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Haus des Bösen
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eBook182 Seiten2 Stunden

Haus des Bösen

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Über dieses E-Book

Eine Familie bezieht eine alte viktorianische Villa in Yonkers / New York. Schon bald geschehen seltsame Dinge. Die kleine Tochter spricht mit unsichtbaren Freunden, und auch die Eltern Liam und Ava sehen Personen, die dort nichts zu suchen haben. Ava gibt nach und nach ihren Widerstand auf und entwickelt eine auffällige Zuneigung zu dem alten Gemäuer. Liam hingegen fühlt sich derart unwohl, dass er mit dem Gedanken spielt, auszuziehen und wieder zu verkaufen. Als er im Stadtarchiv und in alten Zeitungen recherchiert, entdeckt er die wenig rühmliche Vergangenheit des Anwesens. Dort sind im Laufe der Jahrzehnte grausame Morde geschehen, die für Schlagzeilen und den Leerstand des Hauses gesorgt haben. Doch das Haus entwickelt eigene Pläne und will seine neuen Bewohner nicht gehen lassen.
Ein spannender Roman mit Mystery- und Horror-Elementen, der die Leser an der Geschichte des Hauses teilhaben lässt, gut unterhält, aber auch ein wenig verstört.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum6. Feb. 2017
ISBN9783742797919
Haus des Bösen

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    Buchvorschau

    Haus des Bösen - Jay Baldwyn

    Prolog

    Die Séance

    Das Zimmer war stockfinster. Bis auf drei Kerzen, deren Schein unheimliche Schatten auf die Wände und die dunklen, schweren Möbel warf, gab es keine Lichtquelle. Um den runden Tisch aus poliertem, massivem Holz saßen vier Personen – zwei ältere Ladys, bei denen es sich offensichtlich um Schwestern handelte, eine jüngere Frau, kaum älter als Ende zwanzig, und ein Mann um die Vierzig mit hagerem und wie versteinert wirkendem Gesicht. Seine fast schwarzen Augen glühten wie Kohlen, und der Mund war so schmallippig, dass er fast wie ein etwas breiterer Strich wirkte. Alle waren entsprechend der Mode des ausgehenden 19. Jahrhundert in dunkle Garderobe gekleidet und zeigten unterschiedliche Gemütszustände.

    Während der Mann ruhig und überlegt seine Fragen stellte und die Ladys ihre Aufregung kaum verbergen konnten, war die junge Frau offensichtlich nicht mehr Herr ihrer Sinne. Ihr Kopf war leicht zur Seite geneigt und die Augen derart verdreht, dass man nur das Weiß der Augäpfel sehen konnte, was ihr ein schauriges Aussehen verlieh. Das dunkle Haar, in der Mitte gescheitelt und im Nacken zu einem Knoten frisiert, ließ ihr Gesicht noch blasser erscheinen. Ihr bleicher Mund formte seltsame Laute, die kaum etwas Menschliches an sich hatten. Wenn sie sprach, tat sie es mit einer schrillen, nervtötend hohen Stimme, die sich von einem Moment zum anderen in einen tiefen Bass verwandeln konnte.

    Sinn der Zusammenkunft am späten Abend war, eine zu damaliger Zeit in Mode gekommene Séance abzuhalten. Der aus dem Französischen kommende Begriff für „Sitzung" diente üblicherweise dazu, eine Zusammenkunft einer Gruppe mehrerer Personen zu beschreiben, die unter mehr oder minder fachkundiger Anleitung oder Nutzung eines Mediums mit der Welt der Toten und des Übernatürlichen in Kontakt treten wollten, um Botschaften aus dem Jenseits zu empfangen oder mit Verstorbenen kommunizieren zu können.

    Da Mrs. Emily Hanson kürzlich ihren Mann Elijah verloren hatte und nur schwer über den Verlust hinwegkam, nahm sie die Gelegenheit wahr, Aufschluss über seine derzeitige Befindlichkeit zu erhalten. Denn dass mit dem Tod alles zu Ende sein sollte, daran wollte und konnte sie nicht glauben. Hätte sie allerdings geahnt, was sie erwartete, hätte sie bestimmt Abstand davon genommen. Entweder wurde sie gerade Zeuge eines äußerst geschickten, aber umso verwerflicheren Täuschungsmanövers, oder es war doch etwas dran an dem, was man sich so hinter vorgehaltener Hand erzählte.

