Kleines Mädchen hat große Sehnsucht: Sophienlust 166 – Familienroman
Von Marisa Frank
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Langsam schlug Deborah Houston die Augen auf. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie sich zurechtfand. Richtig, sie saß ja im Flugzeug!
Vorsichtig richtete sie sich auf, denn ihre Gliedmaßen schmerzten. Das linke Bein war ganz steif. Kein Wunder! In einem Flugzeugsitz zu schlafen war schließlich nicht besonders bequem. Eigentlich hatte sie ja auch gar nicht schlafen wollen, aber die Mutter hatte es befohlen. So hatte sie gehorsam die Augen geschlossen und war dann doch eingeschlummert.
Gähnend strich Deborah sich die Ponyfransen aus der Stirn. Neben ihr bewegte sich ihre Mutter, aber sie hatte die Augen noch fest geschlossen. Das schwarze Haar bedeckte die Hälfte ihres Gesichts. Auch viele der anderen Passagiere schienen zu schlafen.
Leise zog Deborah den Vorhang zur Seite und blickte aus dem Fenster, an dem Wolkenberge vorüberglitten. Sie kräuselte die Stirn. Sie hatte so viele Fragen, aber die Mutter hatte ihr bisher noch keine davon beantwortet. Zu gern hätte sie vor allem gewusst warum sie nach Deutschland flogen. Und wo war Daddy? Noch nie waren sie ohne ihn verreist.
Angestrengt dachte Deborah über die letzten Stunden nach. Alles war so schnell gegangen. Plötzlich fiel ihr Cäsar ein. Auch um ihn sorgte sie sich. Er musste im Gepäckraum mitfliegen.
Hoffentlich geht es ihm gut, dachte die Kleine. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte nachgesehen, aber sie wagte es nicht. Sie wusste ja auch nicht, wo der Gepäckraum war.
»Lieber Cäsar«, murmelte Deborah leise, »ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber ich durfte dich ja leider nicht zu mir nehmen.« Erschrocken schwieg sie,
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Buchvorschau
Kleines Mädchen hat große Sehnsucht - Marisa Frank
Sophienlust
– 166–
Kleines Mädchen hat große Sehnsucht
Mit Dada war es immer so schön
Marisa Frank
Langsam schlug Deborah Houston die Augen auf. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie sich zurechtfand. Richtig, sie saß ja im Flugzeug!
Vorsichtig richtete sie sich auf, denn ihre Gliedmaßen schmerzten. Das linke Bein war ganz steif. Kein Wunder! In einem Flugzeugsitz zu schlafen war schließlich nicht besonders bequem. Eigentlich hatte sie ja auch gar nicht schlafen wollen, aber die Mutter hatte es befohlen. So hatte sie gehorsam die Augen geschlossen und war dann doch eingeschlummert.
Gähnend strich Deborah sich die Ponyfransen aus der Stirn. Neben ihr bewegte sich ihre Mutter, aber sie hatte die Augen noch fest geschlossen. Das schwarze Haar bedeckte die Hälfte ihres Gesichts. Auch viele der anderen Passagiere schienen zu schlafen.
Leise zog Deborah den Vorhang zur Seite und blickte aus dem Fenster, an dem Wolkenberge vorüberglitten. Sie kräuselte die Stirn. Sie hatte so viele Fragen, aber die Mutter hatte ihr bisher noch keine davon beantwortet. Zu gern hätte sie vor allem gewusst warum sie nach Deutschland flogen. Und wo war Daddy? Noch nie waren sie ohne ihn verreist.
Angestrengt dachte Deborah über die letzten Stunden nach. Alles war so schnell gegangen. Plötzlich fiel ihr Cäsar ein. Auch um ihn sorgte sie sich. Er musste im Gepäckraum mitfliegen.
Hoffentlich geht es ihm gut, dachte die Kleine. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte nachgesehen, aber sie wagte es nicht. Sie wusste ja auch nicht, wo der Gepäckraum war.
»Lieber Cäsar«, murmelte Deborah leise, »ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber ich durfte dich ja leider nicht zu mir nehmen.« Erschrocken schwieg sie, als ihre Mutter sich im Schlaf wieder bewegte. Doch dann kreisten ihre Gedanken weiter um ihren Vater und um den Hasen Cäsar. Von Daddy hatte sie sich nicht einmal verabschieden dürfen. Ob er überhaupt wusste, dass sie hier im Flugzeug saß? Und Cäsar hatte sie nur deshalb mitnehmen dürfen, weil sie sich geweigert hatte, ohne ihn mitzukommen. Aber dann hatte man ihn doch von ihr getrennt! Wann würde sie ihn wohl wiedersehen?
