Die schöne Sennerin: Der Bergpfarrer 296 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Grüß Gott und herzlich Willkommen im Wachnertal, Herr Bertram.« Marion Trenker streckte dem eben eingetroffenen Gast die Hand entgegen. »Hatten Sie eine gute Fahrt von Schwerin hierher?« »Es ging besser, als ich zu hoffen wagte«, antwortete der junge Mann, »nur bei Nürnberg bin ich ziemlich lang im Stau gestanden.« Anerkennend glitt sein Blick durch den freundlich eingerichteten Eingangsbereich der Pension ›Edelweiß‹. Die Wirtin nahm einen Zimmerschlüssel vom Brett. »Zimmer sieben, da haben Sie einen Blick auf die Berge. Frühstück gibt es von sieben bis zehn Uhr.« Sie wies auf einen Kaffeeautomaten an der gegenüberliegenden Wand. »Der Kaffeeautomat steht unseren Gästen kostenlos zur Verfügung. Und im Kühlschrank daneben befindet sich Mineralwasser, daran können Sie sich auch jederzeit bedienen. Das gehört zum Service unseres Hauses. Mein Mann kümmert sich um Ihr Gepäck.« Clemens Bertram trat vors Haus, wo der Wirt schon wartend vor dem Auto seines Gastes stand. Ein schlanker sportlicher Mann, der die schweren Koffer seines Gastes mit Leichtigkeit aus dem Kofferraum hob und ins Haus trug. Die Einzelzimmer befanden sich im Erdgeschoss. Zufrieden betrachtete der junge Mann den hellen freundlichen Raum, in dem er logieren würde. Die Pension ›Edelweiß‹ hatte erst vor wenigen Jahren eröffnet, wie im Hausprospekt stand. Die Landhaus-Möbel aus Birkenholz gaben dem Zimmer eine behagliche Atmosphäre; auf dem Tisch stand ein frischer Blumenstrauß.
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Buchvorschau
Die schöne Sennerin - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 296 –
Die schöne Sennerin
Glückliche Tage auf der Alm - und dann?
Toni Waidacher
»Grüß Gott und herzlich Willkommen im Wachnertal, Herr Bertram.« Marion Trenker streckte dem eben eingetroffenen Gast die Hand entgegen. »Hatten Sie eine gute Fahrt von Schwerin hierher?«
»Es ging besser, als ich zu hoffen wagte«, antwortete der junge Mann, »nur bei Nürnberg bin ich ziemlich lang im Stau gestanden.« Anerkennend glitt sein Blick durch den freundlich eingerichteten Eingangsbereich der Pension ›Edelweiß‹.
Die Wirtin nahm einen Zimmerschlüssel vom Brett. »Zimmer sieben, da haben Sie einen Blick auf die Berge. Frühstück gibt es von sieben bis zehn Uhr.« Sie wies auf einen Kaffeeautomaten an der gegenüberliegenden Wand. »Der Kaffeeautomat steht unseren Gästen kostenlos zur Verfügung. Und im Kühlschrank daneben befindet sich Mineralwasser, daran können Sie sich auch jederzeit bedienen. Das gehört zum Service unseres Hauses. Mein Mann kümmert sich um Ihr Gepäck.«
Clemens Bertram trat vors Haus, wo der Wirt schon wartend vor dem Auto seines Gastes stand. Ein schlanker sportlicher Mann, der die schweren Koffer seines Gastes mit Leichtigkeit aus dem Kofferraum hob und ins Haus trug. Die Einzelzimmer befanden sich im Erdgeschoss.
Zufrieden betrachtete der junge Mann den hellen freundlichen Raum, in dem er logieren würde. Die Pension ›Edelweiß‹ hatte erst vor wenigen Jahren eröffnet, wie im Hausprospekt stand. Die Landhaus-Möbel aus Birkenholz gaben dem Zimmer eine behagliche Atmosphäre; auf dem Tisch stand ein frischer Blumenstrauß.
Er trat auf den Balkon. Vor seinen Augen erstreckte sich das prächtige Alpenpanorama des Wachnertals. Die Bergkette hob sich markant vor dem tiefblauen wolkenlosen Sommerhimmel ab. Die schneebedeckten Gipfel glänzten im Licht der Nachmittagssonne.
Clemens durchquerte die Halle, holte sich einen Kaffee aus dem Automaten und betrat den sonnendurchfluteten Garten. Auf der mit Blumenrabatten eingefassten Terrasse waren Tische und Stühle aufgestellt. Hier wurde bei warmem Wetter das Frühstück serviert, wie er vorhin von Marion Trenker erfahren hatte. Auf dem kurz geschnittenen Rasen luden bequeme Liegestühle zum Ausruhen ein, von denen einige besetzt waren.
Die Tasse in der Hand, ließ sich der junge Mann auf einen der weißen, mit einem bequemen Sitzkissen belegten Stühle fallen. Er schloss die Augen und atmete tief die reine, würzige Bergluft ein.
›Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so schön ist‹, dachte er, während er an seinem Kaffee nippte und spürte, wie er langsam ankam.
Schon kurze Zeit später kehrte er in die Halle zurück, wo er die Wirtin an der Rezeption vorfand.
