Insel der Versuchung
Von Valerie Parv
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Auf der Yacht des Tierfilmers Steven Dare verliebt sich die hübsche Therapeutin Linden Taylor unsterblich in den attraktiven Mann. Doch als sie sieht, dass er eines Abends heimlich in die Kabine des schönen Models Kitty geht, glaubt sie, dass er sein Herz der anderen geschenkt hat ...
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Buchvorschau
Insel der Versuchung - Valerie Parv
IMPRESSUM
Insel der Versuchung erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1995 by Valerie Parv
Originaltitel: „A Reluctant Attraction"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1104 - 1996 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Karin Kupffer
Umschlagsmotive: Design Pics, CarlShaneff / ThinkstockPhotos
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733777197
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Der Himmel über Derby war strahlend blau. Wäre es nach Linden Taylors Stimmung gegangen, dann hätten Gewitterwolken den Postkartenhimmel verdunkeln und heftige Regengüsse die Stadt an der westaustralischen Kimberleyküste heimsuchen müssen.
Stattdessen schien die Sonne hell und ungetrübt, Lindens schlechter Laune zum Trotz. So jedenfalls empfand sie es, als sie vor dem Eingang der eleganten Villa von einem großen, bulligen Mann aufgehalten wurde, der sich als Butler ausgab. Linden war irritiert. Bestimmt war dieser angebliche Türhüter in Wirklichkeit ein Leibwächter. Eine verdächtige Ausbeulung unter seinem Jackett ließ sie eine versteckte Waffe vermuten.
Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe von einssiebzig auf. Trotzdem blieb der Mann ein Riese, gegen den sie keine Chance hatte. „Wenn Greg Hamil erfährt, dass Sie mich nicht hereinlassen wollten, könnte es Sie Ihren Job kosten."
Das war natürlich ein Bluff. Greg hatte keine Ahnung, dass sie vor der Tür stand, und eine Einladung zur Party hatte sie nicht bekommen. Sie hatte allen Mut zusammennehmen müssen, um hierher zu kommen, aber sie hatte keinen anderen Ausweg gewusst. Sie musste mit Greg reden. Er war ihr eine Erklärung schuldig.
Der Butler ignorierte ihre Drohung. „Es tut mir leid, Miss, aber ich habe Anweisung, nur die eingeladenen Gäste hereinzubitten."
Linden hielt ihm ein Päckchen unter die Nase. „Und warum würde ich ein Geschenk mitbringen, wenn ich nicht wüsste, dass Greg seinen dreißigsten Geburtstag feiert?" Sie sah den Butler mit großen Augen unschuldig an. Sie wusste, dass sie jünger als fünfundzwanzig aussah mit ihrer zierlichen Figur und den blonden Locken. Aber es war vergeblich. Der Mann blieb stur.
„Sie hätten es in der Zeitung lesen können."
Linden erschrak. Sie fühlte sich ertappt. Sie hatte tatsächlich die Nachricht von der geplanten Party in der Zeitung gelesen, wenige Tage, nachdem Greg sang- und klanglos aus ihrem Leben verschwunden war. Trotzdem wäre sie nicht uneingeladen hier aufgetaucht, wenn Greg sich anders verhalten hätte. Er war für sie nicht mehr zu erreichen gewesen. Nun kam sie auch hier nicht weiter. Vielleicht sollte sie alles vergessen und einfach wieder nach Hause fahren.
Nein, sie würde sich diesmal nicht wegschicken lassen. Man hatte sie in ihrem Leben oft genug verlassen. Sie wollte von Greg wenigstens eine Erklärung. Warum hatte er sich so verhalten, als ob sie ihm etwas bedeutete, und sie dann einfach im Stich gelassen? Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ich bin erst kurz in der Stadt. Vermutlich ist meine Einladung zur Party noch unterwegs. Sie kam einen Schritt näher. „In Perth waren Greg und ich … nun ja, Sie wissen schon, nicht wahr?
„Nein, aber sprechen Sie es aus!" Eine unbekannte männliche Stimme hinter ihr hatte geantwortet.
Erschrocken fuhr Linden herum. Ihr fiel das Päckchen aus der Hand. Der Fremde bückte sich und fing es auf. Er war ihr so nah, dass sie sein After Shave riechen konnte, einen herben, männlichen, sehr verführerischen Duft.
Der Mann war ungewöhnlich groß und athletisch. Er hatte ein markantes Gesicht und braune Augen, mit denen er Linden scharf fixierte. Sie hatte Mühe, Haltung zu bewahren und sich nicht in seinem Blick zu verlieren.
„Danke, dass Sie … mein Päckchen gerettet haben, sagte sie stockend. „Der Inhalt ist zerbrechlich.
Der Fremde studierte ungeniert Lindens handgeschriebene Karte. „Für meinen lieben Greg von seiner Linden. Die Züge des Mannes verhärteten sich. „Dann sind Sie Linden?
