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Verführung der falschen Braut
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eBook263 Seiten3 Stunden

Verführung der falschen Braut

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Über dieses E-Book

Mitgefangen, mitgehangen! Gezwungenermaßen hat Dominique sich auf das böse Spiel eingelassen, Gideon Albury in die Ehefalle zu locken. Und nun weigert der brüskierte Gentleman sich, sie wieder freizugeben. Noch schlimmer: Sie fühlt sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Und sein zorniger Kuss weckt verbotene Sehnsüchte …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum1. Mai 2021
ISBN9783751506724
Verführung der falschen Braut
Autor

Sarah Mallory

Schon immer hat die in Bristol geborene Sarah Mallory gern Geschichten erzählt. Es begann damit, dass sie ihre Schulkameradinnen in den Pausen mit abenteuerlichen Storys unterhielt. Mit 16 ging sie von der Schule ab und arbeitete bei den unterschiedlichsten Firmen. Sara heiratete mit 19, und nach der Geburt ihrer Tochter entschloss sie sich, das zu tun, was sie schon immer hatte tun wollen: schreiben. Voller Stolz konnte sie schon bald ihre ersten historischen Liebesromane in der Hand halten. Als sie Zwillingssöhne bekam, musste das Schreiben in die 2. Reihe rücken. Wegen eines Knöchelbruchs musste sie einige Jahre später 12 Wochen auf dem Sofa verbringen. Nun fand sie endlich Zeit, ihren nächsten Roman zu beenden. Und seitdem hat das Schreiben sie nicht mehr losgelassen. Ihre Spezialität sind historische Liebesromane mit einem abenteuerlichen Touch.

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    Buchvorschau

    Verführung der falschen Braut - Sarah Mallory

    IMPRESSUM

    Verführung der falschen Braut erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2014 by Sarah Mallory

    Originaltitel: „Lady Beneath The Veil"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 31 (6) 2015

    Übersetzung: Svenja Tengs

    Umschlagsmotive: GettyImages_nfedorova

    Veröffentlicht im ePub Format in 05/2021

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751506724

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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    1. KAPITEL

    Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen."

    Die Worte dröhnten durch den Innenraum der kleinen Kirche. Der Honourable Gideon Albury lächelte beim Anblick der verschleierten Frau an seiner Seite. Sie trug eine jungfräuliche Sittsamkeit zur Schau, wie er sie noch nie an ihr erlebt hatte.

    Vielleicht glaubte sie, dass sie damit sein Verlangen entfachen würde, aber das tat sie ohnehin und hätte sich dafür nicht eigens wie eine Nonne kleiden müssen. Mit ihrer hinreißenden Figur, den goldenen Locken und den kornblumenblauen Augen war sie von seltener Schönheit. Wenn sie jenen kleinen Kniff anwandte und ihn unter halb gesenkten Lidern ansah, versprachen ihre Augen sinnliches Vergnügen. Dann wurde er stets erregt in Erwartung lustvoller Genüsse. Endlich würde ihn nichts mehr davon abhalten können, alles an ihr zu erkunden.

    Allerdings hatte die entzückende Blondine neben ihm ihre Vorzüge keineswegs schamlos zur Schau gestellt. Immerhin handelte es sich um eine Dame, nämlich um die Cousine des Earl of Martlesham. Sonst hätte er auch niemals eine Ehe in Erwägung gezogen, ohne die Zustimmung seines Vaters eingeholt zu haben. Mochte Lord Rotham ihn auch für verdorben halten, so tief war er nicht gesunken, dass er außerhalb seiner Kreise heiraten würde. Jedoch war er noch nie zuvor einer jungen Dame aus gutem Hause begegnet, die solch eine Vollkommenheit ausstrahlte. Einmal hatte er einen flüchtigen Blick auf ihre Knöchel werfen dürfen. Er hatte sie an der schmalen Taille umfasst und an sich halten müssen, um nicht den Ansatz ihrer vollen Brüste mit Küssen zu bedecken. Oh Gott, allein der Gedanke daran machte es schwierig, sich auf die Trauung zu konzentrieren. Die Heiratsurkunde wurde vorgelegt. Gideon kritzelte den eigenen Namen auf das Blatt Papier und sah zu, wie seine Braut ihren Namen neben seinen schrieb. Als sie den Federkiel festhielt, zitterte sie ein wenig. Wahrscheinlich konnte sie durch den verdammten Schleier nicht gut sehen.

