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Night of Wolves 3: Im Angesicht des Mondes
Night of Wolves 3: Im Angesicht des Mondes
Night of Wolves 3: Im Angesicht des Mondes
eBook274 Seiten3 Stunden

Night of Wolves 3: Im Angesicht des Mondes

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Über dieses E-Book

Nichts ist mehr, wie es war - das muss auch Alex einsehen, als er erkennt, dass er die Macht der Dunkelheit unterschätzt hat. Schreckliche Geheimnisse kommen ans Licht, die einstige Freunde nicht nur zu Feinden machen, sondern auch die Differenzen zwischen den Rudeln anstacheln und mit jedem Tag, der vergeht, scheint ein Krieg immer unausweichlicher.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum22. Feb. 2018
ISBN9783746908526
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    Buchvorschau

    Night of Wolves 3 - Lena Dietrich

    3

    Schweigsam

    *Sarahs Sicht*

    Eine schmerzerfüllte, gebrochene Stimme trat an mein Ohr, so wie jeden Tag. Immerwährendes Gejammer, unentwegt.

    Das Problem an der Sache war, dass ich nicht einfach verschwinden konnte, um etwas anderes zu hören, etwas anderes als grün glänzende Augen zu sehen, aus denen literweise Wasser floss. Selbst die Niagarafälle waren ein Witz dagegen, man könnte meinen irgendwann würde die Quelle versiegen, aber nein, es wurde nur schlimmer. Tag für Tag immer dieselbe Frage – Warum?

    »Bitte, ich will doch nur die Wahrheit hören.«, wieder diese schrecklich traurige Stimme. Seit einer gefühlten Ewigkeit schwieg ich, immer, egal wann. Mir half es weiter, alles Geschehene zu verarbeiten, wenn das überhaupt möglich war.

    Lycaon von Arkadien, das Monster, welches meinen Eltern, Alex' Vater, Ennis und beinahe auch mir das Leben genommen hatte, war tot. Schon seit einigen Monaten, wenn man Tobias' Kalender Glauben schenken konnte. Es klang dumm, aber ich hatte durch mein stetiges Schweigen mehr mitbekommen, als sonst, wenn ich redete.

    Tobias Wilson war eigentlich kein so harter, undurchdringlicher Kerl, er war ein gebrochener Mann, vom Leben gezeichnet und sehr verbittert. Ebenso sah es bei seiner Gefährtin aus, ich hatte sie mir als eine arrogante, aufgetakelte Tussi vorgestellt, doch sie war das glatte Gegenteil. Freundlich, zuvorkommend und verständnisvoll, selbst zu mir, der Frau, die angeblich ihren Sohn ermordet hatte.

    Schwer zu glauben, dass selbst Tobias auf irgendeine Weise Gefühle zeigen konnte. Früher war er immer so … anders gewesen. Früher, das klang falsch meiner Meinung nach. Sechs Monate waren zwar eine lange Zeit, jedoch schienen sie sich nicht so lang hinzuziehen, wie ich es erwartet hätte.

    Die Zeit verging im Flug, auch wenn ich mir eine weinende Werwölfin ansehen musste und das Tag ein, Tag aus. Schon kurz nach Sonnenaufgang, so schätzte ich jedenfalls, kam sie zu meiner Zelle und setzte sich auf den Boden, starrte mich nur an und weinte. Kein guter Start in den Tag, aber weit aus besser, als ein blutrünstiger Werwolf, der alles und jeden tötete, um seine Gelüste zu stillen.

    »Sarah, bitte.«, warf nun Tobias ein. Ich konnte ihn nicht sehen, da ich meine Augen geschlossen hielt, so konnte ich besser nachdenken, aber ich konnte seine Anspannung förmlich spüren. Etwas lag in der Luft, vielleicht ein Fünkchen Hoffnung oder aber auch nur der Duft nach dem nassen Waldboden, den ich so sehr vermisste. Ich wollte wieder ein Wolf sein, mich verwandelt und mich zurückziehen.

    Mir fehlte meine sichere Mauer, die ich vor Lycaons Tod um mich errichtet hatte, nur dieses Mal war kein Alex da, um sie wieder einzureißen, also ließ ich die blöde Mauer beiseite liegen und widmete mich lieber meinen wirren Gedanken, welche von leckeren Pancakes bis hin zu unsterblich erscheinenden Werwölfen wanderten, immer und immer wieder.

