Der unwiderstehliche Dr. North
Von Fiona Lowe
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Über dieses E-Book
Eine Fortbildung in London: Für die junge Ärztin Claire geht ein Traum in Erfüllung! Aber ihr neuer Boss, der renommierte Neurochirurg Alistair North, ist eine echte Herausforderung. Statt ihr etwas beizubringen, wagt der umschwärmte Playboy-Doc, sie heiß zu küssen …
Fiona Lowe
Fiona Lowe liebt es zu lesen. Als sie ein Kind war, war es noch nicht üblich, Wissen über das Fernsehen vermittelt zu bekommen und so verschlang sie all die Bücher, die ihr in die Hände kamen. Doch schnell holte sie die Realität ein und sie war gezwungen, sich von den Büchern abzuwenden und ins Berufsleben einzukehren. Fiona wurde Krankenschwester und ihre Lieblingsbereiche im Krankenhaus waren die Geburtshilfe und die Notaufnahme. Aber sie genoss es stets ihr eigener Boss zu sein und wechselte bald in die Gesundheitsfürsorge und -beratung. Menschen die Kontrolle über ihre eigene Gesundheit übernehmen und medizinische Versorgung vermeiden, waren für sie Erfolge bei dieser Tätigkeit. 10 Jahre später, sie hatte mittlerweile eine Elternzeit mit ihrem ersten Baby genommen, hörte sie ein Interview mit einem Angestellten von Mills & Boon, der berichtete, dass der Verlag gerade sehr aktiv nach neuen Autoren suchte. Wie schwer mochte es sein, zu schreiben? Fiona war überrascht, als es nahezu eine Dekade dauerte, bis eines ihrer Bücher veröffentlicht wurde. Fiona Lowe lebt im südlichen Victoria, Australien mit ihren Ehemann und den zwei Söhnen. In der Dekade, in der sie auf eine Veröffentlichung wartete, lebte sie in zwei Ländern und drei verschiedenen Städten. Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie als Schulbeirätin. Sie spielt gerne Tennis, liest leidenschaftlich viel, ist oft bei der Gartenarbeit zu finden, mag das Theater und plant immer ihren nächsten Abenteuer - Urlaub, der fast immer Inspiration zum Schreiben eines neuen Buches ist. Sie grillt gerne und lädt Freunde dazu ein. Ein Bad im Pool und jede Menge Unterhaltung sind dabei die wichtigsten Bestandteile. Fiona Lowe würde sich sehr freuen, wenn Sie sie auf ihrer Webseite www.fionalowe.com
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Buchvorschau
Der unwiderstehliche Dr. North - Fiona Lowe
IMPRESSUM
Der unwiderstehliche Dr. North erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2017 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Forbidden to the Playboy Surgeon"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 107 - 2017 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Bettina Röhricht
Umschlagsmotive: GettyImages_PKpix, Fourleaflover
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751505888
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Claire Mitchell war zwar schon seit mehreren Wochen in London, aber noch immer musste sie sich kneifen, um es zu glauben, wenn sie auf die Straßen von Paddington hinausging. Ihr als Australierin kam das alles leicht unwirklich vor, als würde sie durch die Kulissen von Mary Poppins oder Das Haus am Eaton Place streifen: viktorianische Reihenhäuser mit Balkons und Säulen vor dem Eingang und in der Mitte winzige, säuberlich gepflegte Gärten.
Als sie durch den kleinen Park mit seinen zwei schmiedeeisernen Toren ging, fehlte zum Glück der typische Londoner Nieselregen. Morgenlicht drang durch das zarte, leuchtend grüne Frühjahrslaub der uralten Eichen und Ulmen. Der Park ihrer Kindheit war staubig und trocken gewesen, und nur die Menschen neben ihr hatten auf dem Spielplatz von Gundiwindi etwas Schatten geworfen.
Schnell ging sie an einer Straße vorbei, auf der in einer Stunde der Verkehr toben würde. Jetzt waren nur Straßenkehrer, Bäcker, Zeitschriftenhändler, Baristas und weitere Frühaufsteher aktiv. Durch das Verkaufsfenster ihrer italienischen Lieblingstrattoria begrüßte Tony sie mit einem fröhlichen „Buongiorno" und überreichte ihr auf einem Papptablett sechs caffè latte. „Mit Sie geht die Sonne auf, bella."