    Ihr Trauzeuge Martlesham unterschrieb mit einer schwungvollen Bewegung und grinste.„So, das wäre geschafft."

    „Ja, stimmt. Gideon lächelte seine junge Frau an. „Ich denke, darauf können wir jetzt verzichten.

    Als er nach dem Schleier griff, hielt sie ihn schnell mit der behandschuhten Hand zurück.

    „Noch nicht", flüsterte sie.

    Er lachte.

    „Vorsicht, meine Liebe, sonst denke ich noch, dass ich eine prüde alte Jungfer geheiratet habe."

    Er hatte erwartet, ihr herrliches, kehliges Lachen zu hören, doch sie blieb still und fasste ihn lediglich sanft am Arm, während er sie zum Portal führte.

    Beim Heraustreten aus dem dunklen Steingebäude blendete ihn der grelle Frühlingssonnenschein die Sicht. Er blieb stehen und wandte sich wieder seiner Braut zu.

    „Nun gestatten Sie mir aber einen Kuss, Sie Hüterin von Anstand und Moral … Er hob den Schleier. „Großer Gott! Er trat zurück, blankes Entsetzen in den Augen, als er in das Gesicht einer ihm völlig Unbekannten schaute.

    2. KAPITEL

    Dominique blieb regungslos stehen, als sie in das Gesicht ihres schockierten Ehemanns blickte. Darin waren alle Regungen zu lesen, auf die sie sich eingestellt hatte: Entsetzen, Abscheu und Entrüstung. Sie hatte gewusst, welchen Eindruck das Ganze auf ihn machen würde, nachdem er die List erst aufgedeckt hätte. Er fuhr sich mit den Fingern durch das mahagonibraune Haar, da erklang hinter ihnen Max’ boshaftes Lachen.

    „Da bist du mir schön auf den Leim gegangen, Albury!"

    „Aber ich verstehe nicht, Martlesham. Deine Cousine …"

    „Das ist meine Cousine."

    Max lachte erneut, und Dominique empfand Mitgefühl für den Mann, der sie soeben geheiratet hatte. Fassungslosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben.

    Dazu hatte er auch jedes Recht. Statt der schönen, sinnlichen Blondine, die er in den letzten beiden Monaten umworben hatte, war er jetzt mit einer zierlichen Brünetten vermählt, die er noch nie im Leben gesehen hatte.

    „Ist etwas nicht in Ordnung? Der Pfarrer schaute von einem zum anderen, bevor er dem Earl einen beunruhigten Blick zuwarf. „Lord Martlesham?

    „Nein, nein. Es ist alles in bester Ordnung, verkündete Max grinsend. „Dem Bräutigam hat es nur angesichts der Tragweite dieses Anlasses die Sprache verschlagen, das ist alles. Er wandte sich an die Hochzeitsgäste: „Hier entlang, meine Damen und Herren. Die Kutschen stehen schon bereit."

    „Einen Augenblick! Der Mann neben ihr verharrte an Ort und Stelle, schüttelte lediglich ihre Hand ab. „Wo ist Dominique?

    „Mein Gott, Albury, hast du es immer noch nicht begriffen? Du hast sie gerade geheiratet. Max versetzte ihm einen Stoß. „Na los. Sonst starrst du hier noch Löcher in die Luft. Komm, wir fahren jetzt zurück nach Martlesham Abbey.

    „Bitte. Dominique räusperte sich leise, um ihre Stimme wiederzufinden. „Kommen Sie mit dorthin. Dann werden wir Ihnen alles erklären.

