Kathrin und der geheimnisvolle Fremde: Der Bergpfarrer 293 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Sag mal, hast du denn schon das Neueste gehört?«, fragte Max Trenker, als er in das Büro seines Bruders stürmte. »Gehört?« Sebastian Trenker, der Pfarrer von St. Johann, blickte von seinen Unterlagen auf, an denen er bis eben gearbeitet hatte. »Was denn?« »Na, dass seit Kurzem ein Vampir unter uns lebt. Hier in St. Johann!« Der Bergpfarrer musste unwillkürlich lachen. »Was redest du denn da für einen Unsinn?« Er schüttelte den Kopf. »Gerade du als Polizeibeamter solltest doch eigentlich wissen, dass es so was wie Vampire überhaupt net gibt.« Mit einem Seufzen ließ sich Max auf den Besucherstuhl sinken. »Das ist mir natürlich schon klar – was man von deinen Schäfchen net unbedingt behaupten kann.« »Nun red schon. Was ist passiert?« »Du kennst doch das alte Giesing-Haus am Stadtrand.« Als sein Bruder nickte, fuhr er fort. »Nach dem Tod der Giesing-Annemarie hat jemand aus der Stadt das Haus gekauft.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Kathrin und der geheimnisvolle Fremde - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 293 –
Kathrin und der geheimnisvolle Fremde
Ein abenteuerlicher Verdacht gefährdet ihr Glück
Toni Waidacher
»Sag mal, hast du denn schon das Neueste gehört?«, fragte Max Trenker, als er in das Büro seines Bruders stürmte.
»Gehört?« Sebastian Trenker, der Pfarrer von St. Johann, blickte von seinen Unterlagen auf, an denen er bis eben gearbeitet hatte. »Was denn?«
»Na, dass seit Kurzem ein Vampir unter uns lebt. Hier in St. Johann!«
Der Bergpfarrer musste unwillkürlich lachen. »Was redest du denn da für einen Unsinn?« Er schüttelte den Kopf. »Gerade du als Polizeibeamter solltest doch eigentlich wissen, dass es so was wie Vampire überhaupt net gibt.«
Mit einem Seufzen ließ sich Max auf den Besucherstuhl sinken. »Das ist mir natürlich schon klar – was man von deinen Schäfchen net unbedingt behaupten kann.«
»Nun red schon. Was ist passiert?«
»Du kennst doch das alte Giesing-Haus am Stadtrand.« Als sein Bruder nickte, fuhr er fort. »Nach dem Tod der Giesing-Annemarie hat jemand aus der Stadt das Haus gekauft. Ein paar Jahre ist das nun schon her, aber bislang hat nie jemand darin gewohnt.«
»Das weiß ich alles. Bloß frag ich mich, was das jetzt mit Vampiren zu tun haben soll.«
»Nun, vergangene Woche ist spät am Abend eine schwarze Limousine mit Münchener Kennzeichen vor dem Giesing-Anwesen vorgefahren.«
»Und?«
»Ausgestiegen ist ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet. Glaubt man den Aussagen der Maria Erbling, dann war er schrecklich blass und trug, trotz der späten Stunde, eine dunkel getönte Sonnenbrille.«
Sebastian lachte. »Na, wenn das keine hieb- und stichfesten Beweise sind, weiß ich’s auch net.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wette, die Erbling ist gleich durch den ganzen Ort gelaufen und hat die Neuigkeiten jedem erzählt, der sie hören wollte.«
»Du hast es erfasst.«
»Ein Vampir in St. Johann also. Das ist doch wirklich net zu fassen. Ich hoffe nur, die Leut lassen den armen Mann in Ruhe, der ins Giesing-Haus eingezogen ist.«
»Nun, bisher hatten s’ kaum Gelegenheit, ihn mit Knoblauchringen zu behängen oder mit Holzpflöck’n auf ihn loszugehen.« Max machte eine spannende Pause. »Er ist nämlich seit dem Tag seiner Ankunft von niemandem mehr gesehen worden.«
Sebastian runzelte die Stirn. »Und was hast du damit zu tun, wenn ich fragen darf? Denkst du, ihm könnte was passiert sein?«
»Ich kann’s beim besten Willen net sagen. Was ich dafür umso besser weiß, ist das, wenn ich mich in der Nähe des Hauses blicken lass, die Gerüchteküche sofort zu brodeln beginnt.«
»Ah, daher weht der Wind also.« Der Pfarrer lächelte. »Du möchtest, dass ich unserem Neuankömmling einen Besuch abstatte, stimmt’s?«
»Wenn’s dir nix ausmacht, ja. Es wär mit Sicherheit die beste Lösung, um die Bedenken der Leute zu zerstreuen. Ich mein, wenn er einen Pfarrer in sein Haus lässt, dann kann er ja wohl schlecht ein Vampir sein, net wahr?«
»Dieser Logik gebe ich mich geschlagen«, entgegnete Sebastian.
»Der Mann soll übrigens von Leinheim heißen. Georg von Leinheim.«
Sein Bruder nickte. »Ich wollte ohnehin heute Abend noch einen kleinen Rundgang durch den Ort machen. Und bei der Gelegenheit werd ich auch gleich der Maria einmal die Leviten lesen.« Er schüttelte den Kopf. »Vampire, also wirklich!«
*
Unschlüssig stand Kathrin vor dem großen Haus am Ende der Straße. Sie warf einen Blick über die Schulter zurück, sodass sie den Kirchturm von St. Johann aus der Ferne sehen konnte.
