Wenn dein Lachen versiegt: Chefarzt Dr. Norden 1218 – Arztroman
Von Helen Perkins
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
"Sie wollten mich sprechen, Boss? Fee Norden blickte von ihrem Computermonitor in das Gesicht der jungen Kinderpsychologin Dr. Heike Kreisler. Die schlanke Berlinerin mit den brandroten Zöpfen und dem aparten Piercing in der rechten Augenbraue war die Einzige auf ihrer Station, die sie so ansprach. Es mochte respektlos klingen, war allerdings nicht so gemeint. Heikes schnoddrige Art gehörte einfach zu ihr, sie war ein unkonventioneller Mensch, der wenig von Äußerlichkeiten hielt, und vielleicht war sie deshalb beruflich so erfolgreich. Die Frau von Chefarzt Dr. Daniel Norden, Leiterin der Pädiatrie in der Münchner Behnisch-Klinik, hielt große Stücke auf die junge Kollegin. Deshalb hatte sie auch beschlossen, Heike Kreisler nun mit einem außergewöhnlichen Fall zu betrauen. "Heike, bitte setzen Sie sich", bat sie freundlich und wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Nachdem die Kollegin sich niedergelassen hatte, ließ Fee sie wissen: "Ich habe eine sehr schwierige Aufgabe für Sie. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob da überhaupt etwas zu machen ist, oder ob die kleine Patientin nicht besser in einer forsensischen Spezialklinik aufgehoben wäre. Aber man hat sie uns anvertraut, deshalb möchte ich zumindest versuchen, ihr zu helfen. "Der Babydieb? ", fragte Dr. Kreisler. Fee nickte. Sie mochte das Schlagwort nicht, auf das die Presse einen überaus tragischen Fall reduziert hatte. "Wissen Sie darüber Bescheid? "Nur das, was in den Zeitungen gestanden hat.
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Buchvorschau
Wenn dein Lachen versiegt - Helen Perkins
Chefarzt Dr. Norden
– 1218 –
Wenn dein Lachen versiegt
Ein schweres Schicksal bringt Frau Dr. Kreisler an ihre Grenzen
Helen Perkins
„Sie wollten mich sprechen, Boss?"
Fee Norden blickte von ihrem Computermonitor in das Gesicht der jungen Kinderpsychologin Dr. Heike Kreisler. Die schlanke Berlinerin mit den brandroten Zöpfen und dem aparten Piercing in der rechten Augenbraue war die Einzige auf ihrer Station, die sie so ansprach. Es mochte respektlos klingen, war allerdings nicht so gemeint. Heikes schnoddrige Art gehörte einfach zu ihr, sie war ein unkonventioneller Mensch, der wenig von Äußerlichkeiten hielt, und vielleicht war sie deshalb beruflich so erfolgreich.
Die Frau von Chefarzt Dr. Daniel Norden, Leiterin der Pädiatrie in der Münchner Behnisch-Klinik, hielt große Stücke auf die junge Kollegin. Deshalb hatte sie auch beschlossen, Heike Kreisler nun mit einem außergewöhnlichen Fall zu betrauen.
„Heike, bitte setzen Sie sich, bat sie freundlich und wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Nachdem die Kollegin sich niedergelassen hatte, ließ Fee sie wissen: „Ich habe eine sehr schwierige Aufgabe für Sie. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob da überhaupt etwas zu machen ist, oder ob die kleine Patientin nicht besser in einer forsensischen Spezialklinik aufgehoben wäre. Aber man hat sie uns anvertraut, deshalb möchte ich zumindest versuchen, ihr zu helfen.
„Der Babydieb?", fragte Dr. Kreisler.
Fee nickte. Sie mochte das Schlagwort nicht, auf das die Presse einen überaus tragischen Fall reduziert hatte.
„Wissen Sie darüber Bescheid?"
„Nur das, was in den Zeitungen gestanden hat. Dieser Typ hat vor acht Jahren ein Baby aus einem Kinderwagen gestohlen und heimlich aufgezogen. Das Ganze ist nur durch einen Zufall heraus gekommen. Der Typ hat sich umgebracht."
„Der Entführer lebte in einem abgelegenen Haus, das er von seinen Eltern geerbt hatte. Er war Bahnarbeiter, wurde aber durch einen Unfall mit Anfang Dreißig arbeitsunfähig. Seither bezog er eine kleine Rente und strich den ganzen Tag über Spielplätze und durch Parks, wo er Kinder beobachtete."
„Pädophil?"
„Nein, nicht wirklich. Die Polizei hat Aufzeichnungen gefunden, er hat außerdem viel in den sozialen Netzwerken gepostet. Dort stellte er sich als alleinerziehenden Vater dar. Offenbar war sein Wunsch nach einer Familie sehr stark ausgeprägt."
„Warum hat er sich keine Frau gesucht und eine Familie gegründet?"
„Schwer zu sagen. Er hatte Minderwertigkeitskomplexe. Es gab wohl in seiner Kindheit sehr viel Gewalt. Sein Vater war Alkoholiker, schlug seine Mutter und ihn. Er hat eigentlich nur Negatives daheim erlebt, wollte aber trotzdem eine eigene Familie, es dann wohl besser machen. Da er sich nicht traute, Kontakt zu Frauen zu suchen, hielt er Ausschau nach einem Kind. Und er fand es schließlich in einem Baby, das er aus einem Kinderwagen auf einem Spielplatz stahl. Das ist acht Jahre her."
