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129 Die Strafe der Königin
129 Die Strafe der Königin
129 Die Strafe der Königin
eBook229 Seiten3 Stunden

129 Die Strafe der Königin

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Über dieses E-Book

Königin Viktoria hat genug vom ausschweifenden Gehabe des Marquis von Weybourne, als er sich erneut mit dem Ehemann einer seiner Mätressen duelliert. Deshalb kommandiert sie den gutaussehenden Aristokraten dazu, die schöne Lady Clotilda nach Balutien zu begleiten, dessen König, eine gute politische Partie, sie heiraten soll. Während er diese Aufgabe zuerst mit Abscheu erfüllt, kommen sich die beiden auf der abenteuerlichen Seefahrt langsam näher. Kann es ein gutes Ende nehmen?
SpracheDeutsch
HerausgeberM-Y Books
Erscheinungsdatum14. Apr. 2015
ISBN9781788673044
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    Buchvorschau

    129 Die Strafe der Königin - Barbara Cartland

    I ~ 1860

    »Stanwin, Darling, wenn wir nur heiraten könnten! Wie glücklich würden wir miteinander sein!«

    Der Marquis lag bequem in die Seidenkissen zurückgelehnt. Er fühlte sich ein wenig erschöpft und gab keine Antwort.

    Er hatte diese oder ähnliche Worte schon zu oft aus dem Mund einer Frau gehört, als daß er sich noch etwas daraus gemacht hätte.

    Und um ehrlich zu sein, war das zärtliche Wesen, dessen Kopf hingebungsvoll an seiner Schulter ruhte, die letzte Frau, die er zu heiraten wünschte.

    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß es jemals einen Liebhaber gegeben hat, der so wundervoll ist wie du, gleichgültig, was die Dichter in ihren Werken auch behaupten mögen.«

    Auch das hörte der Marquis nicht zum ersten Mal, und er antwortete auf dieses Kompliment nur damit, daß er Lady Hester Dendall noch ein wenig fester an sich zog.

    Während sie an seiner Brust ruhte, erinnerte er sich mit Zufriedenheit daran, daß der Gatte Lady Hesters sich auf einer Sondermission in Paris befand und keine Gefahr bestand, in eine ähnlich peinliche Lage zu geraten wie vor vierzehn Tagen, als der Earl von Castleton völlig unerwartet in sein Haus in der Park Lane zurückkehrte und den Marquis in einer sehr eindeutigen und kompromittierenden Situation mit seiner Gattin vorfand.

    Der Earl hatte den Marquis aufgefordert, auf der Stelle sein Haus zu verlassen.

    Ungeachtet der Tatsache, daß die Königin und der Prinzgemahl keine Ehrenhändel und Duelle mehr wünschten, war es zu einer Begegnung im Green Park gekommen, aus der der Earl von Castleton eine Armverletzung davontrug, wohingegen der Marquis gänzlich ungeschoren davonkam.

    Was den Marquis betraf, so endeten Duelle für ihn gewöhnlich auf diese Weise, was weder seine Sekundanten noch seine Freunde in Erstaunen versetzte.

    Natürlich war der Earl nach dem Ausgang des Treffens noch ergrimmter als zuvor und hatte dem Marquis geschworen, daß er ihm die doppelte Niederlage früher oder später heimzahlen werde.

    Durch Freunde war der Marquis von dieser Drohung unterrichtet worden.

    Kaum ein Mann, warnten sie ihn, sei als Feind so gefährlich wie der Earl von Castleton, und der Marquis tue gut daran, vor ihm höllisch auf der Hut zu sein.

    Die Sorge der Freunde war echt, dennoch hatte der Marquis nur ein belustigtes Lächeln dafür.

    Es geschah immer wieder, daß der eine oder andere gehörnte Ehemann ihm auf die Schliche kam und wilde Drohungen gegen ihn ausstieß. Und oft genug war es dann auch zum Duell gekommen. Aber ein Meisterschütze wie der Marquis hatte diese Art von Auseinandersetzungen nicht zu fürchten.

    Stets war er aus diesen Waffengängen als Sieger hervorgegangen, und gegenüber späteren Rachedrohungen zeigte er sich völlig ungerührt.