    Stirnrunzelnd griff er nach ihrem Arm und eilte so schnell in Richtung der Kutschen, dass Dominique beinahe rennen musste, um mit ihm Schritt zu halten. Wie bei Hochzeiten üblich, hatten sich auf beiden Seiten des Wegs Leute versammelt, die sie beglückwünschten. Der Landauer, an dessen Tür das Martlesham-Wappen prangte, war mit Bändern geschmückt. Ohne große Umschweife verhalf Argyl ihr in die Kutsche, stieg nach ihr ein und schon wurde die Tür hinter ihnen zugeworfen. Durchs geöffnete Fenster rief Max:

    „Na dann, Gideon. Versuche dein Verlangen bis nach dem Hochzeitsfrühstück zu zügeln. Die Fahrt von hier zur Abbey ist zu kurz, um eine Frau zu beglücken. Ich spreche da aus eigener Erfahrung."

    Peinlich berührt schloss Dominique die Augen. Als die Kutsche sich in Bewegung setzte, ließen sie das heisere Lachen hinter sich.

    „Also hat Max das Ganze eingefädelt."

    Dominique schaute Gideon an. Seine Stimme war zwar ruhig, doch in seinen haselnussbraunen Augen spiegelte sich Zorn wider, so als ob er kurz davor stünde, einen Mord zu begehen. Sie schluckte.

    „Ja."

    „Und alle in der Abbey waren eingeweiht, außer mir."

    „Außer Ihnen und … meiner Mutter."

    „Max sagte, dass sie zu schwach sei, um der Trauung beizuwohnen."

    Dominique ließ den Kopf sinken.

    „Sie weiß nichts davon. Maman hätte diesem Plan niemals zugestimmt."

    „Also wurde die Frau, die ich für Dominique hielt, engagiert, um mir etwas vorzuspielen?"

    Sie nickte.

    „Eine Schauspielerin. Agnes Bennet."

    „Eine verdammt gute dazu. Sie hat mich in dem Glauben belassen, dass sie eine Dame wäre. Aber Sie … Er verzog die Lippen. „Sie mögen vielleicht Max’ Cousine sein, aber eine echte Dame würde sich niemals für solch … solch einen Unfug hergeben.

    Aus seinem Blick sprach Verachtung. Unmöglich, ihm jetzt zu erklären, warum sie sich auf Max’ ungeheuerlichen Plan eingelassen hatte, denn sie fuhren bereits vor Martlesham Abtei vor. Stumm wartete sie, bis die Kutsche zum Stehen kam und der Diener in Livree ihnen die Tür aufmachte. Ihr Begleiter stürmte zuerst hinaus und bot ihr – übertrieben höflich – die Hand.

    „Also gut, Madam. Sollen wir uns zum Hochzeitsfrühstück begeben?"

    Niedergeschlagen begleitete Dominique ihn ins Haus.

    „Wollt ihr mir jetzt endlich erklären, was zum Teufel hier gespielt wird?"

    Gideon blickte im Speisesaal von einem Anwesenden zum anderen. Die Diener hatte man hinausgeschickt. Jetzt waren nur noch die zwanzig Geladenen versammelt, die in den letzten zwei Monaten an Max’ House Party teilgenommen hatten – abgesehen von der blonden Schönheit natürlich. Die Frau, die er für Martleshams Cousine gehalten hatte. Man hatte sie mit dieser kleinen, unscheinbaren Brünetten ersetzt, die jetzt seine Frau war.

    Alle standen schweigend da. Niemand achtete auf den festlich gedeckten Tisch mit dem glänzenden Silberbesteck und dem funkelnden Kristall. Alles stand für das Hochzeitsfrühstück bereit. Gideon schaute sich in der Menge um, aber niemand wollte seinen Blick erwidern.

    „Es sollte nur ein kleiner Scherz sein, mein Guter", sagte Max, der sich an der Anrichte ein Glas Brandy aus der Karaffe einschenkte.

    „Ich kann nichts Lustiges daran finden", erwiderte Gideon. Immer noch lächelnd wandte sich Max ihm zu.