„Ist denn wirklich nie jemandem etwas aufgefallen?"
„Er war sehr vorsichtig. Das Kind lebte in einem abgeschlossenen Kellerraum, zu dem nur er Zugang hatte. Er versorgte die Kleine gut, doch der psychische Schaden, den die Kinderseele genommen hat, ist natürlich enorm. Und es wäre wohl so weiter gegangen, hätte er nicht den „Fehler gemacht, sich jemandem anzuvertrauen.
„Einer Nachbarin?"
Fee nickte. „Er freundete sich mit ihr an."
„Zum ersten Mal in seinem Leben?"
„Ja, er mochte sie und vertraute ihr. Und er meinte, sie könnten heiraten und dann zu dritt in seinem Haus leben. Dabei übersah er nur, dass die Frau bereits verheiratet war. Als er sie in den Kellerraum führte und ihr das Kind zeigte, verständigte sie sofort die Polizei."
„Ein langer Leidensweg für ein Kind. Acht Jahre …"
„Zu lang. Die Kleine spricht nicht und reagiert auf nichts. Der Entführer war ihre einzige Bezugsperson. Ohne ihn hat sie jeden Bezug zur Welt verloren."
„Hat er seine Tat bereut?"
„Schwer zu sagen. Als die Polizei auftauchte, verschwand er im Speicher und erhängte sich. Wir werden wohl nie erfahren, was wirklich in ihm vorging. Doch ich möchte wissen, was sein Opfer empfindet, was es durchlitten hat in all den Jahren. Und ich glaube, Sie wären die Richtige, um Zugang zu dem Kind zu finden, Heike. Schwierige Fälle liegen Ihnen doch."
„Allerdings. Ich werde mein Bestes geben."
„Ich muss Sie aber auch warnen. Das ist kein Fall wie alle anderen. Dieses Kind ist schwer traumatisiert. Möglich, dass es keinen Zugang zu der Kleinen gibt, dass sie völlig zugemacht hat, nachdem der einzige Mensch, den sie je gekannt hat, fort ist. Ein Misserfolg erscheint mir hier ziemlich wahrscheinlich."
„Was ist mit den Eltern des Kindes?"
„Die Polizei ermittelt noch. Es kommen mehrere Personen infrage. Die Lebensumstände haben sich bei einigen im Laufe der letzten acht Jahre geändert. Es wird wohl eine Weile dauern, bis die leiblichen Eltern der Kleinen gefunden sind."
„Okay, dann muss ich eben ohne Netz und doppelten Boden arbeiten, wie man so schön sagt. Ich werde es erst mal ins Blaue hinein versuchen. Kinderseelen sind zäher, als man allgemein annimmt. Ganz sicher steckt irgendwo tief drinnen noch die Fähigkeit zu überleben, der Wunsch, sich zu retten, in die Wirklichkeit zurückzukommen."
„Vielleicht. Aber wir wissen nicht, was dieser Mann alles zerstört hat. Wie gesagt, es ist ein schwieriger Fall, der sich möglicherweise als unlösbar erweist. Behalten Sie das bitte im Hinterkopf, wenn wir jetzt zu der Kleinen gehen."
Heike Kreisler lächelte schmal. „Ich werd’s mir merken."
*
Die kleine Patientin war in einem Einzelzimmer untergebracht. Der erste Eindruck, den Heike Kreisler gewann, als sie eintrat, war der einer Traumwelt. Das Rollo war herunter gelassen, ein sanftes Zwielicht herrschte. Alle Konturen verschwammen. Das Kind konnte sie zunächst nicht ausmachen. Als sie nach dem Lichtschalter langte, bat Fee sie: „Warten Sie kurz, dann haben sich Ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt. Die Kleine fängt sofort an zu weinen, wenn es hell ist."
Dr. Kreisler ließ die Hand sinken. Sie blieb neben der Tür stehen, durch die das Tageslicht in einem schmalen Spalt fiel. Fast hatte sie das Gefühl, in eine Tabuzone einzudringen, an einen Ort, an dem sie nichts zu suchen hatte. Ein Gefühl ungewohnter Scheu erfüllte sie und ließ sie zögern.
Fee Norden durchquerte den Raum und zog das Rollo ein kleines Stück nach oben. Durch das Fenster fiel das graue Licht des Regentags, ließ das Krankenbett ein wenig deutlicher hervor treten, den Nachttisch, den schmalen Schrank an der gegenüber liegenden Wand. Noch immer war Heike Kreisler nicht in der Lage, die Patientin auszumachen. Wo war das Kind nur?
„Kommen Sie mal her", bat Dr. Norden sie, die noch neben dem Fenster stand. Heike ließ die Tür los, diese fiel langsam zu, reduzierte das Licht im Raum auf den schmalen Streifen, der unter dem Rollo hereinfiel.
„Hierher", dirigierte Fee sie. Als Heike neben ihr stand, lenkte sie deren Blick unter den Tisch, der vor dem Fenster stand. Dr. Kreisler starrte eine Weile reglos in das kleine Gesicht, das sich darunter abmalte.
Hätte die junge Kinderpsychologin nicht gewusst, dass es sich um ein Mädchen von neun Jahren handelte, sie hätte dieses Gesicht für das einer Puppe gehalten. Es war völlig reglos und ohne jeden Ausdruck. Die großen, blauen Augen erwiderten ihren Blick, schauten zugleich aber durch sie hindurch, als wäre Heike aus Glas. Das feingezeichnete, sehr blasse