„Ja. Sie bemühte sich, ihre Nervosität zu verbergen. „Kann ich das Päckchen zurückhaben?
Der Mann zog sarkastisch die Augenbrauen hoch. Plötzlich sah er richtig gefährlich aus. „Ich könnte Greg Ihr Geschenk übergeben", schlug er vor.
Linden musterte ihn unauffällig. Er erinnerte sie an einen Cowboy aus einem Wildwestfilm, obgleich er für den Anlass korrekt gekleidet war. Er trug den üblichen leichten Abendanzug mit weißem Hemd, Krawatte und dunkler Hose. „Sie gehen also auf die Party?"
„Das habe ich vor." Er verbarg nur mühsam seine Ungeduld.
„Ich will Sie nicht länger aufhalten. Tatsache ist, dass ich Greg persönlich treffen muss."
Wieder zog er die Brauen hoch. „Hat er Sie eingeladen?"
Linden trat von einem Bein auf das andere. „Nicht ausdrücklich. Er hatte keine Ahnung, dass ich in der Stadt sein würde. Sie müssen wissen, dass Greg und ich befreundet sind. Als er in Perth war, nun … jedenfalls sind wir sehr oft miteinander …"
„Ich weiß. Ersparen Sie mir Einzelheiten."
Linden war empört. Was fiel diesem Mann ein? Er hatte kein Recht, sie zu beleidigen. „Ich weiß nicht, warum Sie verärgert klingen. Greg und ich waren in Perth sehr gut befreundet, und so beschloss ich, hierher zu fliegen und ihn zu überraschen."
„Das wird Ihnen sicher gelingen."
„Was meinen Sie damit? Linden fand, dass seine Bemerkung verletzend klang. „Greg hat selber vorgeschlagen, dass ich eines Tages mal die Kimberleyküste besuchen soll.
„Eines Tages, wiederholte der Mann, „was heißt das schon? Das sagt man so daher. Es ist vollkommen unverbindlich, keine richtige Einladung, mehr eine Höflichkeitsfloskel.
Lindens Empörung wuchs. Die herablassende Art ihres Gegenübers war demütigend. „Sie müssen es ja wissen", versetzte sie hitzig.
„Das weiß ich auch, schoss er zurück. „Wenn ich Sie nach Derby eingeladen hätte, dann würden Sie auch wissen, dass Sie willkommen sind. Ich hätte Sie an Ihrer Haustür in Perth abholen und zum Flugplatz bringen lassen. Und dort hätten Sie eine Privatmaschine bestiegen, um zu mir zu fliegen.
Einen Augenblick lang stellte sich Linden diesen unglaublichen Luxus vor. Sie würde ihn gern einmal genießen. „Vielleicht liegt mir nichts daran, wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe in Watte verpackt zu werden."
Der Mann lächelte ironisch. Er wusste genau, dass sie nicht die Wahrheit sagte. „Wer redet von Watte? Meine Frauen tragen Seide und Samt. Im Übrigen wäre die Reise am Flughafen keineswegs zu Ende, fuhr er fort. „Eine klimatisierte Limousine würde Sie am Flughafen abholen und Sie zum Kai bringen, wo meine Yacht auf Sie warten würde. Der Champagner wäre eisgekühlt und der Hummer schon zubereitet. Anschließend, als Nachtisch sozusagen …
„Hören Sie auf, rief Linden fast panisch. Sie fürchtete, dass die Fantasie mit ihm durchging, und sie wollte sich keinen weiteren Peinlichkeiten aussetzen. „Was bezwecken Sie mit Ihren Märchen?
„Ich will Ihnen nur sagen, wie es ist, wenn man wirklich willkommen ist."
„Was bringt Sie auf den Gedanken, dass ich Greg nicht willkommen bin?"
„Ganz einfach. Sie stehen hier vor seiner Tür. Seien Sie ehrlich, Linden, haben Sie Gregs hingeworfene so genannte Einladung nicht etwas zu wörtlich genommen?"
„Nein! Ich muss mit Greg reden und ein paar Missverständnisse klären. Bitte geben Sie mir das Geschenk zurück. Ich werde es ihm persönlich überreichen, und zwar ungestört!"
Linden warf einen zornigen Blick auf den Butler und den arroganten Fremden.
„Nicht so hastig, beschwichtigte sie der Mann. „Vielleicht sollten Sie tatsächlich auf der Party erscheinen. Das würde uns spätere Probleme ersparen.
Linden stutzte. Warum plötzlich die Kehrtwendung? Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Butler. Aber der tat so, als überhörte er die Unterhaltung. Sie räusperte sich. „Ich komme ja nicht herein. Wie Sie wissen, bin ich kein offizieller Gast, obwohl ich mit Greg befreundet bin."
„Aber ich stehe auf der Gästeliste, und ich darf eine Begleiterin mitbringen."
Lindens Zorn steigerte sich. „Ich verstehe, konterte sie, „Sie brauchen mich, weil es Ihnen peinlich ist, ohne eine Frau an Ihrer Seite zu erscheinen. Das ist es doch, oder?
