Vor dem Sturm: Der neue Sonnenwinkel 53 – Familienroman
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Mit Michaela Dornberg übernimmt eine sehr erfolgreiche Serienautorin, die Fortsetzung der beliebten Familienserie "Im Sonnenwinkel". Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen. Sie kennt den idyllischen Flecken Erlenried und die sympathische Familie Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi.
Teresa von Roth stellte sehr schnell fest, dass sie sich nicht geirrt hatte, dass es keine Sinnestäuschung war. Sie sah in der dunklen, wie verlassen wirkenden Villa hier und da einen Lichtschein. Ein wenig erinnerte sie das an Kriminalfilme, in denen Einbrecher ihr Unwesen trieben und in denen man mit diesen Lichteffekten versuchte, die Spannung zu erhöhen. Die Villa Rückert, in der das Schülerinternat untergebracht war, stellte zwar einen unglaublichen Wert dar. Das war allerdings nichts, was man sich in eine Tasche steckte und mitnahm. Und drinnen? Da war alles neu, Piet van Beveren hatte sich die Einrichtung etwas kosten lassen und hatte an nichts gespart. Doch darauf waren die Einbrecher nicht scharf. Die suchten nach Geld, Schmuck, Wertgegenständen, die sich leicht abtransportieren ließen und schnell für viel Geld zu veräußern waren. Und davon gab es in der Villa nichts. Aus diesem Grunde waren auch die installierten Überwachungskameras noch nicht in Betrieb. Der Überraschungsmoment war vorüber. Teresas Verstand setzte wieder ein. Vielleicht nicht so ganz, denn sonst hätte sie die Polizei gerufen, statt sich ins Haus zu begeben, um mal nachzusehen. Das konnte sie, denn sie besaß ihren eigenen Schlüssel, und darauf war sie sehr stolz. Drinnen angekommen, blieb sie lauschend stehen. Ihr Herz klopfte heftig, doch sie hatte keine Angst. Teresa war eine sehr couragierte Frau. Und sie war in ihrem Leben schlimmeren Situationen ausgesetzt gewesen, als in einem unbewohnten Haus mal nach dem Rechten zu sehen. Um etwas sehen zu können, machte sie die spärliche Notbeleuchtung an, tappte im Halbdunkel die Treppe hinauf, weil das Licht eindeutig von oben gekommen war.
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Buchvorschau
Vor dem Sturm - Michaela Dornberg
Der neue Sonnenwinkel
– 53 –
Vor dem Sturm
Wird aus Robertas düsterer Vorahnung Wirklichkeit?
Michaela Dornberg
Teresa von Roth stellte sehr schnell fest, dass sie sich nicht geirrt hatte, dass es keine Sinnestäuschung war. Sie sah in der dunklen, wie verlassen wirkenden Villa hier und da einen Lichtschein. Ein wenig erinnerte sie das an Kriminalfilme, in denen Einbrecher ihr Unwesen trieben und in denen man mit diesen Lichteffekten versuchte, die Spannung zu erhöhen.
Einbrecher …
Die Villa Rückert, in der das Schülerinternat untergebracht war, stellte zwar einen unglaublichen Wert dar. Das war allerdings nichts, was man sich in eine Tasche steckte und mitnahm. Und drinnen? Da war alles neu, Piet van Beveren hatte sich die Einrichtung etwas kosten lassen und hatte an nichts gespart. Doch darauf waren die Einbrecher nicht scharf. Die suchten nach Geld, Schmuck, Wertgegenständen, die sich leicht abtransportieren ließen und schnell für viel Geld zu veräußern waren. Und davon gab es in der Villa nichts. Aus diesem Grunde waren auch die installierten Überwachungskameras noch nicht in Betrieb.
Der Überraschungsmoment war vorüber. Teresas Verstand setzte wieder ein. Vielleicht nicht so ganz, denn sonst hätte sie die Polizei gerufen, statt sich ins Haus zu begeben, um mal nachzusehen. Das konnte sie, denn sie besaß ihren eigenen Schlüssel, und darauf war sie sehr stolz.
Drinnen angekommen, blieb sie lauschend stehen. Ihr Herz klopfte heftig, doch sie hatte keine Angst. Teresa war eine sehr couragierte Frau. Und sie war in ihrem Leben schlimmeren Situationen ausgesetzt gewesen, als in einem unbewohnten Haus mal nach dem Rechten zu sehen. Um etwas sehen zu können, machte sie die spärliche Notbeleuchtung an, tappte im Halbdunkel die Treppe hinauf, weil das Licht eindeutig von oben gekommen war. Langsam und vorsichtig ging sie Stufe um Stufe nach oben. Dort angekommen, blieb sie lauschend stehen. Es gab in der Villa noch eine weitere Etage, doch Teresa war sich sicher, dass der Lichtschein von dieser hier gekommen war.