    »Ich liebe dich, ich liebe dich!« stieß Lady Hester leidenschaftlich hervor. »Aber wenn du mir noch ein einziges Mal untreu wirst, wie vor zwei Wochen mit Sheila Castleton, ich glaube, dann werde ich dich töten.«

    Der Marquis lachte.

    »Womit denn, meine Liebe? Mit Pfeil und Bogen?«

    »Sei nicht so gemein zu mir«, sagte Lady Hester heftig. »Du weißt, lieber Stanwin, daß ich dich anbete. Schon allein der Gedanke, daß du eine andere Frau auch nur angeschaut hast, gibt mir einen Stich ins Herz.«

    Seltsam, dachte der Marquis, während er eine bequemere Lage suchte, daß Frauen sich nie mit dem zufrieden geben, was sie haben, daß sie stets mehr wollen und darüber jeden Sinn für die Wirklichkeit verlieren.

    Wenn Hester Treue von ihm forderte, war das fast so, als wünsche sie, daß die Niagarafälle austrockneten oder die Gezeiten nach einem anderen Rhythmus abliefen.

    Sein ganzes Leben lang hatte der Marquis ein schönes Frauenantlitz unwiderstehlich gefunden, und obwohl er sehr wählerisch und anspruchsvoll war, trieb ihn ein rätselhafter Ehrgeiz, gerade die Frau für sich zu gewinnen, die einen anderen hatte abblitzen lassen.

    In den meisten Fällen waren seine Bemühungen äußerst erfolgreich. Denn die gesellschaftliche Stellung, die er einnahm, verschaffte ihm gegenüber seinen Konkurrenten beträchtliche Vorteile, und die meisten Damen waren ihm schon bei der ersten Begegnung regelrecht verfallen.

    Unangenehm nur, daß das, was für ihn flüchtige Liebesromanzen waren, für die Frauen zu Existenzfragen wurden.

    Aus der anfänglichen Verliebtheit wurde sehr schnell Liebe, und die Welt brach für sie zusammen, wenn das Interesse des Marquis an ihnen erlahmte und er ihnen den Laufpaß gab.

    »Ich liebe dich, ich liebe dich!«

    Er hörte diese Worte zu oft. So oft, daß er sich nichts mehr dabei dachte. Sie waren ihm so vertraut wie der Wind, der des Nachts ums Haus strich, oder wie das Singen der Vögel in den Bäumen.

    »Stell dir vor, wie glücklich wir sein könnten!« hörte er Lady Hester neben sich sagen. »Wir wären zweifellos das hübscheste Paar in ganz London, und mit dem Weybourne-Diadem würde ich bei der Parlamentseröffnung sämtliche Peersfrauen in den Schatten stellen.«

    Ihr Einfallsreichtum beeindruckte ihn nicht weiter, denn der Marquis hatte sich die Äußerung mit fast den gleichen Worten bereits aus dem Mund zahlreicher anderer Damen anhören müssen.

    Gelangweilt schloß er die Augen und fühlte, wie Müdigkeit ihn überkam. Höchste Zeit, daß er sich auf den Weg nach Hause machte, sich so rasch wie möglich ins eigene Bett begab.

    »Ich muß dich verlassen, Hester«, sagte er mit träger, schleppender Stimme, die ihm völlig unverständlich auf Frauen eine ganz unwiderstehliche Wirkung ausübte.

    »Verlassen?« '

    Lady Hesters Stimme hatte einen schrillen Ton angenommen, und ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Entsetzen und Gereiztheit.

    »Oh nein! Du kannst mich doch jetzt noch nicht alleinlassen. Das werde ich unter keinen Umständen dulden. Bitte, Stanwin, bleib doch noch hier! Gib mir einen Kuß! Oh bitte, Stanwin, Liebling, küß mich!«

    Ungerührt richtete der Marquis sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Dabei kam ihm der Gedanke, daß die Luft im Raum sehr verbraucht war und daß Lady Hester wie üblich zu viel von ihrem französischen Lieblingsparfüm darin versprüht hatte.