Claire lächelte und verspürte eine unbändige Freude. Der redselige Barista flirtete zwar mit sämtlichen weiblichen Wesen zwischen zwei und zweiundneunzig, aber da nur wenige Männer sie überhaupt wahrnahmen, war sein Kompliment für sie ein wunderschöner Start in den Tag.
Sie kaufte sich ein Schokocroissant, balancierte die Tüte auf dem Kaffee und ging zum Paddington Children’s Hospital. Als ein leuchtend roter Doppeldeckerbus an ihr vorbeifuhr, machte sie ein Foto mit ihrem Handy und schickte es ihrem Bruder. Er war stolzer Besitzer der Autowerkstatt von Gundiwindi und liebte einfach alles, was einen Motor hatte. Claire fotografierte oft etwas für ihn und bekam dafür von ihm Bilder von ihren Nichten und Neffen oder von ihren Eltern.
Im Gegensatz zu ihr lebte David gern in der kleinen Stadt im Outback, in der sie aufgewachsen waren. Weil er gut Fußball und Cricket spielte, hatte er sich immer zugehörig gefühlt und konnte sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu wohnen. Claire dagegen wollte weg, seit sie zehn gewesen war – weg aus der engstirnigen Kleinstadt am Rande der Wüste, in der sie so oft schikaniert worden war.
Sie näherte sich den verzierten Toren des Kinderkrankenhauses, eines roten Backsteinbaus, dessen Türme in den Himmel ragten. Davor trotzten wie jeden Morgen einige Demonstranten mit Handschuhen der Kälte und hielten Schilder mit der Aufschrift „Rettet unser Kinderkrankenhaus" hoch. Viele davon waren Eltern gegenwärtiger Patienten, aber es kamen auch Teilnehmer, die vor Jahren selbst im Krankenhaus behandelt worden waren. Gemeinsam hielten sie die Hoffnung am Leben, dass das Krankenhaus doch noch vor der Schließung bewahrt werden konnte.
„Hier kommt heißer Kaffee!", rief Claire wie fast jeden Morgen. Sie arbeitete zwar erst seit ein paar Wochen im castle, wie das Krankenhaus bei den Einheimischen hieß. Aber die Vorstellung, dass London eine so wichtige Einrichtung verlieren könnte, war beängstigend. Ohne das Krankenhaus hätte es beim Brand in der Grundschule Westbourne mehrere Tote gegeben. Einige davon waren noch nicht über den Berg, zum Beispiel der kleine Ryan Walker.
Die tapferen Demonstranten jubelten über den Kaffee. „Guten Morgen, Liebes, sagte einer. „So früh schon hier? Sind Sie noch in einer australischen Zeitzone?
, fragte ein anderer.
Claire lachte. „Nein. Dann wäre mein Arbeitstag nämlich zu Ende, und ich würde nach Hause gehen."
Sie überreichte den Kaffee, ging durchs Tor und dann durch den Torbogen. Hinter der malerischen viktorianischen Fassade verbarg sich ein Krankenhaus mit hochmoderner Ausstattung sowie erfahrenen, engagierten Mitarbeitern. Es hatte eine hundertfünfzig Jahre alte Geschichte, und Claire war stolz, Teil davon zu sein. Als man ihr angeboten hatte, unter Anleitung des weltberühmten Neurochirurgen Alistair North zu arbeiten und sich von ihm ausbilden zu lassen, hatte sie vor Freude laut gequietscht.
„Aber, aber, Miss Mitchell", hatte am anderen Ende der Leitung die Sekretärin des Vorsitzenden vom Royal College of Surgeons etwas missbilligend gesagt. Dann hatte sie ihr die Bedingungen der Facharztausbildung erläutert. Claire war überglücklich gewesen, denn ihre Arbeit war ihr Leben, die Weiterbildung in London eine einmalige Chance. Vor lauter Freude war sie durch die Flure des Flinders Medical Centre getanzt und hatte jedem erzählt, dass sie nach London ziehen würde.