Und nun?
Es gehörte nicht zu ihrem Alltag, Verbrechern auf die Spur zu kommen. Ehe sie sich in Bewegung setzte, zögerte sie einen Augenblick. Wäre es nicht doch besser, die Polizei zu rufen und die das tun zu lassen, wofür sie ausgebildet war?
Ach was!
Die Polizeistation war nicht gerade üppig mit Beamten besetzt, und die hatte wahrlich anderes zu tun, als sich um einen Einbrecher zu kümmern, der in ein Haus eingestiegen war, in dem nichts zu holen war.
Teresa traute sich nicht, hier oben Licht anzumachen, weil sie sich nicht verraten, den Einbrecher erst auf frischer Tat ertappen wollte. Wieso Einbrecher? Einbruch war nicht die Domäne von Männern, obwohl die in der Statistik die erste Stelle einnahmen.
Vorsichtig machte sie Schritt um Schritt. Plötzlich hielt sie inne. Eine der Türen war nur angelehnt, doch den schmalen Spalt kam ein tanzender Schein zu ihr heraus, und dann hörte sie ein Geräusch. Der Einbrecher musste gegen etwas gerannt sein.
Es gab Augenblicke im Leben eines jeden Menschen, in denen er spontan reagierte, ohne über eventuelle Folgen nachzudenken. Sonst hätte sie vielleicht wenigstens einen kleinen Gedanken daran verschwendet, dass sie eine nicht mehr ganz taufrische Frau war, zudem unbewaffnet und auf einen Einbruch unvorbereitet.
Sie rannte los, stieß die Tür auf, betätigte den Lichtschalter. Gleißendes Licht blendete für einen Augenblick, nicht nur sie, sondern auch den Einbrecher, der mehr Angst vor ihr zu haben schien als sie vor ihm. Wobei Angst auch nicht das richtige Wort war. Vor einem halbwüchsigen Jungen mit aufgerissenen Augen hatte man keine Angst.
Der Junge war nicht sehr groß, schlank, eher dünn, hatte wuschelige braune Haare, braune Augen, die ganz entsetzt dreinblickten. Er war ordentlich, aber eher ärmlich gekleidet.
Sie standen sich gegenüber, sahen sich an. Dann wurde dem Jungen klar, in welcher Situation er sich befand. Er setzte sich in Bewegung, wollte an Teresa vorbeihuschen, doch die hielt ihn geistesgegenwärtig an seinem Kragen fest.
»Halt, Bürschchen, davonlaufen gilt nicht. Wer hier unbefugt eindringt, muss auch den Mut aufbringen, sich seiner Tat zu stellen. Wer bist du? Vor allem, was willst du hier?«
Er antwortete nicht sofort, doch Teresa sah auf einen Blick, dass es sich bei dem Jungen nicht um einen kaltblütigen Einbrecher handelte, der auf Beute aus war. Doch weswegen war er hier?
Sie hielt ihn noch immer eisern fest, er hatte keine Chance, davonzulaufen.
»Wenn du mir versprichst, nicht abzuhauen, dann lasse ich dich los, wir setzen uns hin, und du erzählst mir, weswegen du hier bist, einverstanden?«
Er zögerte, und es hatte ganz den Anschein, dass er ihr nicht glaubte. Vermutlich war er schon oft in seinem jungen Leben enttäuscht worden und traute niemandem mehr. Den Eindruck hatte Teresa von ihm.
»Jetzt hör mir mal gut zu, mein Junge. Was du getan hast, ist eine strafbare Handlung. Man bricht nicht einfach irgendwo ein, das ist illegal. Ich will darüber hinwegsehen, ich rufe auch keine Polizei. Ich vertraue dir, und du vertraust mir«, sie überlegte einen Moment, dann reichte sie ihm ihre rechte Hand. »Hand drauf.«
Er zögerte kurz, dann schlug er ein, und Teresa ließ ihn los. Sie kannte ihn nicht, doch sie besaß genügend Menschenkenntnis, dass sie wusste, dass er sie nicht enttäuschen würde.
Freilich, so ganz verlassen konnte man sich nie. Es gab Menschen, die waren dreimal chemisch gereinigt und würden ihre eigenen Großmutter verkaufen und verraten, um ihre eigene Haut zu retten.
So war der Junge nicht, da war sie sich sehr sicher.
Sie setzten sich.
»Ich bin Teresa«, sagte sie, »und wer bist du?«
Wieder zögerte er.
Sie ließ ihm Zeit.
»Sandor Barkony«, sagte er schließlich, und Teresa rief: »Was für ein schöner Name. Und wohnst du hier, Sandor?«
Bei diesem Jungen brauchte man Geduld, er ließ sich wirklich jedes Wort aus der Nase ziehen.