    »Ist jemand unserem Ruf gefolgt und weilt jetzt unter uns?«, fragte der Mann mit seiner etwas schnarrend klingenden Stimme.

    »Ja«, tönte es vielstimmig wie verzerrt.

    »Wie macht sie das mit der Stimme?«, flüsterte Mrs. Hansons Schwester Ellie aufgeregt.

    »Scht! … Wer bist du, wie heißt du?«

    »Das tut im Moment nichts zur Sache …«

    »Ist jemand bei dir?«

    »Ja, er sagt, sein Name ist Elijah«, antwortete das Medium.

    Mrs. Hanson stieß einen nervösen Kiekser aus und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum.

    »Möchte er mit uns sprechen?«

    »Nein, nur mit seiner Frau.«

    »Ich bin hier, Darling. Wie geht es dir?«, fragte Emily.

    »Gut, mach dir keine Sorgen. Ich werde noch lange in deiner Nähe sein.« Die Stimme des Mediums klang jetzt viel tiefer und war eindeutig einem Mann zuzuordnen.

    »Er ist es wirklich. Das ist seine Stimme.« Emily war einer Ohnmacht nahe, und ihre Schwester führte gerührt ein Spitzentaschentuch zur Nase.

    »Möchtest du dich ihr noch einmal zeigen?«

    »Ich kann es versuchen.«

    Über dem Kopf der jungen Frau bildete sich weißer Dunst, der sich immer mehr verdichtete. Als das soge-nannte Ektoplasma die Gesichtszüge von Elijah Hanson annahm, war es um seine Frau geschehen. Sie stieß einen Schrei aus und fiel bewusstlos zu Boden.

    Familie Jones

    Familie Jones

    Das Ehepaar Liam und Ava Jones wollte raus aus dem Big Apple, wie New York zum Teil immer noch genannt wurde. Zusammen mit den Kindern Julian, Abigail und Sadie wollten sie künftig etwas ländlicher leben. Am liebsten auf einer alten Farm oder Ranch in einer der vielen Städte und Dörfer im Bundesstaat New York. Als Database Administrator bei einer angesehenen Firma verdiente er genug, um sich und seiner Familie ein größeres Haus bieten zu können.

    Nach dem Durchforsten einiger Immobilienanzeigen war er auf eine Maklerin gestoßen, die bevorzugt Objekte im gewünschten Bundesstaat anbot. Darunter befanden sich sogar einige Schnäppchen. Den Fotos nach zu urteilen hatte es ihnen ein altes Haus in Allegany Village am Ufer des Flusses Allegheny im Südwesten von New York gelegen, angetan. Doch weil Liam unmöglich jeden Tag über vier Stunden hin und ebenso lange zurück mit dem Auto unterwegs zur Arbeit sein konnte und nicht nur am Wochenende bei seiner Familie sein wollte, hatten sie schweren Herzens darauf verzichtet und sich mehr auf die nähergelegenen Gemeinden konzentriert.

    Dabei war ihnen ein viktorianisches Haus in Northwest Yonkers aufgefallen. Nun, Yonkers war nur eine Dreiviertelstunde von New York City entfernt. Das würde also passen, doch die annähernd zweihunderttausend Einwohner zählende Großstadt war nicht unbedingt das, was den Jones vorschwebte. Denn ähnlich wie in New York City gab es dort Viertel mit hoher Kriminalitätsrate, und die vielen Hochhaus-Wohnhäuser waren auch nicht das, was sie suchten. Einzig dem nordwestlichen Yonkers am Hudson River mit seinen alten viktorianischen Häusern wollten sie eine Chance geben.

    Die Immobilienmaklerin Alexa Coleman erwartete sie schon vor dem Grundstück. Die blondgesträhnte Enddreißigerin in schickem Businessoutfit mit über-schlanker Figur und falschem Lächeln trug eine dünne Mappe in der Hand. Hinter ihr konnte man das schloss-ähnliche Gemäuer mit Erkern und Türmchen sehen, was allen ein bewunderndes »Oh« entlockte.

    »Bin mal gespannt, wo der Haken ist«, sagte Liam, dem man so schnell nichts vormachen konnte.

