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Fluch der Taikons: Zweiter Band der Reihe "Magische Seiten"
Fluch der Taikons: Zweiter Band der Reihe "Magische Seiten"
Fluch der Taikons: Zweiter Band der Reihe "Magische Seiten"
eBook782 Seiten11 Stunden

Fluch der Taikons: Zweiter Band der Reihe "Magische Seiten"

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Über dieses E-Book

Einst war ich eine erfolglose Hobbyschriftellerin und glaubte, meine Geschichten und die magischen Wesen darin wären nur ein Produkt meiner Fantasie. Doch dann traf ich meine eigenen Figuren leibhaftig und mein Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt.

In der Fantasy-Reihe „Magische Seiten“ beschreibe ich meine Abenteuer in dieser fantastischen Welt rund um die beiden Magier Rick und Alec. Ich erzähle Euch von einer tiefen Liebe, einer ungewöhnlichen Freundschaft und magischen Wesen, die sich im Verborgenen halten.

 

Nach meinem recht holprigen Start (Magische Seiten – Band 1: Ruf der Marwaree) war es mir gelungen, Rick und Alec davon zu überzeugen, dass ich ihre Geheimnisse in meinem ersten Roman (Im Schatten von Druwenarr) nicht absichtlich ausgeplaudert hatte. Trotzdem war das Vertrauen dieser beiden Männer zu mir äußerst zerbrechlich. Ich konnte es sogar verstehen, denn mir selbst ging es umgekehrt genauso.

Außerdem rechnete ich fest damit, dass die Magier schon bald das Interesse an mir verlieren würden, denn meine Kräfte waren lächerlich unbedeutend. Meine einzige magische Gabe war es, beim Schreiben und in meinen Träumen, Dinge und Geschichten zu sehen, von denen ich gar nicht wissen konnte. Längst vergangene Dinge, die eigentlich niemandem mehr interessieren sollten. Es war ziemlich nutzlose Magie, doch Rick sah in mir seinen Schützling und fühlte sich für mich verantwortlich. Und dann waren da auch noch andere Gefühle, die alles verkomplizierten.

Ricks Freunde blieben auf Abstand zu mir, weil ich in ihren Augen keinen guten Einfluss auf Rick hatte. Nur Branco hielt zu mir, was ich vermutlich meinem Vater Mineo Taikon zu verdanken hatte, denn vor Rick war Branco meinem Vater ein treuer Begleiter gewesen. Außerdem verfestigte sich meine die Freundschaft zu Lluh, diesem kleinen frechen Viggill mit Fledermausflügeln. Und Alec wurde für mich mehr und mehr zum Seelenverwandten ... sehr zum Missfallen von Rick.

Rick hasste Alec und damit stand er nicht alleine. Die meisten hielten Alec für einen Psychopathen und meine offene Freundschaft zu ihm trug nicht gerade zu meiner Beliebtheit bei. Andererseits machte das kaum einen Unterschied, denn ich war ohnehin eine Persona non grata – nicht zuletzt auch deshalb, weil ich eine Missgeburt war, die gar nicht existieren durfte: Ein verbotene Mischung aus Wasserwesen und Landwesen.

In „Fluch der Taikons“ wurde mir meine Herkunft erneut zum Verhängnis und meine eigene Magie brachte ausgerechnet den Mann in Gefahr, dem mein Herz gehörte.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum12. März 2023
ISBN9783755435426
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    Buchvorschau

    Fluch der Taikons - Daryll Fate

    Inhalt

    Einst war ich eine erfolglose Hobbyschriftellerin und glaubte, meine Geschichten und die magischen Wesen darin wären nur ein Produkt meiner Fantasie. Doch dann traf ich meine eigenen Figuren leibhaftig und mein Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt.

    In der Fantasy-Reihe „Magische Seiten" beschreibe ich meine Abenteuer in dieser fantastischen Welt rund um die beiden Magier Rick und Alec. Ich erzähle Euch von einer tiefen Liebe, einer ungewöhnlichen Freundschaft und magischen Wesen, die sich im Verborgenen halten.

    Nach meinem recht holprigen Start (Magische Seiten – Band 1: Ruf der Marwaree) war es mir gelungen, Rick und Alec davon zu überzeugen, dass ich ihre Geheimnisse in meinem ersten Roman (Im Schatten von Druwenarr) nicht absichtlich ausgeplaudert hatte. Trotzdem war das Vertrauen dieser beiden Männer zu mir äußerst zerbrechlich. Ich konnte es sogar verstehen, denn mir selbst ging es umgekehrt genauso.

    Außerdem rechnete ich fest damit, dass die Magier schon bald das Interesse an mir verlieren würden, denn meine Kräfte waren lächerlich unbedeutend. Meine einzige magische Gabe war es, beim Schreiben und in meinen Träumen, Dinge und Geschichten zu sehen, von denen ich gar nicht wissen konnte. Längst vergangene Dinge, die eigentlich niemandem mehr interessieren sollten. Es war ziemlich nutzlose Magie, doch Rick sah in mir seinen Schützling und fühlte sich für mich verantwortlich. Und dann waren da auch noch andere Gefühle, die alles verkomplizierten.

    Ricks Freunde blieben auf Abstand zu mir, weil ich in ihren Augen keinen guten Einfluss auf Rick hatte. Nur Branco hielt zu mir, was ich vermutlich meinem Vater Mineo Taikon zu verdanken hatte, denn vor Rick war Branco meinem Vater ein treuer Begleiter gewesen. Außerdem verfestigte sich meine die Freundschaft zu Lluh, diesem kleinen frechen Viggill mit Fledermausflügeln. Und Alec wurde für mich mehr und mehr zum Seelenverwandten ... sehr zum Missfallen von Rick.

    Rick hasste Alec und damit stand er nicht alleine. Die meisten hielten Alec für einen Psychopathen und meine offene Freundschaft zu ihm trug nicht gerade zu meiner Beliebtheit bei. Andererseits machte das kaum einen Unterschied, denn ich war ohnehin eine Persona non grata – nicht zuletzt auch deshalb, weil ich eine Missgeburt war, die gar nicht existieren durfte: Ein verbotene Mischung aus Wasserwesen und Landwesen.

    In „Fluch der Taikons" wurde mir meine Herkunft erneut zum Verhängnis und meine eigene Magie brachte ausgerechnet den Mann in Gefahr, dem mein Herz gehörte.

    TEIL1

    1

    „Du könntest dir genauso gut selbst die Kehle durchschneiden, schlug Rick vor. „Das wäre mit Sicherheit ein angenehmerer Tod.

    Ich verdrehte die Augen. „Du hast wirklich einen Hang zum Melodramatischen. Ich will einfach nur an den Strand."

    „Du kannst aber nicht einfach nur an den Strand. Zumindest nicht ganz alleine."

    „Ach? Und warum nicht?"

    „Womit soll ich anfangen?, stöhnte Rick. „Die Liste ist lang. Vielleicht wegen deines unbändigen Drangs, dich ins Wasser zu stürzen und zu ertrinken?

    „Davor schützt mich der Occopa-Anhänger, hielt ich dagegen. Rick wusste sehr genau, dass dieser magische Anhänger mein unwillkürliches Verlangen, blindlings im Meer zu schwimmen und abzutauchen, unterdrückte. Wir hatten diese Diskussion unzählige Male geführt und daher nahm ich sein nächstes Standard-Argument vorweg, um die Sache abzukürzen. „Und ja, ich weiß, der Anhänger wird mich nicht davor schützen, dass Mischlinge generell verhasst sind, ganz besonders solche Mischwesen wie ich. Meine Mutter Luana hatte zu den Marwaree gehört, einem Volk, das unter Wasser lebte. Doch mein Vater Mineo war ein Magier an Land gewesen. Die Mischung von Land- und Wasserwesen war verboten. Solche Bastarde wie ich wurden normalerweise schon bei der Geburt getötet.

    „Es geht nicht darum, dass du ein Mischling bist. Aber ja, ganz recht: diese Rassen-Fanatiker gehören auch auf die Liste deiner Verfolger. Und sobald wir endlich herausgefunden haben, wer deinem Vater ans Leder wollte, können wir da sicherlich noch eine ganze Menge anderer Namen hinzufügen."

    „Nur die Marwaree und deine Freunde wissen, was und wer ich bin. Ansonsten niemand! Also streich die Fanatiker an Land und auch alle Feinde meines Vaters. Noch ist es ein gut gehütetes Geheimnis, dass ich die Tochter von Mineo Taikon bin. Der Name meines Vaters ging mir immer noch holprig über die Zunge. „Abgesehen davon, nur weil ich ein Halbblut bin, bedeutet das nicht zwangsläufig ...

    „Blut ist auch ein verdammt gutes Stichwort, fiel mir Rick ins Wort. „Miljon wäre sicherlich hoch erfreut über eine kleine Blutspende.

    „Ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Vampir meinetwegen auf seinen Schönheitsschlaf verzichtet und sich der Sonne aussetzt. Bis zur Dämmerung bin ich längst zurück."

    „Miljon hat genügend Handlanger und Verbündete, die das Sonnenlicht geradezu lieben. Seit du ihm zuletzt die Tour vermasselt hast, ist übrigens Joel sein bester Kumpel. Du erinnerst dich doch an Joel? Der reiche Idiot, der dich kaufen wollte?"

    „Ja, ich erinnere mich an den reichen Idioten, dessen zweiter Vorname Heimtücke ist. Joel würde niemals eine offene Konfrontation mit dir riskieren. Genau deswegen hast du mir doch das Label Ricks kleiner Schützling mit roten Buchstaben auf die Stirn eingraviert!"

