Haltet die Braut!
Von Cindy Kirk
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Verliebt, verlobt – abgehauen! Sylvie hat zu viel Schlimmes erlebt, um an ein Happy End mit Andrew zu glauben. Lieber jetzt ein paar Tränen weinen als später tausende. Doch sie hat nicht mit Andrew gerechnet. Warum will er nicht einsehen, dass sie seine Liebe nicht verdient hat?
Cindy Kirk
Solange sie denken kann, liebt Cindy Kirk das Lesen. Schon als kleines Mädchen in der ersten Klasse hat sie einen Preis dafür gewonnen, hundert Bücher gelesen zu haben! 1999 war es so weit: Ihr erster eigener Roman erschien bei Harlequin. Seitdem muss die Autorin ihr Lieblingshobby Lesen damit unter einen Hut kriegen, dass sie selbst leidenschaftlich gerne Geschichten erzählt. Aber für ihren großen Traum nimmt Cindy Kirk das gern in Kauf. Schauen Sie auf ihre Webseite www.cindykirk.com.
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Buchvorschau
Haltet die Braut! - Cindy Kirk
IMPRESSUM
Haltet die Braut! erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2016 by Cynthia Rutledge
Originaltitel: „The Doctor’s Runaway Fiancée"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA, Band 44 (5) 2017
Übersetzung: Patrick Hansen
Umschlagsmotive: GettyImages_yehor
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751505871
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Sylvie Thorne schaute in den Spiegel und zwang sich zu atmen. Sieben Sekunden ein, elf Sekunden aus. Fast sofort legte sich die Panik.
Zwei Stunden zuvor hatte sie Cassidy Duggan, der Betreiberin des Clippety Di Dah Salons, freie Hand gegeben, ihr Haar zu schneiden und zu färben. Cassidy ging mit dem Haar ihrer Kundinnen zwar ebenso unkonventionell um wie Sylvie mit ihren Torten, aber sie war nun mal die beste Stylistin in Jackson Hole.
„Was meinst du?" Cassidy strich eine lockere Strähne an ihren Platz und lächelte erwartungsvoll.
„Ich sehe … anders aus." Das war untertrieben, aber etwas Besseres fiel Sylvie nicht ein.
Sie betrachtete ihren ungewohnten Anblick und erinnerte sich daran, dass sie es selbst so gewollt hatte. Die Frisur, die sie seit der Highschool getragen hatte, war ihr langweilig erschienen. Die bevorstehende Hochzeit einer Freundin war der Anstoß gewesen, den sie gebraucht hatte, um etwas anderes zu probieren.
Vor zwei Stunden hatte sie den Salon mit langen kupferfarbenen Locken betreten und sich in Cassidys fähige Hände begeben.
„Schlicht und edel." Daffodil Prentiss, die Hairstylistin am Nachbarstuhl, unterstrich ihr Urteil mit einem Kopfnicken.
Schlicht und edel.
Das hörte Sylvie selten. „Es gefällt mir."
Das Haar war jetzt glatt, fiel ihr auf die Schultern und hatte honigblonde Spitzen.
„Wirklich?, fragte Cassidy. „Wenn du es nicht magst, kann ich …
„Genau so wollte ich es", unterbrach Sylvie sie.
„Ich wollte es nicht zu verrückt aussehen lassen. Cassidy tippte mit dem Finger gegen ihre leuchtend roten Lippen. „Wenn du nach Hause kommst und es nicht gewagt genug findest, können wir es mit etwas Himmelblau aufpeppen. Das würde deine violetten Augen so richtig betonen.
„Nein, kein Blau, sagte Sylvie rasch. „Das hier ist perfekt.
Weil sie in ihrer Konditorei Crazy Cakes eher ungewöhnliche Torten produzierte und meistens Boho-Chic trug, fanden viele sie exzentrisch.
Jetzt sah sie – jedenfalls laut Daffodil – schlicht, aber elegant aus. Wer hätte das für möglich gehalten?
„Super gemacht", lobte Sylvie die Stylistin, bevor sie aufstand und sie umarmte. Dann bezahlte sie, gab ein großzügiges Trinkgeld und ging in den sonnigen Sommertag hinaus.
Sie lockerte ihr Haar, schüttelte es kurz und fühlte sich plötzlich ganz leicht und sorgenlos. Da es Anfang September noch zu früh für den Ansturm der Skiläufer auf Jackson Hole war, herrschte in der Innenstadt nur wenig Verkehr. Sylvie hielt nach jemandem Ausschau, den sie kannte. Sie konnte es kaum erwarten, ihren neuen Stil zu präsentieren.
