein früheres Leben als Dieb gewusst, würde er jetzt bestimmt nicht oben bei der Prinzessin sitzen, sondern er wäre hier unten längst vergammelt.
Ich wünschte, der Herr der Diebe könnte mir sagen, was ich jetzt tun sollte. Er hätte bestimmt eine Idee. Ich zerbrach mir den Kopf darüber. Was sollte ich nur machen? Doch ich wusste es nicht. Ich war unfähig. Unfähig, die Diebesgilde anzuführen. Unfähig, Raven zu beschützen... Ich hatte furchtbare Angst – nicht um mich, sondern um sie! Was würden sie ihr antun? Ich befürchtete das Schlimmste. Doch selbst wenn ich es wüsste könnte ich es nicht verhindern. Ich war hier eingesperrt und damit unfähig...
Diese Gedanken machten mich verrückt. Ich drehte vor Angst um Raven durch. Als reines Nervenbündel kauerte ich mich in die dunkelste Ecke meiner Zelle, schloss die Augen und schlief erschöpft und verzweifelt ein.
Ich wurde von Kopfschmerzen geweckt und als ich die Augen wieder öffnete war es stockdunkel und ich war von Schweiß durchnässt. Mir war schwindlig und der Boden schien zu schwanken, falls dies der Boden war, ich kannte mich nämlich überhaupt nicht mehr aus, wo oben und unten war, geschweige denn, rechts und links. Doch aus einem mir unbekannten Grund wollte ich unbedingt weg von dieser Stelle und versuchte, mich irgendwie fortzubewegen. Da schien auf einmal das, was ich für den Boden hielt, zu enden und ich fiel irgendwo hinunter und landete unsanft.
„Autsch!" Na wenigstens habe ich nun endlich den Boden gefunden, dachte ich und versuchte vorsichtig aufzustehen.
„Was war das? und „Ist da jemand?
, hörte ich mir bekannte Stimmen durcheinander fragen. Dann wurde eine Kerze angezündet und damit leuchtete man in meine Richtung. Ich konnte Peters Gesicht erkennen.
„Hey, Leander, sei doch nicht so übereifrig. Rainer ist doch für Odos Aufgaben zuständig. Du brauchst also nicht aus dem Bett zu fallen", scherzte dieser.
„Leander? Oh mein Gott! Ist alles in Ordnung?", rief Raven ganz aufgeregt aus dem Bett direkt neben mir, stand auf und half mir hoch.
„Ich glaube schon...", sagte ich langsam und überlegt.
Ich stand total neben mir und faselte wirres Zeug. „Leander... ach ja, das war ja mein Name... Wo bin ich hier und warum seid ihr auch alle da? Sind wir tot? - Oder etwa noch gefangen?"
Raven sah mich besorgt an. „Nein! Wie kommst du denn darauf? Wir sind immer noch im Schlafsaal. Bück dich mal, ich sehe besser nach, ob du eine Kopfverletzung hast."
Ich tat, was sie wollte und während Raven gründlich meine Haare durchgewuschelt und immer noch nichts gefunden hatte, kam ich langsam wieder zu mir und erkannte endlich, dass ich nur einen schlimmen und täuschend echt wirkenden Alptraum hatte.
„Ich brauche dringend frische Luft. Ich gehe spazieren", teilte ich mit, nachdem Raven fertig war.
„Zu dieser späten Stunde bei Nacht?" Peter sah mich fragend an.
Raven wollte mich davon abhalten. „Aber ich kann dich doch in dem Zustand nicht allein nach draußen lassen!"
„Keine Sorge, alles in Ordnung, mir geht es gut. Ich war nur noch nicht ganz wach und dachte, mein Alptraum wäre Wirklichkeit, das ist alles", versuchte ich es zu erklären.
„Warte, ich komme mit!", rief Raven.
Kapitel 2
Es war eine schwüle Sommernacht und während wir am Fluss entlang die Stadt hinaus wanderten, schilderte ich Raven meinen Alptraum. „Wie romantisch!", fing sie an, als ich fertig war. Inzwischen waren wir so weit gegangen, dass die Stadt fast außer Sichtweite war.
„Romantisch?! Was ist daran denn bitteschön romantisch?", wollte ich mit einem sehr fraglichen Blick von ihr wissen.
„Naja,, begann sie, „dass du es ohne mich nicht aushalten würdest und verrückt wirst.
„Ich muss dich enttäuschen. Ich bin bereits verrückt – verrückt nach dir!", gestand ich ihr, zog sie näher an mich heran und wir küssten uns lange im Mondschein.
Danach zog Raven ihren Schuh aus und tauchte ihre große Zehe ins Wasser des Flusses. „Das Wasser ist herrlich! Lass uns doch im Fluss baden!", schlug sie begeistert vor.
