Viel Wirbel um Dieter: Sophienlust Extra 85 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
Im Freigehege des Tierheims Waldi & Co. stellte Andrea von Lehn ihren kleinen Sohn auf die Füße. Sie hielt ihn unter den Armen fest. Nicht nur, weil er noch recht wackelig auf den Beinen war, sondern auch, weil er seine Händchen brauchte. Er wollte das Bambi streicheln. Das tat er immer mit besonderer Liebe, aber auch mit sehr viel Freude. Diese drückte er meistens durch ein vergnügtes lautes Krähen aus. Das Bambi erschrak darüber, machte einen Satz – und Peterle streckte die Händchen vergeblich aus. Andrea blieb dann nichts anderes übrig, als ihren Sohn dorthin zu tragen, wo das Bambi stehen geblieben war. »So kommen wir allmählich durch das ganze Freigehege, Peterle«, sagte sie lachend und gab dem Jungen einen Kuss. »Wie wäre es, wenn du Waldi einmal mit deiner Liebe beglücken würdest? Schau, er sitzt am Tor und sieht ganz traurig zu dir her.« Als Waldi seinen Namen hörte, kam er schon angerannt. Aber leider folgte ihm auch die Dogge Severin. Und das war ihm gar nicht so recht. Immerhin konnte sich Peterle, wenn er auf den Füßen stand, an den großen Severin anlehnen. Zu ihm, dem kleinen Dackel, musste der Kleine sich aber bücken. Dabei fiel Peterle meist sehr schnell auf die Nase, wenn ihn seine Mutter nicht festhielt. Und ein weinendes Peterle machte Waldi sehr traurig.
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Buchvorschau
Viel Wirbel um Dieter - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 85 –
Viel Wirbel um Dieter
Warum Maxi auf ihren großen Freund eifersüchtig war …
Gert Rothberg
Im Freigehege des Tierheims Waldi & Co. stellte Andrea von Lehn ihren kleinen Sohn auf die Füße. Sie hielt ihn unter den Armen fest. Nicht nur, weil er noch recht wackelig auf den Beinen war, sondern auch, weil er seine Händchen brauchte. Er wollte das Bambi streicheln. Das tat er immer mit besonderer Liebe, aber auch mit sehr viel Freude. Diese drückte er meistens durch ein vergnügtes lautes Krähen aus. Das Bambi erschrak darüber, machte einen Satz – und Peterle streckte die Händchen vergeblich aus. Andrea blieb dann nichts anderes übrig, als ihren Sohn dorthin zu tragen, wo das Bambi stehen geblieben war.
»So kommen wir allmählich durch das ganze Freigehege, Peterle«, sagte sie lachend und gab dem Jungen einen Kuss. »Wie wäre es, wenn du Waldi einmal mit deiner Liebe beglücken würdest? Schau, er sitzt am Tor und sieht ganz traurig zu dir her.«
Als Waldi seinen Namen hörte, kam er schon angerannt. Aber leider folgte ihm auch die Dogge Severin. Und das war ihm gar nicht so recht. Immerhin konnte sich Peterle, wenn er auf den Füßen stand, an den großen Severin anlehnen. Zu ihm, dem kleinen Dackel, musste der Kleine sich aber bücken. Dabei fiel Peterle meist sehr schnell auf die Nase, wenn ihn seine Mutter nicht festhielt.
Und ein weinendes Peterle machte Waldi sehr traurig. Er sah dann immer aus, als würden seine Augen ebenfalls tränen.
An diesem Tag war Severin besonders aufdringlich. Er drängte sich zwischen den kleinen Jungen und Waldi und blieb dort wie eine Statue stehen.
Aber Severin hatte nicht mit der Findigkeit der Dackeline Hexe gerechnet. Obwohl sie faul in der Sonne lag, hatte sie beobachtet, wie ihr Mann Waldi von der Dogge wieder einmal verdrängt worden war. Sie stand auf, schlich sich an Waldi heran, stupste ihn an und kroch unter Severins Bauch durch.
Waldi brauchte nicht lange, um zu begreifen, was ihm seine schlaue Frau hatte vormachen wollen. Schon war auch er unter Severins Bauch durchgekrochen und stand nun vor Peterle.
Der jubelte über diesen Trick und meinte sicher, er sei eigens zu seinem Vergnügen ersonnen worden.
