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Suttler und die alte Dame: Suttlers zweiter Fall
Suttler und die alte Dame: Suttlers zweiter Fall
Suttler und die alte Dame: Suttlers zweiter Fall
eBook224 Seiten2 Stunden

Suttler und die alte Dame: Suttlers zweiter Fall

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Über dieses E-Book

›Suttler und die alte Dame‹ ist die zweite Mordermittlung für die Privatermittlerin Jule Suttler. Der Regionalkrimi spielt wieder in Oberhausen, wo Jule am Fuß der Halde Haniel lebt.

Was zunächst nach der einfachen Observation eines untreuen Schwiegersohns aussieht, änderte sich, als Jules Auftraggeberin ermordet wird.
Der Schwiegersohn gehört sofort zu den Hauptverdächtigen, doch auch die anderen Familienangehörigen profitieren vom Tod der alten Dame.

Schon bald sieht sich Jule einer unüberschaubaren Informationsflut gegenüber.
Die Familienmitglieder beschuldigen sich gegenseitig, und versuchen ihre eigenen Geheimnisse zu wahren. Auch die langjährige Gesellschafterin der alten Dame gerät in den Fokus der Ermittlungen.

Als der Schwiegersohn verschwindet, beginnt Jule mit der Suche nach ihm. Dabei bemerkt sie nicht, dass der Täter bereits auf sie aufmerksam geworden ist.

Eine weitere Leiche bringt die bisherigen Ermittlungen der Oberhausener Privatdetektivin völlig durcheinander. Jule muss von vorn beginnen, doch für den Mörder weiß sie bereits zu viel.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum16. Dez. 2019
ISBN9783749782468
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    Buchvorschau

    Suttler und die alte Dame - Marco Rievel

    Kapitel 1

    »Das wird in einem Desaster enden«, murmelte Angelika Trebitz. Unruhig glitt ihr Blick über den gedeckten Tisch, verharrte einige Sekunden auf dem silbernen Kerzenhalter. Die Teller, die Gläser, das Blumengesteck, das die Mitte der Tafel schmückte. Hatte sie alles bedacht?

    Erneut strich sie mit der Handfläche die faltenfreie, weiße Leinentischdecke glatt, trat zwei Schritte zurück und betrachtete den Raum.

    Wenn die Feier doch schon vorbei wäre! Unbewusst rieb sie mit der Hand über ihren Bauch, verdrängte den leicht ziehenden Schmerz, der sie seit dem gestrigen Abend vor lauter Nervosität quälte.

    Aus der Diele hörte sie das Knarren einer Zimmertür. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis die Hausherrin erschien.

    Angelika trat rasch an den Tisch, wischte zum wiederholten Male mit dem Trockentuch über einen silbernen Löffel und richtete das Besteck neu aus. Das Tuch ließ sie in ihrer Schürze verschwinden. In Gedanken rief sie die Gästeliste auf und ordnete den Personen die Stühle zu, obwohl es sich bei jeder Familienfeier um die gleiche Anzahl Gäste handelte.

    Sie hörte die Schritte der Alten auf den Holzdielen. Angelika trat beiseite und drehte sich zur Tür um.

    Brunhilde van Heuvel erschien im Türrahmen, den ihr voluminöser Körper ausfüllte. Sie hatte ihre Festtagsgarderobe angezogen und den Schmuck, der sich seit vier Generation im Familienbesitz befand, angelegt. Die großen Glieder der goldenen Kette, die über ihrer Seidenbluse hingen, glänzten ebenso wie die Augen der alten Dame. Die grauen lockigen Haare lagen dicht am Kopf an. Nicht eine Strähne stand ab. Sie sah aus, als wäre sie soeben aus einem Friseursalon gekommen. Wahrscheinlich hatte sie die Nacht im Sitzen verbracht, um dieses Kunstwerk nicht zu zerstören, dachte Angelika.

    Alles an Brunhilde erinnerte an eine adelige Lady. Eine Gestalt, wie man sie nur noch aus alten englischen Filmen kannte. Sie wirkte unnahbar. Unzählige Altersflecken waren auf dem von Falten übersäten Gesicht unregelmäßig verteilt, und die schmalen Lippen waren von feinen Runzeln umsäumt. Doch ihren wachsamen Augen entging nichts, und der scharfe Verstand konnte jeder Unterhaltung problemlos folgen.