Noch bevor ich etwas darauf sagen konnte, begann sie auch schon, sich auszuziehen. Ich machte darum dasselbe. Es war ein eigenartiges Gefühl, sich zum ersten Mal nackt gegenüber zu stehen, auch für sie, das kannte ich ihr an. Dann nahmen wir uns an der Hand und wateten langsam in das angenehm kühle Wasser hinein. Als uns das Wasser bis zum Bauch ging, ließen wir unsere die Hände wieder los und Raven startete darauf sofort eine Wasserschlacht. Wir tobten im Fluss herum, spritzen mit Wasser und lachten sehr viel, denn es machte richtig Spaß! Und als wir keine Lust mehr hatten, schwammen wir zusammen etwas herum. Dann tauchten wir zufällig genau voreinander auf. Wir umarmten uns, küssten uns, eines führte zum anderen... und wir erfuhren zum ersten Mal eine ganz neue Art, sich zu lieben...
Danach setzten wir uns bis zu den Schultern ins seichte Wasser, betrachteten den Sternenhimmel und redeten über Gott und die Welt, über unsere Träume, Wünsche und Hoffnungen und über Erkenntnisse, die wir in unserem Leben bereits hatten. Ravens Gesicht war in Mondlicht getaucht. Wassertropfen glitzerten in ihrem rabenschwarzen Haar wie tausend funkelnde Diamanten und das Flusswasser schlang sich geschmeidig um ihren zierlichen Körper, wie ein schwarzblaues wellenschlagendes Laken aus feinster Seide. Kurz gesagt, sie war so schön wie nie zuvor.
„Ich wünschte, diese Nacht würde niemals enden", sprach ich leise aus.
„Sieh mal! Eine Sternschnuppe! Wir dürfen uns was wünschen!", unterbrach mich Raven und ich wünschte mir, dass es zwischen Raven und mir immer so sein sollte, wie heute Nacht.
„Was hast du dir gewünscht?, fragte ich sie. „Also ich habe mir gewünscht, dass...
Sie hielt mich davon ab, weiter zu sprechen: „Nicht! Das darfst du doch nicht verraten, sonst gehts nicht in Erfüllung!"
„Oh, achso, das wusste ich nicht. Glaubst du wirklich, dass eine Sternschnuppe Wünsche erfüllen kann?", fragte ich sie.
Sie lächelte. „Einen Versuch ist’s auf jeden Fall wert!"
„Da fällt mir gerade ein, begann ich zu erzählen, „Wibke hat mal gesagt, die Sterne sind die Seelen der Verstorbenen, die nachts über die Menschen wachen, die sie gern haben, weil die ja nicht selbst auf sich aufpassen können, wenn sie schlafen.
„Heißt das, Alessandro kann uns jetzt gerade im Moment sehen? ...Und Odo auch?!", fragte Raven etwas entsetzt.
Ich überlegte kurz. „...Ja, laut dieser Theorie schon."
„Dann hätten sie uns vorhin ja auch gesehen! ...Gut, dass das nur ne Theorie ist!", atmete Raven auf.
Ich stimmte ihr zu. „Auch wenn ich weiß, dass der Herr der Diebe sich darüber gefreut hätte, wie gut wir uns verstehen, ein bisschen Privatsphäre muss einfach sein!"
Unser Gespräch setzte sich noch eine ganze Weile so fort. Doch als es dann erste Anzeichen gab, dass es langsam hell wurde, stiegen wir wieder aus dem Wasser, zogen uns an und eilten schnurstracks nach Hause. Dort angekommen, trockneten wir uns erst mal richtig ab und schlichen uns anschließend in den finsteren Schlafsaal, um niemanden zu wecken, was mir aber kläglich misslang, weil ich wegen der Dunkelheit über eine Kiste stolperte, was ziemlich laut polterte.
„Leander, bist du das?", hörte ich Heiko verschlafen fragen. Ich bejahte leise.
„Wart ihr bis jetzt weg?!", wunderte er sich. Darauf gaben wir keine Antwort, sondern krochen einfach wortlos zurück unter unsere Bettdecken. Besser gesagt versuchte ich es nur, doch in vollkommener Dunkelheit misslang es mir sogar, in mein Hochbett zu gelangen, darum gab ich es gerne auf und legte mich zu Raven ins Bett neben sie, wo wir uns aneinander kuschelten.
Am nächsten Morgen waren wir seltsamerweise trotz unseres nächtlichen Ausfluges hellwach. Es war Markttag, so wie in meinem Traum. Doch schon bald stellte ich zu meiner Erleichterung fest, dass es nicht so ablief, wie ich es geträumt hatte. Wie immer war ich mit Raven unterwegs. Vor einem Schild an einem kleinen Zelt am Markt blieb sie stehen. Darauf Stand: Wahrsagerin Olga - Gegen ein kleines Entgelt sage ich Euch Eure Zukunft voraus
„Komm, gehen wir mal rein!", rief sie aufgeregt.
„Ach Raven... Das ist doch alles nur Betrügerei. Du wirst doch wohl nicht ernsthaft glauben, dass ein wildfremder Mensch etwas über uns wissen könnte. Die erzählt