    »Wie schön, dass Sie hergefunden haben«, tönte Mrs. Coleman, »ist es nicht wundervoll? Fast ein Märchenschloss.«

    »Doch, sehr beeindruckend«, meinte Ava, »warum will man es verkaufen?«

    »Die Erbengemeinschaft hat kein Interesse daran, weil alle ihre eigenen Häuser haben.«

    »Weiß man, wer es erbaut hat?«, fragte Liam.

    »Ein irischer Einwanderer, wie es viele in dieser Gegend gibt. Doch fragen Sie mich bitte nicht nach dem Namen. Auf jeden Fall schien er einen guten Geschmack gehabt zu haben. Aber treten Sie doch bitte näher! Der herrliche Garten geht hinter dem Haus noch weiter. Dort liegt sogar der größte Teil der Fläche.«

    Auf dem Weg zum Haus kriegten sich die Kinder schon in die Haare. Denn jedes von ihnen wollte am liebsten das Zimmer mit dem halbrunden Fenster im obersten Geschoss haben.

    »Ihr könnt ja jeweils eins von den Zimmern mit Erker haben, wie es sich für eine Prinzessin gebührt«, zog Julian die Mädchen auf. »Wenn ihr euch die Haare lang wachsen lasst und zum Zopf flechtet, kann ein verwunschener Prinz daran zu euch hinaufklettern.« »Du spinnst«, meinte Abigail, »das geht doch gar nicht.«

    »Doch«, widersprach Sadie, »in einem Märchen kommt so was vor.«

    »Ja, aber eben nur im Märchen …« Die manchmal etwas altkluge Abigailmit den gleichen dunklen Haaren wie ihre Mutter, die mit ihren neun Jahren bereits den Widerspruchsgeist in sich entdeckt hatte, beraubte ihre kleine Schwester, die mehr nach ihrem Vater kam und goldblonde Engelslöckchen hatte, jeglicher Illusion.

    Als Fünfjährige lebte Sadie mitunter in einer Fantasiewelt, was den elfjährigen Julian veranlasste, sie gelegentlich zu verspotten, denn er hatte ganz vergessen, dass er in ihrem Alter nicht anders gewesen war.

    »Das Zimmer mit dem bunten Fenster bekomme jedenfalls ich«, ließ Julian nicht locker und strich sich unwirsch eine Strähne seines aschblonden Haares aus dem Gesicht.

    »Leider muss ich dich in deinem Enthusiasmus etwas bremsen, mein Sohn«, sagte Ava, »über die Verteilung der Zimmer entscheiden euer Vater und ich. Ihr könnt Wünsche anmelden, mehr aber auch nicht.«

    »Gut, dann betrachte meine Äußerung eben als Wunsch«, grummelte Julian.

    »Goldig, die Kinder können es scheinbar gar nicht abwarten einzuziehen«, säuselte Mrs. Coleman.

    »Wie Kinder eben so sind. Sie lassen sich leicht von der äußeren Hülle blenden. Von der Redewendung: „außen hui und innen pfui" haben sie noch nichts gehört.« Liam machte ein ernstes Gesicht, um seiner Feststellung noch mehr Ausdruck zu verleihen.«

    »Die trifft aber auf dieses Prachtstück nicht zu, wie Sie gleich bemerken werden. Sie werden entzückt sein. Das verspreche ich Ihnen.«

    »Ich kann es gar nicht abwarten, mich selbst davon zu überzeugen. Aber irgendeinen Grund muss es doch geben, warum das Haus relativ preiswert veräußert wird.«

    »Nehmen Sie es meinem Mann nicht übel. Er ist der Realistischste in unserer Familie und sieht überall Fallstricke lauern.«

    »Einer muss euch doch auf den Grund der Tatsachen zurückbringen …«

    »Es gibt einen einfachen Grund, warum das Objekt sich preislich von den anderen abhebt«, fühlte sich Mrs. Coleman veranlasst zu bemerken, »die meisten Häuser dieser Gegend sind schon aufwendig restauriert worden.«

    »Aha, und dieses gleicht einer Ruine, ja?«

    »Ich bitte Sie. Davon kann wirklich keine Rede sein. Es hat nur immer eine Teilsanierung gegeben, und vieles ist in dem ursprünglichen Zustand verblieben. Ein Umstand, der von Romantikern durchaus geschätzt wird.«

    »Nur scheinen Ihre Romantiker nicht über die entsprechenden Mittel zu verfügen oder nicht genügend handwerklich begabt zu sein, sonst hätte doch schon einer zugegriffen«, ließ Liam sich nicht beirren.