Als sie nun die fünf Treppen hinaufeilte, dachte sie: Hätte ich damals gewusst, was mich hier erwartet, wäre ich nicht ganz so begeistert gewesen. Beim Anblick des großen Koalas musste sie wie immer lächeln. Alle anderen Stationen waren nach Vögeln und anderen Tieren der nördlichen Halbkugel benannt. Dass die Tür zur neurologischen Abteilung ausgerechnet ein australisches Beuteltier zierte, war mysteriös, aber es gefiel Claire. So fühlte sie sich in diesem Land, das sich als unerwartet fremd entpuppte, etwas weniger als Außenseiterin.
Claires Muttersprache war Englisch, und sie war in einem Land aufgewachsen, dessen Flagge noch immer den Union Jack zeigte. Aber die Menschen in London waren einfach anders. Auch der großartige Alistair North, wenn auch nicht auf die typische zurückhaltend-höfliche Art der Briten. Claire hatte in Australien schon mit mehreren begabten Neurochirurgen zusammengearbeitet und wusste, dass großes Talent oft mit merkwürdigen Eigenarten einherging. Diese waren bei Mr. North allerdings besonders ausgeprägt, und manchmal war sie nicht sicher, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war, ihre fachärztliche Weiterbildung hier zu absolvieren.
Sie betrat die helle Abteilung und stellte erstaunt fest, dass niemand auf der Schwesternstation war. Erschrocken blickte Claire zu der rot-gelben Uhr mit den blauen Zahlen. Zu ihrer Erleichterung hatte sie sich nicht verspätet. Natürlich nicht, das passierte ihr doch nie. Im Gegenteil: Heute war Claire noch früher dran als sonst. Aufmerksamkeit und sorgfältige Vorbereitung waren ihr zur zweiten Natur geworden – seit jenem schicksalhaften Tag in der fünften Klasse, der die ganze kleine Welt ihrer Kindheit verändert hatte.
Claire setzte sich an einen Computer und loggte sich ein, denn sie las sich vor der Visite immer die nächtlichen Berichte über ihre Patienten durch. Dafür nahm sie sich zusätzlich Zeit, um genau Bescheid zu wissen. Allein die Vorstellung, vor den kritischen Blicken der Medizinstudenten in Verlegenheit zu geraten, machte sie nervös.
Auf dieser Station wurden Kinder mit unterschiedlichsten neurologischen und kraniofazialen Erkrankungen sowie Störungen des zentralen Nervensystems behandelt, auch solchen, bei denen eine Operation nötig war. Genau aus diesem Grund hatte Claire unbedingt herkommen wollen. Und wie ihr Bruder immer lakonisch zu sagen pflegte, nachdem alles schiefgegangen war: „Damals schien das eine gute Idee zu sein." Und jetzt bezweifelte Claire, dass ihre Entscheidung tatsächlich so gut gewesen war.
Langsam trudelten die Tagesschwestern ein, kurz darauf die Medizinstudenten. Schließlich hastete der notorische Zuspätkommer Andrew Bailey herein, der ihr unterstellte Assistenzarzt. Verblüfft blickte er sich um. „Ist er noch später dran als ich?"
Claire, die gerade den Bericht über den kleinen Ryan Walker gelesen hatte – „keine Veränderung – stand seufzend auf. „Ja, ist er.
Andrew lächelte jungenhaft. „Ich muss meinem Vater unbedingt sagen, dass ich zum Neurochirurgen prädestiniert bin – wegen meiner Unpünktlichkeit!"
„Vielleicht liegt da mein Problem …" Claire sah nach, ob der hochbegabte Chirurg und Oberarzt, dem der Zeitbegriff ebenso fehlte wie ein Gespür für rücksichtsvolles Verhalten bei der Arbeit, ihr eine Nachricht geschickt hatte, aber das war nicht der Fall.
„Ich habe gehört, dass er drüben im Frog and Peach Hof gehalten hat, während wir hier geschuftet haben", sagte Andrew in verschwörerischem Ton.
