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Insonnia: Nächte des Grauens
Insonnia: Nächte des Grauens
Insonnia: Nächte des Grauens
eBook206 Seiten2 Stunden

Insonnia: Nächte des Grauens

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Über dieses E-Book

Italien - Toskana damals und heute. Familie Martinelli wird in ihrem Haus von einem Spuk heimgesucht. als die Situation unerträglich wird, schalten sie Geisterjäger und einen Pater zwecks eines Exorzismus ein. Parallel dazu wird die Geschichte von Velia Lombardo erzählt, die 1947 von ihrer Mutter in das ospedale psichiatrico di volterra eingewiesen wird, wo sie Schreckliches erlebt. Unmenschliches Verhalten und Therapieversuche, die Folter gleichen. Ein aufwühlender Mystery-Roman mit realem Hintergrund.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Juli 2020
ISBN9783752908190
Insonnia: Nächte des Grauens

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    Buchvorschau

    Insonnia - Jay Baldwyn

    Zitat

    In einer mondhellen Nacht stieg ich noch einmal hinab zum Heiligen Hieronymus und zum Garten Inghirams. Ich ging an den Häusern vorbei, wo der Wahnsinn schlief. Ich wollte mit einem nächtlichen und unerwarteten Gruß zu Ihnen kommen. Aber ich zögerte, bevor das eiserne Netz im roten Rahmen gespannt wurde. Ich blieb einige Zeit dort, im wiedergeborenen Steineichenhain, die Villa wurde begraben. Und meine Melancholie beschwor einige dieser stumpfen Gesichter herauf.

    (Brief vom 31. Oktober 1909 von Gabriele d'Annunzio (1863 – 1938) an Luigi Scabia (bis 1934 Leiter des Ospedale Psichiatrico di Volterra)

    Vorwort

    Obwohl dieser Roman während der Corona-Krise entstanden ist, habe ich mich dazu entschlossen, dieses Thema nicht in die Handlung einfließen zu lassen. Da ich der Meinung bin, dass die Medien schon in ausreichender Form darüber berichten. Wir leiden alle unter den Folgen, doch ein Roman soll in erster Linie unterhalten und vom Alltag ablenken. Handelt es sich, wie in diesem Fall, um einen Mystery-Roman, fließt schon zwangsläufig genug grausame Realität ein, denn die Fantasie eines Autors wird mitunter von den realen Ereignissen übertroffen. Ich bin mir bewusst, dass einige Leser mit meiner Entscheidung nicht einverstanden sein werden, aber wie heißt es so schön? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Und eines möchte ich keinesfalls – langweilen. Ich hoffe dennoch, dass die Krise bald überstanden sein wird und in ein paar Jahren nur noch eine schlechte Erinnerung daran zurückbleibt. In diesem Sinne: Bleiben Sie bitte gesund!

    Jay Baldwyn

    im Juli 2020

    Prolog

    Kiara Martinelli wusste nicht, was sie geweckt hatte. War es das klägliche Wimmern und Schreien eines Babys gewesen, das mitunter aus dem Keller zu hören war? Oder das Knarren der alten Dielen? Sie lauschte angestrengt, doch es war alles ruhig. Nicht einmal eine Tür fiel mit lautem Knall ins Schloss, wie es schon öfter vorgekommen war in diesem unglückseligen Haus. Moment mal, hatte sie nicht die Tür zu ihrem Schlafzimmer vor dem Zubettgehen geschlossen? Jetzt stand diese sperrangelweit offen, und auf dem dunklen Flur zeichnete sich mehr und mehr eine Schattengestalt ab.

    Nein, es war bestimmt keine Einbildung, dachte Kiara. Wenn man genau hinsah, konnte man die Konturen einer Frau erkennen. Sie hatte lange offene Haare und trug ein fast bodenlanges Gewand. Das Schlimmste aber war, dass ihr Gesicht völlig im Dunkeln lag, sodass es aussah, als hätte sie gar keines.

    Kiara war vor Schreck wie gelähmt und nicht einmal fähig, die kleine Lampe auf ihrem Nachttisch anzuschalten. Bestimmt würde der Spuk dann vorbei sein. Doch sie konnte keinen Finger rühren und schon gar nicht den Arm heben.