    „Ein Label, das dich für einige Leute umso reizvoller macht. Ganz zu schwiegen von Dixon und seinen gehirnamputierten Schießwütigen."

    Dixon war ein Tiefschlag. Ich hatte immer noch Alpträume davon, wie er versucht hatte, mich zu vergewaltigen. Rick wusste das. Aber dieser verbohrte Macho würde schon noch kapieren, dass ich kein Feigling war. „Ich werde mich nicht verkriechen, nur weil irgendein psychopathischer perverser ..."

    „Apropos psychopathisch, fiel mir Rick erneut ins Wort. „Dein beschissener Rosenkavalier scheint das nicht gut zu verdauen, dass du ihn zurückgewiesen hast.

    „Alec würde mir niemals etwas tun. Er ist mein Freund."

    „Alec war vielleicht – und auch nur vielleicht – mal kurzzeitig dein Freund. Davor hat er geschworen, dich umzubringen. Wer weiß, was sein krankes Hirn als nächstes ausbrütet. Er war schließlich nicht gerade begeistert darüber, dass du bei mir geblieben bist."

    „Dann wird er sich bestimmt freuen, wenn ich sein Angebot doch noch annehme und er zur Abwechslung mal den großen Beschützer für mich spielen darf!", giftete ich zurück. Nicht nur Rick konnte Tiefschläge verteilen.

    „Oh nein, meine Liebe. Du wirst mich nicht schon wieder mit diesem Kotzbrocken erpressen. Außerdem ist dein Freund Alec momentan abgetaucht. In den letzten zwei Wochen hat ihn niemand mehr in Aston gesehen."

    „Du spionierst ihm hinterher?"

    „Es ist mein Job, zu wissen, was unsere Feinde tun. Das gehört dazu, wenn man für Neulinge verantwortlich ist!"

    „Zur Hölle nochmal! Dann kümmere dich doch um diese verdammten anderen Neulinge, die sperrst du schließlich auch nicht ein!"

    „Du bist aber nicht wie die anderen Neulinge!"

    „Genauer gesagt bin ich gar kein Neuling! Ich besitze keinen einzigen Funken Zauberkraft!"

    „Verfickte Scheiße, du hast doch überhaupt keine Ahnung von dem Ganzen!"

    In dem Moment klingelte es an der Wohnungstür. Rick öffnete, um Debby hereinzulassen. Sie hatte kurz vorher angerufen, weil sie Rick zu einer ihrer gemeinsamen kleinen Abenteuer-Touren abholen wollte. Genau deswegen wollte ich währenddessen an den Strand. Das Meer war der einzige Ort, wo zumindest eine winzige Chance bestand, dass ich nicht die ganze Zeit darüber nachgrübelte, ob Rick von seinem Streifzug lebendig und in einem Stück zurückkam.

    „Ähm – ich warte lieber unten auf dich, sagte Debby nachdem sie ein Blick in Ricks Gesicht geworfen hatte.

    „Nein, Debby. Nicht nötig, die Diskussion ist beendet. Fate hat sich nur noch nicht entschieden, ob sie hier oder in ihrer eigenen Wohnung schreiben will."

    Wütend funkelte ich ihn an. „Fate hat sich längst entschieden, dass sie an den Strand gehen wird!"

    „Ich habe nein gesagt!"

    „Tja, das ist dann wohl dein Problem, fauchte ich. „Du kannst mich nicht einsperren.

    „Ich warte doch lieber unten. Debby wandte sich zum Gehen, doch ein großes schwarzes hundeähnliches Wesen verstellte die Tür. „Hey, Branco, du kommst wie gerufen.

    „Wenn Branco dich begleitet, kannst du an den Strand", verkündete Rick großzügig.

    „Ich kann mit und ohne Branco an den Strand!", stellte ich klar.

    „Wir werden Branco brauchen", widersprach Debby.

    „Ist mir sowieso lieber, alleine an den Strand zu gehen!"

    „Tja, dumm gelaufen, denn genau das wirst du nicht tun!", blaffte Rick.

    „Lass sie doch an den Strand, kam mir Debby überraschend zur Hilfe. „Du kannst sie schließlich nicht ewig unter Verschluss halten.

    „Soll ich sie etwa ganz alleine durch die Gegend spazieren lassen? Sie will mir ja noch nicht mal sagen, an welchen Strand."

    „Warum nicht?", wunderte sich Debby.

    „Weil es mein Strand ist, antwortete ich. „Und ich dort meine Ruhe haben will! Ich wollte wenigstens einen Ort ganz für mich alleine haben. Ohne Ricks Dauerüberwachung. Hätte er gewusst, wo mein geheimer Lieblings-Strand war, hätte er dort längst versteckte Kameras oder irgendeinen magischen Schnickschnack postiert, um mich zu kontrollieren. „Zur Hölle noch mal! fluchte ich. „Ich muss schließlich auch damit klar kommen, dass du ohne mich losziehst!

    „Das kann man ja wohl kaum vergleichen!"

    „Ja, ganz Recht, das kann man nicht vergleichen. Denn ich stürze mich nicht in gefährliche Situationen, um irgendwelchen Neulingen den Hintern zu retten. Oder um aus zwielichtigen Gestalten Informationen heraus zu kitzeln. Und ich tanze auch nicht vor Nase der SOLFs herum. Oder was immer du sonst noch so tust, um deinen Hals zu riskieren. Ich will lediglich ans Meer. Das ist weder gefährlich, noch ist es für dich ein besonders großes Problem, mich dort zu finden. Im Zweifelsfall hetzt du mir sowieso Branco auf den Hals."

    „Stör ich?" Lluh flatterte in den Raum.

    „Wer hat die Fledermaus rein gelassen?", grollte Rick.

    Lluh war ein Viggill. Außer seinen Flügeln und der Körpergröße hatte er nicht viel Ähnlichkeit mit einer Fledermaus. Die schlaksige, gebräunte Jungengestalt mit den zu großen Händen und dem struppigen dunkelblonden Haar hätten niemals vermuten lassen, dass der kleine Kerl schon weit über hundert Jahre alt war. Nur seine schilfgrünen Augen ließen manchmal sein wahres Alter erahnen.

    „Das Fenster war offen, entgegnete Lluh. „Na ja, angelehnt, gekippt. So gut wie offen. Sein typisches spitzbübisches Grinsen erschien.

    „Ein gekipptes Fenster ist keine Einladung", brummte Rick.

    „Welche Laus ist denn dem großen dummen Kerl über die Leber gelaufen?", fragte mich Lluh.

    „Das übliche. Er kommt nicht damit klar, dass er mir keine Vorschriften machen kann."

    „Und ob ich das kann." Rick baute sich bedrohlich vor mir auf.

    „Nein, verdammt!, fauchte ich. „Erstens habe ich nie darum gebeten, dein verfluchter Schützling zu sein und zweitens ist das sowieso keine Dauerlösung. Du wirst nicht ewig meinen Aufpasser spielen können. Ich will und werde auch alleine klar kommen.

    „Rick, lass sie, schaltete sich Debby erneut ein. „Je mehr du sie bemutterst, desto mehr gerät sie ins Kreuzfeuer. Wenn du endlich aufhören würdest, so einen Wirbel um Fate zu veranstalten, dann würden die meisten Leute ziemlich schnell das Interesse an ihr verlieren. Du solltest Fate an jemand anderen abgeben. Es wäre für alle besser, wenn Silas oder Bryan ...

    „Nein! Fate bleibt bei mir."

    Debby stieß einen tiefen Seufzer aus. „Rick, denk nach. Momentan wagt es zwar niemand, Fate anzugreifen, denn alle wissen, dass sie irgendeine deiner Schützlinge ist. Aber du machst sie in dem Moment zur Zielscheibe, wenn deine Feinde – und davon hast du sehr viele – den Eindruck gewinnen, dass sie für dich mehr ist als nur eine kurzfristige Bettgeschichte und du ... Debby brach ab und warf mir einen seltsamen Blick zu, so eine Art Mischung aus Mitleid und innerem Kopfschütteln. Dann wandte sie sich wieder Rick zu und sprach weiter: „Worauf ich hinaus will: Nur solange Fate keine Sonderrolle für dich einnimmt, ist sie sicher. Und du willst doch, dass es so bleibt, oder? Also benimm dich nicht, als hättest du dein Hirn verloren. Niemand sollte daran Zweifel kriegen, dass du dich unter Kontrolle hast.

    „Du tust ja gerade so, als würde ich mich wie ein schwanzgesteuerter Idiot benehmen."

    „So hätte ich das zwar nicht ausgedrückt, aber es bringt die Sache ziemlich gut auf den Punkt. Wenn du ihretwegen zur unberechenbaren Größe wirst, wird das zwangsläufig Ärger provozieren. Besser du belässt es dabei, dass sie eine von vielen ist. Okay, eine mit kleinem Sonderstatus, weil du sie mit in dein Bett nimmst, aber jeder versteht, dass du ab und zu ... na ja … Ähm, also, was ich damit sagen will ..."

    „Ich weiß, was du damit sagen willst", schnitt Rick ihr das Wort ab.

    Ich wusste es auch. Ich hatte es von Anfang an gewusst. Trotzdem war es jedes Mal eine kalte Dusche. Die Flitterwochen waren vorbei. Genauere gesagt: Es hatte sie nie gegeben.

