Die Malerin: Erzählungen
Von Boban Lapcevic
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Über dieses E-Book
Die teils melancholischen und ehrlichen Charaktere beschreiben in verschiedenen Erlebnissen ihre Sichtweise auf alltägliche
Situationen. Besonders jene Träumer, die gerne gedanklich abschweifen, werden sich in diesem Buch wiederfinden und zu Hause fühlen.
Boban Lapcevic
Boban Lapcevic, geboren am 16.10.1989 in Krusevac, Serbien, lebt seit seiner Kindheit in der Schweiz. Er verbringt seine Freizeit mit Gitarre spielen, Kochen & Geschichten schreiben. "Die Malerin" ist seine erste Sammlung von Kurzgeschichten.
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Buchvorschau
Die Malerin - Boban Lapcevic
INHALT
Die Malerin
Der Fussballfan
Als ich glücklich war
Das Ungeheuer vor der Tür
Der Zigeuner im Park
Massoud
Caresse le rêve
König Petar
Schmetterlinge
Drei Geschichten
Der einsame Wolf
Fahrkarte zum Glück
Niederlage
Fragmente
Vergeudetes Leben
Für die Leute, die heimlich zuhören
DIE MALERIN
Ich fiel. Immer tiefer. Die Wolken um mich herum waren dunkelgrau und formlos. Während der Boden, den ich noch nicht klar erkennen konnte, immer näherkam, steigerte sich meine Angst, bis ich von Panik erfasst schweißüberströmt aufwachte.
Als wäre es nicht genug, an Schlaflosigkeit zu leiden, plagten mich zu allem Überfluss Träume jeglicher Art. »Träume vom Fallen deuten oft auf Verlust von Selbstvertrauen und schlimme Veränderungen auf dem zukünftigen Lebensweg hin«, hatte mich einmal jemand wissen lassen. Ich stand auf und ging zum Fenster. Die Sonne war vor Kurzem aufgegangen und strahlte erst schwach, als ich meinen Blick nach draußen schweifen ließ. Ich wohnte seit ein paar Tagen in einem kleinen Zweizimmer-Appartement in Belgrad. Ich hatte mir eine Auszeit von der Arbeit genommen und hoffte auf andere Gedanken zu kommen, mich meiner trübsinnigen Verfassung zu widersetzen – wenigstens für eine Weile. Übermannte mich die Schwermut, ging ich runter zur Sava und schaute über das schillernde Wasser. Dabei dachte ich oft an das Gestern und selten an das Morgen. Auf der anderen Flussseite lagen vereinzelt veraltete Fischerboote vertäut und unzählige Bäume verzierten den Strand. Hier verweilte ich gerne, rauchte Zigaretten, beobachtete Leute, während mir oft ein Zitat Jean Pauls durch den Kopf ging: »Wer an die Vergangenheit denkt, sieht zu Boden; wer an die Zukunft denkt, sieht zum Himmel.«
Dieselben Worte waren auf der Vorderseite meines Notizheftes, von mir einst aufgeschrieben. Ich trug das Heft immer mit mir, um gelegentlich meine Gedanken festzuhalten.
Es war Herbst. Gleichwohl blendete mich die Sonne und mein Blick richtete sich selten gen Himmel …
Ich stand nicht alleine da in der Stadt, sondern pflegte Umgang zu einem jungen Geschichtsprofessor, der mir unzählige Vorschläge machte, etwas zu unternehmen, um meine Melancholie loszuwerden. Zu mehr als einem Kaffee in abgelegenen Restaurants ließ ich mich nicht hinreißen. Eines Tages schlug er mir vor, mich mit einer seiner Freundinnen, einer Malerin, bekannt zu machen. Ich war nicht in Stimmung für neue Bekanntschaften, doch hatte mich die Malerei seit jeher fasziniert, und so sagte ich zu.
In den Romanen, die ich las, begann die Beschreibung einer Frau oft mit dem Satz »Sie ist keine Schönheit, aber …«, nur um ihr Aussehen dann doch im Detail zu schildern. Die Beschreibung der Malerin könnte ich beim besten Willen nicht mit diesem Satz beginnen. Sie war eine Schönheit, hatte ein reizendes Gesicht, in dem die Nasenspitze ein ganz klein wenig nach oben zeigte. Ihre großen Augen waren kastanienbraun. Was ins Auge stach, obwohl schwach erkennbar, waren Muttermale in ihrem Gesicht. Zwei oberhalb ihrer vollen, rosa Lippen und zwei links auf der Wange. Das Haar, schwarz, mittellang, prachtvoll anzusehen. Auch ihr Körper war makellos – allem voran ihr Busen.
Die Idee meines Freundes war, mich als neues Fotomodell zu empfehlen, also verabredeten wir uns kurzerhand zur ersten Sitzung.
Das Atelier, das sie sich gemietet hatte, war nicht weit von meinem Appartement entfernt. Sie empfing mich in einem schlichten weißen Kleid. Nach einer kurzen Begrüßung führte sie mich zu einem Korbsessel in der Mitte des schwach beleuchteten Raumes. Abgesehen von der Staffelei stand nur der Korbsessel im Zimmer. Sogleich fing sie an, Farbe auf die Leinwand aufzutragen, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Sie warf nur einen kurzen interessierten Blick auf mein Notizheft, sagte jedoch nichts, daher versuchte ich eine Unterhaltung zu beginnen.
»Woher kommst du?«
»Aus Aleksandrovac«
»Ah, da ist es schön, da war ich mal. Die Stadt