    »Sie werden gleich sehen, was ich meine …«, Alexa Coleman holte einen alten Schlüsselbund hervor, schloss die aufwendig geschnitzte Tür auf und machte eine einladende Geste, »bitte schön, treten Sie ein!«

    Der Familie verschlug es augenblicklich die Sprache. Die bis zur Hälfte getäfelten Wände, die Leuchter und Wandlampen zum Teil im Originalzustand, die kostbaren Tapeten und vor allem die hochherrschaftliche Treppe mit gedrechseltem Handlauf waren einfach überwältigend.

    »Dürfen wir nach oben gehen, Mom?«, fragte Julian aufgeregt.

    »Ja, aber bleibt bitte zusammen. Und pass auf deine Schwestern auf, dass sie keinen Unsinn machen!«

    »Wir sind doch keine Babys mehr«, maulte Abigail und schleifte Sadie hinter sich her, um ihren Bruder einzuholen.

    Liam und Ava sahen sich im großen Living Room, im Speisezimmer und in der Küche um. Alles machte einen zwar ein wenig verstaubten, aber durchaus ordentlichen Eindruck. Liam konnte es nicht lassen, die Maklerin hin und wieder ein wenig zu provozieren. So meinte er: »Die Steckdosen scheinen auch noch aus der viktorianischen Zeit zu stammen. Ach, nein, damals gab es ja noch keine Elektrifizierung. Na gut, sagen wir: aus den Siebzigern.«

    »Immer zu Scherzen aufgelegt, Ihr Mann, ja?«, wandte sich Mrs. Coleman an Ava.

    »Als Mann hat er eben ein anderes technisches Verständnis.« Ava nahm Liams Äußerungen weniger ernst als die Maklerin, denn in seinen Augen sah sie, dass er sich längst in das Haus verliebt hatte.

    Angesichts der technischen Geräte in der Küche musste Liam dann noch bemerken: »Ein Wunder, dass es keine offene Feuerstelle gibt. Aber der Gasherd scheint mehr Jahre als ich auf dem Buckel zu haben. Ich wage gar nicht, nach der Heizungsanlage zu fragen.«

    »Die wurde regelmäßig gewartet und funktioniert einwandfrei. Wenn Sie mir in den Keller folgen, können Sie selbst schauen.«

    Überraschender Weise behielt die Maklerin Recht. Die Feuerungsanlage war zwar nicht das neueste Modell, machte aber einen soliden Eindruck. In den übrigen Kellerräumen gab es kaum etwas zu sehen. Irgendwie glichen sich Keller aller Häuser mit ihren nackten Glühbirnen, rauen Wänden und staubigen Böden.

    Einen Raum konnten sie nicht besichtigen, denn die mit mehreren Riegeln gesicherte Tür ließ sich partout nicht öffnen. Keiner der Schlüssel am Bund passte.

    »Vielleicht hält man dahinter das Schlossgespenst gefangen«, ulkte Liam.

    »Sei nicht albern, Darling. Für Gespenster sind Türen und Wände kein Hindernis«, sagte Ava.

    »Auch wieder wahr …«

    »Ja, wenn Sie hier unten alles gesehen haben, sollten wir in die oberen Etagen hinaufgehen«, machte sich Mrs. Coleman, die es auf einmal eilig zu haben schien, bemerkbar.

    »Komm! Ich bin schon ganz gespannt auf die Schlafzimmer«, sagte Liam, »und ob die Kinder kein Chaos angerichtet haben.«

    »So schlimm sind sie nun auch wieder nicht …«

    In der ersten Etage gab es sechs Schlafzimmer und zwei Bäder, die einen Mix aus Modern und Alt aufwiesen. Während die Waschbecken, WCs und Duschen neueren Datums waren, hatten die Vorbesitzer offensichtlich den Charme der guten, alten Zeit gemocht, denn

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