    „Nein? Seltsam. Ich dachte, das würdest du, wenn man bedenkt, was letztes Jahr in Covent Garden passiert ist."

    „Ah … Gideon nickte langsam. „Darum geht es hier also. Du willst es mir heimzahlen, dass ich dir die schöne Diana vor der Nase weggeschnappt habe.

    Jetzt erinnerte er sich wieder. Er war einer von Dutzenden betrunkenen Kerlen gewesen, die sich nach der Aufführung in den Garderoben der Darstellerinnen herumgetrieben hatten. Max hat eine hübsche kleine Operntänzerin umschwärmt, erinnerte sich Gideon, aber sie hatte ihn mehrmals bedeutungsvoll angelächelt und ihm aus ihren mit Kohlstift umrandeten Augen vielversprechende Blicke zugeworfen. Da hatte er gewusst, dass sie sich in die Hände des höchstbietenden Verehrers begeben würde.

    „Verdammt, Albury. Ich war seit Wochen hinter diesem Prachtstück hinterher gewesen. Gerade als ich dachte, dass ich sie um den Finger gewickelt hätte, kommst du und wirfst mit deinem Geld um dich."

    Gideon spürte Wut in sich aufsteigen. Es war ein himmelweiter Unterschied, um die Gunst eines leichten Mädchens zu konkurrieren oder den anderen bei der Eheschließung hinters Licht zu führen.

    „Und weil ich dich damals übertrumpft habe, hast du dir diese Maskerade ausgedacht?"

    „Ja, und ich halte sie für ziemlich gelungen. Max stürzte den Brandy hinunter. „Ich habe Agnes Bennett angeheuert, damit sie meine Cousine spielt, und du lagst ihr von Anfang an zu Füßen. Ich musste also nichts weiter tun, als dich davon zu überzeugen, ihr einen Antrag zu machen. Natürlich hat es geholfen, dass dir immer noch die Moralpredigt deines Vaters von letzter Weihnacht zu schaffen machte. Du hast doch nur auf eine passende Gelegenheit gewartet, es ihm heimzuzahlen.

    Das konnte Gideon nicht abstreiten. Er konnte sich nur zu gut an jene letzte unangenehme Begegnung mit seinem Vater erinnern. Sie hatten sich heftig gestritten. In Wahrheit hatte er schon damals keine Lust mehr auf Max’ ständige Spielchen gehabt, aber es hatte ihn auch geärgert, dass sein Vater sich über seine Freunde ausgelassen hatte. Er hatte die Beherrschung verloren und verkündet, dass er von jetzt an nur noch das tun würde, wonach ihm der Sinn stehe. Er erinnerte sich, wie er aus dem Haus gestürmt war und dabei gerufen hatte: „Ich werde mich anfreunden, mit wem ich will. Ich werde tun und lassen, was ich will. Und ich werde heiraten, wen ich will."

    Wie unklug es gewesen war, den ganzen Vorfall Martlesham zu erzählen.

    Max fuhr fort: „Du wusstest, dass sich dein Vater über eine Hochzeit mit einer meiner Cousinen ärgern würde. Es hat natürlich nicht geschadet, dass sie solch eine Schönheit war."

    „Konntest es gar nicht abwarten, sie ins Bett zu bekommen, was?", rief einer von Max’ Kumpanen, ein eitler Geck mit vorstehenden Zähnen namens Williams.

    Oh Gott, warum war ihm noch nie aufgefallen, was für ein abstoßendes Grinsen dieser Mann hatte? Max schenkte Brandy in ein weiteres Glas ein und reichte es Gideon.

    „Hinzu kam natürlich noch, dass du meintest, du würdest niemals eine Französin heiraten."

    „Ja und?" Gideon nahm eine angespannte Haltung an.

    Max’ Grinsen wurde noch breiter.

    „Der Zufall will es, dass es sich bei meiner lieben Cousine um eine waschechte Französin handelt. Nicht wahr, ma petite?"

    Die junge Frau, die er soeben geehelicht hatte, antwortete nicht, nickte jedoch leicht mit dem Kopf. Gideon kniff die Augen zusammen.