    Gewiß, der Duft war sehr exotisch, gleichzeitig jedoch sehnte sich der Marquis mit einem Mal nach der Frische der Nacht, nach dem Wind, der mit der Morgendämmerung vom Fluß hinaufwehte.

    Ohne sich dessen bewusst zu sein, daß sein Körper die athletischen Formen einer griechischen Götterstatue aufwies, ging er zu dem Stuhl, auf dem er seine Kleidung abgelegt hatte, und begann sich anzuziehen.

    Lady Hester hatte sich aufgesetzt. Das Haar hing ihr lang über die Schultern. Sie starrte ihn gebannt an und beobachtete hingebungsvoll jede seiner Bewegungen.

    Sie war sehr schön.

    Die schönste Brünette in ganz London, und da sie irischer Abstammung war, leuchteten ihre Augen in einem intensiven Blau.

    In jedem Ballsaal, den sie betrat, konnte sie sicher sein, daß sich alle Köpfe nach ihr umdrehten und die Augen der Herren einen fiebrigen Glanz bekamen.

    Als Tochter eines verarmten irischen Earl hatte sie eine, wie man es nannte, brillante Partie gemacht: der reiche Sir Anthony Dendall war ein junger, vielversprechender Politiker.

    Man hatte im White's Club bereits hohe Wetten abgeschlossen, daß er zu den Männern gehören würde, die das nächste Kabinett bildeten.

    Sir Anthony hatte sich nach der Heirat Hals über Kopf in seine schöne junge Frau verliebt. Doch da er ausgeprägte politische Ambitionen besaß, hatte er rasch die Feststellung gemacht, daß ihn mehr Dinge außerhalb als innerhalb seines Hauses interessierten.

    Die Vernachlässigung seiner jungen Frau nach einem anfänglich hell lodernden Strohfeuer führte auf ihrer Seite dazu, daß sie sich eine ansehnliche Anzahl von Liebhabern zulegte, die es jedoch, wie sie sich selbst eingestand, mit dem Marquis von Weybourne weder in puncto Ansehen noch in puncto Attraktivität aufnehmen konnten.

    Dies war ihr in dem Augenblick aufgegangen, da sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Und der Entschluß, ihn zu ihrem alleinigen und ausschließlichen Liebhaber zu machen, war eine Sache von Sekundenbruchteilen gewesen.

    Es dauerte ein ganzes Jahr, bis der Marquis ihrem Werben endlich nachgab. Er gab ihr allerdings weder zu diesem noch zu einem späteren Zeitpunkt das Versprechen, keine andere Frau mehr anzuschauen oder reizvoll zu finden.

    Für die leidenschaftliche Lady Hester bedeutete es die Hölle, zu wissen, daß der Marquis sie nicht mit der gleichen Ausschließlichkeit liebte wie sie ihn. Er ließ sich nicht kontrollieren, und sie wußte nie, wo er sich gerade aufhielt oder was er trieb.

    Die Nachricht von seinem Duell mit dem Earl von Castleton hatte sie wie ein Blitz getroffen. Und während sie sich immer wieder sagte, daß sie nach einer solchen Treulosigkeit jede Verbindung zu dem Marquis rigoros abbrechen sollte, erkannte sie zugleich, daß sie zu einer so konsequenten Handlungsweise niemals fähig sein würde.

    Also verzieh sie ihm, obwohl sie wußte, daß sie diesen Verrat niemals vergessen würde.

    Eine gewisse Gereiztheit lag in ihrer Stimme, als sie ihn nun fragte: »Wirst du morgen abend mit mir dinieren?«

    »Ich kann es noch nicht sagen«, erwiderte der Marquis beiläufig, während er sein Frackhemd anzog.

    »Was willst du damit sagen?« erkundigte sich Lady Hester scharf.

    »Ich erinnerte mich schwach, daß ich mich für morgen abend mit Devonshire oder sonst jemand verabredet habe.«

    »Wenn es eine Dinnerparty ist, bin ich vielleicht auch eingeladen«, meinte Lady Hester nicht sehr hoffnungsvoll. »Aber in jedem Fall kann ich doch nachher mit dir rechnen, oder?«

    Eine Pause entstand, während sich der Marquis vor dem Spiegel über dem Kaminsims die Krawatte band.