    Rick war ehrlich. Er machte keinen Hehl daraus, dass er scharf auf mich war. Und das ging runter wie Olivenöl. Er mochte mich, Sympathie war auch dabei. Freundschaft und ... vielleicht sogar ein bisschen mehr; was auch immer dieses bisschen sein mochte. Er hatte sein Leben für mich riskiert und einiges auf sich genommen, um mit mir zusammen zu sein. Aber er hatte mir nie irgendwelche Versprechungen gemacht, das bedeutungsvolle L-Wort kein einziges Mal erwähnt.

    Ich natürlich auch nicht. Den Teufel würde ich tun.

    Kein Grund für Herzschmerz. Ich hatte schließlich von Ricks Freunden, ganz besonders der mitfühlenden Sarah, genug Warnungen bekommen, mich besser nicht in Rick zu verlieben. Ein vernünftiger Rat. Zu dumm, dass ich nicht besonders vernünftig war.

    „Okay, Fate", sagte Rick schließlich. „Dann geh eben an den Strand. An den öffentlichen Strand. Dort werden es weder die SOLFs noch Joel wagen, dich anzugreifen. Ich werde dich abholen, wenn ich zurück bin."

    „Öffentlicher Strand? Es ist Samstag. Hast du eine Ahnung, welche Menschenmassen dort sein werden?"

    „Weniger als am Sonntagnachmittag."

    „Ich will nicht zu dieser Sandkiste für Omas und Kleinkinder!" Keine zehn Pferde brachten mich an diesen verdreckten, künstlichen Touristen-Mist-Strand. Aston war von einer ebenso traumhaften wie unwegsamen Felsküste umgeben. Und genau das wollte ich haben: Fels, raue See und das alles ganz für mich alleine.

    „Entweder öffentlicher Strand oder ..."

    „Ich gehe dorthin, wo es mir gefällt. Ich habe nicht vor ..."

    „Also, Fate, unterbrach mich Lluh. „Ich sag das nicht gerne, aber Rick hat recht, der öffentliche Strand ist sicherer als ...

    „Hey, ich dachte du bist auf meiner Seite!, fiel ich dem kleinen Verräter ins Wort. „Wisst ihr was? Ihr könnt mich alle mal! Ich packte meine Jacke und stürmte auf die Tür zu.

    Rick packte meinen Arm und hielt mich fest. „Bleib. Ich bin bald zurück und dann gehen wir gemeinsam ans Meer. Bitte!"

    Ein Bitte von Rick? Obwohl er stinkwütend war? Eine echte Seltenheit. Das bestätigte meinen schlimmsten Verdacht. Eine kalte Hand griff nach meinem Herz. „Und wenn nicht? Was ist, wenn du nicht zurückkommst? Du setzt andauernd dein Leben aufs Spiel und ich darf nicht mal alleine ans Meer?"

    „Es ist nur ein harmloser Botengang."

    „Ich bin kein Idiot. Wenn das nur ein harmloser Botengang ist: Bestens! Weißt du was, dann begleite ich dich und wir können danach zusammen ..."

    „Fate, du kannst ..."

    „… nicht mitkommen?, vollendete ich seinen Satz. „Weshalb überrascht mich das nicht? Es ist doch ganz einfach: Wenn es gefährlich ist und du deinen Hals riskierst, dann sollte ich wohl besser schon mal üben, wie es ist, ohne dich klar zu kommen! Ich spürte Tränen aufsteigen. Wut und Angst waren eine wirklich miese Mischung. Ich schüttelte seinen Arm ab und rannte aus der Wohnung.

    Zu meiner Überraschung ließ Rick mich gehen. Bevor er es sich noch anders überlegte, lief ich die Treppe hinunter und schlug den Weg Richtung Meer ein. Ich fragte mich, wieso Rick plötzlich nachgegeben hatte, denn im Zweifelsfall schreckte er nicht vor brachialen Maßnahmen zurück, um mich von Alleingängen abzuhalten. Plötzlich sah ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung neben mir. Es war Lluh. Na klar, deswegen also.

    „Spielst du jetzt Ricks Handlanger?", fragte ich säuerlich.

    „Ich dachte, meine charmante Begleitung ist dir wahrscheinlich tausendmal lieber als zu Moira verfrachtet zu werden. Oder Anselm, wenn du Pech hast. Rick hatte bereits Sarah am Handy ..."

    „Willst du mir etwa drohen?"

    „Nicht ich. Rick."

    „Verdammter Mist!"

    „Also langsam bin ich dann doch beleidigt. Ich dachte, ich bin dein Freund und du freust dich über ein wenig gemeinsame Zeit. Aber du tust gerade so, als wäre es eine Strafe, den Nachmittag mit mir zu verbringen."

    „Wenn du mein Freund bist, warum hältst du dann zu Rick?"

    „Ich halte nicht zu Rick. Aber genauso wie er will ich dich beschützen. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die Rick und ich haben."

    „Verdammter männlicher Egotrip."

    „Komm schon, Fate. Es wäre doch viel schlimmer, wenn es Rick egal wäre, was aus dir wird. Er schlug einen scherzhaften Ton. „Sieh es doch einfach als Zeichen seiner ...

    „Das ist nicht witzig!", blaffte ich ihn an.

    Lluh riss erschrocken die Augen auf und sofort tat es mir leid. Er konnte schließlich nichts dafür. Es war unfair, meinen Frust an dem kleinen Kerl auszulassen. Er war zwar vermutlich mehr als hundert Jahre älter als ich, aber er sah so jung und zerbrechlich aus, dass ich mir richtig mies vorkam. „Entschuldige, Lluh. Ich wollte dich nicht anmotzen."

    Lluh stieß einen tiefen theatralischen Seufzer aus. „Ich werde es überleben. Aber was Rick betrifft ..."

    „Hast du Rick nur gesagt, dass du mich begleitest?, lenkte ich ihn vom Thema ab. „Du hast ihm doch hoffentlich nicht versprochen, mich an diesen vermüllten Strand für degenerierte Touristen zu verfrachten?

    „Und schon ist Fate wieder auf der Suche nach einer Hintertür, um ihren Dickkopf durchzusetzen", amüsierte sich Lluh.

    „Was dachtest du denn? Ich grinste und war froh, dass er mir meinen Gefühlsausbruch nicht übel nahm. Ich hatte zwar nicht vor, Lluh den Weg zu meinem geheimen Lieblingsstrand zu zeigen, aber Aston hatte eine lange und sehr verwinkelte Küste. Es gab noch andere schöne Ecken dort. „Ich kenne da ein Plätzchen, das rein theoretisch für die breite Öffentlichkeit zugänglich ist. Ist also im Prinzip ein öffentlicher Strand.

    „Im Prinzip?, echote Lluh. „Lass mich raten: Wir müssen durch eine Schlammgrube und es wimmelt dort von giften Schlangen und Monster-Moskitos und deswegen geht dort niemand freiwillig hin.

    „Nah dran: Der Weg ist zugewachsen und außer schroffen Felsen gibt es dort nichts. Aber es ist nicht völlig menschenleer, also zumindest nicht immer. Manchmal sind dort ein paar Adrenalin-Junkies zum Kite-Surfen."

    „Klingt gemütlich. Worauf warten wir noch?"

    Wie üblich war ich völlig verdreckt, bis ich mich durch das Gestrüpp gekämpft hatte, das den Weg zu der kleinen Felsbucht von der Außenwelt abschirmte. Aber das war es wert, Hauptsache kein überfüllter Badestrand. Ich breitete die Arme aus und genoss den Wind in meinem Gesicht: Es roch nach Salzwasser und trotz meines Schutz-Amuletts konnte ich den Ruf des Meeres spüren. Lluh warf mir einen misstrauischen Blick zu.

    „Keine Angst, ich habe das im Griff", beruhigte ich ihn.

    Meine Sehnsucht nach dem Meer lag mir im Blut. Das Erbe meiner Mutter. Sie hatte zu den Marwaree gehört, diesen geheimnisvollen Wesen im Meer, die man einst wegen ihrer seherischen Kräfte verfolgt hatte. Ohne den magischen Occopa-Anhänger hätte ich mich schon längst in die Fluten gestürzt und wäre immer weiter hinaus geschwommen. Auf Nimmerwiedersehen. Vielleicht wäre ich ertrunken. Oder vielleicht auch einfach unter Wasser geblieben – aber nur falls man mich rechtzeitig entdeckte und zu einem Wasserwesen wandelte. Schwer zu sagen, wie die Marweree sich mir gegenüber verhalten würden. Unsere erste Begegnung war eher feindselig verlaufen. Aber letztendlich hatten sie mich am Leben gelassen und an Land zurückgebracht. Ich griff nach dem Occopa-Anhänger und fühlte das glatte Perlmutt unter meinen Finger. Ich wusste nicht, wer mir diesen Anhänger geschenkt hatte, aber er bedeutete mir sehr viel, nicht nur wegen seiner magischen Wirkung. Zumindest ein Marwaree wollte, dass ich die freie Wahl hatte und dem Sog des Meeres nicht hilflos ausgeliefert war. So konnte ich das Meer genießen ohne Angst haben zu müssen, die Kontrolle zu verlieren.

    Mit einem seligen Lächeln drehte ich mich um meine eigene Achse. „Ist es nicht wunderschön hier?", seufzte ich.