Frisur und Freunde waren schnell vergessen, als ihr Blick einen dunkelhaarigen Mann an der nächsten Querstraße erfasste. Sie betrachtete sein Profil, während er die Speisekarte im Fenster des Coffee Pot Cafés überflog.
Sylvie blieb die Luft weg. Andrew.
Ihr Herz begann zu klopfen, und sie hörte ein Rauschen in den Ohren. Sie sagte sich, dass er es nicht sein konnte. Andrew O’Shea lebte in Boston, zweitausend Meilen entfernt. Trotzdem erschien ihr etwas an dem Mann allzu vertraut.
In den Monaten, in denen sie zusammen gewesen waren, hatte sie Andrew oft gesagt, dass er seinen Wohlstand und sein privilegiertes Leben so trug wie die meisten Männer ihre Lieblingsjacke. Er hatte jedes Mal gelacht, als hätte sie einen guten Witz gemacht.
Vielleicht lag es gerade an seiner Herkunft aus einer reichen Familie, dass er sich als klassischer Hausarzt Zeit für seine Patienten nahm, anstatt möglichst viele davon durch die Praxis zu schleusen. Wie angewurzelt stand Sylvie da und starrte auf den Mann. Die Sehnsucht, die in ihr aufstieg, war so stark, dass ihr die Tränen kamen.
„Sylvie?"
Hastig blinzelnd drehte sie sich nach der Stimme um.
Josie Campbell, werdende Braut und ihre beste Freundin, berührte sie am Arm. „Geht es dir gut? Du hattest einen eigenartigen Ausdruck auf dem Gesicht."
Sylvie schaute die Straße entlang. Andrews Doppelgänger war verschwunden. Sie rang sich ein Lächeln ab. „Eine Sekunde lang dachte ich, ich hätte jemanden gesehen, den ich kenne."
Josie folgte ihrem Blick. Sie war eine attraktive Frau mit honigblondem Haar, strahlend grünen Augen und einem großen Brillanten an der linken Hand. „Wie sieht sie aus?"
„Er. Sylvie wedelte mit der Hand. „Groß, mit dunklem Haar. Bestimmt war er es nicht.
„Groß und dunkelhaarig, ja? Josie legte einen Finger an den Mund. „Und gut aussehend, nehme ich an.
Andrew sah tatsächlich sehr gut aus. Aber er war in Massachusetts, nicht in Jackson.
„Gut aussehend? Ja, das trifft es. Falls wir von deinem Verlobten reden." Ein hochgewachsener, breitschultriger Mann kam auf sie zu. Da Josie ihm den Rücken zukehrte, bemerkte sie es nicht.
„Noah sieht wirklich gut aus. Josie lächelte. „Ich treffe mich gleich mit ihm an der Kirche. Wir …
Dr. Noah Anson wirbelte sie herum, und als sie aufschrie, küsste er sie. Josie legte die Hände in seinen Nacken, und er streichelte ihren Rücken. Sylvie stockte der Atem, so gewaltig war die Liebe in seinen Augen. Die Sehnsucht, die sie gerade eben verspürt hatte, kehrte mit Wucht zurück.
Josie seufzte glücklich.
Noah ließ den Arm um ihre Taille und nickte Sylvie zu. Dann runzelte er die Stirn und kniff die Augen zusammen. „An dir ist heute etwas anders."
„Das Haar, sagte Josie. „Bei all dem Gerede über heiße Kerle habe ich ganz vergessen, dir zu sagen, wie sehr mir deine neue Frisur gefällt. Und die Farbe ist einfach famos. Cassidy, nehme ich an?
Sylvie ließ eine der kurzen seidigen Strähnen durch die Finger gleiten. „Wer sonst?"
„Steht dir. Noah sah Josie. „Was für heiße Kerle meinst du?
„Dich natürlich, Liebling. Josie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. „Und ein Typ, den Sylvie gerade gesehen hat. Sie meint, dass sie ihn kennt.
„Nur auf den ersten Blick, verbesserte Sylvie. „Aber er war es nicht.
Es kann nicht Andrew gewesen sein. Er hatte keinen Grund, hier zu sein.
Trotzdem hielt sie auf dem ganzen Weg zu ihrem Geschäft nach dem früher so vertrauten Gesicht Ausschau.