    »Soll ich sagen, daß ich mir's überlegen werde?« meinte er mit einem Lächeln, als ihm bewußt wurde, daß Lady Hester auf eine Antwort wartete.

    »Wie kannst du nur so grausam und kalt zu mir sein?«

    Bei diesen Worten sprang Lady Hester aus dem Bett. Nackt und mit bis über die Schultern fallenden Haaren eilte sie zu ihm hin und schlang die Arme um seinen Hals.

    Sie sah hinreißend aus, aber der Marquis faßte sie bei den Schultern und hielt sie auf Armeslänge von sich fort.

    »Die Schwierigkeit mit dir ist«, sagte er, »daß du so unersättlich bist. Du willst nicht nur einen Mann, du möchtest am liebsten ein ganzes Regiment von der Sorte.«

    »Ja, wenn sie so gut aussehen und so gut lieben können wie du, könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen«, gab Lady Hester zurück.

    Sie warf den Kopf in den Nacken und schaute zu dem Marquis auf. In ihrem Blick war der Ausdruck leidenschaftlichen Verlangens. Sie wartete darauf, daß er sie küßte.

    Er blickte auf sie hinab.

    In seinen Augen blitzte es belustigt und seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.

    Dann nahm er sie auf die Arme, trug sie quer durchs Zimmer und ließ sie aufs Bett fallen.

    »Benimm dich, Hester!« sagte er. »Wenn du sehr lieb bist, werde ich entweder morgen abend spät zu dir kommen, oder wir dinieren übermorgen zusammen.«

    Sie stieß einen kleinen Freudenschrei aus und streckte ihm die Arme entgegen.

    »Küß mich noch einmal, bevor du gehst, Stanwin, Liebling!« bat sie.

    Der Marquis überhörte ihre Bitte. Er kehrte zu dein Stuhl zurück, auf dem seine Kleider lagen, nahm das Jackett seines Abendanzugs und zog es über.

    Es saß wie angegossen, ohne das kleinste Fältchen über den breiten Schultern.

    Der Schnitt betonte die Taille und ließ ihn noch eleganter aussehen als sonst.

    Lady Hester zog hörbar den Atem ein.

    Sie brauchte den Marquis nur anzusehen, um hinzuschmelzen. Auch jetzt spürte sie, wie ihr Herz heftiger schlug und ihr Atem schneller ging.

    »Bitte, Stanwin, küß mich!« wiederholte sie ihre Bitte.

    »Auf diese Weise bin ich schon oft festgehalten worden«, erwiderte der Marquis.

    Er wußte sehr gut, daß er verloren war, wenn Hester ihn erst einmal zu sich aufs Bett gezogen hatte. Wenn er erst wieder bei ihr lag, würde es kein Entkommen für ihn geben.

    Also ergriff er nur eine ihrer Hände, die sie ihm sehnsüchtig entgegenstreckte und drückte einen leichten Kuß darauf. Dann wandte er sich zum Gehen. Ohne noch ein Wort zu sagen, verließ er den Raum und schloß geräuschlos die Tür hinter sich.

    Als seine Schritte auf dem Korridor verhallten, stieß Lady Hester einen Laut der Verärgerung aus, dann schlüpfte sie unter die Bettdecke.

    Es ist immer dasselbe, dachte sie. Wenn der Marquis mich verläßt, weiß ich nie, wann ich ihn wiedersehe!

    Sie konnte sich tausendmal sagen, daß er sie genauso sehr liebte wie sie ihn, der Gedanke an die Affäre mit Sheila Castleton vor vierzehn Tagen ließ sich nicht so einfach verdrängen. Und Hester hielt es nicht für ausgeschlossen, daß es vorher schon andere Frauen in seinem Leben gegeben hatte.

    »Ich liebe ihn, ich liebe ihn!« rief sie trotzig. »Und ich schwöre, daß ich ihn nie einer anderen überlassen werde.«

    Indes schritt der Marquis die dunkle Treppe hinunter und trat in die Nacht hinaus.

