Wer ist das Online-Mädchen?: Dr. Norden 7 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Danny Norden stand im Bad vor dem Spiegel, das Gesicht voller Rasierschaum, und hatte die erste Hälfte des Kinns rasiert, als das Telefon klingelte. Genervt verdrehte er die Augen und beschloss, sich nicht stören zu lassen. Aber der Anrufer war hartnäckig. Schließlich legte er den Rasierer zur Seite und machte sich auf die Suche nach dem Telefon. »Ja, bitte!« »Danny, mein Süßer, machst du mir auf? Ich steh mit Frühstück vor der Tür«, säuselte seine Freundin Charlotte. Schlagartig zog sich sein Magen zusammen vor Ärger. »Wir hatten gestern Abend eine Verabredung. Schon vergessen?« Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn versetzt hatte. Doch statt sich bei ihm zu entschuldigen, drehte sie es jedes Mal so, dass er am Ende derjenige war, der ein schlechtes Gewissen hatte. Charlotte schnaubte ungehalten, keine Spur mehr von Sanftmut. »Ich wusste, dass das jetzt kommt! Dabei dachte ich, dass ausgerechnet du Verständnis für meinen Beruf hättest.« »Was hat denn das damit zu tun?«, setzte sich Danny energisch zur Wehr. Er war so erregt, dass er ohne nachzudenken nach einem Handtuch griff und sich den restlichen Schaum aus dem Gesicht wischte.
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Buchvorschau
Wer ist das Online-Mädchen? - Patricia Vandenberg
Dr. Norden
– 7 –
Wer ist das Online-Mädchen?
Catwoman öffnet einem enttäuschten jungen Mann die Augen
Patricia Vandenberg
Dr. Danny Norden stand im Bad vor dem Spiegel, das Gesicht voller Rasierschaum, und hatte die erste Hälfte des Kinns rasiert, als das Telefon klingelte. Genervt verdrehte er die Augen und beschloss, sich nicht stören zu lassen. Aber der Anrufer war hartnäckig. Schließlich legte er den Rasierer zur Seite und machte sich auf die Suche nach dem Telefon.
»Ja, bitte!«
»Danny, mein Süßer, machst du mir auf? Ich steh mit Frühstück vor der Tür«, säuselte seine Freundin Charlotte.
Schlagartig zog sich sein Magen zusammen vor Ärger.
»Wir hatten gestern Abend eine Verabredung. Schon vergessen?« Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn versetzt hatte. Doch statt sich bei ihm zu entschuldigen, drehte sie es jedes Mal so, dass er am Ende derjenige war, der ein schlechtes Gewissen hatte.
Charlotte schnaubte ungehalten, keine Spur mehr von Sanftmut.
»Ich wusste, dass das jetzt kommt! Dabei dachte ich, dass ausgerechnet du Verständnis für meinen Beruf hättest.«
»Was hat denn das damit zu tun?«, setzte sich Danny energisch zur Wehr. Er war so erregt, dass er ohne nachzudenken nach einem Handtuch griff und sich den restlichen Schaum aus dem Gesicht wischte.
»Ganz einfach«, erwiderte Charlotte kühl. »Ich wurde gestern überraschend zu einem Trauerfall gerufen. Als Bestatterin kommt das schon mal vor. Und um zwei Uhr nachts wollte ich dich nicht mehr stören. Ich weiß ja, dass du einen verantwortungsvollen Job hast und deinen Schlaf brauchst.«
Mit diesen Worten nahm sie ihm allen Wind aus den Segeln. Wieder einmal. »Du hättest wenigstens Bescheid sagen können.«
An Dannys Stimme erkannte sie, dass sie gewonnen hatte. Trotzdem setzte sie noch eines drauf.
»Hätte ich dem trauernden Witwer sagen sollen: Tut mir leid, ich muss noch schnell mit meinem Freund telefonieren und ihm sagen, dass wir erst später in die Kiste springen können?« Ihr Tonfall war hämisch.
Danny seufzte. Sein Verstand wusste, dass sie ihn zum Narren hielt. Doch sein Bauch wollte davon nichts wissen. Wenn er nicht ausgerechnet seine Ex-Freundin Tatjana tags zuvor mit einem anderen gesehen hätte, wäre er jetzt standhaft geblieben. So aber gab er ein weiteres Mal klein bei.
»Du hast ja recht. Ich mach dir auf.« Er drückte den Türöffner und hörte, wie Charlotte unten eintrat. Gleich darauf setzte sich der Aufzug in Bewegung. Er öffnete und wartete darauf, dass der Fahrstuhl seine Freundin nach oben brachte. Als sich die Türen vor ihr aufschoben, holte er Luft.