»Jetzt schaust du dumm, Severin, was?« Andrea lachte laut. »Ja, nicht immer sind die Größten die Sieger. Wer was im Köpfchen hat, kann auch Lorbeeren ernten.«
Andrea setzte Peterle auf den Rasen. Damit war er Waldi näher und zugleich die Gefahr ausgeschaltet, dass er auf die Nase fiel.
Am Tor des Freigeheges stand schon die ganze Zeit der junge Tierarzt Dr. Hans-Joachim von Lehn und beobachtete diese Idylle. Seine Augen strahlten vor Glück. Gab es einen Mann, der zufriedener sein konnte als er? Ihm gehörten die schöne schlanke Frau dort und der kleine Junge. Alle drei zusammen waren sie eine wunschlos glückliche Familie.
Diese Feststellung schloss aber nicht aus, dass Hans-Joachim seine Frau necken musste. Er ging langsam auf sie zu. Eigentlich wollte er ihr von hinten die Hände über die Augen legen, aber das verdarb ihm sein Sohn. Peterle schlug mit beiden Händchen durch die Luft und verriet Andrea mit seinem »Dadada«, dass diese Freude nicht nur dem Dackel Waldi galt.
Andrea drehte sich um. »Warum schleichst du dich wie ein Indianer heran, Hans-Joachim?«, fragte sie lachend.
»Weil ich gehofft habe, auf diese Weise noch ein paar so lebenskluge Reden zu hören wie eben.«
»Was habe ich denn gesagt?«
»Na, von den Kleinen hast du doch geredet, die auch Lorbeeren ernten können, wenn sie etwas im Köpfchen haben.«
»Stimmt das vielleicht nicht?«, fragte Andrea angriffslustig. »Aber natürlich, wenn ich schon einmal etwas Gescheites sage, machst du mich lächerlich.«
Hans-Joachim legte den Arm um ihre Schultern. »Das würde ich nie wagen, mein Schatz. Ich gehe nur bei dir in die Schule. Mir fällt so etwas Philosophisches nie ein. Ist das ein Wunder, nachdem ich meistens nur mit Kühen und Pferden zu tun habe?«
»Tiere sind auch gescheit, Hans-Joachim. Besonders …«
» … Kühe.« Hans-Joachim verkniff sich das Lachen.
»Du bist wieder einmal unausstehlich heute. Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als hier die Zeit totzuschlagen?«
»Ich wüsste nichts Besseres, als dich und unser Peterle anzusehen und zu bewundern.«
»Ich glaube, das war auch ein gescheites Wort.« Andrea gab ihrem Mann einen Kuss. »Trotzdem solltest du dich jetzt auf den Weg zu den Bauern machen, sonst kommst du am Abend wieder so spät nach Hause.«
Hans-Joachim sah auf Andreas Jeans. »Du hast wirklich bei uns die Hosen an, Andrea. Es ist fürchterlich, wie du mich herumkommandierst.«
»Schließlich bist du der Ernährer der Familie. Es ist deine heilige Pflicht, zu arbeiten und Geld zu verdienen.« Andrea nahm Peterle auf den Arm. »Aber damit dir das nicht zu schwer wird, werden wir dich bis zum Wagen begleiten.«
Peterle strebte zu seinem Vater.
»Siehst du, Andrea, er liebt mich mehr als du.« Hans-Joachim drückte den Jungen fest an sich.
»Na ja, ich kann ja auch nicht von dir verlangen, dass du mich über den Hof trägst.« Andrea lachte verschmitzt.
»Warum nicht?«
Blitzschnell setzte Hans-Joachim seinen Sohn wieder auf den Rasen und nahm Andrea auf die Arme. So trug er sie über den Hof, obwohl sie strampelte und rief: »Du bist ein Rabenvater. Peterle wird sich auf dem Rasen erkälten.«
Hans-Joachim stellte seine Frau vor dem Auto auf die Füße. »Bei uns wird immer mit zweierlei Maß gemessen. Wenn du Peterle auf den Rasen setzt, erkältet er sich nicht.« Er lief zurück und holte den Jungen.
»Wenn du uns schon bis zum Wagen schleppst, kannst du uns auch gleich mitnehmen. Nur bis nach Sophienlust. Dort darfst du uns absetzen.« Andrea nahm ihrem Mann den Jungen ab und saß gleich darauf mit ihm im Wagen.