    Was wollte die Unbekannte nur von ihr? So deutlich hatte sie sich noch nie gezeigt. Ja, hin und wieder war es Kiara vorgekommen, als hätte sie aus den Augenwinkeln einen Schatten vorbeihuschen sehen. Doch sie hatte es immer als Sinnestäuschung abgetan. Aus Angst, die schreckliche Wahrheit zugeben zu müssen. Und Delano mit seiner bodenständigen Art hatte ohnehin keinen Sinn für derartige Dinge. Er hätte sie kurzerhand für überspannt gehalten.

    Die achtjährige Perla wäre bestimmt bereit gewesen, ihrer Mutter Glauben zu schenken. Kinder gingen mit solchen Dingen unverkrampft um. Noch vor wenigen Jahren hatte das Mädchen ernsthaft behauptet, eine unsichtbare Freundin zu haben. Delano war darüber sehr verärgert gewesen. Er wollte keine Tochter, die sich etwas zusammenfantasierte. Und so plötzlich, wie diese Freundin auftauchte, war sie auch wieder verschwunden gewesen.

    Aldo mit seinen vierzehn Jahren schien vergessen zu haben, woran er als Kleinkind geglaubt hatte. Zumindest schien ihm jeglicher Sinn für ungewöhnliche Dinge abhanden gekommen zu sein. Oder sprach er nur nicht darüber, um vor seinen Schulfreunden nicht als Spinner dazustehen?

    Kiaras Überlegungen fanden ein abruptes Ende, als die Schattengestalt sich aus dem Türrahmen löste und langsam auf das Bett zukam. Dabei schienen ihre Füße nicht den Boden zu berühren. Als schwebe sie. Der modrige Geruch, den sie verströmte, erzeugte bei Kiara Übelkeit, und sie war nahe daran zu schreien. Als die Schattenfrau ihre krallenartigen Hände nach ihr ausstreckte, öffnete Kiara den Mund zu einem verzweifelten Schrei, doch es kam kein Laut aus ihrer Kehle, nur ein undeutliches Röcheln.

    Kapitel 1

    1947

    Dottore Bastiano Serra sah die blasse, übernächtigt wirkende Frau freundlich an, sodass sie sofort Vertrauen zu ihm fasste.

    >>Warum bringen Sie Ihre Tochter zu uns, Signora? fragte er leise.<<

    >>Weil ich einfach nicht mehr mit ihr fertig werde<<, antwortete Kamile Lombardo. >>Velia ist verschlossen, aufsässig, ständig gereizt und mitunter aggressiv. Manchmal fürchte ich mich richtig vor ihr.<<

    >>Ist sie nur zu Ihnen verhaltensauffällig oder auch zu ihrem Vater?<<

    Die Signora öffnete ihre Handtasche, nahm ein Spitzentaschentuch heraus und tupfte es demonstrativ an ihre Nase. >>Mein Mann ist im Zweiten Weltkrieg gefallen<<, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.

    >>Das tut mir leid. Womöglich ist Ihre Velia nicht über seinen Tod hinweggekommen.<<

    >>Ach was, andere Kinder müssen auch ohne Vater aufwachsen. Sie war schon immer etwas sonderbar. Eben kein normales Kind. Sie hängt noch immer an ihrem Teddy, obwohl sie längst kein Kleinkind mehr ist. Sie spricht mit ihm, und er antwortet ihr sogar. Ich weiß nicht, wie sie das mit ihrer Stimme macht.<<

    >>Kinder haben oft eine starke Verbindung zu ihrem Lieblingsstofftier oder einer Puppe.<<

    >>Ich weiß, aber mit vierzehn? Andererseits verhält sie sich wie eine Erwachsene. Zeigt sich schamlos in der Öffentlichkeit gegenüber Jungen und Männern. Ich wollte das zuerst gar nicht glauben, bis ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Irgendetwas ist in ihrem Kopf nicht in Ordnung.<<

    >>Nun, wir werden uns selbst einen Eindruck darüber verschaffen. Haben Sie sie mitgebracht?<<

    >>Ja, Velia wartet draußen.<<

    >>Dann holen Sie sie bitte jetzt herein.<<

    Kurz darauf kam die Signora mit einem sehr schlanken, hochgewachsenen Mädchen an der Hand zurück.

    >>Buongiorno, ich bin Dottore Serra, und du bist Velia, nicht wahr?<<

    Das verschüchterte Mädchen nickte nur und wagte kaum den Blick zu heben. Ihre langen, dunklen Haare waren im Nacken zusammengebunden und wurden von einer dunkelblauen Schleife gehalten.