    »Könntest du uns wenigstens ansehen, wenn wir mit dir reden?«, die Frau kam etwas näher, berührte die Gitterstäbe jedoch nicht. Genau in diesem Moment öffnete ich meine leuchtend blauen Augen und starrte in ihre Grünen.

    »Danke, ich bin Naomi.«, wisperte sie.

    Ein Nicken meinerseits ließ sie aufatmen, jedoch schien sie nicht glücklich zu sein, eher verzweifelt. Eine absehbare Reaktion, schließlich war ihr Sohn tot, ohne jeglichen Grund, ohne ein Wort war Eddon von der Bildfläche verschwunden und in unserem Weinkeller wieder aufgetaucht, wirklich schön so ein Leben. Das Schlimme daran war, dass er nicht einfach nur da lag, denn überall war sein Blut verschmiert gewesen und seine Leiche sah aus, als wäre sie von einem Rudel räudiger Hunde zerfleischt worden. Als wäre das nicht schon die Krönung, dachte man auch noch, dass wir ihn so zugerichtet hätten.

    Naomi schluckte, »Bitte, sag es mir. Ich bin eine Mutter, irgendwann wirst du mich sicher verstehen.«

    Ein Schnauben meinerseits ließ sie kurz zusammenzucken. »Nein, ich verstehe es nicht und ich werde es auch nie, da ihr mich hier für immer einschließen werdet!« Der erste Satz seit sechs Monaten. Meine Stimme war rau, voller Hass auf den Rat und auf die Leute vor mir.

    Naomi warf mir einen kurzen, verständnisvollen Blick zu und nickte. »Sie war es nicht.«

    »Was?«, mischte sich nun auch Tobias in unser Gespräch ein. »Willst du mir sagen, dass du ihren Lügen glaubst? Was ist in dich gefahren?«

    Seine Gefährtin streckte ihre Hand nach seiner aus und umfasste sie vorsichtig. »Sieh sie dir an, ganz genau, was siehst du?«

    Was das ganze Theater jetzt sollte, wusste ich nicht. Eigenartigerweise fing ich langsam an, Naomis Worten zu glauben. Aber warum war sie auf einmal so sicher, dass wir es doch nicht waren?

    »Was ich sehe, ist eine Frau, die unseren Sohn getötet hat, zusammen mit ihrem Gefährten, um genau zu sein.« Tobias war mal wieder sehr subjektiv, so wie man es von ihm kannte.

    Sie schüttelte den Kopf. »Soll ich dir sagen, was ich sehe?«

    Er nickte kurz, jedoch schien es ihn wenig zu interessieren.

    »Ich sehe eine Frau, die stärker ist, als jede andere. Eine, die für ihre Familie töten würde, um sie zu beschützen. Eine, die Lycaon getrotzt hat, die Unmengen von Leid erfahren hat, aber ich sehe keine Mörderin. Auch Alex ist kein Mörder, aber jemand anderes schon und wenn du mich fragst, dann weiß eine Mutter, die ihre beiden Kinder verloren hat ganz genau, wer es war. Vertraust du mir?«

    Ich war einfach sprachlos. Einen Satz hatte ich zu ihr gesagt und das hatte ihr gezeigt, dass ich unschuldig war. Ich konnte diesem Frieden kaum glauben, vielleicht war es ja ein Trick, um uns in die Knie zu zwingen.

    »Ich weiß nicht, Naomi. Wie kannst du dir innerhalb weniger Minuten sicher sein, dass sie es nicht war, wenn du Monate lang daran gezweifelt hast?«, flüsterte der Alpha.

    »Ich weiß es, weil sie es mir gesagt hat und du weißt, wie schnell ich eine Lüge erkenne. Sarah sprach davon hier nie wieder herauszukommen und nie zu wissen, wie es ist, eine Mutter zu sein. Denkst du wirklich, dass sie diese Chance aufs Spiel gesetzt hätte? Oder Alex?«

    So ganz konnte ich ihr nicht folgen, aber irgendwie hatte sie recht. Ich hätte niemals eine gemeinsame Zukunft mit Alex aufs Spiel gesetzt, um jemanden wie Eddon zu töten, warum auch?

    Tobias Wilson, der ach so starke Alpha, hockte sich auf den Boden und umfasste die Gitterstäbe mit beiden Händen.

    Es schien, als würde Qualm entstehen, aber ich wusste, dass es das Silber war, welches ich in seine Haut einbrannte. Diesen Schmerz hatte auch ich bei meiner Verwandlung gespürt, ich hatte ihn fast neben all den anderen verdrängt, doch er war da, als sich das Silber meines Ringes in meine Haut einbrannte und ihn auf ewig damit verband.