»Der Junge ist nicht einmal gewaschen«, maulte Hans-Joachim. »Er sieht wie ein Dreckspatz aus. Sonst bist du immer so etepetete, wenn es um Peterle geht, aber jetzt soll ich so mit ihm durchs Dorf fahren.«
»In Sophienlust gibt es auch Wasser. Wusstest du das nicht?«
Hans-Joachim seufzte. »Dir ist nicht beizukommen, Andrea. Also, fahren wir. Meinetwegen könnt ihr mich auf der ganzen Strecke begleiten. Halt! Ich wollte dir ja etwas geben.« Er griff in seine Rocktasche und zog einen Briefumschlag heraus.
»Was ist damit?«, fragte Andrea.
Jetzt wurde Hans-Joachim ein wenig verlegen. »Der ist heute Morgen mit der Post gekommen und …«
»Heute Morgen?«, unterbrach Andrea ihn entrüstet. »Jetzt ist später Nachmittag.«
»Hast du nicht auch schon einmal etwas vergessen?« Hans-Joachim startete den Wagen und fuhr zum Tor hinaus.
»Aber ganz bestimmt nicht etwas so Wichtiges.« Andrea hatte den Absender gelesen. »Dieser Brief ist von Nina.«
»Wer ist Nina?«, fragte Hans-Joachim. Seine Stimme klang nicht sonderlich interessiert.
»Das wirst du doch wohl noch wissen. Nina Nasall ist eine meiner Freundinnen von früher.«
Hans-Joachim seufzte sehr laut. »Eine deiner vielen Freundinnen.«
»Darüber, dass ich viele Freundinnen habe, kannst du dich aber nicht aufregen. Ich komme kaum noch mit ihnen zusammen.«
»Aber irgendwann kreuzt wieder eine auf. Meistens zum ungelegensten Zeitpunkt. Ich bitte dich, Andrea, sage ab, wenn uns diese Nina besuchen will. Du weißt, ich bin am liebsten mit dir und Peterle allein.«
Andrea hatte den Brief aufgerissen. Jetzt sah sie zum Fenster hinaus. Sie waren schon in Wildmoos. »Bitte, fahre doch nicht nach Sophienlust, Hans-Joachim. Wir begleiten dich. Ich möchte Ninas Brief lesen und gleich mit dir über das sprechen, was sie will. Sie muss ja etwas von mir wollen, sonst würde sie mir nicht schreiben. Wir haben schon lange nichts mehr voneinander gehört.«
Andrea drückte mit dem einen Arm den Jungen an sich. Den anderen musste sie ausstrecken, um den Brief lesen zu können. Peterle machte es sehr große Freude, mit der Hand auf den Briefbogen zu schlagen. Das raschelte so schön.
»Leider kann ich beim Chauffieren Peterle nicht auf meinen Schoß setzen, Andrea. Ich würde ihn dir sonst abnehmen. Aber ich werde ganz langsam fahren, damit du lesen kannst.«
Andrea hätte zu jeder anderen Zeit darauf sicher etwas zu sagen gewusst, aber jetzt las sie sehr gespannt. »Ich habe es doch gewusst. Oh, mein Gott, solch ein Unglück. Die arme Nina. Das kommt davon, wenn man so jung heiratet.«
»Was ist passiert, Andrea? Jung geheiratet haben wir auch.«
»Bei uns ist das aber etwas ganz anderes.«
Andrea steckte den Briefbogen wieder in den Umschlag.
»Unsere Ehe ist ja bis jetzt noch nicht schiefgegangen.«
»Nein?«, fragte Hans-Joachim. »Bist du dessen ganz sicher?«
»Jetzt bin ich nicht mehr zum Scherzen aufgelegt, Hans-Joachim. Du solltest auch ernst sein.«
»Ich werde mich sehr bemühen.« Hans-Joachim machte ein todernstes Gesicht. »Ist es so richtig?«
Andrea stieß ihn an. Nun musste sie doch wieder lachen. Aber gleich darauf wurde sie ernst. »Ninas Ehe ist gescheitert. Sie versteht sich mit ihrem Mann nicht mehr und will sich von ihm trennen. Weißt du, Nina ist Journalistin. Sie war aber nicht lange berufstätig, weil sie schon mit zwanzig Jahren geheiratet hat. Dann kam ihr kleines Mädchen, und sie musste zu Hause bleiben. Ihr Mann ist Ingenieur.«
»Und warum schüttet