    „Bis auf den Wind. Lluh landete auf meiner Schulter, um sich an mir festzuhalten. „Ja, es ist schön, gab er zu. „Aber der Weg hierher ist das Letzte. Wenn ich nicht fliegen könnte, dann hätte ich mich geweigert, dir zu folgen. Du siehst aus, als wärst du drei Tage im Dschungel gewesen. Kein Wunder, das hier sonst niemand ist."

    „Stimmt doch gar nicht. Es sind massig Leute hier." Ich deutete auf die schroffen Felsen, die der kleinen Bucht vorgelagert waren. Dahinter sah man mehrere Kite-Surfer, die von der schräg gegenüberliegenden Sandbucht aus übten.

    „Wundert mich gar nicht, wieso du vergessen hast, zu erwähnen, dass die Menschen, die sich angeblich an diesem Strand herumtreiben, eigentlich am Nachbarstrand sind und sich alle Knochen brechen würden, wenn sie bis hierher kämen."

    „Na ja, also, theoretisch könnte man zwischen den Felsen hindurch surfen."

    „Aber auch nur theoretisch." Lluh schüttelte den Kopf und grinste in sich hinein. Es schien ihn zu amüsieren, dass ich ein Schlupfloch gefunden hatte, um Ricks Macho-Allüren zu trotzen.

    „Wenigstens sind die Kite-Surfer weit genug weg und ich muss mich nicht unsichtbar machen. Ihr habt echt keine Ahnung, wie anstrengend das ist."

    „Was hättest du denn gemacht, wenn ich an den öffentlichen Strand gegangen wäre?", fragte ich während ich mich die letzten paar Meter Felsgestein bis zum Wasser hinunter hangelte.

    „Warum hätte ich mir darüber den Kopf zerbrechen sollen? Es war doch absolut klar, dass du nicht dort hingehst. Verdammter Scheiß-Wind!", fluchte Lluh und krallte sich an meinem Rücken fest, um nicht weggepustet zu werden.

    Unten am Wasserrand angekommen, zog ich meine Schuhe und Strümpfe aus. Eigentlich wäre ich unglaublich gerne schwimmen gegangen, aber ich hatte keine Badesachen dabei. Andererseits war meine Unterwäsche trotz der Spitzeneinsätze züchtig genug, um aus der Ferne als Bikini durchzugehen. Außerdem hatten die Kite-Surfer sowieso genug mit sich selbst zu tun, vermutlich bemerkten sie mich gar nicht. Ich überlegte, wie viel Spott ich mir von Lluh anhören musste, wenn ich mich auszog. Und wie viel Ärger mir das mit Rick einbringen würde. Er hatte natürlich wie selbstverständlich angenommen, dass ich ohne Bikini nicht im Meer schwimmen ging. Sonst wäre die Diskussion um einiges hitziger geworden. Aber wenn ich Lluh davon abhielt, mich zu verpfeifen, musste Rick letztendlich auch gar nichts davon erfahren. Zögernd sah ich zu den Kite-Surfern, die völlig selbstvergessen mit dem Wind herumtollten.

    Hätte ich meinen Laptop dabei gehabt, wäre ich damit zufrieden gewesen, schreibend am Wasser zu sitzen. Dummerweise hatte ich im Eifer des Gefechts den Laptop ebenso vergessen wie die Badesachen. Also blieb mir nichts anderes übrig als die ganze Zeit auf das verlockend funkelnde Meer zu blicken. Ich faltete meine Jacke zusammen und benutzte sie als Sitzpolster. Mein T-Shirt war ziemlich lang und relativ weit. Ich könnte die Jeans ausziehen und mit Shirt schwimmen gehen. Bei dem Wind und den angenehm warmen Temperaturen würde das nasse Shirt bestimmt bald wieder trocken sein. Aber andererseits … Ach, zum Teufel mit meiner falschen Scham! Ich wollte schwimmen gehen und es gab keinen Grund, es nicht zu tun! Lluh war mindestens hundert Jahre alt, da hatte er bestimmt schon etliche nackte Frauenbeine zu Gesicht bekommen.

    „Verkneif dir die dummen Sprüche, warnte ich ihn während ich meine Jeans öffnete. „Sonst wird die stetige Schokoladen-Quelle in Ricks Wohnung dauerhaft versiegen.

    Lluh hatte seinen Mund bereits geöffnet, schloss ihn aber wieder und begnügte sich angesichts meiner Drohung mit einem äußerst schmutzigen Grinsen. Ich warf ihm einen giftigen Blick zu.

    „Ich habe nichts gesagt, verteidigte sich Lluh. „Aber wenn du das vorhast, was ich denke, wäre ein weises T-Shirt effektvoller.

    „Du riskierst gerade eine ganze Ladung Kokos-Creme Kekse!"

    Da hörte ich einen anerkennenden Pfiff von der anderen Seite. Zwei Kite-Surfer waren den Felsen vor meiner Bucht gefährlich nahe gekommen. Einer war dunkelhäutig und trug ein ärmelloses Shirt, abgeschnittene Jeans und eine Baseballkappe. Er drehte sich weg und wendete als ich zu ihm sah. Wohl eher die schüchterne Sorte. Aber irgendwas irritierte mich an ihm ...

    Wieder ein Pfiff, er kam vom anderen Surfer. Er hatte nur kurze Badeshorts an und den muskelbepackten Oberkörper einer griechischen Marmorstatue. Er winkte mir johlend zu und fordert mich mit einer Handbewegung auf, mit dem Striptease fortzufahren.

    Männer. Ich drehte mich weg und am liebsten hätte ich meine Jeans wieder angezogen. Aber das ging natürlich nicht, das ließ mein Stolz nicht zu. Verdammter Mist! Was sollte dieser dämliche Aufstand überhaupt? Mein T-Shirt war länger als die meisten Mini-Röcke!

    Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir. Drei kleine Eidechsenköpfe reckten hinter einem Stein hervor und gaben fiepende Geräusche von sich. Nicht nur die roten glitzernden Punkte in den schwarzen Knopfaugen verrieten mir, dass ich es mit einem magischen Wesen zu tun hatte. Eine silbrige Aura umgab das kleine Tierchen und alle drei Köpfe gehörten zu dem gleichen pummligen Körper mit sechs Stummelbeinchen. An mir schien das Wesen wenig Interesse zu haben. Vielmehr starrte die magische Echse fasziniert zu Lluh.

    „Was ist das?", fragte ich.

    „Verdammte Drecksviecher!", fluchte Lluh und flog ein Stückchen höher.

    Keine Minute zu früh, denn einer der Köpfe schnappte nach ihm. Das Tier gab ein enttäuschtes Grunzen von sich. Im gleichen Moment tauchten noch ein halbes Dutzend Wesen von der gleichen Sorte auf. Die Mini-Lindwürmer sahen wirklich putzig aus. Aber auch niedliche Tiere konnten gefährlich sein.

    „Wollen sie dich fressen? Sind sie giftig?", fragte ich besorgt.

    „Weder noch. Harmlos, aber enorm nervig. Haut ab!" Lluh scheuchte die dreiköpfigen Wesen weg und flatterte zur Seite. Die seltsame Eidechsenhorde folgte ihm. Die kleinen Tiere schienen von Lluh geradezu besessen zu sein und gaben unentwegt dieses hohe Fiepen von sich.

    „Die sind doch richtig süß! Ich streckte vorsichtig die Hand nach der kleinsten Pseudo-Eidechse aus. Sie drehte sich um und knurrte mich mit allen drei Köpfen an. Dann hob sich plötzlich der mittlere Kopf und schnupperte. Das Knurren verstummte und das kleine Wesen näherte sich mir. Vorsichtig kraulte ich den vorwitzigen mittleren Kopf mit der Fingerspitze. Es schien dem Kleinen zu gefallen. Er fiepte voll Begeisterung und rieb auch die anderen beiden Köpfe an meiner Hand. „Verschmuste Miniatur-Lindwürmer, murmelte ich und musste lächeln. Die schuppige Haut kitzelte an meiner Hand.

    „Das sind keine Lindwürmer, sagte Lluh, der noch immer vergeblich versuchte, seinen kleinen Fanclub los zu werden. „Das sind Bidisani. Die verdammten Viecher sind ganz verrückt nach Viggill-Geruch. Und wenn sie uns erst mal gefunden haben, dann fangen sie mit diesem dämlichen schrillen Piepsen an. Ich hatte gehofft, sie wären endlich ausgerottet.

    „Warum denn?, fragte ich. „Die Tierchen haben dir doch gar nichts getan. Du hast selbst gesagt, dass sie harmlos sind.

    „Früher hat man sie abgerichtet, um Viggille aufzuspüren, wenn sie unsichtbar sind. Aber diese hier scheinen niemandem zu gehören."

    Egal ob nun nervig oder niedlich oder Mini-Spürhunde, aber dreiköpfige Eidechsen sollten sich besser vor Menschen versteckt halten. Ich warf einen Blick zu den Kite-Surfern. Der Hellhäutige mit muskelbepacktem freiem Oberkörper winkte mir erneut zu. Der dunkelhäutige Typ mit der Baseballkappe konzentrierte sich hingegen aufs Surfen. Dafür kam er aber auch ein ganzes Stück näher an die Felsen heran. Anfangs hatte ich gedacht, die beiden gehören zusammen, aber jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. Während der halbnackte Muskelprotz sich im Posing übte, schien der dunkelhäutige Typ mit der Baseballkappe Todessehnsucht zu haben. Er versuchte tatsächlich durch die Felsformation vor meiner Bucht hindurch zu surfen. Ich musste diese eidechsenähnlichen Bidisani hier wegschaffen, bevor er womöglich bis zu mir durchkam und die kleinen Wesen entdeckte. Der Baseballkappen-Typ war mittlerweile so nahe, dass sich Lluh normalerweise schon längst unsichtbar gemacht hätte. Da hob er plötzlich den Kopf, so dass ich zum ersten Mal das Gesicht unter Baseballkappe sehen konnte.