    Angelika hoffte, dass sie mit zweiundachtzig Jahren noch ebenso fit wäre, wenn sich ihr Traum vom eigenen Café endlich erfüllt hätte.

    Die Alte schaute sie einen Moment nachdenklich an, schien ihre Nervosität zu spüren.

    »Bereit für die Schlacht?«, fragte Brunhilde lächelnd. Ihr war die Vorfreude auf die bevorstehende Familienzusammenkunft anzusehen. »Mach dir mal keine Sorgen. In einigen Stunden ist alles vorbei. Und wenn meine Sippschaft frech wird, werfen wir sie alle miteinander raus. Ich habe so viele Familienfeiern erlebt, dass es auf eine weitere nicht mehr ankommt.« Sie schwieg einen Augenblick. »Selbst wenn es mein letztes Osterfest sein sollte, lasse ich mir den Tag nicht von der Verwandtschaft vermiesen.«

    Angelika runzelte die Stirn. »Über den Tod scherzt man nicht«, sagte sie entrüstet, doch ihre Arbeitgeberin lächelte sanft.

    »Das war kein Spaß. Ich bin mir nur meines Alters bewusst und weiß, dass auch mein Leben endlich ist. Selbst wenn es mir im Augenblick gut geht.« Sie zögerte einen Moment, dann straffte sich ihr Körper. »Deshalb werden wir dieses Fest feiern, als wäre es das letzte.«

    Kapitel 2

    Der schrille Türgong kündigte die ersten Gäste an. Angelika zuckte zusammen. Sie wischte ihre Hände an der Schürze ab und atmete tief ein. Jetzt ging es los. Sie streckte ihren Oberkörper und schritt zur Tür. Die Gastgeberin, Brunhilde, postierte sich neben ihren Sitzplatz. Eine Hand ruhte auf der Rückenlehne. Mit angespannter Miene erwartete Brunhilde die Gäste.

    Angelika öffnete die Tür.

    Thomas van Heuvel, der Stammhalter der Familie, und seine Frau Melissa lächelten sie an. Doch Angelika bemerkte die feinen Sorgenfalten, die sich in ihren Gesichtern abzeichneten. Ebenso fiel ihr die Kleidung auf, die sie bereits bei ihrem letzten Besuch getragen hatten. Gewiss, die Sachen waren sauber und ordentlich, allerdings war es in der Familie nicht üblich, mit demselben Ensemble auf verschiedenen Feiern zu erscheinen. Beide mussten sich doch darüber im Klaren sein, dass Uwe, ihr Schwager, sich diesen Fauxpas nicht entgehen lassen und mit bissigen Bemerkungen vor der versammelten Familie darauf reagieren würde. Angelika sah eine friedliche Familienfeier in weite Ferne rücken.

    »Frohe Ostern, Frau Trebitz«, begrüßte Thomas sie und reichte ihr die Hand. Melissa nahm Angelika kurz in den Arm und drückte sie, als gehöre sie zur Familie. Eine kleine Geste, die Angelika viel bedeutete. Sie führte die beiden ins Esszimmer.

    Thomas, der Sohn der Alten, war ein eingebildeter Snob, doch seine Frau konnte sie gut leiden.

    »Hallo Mutter«, begrüßte Thomas Brunhilde, umarmte sie und küsste sie auf die Wangen. »Ich wünsche dir ein schönes Osterfest.« Dann schaute er sich im Zimmer um. »Sind wir die Ersten?«

    »Wie stets bei unseren Familienfeiern«, erwiderte die Alte freundlich, als habe es die Auseinandersetzungen und Streitereien bei den letzten Besuchen nicht gegeben.

    Brunhilde wandte sich der Schwiegertochter zu.

    »Schön, dass ihr es geschafft habt.« Sie reichte Melissa die Hand und nahm das Geschenk entgegen.

    »Frohe Ostern, Mutter.«

    »Das war doch nicht nötig«, echauffierte sich die Gastgeberin, während sie das Geschenkpapier vorsichtig öffnete, damit es noch benutzt werden konnte.

