Unter südlicher Sonne: Fürstenkrone Classic 93 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
Die Verlobung des Grafen von Lendorff mit Komtesse Gerda von Liebritz war nur durch einen dummen Zufall zustande gekommen und von Graf Hendrik auch gar nicht gewollt. An einem Winterabend gab er eine große Gesellschaft auf Rothkehlen, dem Gut der Grafen von Lendorff. Er tanzt mit Gerda, die ihn liebt. Leicht und sicher und vor sich hin summend, führt er die elegante Gestalt hinüber ins Blumenzimmer. Sie tanzen an dem Diener Hubert vorüber. Hendrik nimmt von dem Silbertablett zwei Champagnergläser und reicht eins davon Gerda. Sie stehen jetzt dicht voreinander. Die Glut ihrer Augen umfängt ihn. Aber seltsamerweise vermag sie es nicht, in ihm jene Bereitschaft zum Geben und Verschenken zu wecken. Kühl und nüchtern steht er dieser Frau gegenüber. Vielleicht kommt das noch, wenn das entscheidende Wort erst gesprochen ist, denkt er. Er beugt sich etwas vor und lässt sein Glas an das ihre klingen. »Auf die Schönheit! Ja, trinken wir auf die Schönheit!« Ihre Augen hängen an seinen Lippen. Dann leeren sie in einem Zug ihre Gläser. Plötzlich fühlt Hendrik zwei weiche, leidenschaftliche Arme um seinen Hals. Ein heißer, stammelnder Frauenmund nähert sich dem seinen. »Du weißt ja gar nicht, wie ich mich Tag und Nacht nach dir sehne, wie ich immer auf dich warte! Manchmal denke ich, du fühlst es gar nicht, und dabei ist es doch so schade um jede Stunde.
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Unter südlicher Sonne - Barbara Wiedenberg
Fürstenkrone Classic
– 93 –
Unter südlicher Sonne
Wie Graf Hendrik seine Liebe wiederfand
Barbara Wiedenberg
Die Verlobung des Grafen von Lendorff mit Komtesse Gerda von Liebritz war nur durch einen dummen Zufall zustande gekommen und von Graf Hendrik auch gar nicht gewollt. An einem Winterabend gab er eine große Gesellschaft auf Rothkehlen, dem Gut der Grafen von Lendorff.
Er tanzt mit Gerda, die ihn liebt.
Leicht und sicher und vor sich hin summend, führt er die elegante Gestalt hinüber ins Blumenzimmer. Sie tanzen an dem Diener Hubert vorüber.
Hendrik nimmt von dem Silbertablett zwei Champagnergläser und reicht eins davon Gerda. Sie stehen jetzt dicht voreinander. Die Glut ihrer Augen umfängt ihn. Aber seltsamerweise vermag sie es nicht, in ihm jene Bereitschaft zum Geben und Verschenken zu wecken. Kühl und nüchtern steht er dieser Frau gegenüber. Vielleicht kommt das noch, wenn das entscheidende Wort erst gesprochen ist, denkt er. Er beugt sich etwas vor und lässt sein Glas an das ihre klingen.
»Auf die Schönheit! Ja, trinken wir auf die Schönheit!«
Ihre Augen hängen an seinen Lippen. Dann leeren sie in einem Zug ihre Gläser.
Plötzlich fühlt Hendrik zwei weiche, leidenschaftliche Arme um seinen Hals. Ein heißer, stammelnder Frauenmund nähert sich dem seinen.
»Du weißt ja gar nicht, wie ich mich Tag und Nacht nach dir sehne, wie ich immer auf dich warte! Manchmal denke ich, du fühlst es gar nicht, und dabei ist es doch so schade um jede Stunde. Alle Welt spricht längst darüber. Hendrik, dass wir beide, ich meine, dass du und ich …«
Hat sie zu viel getrunken? Oder ist die Leidenschaft ihres Blutes so groß, dass sie sich vergisst?
Hendrik fühlt den heißen Frauenmund auf seinen Lippen. Sie küsst ihn unbeherrscht.
Es ist, als wenn etwas in ihm zerbricht. Unwillkürlich wird seine Haltung steif und abwehrend. Diese Frau ist keine Frau, diese Frau ist – ja ist …
»Oh, Pardon!«, klingt eine verstörte Stimme neben ihm. Gert von Halbersleben ist ins Zimmer getreten. Erschrocken wie eine bei einer heimlichen Liebkosung ertappte Frau, lässt Gerda die Arme sinken und schmiegt sich Schutz suchend an Hendrik.
Dieser ist blass geworden. Nur eine Sekunde herrscht peinliches Schweigen.
Gert von Halbersleben wendet sich ab, um das Zimmer zu verlassen, da hält ihn die Stimme des Freundes zurück.
Hendrik hat begriffen, dass es in diesem Augenblick nur eine Möglichkeit für ihn gibt, die Ehre dieser Frau, die sein Gast ist, zu rehabilitieren.
»Einen Augenblick, Gert! Warum läufst du denn davon? Du sollst der Erste sein, der es erfährt, dass wir uns soeben verlobt haben!«
Er sieht, dass Gert von Halbersleben aufatmet. Mit diesem einen Wort hat er die Ehre der Komtesse wiederhergestellt. Aber welchen Preis muss er dafür bezahlen! Er lässt die Gratulation über sich ergehen. Übel ist ihm in diesem Moment, er hört sich selbst wie einen Fremden sagen:
»Es lag wohl schon längere Zeit in der Luft, nicht wahr? Und ihr habt es wohl alle geahnt? Die Verlobung feiern wir natürlich noch extra, aber trinkt inzwischen auf unser Wohl, Kinder.«
Er zieht Gerda mit sich fort hinüber in den Salon.