Deborah wurde immer trauriger. Beinahe hätte sie geweint, aber dann sagte sie sich, dass sie dazu mit ihren acht Jahren doch schon zu groß war.
Die Kleine suchte nach ihrem Taschentuch und putzte sich geräuschvoll die Nase.
Dann beugte sie sich vor und sah ihre Mutter an, deren Kopf auf die Brust gesunken war. Debby beschloss, zur Toilette zu gehen. Wo diese war, wusste sie. Die Mutter hatte sie ihr gleich nach dem Betreten des Flugzeugs gezeigt.
Vorsichtig erhob sich Deborah. Es gelang ihr wirklich, den Gang zu erreichen, ohne ihre Mutter zu wecken. Doch plötzlich musste sie laut lachen. Gleich darauf presste sie erschrocken die Hand auf den Mund. Der Mann, der hinter ihrer Mutter saß, schnarchte, als müsste er einen ganzen Wald umsägen.
Völlig unerwartet stieß Deborah mit einem Herrn aus einer anderen Sitzreihe zusammen, der ebenfalls den Gang betreten hatte. Obwohl sie an dem Zusammenstoß nicht schuld war, begann der Mann sofort zu schimpfen. »Kannst du denn nicht aufpassen? Was schleichst du da allein herum? Unglaublich, so etwas!«
Er hatte so laut geschimpft, dass Renate Houston, Deborahs Mutter, aufgewacht war und die Stewardess herbeigeeilt kam.
»Ich habe wirklich keine Schuld. Der Mann ist in mich hineingelaufen«, beteuerte Deborah.
Das nützte ihr aber nichts. Ihre Mutter, so unsanft aus dem Schlaf geweckt, begann auch zu schelten. »Was fällt dir denn ein? Kannst du nicht einmal stillsitzen? Setz dich sofort wieder hin und gib Ruhe!«
»Ich muss aber zur Toilette«, sagte Deborah zerknirscht.
»Ich begleite dich«, bot die nette Stewardess ihr an.
Während Deborah mit ihr den Gang entlangging, entschuldigte sich Renate bei dem immer noch sehr aufgebrachten Herrn.
Der junge Mann wollte zunächst in scharfer Weise entgegnen, aber als Renate sich vorbeugte, sah er ihre Gesichtszüge. Sofort interessierte er sich für sie. »Ich glaube, ich muss mich entschuldigen«, meinte er nun galant, »denn ich habe Sie leider geweckt. Aber ich war so erschrocken, als ich plötzlich mit einem kleinen Mädchen zusammenstieß. Wahrscheinlich war ich auch noch nicht ganz wach. Gerd Weller«, stellte er sich danach vor.
»Renate Houston.« Deborahs Mutter ergriff die dargebotene Hand.
»Sie sind Amerikanerin?«, wunderte sich der junge Mann sofort. »Sie sprechen ein akzentfreies Deutsch.«
»Ich bin Deutsche, aber mit einem Amerikaner verheiratet.« Für Sekunden huschte über Renates Gesicht ein Schatten. Nein, sie wollte jetzt nicht an ihren Mann denken. Sie war schließlich weggegangen, um in Zukunft ihr eigenes Leben zu führen.
Gerd Weller, der sie beobachtet hatte, fragte: »Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Nein, nein«, wehrte Renate ab. »Ich habe wohl auch noch nicht ausgeschlafen.«
Gerd fand Renate auf Anhieb sympathisch. Um das Gespräch aufrechtzuerhalten, bezog er auch das kleine Mädchen in das Gespräch mit ein als es wiederkam. Doch er war froh, dass die Kleine kaum antwortete, sondern sich wieder in ihren Sitz kuschelte.
Deborah betrachtete mit finsterer Miene den fremden Mann. Warum unterhielt sich ihre Mutter jetzt mit ihm? Sie hatte ihr doch versprochen, ihre Fragen wegen der unerwarteten Reise zu beantworten.
Erst nachdem die Stewardess die Essensportionen verteilt hatte und der Fremde somit anderweitig beschäftigt war, wagte Deborah die Frage: »Warum ist Daddy nicht mitgeflogen?«
Renate zuckte zusammen. »Debby, ich habe dir doch bereits erklärt, dass er keine Zeit hat«, antwortete sie ungeduldig.
»Aber wir hätten doch warten können, bis er Zeit hat«, beharrte die Kleine.