    Angelika konnte ihre Neugierde nicht unterdrücken und trat einen Schritt zur Seite, um das Geschenk zu begutachten. Es handelte sich um das Lieblingsparfüm der Alten. Ein Duft, der seit Jahren der Wohnung eine feine Note verlieh.

    »Melissa hat es für dich ausgesucht«, erklärte Thomas und zwinkerte seiner Frau aufmunternd zu. Ein feines Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.

    Brunhilde betrachtete das Geschenk gleichgültig und reichte es, gemeinsam mit dem Papier, Angelika.

    »Ich habe mittlerweile soviel davon, dass ich einhundertfünfzig Jahre alt werden muss, um alles aufzubrauchen. Trotzdem danke.« Das Lächeln auf Melissas Gesicht verschwand. Sie blickte ihren Mann an und zog die Augenbrauen hoch.

    Angelikas Wangen röteten sich. Sie vermied den Blickkontakt zu Melissa und Thomas und wandte sich stattdessen ab.

    Das Geschenk stellte sie auf die Anrichte und verstaute das Papier, nachdem sie es sorgsam gefaltet hatte, in der Schublade.

    Brunhilde hatte gelogen. Den letzten Flakon hatte Brunhilde vor einigen Wochen angebrochen. Doch dass würde sie niemals zugeben, bedeutete es doch, dass sie Dankbarkeit zeigen müsste. Eine Eigenschaft, die Brunhilde nicht besaß, wie jeder im Raum wusste. Doch niemand stellte Brunhilde zur Rede.

    Angelika vermied es, wie stets, ihre Arbeitgeberin bloßzustellen. In ein paar Tagen würde sie mit ihr darüber sprechen, ohne Zuhörer. Auch wenn ihr Brunhildes Verhalten nicht gefiel. Die beiden Frauen hatten ein gutes Verhältnis zueinander, aber das gab ihr das nicht das Recht, ihre Arbeitgeberin vor anderen zu maßregeln.

    Thomas und Melissa schwiegen ebenfalls. In ihnen schlummerte die Zuversicht, Brunhilde würde dank ihres Vermögens Thomas' Firma vor dem finanziellen Ruin retten.

    Nur deshalb ließ Melissa die Sticheleien der Alten über sich ergehen. Auch Thomas schwieg, warf seiner Ehefrau lediglich einen dankbaren Blick zu. Seine Hoffnung, seine Mutter würde ihm helfen, hinderte ihn daran, gegen seine Mutter aufzubegehren. Nur zu genau erinnerte sich Angelika an die ungezählten Gespräche bei den bisherigen Familienfesten.

    Brunhilde hatte es jedoch stets vermieden, dem Sohn ihre Hilfe anzubieten, obwohl sie die finanziellen Mittel besaß. Offenbar bereitete es ihr ein teuflisches Vergnügen, ihn hinzuhalten. Befürchtete sie, dass, Thomas und seine Ehefrau sich von ihr abwenden würden, wenn die Firma wieder florierte? Sie ihre Macht über die beiden verlieren würde? Oder lag es an Melissa? Die beiden Frauen hatten sich noch nie verstanden.

    Thomas, Melissa und die Gastgeberin setzten sich auf ihre angestammten Plätze an der Tafel, als es erneut klingelte.

    Jetzt kommt der Rest der Familie, dachte Angelika und ging zur Tür. Zu ihrem Erstaunen standen jedoch nur Tamara und Uwe Schwedt im Hausflur.

    »Wo ist Nick?«, sagte Angelika.

    »Der hat etwas im Wagen vergessen. Er kommt gleich nach«, erklärte Tamara ihr schmunzelnd. Uwe schritt mit einem kurzen Nicken an ihr vorbei. Tamara reichte Angelika die Hand, um sie zu begrüßen. »Wir wünschen Ihnen frohe Ostern. Lehnen Sie die Tür nur an, dann müssen Sie gleich nicht wieder extra los.« Mit einem weiteren Lächeln entschuldigte sie sich für die Missachtung ihres Ehegatten, ehe sie ihm folgte.