    Verfluchter Mist! Es war Young, ein SOLF. Sein bitterböser Blick verriet, dass auch er mich wiedererkannt hatte.

    „Lluh, hör mir gut zu, raunte ich ohne den Blick von Young abzuwenden. „Der Kite-Surfer kommt näher. Du musst die Bidisani hier wegschaffen. Dreiköpfige Eidechsen sind nicht für Menschen-Augen bestimmt. Ebenso wenig wie Viggille. Ich schnappte mir meine Jeans. „Also verschwinde und nimm deinen Fanclub mit. Ich geh als Mensch durch, ich werde ihn so lange aufhalten, bis ihr außer Reichweite seid und man dieses hohe Fiepen nicht mehr hören kann."

    „Aber ich kann dich doch hier nicht alleine lassen", protestierte Lluh.

    „Bitte. Schaff sie hier weg. Ich verschwinde auch so schnell wie möglich. Oder willst du, dass sie in einem Versuchslabor landen? Wenn man mich zusammen mit den kleinen Kerlchen findet, sperrt man mich genauso ein. Ich bin sicherer, wenn die Bidisani nicht in meiner Nähe sind."

    Lluh gefiel das zwar nicht, doch mein letzter Satz hatte ihn offensichtlich überzeugt. „Na gut, ich bring sie weg – und dann komme ich wieder."

    „Aber nur unsichtbar!", rief ich ihm hinterher.

    Hastig schlüpfte ich in meine Jeans, zog Schuhe und Strümpfe wieder an. Die hohen Töne der Bidisani wurden leiser. Keine Sekunde zu früh. Der dunkelhäutige SOLF, Young, setzte alles auf eine Karte und raste zwischen zwei Felsen hindurch. Doch sein linkes Bein schrammte gegen den schroffen Stein und riss entlang des Unterschenkels auf. Er verlor das Gleichgewicht, knallte mit dem Schädel gegen den Felsen und landete nur wenige Meter von mir entfernt in der Felsspalte. Young wollte auf mich losgehen, doch er verfing sich in den Seilen seines Schirms. An seinem Kopf war eine tiefe Platzwunde. Eines der Seile hatte sich halb um seine Hand und halb um seinen Hals gewickelt. Der Schirm hing noch immer in der Luft und zerrte an den Seilen. Wäre Youngs Körper nicht in einer Felsspalte festgeklemmt gewesen, hätte ihn der Schirm wahrscheinlich einfach wieder aufs Meer hinaus gezerrt. Sein Bein blutete so heftig, dass sich das Wasser rot färbte. Durch seine Verletzungen war er geschwächt und die Seile seines Schirms hatten ihn schachmatt gesetzt. Er würde eine ganze Weile brauchen, um sich zu befreien. Bis dahin waren auch die Bidisani weit weg. Perfekte Gelegenheit, mich schleunigst aus dem Staub zu machen.

    Aber was, wenn Young sich nicht befreien konnte? Wenn er verblutete? Oder ihn die Seile erwürgten … War das dann die gerechte Strafe für einen SOLF, der mich wieder zu Dixon verschleppen wollte?

    Die SOLFs waren eine brutale Schlägertruppe, die als geheime Behörde agierte und zum Ziel hatte, alle magischen Wesen auszurotten. Young war einer der Männer, die mich vor nur wenigen Wochen gefangen genommen hatten. Sie hatten mich zu ihrem Anführer Dixon gebracht und seiner Folter ausgeliefert. Jedes Detail von damals hatte sich in mein Hirn eingebrannt und immer wieder hatte ich Alpträume davon. Manchmal auch, wenn ich wach war. Ein eisiger Schauer lief über meinen Rücken.

    Young sah zu mir hoch. Sein Gesicht schmerzverzerrt. Und voll Hass. Trotzdem war Young der einzige SOLF, der damals dazwischen gegangen war, als Dixon versucht hatte, mich zu vergewaltigen. Außerdem hatte er Brancos Tod verhindert, zwar nur deshalb, weil er ihn fälschlicherweise für einen ganz normalen Hund gehalten hatte, aber dennoch … Young war nicht so wie die anderen SOLFs.

    Verflucht noch mal, ich konnte ihn nicht so liegen lassen! Das konnte ich einfach nicht. Er war doch wehrlos. Ich musste ihn wenigstens halbwegs aus den Seilen lösen, um sicher sein zu können, dass er nicht starb. Ich wollte keinen Mord auf dem Gewissen habe. So zerschlagen und blutend wie er aussah, würde ich ihm trotzdem mit Leichtigkeit entkommen.

    Aber wollte ich wirklich riskieren, dass er mich zu fassen bekam und in Dixons Folterkammer zurückbrachte?

    Plötzlich wurde Young unter seiner dunklen Hautfarbe kreidebleich, wie graue kalte Asche. Dann erbrach er sich. Gehirnerschütterung? Oder schlimmeres? Der rote Fleck im Wasser rund um sein Bein wurde größer und aus seiner Kopfwunde quoll das Blut in dicken Strömen. Noch immer war seine rechte Hand durch das Seil seines Schirms an seine Hals gefesselt. Er versuchte, sich mit der linken zu befreien, doch seine Bewegungen wurden schwächer.

    Mist! Verdammter Mist!

    Halblaut fluchend kraxelte ich zu ihm hinunter und watete durch das Wasser. Young hob den Kopf. Erstaunen zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Ich ging vorsichtig um ihn herum, um außer Reichweite seiner freien linken Hand zu bleiben. Von hinten versuchte ich, das Seil zu lockern, doch es saß so stramm, dass es tief in seine gefesselte Hand schnitt. Er hatte Glück gehabt, wäre seine Hand nicht dazwischen gewesen, hätte ihn das Seil längst erdrosselt.

    „Hast du ein Messer?", fragte ich.

    Ich bekam nur einen gurgelnden Laut zur Antwort. Ich taste Young ab. Er war ein SOLF. Zwar nicht in Uniform, aber mein Instinkt sagte mir, dass er niemals ohne Waffe unterwegs war. Ich behielt Recht. In seiner hinteren Hosentasche fand ich ein Taschenmesser. Ich öffnete es mit zittrigen Fingern und säbelte damit das Seil durch, das um Youngs Gurgel und die rechte Hand geschlungen war. In gleichen Moment als Youngs Hals wieder frei war, riss der Schirm ihn zur anderen Seite und er knallte erneut mit dem Kopf gegen den Fels. Wie eine schlaffe Puppe fiel er zurück ins Meer. Sein Gesicht lag im Wasser und er regte sich nicht mehr. Ich hastete hinter ihm her. Noch konnte ich im Wasser stehen, es ging mir bis zu der Taille. Vorsichtig drehte ich Young um, zog ihn so weit auf den Felsen hoch, dass sein Kopf und die Schultern über der Wasseroberfläche waren. Ich fühlte seinen Puls, aber angesichts des heftigen Windes konnte ich nicht feststellen, ob er noch atmete. Wenn ich ihn hier liegen ließ, verblutete er vielleicht. Ich sah zu den anderen Kite-Surfern. Sie mussten doch etwas mitbekommen haben. Hatten sie vielleicht längst den Notruf getätigt?

    Plötzlich schoss eine Hand vor und packte mich am Hals. Young schleuderte mich zur Seite und warf sich auf mich.

    Ich strampelte, doch er hatte mich überrascht – und nun lag er mit seinem ganzen Gewicht auf mir. Panik stieg in mir auf. Nein, nein, nicht zurück zu Dixon.

    „Warum?, fragte er. Blut tropfte aus seinem Mund auf mein Gesicht. „Warum hilfst du mir?

    Ich versuchte, von ihm wegzukommen, doch er presste mich noch härter gegen den scharfkantigen Fels.

    „Du hast mich erkannt, aber du bist nicht weggelaufen, zischte er. „Warum? Wegen dem fliegendem Monster und dem deformierten grünem Ungeziefer? Sind das deine Freunde? Diese verkrüppelten Ungeheuer?

    Young hatte also Lluh und die Bidisani gesehen. Und jetzt er hatte mich im Schwitzkasten. Selbst wenn Lluh zurückkam, wie sollte er mir helfen? Lluh konnte sich zwar unsichtbar machen, aber er war nicht stark genug, um Young von mir wegzukriegen und er konnte auch Rick niemals schnell genug hierher holen.

    „Stimmt es?, raunte Young. „Stimmt es, was du geschrieben hast? Was du über Dixon geschrieben hast?

    Ich war so überrascht von seiner Frage, dass ich aufhörte mich zu wehren.

    „Antworte mir!, verlangte Young. „Was du da geschrieben hast, über Neve und Bryan. Und auch Dixon: Stimmt es? Ist es wahr? Dass Dixon sie foltert. Kinder. Straßenkinder?

    Verwirrt sah ich ihn an. Ich brauchte eine Weile bis ich verstand, was er meinte. Aber ja, an einer Stelle in meinem Roman hatte ich geschildert, wie ich es mit Dixons Augen gesehen hatte, wie sehr Dixon es genoss, Straßenkinder zu zerstückeln und aufs Grausamste zu quälen. Seine perverse Freude darüber, wie zäh sie waren, wie lange er sich an ihrem Leid ergötzen konnte, bevor sie starben.