Sie konnte eine gewisse Befriedigung nicht verbergen.
„Überschätzen Sie sich nicht, riet der Mann. „Wenn ich mit Ihnen auftauche, werde ich mehr Probleme haben, als wenn ich solo erscheine. Ich weiß, warum auf meiner Einladung die Anwesenheit einer Dame so dringend gewünscht wurde.
Linden verstand gar nichts mehr. „Hat Greg das so formuliert?", fragte sie neugierig.
Der Mann schüttelte unwillig den Kopf. „Nicht Greg, sagte er, „sondern meine Cousine Sandra Cochran. Sie hat mir die Einladung geschickt. Und ihr Wunsch ist es, dass ich in Begleitung komme. Vermutlich hält sie mich für den einsamen Wolf.
Linden begriff immer weniger. Wer war Sandra Cochran? Sie hatte noch nie von ihr gehört. Allerdings hatte Greg kaum von seiner Familie gesprochen. Sie wusste nur, dass er aus Industriellenkreisen kam und sehr vermögend war. „Ich kenne Sandra Cochran nicht", sagte sie laut.
„Das glaube ich Ihnen aufs Wort, erwiderte der Mann scharf. „Ich denke, es wird höchste Zeit, dass Sie sie kennen lernen. Kommen Sie.
Linden wusste nicht, wie ihr geschah. Der Mann packte sie fest am Arm und zog sie mit sich. Der Butler machte diesmal keine Einwände. Linden blieb stehen. „Wir sollten wenigstens unsere Namen kennen, wenn wir als Paar hier aufkreuzen. Was meinen Sie?" Sie sah den Fremden neugierig an.
„Meinetwegen. Er machte ein unwilliges Gesicht. „Ich bin Steven Dare. Meine Freunde nennen mich Steed.
„Dann sollte ich Sie wohl besser Steven nennen, nicht wahr?" Linden bedauerte bereits, dass sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte. Wäre sie doch lieber wieder gegangen, nachdem der Butler ihr den Zutritt verweigert hatte. Dieser Mensch benahm sich unmöglich.
„Wenn Sie mich Mr. Dare nennen, verraten Sie Ihre Tarnung, ist es nicht so?"
Ihre Tarnung? Schließlich hatte er eine Begleiterin gebraucht, damit sein Machobild der Gesellschaft erhalten blieb! Sie blickte zu ihm auf. „Ich habe keine Tarnung nötig, wie Sie es nennen. Ich bin nur gekommen, um mit Greg zu sprechen. Es gibt da ein paar Dinge zu klären."
Ja, sie würde Greg fragen, warum er ihr eine Reise nach Derby vorgeschlagen hatte, wenn er sie in Wirklichkeit gar nicht sehen wollte. Natürlich hatte sie versucht, ihn von Perth aus anzurufen, aber Greg hatte das Telefonat sehr schnell beendet, weil er angeblich zu einem dringenden geschäftlichen Treffen verabredet war. Sie hatte ihn nicht mehr erreichen können, obgleich sie sich schon drei Tage in Derby aufhielt. Und wenn Steven Dare am Ende mit seiner Vermutung recht behielt, dass Gregs Einladung nach Derby nur reine Höflichkeit gewesen war?
Linden unterdrückte einen Seufzer. Diese Haltung hätte gar nicht zu dem Mann gepasst, der sich so auffällig in Perth um sie bemüht hatte. Linden arbeitete in einem Schlaflabor als Therapeutin, und dort war Greg ihr begegnet. Er hatte eine beträchtliche Summe für das Schlafzentrum gestiftet und darauf bestanden, einige Nächte dort zu verbringen, um Linden bei der Arbeit zuzusehen. Aber das war nicht alles. Er hatte sie mit Einladungen in teure Restaurants bombardiert und so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen wollen.
Linden war keine verwöhnte Frau, und Greg war der erste Mann, der sie so stürmisch umwarb. Sie musste zugeben, dass sie es sehr genoss, denn nie zuvor hatte sie das Gefühl gehabt, wirklich die Nummer eins im Leben eines anderen Menschen zu sein. Sie war in Kinderheimen aufgewachsen, und nun bemühte sich ein so mächtiger und wohlhabender junger Mann um sie.
Und dann hatte Greg Hamil ihr eines Tages vorgeschlagen, das Wochenende mit ihm auf seiner Yacht zu verbringen. Die Einladung hatte sie in ein Gefühlschaos gestürzt, weil sie natürlich wusste, was Greg von ihr erwartete. Aber sie bekam Angst. Sie fürchtete sich nicht vor Greg und seinen Umarmungen, sondern vor der Unsicherheit, die damit verbunden war. Wie würde sich ihre zukünftige Beziehung gestalten, wenn sie seinem Wunsch nachgab? Glücklicherweise nahm ihr das Schicksal die Entscheidung ab. Sie bekam eine starke Erkältung und musste das Bett hüten.