Enttäuschte Gefühle: Der neue Sonnenwinkel 93 – Familienroman
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Mit Michaela Dornberg übernimmt eine sehr erfolgreiche Serienautorin, die Fortsetzung der beliebten Familienserie "Im Sonnenwinkel". Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen. Sie kennt den idyllischen Flecken Erlenried und die sympathische Familie Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi.
»Hallo, wer immer da auch anruft. Ich bin erst einmal weg und arbeite für Ärzte ohne Grenzen in Kambodscha …« Roberta hatte diesen Satz, ausgesprochen von einer äußerst sympathisch klingenden Männerstimme, nur ein einziges Mal gehört. Doch dieser Satz hatte sich tief in ihr eingebrannt, so tief, dass ihr zunächst einmal überhaupt nicht bewusst wurde, dass sie den Telefonhörer noch immer in ihrer Hand hielt und dass sie wie erstarrt war. Ehrlich gesagt, hatte Roberta mit allem gerechnet, damit allerdings ganz gewiss nicht. Vor allem hatte sie eine ganz andere Erwartungshaltung gehabt, war davon ausgegangen, dass der Mann, den sie da gerade angerufen hatte, vor lauter Begeisterung jubeln würde, wenn er erfuhr, dass sie ihn als Kollegen für ihre Praxis einstellen wollte. Es dauerte eine ganze Weile, ehe ihr das richtig bewusst wurde. Roberta legte den Telefonhörer auf die Station zurück, danach lehnte sie sich ächzend zurück. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und auch jetzt dauerte es ziemlich lange, bis sie diese wenigstens ein bisschen ordnen konnte. Roberta war bekannt, dass Dr. Florian Andresen immer wieder als Arzt für Ärzte ohne Grenzen freiwillig und unentgeltlich arbeitete. Das war mehr als nur löblich, das war recht anerkennenswert. Und das war auch etwas, was er sich bei einer künftigen Zusammenarbeit unter anderem ausbedungen hatte. Das war für Roberta überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Sie begrüßte so etwas, denn auch sie hatte als junge Ärztin immer wieder an den verschiedensten Einsatzorten für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet, und sie hatte es später immer wieder sehr bedauert, dass sie in ihrem Beruf so eingespannt war, dass es nichts mehr gab, war ihr wenigstens kleine Freiräume ließ. Mit Florian Andresen an ihrer Seite hatte sich so manches ändern sollen. Für die Organisation hätte sie erst einmal nicht gearbeitet, denn Roberta hatte in so vielem einen ganz großen Nachholbedarf. Vor allem hatte sie sich darauf gefreut, mehr Zeit für Nicki, vor allem für die kleine Olivia, zu haben. Und sie hatte es sich bereits in den allerschönsten Farben ausgemalt, wie es sein würde, wenn ihre allerbeste Freundin mit dem kleinen Mädchen erst einmal im Sonnenwinkel leben würde. Aus der Traum.
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Rezensionen für Enttäuschte Gefühle
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Buchvorschau
Enttäuschte Gefühle - Michaela Dornberg
Der neue Sonnenwinkel
– 93 –
Enttäuschte Gefühle
Du hast zu lange gezögert, Roberta!
Michaela Dornberg
»Hallo, wer immer da auch anruft. Ich bin erst einmal weg und arbeite für Ärzte ohne Grenzen in Kambodscha …«
Roberta hatte diesen Satz, ausgesprochen von einer äußerst sympathisch klingenden Männerstimme, nur ein einziges Mal gehört. Doch dieser Satz hatte sich tief in ihr eingebrannt, so tief, dass ihr zunächst einmal überhaupt nicht bewusst wurde, dass sie den Telefonhörer noch immer in ihrer Hand hielt und dass sie wie erstarrt war.
Ehrlich gesagt, hatte Roberta mit allem gerechnet, damit allerdings ganz gewiss nicht. Vor allem hatte sie eine ganz andere Erwartungshaltung gehabt, war davon ausgegangen, dass der Mann, den sie da gerade angerufen hatte, vor lauter Begeisterung jubeln würde, wenn er erfuhr, dass sie ihn als Kollegen für ihre Praxis einstellen wollte.
Florian Andresen war weg …
Es dauerte eine ganze Weile, ehe ihr das richtig bewusst wurde.
Roberta legte den Telefonhörer auf die Station zurück, danach lehnte sie sich ächzend zurück.
Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und auch jetzt dauerte es ziemlich lange, bis sie diese wenigstens ein bisschen ordnen konnte.
Roberta war bekannt, dass Dr. Florian Andresen immer wieder als Arzt für Ärzte ohne Grenzen freiwillig und unentgeltlich arbeitete. Das war mehr als nur löblich, das war recht anerkennenswert. Und das war auch etwas, was er sich bei einer künftigen Zusammenarbeit unter anderem ausbedungen hatte. Das war für Roberta überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Sie begrüßte so etwas, denn auch sie hatte als junge Ärztin immer wieder an den verschiedensten Einsatzorten für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet, und sie hatte es später immer wieder sehr bedauert, dass sie in ihrem Beruf so eingespannt war, dass es nichts mehr gab, war ihr wenigstens kleine Freiräume ließ.
Mit Florian Andresen an ihrer Seite hatte sich so manches ändern sollen. Für die Organisation hätte sie erst einmal nicht gearbeitet, denn Roberta hatte in so vielem einen ganz großen Nachholbedarf. Vor allem hatte sie sich darauf gefreut, mehr Zeit für Nicki, vor allem für die kleine Olivia, zu haben. Und sie hatte es sich bereits in den allerschönsten Farben ausgemalt, wie es sein würde, wenn ihre allerbeste Freundin mit dem kleinen Mädchen erst einmal im Sonnenwinkel leben würde. Aus der Traum.
Roberta griff nach ihrem Glas, trank ein wenig von dem Mineralwasser, weil sie einen ganz trockenen Hals hatte, und dabei bemerkte sie, dass ihre Hand zitterte, als sie das Glas wieder abstellte. Es war ihre innere Anspannung, vielleicht war es ja auch ihre Enttäuschung.
War sie sich seiner zu sicher gewesen?
Hatte sie tatsächlich geglaubt, Florian Andresen würde den ganzen Tag voller Erwartung neben seinem Telefon sitzen und auf den heiß ersehnten Anruf von ihr warten?
Vielleicht. Es war schon ziemlich überheblich von ihr gewesen zu glauben, dass er entzückt sein würde über die Aussicht, mit ihr, für sie, in der Praxis im Sonnenwinkel arbeiten zu dürfen.
Es hatte deutliche Signale dafür gegeben, wie gern er in der Praxis arbeiten wollte. War es das, warum sie sich so viel Zeit gelassen hatte? Und nun war der Schuss nach hinten losgegangen.
Ein solcher Gedanke war geradezu unerträglich, und deswegen flüchtete sie sich in einen anderen. Es war zunächst einfach wichtiger gewesen, sich um Nicki zu kümmern, die schließlich ihre allerbeste Freundin war, die ihr zunächst am Herzen lag. Und es war deswegen vorrangig gewesen, zuerst einmal eine Lösung für Nicki und die kleine Olivia zu finden.
Das hörte sich großartig an, war edelmütig, doch Roberta wusste, dass es nicht so ganz stimmte. Ja, sie war darum bemüht gewesen, für Nicki und das entzückende Mädchen eine Wohnung, genauer, ein Haus zu finden. Doch das hatte sie nicht daran gehindert, Dr. Andresen eine Zusage zu geben. Dass sie so herumgeeiert, so gezögert hatte, dafür gab es einen anderen Grund. Und das musste sie sich eingestehen!
Roberta warf mit dem Wort Beuteschema nicht so herum, wie es ihre Freundin Nicki immer wieder tat. Doch ganz offensichtlich gab es auch für sie so etwas, obschon es doch eigentlich unerklärlich war. Es passte nicht zu ihr, es passte überhaupt nicht zu ihr.
Doch wenn sie ehrlich war …
Und das musste sie jetzt sein!