»Ich meine, hier in Hohenborn oder in der Nähe?«
Sehr schnell erfuhr Teresa dann, weil sie nicht aufhörte, es zu hinterfragen, dass Sandor Waise war, im Kinderheim lebte. Und dort schien er sehr unglücklich zu sein. Teresa stellte sehr schnell fest, dass es ein sensibler Junge war, und vermutlich hatte er es in dem Heim nicht einfach.
Die Sensiblen blieben meist auf der Strecke. Nur die Harten sahen den Garten, das war ein dummer, aber leider zutreffender Spruch.
Und das rechtfertigte auch nicht den Einbruch.
»Und weswegen bist du hier, Sandor?«, wollte sie wissen, »und da erwarte ich von dir eine ganz ehrliche Antwort.«
»Ich wollte mir alles mal ansehen.«
Diese Antwort verblüffte Teresa, denn damit hätte sie jetzt überhaupt nicht gerechnet.
»Du wolltest dir alles ansehen? Sag mal, Sandor, findest du nicht, dass es ein ungewöhnlicher Weg ist, dafür in der Dunkelheit einzubrechen, sich einfach Zutritt zu verschaffen?«
Er blickte sie an, hatte Tränen in den Augen, und ihr Herz schmolz vor lauter Mitleid. Sie wusste nicht, wie es kam, doch dieser Junge berührte sie.
Er erzählte ihr, dass er von dem Internat gehört hatte, davon, dass man in dem Haus nicht nur wohnen durfte, sondern dass auch dafür gesorgt wurde, dass man einen ordentlichen Schulabschluss machen konnte.
Hörte sich alles gut an.
»Trotzdem, Sandor …«
Er ließ sie ihren Satz nicht beenden, sondern wandte ein, und jetzt klang seine junge Stimme beinahe leidenschaftlich.
»Ich hatte doch überhaupt keine andere Wahl, Teresa«, zum ersten Male nannte er sie bei ihrem Namen. Und das war ein Zeichen dafür, dass er ihr vertraute. War das nicht der Fall, blieb man anonym. »Ich wollte es so gern sehen, wenigstens einmal im Leben. Ich würde so gern hier einziehen, aber mich nimmt ja niemand. Und hätte ich an der Tür geklopft?« Er blickte Teresa an, nachdem er die Tränen weggewischt hatte. »Glaubst du«, jetzt duzte er sie sogar, »man hätte mich reingelassen, hätte mir alles gezeigt? Ich habe gehört, dass das Internat sehr bald schon die Pforten öffnen wird. Das war jetzt meine allerletzte Chance.« Seine Stimme wurde sehr sehnsuchtsvoll. »Was haben die es gut, die hier einziehen und sogar, wenn sie wollen, Abitur machen dürfen.«
Der Junge Sandor schlich sich immer mehr in ihr Herz.
Seine Stimme hatte schon wieder so sehnsuchtsvoll geklungen. »Würdest du es gern? Ich meine, Abitur machen.«
Er bekam glänzende Augen.
»Nichts lieber als das.«
»Und weißt du auch, was du danach werden möchtest?«, wollte Teresa wissen.
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
»Arzt natürlich, wie mein Vater und wie mein Großvater, und auch mein Urgroßvater war Arzt. Das waren die Barkonys immer.«
Teresa hätte jetzt gern gewusst, woher der Junge kam, was aus seinen Eltern geworden war, denn die mussten ja tot sein, sonst wäre er keine Waise. Sie fragte nicht, weil sie wusste, dass es dem Jungen nur Schmerz bereiten würde, müsste er mit ihr darüber reden. Sie würde es erfahren, denn Teresa war sich auf einmal sehr sicher, dass alles hatte so kommen müssen. Sie war nicht direkt zu ihrem Auto gegangen, hatte den Umweg gewählt, um sich die Villa, auch wenn es in der Dunkelheit und ohne Anlass ein bisschen schräg war, anzusehen. Und sie hatte auch nicht von ungefähr den Lichtschein gesehen, denn ohne ihn wäre sie nicht ins Haus gegangen.
Sie hatte auf den Jungen treffen müssen!
Und dieser Sandor war nicht irgendein Junge! Das dachte sie jetzt nicht, weil er ihr Herz berührte.
Es war unglaublich, sie und dieser Junge saßen in einem unbewohnten, noch unbewohnten, Zimmer, und obwohl sie sich nicht kannten, war zwischen ihnen eine unglaubliche Vertrautheit, ein Band.
Es war kein Zufall!
Teresa war in diesem Augenblick so unglaublich froh, dass Piet sie mit so vielen Vollmachten ausgestattet hatte, die