Wie jedes Mal war er auch an diesem Morgen geblendet von Charlottes Erscheinung. Die kupferfarbenen Locken tanzten bei jedem Schritt auf ihren Schultern. An diesem Morgen trug sie einen grauen Hosenanzug, der ihre Figur an genau den richtigen Stellen betonte. Mit einem Schlag war auch der letzte Rest Zorn verraucht.
»Gehst du heute so zur Arbeit?«, gurrte sie. Ihr wohlwollender Blick glitt an seinem weißen Unterhemd hinab zur Schlafanzughose. »Damit bin ich nicht einverstanden.« Charlotte legte die Hand auf seine Brust. Durch den dünnen Stoff des Unterhemdes spürte sie seine Muskeln. »Warum hast du nicht gesagt, dass du das Frühstück schon angerichtet hast?«, fragte sie mit ihrem Mund an seinen Lippen. Während sie ihn küsste, schob sie ihn Schritt für Schritt in die Wohnung. Ein gezielter Tritt, und die Tür fiel ins Schloss. Doch davon nahm Danny keine Notiz mehr. Er hob sie hoch und trug sie ohne viel Federlesen ins Schlafzimmer, um das mit ihr zu tun, was er schon am Abend zuvor vorgehabt hatte. Die vertrockneten Rosenblätter und erloschenen Kerzen auf dem Boden zeugten davon.
*
Von so einem entspannten Morgen konnte Dési Norden nur träumen. Nicht nur, dass sie verschlafen hatte, ihre Mutter sie konnte auch nicht in die Schule fahren.
»Tut mir leid, ich muss gleich los!«, nuschelte Felicitas Norden. Im Stehen steckte sie ein Stück Toast in den Mund und leerte die Tasse in einem letzten, großen Zug. Dabei sah sie auf die Uhr. »Meine Besprechung fängt in einer Viertelstunde an. Ich kann von Glück sagen, wenn ich nicht zu spät komme.« Sie drückte ihrer jüngsten Tochter einen hastigen Kuss auf die Wange und war schon zur Tür hinaus.
»Das kann mir mal nicht passieren«, bemerkte Désis Zwillingsbruder Janni, der am Tisch saß und in aller Seelenruhe seine Cornflakes löffelte. »Videokonferenz heißt das Zauberwort. In ein paar Jahren trifft sich kein Mensch mehr persönlich zu irgendwelchen Besprechungen. Man macht es sich am Schreibtisch gemütlich, schaltet den Computer ein und zack … ist man mit der ganzen Welt verbunden.«
»Findest du das gut?«, fragte Dési, während sie hin und her flitzte auf der Suche nach ihren Sachen.
»Klar. Man spart Zeit, Geld und Ressourcen.«
Dési hatte ihr Geodreieck gefunden und blieb kurz vor dem Tisch stehen.
»Mag sein, dass das in der Computerbranche klappt. Aber Mum kann ihre Patienten ja schlecht über den Bildschirm behandeln.«
»Wenn du dich da mal nicht täuschst, mein liebes Kind!« Wie so oft machte sich Janni einen Spaß daraus, den Schlaumeier zu spielen. »Schon heute schicken Ärzte ihre Bilder an Kliniken, wo sie befundet und per Videobesprechung diskutiert werden. Außerdem gibt es schon Videosprechstunden …«
»Wenn das so ist, bin ich dafür, Videounterricht einzuführen«, unterbrach Dési ihn und packte die Brotzeitdose in den Rucksack. Mit einem Ruck zog die den Reißverschluss zu und ging zur Tür. Dort blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu ihrem Bruder um. »Musst du noch nicht los?«
»Ich habe die erste Stunde frei.« Wie zum Beweis griff er noch einmal nach der Schachtel und schüttete eine zweite Portion Cornflakes in die Schüssel.
»Das ist einfach nur ungerecht!«, seufzte Dési, ehe sie sich endgültig auf den Weg machte.
Zu allem Überfluss wurde sie draußen von stürmischen Böen empfangen, die die allerletzten Blätter von den Bäumen rissen und vor sich hertrieben. Feine Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Dési zog die Kapuze ihres Anoraks über den Kopf und tief ins Gesicht.
»Zumindest kein Regen!« Während sie das Fahrrad aus der Garage zerrte, versuchte sie, wenigstens irgendetwas Positives an diesem Tag zu entdecken. Sie schwang sich auf den Drahtesel und trat in die Pedale. Zum Schutz gegen Wind und Schnee senkte sie den Kopf tief über den Lenker. Sehen musste sie nicht viel. Sie kannte den Schulweg in- und auswendig. Zumindest dachte sie das, als sie um die letzte Kurve radelte und sich auf der Zielgeraden Richtung Schulhof wähnte. Ehe sie begriff, was geschah, knallte sie mit dem Vorderreifen gegen einen Bordstein. Sie spürte