Mami 2043 – Familienroman: Im Pfarrhaus ist immer was los
Von Cleo Birklund
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Bei der Ankunft des Möbelwagens stürzten Benedikt und Rahel ans Küchenfenster. »Bin mal gespannt, was die Neue für Sachen mitbringt«, sagte der Fünfzehnjährige und schob sich eine seiner überlangen Haarsträhnen aus der Stirn. »Da sieht man gleich, wie die so drauf ist.« »Aber wir müssen zur Schule«, widersprach seine Schwester sofort. »Und Papa hat bestimmt was dagegen, wenn wir seine neue Kollegin hinter der Gardine bespitzeln.« Benedikt ließ das erwartungsgemäß unbeeindruckt. »Kannst ja abhauen, wenn du willst – hey, jetzt steigen sie aus!« Ein kleiner untersetzter Mann und eine weißhaarige Dame kamen um den Möbelwagen herum, dicht gefolgt von einer schlanken jungen Frau mit Pferdeschwanz – das mußte Marie Hansen sein, die neue Pastorin, die nebenan in die andere Hälfte des Pfarrhauses einziehen sollte. »Sonderlich verklemmt sieht sie nicht aus«, stellte Benedikt zufrieden fest. »Aber was machen die denn jetzt?« Rahel folgte seinem Blick und sah, daß die weißhaarige Dame eine Thermoskanne und drei Becher aus einem Beutel zog, dicht gefolgt von einem Paket Servietten und drei belegten Brötchen. »Sie scheinen frühstücken zu wollen.« »Mitten auf dem Kirchplatz?« Benedikt schüttelte den Kopf. »Na ja – für den, der's mag, ist das bestimmt das Höchste. Aber die sollen sich mal beeilen und auspacken – ich will schließlich noch was zu sehen kriegen!« In diesem Moment näherten sich energische Schritte über den Flur, und Pastor Simon Baumgarten erschien im Türrahmen – hager, hochgewachsen und wie immer mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht, der neuerdings schnell ins Mürrische ab-glitt.
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Mami 2043 – Familienroman - Cleo Birklund
Mami
– 2043 –
Im Pfarrhaus ist immer was los
Ein Glück, dass es Marie und Simon gibt
Cleo Birklund
Bei der Ankunft des Möbelwagens stürzten Benedikt und Rahel ans Küchenfenster.
»Bin mal gespannt, was die Neue für Sachen mitbringt«, sagte der Fünfzehnjährige und schob sich eine seiner überlangen Haarsträhnen aus der Stirn. »Da sieht man gleich, wie die so drauf ist.«
»Aber wir müssen zur Schule«, widersprach seine Schwester sofort. »Und Papa hat bestimmt was dagegen, wenn wir seine neue Kollegin hinter der Gardine bespitzeln.«
Benedikt ließ das erwartungsgemäß unbeeindruckt. »Kannst ja abhauen, wenn du willst – hey, jetzt steigen sie aus!«
Ein kleiner untersetzter Mann und eine weißhaarige Dame kamen um den Möbelwagen herum, dicht gefolgt von einer schlanken jungen Frau mit Pferdeschwanz – das mußte Marie Hansen sein, die neue Pastorin, die nebenan in die andere Hälfte des Pfarrhauses einziehen sollte.
»Sonderlich verklemmt sieht sie nicht aus«, stellte Benedikt zufrieden fest. »Aber was machen die denn jetzt?«
Rahel folgte seinem Blick und sah, daß die weißhaarige Dame eine Thermoskanne und drei Becher aus einem Beutel zog, dicht gefolgt von einem Paket Servietten und drei belegten Brötchen. »Sie scheinen frühstücken zu wollen.«
»Mitten auf dem Kirchplatz?« Benedikt schüttelte den Kopf. »Na ja – für den, der’s mag, ist das bestimmt das Höchste. Aber die sollen sich mal beeilen und auspacken – ich will schließlich noch was zu sehen kriegen!«
In diesem Moment näherten sich energische Schritte über den Flur, und Pastor Simon Baumgarten erschien im Türrahmen – hager, hochgewachsen und wie immer mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht, der neuerdings schnell ins Mürrische ab-glitt.
»Seid ihr noch nicht auf dem Weg zur Schule?« fragte er seine beiden ältesten Kinder und hob eine Augenbraue. »Ich weiß ja nicht, ob es sich schon zu euch rumgesprochen hat – aber in Fachkreisen wird gemunkelt, daß der Unterricht täglich um acht Uhr anfängt.«
»Jetzt bleib mal geschmeidig, Pa – wir haben noch zehn Minuten.« Benedikt deutete zum Küchenfenster. »Außerdem ist die Neue gerade angekommen.«
»Pastorin Hansen?« Simon rührte sich nicht von der Stelle. »Und ihr beide habt nichts Besseres zu tun, als am Fenster zu stehen und sie zu beobachten?«
»Man wird sich doch mal einen Überblick verschaffen dürfen.«
»Das, mein Sohn, kannst du auch höflicher haben, indem du nach draußen gehst, sie begrüßt und dich vorstellst.«
»Bin ich der Bundespräsident oder was?« Benedikt rollte die Augen zum Himmel. »Echt, Pa – wegen einem Blick aus dem Fenster mußt du hier nicht schon wieder den Moralischen raushängen lassen!«
Rahel, die sah, daß sich die Miene ihres Vaters noch mehr verfinsterte, schaltete sich schnell in das Gespräch ein. »Ich hab’ die Spülmaschine schon ausgeräumt, Papa«, sagte sie und wurde augenblicklich rot, als Simon seine Aufmerksamkeit ihr zuwandte. »Und das Hackfleisch für heute mittag hab’ ich auch schon aus dem Eisfach genommen.«
»Whow – du bist eindeutig der bessere Mensch von uns beiden«, höhnte ihr Bruder, denn die brave Strebsamkeit der zwei Jahre jüngeren Rahel machte ihn regelmäßig aggressiv.