    „Es ist so wahr wie alles andere in dem Roman", krächzte ich.

    „Nein. Du lügst. Propaganda für euch Monster, das ist es."

    „Als ich es schrieb, wusste ich noch nicht mal, dass es euch wirklich gibt. Magische Wesen und SOLFs, ich hielt das alles für meine Fantasie."

    „Ihr seid Monster! Wir SOLFs schützen die Menschen vor euch!"

    „Du gehörst zu Dixon. Du solltest besser als ich wissen, was in euren Kerkern vorgeht. Wie viel Blut klebt an deinen Händen? Was wird Dixon mit mir machen, wenn du mich zu ihm bringst?"

    „Du bist eine von ihnen. Von diesen gefährlichen Missgeburten. Du hast es verdient ..." Mitten im Satz flog sein Kopf zur Seite, als hätte er einen Tritt gegen die Schläfe bekommen.

    Lluh!

    Ich nutzte das Überraschungsmoment und stieß ihn von mir. Youngs Kopf bekam erneut einen unsichtbaren Stoß, diesmal von schräg unten gegen das Kinn. Ich hetzte durchs Wasser, krabbelte die Felsen hoch. Ich wagte es nicht, hinter mich zu sehen, rannte weiter, stolperte, stieß mir die Knie auf und zerkratzte mir Hände und Gesicht als ich mich durch die Böschung kämpfte. Erst als ich oben an der Uferstraße stand, wagte ich es, einen Blick hinter mich zu werfen. Eine kleine Gestalt flog auf mich zu, doch von Young keine Spur.

    „Lauf! Lluh flatterte an mir vorbei und gab mir die Richtung vor. „Los, schnell, trieb er mich an. „Wir haben nicht viel Vorsprung."

    Ich rannte die Straße entlang. Mir tat alles weh und ich wusste nicht wie lange ich das Tempo durchhalten konnte. Der Hinweg zum Strand hatte zu Fuß fast eine ganze Stunde gedauert: Genau diese schier endlose Strecke lag nun vor mir. Ich wusste nicht, ob ich gegen einen durchtrainierten SOLF ankam. Youngs Verletzungen waren offenbar nicht halb so schlimm gewesen, wie sie ausgesehen hatten, denn sonst hätte er mich nicht überwältigen können.

    „Wie weit ist er weg?", keuchte ich.

    „Lauf weiter, ich versuch ihn abzulenken."

    „Nein, Lluh, bitte, bleib bei mir!" Ich konnte nicht zulassen, dass Lluh meinetwegen seinen Hals riskierte.

    Lluh zögerte.

    „Lluh, nein!" Verzweiflung mischte sich in meine Stimme.

    „Dann lauf, lauf so schnell du kannst: Solange er außer Sichtweite ist, bleibe ich an deiner Seite."

    „Kleiner Erpresser."

    „Hör auf zu quatschen und spar dir deine Kräfte für die Flucht."

    Ich rannte, stumm und verbissen. Meine Beine wurden immer schwerer, ich wurde zunehmend langsamer, ganz egal, wie sehr ich mich anstrengte, aber meine Muskeln bewegten sich einfach nicht schneller. Ich rechnete jede Sekunde damit, Young hinter mir zu sehen.

    Endlich erreichte ich ein Wohnviertel. Menschen. Passanten, unter denen ich mich verstecken konnte. Auch die verwinkelten Gassen gaben mir ein wenig Sicherheit. Ich schlug einen Hacken nach dem Anderen. Nur noch wenige hundert Meter bis zu Ricks Wohnung. Meine Wohnung nur eine Querstraße weiter. Schlüssel, verdammt. Ich tastete meine Jeans ab und atmete auf. Mein Schlüssel war noch in der Tasche. Ich lief an Ricks Wohnung vorbei. Die Versuchung war groß. Vielleicht war Rick schon wieder zurück. Rick bedeutete Sicherheit. Zärtlichkeit. Geborgenheit, wenn er mich in die Arme nahm. Aber ich war panisch, verdreckt und hatte das Blut eines SOLFs im Gesicht kleben. So konnte ich ihm nicht unter die Augen treten. Ich lief weiter bis ich das Haus erreichte, in dem mir Rick eine kleine Wohnung besorgt hatte; damals, ganz am Anfang, als ich noch die Kraft gehabt hatte, mich gegen meine Gefühle für ihn zu wehren und dem Verlangen nach seinem Körper zu widerstehen.

    Ich hangelte mich am Treppengeländer nach oben zu meinem Ein-Zimmer-Appartement. Meine Finger zitterten, es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich es schaffte, die Tür aufzuschließen. Noch länger dauerte es, sie hinter mir wieder zu verriegeln. Rick hatte diese Wohnung mit unzähligen Schutzzaubern abgesichert, hier konnte mir nichts mehr passieren. Ich hatte es geschafft. Ich war in Sicherheit.

    Mein Hals tat weh und mir war übel vom langen Rennen. Ich setzte mich auf den Boden und kauerte mich zu einer Kugel zusammen. Nur einen kleinen Moment. Ich spürte, wie mein Körper in sich zusammensackte und zwang mich wieder auf die Beine, weil ich Angst hatte, sonst nie mehr aufstehen zu können. Erst musste ich mich in einen vorzeigbaren Zustand bringen, denn ich hatte keine Ahnung, wann Rick zurückkehren würde.

    „Alles in Ordnung?", fragte Lluh.

    Ich nickte. „Duschen, frische Kleidung", stammelte ich und schleppte mich ins Bad. Lluh verzog sich in die Küche, ich hörte es klappern. Er hatte gesagt, es wäre anstrengend, sich unsichtbar zu machen. Ich hoffte, es gab in den Küchenschränken noch genug Essbares für Lluh, damit er seine Kraftreserven wieder auffüllen konnte. Ich schloss die Badezimmertür, ließ achtlos alle Kleider zu Boden fallen und stellte mich unter die Dusche. Dann erlaubte ich mir, ein wenig zu weinen, nur ein kleines bisschen, denn ich wollte Rick nicht mit verheulten Augen entgegentreten. Er sollte nicht wissen, was passiert war.

    „Du hast gewusst, dass er ein SOLF ist?, fragte Lluh, nachdem ich ihm erzählt hatte, wer Young war und weshalb er mich angegriffen hatte. „Wie kamst du dann auf die hirnverbrannte Idee, ihm zu helfen?

    Ich kauerte mich enger in das Sofa. Ich war frisch geduscht, hatte saubere Kleidung an und die Waschmaschine beseitigte gerade die letzten Reste meines misslungenen Strandausfluges.

    „Ich dachte, er verblutet oder wird womöglich von dem Seil erwürgt."

    „Na und?" Lluh stemmte sich die Hände in die Hüften und sah mich vom Wohnzimmertisch aus vorwurfsvoll an.

    „Er ist nicht wie die anderen SOLFs. Hätte ich ihn etwa hilflos liegen lassen sollen?"

    „Ja!"

    „Aber ..."

    „Was denkst du wohl, was er getan hätte, wenn du ihm nicht entwischt wärst?"

    „Ich habe dir doch erzählt, wie er sich damals verhalten hat."

    „Ja, du hast mir erzählt, dass er Branco mit einem harmlosen Hund verwechselte und dich nach einem kurzen Hinweis auf die Dienstvorschriften, diesem Dreckschwein Dixon überlassen hat, wohl wissen, was Dixon mit dir tun wollte. Und da er immer noch bei dieser Mörderbande ist, hat er offenbar Gefallen an deren Foltermethoden gefunden!"

    So hatte ich die Sache noch gar nicht gesehen. Plötzlich ein Geräusch an der Tür. Rick rief meinen Namen. Ich rannte ihm entgegen und warf mich ihm in die Arme.

    „Bist du gar nicht mehr sauer?" Er war sichtlich verwirrt, während er mich zärtlich an sich drückte. Er hatte andere Kleidung an als noch am Vormittag. Er roch nach Duschgel und seine Haare waren feucht. Sein harmloser Botengang und mein völlig ungefährlicher Strandausflug schienen einige Gemeinsamkeiten zu haben. Ich hob den Kopf und studierte sein Gesicht. Er hatte Schrammen auf der Wange.

    „Was ist mit deinem Gesicht passiert?", fragte er und strich mir sanft über die Stirn.

    Stimmt, auch ich hatte etliche kleine Kratzer. Beinahe hätte ich gelacht.

    „Dornen und Gestrüpp", wich ich aus.

    „Ihr wart also nicht am öffentlichen Sandstrand." Seine Meine verhärtete sich und er sah verärgert zu Lluh.

    „Lluh kann nichts dafür, sagte ich schnell. „Er hat auch sein Versprechen nicht gebrochen. Es war ein allgemein zugänglicher Strand. Und ... Plötzlich wurde mein Hals eng. „Woher hast du deine Verletzungen? Ist alles in Ordnung mit dir?" Ein Ablenkungsmanöver. Ziemlich plump. Es wunderte mich nicht, dass Rick es sofort durchschaute. Er nahm mein Gesicht in beide Hände.

    „Fate? Was ist passiert?"

    „Erzählst du mir dann, woher deine Kratzer stammen?", wappnete ich mich zum Gegenangriff. Ja, ich war verängstigt und mir ging es gar nicht gut. Aber trotz allem war ich nicht bereit, mich einsperren zu lassen. Und genau das würde Rick tun, wenn ich ihm erzählte, was geschehen war.