    »Hast du meinen Sohn getötet, weißer Wolf?« Der warme Atem des Alphas traf mein Gesicht, als er mir entgegenblickte und seine Augen aufleuchten ließ. Ich tat es ihm gleich, präsentierte ihm meine eisblauen Werwolfaugen und holte tief Luft. »Nein, ich habe ihn nicht getötet.« Eine einzelne Träne lief meine Wange hinunter, ließ meinen Schmerz sichtbar werden und mich so erscheinen, wie ich war – schwach.

    Er zwinkerte ein paar Mal, ehe er schniefte und sich seiner Gefährtin zuwandte. »Du hattest recht, sie ist unschuldig.« Seine Hände verweilten immer noch an den Gitterstäben, es schien ihm nicht einmal aufzufallen, dass sie immer weiter verbrannten, dass sich bereits Brandblasen bildeten und sich die Haut von seinen Fingern langsam zu lösen begann.

    »Was macht ihr da?« Ein grimmig aussehender Mann mit vernarbtem Gesicht hatte den Keller betreten und starrte wütend auf die Hände des Alphas vor ihm, die sich wie zuvor noch am Gitter befanden.

    »Wir ziehen die Anklage gegen Sarah Daniels und Alex Evans zurück.«, sprach Naomi mit entschlossener Stimme, doch den Mann schien das wenig zu interessieren.

    Er zuckte mit den Schultern und drehte ein Schlüsselbund in seiner Hand herum. »Das ist nicht mehr wichtig, die Befehle kommen von oben, sie wird heute sterben.« So monoton wie er redete, sprach nicht einmal jemand in Hypnose, es war beinah unheimlich.

    »Was? Nein, sie ist unschuldig!« Nun war es Tobias, der sich ihm in den Weg stellte.

    »Die Befehle kommen von oben, sie wird heute sterben. Die Befehle kommen von oben, sie wird heute sterben. Die Befehle-.«

    »Genug! Ich scheiß auf die Befehle, halten Sie also endlich die Klappe!«, rief ich ihm zu, irgendetwas stimmte hier hinten und vorn nicht.

    »Was ist mit ihm?« Die Luna hob eine Augenbraue und berührte vorsichtig den Arm des Mannes, der hielt in seiner Bewegung inne und starrte sie böse an. Was war nur los mit diesem Kerl?

    Jemand anderes betrat den Raum. »Ganz ruhig, Charles scheint heute etwas neben der Bahn zu sein, kein Grund gleich auf ihn loszugehen oder irre ich mich?«

    Ein Knurren entwich meiner Kehle, als ich die Stimme des Mannes hörte, der uns erst hier reingebracht hatte, indem er sein Urteil vor allen Alphas verkündet hatte – Irwin Evans.

    »Was ist los mit ihm?«, warf Tobias ein.

    Der älteste Alpha zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht genau, wahrscheinlich hat er einen schlechten Tag. Nicht wahr, Charles?«

    »Mmh.«, hörte man nur von dem Angesprochenen, der einen Schritt zurück trat und Irwin Platz machte. Letzterer verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken und spazierte gelassen zu meiner Zelle herüber.

    Ich knurrte wieder, nur dieses Mal noch lauter als zuvor. »Was willst du hier?«

    Er lächelte amüsiert und schnalzte mit der Zunge, ein hässliches Geräusch, ich hasste es abgrundtief.

    »Ich wollte reden, allerdings hatte ich erwartet, dass wir diese Unterhaltung allein führen.« Bei den letzten Worten sah er kurz zu Tobias und Naomi herüber, womit er ihnen deutlich machte, zu gehen.

    »Wir wollten unsere Anklage fallen lassen, jemand anderes hat Eddon getötet, da bin ich mir sicher.«, erwiderte der andere Alpha auf die Aufforderung Irwins.

    »Interessant, ich werde diese Meinungsänderung in das Urteil mit einschließen. Jetzt möchte ich noch etwas mit Sarah bereden, es wäre also besser, wenn ihr nun geht, sofort.« Die aufgesetzt nette Stimme änderte nichts an den Worten, die seinen Mund verließen, es klang wie eine Drohung, zweifellos. Die beiden waren die Einzigen, die mir nun glaubten, ich sollte sie also nicht unnötig in Gefahr bringen. Kurz nickte ich den beiden zu, um mich dann Irwin zuzuwenden.