    Er war unzufrieden mit sich, und der Gedanke ergriff immer stärker Besitz von ihm, daß Lady Hester von Tag zu Tag aufdringlicher wurde. Sie hängte sich an ihn wie eine Klette, und ihre Forderungen wurden immer maßloser.

    Früher oder später mußte Dendall Verdacht schöpfen und hinter ihr Verhältnis kommen. Es gab genug Wichtigtuer, Schwätzer und Ohrenbläser, die nur darauf warteten, ihm brühwarm zu erzählen, womit sich seine schöne Frau während seiner Abwesenheit die Zeit vertrieb.

    Kein Zweifel, sagte sich der Marquis, ich muß in Zukunft etwas vorsichtiger sein. Ein Duell, wie er es kürzlich mit dem Earl von Castleton ausgetragen hatte, mußte sich nicht unbedingt wiederholen.

    Der Marquis hatte gewußt, wie leichtsinnig es von ihm gewesen war, die Einladung Sheila Castletons zum Supper anzunehmen.

    Zinn Teufel, er hatte gewußt, daß der Earl sich in England aufhielt. Auf die Auskunft seiner Frau, daß ihr Gemahl erst am folgenden Tag zurückkehren werde, hätte er sich nicht verlassen dürfen.

    In ganz London kannte man die Eifersucht des Earls, und jedermann wußte, daß Castleton es fertigbrachte, früher als erwartet nach Hause zurückzukehren, nur um herauszufinden, wie sich Lady Sheila während seiner Reisen die Zeit vertrieb.

    Ich kann noch von Glück reden, dachte der Marquis, daß ich bereits wieder angezogen und im Begriff war, das Schlafzimmer der Komtess zu verlassen, als der Earl hereinstürmte.

    Die Komtess allerdings hatte splitternackt im Bett gelegen, und der Anblick ihres Gatten kam derart überraschend für sie, daß sie sich ruckartig aufrichtete und einen schrillen Schreckensschrei ausstieß, was die Situation nur noch verschlimmerte.

    Der Marquis war sich darüber im Klaren, daß der Earl, hätte er eine Waffe in der Hand gehabt, unweigerlich abgedrückt hätte.

    Stattdessen hatte ihm der Earl mit einer, gemessen an seinen verletzten Gefühlen, bewundernswerten Selbstbeherrschung befohlen, auf der Stelle sein Haus zu verlassen. Allerdings nicht, ohne ihm vorher unmißverständlich klarzumachen, daß er sich beim Morgengrauen in der üblichen Weise an der gewohnten Stelle im Green Park für die ihm angetane Schmach zu rächen gedenke.

    »Ich werde Sie töten, Weybourne«, sagte er eisig. »Falls Sie also den Wunsch haben, vorher noch Ihre Sache mit Gott zu ordnen, sollten Sie gleich damit beginnen!«

    Der Marquis hielt es für geraten, den Earl unter den gegebenen Umständen nicht noch mehr zu reizen.

    Ohne Entgegnung verließ er das Schlafgemach und stieg mit betonter Langsamkeit die Treppe hinunter in die Halle.

    Er wußte, daß der Earl ihn dabei von der Empore aus beobachtete, und er bemerkte auch das leichenblasse Gesicht des Nachtdieners, der ihm mit zitternden Händen die Tür des Haupteingangs öffnete, um ihn nach draußen zu lassen.

    Nachdem der Marquis zu Hause die Kleidung gewechselt hatte, weckte er zwei seiner Freunde und bat sie, seine Sekundanten zu sein. Danach war es höchste Zeit, wenn er pünktlich zur angegebenen Zeit im Green Park eintreffen wollte.

    »Warum, in Drei-Teufels-Namen, willst du dich unbedingt mit Castleton schießen?« hatte Harry Melville gefragt.

    Er kannte den Marquis von Kindheit an. Sie waren zusammen in Eton gewesen, hatten im selben Regiment gedient, und er war in der Tat der einzige Mensch, der das uneingeschränkte Vertrauen des Marquis besaß.

    »Du kennst die Antwort bereits«, erwiderte der Marquis lässig.

    »Ich wußte, daß Sheila Castleton es auf dich abgesehen hatte«, sagte

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