»Bloß schade, daß wir nicht katholisch sind – sonst hättest du dich als Hackfleisch-Heilige vormerken lassen können!«
»Benedikt!«
»Was ist – komme ich jetzt in die Hölle?«
»Nein, aber in den Genuß eines längst schon überfälligen Friseur-Besuchs.« Simon deutete auf Benedikts wucherndes Wuschelhaar und versuchte darüber hinaus noch, sich nicht von seinem Sohn provozieren zu las-sen.
»Die Haare bleiben dran.«
Simon hob eine Augenbraue. »Darauf würde ich nicht wetten, mein Sohn. Du siehst unmöglich aus.«
»Das muß so aussehen – ich bin schließlich Musiker!
Kennst du auch nur einen Musiker mit kurzen Haaren?«
»Phil Collins«, erwiderte Simon prompt, denn der britische Sänger war so gut wie kahlköpfig. »Und ohne dir zu nahe treten zu wollen – einmal Gitarrenunterricht pro Woche macht dich noch nicht zum Musiker.«
»Phil Collins hat auch mal klein angefangen. Und wenn der könnte, würde er sich die Haare auch lang wachsen lassen!«
Simon sah keinen Sinn mehr darin, dieses Gespräch fortzusetzen. »Ab in die Schule mit dir, Ben – bevor ich es mir anders überlege und dir deine Zotteln eigenhändig mit der Nagelschere stutze!«
»Das traust du dich nicht!«
Simon blickte ihm gerade ins Gesicht. »Willst du es drauf ankommen lassen?«
»Bin schon weg!« Plötzlich sehr in Eile, drückte sich Benedikt an seinem Vater vorbei und knallte Sekunden später die Haustür hinter sich zu.
»Wo ist Josua?« richtete Simon das Wort nun an seine Tochter.
Rahel runzelte die Stirn, denn seit dem gemeinsamen Frühstück hatte sie ihren kleinen Bruder nicht mehr gesehen.
»Er wollte sich die Zähne putzen gehen und dann seine Schultasche packen – ist er nicht in seinem Zimmer?«
Mit einem entnervten Seufzer schüttelte Simon den Kopf. »Ich hab’ schon das ganze Haus nach ihm abgesucht.«
»O nein – dann hat er sich schon wieder versteckt!«
»Sieht ganz danach aus – wenn ich nur wüßte, was er damit neuerdings erreichen will!« Simon fuhr sich mit der Hand über die Augen und wirkte plötzlich erschöpft und müde.
So ist er erst, seit Mama von uns weggegangen ist, dachte Rahel und unterdrückte den Impuls, auf ihren Vater zuzugehen und die Arme um ihn zu legen. Er mochte das nicht besonders, zumindest wich er jedem ihrer Versuche immer wieder aus. Und neulich, als sie sich auf seinen Schoß setzen wollte, hatte er sie nur gefragt: »Bist du nicht langsam zu alt für das?«
Rahel war das zutiefst peinlich gewesen, ertappt hatte sie sich gefühlt, als ob das, was sie vorgehabt hatte, irgendwie verboten war. Dabei tat Rahel nie etwas Verbotenes, sie vergaß noch nicht einmal ihre Hausaufgaben und war das einzige Kind im Baumgarten-Haushalt, das sich ohne zu murren zum Unkrautjäten einteilen ließ. Doch ihr Vater bemerkte das gar nicht – jedenfalls sagte er nie etwas.
»Soll ich Josua suchen gehen?« bot Rahel jetzt an.
»Nein, du sollst in die Schule gehen – ich kümmere mich um deinen Bruder.«
»Aber er wird zu spät kommen.«
»Das wirst du auch, wenn du dich jetzt nicht beeilst – ich werde gleich im Schul-Sekretariat anrufen und ankündigen, daß Josua erst zur zweiten Stunde kommt.«
»Na, dann.« Rahel zögerte und schien etwas hinzufügen zu wollen.
»Ist noch was?«
Warum kannst du mich nicht einfach lieb haben, hätte Rahel am liebsten zurück gefragt. Ich hab’ doch die Spülmaschine ausgeräumt. Doch sie biß sich auf die Zunge, schüttelte den Kopf und verließ schweigend den Raum.
Simon, der auf das Fenster zugetreten war, drehte sich nicht einmal nach ihr um. In Gedanken völlig woanders, tat er das, wofür er seinen Sohn Minuten zuvor noch getadelt hatte: Verwundert sah er den Hansens dabei zu, wie sie ihren Kaffee auf dem Kirchplatz tranken.
*
Es überraschte Simon nicht, daß Marie Hansen ausgerechnet dann mit einem Möbelwagen voller Plunder vorfuhr, wenn es ihm am allerwenigsten paßte. Ganz im Gegenteil, es fügte sich hervorragend in seine Pechsträhne ein, die in letzter Zeit nicht abzureißen schien: Seine Frau hatte ihn verlassen, seine Kinder machten nichts als Schwierigkeiten,