»Könnten Sie mir einen Tipp geben, wo ich ein Atelier mieten kann?« Auf ihren fragenden Blick fügte er hinzu: »Ich bin Kunstmaler und möchte die nächsten Monate im Wachnertal bleiben. Für meine Arbeit brauche ich einen großen hellen Raum.«
»Fragen Sie am besten im Fremdenverkehrsbüro bei Charlotte Burger nach«, riet Marion Trenker ihm. »Dorthin wollen Sie ja vermutlich ohnehin, um sich Prospekte zu holen. Frau Burger ist gelernte Reisekauffrau und kennt sich bestens in allem aus. Entweder sie gibt Ihnen gleich eine Adresse, oder sie leitet Ihren Wunsch an den hiesigen Makler weiter. So sparen Sie sich einen Weg. Das Fremdenverkehrsbüro befindet sich in der Hauptstraße und ist leicht zu finden.«
Clemens bedankte sich für die freundliche Auskunft. »Sie stammen auch aus Norddeutschland«, fügte er hinzu. »Ich höre es an Ihrem Tonfall.«
»Das stimmt«, bestätigte Marion lächelnd. »Ich bin gebürtige Hamburgerin. Aber das Wachnertal ist mir zur zweiten Heimat geworden.«
Clemens verließ das Haus und lenkte seine Schritte in Richtung Ortskern. Die Entfernung war nicht weit, und er genoss es, sich nach der langen anstrengenden Fahrt ein wenig die Beine zu vertreten.
Er wusste aus dem Reiseführer, dass St. Johann nicht allzu groß war. Vorbei an gepflegten älteren Häusern näherte er sich einem kleinen Einkaufszentrum, in dem sich zahlreiche Geschäfte eingerichtet hatten.
Interessiert betrachtete er die Lüftlmalereien an den Fassaden der Häuser. Natürlich kannte er die Lüftlmalerei von Bildern und Fernsehfilmen. Aber es war doch etwas anderes, sie in Wirklichkeit zu bewundern statt auf Fotos anzuschauen.
Er hatte das Fremdenverkehrsbüro beinahe erreicht, als er eine nahe gelegene weiße Kirche mit dem runden Zwiebelturm bemerkte. Spontan beschloss er, sich zuerst das Gotteshaus anzuschauen.
Er betrat den kleinen Vorraum und öffnete die Glastür, die ins Kircheninnere führte.
Eine angenehme Kühle empfing ihn an diesem heißen Sommertag. Ein schwacher Duft nach Weihrauch hing in der Luft. Clemens’ Blick wanderte zu der hohen Decke, auf der Szenen aus dem Alten Testament dargestellt waren. Er erkannte die Schöpfungsgeschichte und die Arche Noah. Durch die Spitzbogenfenster fiel das helle Sonnenlicht und zauberte bunte Reflexe auf die gegenüberliegende Wand. Aufmerksam betrachtete er die kostbaren Glasscheiben, die ebenfalls biblische Begebenheiten zeigten.
Langsam durchschritt er das Kirchenschiff. Unterhalb der Galerie hing ein großes Gemälde an der Wand, das die Aufmerksamkeit des Betrachters sofort auf sich zog. ›Gethsemane‹, stand auf einem kleinen goldenen Schild daneben. Es zeigte Jesus am Abend vor der Kreuzigung, im Kreise der schlafenden Jünger, im Gebet versunken. Fasziniert blieb der junge Maler davor stehen. Sein geübter Blick erkannte sofort, wie meisterhaft der unbekannte Künstler es verstanden hatte, die Ergebenheit in das Unabänderliche in den Gesichtszügen des Erlösers wiederzugeben.
Ein Geräusch hinter dem Altar ließ ihn aufblicken. Aus der geöffneten Tür der Sakristei trat ein Mann in schwarzer Soutane.
Clemens blinzelte überrascht. Im Halbdunkel der Kirche glaubte er, den Wirt der Pension ›Edelweiß‹ zu erkennen. Das war doch wohl nicht möglich! Die gleiche hohe Statur und eine schlanke durchtrainierte Figur. Doch bei näherem Hinsehen erkannte er seinen Irrtum. Denn die markanten, leicht gebräunten Gesichtszüge seines Gegenübers unterschieden sich doch von denen seines Vermieters.
»Grüß Gott«, grüßte ihn der Pfarrer freundlich.
»Guten Tag, Hochwürden«, antwortete Clemens mit gedämpfter Stimme. »Sie haben wunderbare Kunstschätze hier in Ihrer Kirche.«
»Es freut mich, dass Ihnen meine Kirche gefällt«, erwiderte der Pfarrer lächelnd.
Gemeinsam durchschritten sie den langen Gang an den Bankreihen vorbei und traten ins Freie.
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie darauf anspreche, aber Sie erinnern mich an den Wirt der Pension ›Edelweiß‹. Sind Sie vielleicht mit ihm verwandt?«
»Andreas Trenker ist mein Cousin. Ich bin Pfarrer Trenker«, sagte er mit einem Auflachen und reichte dem Besucher die Hand. »Und Sie machen Urlaub in St. Johann?«
»Ja und nein. In erster Linie bin ich beruflich hier. Aber ich verbinde die Arbeit mit Freizeit.« Sein Blick schweifte hinüber zu den Felsen, die sich wuchtig über dem Wachnertal erhoben. »Bergerprobt bin ich zwar nicht, aber die eine oder andere Wanderung will ich auf jeden Fall machen.«
»Sie müssen ja net gleich morgen den Wendelstein erklimmen«, scherzte Sebastian Trenker. »Übrigens unternehme ich oft Bergtouren, dabei können Sie mich gern begleiten – sie