Später an diesem Tag betrat Dr. Andrew O’Shea das Hill of Beans in der Innenstadt von Jackson, bestellte einen äthiopischen Kaffee und setzte sich damit an einen Tisch am Fenster. Es kam ihm seltsam vor, unter der Woche Blue Jeans und ein Poloshirt zu tragen. In Boston trug er selten Jeans, aber für seine Reise in das Land der Cowboys und Rodeos hatte er ein paar eingepackt.
Aufzufallen war das Letzte, was er wollte. Er wollte diskret vorgehen, bis er wusste, wie er sich Sylvie am besten nähern konnte. Zunächst hatte er daran gedacht, einfach in ihrem Geschäft aufzutauchen. Aber sie bei der Arbeit zu stören fühlte sich nicht richtig an. Und er verließ sich meistens auf seinen Instinkt.
Viel länger würde er nicht warten. Er war gestern eingeflogen. Heute Morgen hatte er im Coffee Pot gefrühstückt und seine Strategie geplant. Er war es endgültig leid, sich mit den verwirrenden Gefühlen abzuquälen, die er seit Monaten mit sich herumschleppte. Sobald er die Antworten hatte, die er brauchte, würde er nach Boston zurückkehren und sein gewohntes Leben weiterführen.
Als Sylvie ihn kurz vor der Hochzeit verlassen hatte, war er fassungslos gewesen. Er hatte herumtelefoniert, kein Mensch wusste, wo sie steckte. Aber niemand, den er anrief, war überrascht. Offenbar hatte Sylvie den Ruf, äußerst sprunghaft zu sein. Er entschied sich, ein paar Tage abzuwarten, ob sie von allein wiederkam. Aber noch bevor vierundzwanzig Stunden vergangen waren, erfuhr er, dass eine gute Freundin aus Kindertagen im Sterben lag. Die akuten Probleme verdrängten für eine Weile den Trennungsschmerz.
Kurz nachdem seine Freundin verstorben war, las Andrew einen Artikel über die Weinauktion und das Food Festival in Jackson Hole. Darin wurde auch Sylvie Thorne, eine einheimische Tortenkünstlerin, erwähnt. Er fand heraus, dass sie dorthin umgezogen war. Selbst wenn ihr Name nicht genannt worden wäre, hätte er gewusst, dass sie es war. Denn ein Farbfoto zeigte eine mehrstöckige Hochzeitstorte, die nur von ihr sein konnte. Als sie beide noch zusammen gewesen waren, hatte sie gerade erst als Konditorin angefangen, aber ihr Stil war schon damals unverkennbar gewesen.
Jetzt dachte er an die Torte, die sie kurz vor ihrem Weggang zu seinem Geburtstag kreiert hatte. Eine dreistöckige Burg mit schiefen Türmen und breit grinsenden Figuren als Wasserspeier. Den Kaffeebecher zwischen den Händen, starrte er aus dem Fenster. Er war nur drei Querstraßen von der Backstube entfernt, in der sie ihre Meisterwerke schuf.
Andrew trank einen Schluck. Eins stand fest: Er brauchte Antworten.
Ohne die würde er nicht aus Wyoming abreisen.
Einen Block von Benedict und Poppy Campbells Haus in Spring Gulch entfernt parkte Sylvie ihren Minivan am Straßenrand. Anstatt auszusteigen blieb sie sitzen und versuchte sich zu erinnern, warum sie die Einladung zur Grillparty angenommen hatte.
Sie ging selten als Gast zu Barbecues oder Abendessen. Sie traf sich auch nicht nach der Kirche am Sonntag mit Freunden im Coffee Pot Café. Das lag daran, dass sie in einer Welt ohne Barbecues und Dinnerpartys aufgewachsen war. Sylvie und ihre Mom waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, einfach nur zu überleben. Sie hatten mit Lebensmittelmarken eingekauft und in einer schäbigen Sozialwohnung gehaust.
Sylvie war dreizehn gewesen, als ihre Mutter sie verlassen hatte, und hatte schnell herausgefunden, dass das Leben in einer Pflegefamilie sogar noch härter war.
Jetzt schob sie die schmerzhaften Erinnerungen beiseite. Als sie nach Wyoming gezogen war, hatte sie sich geschworen, nie mehr zurückzublicken. Daran hatte sie sich gehalten.
Nur am Anfang der Woche nicht, als sie geglaubt hatte, Andrew gesehen zu haben. An dem Abend hatte sie ihren Verlobungsring herausgeholt und an früher gedacht. Obwohl ihr noch immer weh ums Herz wurde,