    Er wartete, bis dieser Charles die anderen hinausbegleitet hatte und lächelte dann. Er schien ein ganz falsches Spiel zu treiben, das spürte ich.

    »Lassen wir die Nettigkeiten beiseite. Ich hoffe, dass die beiden nicht zu viel wissen,«, dabei sah er zu der Tür herüber, aus der Tobias und Naomi vor ein paar Sekunden verschwunden waren, », denn Wissen ist gefährlich, selbst für einen Alpha, aber das weißt du ja schon.«

    »Du drohst mir? Was hast du vor?« Zorn machte sich in mir breit, ich hasste ihn so unglaublich sehr. Vor sechs Monaten war das noch ein wenig anders, doch so sehr ich alles durchdacht hatte, war ich auf den Schluss gekommen, dass es hier um mehr ging, als um den Tod von Eddon Wilson.

    »Vielleicht tue ich das, wer kann das schon einschätzen? Was ich vorhabe, ist simpel, Sarah Daniels wird sterben, doch den weißen Wolf brauche ich noch. Doch erst einmal ist es wichtig, dass du weißt, was mit den Leuten passiert, die zu viel wussten, willst du es sehen?«

    4

    Vor Gericht

    *Alex' Sicht*

    Ein Schlüssel wurde in einem Schloss herumgedreht, das Metall quietschte etwas, das Schloss musste wohl wieder einmal geölt werden.

    »Aufstehen, Evans!«, rief jemand lautstark.

    Ich rührte mich nicht vom Fleck, hätte Bertie heute nicht die Morgenschicht übernehmen können?

    Auf einmal klirrte etwas. Mit dem Schlüssel, mit dem vorher noch die Tür aufgeschlossen wurde, streifte jemand an den Gitterstäben entlang, und das nicht nur einmal. Das Kratzen des Metalls ließ mich fast wahnsinnig werden. »Hör schon auf! Ich bin wach.«

    Der Wachmann lachte, er war ein groß gebauter Kerl mit wenig Haar auf dem Kopf und einem Gesichtsausdruck, der dem eines wiehernden Pferdes gleichkam, der einzige Unterschied dazwischen war, dass Pferde bei weitem besser aussahen, als er. »Steh auf oder willst du dein Urteil verschlafen?«

    Ich seufzte und rappelte mich auf. »Hast du nicht gehört? Ich sagte, ich bin schon wach, aber danke.«

    »Maul halten! Mach ja keine Mätzchen auf dem Weg, sonst hast du einen Pfahl zwischen den Rippen stecken!«

    Vielleicht war es noch erwähnenswert, dass er nicht unbedingt die hellste Lampe am Leuchter war und außerdem das Wort ›Freundlichkeit‹ nicht zu kennen schien.

    »Kannst du für fünf Minuten mal nett sein? Vielleicht ist das mein letzter Tag heute und da möchte ich nicht schon wieder von schlechtem Karma umgeben sein.«

    Er verzog fragend das Gesicht. »Karma?«

    Seufzend schüttelte ich den Kopf. »Nicht so wichtig.« Manchmal war es echt traurig zu sehen, auf welchem geistigen Stand sich die Gefolgsleute meines Großvaters befanden. »Wer wird alles anwesend sein?«

    Der Typ, dessen Name mir leider entfallen war, zuckte unwissend mit den Schultern, lief einfach weiter. Natürlich vermied er es nicht, mich alle vier Meter nach vorn zu stoßen, sodass ich fast jedes Mal kurz davor war, den Boden zu küssen, also im negativen Sinne.

    »Ich kann selber laufen, keine Sorge.«, zischte ich genervt.

    »Und?« Er starrte stur weiter gerade aus, als wäre am Ende des Ganges etwas, was er im Auge behalten müsste. »Wir sollten uns besser beeilen, die Alphas warten nicht gern.«

    Ich schnaubte und blickte ihn an. »Das weiß ich, schließlich bin ich auch ein Alpha.«

    Er lachte. »Nein, du warst einer, jetzt bist du nur noch ein einfacher Werwolf ohne jegliche Rechte. Tragisch, oder?«

    Wenn ich sagen würde, dass ich ihn hasste, dann wäre das maßlos untertrieben, ich verabscheute diese Person, zwar nicht so sehr wie meinen gottverdammten Großvater, allerdings kam es dem schon sehr nahe. »Kannst du einen Moment mal aufhören, mich zu beleidigen?«

    Es kam keine Antwort, warum auch, ich war es ja schließlich nicht wert. Der Gang erhellte sich, wir mussten also fast unser Ziel erreicht haben. Ich konnte eine Tür erkennen, vor welcher sich drei Personen befanden, zwei uninteressante Wachen und James.