    Angelika lehnte die Tür an. Beruhigt, dass der Enkel der Alten ebenfalls erscheinen würde. Sie wusste, wie sehr Brunhilde an ihm hing. Wäre er der Feier ferngeblieben, hätte das Brunhilde den gesamten Abend und wohl auch die kommenden Tage gründlich verdorben. Schon jetzt plante Brunhilde die Geburtstagsfeier im nächsten Jahr. Der achtzehnte Geburtstag sollte für ihren Enkel unvergesslich werden. Schon seit Wochen unterbreitete sie Angelika neue Ideen für das große Fest, wie sie es nannte.

    Jedes Mal, wenn Brunhilde davon erzählte, freute Angelika sich mit ihr. Die Augen der Alten funkelten dann unternehmungslustig und sie wirkte um Jahre jünger. Angelika hoffte nur, dass Nick seine Oma auch weiterhin so regelmäßig besuchen würde wie bisher. Immerhin erhielt er zu seiner Volljährigkeit eine Menge Geld von seiner Oma.

    Aber wahrscheinlich ist er clever genug, sich die regelmäßigen Zuwendungen seiner Oma nicht entgehen zu lassen, die stets darauf bedacht war, ihrem Enkel eine Freude zu bereiten.

    Was der kleine Schmarotzer genau weiß, ging es Angelika durch den Kopf. Sie grinste bei dem Gedanken, konnte sie ihn nur zu gut verstehen. Sie selbst war auch mal in dem Alter gewesen und hatte jede Mark gebraucht.

    Sie betrat das Esszimmer, in dem alle versammelt waren.

    »Nick kommt gleich. Er hat nur etwas im Wagen vergessen«, erklärte Uwe seiner Schwiegermutter und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

    Brunhilde lächelte beruhigt.

    »Dann können Sie ruhig schon den Aperitif bringen, Frau Trebitz. Mit der Vorspeise warten wir allerdings, bis mein Enkel da ist.«

    Angelika nickte ihr zu und verschwand in der Küche. Wenig später trug sie das Tablett mit den fünf Gläsern ins Esszimmer. Den Apricot Bellini hatte sie bereits am Morgen vorbereitet und nur noch mit gekühltem Champagner aufgefüllt. Natürlich hatte sie ihn probiert, zumindest einen kleinen Schluck, ehe sie ihn servierte. Er war ihr gelungen.

    Die Gesellschaft saß wie bei jeder Familienfeier auf ihren angestammten Plätzen. Brunhilde van Heuvel thronte an der Kopfseite des Tisches. Zu ihrer Rechten saßen ihr Sohn Thomas und seine Frau Melissa. Auf der anderen Seite, ihnen gegenüber, Tamara und Uwe. Daneben stand der leere Stuhl von Nick.

    Ein weiterer unbesetzter Platz, an dem jedoch eingedeckt war, befand sich an der anderen Kopfseite. Dort saß früher immer Josef van Heuvel, der Hausherr. Seit seinem Tod hatte niemand mehr auf dem Stuhl gesessen.

    Die Anwesenden stießen miteinander an.

    Während sie auf Nick warteten, entwickelte sich eine unverbindliche Unterhaltung. Angelika sammelte die Gläser ein und brachte sie zurück in die Küche. Als sie zurückkehrte, unterhielt sich die Familie über das Wetter. Ein künstlich am Leben gehaltenes Gespräch. Es diente lediglich dazu, jedwede private Gesprächsthemen zu vermeiden oder zumindest so lange wie möglich hinauszuzögern.

    Angelika bemerkte die lauernden Blicke, die sie sich zuwarfen. Sie spürte die Anspannung der Anwesenden, kannte sie doch die unterdrückten Konflikte der einzelnen Familienmitglieder, die unter den aufgesetzten freundlichen Mienen brodelten.

    Es schien, als warte jeder auf einen Fehler der anderen. Insbesondere die beiden Männer belauerten sich. Wie zwei Kater, die in ihrem Versteck auf eine günstige Gelegenheit warteten, zuzuschlagen.

    »Ich hoffe, ihr habt genug Heizöl im Haus, Melissa. Wie es scheint, wird der Sommer noch eine Weile auf sich warten lassen. Wenn man den Meteorologen trauen kann«, sagte Uwe zu seiner Schwägerin.