    „Reynolds ist ein englischer Name. Du hast mir gesagt, dass ihr Vorname Familientradition sei."

    „Da habe ich dich zugegebenermaßen hinters Licht geführt, mein Guter. Der Name ist tatsächlich Familientradition, aber er stammt von ihren französischen Vorfahren – nicht von meinen. Max’ gehässiges Grinsen wurde noch breiter. „Mein lieber Gideon, du hättest dir die Heiratsurkunde genauer ansehen sollen, bevor du unterschrieben hast. Dann hättest du gesehen, dass der Name ihres Vaters nicht Reynolds, sondern Rainault lautete. Jerome Rainault, ein Weinhändler aus Montpellier. Ein waschechter Franzmann, Albury.

    „Wie bitte?"

    Vor Überraschung gab Gideon seine beherrschte Haltung auf. Max’ blassblaue Augen funkelten vor Schadenfreude.

    „Du hast schon richtig gehört. Du hast alle Franzmänner zu deinen Feinden erklärt, nicht wahr? Da erschien es mir nur wie ausgleichende Gerechtigkeit, dich mit einer Französin zu verheiraten."

    Bruchstückhaft kam die Erinnerung an die letzte hitzige Diskussion mit seinem Vater zurück.

    „Martlesham ist keine gute Gesellschaft, hatte der gesagt. „Du solltest deine Freunde mit mehr Bedacht wählen.

    Er hatte sich über die Aussage seines Vaters geärgert, doch ihr wahrer Kern traf ihn jetzt umso mehr.

    Williams lachte lauthals. „Fürwahr, ein guter Witz. Du wurdest nach Strich und Faden hereingelegt, Albury. Du hast dich Hals über Kopf in Max’ Schauspielerin verliebt, nicht wahr? Heute Morgen hat er die beiden ausgetauscht. Sogar Schuhe mit Absätzen hat er herangeschafft, damit du nicht merkst, dass deine neue Braut kleiner ist als die reizende Agnes."

    Williams wollte seinen Spazierstock unter die Röcke der Braut schieben, doch die wich errötend vor ihm zurück. Die anderen lachten höhnisch, während Gideon innerlich fluchte. Was hatte er dem kindischen Humor dieser Leute jemals abgewinnen können?

    Außer sich vor Wut sagte er: „Das geht über einen Scherz hinaus, Martlesham. Diesmal hast du mit dem Schicksal anderer Menschen gespielt."

    Max zuckte mit den Schultern.

    „Wir fanden es alle zum Schreien komisch, alter Knabe. Er hielt das Glas hoch. „Komm, gib zu, dass wir dich nach allen Regeln der Kunst hereingelegt haben. Dann können wir das Hochzeitsfrühstück genießen, bevor ich den Pfarrer und den Anwalt aus dem Dorf holen lasse, damit sie die Ehe für ungültig erklären. Es gibt schließlich jede Menge Zeugen, die belegen können, dass du getäuscht wurdest.

    Gideon hob das Glas Brandy in seiner Hand und nippte daran. Alle um ihn herum grinsten, alle außer der Braut. Aus ihren Wangen war jetzt jede Farbe gewichen und sie stand bleich und still neben ihm. Dieses schmale dunkelhaarige Mädchen bildete einen absoluten Gegensatz zu der kurvenreichen blonden Frau, die er hatte heiraten wollen. Langsam wurde ihm das ganze Ausmaß der eigenen Narrheit bewusst. Er hatte nicht das Einverständnis seines Vaters zu der Hochzeit eingeholt – als kleine Rache dafür, dass sein Vater ihn bei ihrem letzten Treffen so zurechtgewiesen hatte. Noch nicht einmal Rogers, seinen Anwalt, hatte er verständigt, da der sicherlich darauf bestanden hätte, einen Ehevertrag aufzusetzen. Weil er besessen von der Idee gewesen war, seine Angebetete so schnell wie möglich zu heiraten, hatte er es widerspruchslos hingenommen, als Max ihm versicherte, dass sie sich später mit den üblichen Formalitäten befassen würden. Jetzt kannte er den wahren Grund, und es lief ihm kalt den Rücken hinunter.