»Nein, das ging nicht, wirklich nicht!« Renate wandte das Gesicht ab, denn sie konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen traten. Rasch tupfte sie diese in einem unbeobachteten Augenblick weg.
Gerd Weller, der ihr gegenübersaß, hatte es trotzdem gesehen. Aha, dachte er, da stimmt etwas nicht. »Bleiben Sie länger in Deutschland?«, erkundigte er sich.
Hilflos zuckte Renate die Achseln. »Ich glaube schon. Jedenfalls werde ich zuerst einmal meine Tante in Stuttgart besuchen. Ich habe sie schon sehr lange nicht mehr gesehen.« Dann erzählte sie von ihrem Leben in Amerika. Doch mit keinem Wort erwähnte sie dabei ihren Mann.
Gerd Weller war ein guter Unterhalter. Er erzählte ohne Umschweife von sich und von seiner Arbeit in Stuttgart, wo er die technische Abteilung eines Chemiewerkes leitete.
Er würzte seine Erzählungen mit kleinen Episoden, sodass sich Renates Gesicht öfters zu einem Lächeln verzog. Besonders amüsant plauderte er über die Frauen. Mit einem spitzbübischen Lächeln beteuerte er, dass er der Frau, die ihm für ein gemeinsames Leben geeignet erscheine, noch nicht begegnet sei.
»Bis zu diesem Flug jedenfalls noch nicht«, behauptete er. Dabei sah er Renate tief in die Augen.
Renate senkte den Blick. Energisch rief sie sich zur Ordnung. Sie war nicht zum Flirten nach Deutschland gekommen. Sie wandte sich ihrer Tochter zu, die bisher zum Fenster hinausgestarrt hatte.
Willig ließ sich Deborah auf den Schoß ihrer Mutter ziehen. Sie hielt ganz still, als deren Hand über ihr Haar strich. Sie war die Launen ihrer Mutter gewöhnt. Einmal erlaubte sie ihr alles – und im nächsten Augenblick verbot sie es ihr wieder. Wie anders war da ihr Vater! Er war für sie der beste Mann auf der Welt. Sie liebte ihn fast mehr als ihre schöne Mutter.
Es ging auf elf Uhr nachts zu, als die Passagiere aufgefordert wurden sich für die Landung auf dem Flughafen Stuttgart-Echterdingen vorzubereiten. Bald darauf setzte die Maschine auf.
Deborahs erste Frage nach der Landung galt Cäsar. »Bekomme ich ihn jetzt wirklich zurück?«
»Selbstverständlich, mein Kleines. Ich habe es dir doch versprochen.«
Renate lächelte ihre Tochter an. Da nahm Debby sich ein Herz und fragte: »Kommt Daddy nach? Können wir ihn auch bald wiedersehen?«
»Nein, mein Schatz!« Renate war plötzlich sehr mit dem Öffnen der Sitzgurte beschäftigt.
Deborah torkelte fast vor Müdigkeit, als sie endlich die Pass- und Zollkontrolle hinter sich hatten. Ein kleiner Trost für sie war, dass sie nun endlich Cäsar wiederhatte. Fest presste sie den Käfig mit dem Zwerghasen an sich.
»Komm, Debby«, forderte Renate ihre Tochter auf, »halte dich am Gepäckwagen fest.« Mühsam schob sie den Wagen durch die Menschenmenge zu den Telefonen.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, hörte sie plötzlich Gerd Wellers Stimme dicht hinter sich.
»Danke, ich komme schon zurecht. Die Formalitäten liegen ja bereits hinter uns. Jetzt muss ich nur noch meine Tante anrufen.«
»Ich werde abgeholt, aber ich würde Sie gern vorher zu Ihrer Tante bringen.«
Beinahe hätte Renate eingewilligt, aber sein Blick sprach eine zu deutliche Sprache. Er war ihr sympathisch, der junge Mann, und gerade deswegen lehnte sie dankend ab.
Bedauernd sah Gerd Weller ihr nach. Dann zuckte er die Achseln. Wahrscheinlich war es besser so. Er fühlte, dass er sich in die junge Frau hätte verlieben können, aber sie war eine verheiratete Frau. Bisher war er Schwierigkeiten immer aus dem Weg gegangen.
Renate hatte in diesem Moment andere Sorgen. Was würde ihre Tante sagen? Sie hatte ihr gestern ein kurzes Telegramm gesandt, damit sie über ihre plötzliche Rückkehr informiert war.
Renate hatte kein gutes Gefühl, als sie die Nummer der Tante wählte. Lange ließ sie das Telefon klingeln, wieder und wieder, aber es meldete sich niemand. Verzweifelt