    Die verdrehte die Augen. Ehe sie etwas erwidern konnte, ergriff Thomas das Wort. »Wir benötigen jedenfalls keine Wolldecken, um abends im Wohnzimmer zu sitzen. Im Gegensatz zu euch.«

    Uwe grinste ihn süffisant an. »Zumindest können wir uns Wolldecken leisten. Bei euch reicht es ja offensichtlich nicht mal mehr für neue Kleidung.«

    Tamara stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. »Lass es!«. Sie wandte sich ihrem Bruder zu.

    »Wir beheizen nur die wichtigsten Räume. Die, in denen wir uns längere Zeit aufhalten. Diese Kälte kostet sonst ja ein Vermögen.«

    »Unser Haus ist allerdings auch doppelt so groß wie eures, Thomas«, warf Uwe süffisant grinsend ein.

    Brunhildes Blicke wanderten zwischen den Männern hin und her. Aufmerksam betrachtete sie die beiden Streithähne. Wie würde Thomas reagieren? Angelika befürchtete, dass es keine Familienfeier im herkömmlichen Sinne geben würde.

    »Hallo zusammen und frohe Ostern«, erstickte Nick den entstehenden Streit im Keim. Er ging auf Brunhilde zu und umarmte sie. »Ich wünsche dir schöne Feiertage, Oma.« Onkel und Tante begrüßte er mit einem Handschlag über den Tisch hinweg, dann setzte er sich zu seinen Eltern.

    Die Alte nickte Angelika zu, die die Gesellschaft durch die Durchreiche aus der Küche heraus beobachtete.

    Als Angelika mit der Suppenterrine das Esszimmer betrat, verstummten die ohnehin schleppenden Gespräche. Sie begann die Suppenteller zu füllen.

    Melissa hielt ihren Kopf tief über den Teller und sog den Duft der Suppe durch die Nase ein. »Die Suppe duftet so köstlich, wie sie aussieht, Frau Trebitz.«

    Angelika lächelte sie dankbar an.

    »Haben Sie die selbst gemacht?«, fragte Uwe.

    Für einen Augenblick hielt Angelika inne. »Natürlich. Im gesamten Haushalt gibt es keine Tütensuppen. Die Zubereitung hat mehrere Stunden gedauert. So etwas kann man nicht in Tüten kaufen. Vor allem verwende ich nur wirklich frische Zutaten.«

    »Wo bekommen Sie die denn her?«, fragte Tamara.

    »Aus Kösters Hofladen in der Gabelstraße.«

    »Das schmeckt man«, sagte Melissa, die bereits einen Löffel probiert hatte.

    »Ich wünsche allen einen guten Appetit«, sagte Brunhilde, warf Melissa einen missbilligenden Blick zu und griff nach ihrem Löffel.

    Angelika zog sich in die Küche zurück.

    Von dort beobachtete sie die zufriedenen Gesichter der Gäste. Geschirr klimperte, während sie aßen. Selbst Nick nahm sich einen Nachschlag. Ihm schien die Suppe zu schmecken.

    Und während sie all das beobachtete, driftete Angelika in ihren Tagtraum ab. Nach dem Ableben von Brunhilde gab es garantiert keine weitere Stelle als Gesellschafterin, die sie interessieren würde.

    Ihr Wunsch war es, ein eigenes Café zu eröffnen.

    Des Öfteren hatte Brunhilde ihr versichert, sie in ihrem Testament großzügig für ihre Dienste zu entlohnen.

    Warum sollte die alte Frau sie belügen?

    Beinahe hätte Angelika das Ende der Vorspeise verpasst. Sie eilte ins Speisezimmer, räumte die leeren Suppenteller ab und servierte den Hauptgang: Lammbraten, Kartoffeln, Spargel und Sauce Hollandaise. Anschließend kehrte sie wieder in die Küche zurück.

    An die Arbeitsplatte gelehnt atmete sie tief durch. Bisher war alles glatt verlaufen. Das Gespräch über die hohen Heizkosten schien vergessen zu sein.

    Sollte es dieses Osterfest keinen Streit geben?

    Angelika räumte den Geschirrspüler ein. Doch ihre Neugierde ließ sie immer wieder einen kurzen Blick durch die halb geöffnete Durchreiche werfen. War ihr der Braten gelungen? Es schien allen zu schmecken.

    Als sich der Hauptgang dem Ende zuneigte, stieg

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