    Langsam sagte er: „Ich soll zugeben, dass man mich hereingelegt hat und mich vor aller Welt lächerlich machen? Nein, das werde ich nicht."

    Eine gewisse Genugtuung erfasste ihn, als er sah, wie ihnen das Lachen im Halse stecken blieb. Max runzelte die Stirn. Die Braut blickte zu ihm auf. Gideon zwang sich zu einem Lächeln.

    „Nein, sagte er gedehnt. „Irgendwann müsste ich ohnehin heiraten. Deine Cousine ist genauso gut wie jede andere auch, Martlesham. Diese Ehe wird nicht aufgelöst.

    „Nein!"

    Atemlos stieß Dominique das Wort hervor. So war das nicht geplant! Flehend schaute sie ihren Cousin an, doch dessen Gesicht glich einer Maske.

    „Kommen Sie. Gideon streckte die Hand nach ihr aus. „Nehmen wir Platz und genießen wir unser erstes gemeinsames Essen als Mann und Frau.

    Sein Ton gestattete keine Widerrede. Widerwillig begleitete sie den Fremden, der jetzt ihr Ehemann war, zu der Tafel. Allerdings war er ihr gar nicht fremd. In den letzten zwei Monaten hatte sie ihn heimlich beobachtet, wie er lachte, tanzte und die Frau umwarb, die vorgab, sie zu sein. Wie sehr sie sich wünschte, mehr wie die schöne Agnes mit ihrem sinnlichen Lachen und ihrem bezaubernden Lächeln zu sein. Als sie mitbekam, wie sich Gideon in die Schauspielerin verliebte, hätte sie ihr dunkles Haar und ihre grünen Augen am liebsten gegen deren blonde Locken und kornblumenblauen Augen eingetauscht. Dann hätte sie vielleicht einen bewundernden Blick von Gideon auf sich ziehen können. Max hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt, dass sie sich als Dienstmädchen verkleidet hatte, um das Liebeswerben zu beobachten. Im Gegenteil, es hatte ihm gefallen, dass die Angelegenheit durch ihre Maskerade noch delikater wurde. Nach und nach hatte sie sich immer mehr von Gideon Albury angezogen gefühlt. Er war anders als die anderen, überlegter, und ihm fehlte jener niederträchtige Humor, den sie bei Max’ Freunden verabscheute. Zuerst hatte sie den Ausdruck seines schmalen Gesichts für ein bisschen ernst gehalten, aber dann hatte sie entdeckt, wie warm seine Augen strahlten, wenn er lächelte. Mit der Zeit hatte sie gelernt, auf seine Stimme zu horchen, die so dunkel und volltönend war.

    Sie hatte sich verliebt.

    Wenn jemand ihr gesagt hätte, dass sie ihr Herz an einen Mann verlieren würde, der noch nicht einmal von ihrer Existenz wusste, hätte sie es für unmöglich gehalten. Doch im Laufe der Wochen, in denen sie ihn beobachtet und belauscht hatte, war sie zu der Überzeugung gelangt, dass es mit diesem gut aussehenden jungen Mann mehr auf sich hatte, als es auf den ersten Blick schien. Er tat zwar so, als wäre ihm alles gleichgültig, aber sie hatte den grüblerischen Ausdruck in seinem Gesicht gesehen, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Manchmal sprach eine flüchtige Traurigkeit aus seinem Blick. Max’ andere Gäste hatten ihr in der Verkleidung als Dienstmädchen oft anzügliche Blicke zugeworfen oder versucht, sie anzufassen, aber Gideon hatte sie nicht angestarrt. Falls er sie überhaupt beachtete, dann behandelte er sie mit einer gedankenlosen Freundlichkeit. Er bedankte sich kurz, wenn sie ihm ein Getränk servierte, oder er tadelte leise seine Freunde,

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