    „Fate, du musst es ihm sagen!, forderte Lluh. „Sonst bringst du auch die anderen in Gefahr.

    Lluh hatte recht, trotzdem zögerte ich.

    „Der Typ war ein SOLF, beharrte Lluh. „Das ist nicht mehr nur deine Privatangelegenheit!

    „Ein SOLF?, wiederholte Rick. „Du bist einem SOLF begegnet?

    „Ich wäre ihm nicht begegnet, wenn ich an meinen einsamen Strand gegangen wäre, ging ich in die Offensive. „Aber du wolltest unbedingt, dass ich in der Öffentlichkeit ...

    „Hör auf!, schnitt mir Rick das Wort ab. „Wenn du einem SOLF begegnet bist, dann bringt das alle Neulinge in Gefahr. Die Sache ist zu ernst. Wir können uns nachher streiten. Erzähl mir zuerst, was geschehen ist!

    Scham stieg in mir auf und ich fühlte mich genauso schäbig wie ich war. Also erzählte ich Rick, was sich in der kleinen Bucht ereignet hatte. Die hässlichen Details ließ ich allerdings weg. Lluh runzelte die Stirn, als er meine geschönte Version hörte. Aber das Wichtigste hatte ich erzählt, genug, dass Rick und seine Freunde sich auf die Situation einstellen konnten. Doch ich verschwieg meine Angst und sparte mir die Einzelheiten meines Nahkampfs mit Young. Rick erinnerte sich an den jungen SOLF. Auf meine Bitte hin, hatte er Young bei unserer Flucht damals nicht erschossen, sondern nur bewusstlos geschlagen.

    Zu meinem Erstaunen wurde Rick nicht wütend. Stattdessen nahm er mich in die Arme und hielt mich einfach nur fest. So als hätte er Angst, mich zu verlieren. So als würde ich ihm mehr bedeuten als nur ... ein zeitlich begrenztes Arrangement.

    Aber so war es nicht. Es lag an den SOLFs. Wann auch immer es um die SOLFs ging, neigte Rick – und auch Moira – zu Überreaktionen. Verständlich. Die SOLFs hatten ihre Familie regelrecht abgeschlachtet. Eine Geschichte, die alle Zauberer kannten und die Rick in groben Zügen auch Neve und Bryan in meinem Roman erzählt hatte. Es war Rick nicht leicht gefallen, darüber zu reden, deswegen hatte ich nie nachgebohrt. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen, nur um meine Neugier nach Details zu befriedigen.

    Das Wichtigste wusste ich ohnehin. Moira liebte Rick von ganzem Herzen, obwohl er nicht ihr leiblicher Sohn war. Ihr leiblicher Sohn war Sammy … gewesen. Sammy war es auch gewesen, der Rick mit zu sich nach Hause gebracht hatte, um dem kleinen, von seiner eigenen Magie verstörten Jungen ein Heim zu geben. Ein paar Jahre später, als Rick elf Jahre alt war, hatten die SOLFs Moiras Sohn Sammy und seine Freundin Clara verschleppt, gefoltert und getötet. Moiras Mann William hatte versucht, sie zu befreien und war dabei ebenfalls von den SOLFs ermordet worden. Moira hatte die verstümmelten, von Folter gezeichneten Leichen erst Wochen später gefunden. Nur Sammy war noch am Leben gewesen, doch viel zu schwer verletzt, als dass sie ihn noch hätten retten können. Rick und Moira hatten ihm beim Sterben hilflos zusehen müssen.

    Danach hatte Moira zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Agatha und ihrem Freund Anselm eine kleine wehrhafte Gruppe gegründet – mit dem Ziel, sich um die Neulinge unter den Zauberern zu kümmern und vor den SOLFs zu schützen. Diese Aufgabe hatte Moira davor bewahrt, durch ihre Wut und Trauer überwältigt zu werden und der dunklen Magie des Chaos zu verfallen. Rick und seine Freunde führten nun diese Mission fort. Auch wenn sie für die Neulinge mittlerweile weit mehr taten, als sich nur um ihre Sicherheit zu kümmern, stand der Schutz vor den Grausamkeiten der SOLFs noch immer an erster Stelle.

    Ich fragte mich, wer Moiras Familie getötete hatte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war ich mir absolut sicher, dass es kein Ergebnis einer verworrenen Befehlskette war, sondern ein einzelner Mensch dafür die Verantwortung trug. Wer hatte es angeordnet? Wer hatte Moiras Familie so grausam gefoltert und getötet?

    In dem Roman über Neve und Bryan hatte ich geschrieben, dass die Zauberer den Schuldigen niemals gefunden hatten. Doch das war schon eine ganze Weile her. Inzwischen mussten sie es doch herausbekommen haben, oder? Verdammt, da war ich nun schon mehrere Woche bei den Magiern, bei meinen eigenen Romanfiguren, und erst jetzt fiel mir auf, wie wenig Neues ich in dieser Zeit über sie erfahren hatte. Das Einfachste wäre es gewesen, Rick danach zu fragen. Doch ich wollte nicht herumschnüffeln, denn ich hoffte, er würde es mir irgendwann von selbst erzählen – weil es genau die Art von Erinnerung war, über die man nur mit seinen engsten Freunden und Vertrauten sprach.

    Noch immer hielt Rick mich fest. Sehr fest. Jedes Mal, wenn einer seiner Schützlinge den SOLFs zu nahe kam, wurde er an Sammys Tod erinnert. Ich streichelte seinen Rücken. Er brauchte diese Umarmung sogar noch mehr als ich.

    „Moira will uns sehen, sagte Rick schließlich. „Die anderen erwarten uns in der Bibliothek. Dort kann ich mich am Rechner in die Zentrale der SOLFs hacken. Danach werden wir wissen, was Young zu Bericht gegeben hat. Seine Stimme klang nüchtern. Ganz anders als die Zärtlichkeit, die ich in seinen Fingern zu spüren glaubte. Betonung auf glaubte. Macht des Wunschdenkens.

    „Was will Moira?", fragte ich. Wir wurden normalerweise nicht ohne Grund in die Bibliothek zitiert.

    „Joel weiß, was du bist."

    2

    Aus der Bibliothek drang Stimmengewirr zu uns. Anselm und Moira. Wobei Anselm deutlich lauter war – und das war sehr ungewöhnlich für den sonst so nüchternen und zugeknöpften Magier.

    „Sarah soll Fate übernehmen", forderte Anselm als wir den Raum betraten.

    „Was ist, wenn Miljon sie wieder angreift?, gab Moira zu bedenken. „Sarah kann sie nicht beschützen, das weißt du ganz genau.

    Der Streit ging also um mich. Anselm schien es nicht zu störten, dass ich anwesend war, ganz im Gegenteil. „Dann schickt Fate eben zu Bryan!", beharrte er.

    „Die Diskussion ist doch müßig. Moira warf Rick einen warnenden Blick zu, sich nicht einzumischen. „Rick wird sie keinem anderen überlassen. Ich verstehe nicht, weshalb du dich so sehr dagegen wehrst.

    „Weil sie keinen guten Einfluss auf Rick hat! Sie behindert ihn wie ein Klotz am Bein und schadet seiner Konzentration. Außerdem sind ihre Kräfte völlig unbrauchbar. Trotzdem kümmert er sich nur noch um sie. Das ist Zeitverschwendung, sie ist nutzlos!"

    Meine Füße rammten sich in den Boden und weigerten sich, auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Nutzlos. Ein Klotz am Bein. An Ricks Bein. Von ihm abhängig. Wie durch einen Nebel spürte ich Rick neben mir. Ein Teil von mir wollte sich die Ohren zuhalten, sich umdrehen und weglaufen, vor Anselms Worten flüchten. Aber ich musste einfach hören, was sie wirklich über mich dachten. Es war Zeit, sich der Wahrheit zu stellen.

    „Erstens ist Fate nicht nutzlos und zweitens ist es Ricks Aufgabe, sich um sie zu kümmern", entgegnete Moira.

    „Rick hat noch andere Aufgaben. Aber das scheint er vollkommen vergessen zu haben. In Fates Gegenwart ist er ist aufbrausend und unkonzentriert. Du weißt, wie gefährlich das ist. Wer wird ihn aufhalten, wenn er die Beherrschung über seine Kräfte verliert?"

    „Das wird nicht passieren."

    „Wie kannst du dir da so sicher sein?, widersprach Anselm. „Willst du mir etwa vorgaukeln, du würdest seine Anspannung nicht spüren? Rick ist unberechenbar geworden seit diese Fate aufgetaucht ist.

    „Ich bin anwesend, knurrte Rick. „Und Fate ebenfalls.

    Doch Moira und Anselm ignorierten uns und stritten unbeirrt weiter.

    „Du hast Rick doch schon immer als unberechenbar bezeichnet", gab Moira gereizt zurück. „Also sollte das für dich doch keinen Unterschied machen."

    „Es ist schlimmer geworden. Diese Möchtegern-Schriftstellerin bringt nichts als Ärger. Sie ist eine Unruhestifterin. Ich verstehe nicht, weshalb sie dir so wichtig ist."

    „Was soll diese Frage? Moira wurde zunehmend ärgerlicher. „Willst du ihre Kräfte etwa leugnen?