Cläre kommt ihnen entgegen. Sie schaut fragend in des Bruders etwas verstörtes Gesicht, aber dann reicht sie Gerda herzlich die Hand.
»Ich freue mich für euch und gratuliere euch von ganzem Herzen. Weiß es Mama schon, Hendrik? Ich bin sicher, sie wird sich freuen!«
Gerdas feine Nasenflügel vibrieren etwas hochmütig, und triumphierend schaut sie auf die zukünftige Schwägerin.
Geschafft, denkt sie. Geschafft! Wenn ich erst Herrin auf Rothkehlen bin, dann wird er mir gehören, nur mir! Dafür werde ich schon sorgen!
Herablassend, aber durchaus liebenswürdig, sagt sie: »Ich hoffe, wir werden uns gut verstehen, kleine Schwägerin. Nun wollen wir es aber Papa und deiner Mutter sagen. Komm, Hendrik.«
Cläre schaut den Bruder an. Der beißt sich auf die Lippen und zuckt unmerklich die Schultern.
Von Liebritz – Gerdas Vater – zeigt sich nicht weiter überrascht, als Hendrik in aller Form um die Hand seiner Tochter anhält. Er hat viel getrunken. Ein wenig schwankend nach dem Genuss des schweren Weins erhebt er sich aus seinem Sessel und schlägt seinem zukünftigen Schwiegersohn ein paarmal auf die Schulter.
»Na ja, das kommt ja nicht ganz so überraschend, nicht wahr? Hast meine Gerda ja auch lange zappeln lassen, Junge. Hab’ es wohl gemerkt und schon gedacht, müsst mal ein Wort unter Männern mit dir reden.«
Etwas angewidert und benommen wendet Hendrik sich ab. Da ist er jetzt in eine Situation hineingeraten, deren Folgen noch nicht abzusehen sind. Aber es bleibt ihm kein anderer Weg mehr.
Da steht seine Mutter. Sie schaut ihn an, und dann schüttelt sie ganz unmerklich den Kopf, als wollte sie sagen: Ich verstehe das nicht. Was ist mit dir los? Wie konntest du das tun?
Aber es ist zu spät. Man muss das Beste daraus machen, das begreift auch Dora von Lendorff.
Fast graut schon der Morgen, als die letzten Gäste das Herrenhaus von Rothkehlen verlassen.
Noch einmal schmiegt Gerda sich eng an ihren Verlobten. »Bitte, komme bald herüber zu uns, damit wir alles besprechen können. Lass mich nicht so lange warten, sonst vergehe ich noch vor Sehnsucht nach dir, und dann geh ich einfach nicht mehr von hier fort. Ich hab’ dich noch nicht eine Stunde für mich allein gehabt vor lauter Menschen«, schmollt sie.
»Ich verspreche dir, sobald zu kommen, wie es meine Zeit erlaubt. Gerda. Du wirst dich beizeiten daran gewöhnen müssen, dass du einen sehr beschäftigten Mann bekommst!«
Gerda seufzte komisch auf.
»Ich glaube, ich muss mich noch an vieles gewöhnen bei dir! Mach es uns nicht schwerer, als unbedingt nötig!«
»Du kannst dich darauf verlassen, dass ich bald komme, Gerda.«
Oben auf seinem Zimmer steht er noch lange am Fenster und schaut in den kalten, klaren Morgen. Nun hat sich sein Schicksal also gewendet an einem einzigen Abend voller Überraschungen und ein Vorgeschmack ist ihm gekommen, von dem, was auf ihn wartet.
Gert von Halbersleben hat ihm seinen Besuch für die nächsten Tage angekündigt. Er ahnt, was der Freund bei ihm will. Cläre wird an ihm einen treuen Gefährten finden. Und er selbst? Er prüft sich selbst lange, und als er endlich das Fenster schließt und sich müde anschickt, zu Bett zu gehen, weiß er, dass Gerda von Liebritz seinem Herzen nichts bedeutet. Nichts, gar nichts. Dennoch ist er bereit, die Konsequenzen zu ziehen und ihr ein verständnisvoller, treuer Gatte zu sein.
*
Ein paar Tage später sitzt der junge Herr auf Rothkehlen – Graf Hendrik von Lendorff – bereits um die siebte Morgenstunde am Frühstückstisch im Blumenzimmer.
Der Tag verspricht schön zu werden. Kalt und klar ist die Luft, und die Sonne schickt ihre ersten Strahlen über die Wälder, die sich nach Osten hin an die Weiden anschließen.
Hendrik trägt einen englischen, feingewebten Anzug aus weicher Wolle, entgegen seiner Gewohnheit, sonst in Reithosen am Frühstückstisch zu erscheinen.
Er überfliegt die Morgenzeitung. Frieda gießt den starken schwarzen Kaffee ein. Und dann, während er sich den knusprigen goldgelben Toast bestreicht, überlegt er, was der Tag ihm bringen wird. Er wird für zwei Tage hinüber müssen nach Hamburg, um seine Bankgeschäfte zu erledigen. Jetzt, wo er vermuten muss, dass sein Freund und Nachbar Gert von Halbersleben um Cläre anhalten wird, drängt es ihn, das Erbteil seiner Schwester sicherzustellen. Und außerdem – er zieht die Stirn ein