Fünf vor sieben.
Die Sonne stand bereits tief über den Bergen und tauchte die schneebedeckten Gipfel in glühendes Rot. In spätestens einer halben Stunde würde es dunkel sein. War es da nicht vielleicht ein bisschen spät für ein Vorstellungsgespräch?
Noch einmal las sie den Text der Anzeige durch, die sie vorhin am schwarzen Brett des Gemischtwarenladens entdeckt hatte.
Haushälterin und Köchin gesucht, stand dort. Bei Interesse bitte melden unter …
Kathrin seufzte. Vielleicht hätte sie vorher lieber anrufen sollen. Doch sie war so aufgeregt gewesen, dass sie sich direkt auf den Weg hierher gemacht hatte. Sie suchte jetzt schon so lange nach einer neuen Stelle, dass sie die Hoffnung beinahe aufgegeben hatte, noch etwas zu finden.
Aber vielleicht war das hier ihre Chance. So weit sie wusste, war das Giesing-Haus längere Zeit unbewohnt gewesen. Gut möglich, dass die Leute, die hier wohnten, noch nichts von ihrem Zwist mit Xaver Brunner wussten.
Noch einmal atmete Kathrin tief durch, dann öffnete sie das Gartentor und trat vor bis zur Haustür. Da sie nirgends eine Klingel finden konnte, klopfte sie einfach an.
Das Herz pochte ihr vor Aufregung bis zum Hals, während sie wartete. Sie war schon enttäuscht zu der Überzeugung gelangt, dass niemand zu Hause war, als sie plötzlich von drinnen Schritte hörte, die sich rasch näherten.
Nervös ordnete Kathrin ihr Haar und holte tief Luft. Ruhig bleiben, ermahnte sie sich selbst. Wenn du diesen Job bekommen möchtest, dann musst du einen kompetenten und souveränen Eindruck vermitteln.
In diesem Moment öffnete sich die Tür einen Spalt weit, was von einem leisen Quietschen begleitet wurde. »Ja, bitte?«, erklang die leise Stimme eines Mannes, den Kathrin aber noch nicht sehen konnte, da es drinnen im Haus dunkel war. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Entschuldigen S’, dass ich Sie so spät am Tag noch überfalle«, sagte sie, bemüht, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, »aber ich hab vorhin zufällig Ihre Anzeige gesehen. Und da wollt ich fragen, ob die Stelle denn noch zu haben ist.«
*
Georg musterte die junge Frau, die vor seiner Haustür stand, forschend. Hübsch sah sie aus mit ihrem schulterlangen hellblonden Haar, das ihr herzförmiges Gesicht umschmeichelte. Ein bisschen zu schlank vielleicht, wobei sie aber trotzdem weibliche Rundungen besaß. Am meisten Eindruck auf ihn machten jedoch ihre strahlenden kornblumenblauen Augen. Wenn man zu lange hineinschaute, drohte man darin zu versinken und …
Hör bloß auf!, rief er sich selbst zur Ordnung. Hast du denn gar nix aus der Vergangenheit gelernt? Lass die Finger von den Frauen, sonst verbrennst du dich!
Er atmete tief durch, dann öffnete er die Tür ganz. »Kommen S’ nur herein«, sagte er. »Ich bin froh, dass sich überhaupt einmal jemand auf meine Anzeige hin meldet. Seit fast einer Woche hängt s’ nun schon im Laden.«
»Tatsächlich?« Die Frau schien erstaunt zu sein. »Und niemand hat sich bis jetzt beworben?« Sie hob eine Braue. »Das ist in der Tat merkwürdig.« Plötzlich glaubte er, so etwas wie Argwohn aus ihrem Blick zu lesen. »Sagen S’, es geht hier doch ausschließlich darum, Ihnen den Haushalt zu führen, oder?«, vergewisserte sie sich.
Er runzelte die Stirn. Worauf wollte sie hinaus? »Selbstverständlich. Ich brauch ganz einfach jemanden, der mir bei den täglich anfallenden Arbeiten zur Hand geht. Vorzugsweise jemanden, der es auch versteht, eine anständige Mahlzeit zuzubereiten.«
»Ich kann kochen.« Sie strahlte. »Ich hab zwar keine Ausbildung zur Haushälterin erfahren, aber ich versichere Ihnen, dass ich Sie net enttäuschen werde, wenn S’ bereit sind, mir eine Chance zu geben.«
»Dann würd ich sagen, wir versuchen’s einfach einmal miteinander«, sagte Georg zu seiner eigenen Überraschung. Was war mit ihrem Lebenslauf, den Zeugnissen? Er konnte doch nicht einfach so eine wildfremde Person einstellen, über die er nicht das Geringste wusste. Was tat er hier? War er von allen guten Geistern verlassen?
Doch dann sah er, wie sehr sie sich freute, und schluckte seine Zweifel hinunter. »Für den Anfang zahle ich Ihnen zehn Euro in der Stunde. Wenn ich nach Ablauf des ersten Monats zufrieden mit Ihnen bin, erhöhe ich