    „Kräfte. Anselm schnaubte abfällig. „Bislang haben uns ihre Kräfte keinen Schritt weiter gebracht. Wer weiß, ob sie überhaupt jemals etwas Vernünftiges schreiben wird. Billige Trivialliteratur gibt es schon genug. Sie macht nur Arbeit und lenkt Rick von seinen eigentlichen Aufgaben ab. Und du verhätschelst sie auch noch. Sie sollte endlich lernen, alleine zu Recht zu kommen. Wie alle anderen Neulinge auch.

    „Ich soll also die Tatsache ignorieren, dass Dixon sie verfolgt? Ganz zu schwiegen von Miljon und Joel."

    „Den Ärger hat sie sich selbst eingebrockt."

    „Das ist doch Unsinn."

    „Wer sagt dir eigentlich, dass sie keine von Joels Spionen ist?"

    „Du traust ihr also immer noch nicht."

    „Nein, warum auch?, entgegnete Anselm schnippisch. „Hat sie vielleicht irgendetwas getan, um sich unser Vertrauen zu verdienen?

    „Sie hat Rick gerettet", antwortete Moira.

    „Nachdem sie ihn in Gefahr gebracht hat."

    „Darüber lässt sich streiten. Außerdem hat sie uns nicht an Dixon verraten – obgleich sie damals noch dachte, sie sei ein Mensch."

    „Sagt sie. Dafür gibt es keine Beweise. In meinen Augen ist sie nichts weiter als eine Unruhestifterin. Und sie bringt Rick vollkommen durcheinander."

    „Du wiederholst dich", bemerkte Moira ungeduldig.

    „Das Ganze wird in einer Katastrophe enden! Er hat nur noch Fate im Kopf! Als gäbe es nichts Wichtigeres. Er hechelt ihr hinterher wie einer läufigen Hündin!"

    „Das reicht, knurrte Rick und zog mich an sich. „Ich werde nicht dulden, dass du so von meiner Freundin sprichst.

    „Das hatte ich befürchtet", sagte Anselm mit Verachtung in der Stimme.

    „Was genau hast du denn befürchtet?, fragte Rick herausfordernd. „Dass andere glücklich sein könnten, während du verbiestert hinter deinen Büchern sitzt? Du bist nur neidisch, das ist alles. Vielleicht liegt es auch daran, dass du Simon nicht mehr drangsalieren kannst und der Junge endlich mal unter Leute kommt. Ja, das wird es wohl sein. Ist vermutlich schwer zu ertragen, dass du nun der einzige bist, der das Dasein eines Eunuchen fristet.

    Anselm wurde erst blass und dann rot. „Es fängt schon an", zischte er und sah triumphierend zu Moira. „Siehst du, was sie mit ihm macht? Was sie mit uns macht! Sie treibt einen Keil zwischen uns!"

    „Das hat nichts mit Fate zu tun. Und du weißt das sehr genau."

    „Ich weiß nur, dass diese Person, er deutet mit spitzen Fingern auf mich, „hier nichts verloren hat. Sie hat weder unser Vertrauen noch unseren Schutz verdient.

    Rick wollte erneut aufbrausen, doch ich hielt ihn zurück. „Nein, Rick. Er hat vollkommen recht, sagte ich emotionslos und sah direkt in Anselms erstauntes Gesicht. „Meine Kräfte – wenn ich denn wirklich welche haben sollte – sind zu nichts zu gebrauchen. Ich bin nur ...

    „Hör auf, Fate", fiel mir Rick ärgerlich ins Wort.

    „Aber es stimmt." Ich drehte mich zu Rick und als ich ihm in seine tiefblauen Augen blickte, drängten meine mühsam unterdrückten Gefühle gegen eine äußerst brüchige Mauer. Ich hatte Angst, panische Angst ihn zu verlieren. Ich war nutzlos und auch Rick würde das früher oder später erkennen. Und dann würde er mich verlassen.

    „Da bin ich aber ganz anderer Meinung", mischte sich Lluh ein.

    „Darauf wette ich, griff Rick sein Argument auf. „Ohne Fate säße Lluh noch immer in dem Käfig inmitten von Anselms verstaubtem Gerümpel.

    Das war allerdings ein guter Einwand. Ich hatte den kleinen Viggill aus einem Käfig befreit, der ihn für alle anderen unsichtbar gemacht hatte. Für alle anderen außer für mich – auch wenn immer noch unklar war, weshalb die Magie des Käfigs bei mir versagt hatte. Rick hatte mir erzählt, dass der Käfig wohl schon seit etlichen Monaten in Anselms Rumpelkammer herumgestanden hatte.

    Anselm wurde erneut rot, doch diesmal nicht vor Wut. Es war ihm peinlich, dass er den Viggill nicht bemerkt hatte. Und vielleicht hatte er Lluh gegenüber sogar ein schlechtes Gewissen.

    „Was mich betrifft ist Fate weitaus nützlicher als ein verknöcherter eingebildeter Zauberer", setzte Lluh noch eins obendrauf.

    „Aufhören!", fuhr Moira dazwischen.

    Eine beklemmende Stille entstand. Anselm warf Moira einen vernichtenden Blick zu, dann drehte er sich wortlos um und verließ den Raum. Die Tür knallte geräuschvoll ins Schloss und ich zuckte erschrocken zusammen. Soviel Temperament hätte ich Anselm gar nicht zugetraut.

    Moira seufzte und sah ihm einen Augenblick hinterher. Dann wandte sie wieder an uns und lächelte warm. „Mach dir nichts aus Anselms Worten. Es ist nicht gegen dich persönlich gerichtet."

    „Es klang aber sehr persönlich", widersprach Rick.

    „Du hättest ihn nicht so angreifen sollen", tadelte Moira.

    „Hätte ich mir vielleicht kommentarlos seinen Unsinn über Fate anhören sollen?"

    „Er ist wegen Simon verärgert."

    „Dann habe ich also den Nagel auf den Kopf getroffen."

    „In gewisser Weise schon; auch wenn er Simon niemals drangsaliert hat. Das mit dem Eunuchen war ebenfalls äußerst unangebracht."

    „Was ist denn mit Simon?", fragte ich dazwischen.

    „Er will nicht mehr zu Anselm zurück. Ihm gefällt seine neue Aufgabe, die Neulinge zu trainieren, viel besser."

    „Kein Wunder, warf Rick ein. „Er macht das auch wirklich großartig! Er ist der geborene Lehrer.

    „Ja, ich weiß. Seine Schüler sind begeistert und Agatha singt die reinsten Loblieder auf ihn. Sie will ihn natürlich bei sich behalten."

    „Wunderbare Neuigkeiten, wenn du mich fragst, meinte Rick. „Warum kann sich Anselm nicht einfach für Simon freuen?

    „Weil Anselm nun die ganze Arbeit alleine machen muss."

    „Er hat doch noch Sarah", widersprach Rick.

    Moira seufzte erneut. „Wir haben so viele Neulinge, dass selbst Sarah mithilft, sie zu trainieren."

    „Woher kommt der Andrang?", fragte ich.

    „Im Prinzip haben wir das dir zu verdanken. Die meisten von ihnen sind über deinen Roman gestolpert", antwortete eine Stimme hinter mir. Es war Neve, die zusammen mit Bryan den Raum betrat. Es folgten Simon, Silas, Debby und Sarah. Nur wenig später kam auch Agatha, Moiras Zwillingsschwester, dazu. Sie hatte Anselm im Schlepptau. Ich unterdrückte ein Grinsen. Anselm hatte eine Schwäche für Agatha. Wenn es jemand schaffte, diesen verbohrten Zauberer zu besänftigen, dann war es Agatha.

    Der eingeschworene Freundeskreis begrüßte sich mit großem Hallo – und ich kam mir mehr denn je wie ein Störenfried vor. Lluh war mein Rettungsanker. Er saß auf meiner Schulter, als wollte er mir zeigen, dass ich nicht alleine war.

    Als erstes drängte Debby darauf, dass sie zunächst die zusätzlichen Neulinge unter sich aufteilten. Damit es bei dem ganzen Gerede über Fate nicht in Vergessenheit gerät, wie sie es formulierte. Außerdem hatte Debby einen Selbstverteidigungskurs ins Leben gerufen. Die meisten Neulinge würden Monate, vielleicht sogar Jahre brauchen, bis sie sich mit ihren Zauberkräften schützen konnten. Debby wollte ihnen zumindest einige Grundlagen vermitteln, wie man sich ganz ohne Magie wehren konnte, falls man angegriffen wurde. Eigentlich hatten Rick und ich sie auf diese Idee gebracht, denn sie hatte uns einmal überrascht, als Rick versucht hatte, mir ein paar Tricks beizubringen. Nun ja, eigentlich hatte sie uns überrascht, als das Nahkampftraining zu einer erotischen Umarmung ausgeartet war. Debby ging zu Recht davon aus, dass Rick und ich mittlerweile lieber andere Arten von Körperlichkeit austauschten und sicherlich kein vernünftiges Selbstverteidigungstraining zu zweit durchführten. Deshalb sollte auch ich an diesem allgemeinen Selbstverteidigungskurs für Neulinge teilnehmen.

    „Muss das sein?, maulte ich. „Ich bin dann dort die einzige ohne magische Kräfte. Die Neulinge wollen bestimmt unter sich sein und ...

    „Selbstverteidigung ist äußerst nützlich, wenn man einem SOLF begegnet", stichelte Debby. Rick hatte ihnen natürlich schon während der Aufteilung der Neulinge von meiner Begegnung mit Young erzählt. Es war zu erwarten, dass die SOLFs ihre Suche nach

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