    >>Antworte, wenn der Dottore mit dir spricht.<<

    >>Ja, ich bin Velia. Buongiorno<<, kam es kaum hörbar aus ihrem Mund.

    >>Wir werden dich für eine Weile hierbehalten und herausfinden, was dir fehlt.<<

    >>Nein, das will ich nicht. Hier ist es gar nicht schön.<<

    >>Du musst dich erst etwas eingewöhnen. Das geht schneller als du denkst<<, sagte der Arzt.

    >>Jetzt stell dich nicht so an. So wie es jetzt ist, kann es jedenfalls nicht weitergehen. Hier, nimm deinen Teddy! Dann fühlst du dich nicht so allein.<<

    >>Bitte, mamma, nimm mich wieder mit. Ich werde auch ganz brav sein und dir keinen Kummer mehr machen.<<

    >>Nein, du bleibst hier. Und damit basta.<<

    Signora Lombardo konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Velia ihr ins Gesicht spuckte.

    >>Sehen Sie, was dieses schlimme Kind sich erlaubt? Sie hat nicht einmal Respekt vor der eigenen Mutter.<<

    Dottore Serra nahm den Telefonhörer, wählte eine Ziffer und sprach leise hinein. Kurz darauf erschienen zwei Pfleger in weißer Kleidung und packten Velia jeder an einem Arm.

    >>Komm, wir bringen dich auf dein Zimmer<<, sagte der eine. >>Da kannst du dich etwas ausruhen.<<

    Velia sträubte sich mit Händen und Füßen und schrie verzweifelt nach ihrer Mutter, doch diese schaute zur Seite und kümmerte sich nicht darum.

    >>Am Anfang wollen sie es alle nicht wahrhaben<<, meinte der Dottore. >>Das gibt sich aber nach einiger Zeit.<<

    >>Das will ich hoffen. Ich muss für meinen Lebensunterhalt sorgen und kann mich nicht um ein krankes Kind kümmern.<<

    >>Hier ist Ihre Tochter gut aufgehoben. Es wird ihr bestimmt bald wieder besser gehen. Und Sie haben schon Schlimmeres überstanden, Signora. Den Weltkrieg und den Verlust Ihres Mannes.<<

    >>Wem sagen Sie das? Also, Sie halten mich auf dem Laufenden, ja?<<

    >>Selbstverständlich, Signora.<<

    Als Signora Kamile Lombardo den Raum verlassen hatte, trug Dottore Serra in das Aufnahmeformular eine erste Diagnose ein:

    „Vierzehnjähriges Mädchen, womöglich leicht unterernährt. Depressiv mit aggressiven Ausbrüchen. Gestörtes Verhältnis zur Mutter. Leicht schizophrene Anzeichen (spricht mit ihrem Teddy und gibt sich Antwort mit verstellter Stimme). Aufnahme in die Abteilung für ruhige Patienten, wenn sich ihr Zustand nicht bessert, Verlegung in die Abteilung für unruhige Patienten. Muss gründlich untersucht und beobachtet werden."

    Velia wurde in ein Zimmer mit acht weißen Metallbetten gebracht. Auch die Zimmer nebenan waren ebenso ausgestattet, wie Velia beim Vorbeigehen erkannte. Die breiten Fenster, durch die helles Sonnenlicht fiel, wiesen Metallgitter auf, durch die man allenfalls eine Hand stecken konnte. Aus dem Körper des jungen Mädchens schien alle Kraft gewichen zu sein. Leise vor sich hin weinend, ergab es sich seinem Schicksal.

    Das Verhalten der anderen Patientinnen war sehr unterschiedlich. Manche nahmen keine Notiz von Velia. Andere starrten sie unverhohlen an. Eine junge Frau, die Velia im Nebenzimmer aufgefallen war, weil sie von ihrer Bettkante aus interessiert das Geschehen beobachtet hatte, stand plötzlich in der Tür und kam zu Velia herüber.