    »Ich würde ja sagen, dass es schön ist dich zu sehen, aber so wie du aussiehst, lass ich es lieber.« Der Alpha grinste und legte mir eine Hand auf die Schulter, so wie er es irgendwie immer tat. »Ich muss dir etwas sagen, bevor-.« Weiter kam mein Freund nicht, da unterbrach ihn ein lauter Knall, welcher vom Inneren des Raumes kam.

    »James, setz dich bitte. Wir würden gern anfangen.« Beim Klang von Irwins Stimme stellten sich mir sämtliche Nackenhaare auf.

    Kaum war die schwere Tür ins Schloss gefallen, da wurde es ruhig im ganzen Raum. Auf einer Empore saßen die Alphas nebeneinander und starrten auf mich hinab. Eigenartigerweise waren sie nur zu neunt, Chris und Bruce fehlten.

    »Ihr seid heute mal nicht ganz so zahlreich erschienen wie sonst, habt ihr meine Sympathisanten etwa ausgeschlossen?«

    Kyle erhob sich kopfschüttelnd. »Es werden keine Verräter und Mörder im Rat geduldet.«

    Ein wenig verwirrt kniff ich die Augenbrauen zusammen. »Genaugenommen ist jeder hier im Raum mindestens eins von beiden, oder nicht?« Ich verstand die Logik nicht, warum sollten sie Chris ausschließen?

    Bei Bruce konnte ich es nachvollziehen, er stand mir zu nahe, außerdem war er ein Teil der Familie, also wurde er als voreingenommen abgestempelt, möglicherweise sogar als Verräter, wie Kyle es gesagt hatte. Chris jedoch war, genau wie James, ein guter Freund, mehr aber nicht, was also war der Grund?

    »Bruce Evans’ Meinung ist voreingenommen und Chris Leighton hat jemanden getötet, der dir sehr nahe stand, darüber wollten wir jetzt reden.«, meinte Irwin etwas besorgt. Natürlich war das alles nur gespielt, er war gar nicht fähig irgendwelche Gefühle zu zeigen.

    Ganz abgesehen davon, verstand ich nicht, worauf er hinauswollte. Chris sollte jemanden getötet haben, der mir nahe stand, wer sollte das denn sein?

    Vielleicht ein Rudelmitglied?

    Möglicherweise war das auch nur eine Lüge und niemand war tot, denn Chris war nicht wirklich einer der Leute, die einfach irgendjemanden umbrachten. »Und wen soll er getötet haben?«, fragte ich ungläubig.

    »Er hat den weißen Wolf getötet, deine Gefährtin.«, entgegnete er.

    Ich erstarrte augenblicklich, das konnte nicht sein. Ich hätte es bemerkt, wenn sie nicht mehr am Leben wäre. »Das glaube ich nicht, ich wüsste es, wenn sie tot wäre! Hört auf zu lügen!«, rief ich, so laut ich konnte. Sie wollten mich hinters Licht führen, mich brechen, doch da hatten sie den Falschen gewählt.

    Ein lautes Seufzen kam von Irwin. »Ich wusste, dass du die Wahrheit nicht glauben würdest. Daher wird Chris es dir selbst sagen.«

    Die Tür öffnete sich wieder und ein Mann wurde hineingestoßen, seine Kleidung war blutbefleckt und dreckig, sein Gesicht von tiefen Schnitten durchzogen und seine Nase gebrochen.

    »Was ist mit dir passiert?«, flüsterte ich, entsetzt über seinen Zustand.

    »Ich … ich habe sie angegriffen, sie hat sich gewehrt, es … es tut mir so leid. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist.«

    Ungläubig betrachtete ich ihn, wieso sollte er das getan haben?

    Auch wenn ich nicht wirklich daran glaubte, fing mein Herz an zu schmerzen, wie ein Stein schien es mich runter zuziehen. Tief holte ich immer wieder Luft und auf einmal roch ich es. Das Blut auf Chris’ Kleidung, es gehörte Sarah. Mein Verstand hinterfragte alles und versuchte mich dazu zu bringen, dem ganzen hier keinen Glauben zu schenken, doch mein Herz sagte mir, dass es stimmte, dass sie tot

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