„Das muss ja noch nicht heißen, dass er lange gefeiert hat."
Andrew zog die dunklen Augenbrauen hoch. „Ich bin gerade der entzückenden Islay Kennedy begegnet, die noch das Outfit von gestern anhatte. Sie erzählte etwas von auf den Tischen tanzen, gefolgt von einer illegalen Bootsfahrt und dann Eiern und Speck im Worker’s Café, um von dort aus den Sonnenaufgang über der Themse zu bewundern. Wenn er auftaucht, werde ich mich vor ihm verneigen."
Heiße Wut erfasste Claire. Am liebsten hätte sie Alistair North erwürgt! Die Chirurgie war wirklich ein Männerverein, und in der Neurochirurgie war es noch schlimmer. Seit Jahren kämpfte sie gegen den herrschenden Sexismus, denn Talent allein genügte nicht. Und jetzt nun musste sie sich auch noch mit Männern auseinandersetzen, die sich aufführten wie kleine Jungen.
Claire war so aufgebracht, dass sie etwas ganz Untypisches tat: Sie ließ ihren Ärger am Überbringer der Nachricht aus.
„So ein Verhalten ist nichts Verdienstvolles, sondern pubertär und verantwortungslos. Sollten Sie jemals so etwas bringen, dann glauben Sie ja nicht, dass ich bei einer OP mit Ihnen zusammenarbeiten werde."
Bevor der verblüffte junge Arzt antworten konnte, ertönte das ohrenbetäubende Geräusch von Luftrüsseltröten. Ein großer Mann mit dichtem, verwuscheltem dunkelblondem Haar und einer Faschings-Hornbrille – mit unechter Knollennase und Schnurrbart – marschierte den Flur entlang. Ein kleines Mädchen klammerte sich wie ein Affe an seinem Rücken fest. Ihnen folgten Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren. Einige gingen, andere wurden von Krankenschwestern im Rollstuhl geschoben, und viele hatten einen Verband um den Kopf. Aber alle pusteten begeistert in ihre Tröten.
„Wink Dr. Mitchell zu, sagte der Mann zu dem kleinen Mädchen. „Wusstest du, dass sie in Wirklichkeit ein Känguru ist?
Er sprach eindeutig mit der tiefen, klangvollen Stimme von Alistair North.
Claires Körper spannte sich an, wie immer, wenn er mit ihr sprach – oder wenn sie an ihn dachte. Es war eine fast ungezügelte Abneigung, doch in ihrem Innern vibrierte noch etwas anderes. Ganz sicher fühlte sie sich nicht zu ihm hingezogen. Der gesamte weibliche Teil der Belegschaft hielt Alistair North für unwiderstehlich, aber sie gehörte nicht dazu!
Doch als der einen Meter achtzig große Mann mit den breiten Schultern das erste Mal auf sie zugekommen war, hatte seine selbstbewusste Ausstrahlung auch sie beeindruckt. Im Gegensatz zu ihr schien Alistair North keinerlei Selbstzweifel zu kennen. Seine perfekt geschnittenen Outfits trug er mit lässiger Eleganz. Und trotz seines vornehmen Akzents hatte er ein sehr ansprechendes, äußerst unbritisches freches Lächeln, das so gar nicht zu einem Oberarzt zu passen schien.
Wenn es sich auf seinen markanten Zügen ausbreitete, schien der renommierte Chirurg sich in einen kleinen Jungen zu verwandeln. Aber nicht sein Lächeln ging ihr so unter die Haut, sondern das Funkeln seiner schiefergrauen Augen. Wenn er seine Aufmerksamkeit auf jemanden richtete, kam der sich vor, als wäre er der einzige Mensch auf der Welt.
„Herzlich willkommen im Paddington", hatte er am ersten Tag zu ihr gesagt.
Sie hatte ihm die Hand gegeben, den festen Druck seiner Finger um ihre gespürt – und entsetzt festgestellt, dass ihr der Atem stockte. Plötzlich hatte sie ihre sorgsam vorbereiteten Worte vergessen und erwiderte mit breitem australischem Akzent: „Danke. Ich freue