    >>Ciao, ich bin Gianna. Jetzt hör schon auf zu weinen. Es ist ja alles gar nicht so schlimm. Du musst nur immer schön das tun, was sie von dir wollen. Wir sind hier in der Abteilung der ruhigen Patienten, weißt du. Da sind die Türen nicht abgeschlossen. Und am Tage kann man in den Garten gehen zum Spazierengehen. Da gibt es auch Bänke aus Stein und sogar einen Spielplatz. Aber dafür bist du ja schon ein bisschen zu groß, oder?<<

    >>Ich weiß nicht. Was stehen denn da für Spielgeräte?<<

    >>Eine Rutsche, eine Wippe und ein kleines Karussell, das sich dreht.<<

    >>Das wird Babo sicher gefallen.<<

    >>Dir nicht? Und wer ist Babo? Dein Bruder?<<

    >>Nein, das ist mein Teddy. Er ist mein bester Freund. Viel besser als ein Bruder. Er ist immer lieb zu mir, schimpft nie und lügt mich nicht an.<<

    >>Das haben Stofftiere so an sich<<, lächelte Gianna.

    >>Ja, aber er ist viel mehr als das. Er hört mir zu, wenn ich Kummer habe, und gibt mir gute Ratschläge.<<

    >>Du meinst, er spricht zu dir?<<

    Velia nickte heftig.

    >>Das behältst du besser für dich. Solche Sachen hört man hier nicht so gerne.<<

    >>Wenn es doch wahr ist. Soll ich lügen?<<

    >>Nicht lügen, aber auch nicht alles erzählen. Damit man es nicht gegen dich verwenden kann.<<

    >>Verstehe ich nicht. Es schadet doch keinem, wenn Babo sich mit mir unterhält.<<

    >>Sicher nicht, doch manche werden das als Bestätigung ansehen, dass du ein bisschen verrückt bist. Ich glaube das nicht, aber vielleicht die Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern.<<

    >>Sind die nett? Die beiden Männer, die mich hergebracht haben, sahen nicht sehr freundlich aus.<<

    >>Jeder hat eben so seine eigene Art. Die meisten meinen es gut, aber es gibt auch welche, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Bosco gehört dazu. Das ist der Blonde, Bullige, der dich aufs Bett gedrückt hat. Seine Hände sind überall. Auch da, wo es dir bestimmt nicht gefällt. Und Aleandro, ein Kleiner, Dunkler mit Bart. Den hast du noch nicht kennengelernt, dem sitzt die Hand ziemlich locker. Der schlägt schnell mal zu, wenn ihm etwas nicht passt. Bei den Schwestern gibt es wahre Engel, aber auch eine, die alle nur den General nennen. So eine blonde Walküre mit Pranken wie ein Mann.<<

    >>Und wie sind die Ärzte so? Muss man sich vor denen auch fürchten? Dottore Serra machte eigentlich einen recht sanften Eindruck.<<

    >>Der hat die Aufnahme bei dir gemacht? Ja, der ist nett und sanft wie ein Lamm. Dottore Marchetti ist auch ganz in Ordnung, wenn auch nicht so sanft wie Dottore Serra. Aber am Schlimmsten ist Dottore Gallo. Der kennt kein Erbarmen und schert sich nicht darum, wenn es wehtut. Er hat so einen unheimlichen Blick. Man könnte glatt meinen, er sei einmal hier Patient gewesen. Aber das behältst du für dich, hörst du? Ich will keinen Ärger kriegen. Auf jeden Fall bin ich für dich da, wenn du mich mal brauchst. Du erinnerst mich an meine kleine Schwester. Die ist viel zu früh verstorben. Manchmal kann ich sie noch sehen oder riechen. Aber pst …!<<

    >>Was denkst du denn von mir? Glaubst du, ich plaudere aus, was du mir erzählst?<<

    >>So gut kenne ich dich schließlich noch nicht. Und Vertrauen muss langsam wachsen. Das geht nicht von jetzt auf gleich.<<

    >>Ich weiß, ich bin auch schon oft enttäuscht worden. Manche Menschen sind so falsch …<<

    Heute

    Kiara Martinelli versuchte sich beim Frühstück am nächsten Morgen nichts anmerken zu lassen. Sie fühlte sich wie gerädert, als hätte sie überhaupt keinen Schlaf bekommen, aber da die Kinder nichts sagten, nahm sie an, der nächtliche Besuch der unheimlichen Schattenfrau habe nur ihr gegolten.

    >>Wann kommt babbo eigentlich wieder?<<, fragte Perla.

    >>Übermorgen, auch wenn du noch so oft fragst.<<

    >>Sei doch nicht gleich böse, mammina. Ich habe nur solche Sehnsucht. Warum muss papà so oft weg sein?<<

    >>Auch das haben wir dir immer wieder und wieder erklärt. Dein Vater ist ein erfolgreicher Immobilienmakler, der überall in Italien Objekte anbietet. Wenn es Interessenten gibt,

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