Nach dem Scheitern ihrer Ehe mit dem treu- und sorglosen Max Steinfeld hatte sie sich zu Kay hingezogen gefühlt, dem unkonventionellen, vor allem wesentlich jüngeren Aussteiger. Es war mehr gewesen als nur eine Affäre, und wäre sie nicht so verklemmt gewesen und hätte sie nicht die Reißleine gezogen, weil es einfach nicht ging, dass man da mit einem jungen Mann zusammen war, der eine ganz andere Lebensauffassung hatte als sie …
Wer weiß, vielleicht wären sie heute noch zusammen, denn trotz aller Unterschiedlichkeit hatte es auch viele Gemeinsamkeiten gegeben. Vor allem hatte Kay ihr geholfen aus dem tiefen Loch herauszukommen, in das sie gefallen war. Und er hatte ihr gezeigt, was für eine begehrenswerte Frau sie war. Er hätte sich nicht von ihr getrennt, weil sehr viel Gefühl im Spiel gewesen war, von ihrer Seite ebenfalls, doch sie hatte sich einfach nicht getraut. Und als sie sich doch auf einen Versuch mit ihm einlassen wollte, war er nicht mehr da gewesen, da war er bereits gegangen.
Ach ja, Kay … Sie würde immer liebevoll an ihn zurückdenken, den charmanten Aussteiger.
Glücklicherweise hatte sie Kay nicht lange nachtrauern müssen, und sie brauchte auch keine Schuldgefühle mehr zu haben, weil sie es vermasselt hatte. Ein unglaubliches Wunder war dann geschehen!
Roberta war Lars Magnussen begegnet, der Liebe ihres Lebens!
Sie als umsichtige Autofahrerin war mit ihrem Wagen in seinen hineingefahren, es hatte so sein sollen.
Roberta wurde von ihren Gefühlen auch heute noch förmlich überrannt, wurde von ihnen übermannt, wenn sie an den Mann mit den unglaublich blauen Augen dachte. Auch Lars war, wenn auch auf ganz andere Weise als Kay, anders gewesen als normalerweise die Männer, mit denen sie zu tun hatte, denen sie begegnete in ihrem Umfeld. Auch Lars war frei, unabhängig, unkonventionell gewesen. Doch im Gegensatz zu Kay war Lars kein Aussteiger gewesen, sondern ein überaus erfolgreicher Mann, der sein Ding machte, der auf der anderen Seite aber auch sehr sensibel war, der ihr so vieles hinterlassen hatte, nicht nur den Stern, der ihren Namen trug.
Ein dauerhaftes Paradies auf Erden gab es offensichtlich nicht, irgendwo lauerte immer eine Schlange. In ihrem Fall waren es stattdessen die Eisbären, die ihr Glück zerstört hatten. Es fiel Roberta auch heute noch schwer, daran zu denken. Ausgerechnet die Eisbären, über die Lars erfolgreich geschrieben und die er über alles geliebt hatte! Es hatte ihn noch einmal zu ihnen hingezogen, und das war sein Verhängnis geworden. Niemand wusste, was wirklich geschehen war, es gab viele Vermutungen. Die Wahrheit würde niemand erfahren, sicher war, und damit hatte auch sie sich abfinden müssen, dass Lars im ewigen Eis verschollen war …
Warum dachte sie ausgerechnet jetzt an Kay und noch intensiver an Lars?
Roberta musste nicht lange darüber grübeln.
Sie musste nur ehrlich sein!
Florian hatte sie vom ersten Augenblick an, ehe sie wusste, wer er war, an Kay und ganz besonders an Lars erinnert.
Und zwischen ihr und Florian war vom allerersten Augenblick an etwas gewesen, das man deutlich spüren konnte, ohne dass etwas ausgesprochen worden war, für das es keine Erklärung gab.
Was sollte es, Roberta musste sich nicht länger etwas vormachen. Unbewusst hatte sie Angst gehabt! Angst vor ihren eigenen Gefühlen.
Stopp!
Machte sie sich da gerade nicht etwas vor?
Suchte sie Gründe dafür, warum sie es vermasselt hatte?
Es war nicht daran zu rütteln, dass Dr. Florian Andresen ein ganz hervorragender Arzt mit den allerbesten Zeugnissen war. Gut, unkonventionell war er schon, denn bereits vor Arbeitsbeginn hatte er ihr klipp und klar erklärt, dass er neben der Arbeit seine Freiräume brauchte, um weiterhin für Ärzte ohne Grenzen arbeiten zu können und um für den Ironman auf Hawaii nicht nur zu trainieren, sondern auch, um an diesem Wettbewerb teilzunehmen.
Warum dachte sie jetzt daran?
Es wäre kein Hindernis gewesen, beides nicht.
Sie hatte gezögert, und er hatte seine Konsequenzen daraus gezogen, hatte sich anders entschieden. Und sie hatte keine Ahnung, wie lange er in Kambodscha bleiben würde.